Kapitel drei
Hoch erhobenen Hauptes schritt Goten die langen Gänge der Station entlang,
ignorierte die neugierigen Blicke und das Flüstern der Bewohner, die ihm
und dem Captain zu folgen schienen.
Natürlich hatte sich seit dem Vorfall gestern die Nachricht von seiner
Ankunft in Windeseile über die gesamte Station verteilt und nun schien es,
als ob sich die Gaffer versammelt hatten, um ihn wie ein exotisches Tier
in einem Zoo anzustarren.
Goten senkte seinen Kopf und knurrte warnend, als einer der Umstehenden
unachtsam in seinen Weg trat und der Saiyajin sah mit Befriedigung, wie
der Vorwitzige erblasste und zurück in die Reihe stolperte.
'Etwas Gutes scheint bei der Prügelei wohl doch herausgekommen zu sein',
dachte er und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Sollten sie doch starren -
solange sie ihn in Ruhe ließen, war alles in Ordnung.
Er hob seine Augen vom Boden und blickte gedankenversunken auf den Rücken
des Captains, der zwei Schritte vor ihm ging und ihm im Vorbeigehen einige
Dinge über die Station erklärte, völlig unwissend, oder unbeeindruckt,
gegenüber den Leuten, die sich versammelt hatten und ihren Weg säumten.
Goten spürte wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen, als er kurz über
das Rätsel nachdachte, das der Mensch für ihn darstellte. Es war
merkwürdig, für einen kurzen Moment hatte er so etwas wie Verbundenheit
gespürt, als er ihm gestern das erste Mal begegnet war. Eine beunruhigende
Wärme hatte sich in seinen Eingeweiden ausgebreitet, ihn verwirrt und für
einige Sekunden seine Deckung vergessen lassen.
Er hob seine Hand und ließ sie kurz über seine linke Wange streichen. Wäre
der Angreifer ein Saiyajin gewesen, Goten hätte seine Unachtsamkeit mit
dem Tod bezahlt, denn auch so hatte es einige Zeit gedauert, bis die
Schwellung abgeklungen und der Schmerz nachgelassen hatte.
'Und was war vorhin...?', fragte er sich selbst, obwohl er die Antwort
fürchtete. Wieder hatte ihn eine Welle unbekannter Emotionen überschwemmt,
als der Captain seine Hände berührt hatte - hieß das, dass der Mensch der
Telepathie oder Empathie fähig war? Wenn dem so war, was Goten allerdings
bezweifelte, so hieß es, dass er schon wieder in seiner Aufmerksamkeit
nachgelassen und seine mentalen Schutzmauern hatte fallen lassen.
Und das könnte tödlich sein, wusste er.
Andererseits, wenn der Mensch kein Telepath war... Goten weigerte sich,
diesen Gedanken zuende zu verfolgen. Sollte der Mensch nicht über
besondere mentale Fähigkeiten verfügen konnte es nur heißen, dass eine
andere, von vornherein bestimmte Verbindung zwischen ihnen bestand, die
mit ihrer Begegnung ihre Rechte einforderte. Und Instinkte konnte er nicht
bekämpfen...
'Blödsinn!' Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg und war
erleichtert zu sehen, dass die Menge um sie herum kleiner wurde, als sie
sich langsam dem administrativen Bereich der Station näherten. Trunks bog
um eine Ecke und als Goten ebenfalls die Biegung umrundet hatte, sah er
einige hundert Schritte voraus einen kleinen Personenauflauf vor riesigen,
doppelseitigen Türen stehen und warten.
Trunks drehte sich um und gestikulierte vage zum Ende des Ganges. "Dort
ist der Eingang zu Freezers Thronsaal", der Mensch schmunzelte und Goten
fragte sich verwirrt, was er so witzig fand. "Scheint so, als ob wir ein
wenig warten müssten, bis wir an die Reihe kommen, aber das wird schon
gehen, oder?"
Goten nickte kurz, als der Captain ihn auch nach mehreren Sekunden noch
ansah und offensichtlich auf eine Antwort wartete.
Zufrieden grinste der Mensch kurz bevor er sich wieder umwandte und im
Vorbeigehen einige der Gardesoldaten grüßte, die im Abstand von mehreren
Schritten den Gang säumten und Goten spürte, wie seine Verwirrung noch
mehr wuchs. Hatte man ihm nicht die ganze Zeit über, in der er auf seine
Aufgabe vorbereitet worden war, eingebläut, dass er zu ihren ehemaligen
Todfeinden ging? Dass er ständig auf der Hut und aufmerksam sein musste?
Er schüttelte unwirsch den Kopf, als nichts mehr mit irgendeiner
Information übereinzustimmen schien. Und wie ein wahrer Angehöriger seines
Volkes beunruhigte ihn das noch mehr, denn wie sollte er planen, woher
wissen, wem er vertrauen konnte und wem nicht, wenn überhaupt nichts mehr
in das Bild passte, dass er sich über seine Aufgabe gebildet hatte?
Sie hatten das Ende des Ganges erreicht und blieben stehen, Goten effektiv
aus seinen Gedanken reißend. In seinem Handschuh nach seiner
Identifikationskarte suchend trat er um den Captain herum zu einem
Gardeoffizier, der die Karte mit einem uninteressierten Nicken
entgegennahm und in ein Lesegerät schob, dass ihm alle auf der Karte
gespeicherten Daten auf den Sichtschirm seines Scouters schickte.
Für einen kurzen Moment ließ der Soldat die Daten unbeteiligt an seinem
Auge vorüberziehen, nicht sonderlich beeindruckt davon, dass er einem
leibhaftigen Saiyajin gegenüberstand. Plötzlich aber weiteten sich seine
Augen und er holte scharf Luft als ein wichtiges Faktum vor seinem Blick
erschien. Er erbleichte sichtlich und schluckte schwer, bevor er seine
Gestalt straffte und vor Goten salutierte, der den Soldaten allerdings
weitestgehend ignorierte, als seine Sinne von der Anwesenheit eines
mächtigen Wesens gestreift wurden.
Goten hatte seinen Blick erhoben und starrte mit offenem Mund auf die
Doppeltüren, nicht glauben könnend, was seine Sinne ihm mitteilten. Hinter
dem patinierten Stahl, pulsierend und ruhig, wartete eine Energie, wie er
sie noch nie gespürt hatte. Alles schien in der bloßen Anwesenheit dieser
Kraft unterzugehen, zu verlöschen wie ein Flämmchen in einer Supernova.
Goten schluckte schwer, als unwillkürlich die Frage in seinem Hirn
auftauchte, wie lebensmüde jemand sein musste, um diese Kraft
herauszufordern.
Seine Aufmerksamkeit wurde zurückgerissen, als der Soldat ihm seine
ID-Karte zurückgab. Mit Händen, deren Zittern nur mühsam unterdrückt wurde
nahm er sie entgegen und stellte sich wieder neben den Captain. Sein Blick
schweifte unwillkürlich zu den Fenstern, die es auch hier reichlich gab
und starrte blicklos in die Schwärze dahinter.
'In welche Situation hat man mich nur geschickt?', fragte er sich
unsicher, als seine alten Zweifel über seine Mission wieder auftauchten.
'Warum hat man ausgerechnet mich ausgewählt?', schoss ihm seine älteste
und dringendste Frage durch den Kopf. Er war jung, sehr jung, gerade mal
erwachsen, und er war noch nie außerhalb seiner Heimatstadt gewesen,
geschweige denn außerhalb des saiyanischen Heimatsystems, um irgendwelche
Erfahrungen im Umgang mit anderen Völkern zu sammeln. Und trotzdem hatte
man ihn als Botschafter hierher geschickt?
'Und wenn ich wirklich solche Aufgaben wahrnehmen soll, warum hat man mir
auf Vegeta-sei keinen offiziellen Rang verliehen? Oder warum steht dann in
meinem Quartier noch nicht einmal ein Computerterminal?' Wieder und wieder
gingen ihm diese Fragen durch den Kopf, erhöhten seine innere Unruhe und
schienen auf irgendeinen Fakt hinzuweisen, der ihm bis jetzt verborgen
geblieben war. 'Irgendetwas ist faul an der ganzen Sache!'
Und die ganze Zeit über spürte er die fragenden Blicke des Captains auf
sich ruhen.
******
Trunks wurde aus einem Plausch mit einem seiner ehemaligen Untergebenen
gerissen, als er hörte wie der Gardesoldat, dem Goten seine ID-Karte
gegeben hatte laut nach Luft schnappte. Neugierig drehte er sich um und
konnte gerade noch sehen, wie der Mann sichtlich erblasste, bevor er die
Karte aus seinem Gerät entfernte und sie Goten hinhielt, der sie aber
nicht entgegennahm. Statt dessen hatte sich der Junge umgewandt und
starrte mit offenem Mund auf die Türen hinter denen Freezer seine
Audienzen abhielt. Die offene Verblüffung hielt allerdings nur wenige
Sekunden, bevor sich der Gesichtsausdruck Gotens wieder zu seinem üblichen
skeptischen Blick verfinsterte.
Fasziniert beobachtete Trunks wie sich der Schwanz der Saiyajin von seiner
Hüfte löste und begann in ruckhaften Zuckungen hin und her zu schwingen,
als er weiterhin wie gebannt auf die Türen starrte. Wenn der gefasste
Gesichtsausdruck nicht etwas anderes erzählt hätte, hätte Trunks ohne zu
zögern geschworen, dass der Saiyajin nervös war.
Schließlich gelang es dem Soldaten Gotens Aufmerksamkeit zu erringen und
mit einem leichten Stirnrunzeln nahm der junge Mann seine Karte entgegen
und stellte sich wieder neben Trunks, stumm und anscheinend völlig
unbeteiligt hinaus ins All starrend.
"War etwas nicht in Ordnung?", versuchte Trunks die gespannte Stille zu
brechen, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte.
Gotens Kopf ruckte herum. "Was?"
"Ich habe gefragt, ob irgendetwas nicht mit Ihrer Karte in Ordnung war",
wiederholte Trunks und zeigte mit einem Kopfnicken in die ungefähre
Richtung der Garde.
Der Botschafter folgte kurz seinem Fingerzeig, bevor er sich zurückdrehte.
"Nein, alles in Ordnung", antwortete er steif.
Trunks nickte vage, kaum überzeugt von der Antwort des anderen, erklärte
sie doch nicht im Geringsten die Reaktion der Wache, aber er war
entschlossen, das Thema fallen zu lassen, da der Saiyajin anscheinend
nicht auf eine Diskussion desselben aus war.
Eine Bewegung an seinem unteren Blickrand fing seine Aufmerksamkeit ein
und er hatte das erste Mal Gelegenheit, den Schwanz des jungen Mannes aus
größerer Nähe betrachten zu können. Das haarige Anhängsel hing in einem
eleganten Bogen in ungefährer Kniehöhe Gotens, die Spitze zuckte
allerdings vor und zurück wie bei einer Katze, die aufgeregt war oder eine
Beute belauerte.
Irgendetwas an diesem Körperteil zog Trunks Geist in seinen Bann und zu
gern hätte er die Hand ausgestreckt, um zu testen, ob sich der Schwanz
wirklich so seidig anfühlte wie er aussah. Der Captain räusperte sich
unwillkürlich und ließ damit den Kopf des Jungen zu sich herumschnellen,
der seinem Blick folgte und die Zähne entblößte, als ihn sein eigener
Körper zu verraten schien.
"Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte Trunks noch einmal eindringlich,
als er sich des Gefühls nicht länger erwehren konnte, dass der junge
Diplomat über irgendetwas nachgrübelte.
Ein leises Grollen entschlüpfte der Kehle des anderen. "Ja, es ist alles
in Ordnung!", knurrte er mit einer Stimme, die zwar etwas gänzlich anderes
erzählte, aber Trunks auch gleichzeitig warnte, dieses Thema noch einmal
anzuschneiden. Goten griff mit beiden Händen nach seinem Schwanz und ihn
mit der einen festhaltend, strich er mit der anderen einmal fest die
gesamte Länge des Körperteils entlang, glättete die, wie Trunks erst jetzt
auffiel, aufgestellten Haare, bevor er den Schwanz, scheinbar beruhigt, an
seinen Platz an seiner Hüfte zurückschnappen ließ wo er auch blieb.
Trunks leckte sich über plötzlich trockene Lippen und seine Augen klebten
weiterhin an dem Schwanz. Irgendeine Faszination ging von diesem
Körperteil, nein, von der gesamten Person aus, die ihn in ihren Bann zog.
Er konnte den Drang, den Botschafter zu berühren kaum noch unterdrücken
und beinahe hätte er gedacht, wenn er es nicht besser gewusst hätte, dass
dieses plötzliche Gefühl, das ihn durchströmte Begehren war. Er riss
seinen Blick mühsam von Gotens Hüfte los und ließ ihn bewundernd über die
gesamte Gestalt des jungen Mannes streifen, erst jetzt bemerkend, dass der
Junge versprach, ein wirklich schöner Mann zu werden.
'Mit seiner dunklen Haar- und Augenfarbe wirkt er sehr wie ein Bewohner
der südlichen Inseln', dachte der Captain verträumt und erinnerte sich an
die Erzählungen über die angebliche Wildheit und Leidenschaft dieses
besonderen Menschenschlages. 'Ob er wohl genauso leidenschaftlich sein
kann?', fragte er sich und stöhnte mental auf, als plötzlich sehr intime
Bilder vor seinem inneren Auge auftauchten und er spürte wie er darauf
reagierte.
'Na wunderbar!', gratulierte er sich und riss seinen Blick zur Seite, um
seine Aufmerksamkeit von dem Jungen neben sich abzulenken. 'Genau das, was
du jetzt gebraucht hast - feuchte Träume über einen minderjährigen
Außerirdischen...'
******
Unruhig trat Goten von einem Bein aufs andere und ließ, während er auf
ihren Einlass wartete, seinen Blick über die Anwesenden streifen. Er sah
Dutzende von verschiedenen Rassen hier, friedlich nebeneinanderstehend und
denjenigen Lügen strafend, der ihm von der Kälte und Grausamkeit in
Freezers Imperium erzählt hatte. Viele dieser Spezies waren ihm völlig
unbekannt, einige konnte er vage zuordnen.
In unregelmäßigen Abständen öffneten und schlossen sich die gewaltigen
Flügel der Tür und ließen, wenn wieder einmal ein Botschafter hinein- oder
hinaustrat, einen Blick auf den Raum dahinter erahnen, der sich, wie es
schien, dunkel und beinahe leer dahinzog.
Goten wandte sich schaudernd ab, als seine Sinne wieder einmal von der
Gewalt Freezers Macht gestreift wurden. Das Wesen wirkte wie ein Vulkan,
oder besser, wie eine Sonne, kurz vor der finalen Eruption, die alles
Dagewesene in ihren Schatten stellen würde und, obwohl er lieber gestorben
wäre als es zuzugeben, er fürchtete sich, dieser Kraft allein und
ungeschützt gegenüber zu treten.
Sein Blick blieb wieder auf dem Captain hängen und er sah mit
Verwunderung, wie dieser sich schnell abwandte, als er Gotens
Aufmerksamkeit auf sich ruhen spürte. Er wollte sich gerade
schulterzuckend abwenden und dieses Verhalten einfach der Merkwürdigkeit
des Menschen zuordnen, als ein seltsamer Geruch seine Nase streifte.
Unwillkürlich beugte er sich weiter vor, die Augenbrauen in Konzentration
zusammengezogen als er ein weiteres Mal die Luft einsog.
'Das kann doch nicht wahr sein!', dachte er überrascht und ein wenig
entrüstet, als er diese Art von Geruch erkannte: warm, dumpf, voller Odeur
und Pheromonen. 'Wie kann er JETZT an Sex denken?!', fragte Goten sich
verwirrt und überrascht. Prüfend hielt er seine Nase noch einmal in die
leichten Luftströmungen, die von der Klimaanlage ausgingen und sog den
Duft des Menschen noch einmal tief in seine Lungen.
'Er riecht gut...'
Goten spürte wie er sich merklich beruhigte. Ein Schnurren entstand tief
in seinem Brustraum, schickte angenehme Vibrationen durch seinen gesamten
Körper und trug noch mehr dazu bei, dass er sich entspannte. Er fühlte
sich von diesem Geruch angezogen und er bemerkte mit Erstaunen, wie er
selbst auf die Anwesenheit des Menschen reagierte. Seine gesamte Umgebung
schien zu Nichts zu verblassen, als seine Sinne sich auf Trunks Gegenwart
einstellten. Er schloss seine Augen. Alles um ihn herum verschwand in der
angenehmen Schwere, die Trunks Düfte bei ihm hervorriefen. Wenn sie doch
nur allein gewesen wären...
Ein Räuspern in seiner unmittelbaren Nähe riss ihn zurück in die
Gegenwart. Seine Augen aufreißend, sich instinktiv auf einen Angriff
vorbereitend und seine eigene Unachtsamkeit verfluchend, dauerte es einige
Sekunden, bis er den Gardesoldaten erkannte, der seine ID-Karte
entgegengenommen hatte.
"Freezer erwartet Sie nun, Sir", brachte der Mann mühsam zwischen seinen
Lippen hervor, was zuerst ihm und dann Goten einen weiteren verwirrten
Blick von Trunks einbrachte, der aber von beiden ignoriert wurde.
Mit einem Schlag brach seine gesamte Nervosität wieder über ihn herein und
für einen kurzen Moment spürte er nichts als das überwältigende Bedürfnis
zu fliehen. Seine Muskeln verkrampften sich und sein Atem beschleunigte
sich, als er langsam die wenigen Schritte tat, die ihn von der eisernen
Barriere trennten, die sich zwischen ihm und Freezer befand. Mit jedem
Zentimeter, den er sich ihr näherte wuchs seine Nervosität, bis seine
Nerven schließlich zum Zerreißen gespannt waren und mit jedem Schritt, den
er tat, wichen die beiden Flügel weiter auseinander. Klafften auf wie das
Maul eines riesigen Wesens, das ihn zu verschlingen drohte.
Goten spürte eine Bewegung hinter sich und bemerkte, dass Trunks ihm
folgte. Augenblicklich beruhigte er sich ein wenig (obwohl eben dieser
merkwürdige Effekt, den der Mensch auf ihn zu haben schien, noch vor
wenigen Minuten einen Großteil seiner Nervosität begründet hatte) und tat
den letzten Schritt, der ihn von der Ominösität namens Freezer trennte.
Er hörte wie die schweren Türen hinter ihm zuschlugen und für einen kurzen
Moment wurde er noch einmal von Panik übermannt, bevor sich seine Sicht
endlich aufklarte und er einen ersten Eindruck von seiner Umgebung
gewinnen konnte. Der Raum war, wie er zuerst vermutet hatte, dunkel,
beinahe leer und erstreckte sich noch gute zwanzig Meter, bevor er in
einer künstlichen, kristallenen Anhöhe endete, auf der Freezers Thron
stand und auf dem der Herrscher saß. Seine kleine, weiße Gestalt schien in
dem riesigen Raum beinahe unterzugehen, aber jedermann, der auch nur im
Geringsten Energieauren erspüren konnte, bemerkte die Energiewirbel und
-spiralen, die durch den Raum kreisten und alle Aufmerksamkeit auf ihre
Quelle zogen.
Bedächtig setzte Goten einen Fuß vor den anderen, ging langsam die Reihen
der Elitesoldaten entlang, die Wache standen und eine Gang in der Mitte
des Raumes freiließen. Bewegte sich wie von unsichtbaren Fäden gezogen auf
Freezer zu, der wie eine Spinne in ihrem Netz, auf seinem Thron, im
Zentrum der Macht saß und auf ihn wartete.
Wenige Schritte trennten ihn schließlich von der mächtigen Kreatur, als
er, dem Protokoll Folge leistend, auf ein Knie niederließ, um seine
Vorstellung abzuwarten. Er senkte den Blick und musste augenblicklich
seine gesamte Willenskraft aufwenden, um nicht erschrocken aufzuspringen,
denn unter ihm war... nichts.
Goten ließ seinen Blick hektisch durch den Saal streifen und sah überall
das Gleiche: nur dünne Scheiben auf Klarstahl, gehalten von beinahe noch
dünneren Stahlträgern, bildeten das Grundgerüst für diesen Raum. Und nun
wunderte es ihn überhaupt nicht mehr, warum der Saal so leer und finster
gewirkt hatte - kein Licht der Welt reichte aus, um die Schwärze des Alls
zu erhellen.
Der Saiyajin schluckte schwer und hob seinen Kopf, als der Gardesoldat das
Wort ergriff und er riss seine Aufmerksamkeit noch rechtzeitig von den ihn
umgebenen Sternen los, um die allgemeine Verblüffung über seine Herkunft
mitzuerleben.
"Meister Freezer, wenn ich vorstellen darf: Goten, Sohn von Kakarott."
******
Freezer frohlockte, als die großen Türen ein weiteres Mal aufschwangen und
er dahinter die Gestalt dessen erkennen konnte, auf den er so sehnsüchtig
gewartet hatte.
Vorsichtig betrat der Saiyajin den Raum, schob sich langsam und bedächtig
Zentimeter für Zentimeter näher an ihn heran, widerwillig als ob er ahnte,
was seiner harrte, aber wie von unsichtbaren Fäden gezogen, deren Macht er
sich nicht entziehen konnte.
Der Gestaltwandler ließ seine Augen genussvoll über die Figur der
Jünglings streifen und seufzte lautlos, als er in ihm all dies wiederfand,
für das er die Saiyajin schon immer geliebt hatte: eine schöne Gestalt mit
einem ebenso schönen Gesicht, stoische Ruhe, unter deren Oberfläche ein
Orkan der Leidenschaften tobte, Geschmeidigkeit und Feuer.
Vegeta hatte ihm eine Rosenknospe geschickt, ein kostbares Kleinod, um
seinen Hof damit zu schmücken, und Freezer schwor sich zu warten, bis
diese Blume voll erblüht worden wäre, bevor er sie pflücken würde.
Mit einigen energischen Schritten ging der Junge die Reihen der
Elitekrieger entlang, bis er, wenige Schritte vor seinem Thron, zum
Stillstand kam und mit einer fließenden Bewegung auf ein Knie sank.
Freezer musste sehr an sich halten, um nicht laut aufzulachen, als er sah,
wie der Botschafter für einen kurzen Moment die Beherrschung zu verlieren
schien, als er bemerkte, dass nicht nur die Wände des Saales aus Glas
bestanden. Aber beinahe sofort brachte er sich wieder unter Kontrolle und
hob seinen Blick, sah Freezer direkt in die Augen und entrang dem Despoten
ein Gefühl der Achtung vor seiner Selbstbeherrschung.
Freezer stieg langsam von seinem Thron herunter, ging die paar Schritte
auf den Knieenden zu, die sie trennten.
"Meister Freezer, wenn ich vorstellen darf", die Stimme des Soldaten riss
ihn ein wenig aus seiner Trance, in die er verfallen war, als er die
Gestalt des Jungen ein weiteres Mal studiert hatte. "Goten, Sohn von
Kakarott."
'Was?!' Ungläubig riss er seinen Kopf nach oben und musterte den Soldaten,
der ihm eine solch ungeheure Nachricht verkündet hatte, bevor er seinen
Blick wieder auf den jungen Mann zu seinen Füssen richtete. Entfernt
vernahm er das überraschte Gemurmel und Diskutieren seiner Soldaten, als
jeder von ihnen mit der Unmöglichkeit dieser Nachricht rang.
'Der Sohn von Kakarott...' Freezer konnte es nicht glauben, wollte es
nicht glauben, aber doch - er sah die Anzeichen in der Gestalt und im
Gesicht des anderen, sah die Ähnlichkeiten. 'Aber er ist seit über dreißig
Jahren tot - wie kann er dann einen so jungen Sohn haben?', fragte er
sich.
"Mylord..."
Dieses einfache Wort aus dem Munde des Saiyajin ließ seine Gedanken in die
Wirklichkeit zurückkehren. Aus einem Reflex heraus zog er die Augenbrauen
zusammen und trat zurück auf seinen Thron, die Sekunden nutzend, um seine
Selbstbeherrschung wiederzufinden. 'Er IST tot, ich sah ihn sterben!'
Auf seinem Sitz angekommen, sah er, dass auch der Saiyajin sich wieder
erhoben hatte und wartend zu ihm aufsah.
"So so, der Sohn von Kakarott...", Freezer ließ den Namen seines
ehemaligen Todfeindes auf seinen Lippen rollen, genoss den Klang der
Silben, die schwach durch den Raum hallten, als sie von den Wänden
reflektiert wurden. "Ich dachte eigentlich, er wäre tot."
Nachtschwarze Augen hoben sich und verbanden sich mit seinen. "Er ist
tot."
Eine haarlose Augenbraue zuckte in die Höhe. "Gentechnik, also?" Der
Saiyajin senkte seinen Kopf und dies war Antwort genug.
'Anscheinend haben die Saiyajin einen Teil ihrer ursprünglichen
Technologie bewahrt', überlegte Freezer und ein Anflug von Ärger durchzog
ihn. 'Sie waren ja bekannt als Experten in der genetischen Auswahl und
Zucht ihrer Nachkommen.' Er hob eine Hand und bedeutete dem Botschafter,
dass die Audienz beendet war, sah wie der Saiyajin sich erhob.
'Du erstaunst mich immer wieder, Vegeta', adressierte er in Gedanken den
König. 'Welch Ironie des Schicksals, dass du mir ausgerechnet Kakarotts
Sohn schickst. Ob er mir genauso viel Vergnügen bereiten wird, wie sein
Vater?' Er lachte in Gedanken, als Goten sich zuerst verbeugte und den
Saal dann verließ, verfolgt von den neugierigen Blicken der Soldaten und
der Gestalt Trunks Briefs.
Freezers Augenbrauen krochen in Verwirrung zusammen. Was hatte das zu
bedeuten?
Hoch erhobenen Hauptes schritt Goten die langen Gänge der Station entlang,
ignorierte die neugierigen Blicke und das Flüstern der Bewohner, die ihm
und dem Captain zu folgen schienen.
Natürlich hatte sich seit dem Vorfall gestern die Nachricht von seiner
Ankunft in Windeseile über die gesamte Station verteilt und nun schien es,
als ob sich die Gaffer versammelt hatten, um ihn wie ein exotisches Tier
in einem Zoo anzustarren.
Goten senkte seinen Kopf und knurrte warnend, als einer der Umstehenden
unachtsam in seinen Weg trat und der Saiyajin sah mit Befriedigung, wie
der Vorwitzige erblasste und zurück in die Reihe stolperte.
'Etwas Gutes scheint bei der Prügelei wohl doch herausgekommen zu sein',
dachte er und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Sollten sie doch starren -
solange sie ihn in Ruhe ließen, war alles in Ordnung.
Er hob seine Augen vom Boden und blickte gedankenversunken auf den Rücken
des Captains, der zwei Schritte vor ihm ging und ihm im Vorbeigehen einige
Dinge über die Station erklärte, völlig unwissend, oder unbeeindruckt,
gegenüber den Leuten, die sich versammelt hatten und ihren Weg säumten.
Goten spürte wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen, als er kurz über
das Rätsel nachdachte, das der Mensch für ihn darstellte. Es war
merkwürdig, für einen kurzen Moment hatte er so etwas wie Verbundenheit
gespürt, als er ihm gestern das erste Mal begegnet war. Eine beunruhigende
Wärme hatte sich in seinen Eingeweiden ausgebreitet, ihn verwirrt und für
einige Sekunden seine Deckung vergessen lassen.
Er hob seine Hand und ließ sie kurz über seine linke Wange streichen. Wäre
der Angreifer ein Saiyajin gewesen, Goten hätte seine Unachtsamkeit mit
dem Tod bezahlt, denn auch so hatte es einige Zeit gedauert, bis die
Schwellung abgeklungen und der Schmerz nachgelassen hatte.
'Und was war vorhin...?', fragte er sich selbst, obwohl er die Antwort
fürchtete. Wieder hatte ihn eine Welle unbekannter Emotionen überschwemmt,
als der Captain seine Hände berührt hatte - hieß das, dass der Mensch der
Telepathie oder Empathie fähig war? Wenn dem so war, was Goten allerdings
bezweifelte, so hieß es, dass er schon wieder in seiner Aufmerksamkeit
nachgelassen und seine mentalen Schutzmauern hatte fallen lassen.
Und das könnte tödlich sein, wusste er.
Andererseits, wenn der Mensch kein Telepath war... Goten weigerte sich,
diesen Gedanken zuende zu verfolgen. Sollte der Mensch nicht über
besondere mentale Fähigkeiten verfügen konnte es nur heißen, dass eine
andere, von vornherein bestimmte Verbindung zwischen ihnen bestand, die
mit ihrer Begegnung ihre Rechte einforderte. Und Instinkte konnte er nicht
bekämpfen...
'Blödsinn!' Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg und war
erleichtert zu sehen, dass die Menge um sie herum kleiner wurde, als sie
sich langsam dem administrativen Bereich der Station näherten. Trunks bog
um eine Ecke und als Goten ebenfalls die Biegung umrundet hatte, sah er
einige hundert Schritte voraus einen kleinen Personenauflauf vor riesigen,
doppelseitigen Türen stehen und warten.
Trunks drehte sich um und gestikulierte vage zum Ende des Ganges. "Dort
ist der Eingang zu Freezers Thronsaal", der Mensch schmunzelte und Goten
fragte sich verwirrt, was er so witzig fand. "Scheint so, als ob wir ein
wenig warten müssten, bis wir an die Reihe kommen, aber das wird schon
gehen, oder?"
Goten nickte kurz, als der Captain ihn auch nach mehreren Sekunden noch
ansah und offensichtlich auf eine Antwort wartete.
Zufrieden grinste der Mensch kurz bevor er sich wieder umwandte und im
Vorbeigehen einige der Gardesoldaten grüßte, die im Abstand von mehreren
Schritten den Gang säumten und Goten spürte, wie seine Verwirrung noch
mehr wuchs. Hatte man ihm nicht die ganze Zeit über, in der er auf seine
Aufgabe vorbereitet worden war, eingebläut, dass er zu ihren ehemaligen
Todfeinden ging? Dass er ständig auf der Hut und aufmerksam sein musste?
Er schüttelte unwirsch den Kopf, als nichts mehr mit irgendeiner
Information übereinzustimmen schien. Und wie ein wahrer Angehöriger seines
Volkes beunruhigte ihn das noch mehr, denn wie sollte er planen, woher
wissen, wem er vertrauen konnte und wem nicht, wenn überhaupt nichts mehr
in das Bild passte, dass er sich über seine Aufgabe gebildet hatte?
Sie hatten das Ende des Ganges erreicht und blieben stehen, Goten effektiv
aus seinen Gedanken reißend. In seinem Handschuh nach seiner
Identifikationskarte suchend trat er um den Captain herum zu einem
Gardeoffizier, der die Karte mit einem uninteressierten Nicken
entgegennahm und in ein Lesegerät schob, dass ihm alle auf der Karte
gespeicherten Daten auf den Sichtschirm seines Scouters schickte.
Für einen kurzen Moment ließ der Soldat die Daten unbeteiligt an seinem
Auge vorüberziehen, nicht sonderlich beeindruckt davon, dass er einem
leibhaftigen Saiyajin gegenüberstand. Plötzlich aber weiteten sich seine
Augen und er holte scharf Luft als ein wichtiges Faktum vor seinem Blick
erschien. Er erbleichte sichtlich und schluckte schwer, bevor er seine
Gestalt straffte und vor Goten salutierte, der den Soldaten allerdings
weitestgehend ignorierte, als seine Sinne von der Anwesenheit eines
mächtigen Wesens gestreift wurden.
Goten hatte seinen Blick erhoben und starrte mit offenem Mund auf die
Doppeltüren, nicht glauben könnend, was seine Sinne ihm mitteilten. Hinter
dem patinierten Stahl, pulsierend und ruhig, wartete eine Energie, wie er
sie noch nie gespürt hatte. Alles schien in der bloßen Anwesenheit dieser
Kraft unterzugehen, zu verlöschen wie ein Flämmchen in einer Supernova.
Goten schluckte schwer, als unwillkürlich die Frage in seinem Hirn
auftauchte, wie lebensmüde jemand sein musste, um diese Kraft
herauszufordern.
Seine Aufmerksamkeit wurde zurückgerissen, als der Soldat ihm seine
ID-Karte zurückgab. Mit Händen, deren Zittern nur mühsam unterdrückt wurde
nahm er sie entgegen und stellte sich wieder neben den Captain. Sein Blick
schweifte unwillkürlich zu den Fenstern, die es auch hier reichlich gab
und starrte blicklos in die Schwärze dahinter.
'In welche Situation hat man mich nur geschickt?', fragte er sich
unsicher, als seine alten Zweifel über seine Mission wieder auftauchten.
'Warum hat man ausgerechnet mich ausgewählt?', schoss ihm seine älteste
und dringendste Frage durch den Kopf. Er war jung, sehr jung, gerade mal
erwachsen, und er war noch nie außerhalb seiner Heimatstadt gewesen,
geschweige denn außerhalb des saiyanischen Heimatsystems, um irgendwelche
Erfahrungen im Umgang mit anderen Völkern zu sammeln. Und trotzdem hatte
man ihn als Botschafter hierher geschickt?
'Und wenn ich wirklich solche Aufgaben wahrnehmen soll, warum hat man mir
auf Vegeta-sei keinen offiziellen Rang verliehen? Oder warum steht dann in
meinem Quartier noch nicht einmal ein Computerterminal?' Wieder und wieder
gingen ihm diese Fragen durch den Kopf, erhöhten seine innere Unruhe und
schienen auf irgendeinen Fakt hinzuweisen, der ihm bis jetzt verborgen
geblieben war. 'Irgendetwas ist faul an der ganzen Sache!'
Und die ganze Zeit über spürte er die fragenden Blicke des Captains auf
sich ruhen.
******
Trunks wurde aus einem Plausch mit einem seiner ehemaligen Untergebenen
gerissen, als er hörte wie der Gardesoldat, dem Goten seine ID-Karte
gegeben hatte laut nach Luft schnappte. Neugierig drehte er sich um und
konnte gerade noch sehen, wie der Mann sichtlich erblasste, bevor er die
Karte aus seinem Gerät entfernte und sie Goten hinhielt, der sie aber
nicht entgegennahm. Statt dessen hatte sich der Junge umgewandt und
starrte mit offenem Mund auf die Türen hinter denen Freezer seine
Audienzen abhielt. Die offene Verblüffung hielt allerdings nur wenige
Sekunden, bevor sich der Gesichtsausdruck Gotens wieder zu seinem üblichen
skeptischen Blick verfinsterte.
Fasziniert beobachtete Trunks wie sich der Schwanz der Saiyajin von seiner
Hüfte löste und begann in ruckhaften Zuckungen hin und her zu schwingen,
als er weiterhin wie gebannt auf die Türen starrte. Wenn der gefasste
Gesichtsausdruck nicht etwas anderes erzählt hätte, hätte Trunks ohne zu
zögern geschworen, dass der Saiyajin nervös war.
Schließlich gelang es dem Soldaten Gotens Aufmerksamkeit zu erringen und
mit einem leichten Stirnrunzeln nahm der junge Mann seine Karte entgegen
und stellte sich wieder neben Trunks, stumm und anscheinend völlig
unbeteiligt hinaus ins All starrend.
"War etwas nicht in Ordnung?", versuchte Trunks die gespannte Stille zu
brechen, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte.
Gotens Kopf ruckte herum. "Was?"
"Ich habe gefragt, ob irgendetwas nicht mit Ihrer Karte in Ordnung war",
wiederholte Trunks und zeigte mit einem Kopfnicken in die ungefähre
Richtung der Garde.
Der Botschafter folgte kurz seinem Fingerzeig, bevor er sich zurückdrehte.
"Nein, alles in Ordnung", antwortete er steif.
Trunks nickte vage, kaum überzeugt von der Antwort des anderen, erklärte
sie doch nicht im Geringsten die Reaktion der Wache, aber er war
entschlossen, das Thema fallen zu lassen, da der Saiyajin anscheinend
nicht auf eine Diskussion desselben aus war.
Eine Bewegung an seinem unteren Blickrand fing seine Aufmerksamkeit ein
und er hatte das erste Mal Gelegenheit, den Schwanz des jungen Mannes aus
größerer Nähe betrachten zu können. Das haarige Anhängsel hing in einem
eleganten Bogen in ungefährer Kniehöhe Gotens, die Spitze zuckte
allerdings vor und zurück wie bei einer Katze, die aufgeregt war oder eine
Beute belauerte.
Irgendetwas an diesem Körperteil zog Trunks Geist in seinen Bann und zu
gern hätte er die Hand ausgestreckt, um zu testen, ob sich der Schwanz
wirklich so seidig anfühlte wie er aussah. Der Captain räusperte sich
unwillkürlich und ließ damit den Kopf des Jungen zu sich herumschnellen,
der seinem Blick folgte und die Zähne entblößte, als ihn sein eigener
Körper zu verraten schien.
"Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte Trunks noch einmal eindringlich,
als er sich des Gefühls nicht länger erwehren konnte, dass der junge
Diplomat über irgendetwas nachgrübelte.
Ein leises Grollen entschlüpfte der Kehle des anderen. "Ja, es ist alles
in Ordnung!", knurrte er mit einer Stimme, die zwar etwas gänzlich anderes
erzählte, aber Trunks auch gleichzeitig warnte, dieses Thema noch einmal
anzuschneiden. Goten griff mit beiden Händen nach seinem Schwanz und ihn
mit der einen festhaltend, strich er mit der anderen einmal fest die
gesamte Länge des Körperteils entlang, glättete die, wie Trunks erst jetzt
auffiel, aufgestellten Haare, bevor er den Schwanz, scheinbar beruhigt, an
seinen Platz an seiner Hüfte zurückschnappen ließ wo er auch blieb.
Trunks leckte sich über plötzlich trockene Lippen und seine Augen klebten
weiterhin an dem Schwanz. Irgendeine Faszination ging von diesem
Körperteil, nein, von der gesamten Person aus, die ihn in ihren Bann zog.
Er konnte den Drang, den Botschafter zu berühren kaum noch unterdrücken
und beinahe hätte er gedacht, wenn er es nicht besser gewusst hätte, dass
dieses plötzliche Gefühl, das ihn durchströmte Begehren war. Er riss
seinen Blick mühsam von Gotens Hüfte los und ließ ihn bewundernd über die
gesamte Gestalt des jungen Mannes streifen, erst jetzt bemerkend, dass der
Junge versprach, ein wirklich schöner Mann zu werden.
'Mit seiner dunklen Haar- und Augenfarbe wirkt er sehr wie ein Bewohner
der südlichen Inseln', dachte der Captain verträumt und erinnerte sich an
die Erzählungen über die angebliche Wildheit und Leidenschaft dieses
besonderen Menschenschlages. 'Ob er wohl genauso leidenschaftlich sein
kann?', fragte er sich und stöhnte mental auf, als plötzlich sehr intime
Bilder vor seinem inneren Auge auftauchten und er spürte wie er darauf
reagierte.
'Na wunderbar!', gratulierte er sich und riss seinen Blick zur Seite, um
seine Aufmerksamkeit von dem Jungen neben sich abzulenken. 'Genau das, was
du jetzt gebraucht hast - feuchte Träume über einen minderjährigen
Außerirdischen...'
******
Unruhig trat Goten von einem Bein aufs andere und ließ, während er auf
ihren Einlass wartete, seinen Blick über die Anwesenden streifen. Er sah
Dutzende von verschiedenen Rassen hier, friedlich nebeneinanderstehend und
denjenigen Lügen strafend, der ihm von der Kälte und Grausamkeit in
Freezers Imperium erzählt hatte. Viele dieser Spezies waren ihm völlig
unbekannt, einige konnte er vage zuordnen.
In unregelmäßigen Abständen öffneten und schlossen sich die gewaltigen
Flügel der Tür und ließen, wenn wieder einmal ein Botschafter hinein- oder
hinaustrat, einen Blick auf den Raum dahinter erahnen, der sich, wie es
schien, dunkel und beinahe leer dahinzog.
Goten wandte sich schaudernd ab, als seine Sinne wieder einmal von der
Gewalt Freezers Macht gestreift wurden. Das Wesen wirkte wie ein Vulkan,
oder besser, wie eine Sonne, kurz vor der finalen Eruption, die alles
Dagewesene in ihren Schatten stellen würde und, obwohl er lieber gestorben
wäre als es zuzugeben, er fürchtete sich, dieser Kraft allein und
ungeschützt gegenüber zu treten.
Sein Blick blieb wieder auf dem Captain hängen und er sah mit
Verwunderung, wie dieser sich schnell abwandte, als er Gotens
Aufmerksamkeit auf sich ruhen spürte. Er wollte sich gerade
schulterzuckend abwenden und dieses Verhalten einfach der Merkwürdigkeit
des Menschen zuordnen, als ein seltsamer Geruch seine Nase streifte.
Unwillkürlich beugte er sich weiter vor, die Augenbrauen in Konzentration
zusammengezogen als er ein weiteres Mal die Luft einsog.
'Das kann doch nicht wahr sein!', dachte er überrascht und ein wenig
entrüstet, als er diese Art von Geruch erkannte: warm, dumpf, voller Odeur
und Pheromonen. 'Wie kann er JETZT an Sex denken?!', fragte Goten sich
verwirrt und überrascht. Prüfend hielt er seine Nase noch einmal in die
leichten Luftströmungen, die von der Klimaanlage ausgingen und sog den
Duft des Menschen noch einmal tief in seine Lungen.
'Er riecht gut...'
Goten spürte wie er sich merklich beruhigte. Ein Schnurren entstand tief
in seinem Brustraum, schickte angenehme Vibrationen durch seinen gesamten
Körper und trug noch mehr dazu bei, dass er sich entspannte. Er fühlte
sich von diesem Geruch angezogen und er bemerkte mit Erstaunen, wie er
selbst auf die Anwesenheit des Menschen reagierte. Seine gesamte Umgebung
schien zu Nichts zu verblassen, als seine Sinne sich auf Trunks Gegenwart
einstellten. Er schloss seine Augen. Alles um ihn herum verschwand in der
angenehmen Schwere, die Trunks Düfte bei ihm hervorriefen. Wenn sie doch
nur allein gewesen wären...
Ein Räuspern in seiner unmittelbaren Nähe riss ihn zurück in die
Gegenwart. Seine Augen aufreißend, sich instinktiv auf einen Angriff
vorbereitend und seine eigene Unachtsamkeit verfluchend, dauerte es einige
Sekunden, bis er den Gardesoldaten erkannte, der seine ID-Karte
entgegengenommen hatte.
"Freezer erwartet Sie nun, Sir", brachte der Mann mühsam zwischen seinen
Lippen hervor, was zuerst ihm und dann Goten einen weiteren verwirrten
Blick von Trunks einbrachte, der aber von beiden ignoriert wurde.
Mit einem Schlag brach seine gesamte Nervosität wieder über ihn herein und
für einen kurzen Moment spürte er nichts als das überwältigende Bedürfnis
zu fliehen. Seine Muskeln verkrampften sich und sein Atem beschleunigte
sich, als er langsam die wenigen Schritte tat, die ihn von der eisernen
Barriere trennten, die sich zwischen ihm und Freezer befand. Mit jedem
Zentimeter, den er sich ihr näherte wuchs seine Nervosität, bis seine
Nerven schließlich zum Zerreißen gespannt waren und mit jedem Schritt, den
er tat, wichen die beiden Flügel weiter auseinander. Klafften auf wie das
Maul eines riesigen Wesens, das ihn zu verschlingen drohte.
Goten spürte eine Bewegung hinter sich und bemerkte, dass Trunks ihm
folgte. Augenblicklich beruhigte er sich ein wenig (obwohl eben dieser
merkwürdige Effekt, den der Mensch auf ihn zu haben schien, noch vor
wenigen Minuten einen Großteil seiner Nervosität begründet hatte) und tat
den letzten Schritt, der ihn von der Ominösität namens Freezer trennte.
Er hörte wie die schweren Türen hinter ihm zuschlugen und für einen kurzen
Moment wurde er noch einmal von Panik übermannt, bevor sich seine Sicht
endlich aufklarte und er einen ersten Eindruck von seiner Umgebung
gewinnen konnte. Der Raum war, wie er zuerst vermutet hatte, dunkel,
beinahe leer und erstreckte sich noch gute zwanzig Meter, bevor er in
einer künstlichen, kristallenen Anhöhe endete, auf der Freezers Thron
stand und auf dem der Herrscher saß. Seine kleine, weiße Gestalt schien in
dem riesigen Raum beinahe unterzugehen, aber jedermann, der auch nur im
Geringsten Energieauren erspüren konnte, bemerkte die Energiewirbel und
-spiralen, die durch den Raum kreisten und alle Aufmerksamkeit auf ihre
Quelle zogen.
Bedächtig setzte Goten einen Fuß vor den anderen, ging langsam die Reihen
der Elitesoldaten entlang, die Wache standen und eine Gang in der Mitte
des Raumes freiließen. Bewegte sich wie von unsichtbaren Fäden gezogen auf
Freezer zu, der wie eine Spinne in ihrem Netz, auf seinem Thron, im
Zentrum der Macht saß und auf ihn wartete.
Wenige Schritte trennten ihn schließlich von der mächtigen Kreatur, als
er, dem Protokoll Folge leistend, auf ein Knie niederließ, um seine
Vorstellung abzuwarten. Er senkte den Blick und musste augenblicklich
seine gesamte Willenskraft aufwenden, um nicht erschrocken aufzuspringen,
denn unter ihm war... nichts.
Goten ließ seinen Blick hektisch durch den Saal streifen und sah überall
das Gleiche: nur dünne Scheiben auf Klarstahl, gehalten von beinahe noch
dünneren Stahlträgern, bildeten das Grundgerüst für diesen Raum. Und nun
wunderte es ihn überhaupt nicht mehr, warum der Saal so leer und finster
gewirkt hatte - kein Licht der Welt reichte aus, um die Schwärze des Alls
zu erhellen.
Der Saiyajin schluckte schwer und hob seinen Kopf, als der Gardesoldat das
Wort ergriff und er riss seine Aufmerksamkeit noch rechtzeitig von den ihn
umgebenen Sternen los, um die allgemeine Verblüffung über seine Herkunft
mitzuerleben.
"Meister Freezer, wenn ich vorstellen darf: Goten, Sohn von Kakarott."
******
Freezer frohlockte, als die großen Türen ein weiteres Mal aufschwangen und
er dahinter die Gestalt dessen erkennen konnte, auf den er so sehnsüchtig
gewartet hatte.
Vorsichtig betrat der Saiyajin den Raum, schob sich langsam und bedächtig
Zentimeter für Zentimeter näher an ihn heran, widerwillig als ob er ahnte,
was seiner harrte, aber wie von unsichtbaren Fäden gezogen, deren Macht er
sich nicht entziehen konnte.
Der Gestaltwandler ließ seine Augen genussvoll über die Figur der
Jünglings streifen und seufzte lautlos, als er in ihm all dies wiederfand,
für das er die Saiyajin schon immer geliebt hatte: eine schöne Gestalt mit
einem ebenso schönen Gesicht, stoische Ruhe, unter deren Oberfläche ein
Orkan der Leidenschaften tobte, Geschmeidigkeit und Feuer.
Vegeta hatte ihm eine Rosenknospe geschickt, ein kostbares Kleinod, um
seinen Hof damit zu schmücken, und Freezer schwor sich zu warten, bis
diese Blume voll erblüht worden wäre, bevor er sie pflücken würde.
Mit einigen energischen Schritten ging der Junge die Reihen der
Elitekrieger entlang, bis er, wenige Schritte vor seinem Thron, zum
Stillstand kam und mit einer fließenden Bewegung auf ein Knie sank.
Freezer musste sehr an sich halten, um nicht laut aufzulachen, als er sah,
wie der Botschafter für einen kurzen Moment die Beherrschung zu verlieren
schien, als er bemerkte, dass nicht nur die Wände des Saales aus Glas
bestanden. Aber beinahe sofort brachte er sich wieder unter Kontrolle und
hob seinen Blick, sah Freezer direkt in die Augen und entrang dem Despoten
ein Gefühl der Achtung vor seiner Selbstbeherrschung.
Freezer stieg langsam von seinem Thron herunter, ging die paar Schritte
auf den Knieenden zu, die sie trennten.
"Meister Freezer, wenn ich vorstellen darf", die Stimme des Soldaten riss
ihn ein wenig aus seiner Trance, in die er verfallen war, als er die
Gestalt des Jungen ein weiteres Mal studiert hatte. "Goten, Sohn von
Kakarott."
'Was?!' Ungläubig riss er seinen Kopf nach oben und musterte den Soldaten,
der ihm eine solch ungeheure Nachricht verkündet hatte, bevor er seinen
Blick wieder auf den jungen Mann zu seinen Füssen richtete. Entfernt
vernahm er das überraschte Gemurmel und Diskutieren seiner Soldaten, als
jeder von ihnen mit der Unmöglichkeit dieser Nachricht rang.
'Der Sohn von Kakarott...' Freezer konnte es nicht glauben, wollte es
nicht glauben, aber doch - er sah die Anzeichen in der Gestalt und im
Gesicht des anderen, sah die Ähnlichkeiten. 'Aber er ist seit über dreißig
Jahren tot - wie kann er dann einen so jungen Sohn haben?', fragte er
sich.
"Mylord..."
Dieses einfache Wort aus dem Munde des Saiyajin ließ seine Gedanken in die
Wirklichkeit zurückkehren. Aus einem Reflex heraus zog er die Augenbrauen
zusammen und trat zurück auf seinen Thron, die Sekunden nutzend, um seine
Selbstbeherrschung wiederzufinden. 'Er IST tot, ich sah ihn sterben!'
Auf seinem Sitz angekommen, sah er, dass auch der Saiyajin sich wieder
erhoben hatte und wartend zu ihm aufsah.
"So so, der Sohn von Kakarott...", Freezer ließ den Namen seines
ehemaligen Todfeindes auf seinen Lippen rollen, genoss den Klang der
Silben, die schwach durch den Raum hallten, als sie von den Wänden
reflektiert wurden. "Ich dachte eigentlich, er wäre tot."
Nachtschwarze Augen hoben sich und verbanden sich mit seinen. "Er ist
tot."
Eine haarlose Augenbraue zuckte in die Höhe. "Gentechnik, also?" Der
Saiyajin senkte seinen Kopf und dies war Antwort genug.
'Anscheinend haben die Saiyajin einen Teil ihrer ursprünglichen
Technologie bewahrt', überlegte Freezer und ein Anflug von Ärger durchzog
ihn. 'Sie waren ja bekannt als Experten in der genetischen Auswahl und
Zucht ihrer Nachkommen.' Er hob eine Hand und bedeutete dem Botschafter,
dass die Audienz beendet war, sah wie der Saiyajin sich erhob.
'Du erstaunst mich immer wieder, Vegeta', adressierte er in Gedanken den
König. 'Welch Ironie des Schicksals, dass du mir ausgerechnet Kakarotts
Sohn schickst. Ob er mir genauso viel Vergnügen bereiten wird, wie sein
Vater?' Er lachte in Gedanken, als Goten sich zuerst verbeugte und den
Saal dann verließ, verfolgt von den neugierigen Blicken der Soldaten und
der Gestalt Trunks Briefs.
Freezers Augenbrauen krochen in Verwirrung zusammen. Was hatte das zu
bedeuten?
