Kapitel drei



Hoch erhobenen Hauptes schritt Goten die langen Gänge der Station entlang,

ignorierte die neugierigen Blicke und das Flüstern der Bewohner, die ihm

und dem Captain zu folgen schienen.

Natürlich hatte sich seit dem Vorfall gestern die Nachricht von seiner

Ankunft in Windeseile über die gesamte Station verteilt und nun schien es,

als ob sich die Gaffer versammelt hatten, um ihn wie ein exotisches Tier

in einem Zoo anzustarren.

Goten senkte seinen Kopf und knurrte warnend, als einer der Umstehenden

unachtsam in seinen Weg trat und der Saiyajin sah mit Befriedigung, wie

der Vorwitzige erblasste und zurück in die Reihe stolperte.

'Etwas Gutes scheint bei der Prügelei wohl doch herausgekommen zu sein',

dachte er und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Sollten sie doch starren -

solange sie ihn in Ruhe ließen, war alles in Ordnung.

Er hob seine Augen vom Boden und blickte gedankenversunken auf den Rücken

des Captains, der zwei Schritte vor ihm ging und ihm im Vorbeigehen einige

Dinge über die Station erklärte, völlig unwissend, oder unbeeindruckt,

gegenüber den Leuten, die sich versammelt hatten und ihren Weg säumten.

Goten spürte wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen, als er kurz über

das Rätsel nachdachte, das der Mensch für ihn darstellte. Es war

merkwürdig, für einen kurzen Moment hatte er so etwas wie Verbundenheit

gespürt, als er ihm gestern das erste Mal begegnet war. Eine beunruhigende

Wärme hatte sich in seinen Eingeweiden ausgebreitet, ihn verwirrt und für

einige Sekunden seine Deckung vergessen lassen.

Er hob seine Hand und ließ sie kurz über seine linke Wange streichen. Wäre

der Angreifer ein Saiyajin gewesen, Goten hätte seine Unachtsamkeit mit

dem Tod bezahlt, denn auch so hatte es einige Zeit gedauert, bis die

Schwellung abgeklungen und der Schmerz nachgelassen hatte.

'Und was war vorhin...?', fragte er sich selbst, obwohl er die Antwort

fürchtete. Wieder hatte ihn eine Welle unbekannter Emotionen überschwemmt,

als der Captain seine Hände berührt hatte - hieß das, dass der Mensch der

Telepathie oder Empathie fähig war? Wenn dem so war, was Goten allerdings

bezweifelte, so hieß es, dass er schon wieder in seiner Aufmerksamkeit

nachgelassen und seine mentalen Schutzmauern hatte fallen lassen.

Und das könnte tödlich sein, wusste er.

Andererseits, wenn der Mensch kein Telepath war... Goten weigerte sich,

diesen Gedanken zuende zu verfolgen. Sollte der Mensch nicht über

besondere mentale Fähigkeiten verfügen konnte es nur heißen, dass eine

andere, von vornherein bestimmte Verbindung zwischen ihnen bestand, die

mit ihrer Begegnung ihre Rechte einforderte. Und Instinkte konnte er nicht

bekämpfen...

'Blödsinn!' Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg und war

erleichtert zu sehen, dass die Menge um sie herum kleiner wurde, als sie

sich langsam dem administrativen Bereich der Station näherten. Trunks bog

um eine Ecke und als Goten ebenfalls die Biegung umrundet hatte, sah er

einige hundert Schritte voraus einen kleinen Personenauflauf vor riesigen,

doppelseitigen Türen stehen und warten.

Trunks drehte sich um und gestikulierte vage zum Ende des Ganges. "Dort

ist der Eingang zu Freezers Thronsaal", der Mensch schmunzelte und Goten

fragte sich verwirrt, was er so witzig fand. "Scheint so, als ob wir ein

wenig warten müssten, bis wir an die Reihe kommen, aber das wird schon

gehen, oder?"

Goten nickte kurz, als der Captain ihn auch nach mehreren Sekunden noch

ansah und offensichtlich auf eine Antwort wartete.

Zufrieden grinste der Mensch kurz bevor er sich wieder umwandte und im

Vorbeigehen einige der Gardesoldaten grüßte, die im Abstand von mehreren

Schritten den Gang säumten und Goten spürte, wie seine Verwirrung noch

mehr wuchs. Hatte man ihm nicht die ganze Zeit über, in der er auf seine

Aufgabe vorbereitet worden war, eingebläut, dass er zu ihren ehemaligen

Todfeinden ging? Dass er ständig auf der Hut und aufmerksam sein musste?

Er schüttelte unwirsch den Kopf, als nichts mehr mit irgendeiner

Information übereinzustimmen schien. Und wie ein wahrer Angehöriger seines

Volkes beunruhigte ihn das noch mehr, denn wie sollte er planen, woher

wissen, wem er vertrauen konnte und wem nicht, wenn überhaupt nichts mehr

in das Bild passte, dass er sich über seine Aufgabe gebildet hatte?

Sie hatten das Ende des Ganges erreicht und blieben stehen, Goten effektiv

aus seinen Gedanken reißend. In seinem Handschuh nach seiner

Identifikationskarte suchend trat er um den Captain herum zu einem

Gardeoffizier, der die Karte mit einem uninteressierten Nicken

entgegennahm und in ein Lesegerät schob, dass ihm alle auf der Karte

gespeicherten Daten auf den Sichtschirm seines Scouters schickte.

Für einen kurzen Moment ließ der Soldat die Daten unbeteiligt an seinem

Auge vorüberziehen, nicht sonderlich beeindruckt davon, dass er einem

leibhaftigen Saiyajin gegenüberstand. Plötzlich aber weiteten sich seine

Augen und er holte scharf Luft als ein wichtiges Faktum vor seinem Blick

erschien. Er erbleichte sichtlich und schluckte schwer, bevor er seine

Gestalt straffte und vor Goten salutierte, der den Soldaten allerdings

weitestgehend ignorierte, als seine Sinne von der Anwesenheit eines

mächtigen Wesens gestreift wurden.

Goten hatte seinen Blick erhoben und starrte mit offenem Mund auf die

Doppeltüren, nicht glauben könnend, was seine Sinne ihm mitteilten. Hinter

dem patinierten Stahl, pulsierend und ruhig, wartete eine Energie, wie er

sie noch nie gespürt hatte. Alles schien in der bloßen Anwesenheit dieser

Kraft unterzugehen, zu verlöschen wie ein Flämmchen in einer Supernova.

Goten schluckte schwer, als unwillkürlich die Frage in seinem Hirn

auftauchte, wie lebensmüde jemand sein musste, um diese Kraft

herauszufordern.

Seine Aufmerksamkeit wurde zurückgerissen, als der Soldat ihm seine

ID-Karte zurückgab. Mit Händen, deren Zittern nur mühsam unterdrückt wurde

nahm er sie entgegen und stellte sich wieder neben den Captain. Sein Blick

schweifte unwillkürlich zu den Fenstern, die es auch hier reichlich gab

und starrte blicklos in die Schwärze dahinter.

'In welche Situation hat man mich nur geschickt?', fragte er sich

unsicher, als seine alten Zweifel über seine Mission wieder auftauchten.

'Warum hat man ausgerechnet mich ausgewählt?', schoss ihm seine älteste

und dringendste Frage durch den Kopf. Er war jung, sehr jung, gerade mal

erwachsen, und er war noch nie außerhalb seiner Heimatstadt gewesen,

geschweige denn außerhalb des saiyanischen Heimatsystems, um irgendwelche

Erfahrungen im Umgang mit anderen Völkern zu sammeln. Und trotzdem hatte

man ihn als Botschafter hierher geschickt?

'Und wenn ich wirklich solche Aufgaben wahrnehmen soll, warum hat man mir

auf Vegeta-sei keinen offiziellen Rang verliehen? Oder warum steht dann in

meinem Quartier noch nicht einmal ein Computerterminal?' Wieder und wieder

gingen ihm diese Fragen durch den Kopf, erhöhten seine innere Unruhe und

schienen auf irgendeinen Fakt hinzuweisen, der ihm bis jetzt verborgen

geblieben war. 'Irgendetwas ist faul an der ganzen Sache!'

Und die ganze Zeit über spürte er die fragenden Blicke des Captains auf

sich ruhen.

******

Trunks wurde aus einem Plausch mit einem seiner ehemaligen Untergebenen

gerissen, als er hörte wie der Gardesoldat, dem Goten seine ID-Karte

gegeben hatte laut nach Luft schnappte. Neugierig drehte er sich um und

konnte gerade noch sehen, wie der Mann sichtlich erblasste, bevor er die

Karte aus seinem Gerät entfernte und sie Goten hinhielt, der sie aber

nicht entgegennahm. Statt dessen hatte sich der Junge umgewandt und

starrte mit offenem Mund auf die Türen hinter denen Freezer seine

Audienzen abhielt. Die offene Verblüffung hielt allerdings nur wenige

Sekunden, bevor sich der Gesichtsausdruck Gotens wieder zu seinem üblichen

skeptischen Blick verfinsterte.

Fasziniert beobachtete Trunks wie sich der Schwanz der Saiyajin von seiner

Hüfte löste und begann in ruckhaften Zuckungen hin und her zu schwingen,

als er weiterhin wie gebannt auf die Türen starrte. Wenn der gefasste

Gesichtsausdruck nicht etwas anderes erzählt hätte, hätte Trunks ohne zu

zögern geschworen, dass der Saiyajin nervös war.

Schließlich gelang es dem Soldaten Gotens Aufmerksamkeit zu erringen und

mit einem leichten Stirnrunzeln nahm der junge Mann seine Karte entgegen

und stellte sich wieder neben Trunks, stumm und anscheinend völlig

unbeteiligt hinaus ins All starrend.

"War etwas nicht in Ordnung?", versuchte Trunks die gespannte Stille zu

brechen, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte.

Gotens Kopf ruckte herum. "Was?"

"Ich habe gefragt, ob irgendetwas nicht mit Ihrer Karte in Ordnung war",

wiederholte Trunks und zeigte mit einem Kopfnicken in die ungefähre

Richtung der Garde.

Der Botschafter folgte kurz seinem Fingerzeig, bevor er sich zurückdrehte.

"Nein, alles in Ordnung", antwortete er steif.

Trunks nickte vage, kaum überzeugt von der Antwort des anderen, erklärte

sie doch nicht im Geringsten die Reaktion der Wache, aber er war

entschlossen, das Thema fallen zu lassen, da der Saiyajin anscheinend

nicht auf eine Diskussion desselben aus war.

Eine Bewegung an seinem unteren Blickrand fing seine Aufmerksamkeit ein

und er hatte das erste Mal Gelegenheit, den Schwanz des jungen Mannes aus

größerer Nähe betrachten zu können. Das haarige Anhängsel hing in einem

eleganten Bogen in ungefährer Kniehöhe Gotens, die Spitze zuckte

allerdings vor und zurück wie bei einer Katze, die aufgeregt war oder eine

Beute belauerte.

Irgendetwas an diesem Körperteil zog Trunks Geist in seinen Bann und zu

gern hätte er die Hand ausgestreckt, um zu testen, ob sich der Schwanz

wirklich so seidig anfühlte wie er aussah. Der Captain räusperte sich

unwillkürlich und ließ damit den Kopf des Jungen zu sich herumschnellen,

der seinem Blick folgte und die Zähne entblößte, als ihn sein eigener

Körper zu verraten schien.

"Ist wirklich alles in Ordnung?", fragte Trunks noch einmal eindringlich,

als er sich des Gefühls nicht länger erwehren konnte, dass der junge

Diplomat über irgendetwas nachgrübelte.

Ein leises Grollen entschlüpfte der Kehle des anderen. "Ja, es ist alles

in Ordnung!", knurrte er mit einer Stimme, die zwar etwas gänzlich anderes

erzählte, aber Trunks auch gleichzeitig warnte, dieses Thema noch einmal

anzuschneiden. Goten griff mit beiden Händen nach seinem Schwanz und ihn

mit der einen festhaltend, strich er mit der anderen einmal fest die

gesamte Länge des Körperteils entlang, glättete die, wie Trunks erst jetzt

auffiel, aufgestellten Haare, bevor er den Schwanz, scheinbar beruhigt, an

seinen Platz an seiner Hüfte zurückschnappen ließ wo er auch blieb.

Trunks leckte sich über plötzlich trockene Lippen und seine Augen klebten

weiterhin an dem Schwanz. Irgendeine Faszination ging von diesem

Körperteil, nein, von der gesamten Person aus, die ihn in ihren Bann zog.

Er konnte den Drang, den Botschafter zu berühren kaum noch unterdrücken

und beinahe hätte er gedacht, wenn er es nicht besser gewusst hätte, dass

dieses plötzliche Gefühl, das ihn durchströmte Begehren war. Er riss

seinen Blick mühsam von Gotens Hüfte los und ließ ihn bewundernd über die

gesamte Gestalt des jungen Mannes streifen, erst jetzt bemerkend, dass der

Junge versprach, ein wirklich schöner Mann zu werden.

'Mit seiner dunklen Haar- und Augenfarbe wirkt er sehr wie ein Bewohner

der südlichen Inseln', dachte der Captain verträumt und erinnerte sich an

die Erzählungen über die angebliche Wildheit und Leidenschaft dieses

besonderen Menschenschlages. 'Ob er wohl genauso leidenschaftlich sein

kann?', fragte er sich und stöhnte mental auf, als plötzlich sehr intime

Bilder vor seinem inneren Auge auftauchten und er spürte wie er darauf

reagierte.

'Na wunderbar!', gratulierte er sich und riss seinen Blick zur Seite, um

seine Aufmerksamkeit von dem Jungen neben sich abzulenken. 'Genau das, was

du jetzt gebraucht hast - feuchte Träume über einen minderjährigen

Außerirdischen...'

******

Unruhig trat Goten von einem Bein aufs andere und ließ, während er auf

ihren Einlass wartete, seinen Blick über die Anwesenden streifen. Er sah

Dutzende von verschiedenen Rassen hier, friedlich nebeneinanderstehend und

denjenigen Lügen strafend, der ihm von der Kälte und Grausamkeit in

Freezers Imperium erzählt hatte. Viele dieser Spezies waren ihm völlig

unbekannt, einige konnte er vage zuordnen.

In unregelmäßigen Abständen öffneten und schlossen sich die gewaltigen

Flügel der Tür und ließen, wenn wieder einmal ein Botschafter hinein- oder

hinaustrat, einen Blick auf den Raum dahinter erahnen, der sich, wie es

schien, dunkel und beinahe leer dahinzog.

Goten wandte sich schaudernd ab, als seine Sinne wieder einmal von der

Gewalt Freezers Macht gestreift wurden. Das Wesen wirkte wie ein Vulkan,

oder besser, wie eine Sonne, kurz vor der finalen Eruption, die alles

Dagewesene in ihren Schatten stellen würde und, obwohl er lieber gestorben

wäre als es zuzugeben, er fürchtete sich, dieser Kraft allein und

ungeschützt gegenüber zu treten.

Sein Blick blieb wieder auf dem Captain hängen und er sah mit

Verwunderung, wie dieser sich schnell abwandte, als er Gotens

Aufmerksamkeit auf sich ruhen spürte. Er wollte sich gerade

schulterzuckend abwenden und dieses Verhalten einfach der Merkwürdigkeit

des Menschen zuordnen, als ein seltsamer Geruch seine Nase streifte.

Unwillkürlich beugte er sich weiter vor, die Augenbrauen in Konzentration

zusammengezogen als er ein weiteres Mal die Luft einsog.

'Das kann doch nicht wahr sein!', dachte er überrascht und ein wenig

entrüstet, als er diese Art von Geruch erkannte: warm, dumpf, voller Odeur

und Pheromonen. 'Wie kann er JETZT an Sex denken?!', fragte Goten sich

verwirrt und überrascht. Prüfend hielt er seine Nase noch einmal in die

leichten Luftströmungen, die von der Klimaanlage ausgingen und sog den

Duft des Menschen noch einmal tief in seine Lungen.

'Er riecht gut...'

Goten spürte wie er sich merklich beruhigte. Ein Schnurren entstand tief

in seinem Brustraum, schickte angenehme Vibrationen durch seinen gesamten

Körper und trug noch mehr dazu bei, dass er sich entspannte. Er fühlte

sich von diesem Geruch angezogen und er bemerkte mit Erstaunen, wie er

selbst auf die Anwesenheit des Menschen reagierte. Seine gesamte Umgebung

schien zu Nichts zu verblassen, als seine Sinne sich auf Trunks Gegenwart

einstellten. Er schloss seine Augen. Alles um ihn herum verschwand in der

angenehmen Schwere, die Trunks Düfte bei ihm hervorriefen. Wenn sie doch

nur allein gewesen wären...

Ein Räuspern in seiner unmittelbaren Nähe riss ihn zurück in die

Gegenwart. Seine Augen aufreißend, sich instinktiv auf einen Angriff

vorbereitend und seine eigene Unachtsamkeit verfluchend, dauerte es einige

Sekunden, bis er den Gardesoldaten erkannte, der seine ID-Karte

entgegengenommen hatte.

"Freezer erwartet Sie nun, Sir", brachte der Mann mühsam zwischen seinen

Lippen hervor, was zuerst ihm und dann Goten einen weiteren verwirrten

Blick von Trunks einbrachte, der aber von beiden ignoriert wurde.

Mit einem Schlag brach seine gesamte Nervosität wieder über ihn herein und

für einen kurzen Moment spürte er nichts als das überwältigende Bedürfnis

zu fliehen. Seine Muskeln verkrampften sich und sein Atem beschleunigte

sich, als er langsam die wenigen Schritte tat, die ihn von der eisernen

Barriere trennten, die sich zwischen ihm und Freezer befand. Mit jedem

Zentimeter, den er sich ihr näherte wuchs seine Nervosität, bis seine

Nerven schließlich zum Zerreißen gespannt waren und mit jedem Schritt, den

er tat, wichen die beiden Flügel weiter auseinander. Klafften auf wie das

Maul eines riesigen Wesens, das ihn zu verschlingen drohte.

Goten spürte eine Bewegung hinter sich und bemerkte, dass Trunks ihm

folgte. Augenblicklich beruhigte er sich ein wenig (obwohl eben dieser

merkwürdige Effekt, den der Mensch auf ihn zu haben schien, noch vor

wenigen Minuten einen Großteil seiner Nervosität begründet hatte) und tat

den letzten Schritt, der ihn von der Ominösität namens Freezer trennte.

Er hörte wie die schweren Türen hinter ihm zuschlugen und für einen kurzen

Moment wurde er noch einmal von Panik übermannt, bevor sich seine Sicht

endlich aufklarte und er einen ersten Eindruck von seiner Umgebung

gewinnen konnte. Der Raum war, wie er zuerst vermutet hatte, dunkel,

beinahe leer und erstreckte sich noch gute zwanzig Meter, bevor er in

einer künstlichen, kristallenen Anhöhe endete, auf der Freezers Thron

stand und auf dem der Herrscher saß. Seine kleine, weiße Gestalt schien in

dem riesigen Raum beinahe unterzugehen, aber jedermann, der auch nur im

Geringsten Energieauren erspüren konnte, bemerkte die Energiewirbel und

-spiralen, die durch den Raum kreisten und alle Aufmerksamkeit auf ihre

Quelle zogen.

Bedächtig setzte Goten einen Fuß vor den anderen, ging langsam die Reihen

der Elitesoldaten entlang, die Wache standen und eine Gang in der Mitte

des Raumes freiließen. Bewegte sich wie von unsichtbaren Fäden gezogen auf

Freezer zu, der wie eine Spinne in ihrem Netz, auf seinem Thron, im

Zentrum der Macht saß und auf ihn wartete.

Wenige Schritte trennten ihn schließlich von der mächtigen Kreatur, als

er, dem Protokoll Folge leistend, auf ein Knie niederließ, um seine

Vorstellung abzuwarten. Er senkte den Blick und musste augenblicklich

seine gesamte Willenskraft aufwenden, um nicht erschrocken aufzuspringen,

denn unter ihm war... nichts.

Goten ließ seinen Blick hektisch durch den Saal streifen und sah überall

das Gleiche: nur dünne Scheiben auf Klarstahl, gehalten von beinahe noch

dünneren Stahlträgern, bildeten das Grundgerüst für diesen Raum. Und nun

wunderte es ihn überhaupt nicht mehr, warum der Saal so leer und finster

gewirkt hatte - kein Licht der Welt reichte aus, um die Schwärze des Alls

zu erhellen.

Der Saiyajin schluckte schwer und hob seinen Kopf, als der Gardesoldat das

Wort ergriff und er riss seine Aufmerksamkeit noch rechtzeitig von den ihn

umgebenen Sternen los, um die allgemeine Verblüffung über seine Herkunft

mitzuerleben.

"Meister Freezer, wenn ich vorstellen darf: Goten, Sohn von Kakarott."

******

Freezer frohlockte, als die großen Türen ein weiteres Mal aufschwangen und

er dahinter die Gestalt dessen erkennen konnte, auf den er so sehnsüchtig

gewartet hatte.

Vorsichtig betrat der Saiyajin den Raum, schob sich langsam und bedächtig

Zentimeter für Zentimeter näher an ihn heran, widerwillig als ob er ahnte,

was seiner harrte, aber wie von unsichtbaren Fäden gezogen, deren Macht er

sich nicht entziehen konnte.

Der Gestaltwandler ließ seine Augen genussvoll über die Figur der

Jünglings streifen und seufzte lautlos, als er in ihm all dies wiederfand,

für das er die Saiyajin schon immer geliebt hatte: eine schöne Gestalt mit

einem ebenso schönen Gesicht, stoische Ruhe, unter deren Oberfläche ein

Orkan der Leidenschaften tobte, Geschmeidigkeit und Feuer.

Vegeta hatte ihm eine Rosenknospe geschickt, ein kostbares Kleinod, um

seinen Hof damit zu schmücken, und Freezer schwor sich zu warten, bis

diese Blume voll erblüht worden wäre, bevor er sie pflücken würde.

Mit einigen energischen Schritten ging der Junge die Reihen der

Elitekrieger entlang, bis er, wenige Schritte vor seinem Thron, zum

Stillstand kam und mit einer fließenden Bewegung auf ein Knie sank.

Freezer musste sehr an sich halten, um nicht laut aufzulachen, als er sah,

wie der Botschafter für einen kurzen Moment die Beherrschung zu verlieren

schien, als er bemerkte, dass nicht nur die Wände des Saales aus Glas

bestanden. Aber beinahe sofort brachte er sich wieder unter Kontrolle und

hob seinen Blick, sah Freezer direkt in die Augen und entrang dem Despoten

ein Gefühl der Achtung vor seiner Selbstbeherrschung.

Freezer stieg langsam von seinem Thron herunter, ging die paar Schritte

auf den Knieenden zu, die sie trennten.

"Meister Freezer, wenn ich vorstellen darf", die Stimme des Soldaten riss

ihn ein wenig aus seiner Trance, in die er verfallen war, als er die

Gestalt des Jungen ein weiteres Mal studiert hatte. "Goten, Sohn von

Kakarott."

'Was?!' Ungläubig riss er seinen Kopf nach oben und musterte den Soldaten,

der ihm eine solch ungeheure Nachricht verkündet hatte, bevor er seinen

Blick wieder auf den jungen Mann zu seinen Füssen richtete. Entfernt

vernahm er das überraschte Gemurmel und Diskutieren seiner Soldaten, als

jeder von ihnen mit der Unmöglichkeit dieser Nachricht rang.

'Der Sohn von Kakarott...' Freezer konnte es nicht glauben, wollte es

nicht glauben, aber doch - er sah die Anzeichen in der Gestalt und im

Gesicht des anderen, sah die Ähnlichkeiten. 'Aber er ist seit über dreißig

Jahren tot - wie kann er dann einen so jungen Sohn haben?', fragte er

sich.

"Mylord..."

Dieses einfache Wort aus dem Munde des Saiyajin ließ seine Gedanken in die

Wirklichkeit zurückkehren. Aus einem Reflex heraus zog er die Augenbrauen

zusammen und trat zurück auf seinen Thron, die Sekunden nutzend, um seine

Selbstbeherrschung wiederzufinden. 'Er IST tot, ich sah ihn sterben!'

Auf seinem Sitz angekommen, sah er, dass auch der Saiyajin sich wieder

erhoben hatte und wartend zu ihm aufsah.

"So so, der Sohn von Kakarott...", Freezer ließ den Namen seines

ehemaligen Todfeindes auf seinen Lippen rollen, genoss den Klang der

Silben, die schwach durch den Raum hallten, als sie von den Wänden

reflektiert wurden. "Ich dachte eigentlich, er wäre tot."

Nachtschwarze Augen hoben sich und verbanden sich mit seinen. "Er ist

tot."

Eine haarlose Augenbraue zuckte in die Höhe. "Gentechnik, also?" Der

Saiyajin senkte seinen Kopf und dies war Antwort genug.

'Anscheinend haben die Saiyajin einen Teil ihrer ursprünglichen

Technologie bewahrt', überlegte Freezer und ein Anflug von Ärger durchzog

ihn. 'Sie waren ja bekannt als Experten in der genetischen Auswahl und

Zucht ihrer Nachkommen.' Er hob eine Hand und bedeutete dem Botschafter,

dass die Audienz beendet war, sah wie der Saiyajin sich erhob.

'Du erstaunst mich immer wieder, Vegeta', adressierte er in Gedanken den

König. 'Welch Ironie des Schicksals, dass du mir ausgerechnet Kakarotts

Sohn schickst. Ob er mir genauso viel Vergnügen bereiten wird, wie sein

Vater?' Er lachte in Gedanken, als Goten sich zuerst verbeugte und den

Saal dann verließ, verfolgt von den neugierigen Blicken der Soldaten und

der Gestalt Trunks Briefs.

Freezers Augenbrauen krochen in Verwirrung zusammen. Was hatte das zu

bedeuten?