Kapitel vier





Zeit - obwohl alle Wesen des Universums, die es geschafft haben, sich aus dem Urschleim ihrer Animalität zu erheben irgendwann ein Gerät entwickelten, um genau jene und ihr Verstreichen exakt zu berechnen, so blieb Zeit jedoch als Entität eines der wirklich großen und ungelösten letzten Rätsel des Universums. Und obwohl jede Stunde physikalisch gesehen genauso lang war wie die vorherige, so kam es Goten wie ein weiteres Mirakel vor, als er in einem ruhigen Moment eines müßigen Nachmittages auf der Station plötzlich gewahr wurde, dass er schon seit fast einem Jahr Dienst als Abgesandter seines Volkes tat.

Wo waren all die Monate geblieben, wenn doch jeder einzelne Tag am Anfang so lang erschienen war wie ein ganzes Jahr, fragte er sich verwundert, bevor seine Aufmerksamkeit wieder auf das Spielfeld gelenkt wurde, vor dem er im Schneidersitz saß. Flüchtig scannte er die Oberfläche des Brettes, erfasste die Veränderungen, die sein Gegner vorgenommen hatte und verschob schließlich zwei seiner eigenen Karten, instinktiv eine Falle setzend, die sein Gegenspieler unmöglich ignorieren konnte. Zufrieden lehnte er sich in die Sitzkissen zurück, die seinen Rücken nur dem Anschein nach stützten.

Vor einem Jahr war es ihm unmöglich erschienen, mehr als einen Monat von seinem Onkel und seinem Halbbruder getrennt zu sein, war es gänzlich unvorstellbar gewesen, dass er, Goten, als Botschafter hinaus zu den Sternen gesandt werden könnte oder dass er, weniger als zwölf Monate später, auf dem Boden in Freezers Apartment sitzen und gegen einen Menschen "Battle'n Bout" spielen würde.

Der Saiyajin konnte ein zufriedenes Grinsen nur schwer unterdrücken als er sah, wie Trunks verwirrt darüber nachdachte, ob sein vorheriger Zug eine geschickte Falle oder ein Versehen gewesen war. Die Brauen des Fliederfarbenen waren grübelnd über Augen zusammengezogen, die die Farben eines fremden Himmels zeigten.

Goten mochte den Captain.

Natürlich, zu Beginn hatte der Ältere ihn verwirrt: jemanden zu treffen, der in Alter und Verhalten seinem Bruder so sehr glich aber doch vollkommen verschieden war von jedem Saiyajin, den er kannte... Goten konnte sich erinnern, die erste Zeit ständig ein leichtes Kribbeln in der Anwesenheit des Captains gefühlt zu haben, das ihn zu höchster Wachsamkeit ermahnte, aber gleichzeitig so ablenkend war, dass der Mensch ihn mehrmals hatte erschrecken können, wenn er sich plötzlich umgedreht hatte oder hinter einer Wegbiegung verschwunden war.

Nun, im Laufe der Zeit war dieses Gefühl abgeschwächt, vegetierte nunmehr als ein beharrliches Summen im Hintergrund seiner eigenen Gedanken, wenn er mit dem Captain zusammen war. Er mochte dieses Gefühl, fühlte es sich doch an wie eine Art mentales Schnurren: einfühlsam und beruhigend, Wärme und Geborgenheit versprechend.

Die Freundschaft mit dem Menschen war eines der Dinge, die ihn vergessen ließen, dass er sich weit entfernt von allem befand, was er als Heimat bezeichnen würde; er schätzte Trunks sehr, was ihn allerdings nicht im Geringsten daran hindern würde, dem Captain seine vierunddreißigste haushohe Niederlage im "Battle" beizubringen: Ruckartig beugte Goten sich vor, ballte die Hände zu Fäusten und starrte mit aufgerissenen Augen, die erschrockene Mimik eines Menschen perfekt imitierend, auf seine Karten, so als hätte er gerade eben seinen Fehler bemerkt.

Trunks blickte prüfend von den beiden Karten auf, die er in der Hand hielt und deren Wert er für seine nächste Aktion abschätzte, und ließ einen skeptischen Blick über Gotens Gesicht streifen, bevor er betont lässig eine Augenbraue hob und wieder in seine Hand starrte.

Aber er konnte Goten nicht täuschen: der Saiyajin hatte an dem flüchtigen Lächeln, dass Trunks Mundwinkel hatte zucken lassen und an der mehr als bequemen Art, wie der Captain saß, gesehen, dass der Mensch nun genau das glaubte, was er ihn glauben lassen wollte.

Aber Trunks ließ sich Zeit, drehte und wendete beide Karten in den Händen und setzte den Gesichtsausdruck auf, den man allgemein als "Pokerface" bezeichnete, während Goten seine Rolle perfekt zu Ende spielte, in dem er sich "enttäuscht" in die Kissen zurücksinken ließ und missmutig zu Freezer hinübersah, der auf einem Thron mitten Raum saß und Berichte signierte, die Zarbon ihm zur Unterschrift vorlegte.

Nachdem der Adjutant das letzte Papier vorgelegt und unterschrieben zurückerlangt hatte, verbeugte er sich stumm und verließ das Zimmer, während Freezer sich ausgiebig streckte und schließlich aufstand und müßig zu ihrem Spiel herüberschlenderte.

Im Laufe der Monate hatte es sich eingebürgert, dass die drei Männer jedes Mal ein paar Runden spielten, nachdem Goten und Trunks ihren wöchentlichen Bericht vorgelegt hatten. Goten konnte sich noch sehr gut an sein Erstaunen erinnern, als Freezer ihn das erste Mal, in einem offensichtlichen Anflug von Langeweile, eingeladen hatte, mit ihm "Battle" zu spielen. So wie es schien hatten vormalig Saiyajin, als sie noch in Freezers Armee kämpften, das Spiel auf der Station bekannt und beliebt gemacht, aber es war nach und nach in Vergessenheit geraten und nun kannten es nur noch wenige außerhalb von Vegeta-seis Sonnensystem. Der Sohn König Colds hatte sich bei ihren ersten Partien als ein fähiger Spieler herausgestellt, ebenso gut, wenn nicht noch besser als die Großmeister auf Vegeta-sei.

Freezer hatte sie erreicht und ging aufmerksam schauend um das Spielfeld herum, warf einen Blick in ihre Karten und zwinkerte Goten schließlich amüsiert über Trunks Schulter hinweg zu, die Falle, die der Saiyajin gestellt hatte, sofort bemerkend. Der Gestaltwandler setzte sich hinter Trunks auf den Boden und beugte sich nach vorn, dem Captain etwas ins Ohr flüsternd. Goten spürte wie seine Augenbrauen in Verwirrung und einem Anflug von Ärger zusammenkrochen. Okay, die Falle war nicht so überragend geschickt gestellt worden, aber...

Trunks drehte sich plötzlich zu Freezer um. "Ich bescheiße nicht", fuhr er Freezer ins Wort. "Ich spiele mit Goten und wenn ich gewinne oder verliere, dann ist das ganz allein mein Verdienst... Sir.", fügte er beschwichtigend hinzu als er sah, wie sich Freezers Gesichtszüge verdunkelten. Der Herrscher hatte sich ruckartig erhoben und stand, die Hände zu Fäusten geballt, über ihnen und mit einem Mal war die Vertrautheit verschwunden und Goten wurde sich wieder bewusst, in wessen Zimmer er war, wer die Person war, die gerade wütend vor ihnen stand - Freezer, der die Galaxie beherrschte und den stärksten Krieger mit Leichtigkeit geschlagen hatte, den die Saiyajin jemals hervorgebracht hatten.

Ohne zu zögern sprang Goten ebenfalls auf die Füße und, sich gedanklich auf einen Kampf vorbereitend, stellte er sich vor den geschockten Trunks, der wohl jetzt erst zu begreifen schien, welches Wesen er verärgert hatte. Unsicher stand der Mensch auf, die Hände in einer Geste der Hilflosigkeit und Verwirrung erhoben, und versuchte auf seinen Befehlshaber zuzugehen.

Goten verfluchte ihn für seine Naivität und stellte sich ihm in den Weg, Fäuste und Gesicht Freezer zugewandt und bereit, Trunks gegen ihn zu verteidigen, falls der Herrscher beschließen sollte, seinen Untergebenen zu bestrafen.

'Das ist sein gutes Recht!', schrie eine Stimme in Gotens Innerem. 'Er hat seinen Vorgesetzten beleidigt!' Goten empfahl der Stimme freundlichst, sich zum Teufel zu scheren und sank in eine Verteidigungsposition, als Freezer keine Anstalten machte, sich zu beruhigen. Er wusste, sollte der Gestaltwandler Ernst machen hätte er keine Chance - aber Trunks umso weniger, würde doch ein Handstreich des Herrschers ausreichen, um den Menschen zu töten.



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Freezer kochte innerlich. Nicht so sehr, weil der Captain sein Hilfsangebot abgelehnt hatte - niemals würde er seinem Ritter lange böse sein können - sondern vielmehr über den Saiyajin, der sich ihm in den Weg gestellt hatte. Was glaubte der Kerl, wer er war?

'Impertinent - die gesamte Rasse ist impertinent!'

Er zog seine Lippen zurück, entblößte scharfe Zähne in einem Lächeln.

"Gut so, meine Herren - das nenne ich Rückgrat!" Als er die Überraschung in ihren Gesichtern sah, musste er lachen. Er trat auf sie zu, die Arme freundschaftlich ausgebreitet bevor er sie um ihre Schultern legte. "Speichellecker habe ich jeden Tag um mich, da ist es erfrischend, endlich mal Leute zu treffen, die den Mut haben auch einmal 'nein' zu sagen."

Vorsichtig entspannten sich die Gesichtszüge der anderen beiden, als sie erkannten, einen Test bestanden zu haben. Trunks lächelte unsicher. "Vielen Dank, Sir."

Schnell wandte Freezer sich ab, als die Saphire seiner Augen das altbekannte Feuer in seinem kalten Herzen entzündeten, und fand sich Auge in Auge mit zwei onyxfarbenen. Goten musterte ihn nach wie vor wachsam, uneins mit sich selbst, ob er Freezers Worten oder seinem Instinkt trauen sollte.

'Ich überlasse dir die Wahl, Saiyajin, ändert sie doch nichts am Ergebnis.'

Sein Lächeln wuchs in die Breite und er drückte freundschaftlich die Schultern der beiden. "Spielen Sie weiter, meine Herren! Ich freue mich schon auf eine Runde gegen den Gewinner der Partie."

Er ließ sie los und setzte sich in seinen Sessel, den er mit einem gedanklichen Befehl zu sich beordert hatte. Müßig ein Glas roten Weines in der Hand schwenkend beobachtete er, wie die Männer wieder Platz nahmen und das Spiel fortsetzten.

'Und wer der Sieger sein wird, steht ja schon fest. Genieße die Zeit, die du noch hast, Goten von Vegeta-sei, denn noch amüsierst du mich.'



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"Hmm, wenn ich diesen Elitekrieger auf Ebene drei setze, müsste ich eigentlich in der Lage sein, deine Abwehr zu durchbrechen und meinen Fußtruppen den Durchbruch auf den Ebenen vier und sieben zu ermöglichen." Trunks hatte sich endlich für eine Karte entschieden und setzte sie ohne zu zögern auf den ihr zugewiesenen Platz.

Goten sah auf und, ein Grinsen nicht unterdrücken könnend, hob er langsam seine Hand, um die so sorgfältig vorbereitete Falle zuschnappen zu lassen. Mit diebischem Vergnügen bemerkte er, wie Trunks Lächeln erst verblasste und sich dann ein geschockter Ausdruck auf sein Gesicht legte, als er die Karte des Elitekriegers in seinen Kerker legte und drei seiner eigenen Karten vom Tisch entfernte.

"Hey!", protestierte Trunks. "'Commons' können keinen Elitekrieger schlagen!"

Goten verzog sein Gesicht und presste die Hände an seine Ohren als der Schrei ein Klingeln in seinem empfindlichen Gehör verursachte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Freezer sich interessiert vorbeugte und die Situation auf dem Spielbrett genauer unter die Lupe nahm. Gegen ihn würde Goten als nächstes spielen müssen und um ehrlich zu sein, freute er sich nicht gerade darauf, hinterlies der Gedanke doch ein ungutes Gefühl in seiner Magengrube. Zu seltsam hatte sich der Gestaltwandler zuvor benommen, zu abrupt war sein Sinnes- und Gemütswandel verlaufen. Goten konnte einfach nicht glauben, dass jemand so schnell seinen Ärger vergessen konnte - und immerhin war Freezer für seinen Jähzorn bekannt!

Andererseits konnte er die Begründung des anderen nachvollziehen. Nachdem bekannt geworden war, dass er Kakarotts Sohn war, hatten sich die Leute nur so um ihn gescharrt, hatte er fast nirgends mehr Ruhe gehabt. Jetzt war er nicht nur ein Exot, weil er der einzige Saiyajin im ganzen Quadranten war, sondern auch noch berühmt, weil sein Vater Freezer herausgefordert und sogar eine Chance gegen ihn gehabt hatte.

Es war ein weiterer Grund, warum er Trunks so gut leiden konnte: der Captain scherte sich einen Scheißdreck darum, wessen Sohn er war. Nachdem er einmal erfahren hatte, aus welcher Linie Goten stammte, hatte er den Fakt zu seinen Akten gelegt und ihn ganz normal behandelt, so wie jeden anderen auch.

Das Klingeln in seinen Ohren hatte abgenommen und Goten nahm vorsichtig die Hände vom Kopf. Trunks mit einem vorwurfsvollen Blick bedenkend erklärte er dem Captain die Ausnahmeregeln ein zweites Mal: "'Elites' sind stärker als 'Commons', sicher, aber das gilt nur für Einzelbegegnungen. Wenn mehrere 'Commons' auf einen 'Elite' treffen und das Verhältnis zumindest drei zu eins ist, so wie hier, dann ist der 'Elite' unterlegen, da ihn alle gleichzeitig angreifen und die 'Commons' mehr Kampferfahrung besitzen."

"Und wissen Sie, was wirklich übel ist, Captain?", warf Freezer ein. "'Elites' kämpfen nur so lange in einem Squad wie sie darin erfolgreich sind. Selbst wenn es Ihnen gelänge, ihren Soldaten zu befreien, so hätten Sie ihn für ihre nächsten Kämpfe verloren..."

"Und einen neuen 'Elite' findest du frühestens nach drei erfolgreichen Einsätzen", setzte Goten noch hinzu.

Trunks einzige Reaktion auf diese Nachricht bestand in einem gequälten Stöhnen mit dem er sich rückwärts in die Sitzkissen fallen ließ. "Und ich hab's auch noch gesehen... Arrgh!" Er rappelte sich wieder auf und blickte missmutig hinunter auf das Desaster. "Wie soll ich da je wieder herauskommen?", fragte er niemanden im Besonderen.

"Überhaupt nicht", antwortete Goten, der sich trotz allem angesprochen fühlte. Das Spielfeld genauer unter die Lupe nehmend, analysierte er: "Deine Truppen sind zu weit auseinandergefächert, um als eine Einheit zuschlagen zu können." Er zuckte unschuldig mit den Schultern und biss sich auf die Zunge, um das gehässige Grinsen zu unterdrücken, das sich auf seine Lippen stehlen wollte. "Tja, dein Squad ist wohl tot..." 'Sieg Nummer vierunddreißig.' Goten machte gedanklich einen Strich auf seinem Punktekonto. Es gab zwar noch einige Möglichkeiten, sich aus Trunks Situation herauszuwinden, langwierig und kompliziert, aber durchaus mit Chancen auf ein Patt oder einen Sieg. Aber warum sollte er sie Trunks ausgerechnet auf die Nase binden? Es war doch seine eigene Schuld, wenn er so vertrauensselig war und so schnell aufgab.

Mit einem ärgerlichen Schnauben warf sich Trunks auf den Bauch, Goten demonstrativ den Rücken zuwendend. Das Grinsen des jungen Saiyajins wuchs daraufhin noch in die Breite. 'Wenn du wüsstest, was diese Geste auf Vegeta- sei bedeutet, Trunks, würdest du es wohl nie mehr wagen, irgendjemandem den Rücken zuzuwenden.'

Ärgerlich blätterte Trunks durch die Spielanleitung und Goten entrang sich ein genervtes Stöhnen - der Mensch war ein verdammt schlechter Verlierer und Goten hasste es, ihn wütend zu sehen. "Wenn du willst, können wir noch einmal deine letzten Spielzüge durchgehen", schlug er vor in dem Bestreben die Anspannung zwischen ihnen zu lindern.

Trunks legte die Spielanleitung zur Seite und blickte sich prüfend nach Goten um, einen Moment schwankend, ob er das Angebot annehmen sollte, siegte schließlich doch sein Stolz und er schnaubte abfällig. "Damit du mir noch einmal in aller Ausführlichkeit zeigen kannst wie blöd ich bin?", fragte er zynisch. "Nein danke!"

"Fein! Dann stirb als Dummkopf!", entgegnete Goten spitz, kniete sich hin und begann die Karten für ein neues Spiel zu ordnen. "Idiot."



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Freezer schaute nach Gotens letzten Worten auf und lächelte amüsiert. Die Freundschaft zwischen den beiden, wohl aufgrund ihrer kulturellen Hintergründe, nahm zeitweise groteske Züge an und das Gespräch zwischen ihnen bestätigte dies ein weiteres Mal, hatten sie doch wirklich nach einem alten Ehepaar geklungen, das sich um die richtige Zubereitung des Nachtmahles stritt. Er unterdrückte ein Kichern, als einige Bilder in seinem Geiste entstanden, seinen letzten Gedanken farbenfroh untermalend. Seine Amüsiertheit schwand allerdings rapide, als seine Gedanken eine Richtung einschlugen, die ihm weitaus weniger zusagte. Was war, wenn der Saiyajin und Trunks wirklich...?

Freezers Augenbrauen krochen in Ärger zusammen als er sich nochmals den Zwischenfall zwischen ihm und den beiden ins Gedächtnis rief - war Goten aufgesprungen, um gegen ihn, Freezer, zu rebellieren, wie er zuerst gedacht hatte, oder hatte der Saiyajin Trunks beschützen wollen? Was, wenn es so gewesen war? Warum sollte der Saiyajin ein Interesse daran haben, Trunks beschützen zu wollen, wenn nicht mehr dahinter steckte? Feste Absichten wohlmöglich...

Freezers Kopf ruckte herum und er beobachtete Goten, jede Bewegung und Änderung in der Mimik des Mannes registrierend, die ein Hinweis auf seine Absichten sein konnte. Die Bewegungen des Saiyajins waren ruckhaft, sein Gesicht verschlossen und der Gestaltwandler bemerkte, wie er immer wieder Blicke zu Trunks abgewandter Form warf, so als wartete er auf eine Reaktion des Menschen.

Auch der Gestaltwandler beobachtete jetzt den Rücken des Captains, ein Gefühl in seiner Brust, das er bis jetzt nicht gekannt hatte. Was war, wenn Trunks eine Vorliebe für den Saiyajin entwickelte? Ihre Spezies waren nahe miteinander verwandt - vielleicht nah genug, dass sie ihren gegenseitigen Schönheitsidealen entsprachen?

Freezer fühlte wie kalter Schweiß seine Handflächen klamm werden ließ - niemand hatte das Recht, seinen Ritter zu begehren, aber was, wenn er von selbst einen anderen wählte? Trunks war, wie der Saiyajin, selbst einst ein Botschafter und die Geisel seines Volkes gewesen, aber da die Menschen sehr schwach und untereinander verfeindet waren, hatten sie nie eine ernstzunehmende Bedrohung dargestellt und so hatte Freezer ihm erlaubt, in seine Armee einzutreten. Trunks war der Einzige gewesen, dem er jemals solche Freiheiten erlaubt hatte, der Einzige, dem er sich nicht aufgedrängt hatte. Er hatte warten wollen bis der Mensch freiwillig zu ihm gekommen wäre. Aber was, wenn Trunks dies nie tun würde - weil er ihn nicht attraktiv fand? Weil er einen anderen anziehender fand?

Schon vor einem Jahr war Freezer etwas Merkwürdiges in Trunks Verhalten um den Saiyajin herum aufgefallen - er hatte es damals als Beschützerinstinkt abgetan - aber nun... Goten war nach saiyanischen Maßstäben hübsch, nicht überwältigend schön, aber ganz passabel, und nach menschlichen Maßstäben? Die beiden Spezies unterschied doch fast nichts, ausgenommen Stärke, Farben und Schwanz! Und Goten hatte sich weiterentwickelt: die schlaksigen, unsicheren Bewegungen eines eben Herangewachsenen, die er vor zwölf Monaten gezeigt hatte, waren gewichen, Muskeln füllten die Form aus, die damals nur im Ansatz zu erahnen gewesen war. Zusammen mit den schwarzen, intelligenten Augen, dem ebenso schwarzen Haar und dem widerspenstigen Schwanz, der sich immer wieder von seinem Halt an der schmalen Taille des Mannes befreite, bot Goten ein wirklich einschmeichelndes Bild.

Gedankenverloren sah Freezer wie der Saiyajin sich zurücksetzte und begann, die Karten neu zu mischen. Wie in Trance folgte er den Bewegungen der Hände, ließ seine Augen nach oben, entlang der Oberarme und Schultern wandern, wo geschmeidige Bewegungen von Muskeln unter hell-oliver Haut immer neue faszinierende Schattenspiele hervorriefen, bevor sein Blick wieder tiefer glitt und auf der Rüstung zu ruhen kam, die die Brust des Jünglings verbarg.

Ja, der Saiyajin war in den letzten Monaten zum Mann gereift auch wenn er vielleicht nach den Maßstäben seines Volkes noch jung war.

Freezer spürte wie sein Mund trocken wurde, als sein Blick weiterhin auf Gotens Brustpanzer ruhte und er sich in Gedanken auszumalen begann, wie es wohl sein würde, wenn er den Panzer entfernen und die feste Haut darunter streicheln würde. Er konnte sich beinahe körperlich das Gefühl der Brustmuskulatur vorstellen, das bebende Atmen unter der heißen Haut, die sich unter seinen kühlen Händen ausbreitete.

Der Gestaltwandler rutschte ein wenig näher zu Goten heran, folgte mit wachsender Erregung jeder seiner Bewegungen. Er sollte aufhören, solchen Gedanken nachzuhängen, bevor...

Freezers Augenbrauen hoben sich, krochen dann aber in Ärger zusammen. Bevor was passieren würde? Am Anfang hatte er sich vorgenommen zu warten, bis diese Geisel seinen Ansprüchen gerecht sein würde; er hatte gewartet, sich mit den beiden Männern umgeben und, entgegen seinen anfänglichen Befürchtungen, hatten sie ihn amüsiert. Fast hatte er vergessen, weshalb der Saiyajin hier war. Fast - denn nun, so fand er, war die Zeit reif, den Botschafter seiner wahren Bestimmung zuzuführen.

Sein Blick schweifte kurz zu Trunks, der in die Lektüre der Spielanleitung vertieft war und dann zurück zu Goten. Ja, auch damit würde es ein Ende haben, wenn der Saiyajin erst einmal sein gewesen wäre. Er hatte schon vor langer Zeit ein Gerücht gehört - über Saiyajin und einige ihrer Praktiken bei der Paarung - es wurde Zeit, sie auszuprobieren und zu sehen, ob die Gerüchte stimmten.

Goten beugte sich noch einmal vor, um das Spielfeld für die neue Partie vorzubereiten und gewährte Freezer einen hervorragenden Blick auf das feste Fleisch seines Pos und die Muskeln seiner Oberschenkel. Diese neue Stimulans, dazugenommen zu Freezers vorhergehenden Gedanken, bewirkte, dass der Gestaltwandler nun endgültig erregt wurde, spürte wie sein Glied sich versteifte und unangenehm gegen seine Hose drückte. Er lächelte grimmig. Es wurde Zeit zu ernten...

Ohne weiter nachzudenken streckte er eine Hand aus und ließ sie flüchtig über den Hintern des Saiyajins gleiten.