Kapitel sieben
"Ssir..? Wass tun Ssie da? Ssir!!" Das Ding hatte sich erdreistet, an Gotens Uniformärmel zu zupfen. Mit einem Schrei warf er sich herum und schlug mit der flachen Hand nach dem Techniker, schickte ihn an die nächste Wand, wo er einen Moment benommen liegen blieb. Goten sprang mit einem Satz hinterher und packte es am Kragen seines weiten Umhang. "Fass mich nicht an!", schrie er und schüttelte es wild. "Hast du verstanden? NIEMAND fasst mich an!"
Das Ding kam wieder zu sich und öffnete seine gelben Augen, um ihn in sprachlosem Horror anzustarren. Ein ferner Teil von Gotens Seele genoss die Wellen der Angst, die plötzlich von dem Anderen ausgingen und den Raum mit einer aufregenden Mischung aus Entsetzen und Wut erfüllten, aber er unterdrückte den Wunsch, seine Fäuste in das Fleisch des Wesens zu rammen, um mit dem warm-süßlichen Gestank des Blutes seine eigene Verzweiflung zu übertönen.
Der Saiyajin verzog sein Gesicht in Abscheu und ließ den Kragen los. Mit einem Fiepen fiel das Ding zu Boden und stieß einen erstickten Schrei aus, als es die Leiche des ersten Technikers entdeckte, der hier Dienst getan hatte. Oranges Blut bildete eine Lache unter dem Körper und bedeckte in zahllosen Flecken Wände und Decke des Raumes.
Goten hatte sich unterdessen schon wieder dem Kontroll-Terminal zugewandt und versuchte, sich Zugang zum Navigationscomputer eines Pods zu beschaffen. Die Dinger waren verdammt schnell, das hatte er gesehen, und er musste hier weg!
Er musste kurz innehalten, als ein Zittern sich seiner Hände bemächtigte - tief durchatmend und ein weiteres Mal in einer endlosen Reihe seine aufsteigende Panik niederkämpfend, schloss er kurz die Augen bis er sich sicher sein konnte, sich wieder unter Kontrolle zu haben und tippte die Zahlenfolge noch einmal ein.
Ein weiteres Mal wurde ihm der Zugriff verwehrt - offenbar hatte der Techniker im Angesicht des Todes noch den Geist besessen, ihm falsche Codes zu nennen. Eiskalte Entschlossenheit durchdrang ihn, als ein kleines Lächeln seine Züge kreuzte und er mental mit den Schultern zuckte: es war ja nicht so, dass er nicht jemand anderen fragen konnte. Er drehte sich zurück zu dem Wesen und trat an es heran. Das Vogelding schnappte geräuschlos nach Luft und erbleichte, soweit man das unter dem dichten kurzen Gefieder seines Gesichtes sehen konnte, und begann zu zittern - felsenfest davon überzeugt, dass es das nächste Opfer des offensichtlich wahnsinnigen Saiyajin werden würde. Goten beließ es in dem Glauben, lächelte weiterhin nur kalt und genoss die ungetrübte Panik in den Augen des Technikers.
"Die Codes", zischte er schließlich.
Das Wesen blinzelte unverstehend, bevor es seinen zitternden Schnabel auseinander zwang. "C..codes, Ssir?"
"Ja, Baka!", schrie Goten ungeduldig. "Die Scheißcodes, die mich meine Scheißdaten aus diesem Scheißterminal abrufen lassen!" Er gestikulierte wild hinter sich, wo durch eine Klarstahlscheibe einer der zahllosen Hangars der Station zu sehen war.
Zitternd und unzusammenhängendes Zeug brabbelnd war der Techniker reduziert worden zu einem Häufchen Elend. Aber nichtsdestotrotz wagte er, zu widersprechen. "D.. die Prioritätscodes dürfen von nie-", es wurde jäh abgewürgt, als Goten die Beherrschung verlor und es ein weiteres Mal an seinem Umhang nach oben riss. Der Saiyajin bleckte die Zähne und knurrte und mehr "Überredung" brauchte es für den Techniker nicht, der fast in Ohnmacht fiel, als sein Scouter ihm Ki-Werte anzeigte, die weit über das Zehnfache seiner eigenen Rasse hinausgingen.
"Ja, JA! Ssie bekommen Ihre Codess!", schrie es flehentlich und umklammerte Gotens Hand. "Bitte, Ssir, lassen Ssie mich gehen!"
Ein weiteres Mal ließ Goten es fallen und augenblicklich wieselte es hinüber zu dem Terminal und begann mit hektischen Bewegungen schier endlose Zahlen- und Buchstabenkombinationen einzugeben. Schnelle Bildabfolgen wanderten über den Bildschirm, wechselten sich ab mit Tabellen und Flugparametern.
Etwas in dem Saiyajin, dass die ganze Zeit wie ein heißes Feuer gebrannt und ihn zur Eile angetrieben hatte beruhigte sich plötzlich. Das unbewusste Zittern, das seinen Körper erfasst hatte, der kalte Schweiß, der immer wieder aus seinen Poren gebrochen war, um ihm den widerlichen Gestank seiner eigenen Schwäche unter die Nase zu reiben, versiegte und das erste Mal, seit er vor zwei Stunden erwacht war, hegte der Jüngling Hoffnung, heil aus der ganzen Sache herauszukommen.
"Wohin wollen Ssie, Ssir?"
Goten wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen und blickte für einen Augenblick unverstehend auf den Bildschirm, der ihn in großen Lettern nach seinem gewünschten Zielort befragte. Für einen Moment lang war er versucht, mit "Nach Vegetasei, wohin sonst?" zu antworten, aber siedend heiß fiel ihm ein, dass er damit alle, die er kannte in akute Gefahr bringen würde. Verwirrt suchte er in seinen Erinnerungen einen Ort, wo er sicher sein würde, aber ihm fiel keiner ein.
Zweifelnd, ob er den Techniker nach einer solchen Zuflucht fragen sollte, blickte er auf - genau im rechten Augenblick, um zu sehen, wie die Hände des Crewmitgliedes eine neue Tastenkombination drückten. Er wollte gerade fragen, was dies zu bedeuten habe, als plötzlich die Tür hinter ihm zur Seite schwang. Er sprang herum und machte sich auf einen Angriff gefasst, instinktiv sein eigenes Ki vorbereitend, aber noch während der Bewegung zerriss das Geheul eines Betäubungslasers die panik-induzierte Stille des Raumes.
Goten wurde nach hinten gegen die Konsole geschleudert, als er von einem Energiestrahl in den Magen getroffen wurde. Er würgte trocken und kurzzeitig wurde alles schwarz um ihn herum. Er blickte auf, konnte durch den dunklen Schleier, der sich über seine Sicht gelegt hatte, drei Männer des Sicherheitsdienstes in den Kontrollraum stürmen sehen. Sie blieben unmittelbar in der Tür stehen, die Lasergewehre im Anschlag, und Goten war sich nicht sicher, ob sie nur auf Betäubung oder Desintegration gestellt waren.
Einer der Männer, wohl der Befehlshabende, sah sich um und erbleichte, als er die zerfetzte Leiche des Technikers sah. Goten konnte sehen, wie er die Zähne zusammenbiss und als der Soldat sich ihm zuwandte waren seine Augen klar und kalt wie Eis.
"Sie haben Ki in einem dafür strengstens untersagten Stationsbereich benutzt, jemanden getötet und eine andere Person als Geisel genommen." Die Augen der beiden anderen Männer starrten ins Leere, als ihr Anführer die Anklage formulierte. Goten schätzte ihre Kampfkraft auf etwas über 500. "Sie stellen ein Sicherheitsrisiko dar, und ich fordere Sie auf, sich zu ergeben und uns in ihr Quartier zu folgen, wo sie festgehalten werden, bis Meister Freezer ihre Verhandlung aufnehmen wird." Funken tanzten plötzlich in den schwarzen Augen des Kommandanten, verzerrten seine Züge zu einer hasserfüllten Fratze, bevor seine Professionalität zurückkehrte. "Sollten Sie allerdings die Kooperation verweigern..." Der Mann sprach nicht zu Ende, aber auch so wusste der Saiyajin, was passieren würde, sollte er Widerstand leisten. Andererseits, was machte es aus? Es erwartete ihn sowieso schon eine öffentliche Hinrichtung...
Mit betont langsamen Bewegungen stand er auf, übertönte seine plötzliche Nervosität indem er imaginären Staub von seiner Hose wischte. Er war noch nicht bereit, zu sterben - viel zu jung, eigentlich - aber er würde sich nicht die Blöße geben und seinen Onkel entehren, der ihn erzogen hatte!
Der Gedanke an Raditz und an seinen Halbbruder beruhigten ihn und er sah gelassen in sein unvermeidliches Schicksal. Die beiden sollten stolz auf ihn sein können und niemand sollte sagen, dass er wie ein Feigling gestorben war... Für die Soldaten so unvorhersehbar wie ein Blitzschlag, und auch genau so schnell, kam Bewegung in seinen erstarrten Körper als er nach vorn sprang und mit einem heiseren Schrei alles Ki sammelte, das er in wenigen Sekunden zusammenrufen konnte. Er schickte es auf die drei Soldaten, deren Pupillen sich überrascht weiteten, bevor sie sich von ihrem Schock erholten und, alle drei gleichzeitig, auf die Auslöser ihrer Waffen drückten.
Die vereinte Kraft aller drei Gewehre traf ihn noch während er vorwärts stürzte. Er fühlte sich wie von einer riesigen Faust getroffen und zurückgeschleudert und noch bevor sein Körper schlaff auf den Boden aufschlug, sah er nichts mehr als Schwärze, die seinen Geist in die ewige Nacht geleitete.
******
Leise zischend glitt die Tür vor ihm zur Seite und Trunks trat durch sie hindurch in das Mannschaftsquartier seines Squads. Nacht herrschte in der Station, synchron mit den Tageszeiten auf Freezer IV und der Captain konnte die Schemen seiner Soldaten sehen, die sich unordentlich unter den Decken abzeichneten. Die leisen, gleichmäßigen Atemzüge waren die einzigen Geräusche in dem dunklen Zimmer, und die Dunkelheit wurde sporadisch durchbrochen vom Blinken naher Navigations- und Begrenzungslichter.
Der Mann trat tiefer in den Raum hinein und ließ sich am runden Tisch nieder, der in der Mitte des großen Zimmers stand. Er schloss kurz die Augen und legte seinen Kopf auf seine gefalteten Arme, badete in der Ruhe und Geborgenheit, die hier herrschte, und nach wenigen Sekunden merkte er wie er sich spürbar beruhigte.
"Konntest du nicht schlafen, Captain?" Glen hatte sich aufgesetzt und stützte sich mit einem Arm an der Matratze ab. Ihr langes rotes Haar fiel ihr in Wellen über ihre nackten und Arme und die Brüste, während sie sich mit der anderen Hand über die Augen wischte. Die Söldnerin blickte einmal kurz in die Runde und ein kleines schadenfrohes Grinsen huschte über ihre Züge. "Die würden selbst eine Bombenexplosion verschlafen..."
Trunks grinste ebenso und stimmte ihr insgeheim zu - wenn er ein Meuchelmörder gewesen wäre, hätte jetzt die letzte Stunde für sie alle geschlagen.
"Bild dir nur nichts ein", war die Stimme von Mason aus dem anderen Doppelstockbett zu hören. "Nur weil wir anderen höflich sind und dem Boss seine Privatsphäre lassen, brauchst du noch lange nicht über uns herzuziehen."
"Pah!" Glen schnaubte leise und ließ ihre Beine über den Rand des Bettes baumeln, bevor sie sich abstieß und geräuschlos auf dem Boden landete. "Du und wie viele andere?" Tatsächlich drang aus dem anderen belegten Bett weiterhin das Geräusch friedlichen Schlummers.
"Gebt es zu, ihr konntet nur nicht schlafen, weil Rough mal wieder einen Urwald zusammensägt." Bevor die Neckerei der beiden Kämpfer in einen handfesten Streit ausufern konnte, hatte Trunks beschlossen einzugreifen.
"Hn", war die einzige Antwort, die er von beiden bekam. Glen trat mit überkreuzten Armen an den Tisch heran und blieb neben Trunks stehen, hinausstarrend und einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Schließlich setzte sie sich und stützte ihre Ellenbogen auf die polierte Oberfläche des Tisches.
"Irgendwas, das dir Sorgen bereitet, Boss?" Sie hatte eine Hand vom Kinn genommen und zog gedankenverloren Karten von einem Stapel, der auf dem Tisch lag. Piek-Ass, Karo-sieben, Herz-Dame...
"Ja, Chef, irgendwas mit der Mission?" Mason hatte sich ebenfalls aufgesetzt, im Schneidersitz auf seinem Bett hockend und die Bettdecke um die Schultern gezogen wirkte er plötzlich um Jahre jünger - vielleicht das erste Mal, seit sie sich kannten, genau so alt, wie er in Wirklichkeit war.
Trunks schüttelte den Kopf. "Nein, es ist nichts - eben nur so eine philosophische Anwandlung." Entgegen seiner Befürchtungen lachten die beiden ihn nicht aus, sondern Verständnis spiegelte sich in ihren Gesichtern.
"Übel, wenn man so was genau vor einer Mission bekommt..." Masons Stimme klang dunkel und gepresst.
"Ja", stimmte die Rothaarige ihm zu. "Lenkt einen nur ab." Sie hob ihre Augen vom Kartenstapel. "Lust, drüber zu reden?"
Trunks dachte kurz über das Angebot nach, aber was hätte er schon erzählen sollen? Schließlich schüttelte er den Kopf. "Weiß eigentlich gar nicht, worüber ich reden sollte... ist eben nur so ein... Gefühl...dass irgendwas nicht stimmt und es keine so gute Idee ist, von hier wegzugehen." Er dachte an die Blicke zurück, die Goten ihm vor drei Tagen zugeworfen hatte, als er ihn das letzte Mal sah: die nackte Panik hatte im Gesicht des Botschafters gestanden, so schmerzend und deutlich wie an jenem zweiten Tag in Gotens Quartier. Und seitdem hatte er den jungen Mann nirgends mehr gesehen - weder in seinem Quartier noch im Trainingsraum oder irgendwo sonst. Es war in seinem Rang unmöglich, eine stationsweite Suche einzuleiten - abgesehen davon, dass nicht einmal sicher war, ob Goten noch auf der Station war und einen Scouter trug, den der Computer orten konnte - aber mehr als einmal war er kurz davor gewesen, einfach die Kommandozentrale zu stürmen und die Suche nach dem jungen Saiyajin mit Waffengewalt zu fordern.
Trunks schüttelte energisch den Kopf. Was machte er sich Sorgen? Himmelnocheins, Goten war erwachsen, konnte auf sich selbst aufpassen und wohlmöglich so ziemlich jeden hier auf der Station ohne große Probleme vermöbeln!
"Habt ihr noch Fragen über die Mission?", fragte er in die stille Runde. Glen legte das Blatt auf den Tisch, mit dem sie gerade gegen sich selbst gepokert hatte - manchmal konnte es von Vorteil sein, wenn man über mehr als eine Persönlichkeit verfügte - und überlegte.
"Wie ist das Wetter dort?", kam es leise von Masons Bett.
Glen prustete los und konnte gerade noch die Hände vor den Mund pressen, um sich von Laut-Auflachen zu bewahren. "Wie kommst'n du auf DIE Idee?!", fragte sie hysterisch lachend. "Willst du da Urlaub machen?"
Trunks blickte auf und sah wie eine feine Röte Masons Wangen überzog, bevor der Mann zur Seite blickte. "Hätte ja sein können, dass sie dort Regen haben...", murmelte er sehnsüchtig.
Traurigkeit überfiel den Captain als er durch die Worte daran erinnert wurde, wie er Mason gefunden hatte: grau-grüne, unschuldige Augen, gleichzeitig jung und uralt, hatten erstaunt auf ihn geblickt, als sie, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben einen anderen Menschen gesehen hatten. Als einziger Überlebender in einer der aufgelassenen Uran-Minen auf dem Mars, von Robotern erzogen und unterrichtet, hatte Mason bis dahin nur Videoaufzeichnungen von der Erde und seinen Artgenossen gesehen - Regen, Wind, Berührungen, Emotionen, selbst das Gefühl frischer Luft in den Lungen war ihm völlig unbekannt gewesen und Trunks glaubte, dass es so bis ans Ende seines Lebens so gewesen wäre, hätte er mit den wenigen Rekruten für Freezers Armee nicht aus Neugier und Treibstoffmangel auf einer der verlassen geglaubten Marskolonien haltgemacht.
Der Junge war ohne Zögern mit ihnen gegangen, doch das, was er sich am meisten wünschte, wonach er sich innerlich verzehrte, hatte Trunks ihm noch nicht geben können - ein Zuhause, unter seinesgleichen... auf der Erde.
Er wurde durch ein leises Summen aus seinen trübsinnigen Gedanken gerissen und perplex schielte er auf die Linse seines Scouters, der ihm einen Anruf anzeigte. 'Wer, zum Teufel, will um diese Tageszeit mit mir sprechen?' Verwirrt erhob er sich und machte sich daran zu gehen. "Also, bis morgen, Leute. Seht zu, dass ihr noch ein bisschen Schlaf bekommt." Er wartete noch ihr zustimmendes Nicken ab, bevor er durch die Tür trat und die wenigen Schritte bis zu seinem Quartier rannte.
Im Mannschaftsquartier zog Mason seine Decke enger um die Schultern und seufzte leise, als seine Augen der entschwindenden Gestalt seines Captains folgen. 'Oh, Captain, mein Captain...' Ein scharfer Schmerz an der Nasenwurzel ließ ihn zu Glen herumfahren und er sah, dass sie schon mit einer weiteren Karte auf sein Gesicht zielte.
"Hey, was soll das?", zischte er entrüstet und rieb sich über die schmerzende Stelle.
Glen streckte ihm die Zunge heraus, bevor sie ihn in einer Mischung aus Häme und Mitleid angrinste. "Der ist nichts für dich, Kleiner, glaub mir." Sie kicherte leise, als Mason errötete.
"Du kommst auf die verrücktesten Ideen...", wehrte der junge Mann schwach ab, bevor er sich auf seine Matratze fallen ließ und ihr den Rücken zudrehte, fest entschlossen, die Rothaarige zu ignorieren. Gottseidank schien Glen für heute Nacht auch damit durch zu sein, über ihn zu lästern.
Er kuschelte sich fester in seine Decke, driftete langsam in den Schlaf und hoffte auf angenehme Träume. Vielleicht von der Erde mit ihrem strahlendblauen Himmel, oder vielleicht von himmelblauen Augen?
Als Glen schließlich leise die kurze Leiter zu seinem Bett emporkletterte fand sie den jüngsten ihres Teams fest schlafend vor und für einen Moment empfand sie beinahe mütterliche Gefühle für den kleinen Streuner, der sich zu einem kleinen Ball zusammengerollt hatte und sein Kissen umklammerte. Sie überlegte kurz, ob sie ihm einen Gute-Nacht-Kuss geben sollte, verwarf den Gedanken aber wieder und griff statt dessen nach der Karte, die sie nach ihm geschnippt hatte, bevor sie von der Leiter sprang und ein weiteres Spiel gegen sich selbst begann.
******
Bulma tappte unbewusst mit ihrem Fuß auf den gekachelten Boden in ihrem Labor. Nach einer Weile bemerkte sie die nervende Tätigkeit und unterbrach sie abrupt, nur um sie wenige Augenblicke später mit dem anderen Fuß fortzusetzen.
'Verdammt noch mal, wo steckt der Kerl?!', fragte sie sich leise und ignorierte das Quäntchen Hysterie und Besorgnis, das sich in ihre Gedanken geschlichen hatte. Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette, bevor sie die Asche vom Stängel schnippte. 'Okay, noch dreimal - dann leg ich auf!', nahm sie sich vor und diesmal war sie fest entschlossen, es auch durchzuziehen - sollte er doch sehen, wo er blieb!
Ein Klingelton zog sich mit trällernder Eintönigkeit durch die Muschel des Hörers, ein zweiter... Bulma schnaubte entnervt und wollte gerade zu einer Hasstirade ansetzen, als der dritte Klingelton jäh unterbrochen und durch die beherrschte Stimme ihres Sohnes ersetzt wurde. "Briefs."
Ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung als sie ihn hörte - er schien gesund und bei Kräften zu sein. Aber beinahe sofort kehrte ihr Ärger zurück: wenn er gesund war, warum meldete er sich nicht?!
"Briefs hier. Wer ist da?" Konnte sie eine Spur Gereiztheit aus seiner Stimme hören? 'Nun, mein Kleiner, schätze, du wirst gleich noch viel angenervter sein...'
"Hier auch", antwortete sie und bevor Trunks etwas erwidern - oder einfach auflegen konnte - fuhr sie fort. "Könntest du bitte deine Videoübertragung aktivieren? Ich habe ein neues System entwickelt und möchte sehen, ob es kompatibel ist." Kein Wort davon, dass sie einfach nur begierig war, sein Gesicht nach zwei Jahren wiederzusehen - aber das musste er ja nicht wissen. Einen kurzen Moment lang herrschte Stille auf der anderen Seite der Leitung und Bulma befürchtete fast, dass ihr Sohn trotz allem einfach auflegen würde. Schließlich aber kratzte es verräterisch in der Leitung und unmittelbar darauf schälten sich Trunks Konturen aus dem Schnee, der auf dem Bildschirm vor ihr herrschte.
"Zufrieden?" Eine kaum zu überhörende Gereiztheit schwang in seiner Stimme mit, als er sich in seinem Sessel zurücklehnte und die Arme verschränkte. "Kann ich jetzt wieder schlafen, Mutter?"
Gegen ihren Willen flammte ein kurzes Gefühl von Reue in ihr auf, aber dann kämpfte sie es in genau der sturen Art und Weise nieder, die ihr nicht minder dickköpfiger Sohn von ihr und ihrem Mann geerbt hatte. "Du schläfst also neuerdings in deiner Uniform?", fragte sie spöttisch, aber ihr Hohn war vergeudet, da Trunks nur nichtssagend mit den Schultern zuckte.
"Was willst du, Mutter?", seine Stimme klang nun tonlos, gelangweilt, und zeigte ihr an, dass alles, was sie eventuell noch sagen würde, ihn soviel interessierte wie die Ziegenzucht in Ghana und höchstwahrscheinlich noch weniger.
Bulma verzog kurz das Gesicht - sah nicht so aus, als ob sie heute noch ein vernünftiges Gespräch mit ihm würde führen können. Aber deswegen hatte sie ja auch nicht angerufen... "Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass ich anrufe, um dir von meiner Schwangerschaft zu erzählen?", scherzte sie gezwungen. Eine Spur Verwirrung huschte über seine Stirn, aber beinahe sofort hatte er seine Mimik wieder unter Kontrolle. 'Verdammt noch mal, Trunks, du machst mir fast Angst mit dieser Beherrschtheit! Du warst doch früher nicht so.'
"Natürlich Mutter", Trunks hatte geantwortet und sie musste einen Moment überlegen worauf. "Herzlichen Glückwunsch, dass du es geschafft hast, deine von der Strahlung zerstörten Eierstöcke wieder zu regenerieren. Oder hast du einen guten Genetiker gefunden?" Diesmal bemerkte sie den Sarkasmus in seiner Stimme und sie musste hart kämpfen, um ihr Temperament zu beherrschen.
"Okay, okay - ich werde nie mehr Kinder haben können. Schön, dass es dich freut!", presste Bulma zwischen ihren Zähnen hervor und verfluchte ihre Sentimentalität, die ihr die Tränen in die Augen trieb aufgrund der Tochter, die sie nie würde haben können und des Sohnes, an dessen Liebe und Zuneigung ihr so verdammt viel lag. Dieses Mal hatte er wenigstens so viel Anstand betroffen auszusehen und so atmete sie ein paar Mal tief durch bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
"Eigentlich wollte ich nur mal fragen, wie es dir so geht", sagte sie schließlich kleinlaut.
"Wie sollte es mir gehen?" Er hatte seine Fassung schnell wiedererlangt, arrogant und ungerührt wie seit jenem Tag, an dem er den Fuß das erste Mal auf diese verdammte Station gesetzt hatte. "Es ist jetzt mitten in der Nacht, ich habe morgen eine wichtige Mission..." Bulmas Magen zog sich zusammen, als sie dies hörte. Sie hatte ihn nicht jahrelang vor der Willkür der Red Ribbon Armee bewahrt, um ihn selbst zum Mörder werden zu sehen. "...und wenn ich nicht ausgeruht und fit bin, kann es sein, dass nicht nur ich draufgehe, sondern meine gesamte Mannschaft." Er lächelte kalt und in diesem Moment erkannte sie, dass das nicht mehr wirklich Trunks war, mit dem sie dort sprach.
'Was haben sie nur mit dir gemacht, Tru-chan?' Ein weiteres Mal drohten Tränen in ihren Augen aufzusteigen, aber sie kämpfte sie nieder wie beim ersten Mal. Sie war eine starke Frau, sie würde nicht weinen. 'Außerdem gibt es noch eine Chance.' Dachte sie resolut.
Bulma blickte auf das vertraute und doch so fremde Gesicht ihres erwachsenen Sohnes, fuhr die Linien ab, die sie früher mit den Fingern liebkost hatte. 'Okay...' Sie holte einmal tief Luft: "Nun gut, dann will ich dich nicht weiter stören", begann sie, unsicher, ob sie ungezwungen genug geklungen hatte. Es hing so vieles davon ab! "Schlaf gut, viel Erfolg bei deiner..Arbeit und vergiss uns nicht, Trunks."
Gut. Sie hatte es gesagt und laut den Angaben des Hypnotiseurs müsste jetzt eigentlich... nichts passieren?
Bulmas Augenbrauen krochen in Verwirrung zusammen, als sie sah, wie Trunks ihr beherrscht einen wortlosen Abschied zunickte und dann die Verbindung unterbrach. Noch minutenlang nachdem der Bildschirm vor ihr schwarz geworden war saß sie regungslos davor und starrte ins Leere. Das war eindeutig nicht so gelaufen wie es sollte, stellte der Teil ihres Hirns fest, der noch logisch und rational denken konnte.
Was war passiert? Eigentlich hätte sich der Teil von Trunks Persönlichkeit, den sie per Tiefenhypnose für die Spionage geschaffen hatten, auflösen sollen und Platz machen für den ursprünglichen Trunks, für ihren Jungen, der niemals als ein Söldner arbeiten würde. Aber es war nicht geschehen... Es... es schien beinahe, als ob jener fremde Teil zu Trunks geworden war. Das winzige Stückchen Sadismus und Kampfeslust, das sie in ihm gefunden und zum beherrschenden Teil seiner Persönlichkeit hatten werden lassen, hatte endgültig die Kontrolle übernommen.
Langsam sackte Bulma nach vorn und stützte ihren Kopf schwer in die Hände. Ihre Tränen tropften auf die offenen Leitungen der Com-Station und verursachten kleine Entladungen, aber sie achtete nicht länger auf solche Kleinigkeiten als sich eine bittere Erkenntnis in ihren Geist stahl und sich ihre Eingeweide verkrampften. Sie hatte ihr einziges Kind an den Feind verloren, schlimmer noch - sie hatte es sich zum Feind gemacht.
******
Die kleine Figur auf dem Bildschirm hatte sich seit geraumer Zeit nicht mehr bewegt, genauer gesagt, seit sie den Kontakt zu ihrer Mutter unterbrochen hatte, und ehrlich gesagt fing Freezer langsam an, sich Sorgen zu machen. Und das war etwas, das er überhaupt nicht mochte.
Endlich stand der Captain langsam von seinem Schreibtisch auf, streckte sich und ging ins Bad, um sich für seine kurze Nachtruhe vorzubereiten. Dem stillen Beobachter fiel ein Stein von seinem Herzen, als alles an seinem Schatz so normal und wunderbar wie immer zu sein schien und so konnte er sich fragend umdrehen, als er hörte wie die Tür zu seinem eigenen Schlafgemach aufglitt und Zarbon, denn niemand sonst hatte hier Zutritt, etwas schweres und schlaffes auf sein Bett warf.
Zu seinem Erstaunen erkannte er in dem unförmigen Haufen zwischen den Kissen den kleinen Saiyajin - allerdings bewusstlos und in einem erbärmlichen Zustand.
"Er hat versucht zu fliehen, auf seinem Weg einen Techniker getötet und wurde in einem Kampf mit mehreren Wachen verletzt, bis sie ihn schließlich betäuben konnten", erklärte Zarbon ruhig. Der smaragdhaarige Krieger verneigte sich und wollte gehen, als ihn eine Hand seines Gebieters zum Innehalten aufforderte. Freezer nickte mit dem Kopf hinüber zu der Geisel. "Entkleide und wasche ihn, Zarbon. Ich will seine Wunden genauer sehen."
"Milord."
Während sich Zarbon an dem jungen Saiyajin zu schaffen machte, wandte sich Freezer ein letztes Mal jenem Bildschirm zu, der ihm die friedlich schlafende Gestalt seines einzigen Interesses zeigte. "Fühl dich nicht verraten, Liebster", flüsterte er und fuhr mit einem Finger die Figur des Menschen entlang. "Aber irgendwo muss ich die Spannungen ja abbauen, oder?"
Der Despot drehte sich zu seinem Spielzeug herum und so übersah er wie Trunks begann, sich wild im Schlaf hin und her zu wälzen.
"Ssir..? Wass tun Ssie da? Ssir!!" Das Ding hatte sich erdreistet, an Gotens Uniformärmel zu zupfen. Mit einem Schrei warf er sich herum und schlug mit der flachen Hand nach dem Techniker, schickte ihn an die nächste Wand, wo er einen Moment benommen liegen blieb. Goten sprang mit einem Satz hinterher und packte es am Kragen seines weiten Umhang. "Fass mich nicht an!", schrie er und schüttelte es wild. "Hast du verstanden? NIEMAND fasst mich an!"
Das Ding kam wieder zu sich und öffnete seine gelben Augen, um ihn in sprachlosem Horror anzustarren. Ein ferner Teil von Gotens Seele genoss die Wellen der Angst, die plötzlich von dem Anderen ausgingen und den Raum mit einer aufregenden Mischung aus Entsetzen und Wut erfüllten, aber er unterdrückte den Wunsch, seine Fäuste in das Fleisch des Wesens zu rammen, um mit dem warm-süßlichen Gestank des Blutes seine eigene Verzweiflung zu übertönen.
Der Saiyajin verzog sein Gesicht in Abscheu und ließ den Kragen los. Mit einem Fiepen fiel das Ding zu Boden und stieß einen erstickten Schrei aus, als es die Leiche des ersten Technikers entdeckte, der hier Dienst getan hatte. Oranges Blut bildete eine Lache unter dem Körper und bedeckte in zahllosen Flecken Wände und Decke des Raumes.
Goten hatte sich unterdessen schon wieder dem Kontroll-Terminal zugewandt und versuchte, sich Zugang zum Navigationscomputer eines Pods zu beschaffen. Die Dinger waren verdammt schnell, das hatte er gesehen, und er musste hier weg!
Er musste kurz innehalten, als ein Zittern sich seiner Hände bemächtigte - tief durchatmend und ein weiteres Mal in einer endlosen Reihe seine aufsteigende Panik niederkämpfend, schloss er kurz die Augen bis er sich sicher sein konnte, sich wieder unter Kontrolle zu haben und tippte die Zahlenfolge noch einmal ein.
Ein weiteres Mal wurde ihm der Zugriff verwehrt - offenbar hatte der Techniker im Angesicht des Todes noch den Geist besessen, ihm falsche Codes zu nennen. Eiskalte Entschlossenheit durchdrang ihn, als ein kleines Lächeln seine Züge kreuzte und er mental mit den Schultern zuckte: es war ja nicht so, dass er nicht jemand anderen fragen konnte. Er drehte sich zurück zu dem Wesen und trat an es heran. Das Vogelding schnappte geräuschlos nach Luft und erbleichte, soweit man das unter dem dichten kurzen Gefieder seines Gesichtes sehen konnte, und begann zu zittern - felsenfest davon überzeugt, dass es das nächste Opfer des offensichtlich wahnsinnigen Saiyajin werden würde. Goten beließ es in dem Glauben, lächelte weiterhin nur kalt und genoss die ungetrübte Panik in den Augen des Technikers.
"Die Codes", zischte er schließlich.
Das Wesen blinzelte unverstehend, bevor es seinen zitternden Schnabel auseinander zwang. "C..codes, Ssir?"
"Ja, Baka!", schrie Goten ungeduldig. "Die Scheißcodes, die mich meine Scheißdaten aus diesem Scheißterminal abrufen lassen!" Er gestikulierte wild hinter sich, wo durch eine Klarstahlscheibe einer der zahllosen Hangars der Station zu sehen war.
Zitternd und unzusammenhängendes Zeug brabbelnd war der Techniker reduziert worden zu einem Häufchen Elend. Aber nichtsdestotrotz wagte er, zu widersprechen. "D.. die Prioritätscodes dürfen von nie-", es wurde jäh abgewürgt, als Goten die Beherrschung verlor und es ein weiteres Mal an seinem Umhang nach oben riss. Der Saiyajin bleckte die Zähne und knurrte und mehr "Überredung" brauchte es für den Techniker nicht, der fast in Ohnmacht fiel, als sein Scouter ihm Ki-Werte anzeigte, die weit über das Zehnfache seiner eigenen Rasse hinausgingen.
"Ja, JA! Ssie bekommen Ihre Codess!", schrie es flehentlich und umklammerte Gotens Hand. "Bitte, Ssir, lassen Ssie mich gehen!"
Ein weiteres Mal ließ Goten es fallen und augenblicklich wieselte es hinüber zu dem Terminal und begann mit hektischen Bewegungen schier endlose Zahlen- und Buchstabenkombinationen einzugeben. Schnelle Bildabfolgen wanderten über den Bildschirm, wechselten sich ab mit Tabellen und Flugparametern.
Etwas in dem Saiyajin, dass die ganze Zeit wie ein heißes Feuer gebrannt und ihn zur Eile angetrieben hatte beruhigte sich plötzlich. Das unbewusste Zittern, das seinen Körper erfasst hatte, der kalte Schweiß, der immer wieder aus seinen Poren gebrochen war, um ihm den widerlichen Gestank seiner eigenen Schwäche unter die Nase zu reiben, versiegte und das erste Mal, seit er vor zwei Stunden erwacht war, hegte der Jüngling Hoffnung, heil aus der ganzen Sache herauszukommen.
"Wohin wollen Ssie, Ssir?"
Goten wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen und blickte für einen Augenblick unverstehend auf den Bildschirm, der ihn in großen Lettern nach seinem gewünschten Zielort befragte. Für einen Moment lang war er versucht, mit "Nach Vegetasei, wohin sonst?" zu antworten, aber siedend heiß fiel ihm ein, dass er damit alle, die er kannte in akute Gefahr bringen würde. Verwirrt suchte er in seinen Erinnerungen einen Ort, wo er sicher sein würde, aber ihm fiel keiner ein.
Zweifelnd, ob er den Techniker nach einer solchen Zuflucht fragen sollte, blickte er auf - genau im rechten Augenblick, um zu sehen, wie die Hände des Crewmitgliedes eine neue Tastenkombination drückten. Er wollte gerade fragen, was dies zu bedeuten habe, als plötzlich die Tür hinter ihm zur Seite schwang. Er sprang herum und machte sich auf einen Angriff gefasst, instinktiv sein eigenes Ki vorbereitend, aber noch während der Bewegung zerriss das Geheul eines Betäubungslasers die panik-induzierte Stille des Raumes.
Goten wurde nach hinten gegen die Konsole geschleudert, als er von einem Energiestrahl in den Magen getroffen wurde. Er würgte trocken und kurzzeitig wurde alles schwarz um ihn herum. Er blickte auf, konnte durch den dunklen Schleier, der sich über seine Sicht gelegt hatte, drei Männer des Sicherheitsdienstes in den Kontrollraum stürmen sehen. Sie blieben unmittelbar in der Tür stehen, die Lasergewehre im Anschlag, und Goten war sich nicht sicher, ob sie nur auf Betäubung oder Desintegration gestellt waren.
Einer der Männer, wohl der Befehlshabende, sah sich um und erbleichte, als er die zerfetzte Leiche des Technikers sah. Goten konnte sehen, wie er die Zähne zusammenbiss und als der Soldat sich ihm zuwandte waren seine Augen klar und kalt wie Eis.
"Sie haben Ki in einem dafür strengstens untersagten Stationsbereich benutzt, jemanden getötet und eine andere Person als Geisel genommen." Die Augen der beiden anderen Männer starrten ins Leere, als ihr Anführer die Anklage formulierte. Goten schätzte ihre Kampfkraft auf etwas über 500. "Sie stellen ein Sicherheitsrisiko dar, und ich fordere Sie auf, sich zu ergeben und uns in ihr Quartier zu folgen, wo sie festgehalten werden, bis Meister Freezer ihre Verhandlung aufnehmen wird." Funken tanzten plötzlich in den schwarzen Augen des Kommandanten, verzerrten seine Züge zu einer hasserfüllten Fratze, bevor seine Professionalität zurückkehrte. "Sollten Sie allerdings die Kooperation verweigern..." Der Mann sprach nicht zu Ende, aber auch so wusste der Saiyajin, was passieren würde, sollte er Widerstand leisten. Andererseits, was machte es aus? Es erwartete ihn sowieso schon eine öffentliche Hinrichtung...
Mit betont langsamen Bewegungen stand er auf, übertönte seine plötzliche Nervosität indem er imaginären Staub von seiner Hose wischte. Er war noch nicht bereit, zu sterben - viel zu jung, eigentlich - aber er würde sich nicht die Blöße geben und seinen Onkel entehren, der ihn erzogen hatte!
Der Gedanke an Raditz und an seinen Halbbruder beruhigten ihn und er sah gelassen in sein unvermeidliches Schicksal. Die beiden sollten stolz auf ihn sein können und niemand sollte sagen, dass er wie ein Feigling gestorben war... Für die Soldaten so unvorhersehbar wie ein Blitzschlag, und auch genau so schnell, kam Bewegung in seinen erstarrten Körper als er nach vorn sprang und mit einem heiseren Schrei alles Ki sammelte, das er in wenigen Sekunden zusammenrufen konnte. Er schickte es auf die drei Soldaten, deren Pupillen sich überrascht weiteten, bevor sie sich von ihrem Schock erholten und, alle drei gleichzeitig, auf die Auslöser ihrer Waffen drückten.
Die vereinte Kraft aller drei Gewehre traf ihn noch während er vorwärts stürzte. Er fühlte sich wie von einer riesigen Faust getroffen und zurückgeschleudert und noch bevor sein Körper schlaff auf den Boden aufschlug, sah er nichts mehr als Schwärze, die seinen Geist in die ewige Nacht geleitete.
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Leise zischend glitt die Tür vor ihm zur Seite und Trunks trat durch sie hindurch in das Mannschaftsquartier seines Squads. Nacht herrschte in der Station, synchron mit den Tageszeiten auf Freezer IV und der Captain konnte die Schemen seiner Soldaten sehen, die sich unordentlich unter den Decken abzeichneten. Die leisen, gleichmäßigen Atemzüge waren die einzigen Geräusche in dem dunklen Zimmer, und die Dunkelheit wurde sporadisch durchbrochen vom Blinken naher Navigations- und Begrenzungslichter.
Der Mann trat tiefer in den Raum hinein und ließ sich am runden Tisch nieder, der in der Mitte des großen Zimmers stand. Er schloss kurz die Augen und legte seinen Kopf auf seine gefalteten Arme, badete in der Ruhe und Geborgenheit, die hier herrschte, und nach wenigen Sekunden merkte er wie er sich spürbar beruhigte.
"Konntest du nicht schlafen, Captain?" Glen hatte sich aufgesetzt und stützte sich mit einem Arm an der Matratze ab. Ihr langes rotes Haar fiel ihr in Wellen über ihre nackten und Arme und die Brüste, während sie sich mit der anderen Hand über die Augen wischte. Die Söldnerin blickte einmal kurz in die Runde und ein kleines schadenfrohes Grinsen huschte über ihre Züge. "Die würden selbst eine Bombenexplosion verschlafen..."
Trunks grinste ebenso und stimmte ihr insgeheim zu - wenn er ein Meuchelmörder gewesen wäre, hätte jetzt die letzte Stunde für sie alle geschlagen.
"Bild dir nur nichts ein", war die Stimme von Mason aus dem anderen Doppelstockbett zu hören. "Nur weil wir anderen höflich sind und dem Boss seine Privatsphäre lassen, brauchst du noch lange nicht über uns herzuziehen."
"Pah!" Glen schnaubte leise und ließ ihre Beine über den Rand des Bettes baumeln, bevor sie sich abstieß und geräuschlos auf dem Boden landete. "Du und wie viele andere?" Tatsächlich drang aus dem anderen belegten Bett weiterhin das Geräusch friedlichen Schlummers.
"Gebt es zu, ihr konntet nur nicht schlafen, weil Rough mal wieder einen Urwald zusammensägt." Bevor die Neckerei der beiden Kämpfer in einen handfesten Streit ausufern konnte, hatte Trunks beschlossen einzugreifen.
"Hn", war die einzige Antwort, die er von beiden bekam. Glen trat mit überkreuzten Armen an den Tisch heran und blieb neben Trunks stehen, hinausstarrend und einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Schließlich setzte sie sich und stützte ihre Ellenbogen auf die polierte Oberfläche des Tisches.
"Irgendwas, das dir Sorgen bereitet, Boss?" Sie hatte eine Hand vom Kinn genommen und zog gedankenverloren Karten von einem Stapel, der auf dem Tisch lag. Piek-Ass, Karo-sieben, Herz-Dame...
"Ja, Chef, irgendwas mit der Mission?" Mason hatte sich ebenfalls aufgesetzt, im Schneidersitz auf seinem Bett hockend und die Bettdecke um die Schultern gezogen wirkte er plötzlich um Jahre jünger - vielleicht das erste Mal, seit sie sich kannten, genau so alt, wie er in Wirklichkeit war.
Trunks schüttelte den Kopf. "Nein, es ist nichts - eben nur so eine philosophische Anwandlung." Entgegen seiner Befürchtungen lachten die beiden ihn nicht aus, sondern Verständnis spiegelte sich in ihren Gesichtern.
"Übel, wenn man so was genau vor einer Mission bekommt..." Masons Stimme klang dunkel und gepresst.
"Ja", stimmte die Rothaarige ihm zu. "Lenkt einen nur ab." Sie hob ihre Augen vom Kartenstapel. "Lust, drüber zu reden?"
Trunks dachte kurz über das Angebot nach, aber was hätte er schon erzählen sollen? Schließlich schüttelte er den Kopf. "Weiß eigentlich gar nicht, worüber ich reden sollte... ist eben nur so ein... Gefühl...dass irgendwas nicht stimmt und es keine so gute Idee ist, von hier wegzugehen." Er dachte an die Blicke zurück, die Goten ihm vor drei Tagen zugeworfen hatte, als er ihn das letzte Mal sah: die nackte Panik hatte im Gesicht des Botschafters gestanden, so schmerzend und deutlich wie an jenem zweiten Tag in Gotens Quartier. Und seitdem hatte er den jungen Mann nirgends mehr gesehen - weder in seinem Quartier noch im Trainingsraum oder irgendwo sonst. Es war in seinem Rang unmöglich, eine stationsweite Suche einzuleiten - abgesehen davon, dass nicht einmal sicher war, ob Goten noch auf der Station war und einen Scouter trug, den der Computer orten konnte - aber mehr als einmal war er kurz davor gewesen, einfach die Kommandozentrale zu stürmen und die Suche nach dem jungen Saiyajin mit Waffengewalt zu fordern.
Trunks schüttelte energisch den Kopf. Was machte er sich Sorgen? Himmelnocheins, Goten war erwachsen, konnte auf sich selbst aufpassen und wohlmöglich so ziemlich jeden hier auf der Station ohne große Probleme vermöbeln!
"Habt ihr noch Fragen über die Mission?", fragte er in die stille Runde. Glen legte das Blatt auf den Tisch, mit dem sie gerade gegen sich selbst gepokert hatte - manchmal konnte es von Vorteil sein, wenn man über mehr als eine Persönlichkeit verfügte - und überlegte.
"Wie ist das Wetter dort?", kam es leise von Masons Bett.
Glen prustete los und konnte gerade noch die Hände vor den Mund pressen, um sich von Laut-Auflachen zu bewahren. "Wie kommst'n du auf DIE Idee?!", fragte sie hysterisch lachend. "Willst du da Urlaub machen?"
Trunks blickte auf und sah wie eine feine Röte Masons Wangen überzog, bevor der Mann zur Seite blickte. "Hätte ja sein können, dass sie dort Regen haben...", murmelte er sehnsüchtig.
Traurigkeit überfiel den Captain als er durch die Worte daran erinnert wurde, wie er Mason gefunden hatte: grau-grüne, unschuldige Augen, gleichzeitig jung und uralt, hatten erstaunt auf ihn geblickt, als sie, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben einen anderen Menschen gesehen hatten. Als einziger Überlebender in einer der aufgelassenen Uran-Minen auf dem Mars, von Robotern erzogen und unterrichtet, hatte Mason bis dahin nur Videoaufzeichnungen von der Erde und seinen Artgenossen gesehen - Regen, Wind, Berührungen, Emotionen, selbst das Gefühl frischer Luft in den Lungen war ihm völlig unbekannt gewesen und Trunks glaubte, dass es so bis ans Ende seines Lebens so gewesen wäre, hätte er mit den wenigen Rekruten für Freezers Armee nicht aus Neugier und Treibstoffmangel auf einer der verlassen geglaubten Marskolonien haltgemacht.
Der Junge war ohne Zögern mit ihnen gegangen, doch das, was er sich am meisten wünschte, wonach er sich innerlich verzehrte, hatte Trunks ihm noch nicht geben können - ein Zuhause, unter seinesgleichen... auf der Erde.
Er wurde durch ein leises Summen aus seinen trübsinnigen Gedanken gerissen und perplex schielte er auf die Linse seines Scouters, der ihm einen Anruf anzeigte. 'Wer, zum Teufel, will um diese Tageszeit mit mir sprechen?' Verwirrt erhob er sich und machte sich daran zu gehen. "Also, bis morgen, Leute. Seht zu, dass ihr noch ein bisschen Schlaf bekommt." Er wartete noch ihr zustimmendes Nicken ab, bevor er durch die Tür trat und die wenigen Schritte bis zu seinem Quartier rannte.
Im Mannschaftsquartier zog Mason seine Decke enger um die Schultern und seufzte leise, als seine Augen der entschwindenden Gestalt seines Captains folgen. 'Oh, Captain, mein Captain...' Ein scharfer Schmerz an der Nasenwurzel ließ ihn zu Glen herumfahren und er sah, dass sie schon mit einer weiteren Karte auf sein Gesicht zielte.
"Hey, was soll das?", zischte er entrüstet und rieb sich über die schmerzende Stelle.
Glen streckte ihm die Zunge heraus, bevor sie ihn in einer Mischung aus Häme und Mitleid angrinste. "Der ist nichts für dich, Kleiner, glaub mir." Sie kicherte leise, als Mason errötete.
"Du kommst auf die verrücktesten Ideen...", wehrte der junge Mann schwach ab, bevor er sich auf seine Matratze fallen ließ und ihr den Rücken zudrehte, fest entschlossen, die Rothaarige zu ignorieren. Gottseidank schien Glen für heute Nacht auch damit durch zu sein, über ihn zu lästern.
Er kuschelte sich fester in seine Decke, driftete langsam in den Schlaf und hoffte auf angenehme Träume. Vielleicht von der Erde mit ihrem strahlendblauen Himmel, oder vielleicht von himmelblauen Augen?
Als Glen schließlich leise die kurze Leiter zu seinem Bett emporkletterte fand sie den jüngsten ihres Teams fest schlafend vor und für einen Moment empfand sie beinahe mütterliche Gefühle für den kleinen Streuner, der sich zu einem kleinen Ball zusammengerollt hatte und sein Kissen umklammerte. Sie überlegte kurz, ob sie ihm einen Gute-Nacht-Kuss geben sollte, verwarf den Gedanken aber wieder und griff statt dessen nach der Karte, die sie nach ihm geschnippt hatte, bevor sie von der Leiter sprang und ein weiteres Spiel gegen sich selbst begann.
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Bulma tappte unbewusst mit ihrem Fuß auf den gekachelten Boden in ihrem Labor. Nach einer Weile bemerkte sie die nervende Tätigkeit und unterbrach sie abrupt, nur um sie wenige Augenblicke später mit dem anderen Fuß fortzusetzen.
'Verdammt noch mal, wo steckt der Kerl?!', fragte sie sich leise und ignorierte das Quäntchen Hysterie und Besorgnis, das sich in ihre Gedanken geschlichen hatte. Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette, bevor sie die Asche vom Stängel schnippte. 'Okay, noch dreimal - dann leg ich auf!', nahm sie sich vor und diesmal war sie fest entschlossen, es auch durchzuziehen - sollte er doch sehen, wo er blieb!
Ein Klingelton zog sich mit trällernder Eintönigkeit durch die Muschel des Hörers, ein zweiter... Bulma schnaubte entnervt und wollte gerade zu einer Hasstirade ansetzen, als der dritte Klingelton jäh unterbrochen und durch die beherrschte Stimme ihres Sohnes ersetzt wurde. "Briefs."
Ihr Herz machte einen kleinen Freudensprung als sie ihn hörte - er schien gesund und bei Kräften zu sein. Aber beinahe sofort kehrte ihr Ärger zurück: wenn er gesund war, warum meldete er sich nicht?!
"Briefs hier. Wer ist da?" Konnte sie eine Spur Gereiztheit aus seiner Stimme hören? 'Nun, mein Kleiner, schätze, du wirst gleich noch viel angenervter sein...'
"Hier auch", antwortete sie und bevor Trunks etwas erwidern - oder einfach auflegen konnte - fuhr sie fort. "Könntest du bitte deine Videoübertragung aktivieren? Ich habe ein neues System entwickelt und möchte sehen, ob es kompatibel ist." Kein Wort davon, dass sie einfach nur begierig war, sein Gesicht nach zwei Jahren wiederzusehen - aber das musste er ja nicht wissen. Einen kurzen Moment lang herrschte Stille auf der anderen Seite der Leitung und Bulma befürchtete fast, dass ihr Sohn trotz allem einfach auflegen würde. Schließlich aber kratzte es verräterisch in der Leitung und unmittelbar darauf schälten sich Trunks Konturen aus dem Schnee, der auf dem Bildschirm vor ihr herrschte.
"Zufrieden?" Eine kaum zu überhörende Gereiztheit schwang in seiner Stimme mit, als er sich in seinem Sessel zurücklehnte und die Arme verschränkte. "Kann ich jetzt wieder schlafen, Mutter?"
Gegen ihren Willen flammte ein kurzes Gefühl von Reue in ihr auf, aber dann kämpfte sie es in genau der sturen Art und Weise nieder, die ihr nicht minder dickköpfiger Sohn von ihr und ihrem Mann geerbt hatte. "Du schläfst also neuerdings in deiner Uniform?", fragte sie spöttisch, aber ihr Hohn war vergeudet, da Trunks nur nichtssagend mit den Schultern zuckte.
"Was willst du, Mutter?", seine Stimme klang nun tonlos, gelangweilt, und zeigte ihr an, dass alles, was sie eventuell noch sagen würde, ihn soviel interessierte wie die Ziegenzucht in Ghana und höchstwahrscheinlich noch weniger.
Bulma verzog kurz das Gesicht - sah nicht so aus, als ob sie heute noch ein vernünftiges Gespräch mit ihm würde führen können. Aber deswegen hatte sie ja auch nicht angerufen... "Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass ich anrufe, um dir von meiner Schwangerschaft zu erzählen?", scherzte sie gezwungen. Eine Spur Verwirrung huschte über seine Stirn, aber beinahe sofort hatte er seine Mimik wieder unter Kontrolle. 'Verdammt noch mal, Trunks, du machst mir fast Angst mit dieser Beherrschtheit! Du warst doch früher nicht so.'
"Natürlich Mutter", Trunks hatte geantwortet und sie musste einen Moment überlegen worauf. "Herzlichen Glückwunsch, dass du es geschafft hast, deine von der Strahlung zerstörten Eierstöcke wieder zu regenerieren. Oder hast du einen guten Genetiker gefunden?" Diesmal bemerkte sie den Sarkasmus in seiner Stimme und sie musste hart kämpfen, um ihr Temperament zu beherrschen.
"Okay, okay - ich werde nie mehr Kinder haben können. Schön, dass es dich freut!", presste Bulma zwischen ihren Zähnen hervor und verfluchte ihre Sentimentalität, die ihr die Tränen in die Augen trieb aufgrund der Tochter, die sie nie würde haben können und des Sohnes, an dessen Liebe und Zuneigung ihr so verdammt viel lag. Dieses Mal hatte er wenigstens so viel Anstand betroffen auszusehen und so atmete sie ein paar Mal tief durch bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
"Eigentlich wollte ich nur mal fragen, wie es dir so geht", sagte sie schließlich kleinlaut.
"Wie sollte es mir gehen?" Er hatte seine Fassung schnell wiedererlangt, arrogant und ungerührt wie seit jenem Tag, an dem er den Fuß das erste Mal auf diese verdammte Station gesetzt hatte. "Es ist jetzt mitten in der Nacht, ich habe morgen eine wichtige Mission..." Bulmas Magen zog sich zusammen, als sie dies hörte. Sie hatte ihn nicht jahrelang vor der Willkür der Red Ribbon Armee bewahrt, um ihn selbst zum Mörder werden zu sehen. "...und wenn ich nicht ausgeruht und fit bin, kann es sein, dass nicht nur ich draufgehe, sondern meine gesamte Mannschaft." Er lächelte kalt und in diesem Moment erkannte sie, dass das nicht mehr wirklich Trunks war, mit dem sie dort sprach.
'Was haben sie nur mit dir gemacht, Tru-chan?' Ein weiteres Mal drohten Tränen in ihren Augen aufzusteigen, aber sie kämpfte sie nieder wie beim ersten Mal. Sie war eine starke Frau, sie würde nicht weinen. 'Außerdem gibt es noch eine Chance.' Dachte sie resolut.
Bulma blickte auf das vertraute und doch so fremde Gesicht ihres erwachsenen Sohnes, fuhr die Linien ab, die sie früher mit den Fingern liebkost hatte. 'Okay...' Sie holte einmal tief Luft: "Nun gut, dann will ich dich nicht weiter stören", begann sie, unsicher, ob sie ungezwungen genug geklungen hatte. Es hing so vieles davon ab! "Schlaf gut, viel Erfolg bei deiner..Arbeit und vergiss uns nicht, Trunks."
Gut. Sie hatte es gesagt und laut den Angaben des Hypnotiseurs müsste jetzt eigentlich... nichts passieren?
Bulmas Augenbrauen krochen in Verwirrung zusammen, als sie sah, wie Trunks ihr beherrscht einen wortlosen Abschied zunickte und dann die Verbindung unterbrach. Noch minutenlang nachdem der Bildschirm vor ihr schwarz geworden war saß sie regungslos davor und starrte ins Leere. Das war eindeutig nicht so gelaufen wie es sollte, stellte der Teil ihres Hirns fest, der noch logisch und rational denken konnte.
Was war passiert? Eigentlich hätte sich der Teil von Trunks Persönlichkeit, den sie per Tiefenhypnose für die Spionage geschaffen hatten, auflösen sollen und Platz machen für den ursprünglichen Trunks, für ihren Jungen, der niemals als ein Söldner arbeiten würde. Aber es war nicht geschehen... Es... es schien beinahe, als ob jener fremde Teil zu Trunks geworden war. Das winzige Stückchen Sadismus und Kampfeslust, das sie in ihm gefunden und zum beherrschenden Teil seiner Persönlichkeit hatten werden lassen, hatte endgültig die Kontrolle übernommen.
Langsam sackte Bulma nach vorn und stützte ihren Kopf schwer in die Hände. Ihre Tränen tropften auf die offenen Leitungen der Com-Station und verursachten kleine Entladungen, aber sie achtete nicht länger auf solche Kleinigkeiten als sich eine bittere Erkenntnis in ihren Geist stahl und sich ihre Eingeweide verkrampften. Sie hatte ihr einziges Kind an den Feind verloren, schlimmer noch - sie hatte es sich zum Feind gemacht.
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Die kleine Figur auf dem Bildschirm hatte sich seit geraumer Zeit nicht mehr bewegt, genauer gesagt, seit sie den Kontakt zu ihrer Mutter unterbrochen hatte, und ehrlich gesagt fing Freezer langsam an, sich Sorgen zu machen. Und das war etwas, das er überhaupt nicht mochte.
Endlich stand der Captain langsam von seinem Schreibtisch auf, streckte sich und ging ins Bad, um sich für seine kurze Nachtruhe vorzubereiten. Dem stillen Beobachter fiel ein Stein von seinem Herzen, als alles an seinem Schatz so normal und wunderbar wie immer zu sein schien und so konnte er sich fragend umdrehen, als er hörte wie die Tür zu seinem eigenen Schlafgemach aufglitt und Zarbon, denn niemand sonst hatte hier Zutritt, etwas schweres und schlaffes auf sein Bett warf.
Zu seinem Erstaunen erkannte er in dem unförmigen Haufen zwischen den Kissen den kleinen Saiyajin - allerdings bewusstlos und in einem erbärmlichen Zustand.
"Er hat versucht zu fliehen, auf seinem Weg einen Techniker getötet und wurde in einem Kampf mit mehreren Wachen verletzt, bis sie ihn schließlich betäuben konnten", erklärte Zarbon ruhig. Der smaragdhaarige Krieger verneigte sich und wollte gehen, als ihn eine Hand seines Gebieters zum Innehalten aufforderte. Freezer nickte mit dem Kopf hinüber zu der Geisel. "Entkleide und wasche ihn, Zarbon. Ich will seine Wunden genauer sehen."
"Milord."
Während sich Zarbon an dem jungen Saiyajin zu schaffen machte, wandte sich Freezer ein letztes Mal jenem Bildschirm zu, der ihm die friedlich schlafende Gestalt seines einzigen Interesses zeigte. "Fühl dich nicht verraten, Liebster", flüsterte er und fuhr mit einem Finger die Figur des Menschen entlang. "Aber irgendwo muss ich die Spannungen ja abbauen, oder?"
Der Despot drehte sich zu seinem Spielzeug herum und so übersah er wie Trunks begann, sich wild im Schlaf hin und her zu wälzen.
