Kapitel neun





Salzig-warmer Wohlgeschmack rollte auf seiner Zunge, drang durch die Verbindung seiner Atemwege hinauf in die Nase und vermischte sich dort mit dem Geruch seines Spielzeuges in delikater Art und Weise zu einem Teppich der reinen Dekadenz. Goten war purer Luxus!

Freezer setzte sich ein Stück zurück und fuhr den gerade abgegangenen Pfad auf der zarten Haut des Jünglings aufs Neue entlang, verlor sich noch einmal im Geruch des Saiyajin unter ihm, in der feuchten und erregten Wärme, die zu ihm hinaufdrang und ihn in zärtlicher Art umfing. Seine Zunge schnellte hervor und verwöhnte gezielt kleine Stellen, von denen er wusste, dass es den Jüngeren erregen würde.

Er hob seinen Kopf mit den kindlichen Gesichtszügen und betrachtete den Saiyajin. Der Junge hatte den Kopf zur Seite gedreht und atmete schwer durch zusammengepresste Zähne, ein feiner Schweißfilm glänzte auf seiner Haut, ließ seine Muskeln und die Formen seines Körpers im schwachen Dämmerlicht auf die entzückendste Art und Weise hervortreten.

Freezer lehnte sich wieder vor und streckte seine linke Hand nach dem Saiyajin aus, während er sich mit der anderen abstützte. Behutsam legte er die Handfläche auf die Wange des Jünglings, dessen Blick kurz ängstlich zu ihm heraufschnellte, bevor er begann, die Umrisse des Gesichts und dann des Körpers, mit festen Strichen abzufahren. Und als er seine Finger in die Ansatzstelle des Schwanzes grub, wurde er mit einem zischenden Einatmen belohnt und ein leises Rasseln durchbrach die bleierne Stille des Raumes, als Goten instinktiv gegen die Fesseln ankämpfte, die ihn hielten. Aber Freezer konnte nicht zulassen, dass er sich wie die letzten Abende die Arme blutig biss im Versuch, das Spiel doch nicht zu verlieren.

Goten bäumte sich auf, als die süsse Qual der Erregung zu stark wurde, um noch länger schweigend ertragen zu werden, und Freezer sah, wie sein Blick zu der leuchtend grünen Computeranzeige glitt und wie er die Zahl, die sie zeigte, mit beinahe mörderischer Verzweiflung anstierte: 63.

Der Despot schmunzelte, als er daran dachte, dass am Beginn ihrer Spielchen dort noch eine dreistellige Zahl gestanden hatte, aber er verwarf die Erinnerung daran schnell, als er langsam an Gotens Körper entlang nach unten rutschte und eine Spur aus nass- und blutiggeküsster Haut hinterließ.

Beim Schritt des Jungen angekommen, umfasste er die Fußgelenke des Saiyajin und spreizte seine Beine weit. Er brachte sich in Position und warf selbst noch einmal einen Blick auf die grimmigen Zahlen an der Wand. Goten würde heute Nacht noch schreien - und dann hätte das Volk der Saiyajin nur noch 62 Jahre zu leben. Er grinste.



******



Raditz atmete erleichtert auf, als er endlich die Dächer seines Clans im Licht der untergehenden Sonne ausmachen konnte.

'Endlich!', dachte er und rückte Asparos Gewicht auf seinem Rücken zurecht. 'Ich dachte schon, wir kommen nie an...' Aber als sich die ersten Häuser aus den langen Schatten der nahegelegenen Berge schälten, verwandelte sich seine Erleichterung in Verwirrung und ihn beschlich das merkwürdige Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte: Nirgends waren seine Leute zu sehen, die sonst die frühen Nachtstunden dazu nutzten, auf die Jagd zu gehen oder sonstige Arbeiten zu verrichten, für die es in den Tagesstunden zu heiss war.

Der grosse Mann beschleunigte seine Schritte und rannte schließlich beinahe, als er die ersten Häuser erreichte, die die staubige Straße säumten. Aber verwirrt hielt er inne.

Asparo bewegte sich auf seinem Rücken, schien langsam aufzuwachen, und Raditz setzte ihn abwesend auf den Boden, hielt aber sicherheitshalber weiterhin die Hand des Jungen und sah sich um. In den Häusern brannte Licht, er konnte Stimmen hören, die durch die laue Abendluft auf die einsame Straße wehten. Und.. er konnte Essen riechen. Er schloss die Augen für einen Moment und atmete tief ein und merkte, wie ihm der Geruch von gebratenem Sakhmé und anderen Köstlichkeiten augenblicklich das Wasser im Munde zusammen laufen ließ. Aber gleichzeitig beunruhigte ihn das noch mehr. Sonst hatten sie immer Feste veranstaltet, wenn ihnen ein oder vielleicht sogar mehrere der grossen, bergbewohnenden Tiere in die Falle gegangen waren, aber so wanderte Raditz durch die leeren Straßen seiner Stadt, die erfüllt waren von fast vergessenen Gerüchen und geisterhaften Stimmen.

Als er an einem grösseren, einstöckigen Gebäude vorbeikam, hielt er die Neugier nicht länger aus und trat von der Strasse hinunter in den schattigen Eingang des Hauses und klopfte. Die Stimmen im Inneren des Hauses verstummten mit einem Schlag und eilige Schritte wurden laut, als einer der Bewohner zur Tür hastete. Raditz schaute auf, in den kleinen Schlitz in der Tür, durch den kurz Licht auf seine Gesichtszüge fiel, bevor der Schlitz wieder zugeschoben und die Tür mit einem energischen Ruck geöffnet wurde.

"Raditz!", rief die kurzmähnige Frau überrascht, als sie ihn mit einem Schritt zur Seite in ihr Haus ließ. "Warum kommst du erst jetzt? Und warum hast du ein Kind bei dir?", fragte sie, während sie geschäftig einem anderen Saiyajin, einem mittelgroßen, stattlichen Mann winkte, der im Durchgang zu den Familiengemächern stehengeblieben war. Raditz nickte dem Mann zu, der seinen Gruss mit steinerner Mine erwiderte und sich dann abwandte, um für ihren Gast eine Erfrischung zu holen.

"Was ist hier los, Colí? Warum ist niemand auf den Straßen? Nicht einmal die Wachposten sind aufgestellt!", erwiderte Raditz und scherte sich nicht darum, dass auf dem Gesicht seiner Stellvertreterin eine Spur Irritation zu sehen war, als er ihre Fragen einfach überging. Ihr Blick strich noch einmal über Asparo, der schlaftrunken an Raditz' Oberschenkel lehnte, bevor sie ihm wieder in die Augen sah, offensichtlich die falschen Schlüsse ziehend.

"Es wurde eine Ausgangssperre verhängt. I-", sie wurde unterbrochen als ihr Mann zurückkehrte und Raditz eine Schale mit gewürztem Wasser reichte, die der hochgewachsene Krieger, dem Brauch folgend, in einem Zug lehrte. Als nächstes bekam Asparo die Schale gereicht, von der er ein paar Schlucke nahm, bevor er sich wieder in die Falten neben sich schmiegte und an Raditz lehnend wieder in Schlaf versank.

"Was soll das heissen, "Ausgangssperre"?", fragte der Clanführer verärgert, als er sich des Jungen schließlich erbarmte und ihn auf seine Hüfte setzte, wo er ihn mit einem Arm aufrecht hielt.

Colí kämpfte einen kurzen Anfall heisser Wut zurück, als sie die ungerechtfertigte Anschuldigung in seinen Worten hörte. "Ich bin nicht dafür verantwortlich, sondern die Garde!", rechtfertigte sie sich erhitzt.

"Die Garde?! Was macht die Garde hier?" Raditz konnte sich die Antwort zwar schon denken, aber er wollte sie aus dem Munde der anderen Frau hören.

"Irgendein Mitglied der königlichen Familie ist hier, Raditz - schon seit dem Tag nach deiner Abreise", sagte sie und bestätigte damit seine Vermutungen. Aber was wollte Gohan hier? Er kam doch nie in offizieller Begleitung... "Ich weiss auch nichts genaueres, nur, dass er in deinem Haus ist und dass wi-", wieder wurde sie unterbrochen, als Raditz sich umdrehte und mit einem kurzen "Ist gut." in der Nacht verschwand.

Colí verschränkte die Arme und starrte verärgert hinaus in die Dunkelheit. Der Nachtwind frischte auf, zerzauste ihre Mähne als sich ihr Mann vorbeugte und ihr über ihre Schulter hinweg etwas ins Ohr flüsterte, das ihre Augen in einem zornigen Glanz funkeln ließ, bevor sie sich brüsk abwandte und in den Tiefen des Gebäudekomplexes verschwand.



'Was kann Gohan nur um diese Jahreszeit hier wollen?' Raditz hastete ratlos an den Häusern und vereinzelten Gehöften vorbei, die den Weg zu seinem Haus säumten. Schon von weitem sah er die schweren Gefährte stehen, die die Garde normalerweise benutzte, wenn sie einen hochrangigen Saiyajin beförderte. Wie bedrohliche Schatten hockten die beiden Fahrzeuge auf ihren breiten Ketten, die sie Hunderte von Meilen durch ödes, ausgedorrtes Land getragen hatten, und im Vorbeigehen sah Raditz die Schatten der Soldaten, die sich zusammengerollt hatten und schliefen, so sie nicht leise um sein Haus patrouillierten. Es war nahezu unmöglich, unbemerkt näher als 200 Schritte an das Haus heranzukommen, und so machte sich Raditz auch nicht die Mühe der Wache aus dem Weg zu gehen, die auf ihn zuhielt als er von der Strasse in die Auffahrt des Hauses einbog.

"Wer bist du?", fragte der Soldat verschlafen und versuchte trotz allem einen bedrohlichen Eindruck zu erwecken.

Raditz schnaubte nur verächtlich und verschränkte die Arme, wartete bis der Soldat endlich seinen Scouter hinter seinem Ohr befestigt und die Identifizierungsroutine ablaufen ließ. Einige kurze Piepser ertönten, bevor das Gerät ein lautes Rauschen ausstieß, das selbst den Clanführer den Mund schmerzhaft verziehen ließ. Der Soldat hingegen schrie erschrocken auf und warf das offensichtlich defekte Gerät in den Sand.

"Raditz", stellte sich ebenjener einsilbig vor und streckte seinen Arm aus, auf dem ein kurzer, aber prägnanter Identifikationscode eintätowiert worden war. Der Soldat beugte sich näher heran und nahm die schwarzen Symbole genauer in Augenschein, während Raditz hart mit seinen Instinkten focht, die ihm befahlen, diesen Eindringling in seine Privatsphäre nicht zu dulden.

Endlich richtete sich der Mann wieder auf und zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Kann nichts genaues erkennen - nur die Klassenzugehörigkeit. Aber wenn du nich der sein solltest, für den du dich ausgibst, isses nich meine Sache, wenn die dir da drinnen das Fell über die Ohren ziehen." Damit drehte er sich um und winkte seinen Kameraden, die den Eingang bewachten.

Unwirsch wartete der Riesenhafte, dass die Garde endlich seine Haustüre für ihn aufschloss und ohne einen zweiten Blick stürmte er ins Innere seines Domizils. Für einen kurzen Moment blieb er im Flur stehen, genoss das Gefühl wieder zu Hause zu sein und atmete tief die vertrauten Gerüche ein, die ihn sanft begrüssten. Wie einem Wunder gleich fühlte er Erschöpfung und Hunger von ihm abfallen, und zum ersten Mal seit er seinen Heimweg von den Stämmen angetreten hatte, lächelte Raditz.

Ein kleines Knurren nahe seines Halses erinnerte ihn an das kleine Bündel Saiyajin, das er noch immer auf seiner Hüfte trug. Er entschied, das Kind erst ins Bett zu bringen und dann zu sehen, wie es Gohan ging - und was ihn hierher getrieben hatte. Mit Asparo an der Hand durchquerte er den dunklen, staubigen Flur und hatte gerade einen Fuß auf die unterste Schwelle der Treppe gesetzt, als er dumpfes Poltern und Scharren aus seinem Wohnzimmer vernahm und kurz darauf eine leise Stimme, die sehr eindringlich aber in kurzen, prägnanten Sätzen sprach - nein, befehligte. Seine Augenbrauen krochen in Ärger zusammen. Niemand hatte in seinem Haus das Recht, Befehle zu erteilen - nicht einmal Gohan, der eines Tages immerhin König sein würde!

Er machte auf dem Absatz kehrt, ließ Asparo einfach im dunklen Flur stehen und stapfte in die Richtung des diffusen Lichtscheines, der unter der Tür zu seinem Wohnzimmer hervordrang. Ohne innezuhalten riß er die Tür beiseite, die mühelos in ihren Schienen aufglitt und rauschte in das hell erleuchtete Zimmer. "Niemand gibt Befehle in meinem Haus, Go-" Er unterbrach sich abrupt als er verwirrt feststellen musste, dass sich niemand im Zimmer befand. Verwirrt ließ er seinen Blick umherschweifen, registrierte das begonnene Mahl, das auf einem der niedrigen Tische stand, eine Kanne und zwei Gläser, aus denen es dampfte. Er trat unsicher näher. Zwei Gläser.. aber er hatte nur eine Stimme gehört. "Was zum..."

"Dein Haus? Ich dachte, dies hier ist mein Planet und deshalb gehört alles, was darauf ist auch mir... Ich muss wohl die Ausrufung der Demokratie verpasst haben."

Raditz gefror das Blut in den Adern und er schoß herum. Innerhalb eines Sekundenbruchteils lag er auf seinen Knien und hatte den Kopf gesenkt. "Ou- Sama! Vergebt mir, dass-"

"Lass es, Raditz", unterbrach in Vegeta schroff, aber nicht verärgert. Raditz hob seinen Kopf und sah seinem Potentaten das erste Mal seit über achtzehn Jahren, seit er in einer dunklen Nacht Goten bei ihm abgegeben hatte, ins leibhaftige Antlitz und er erschrak über das, was er sah.

Vegeta wirkte so... Ihm fehlten die Worte, um den Ausdruck der Kraftlosigkeit in den hoheitlichen Gesichtszügen zu beschreiben. Augen, die einst vor Angrifflust und Wagemut geglitzert hatten, waren einfach nur stumpf und grau und Raditz musste an die alte Sage denken, nach der der König das Land war. Vegeta war alt und schwach geworden - natürlich nicht körperlich, aber Raditz konnte förmlich die Aura der Niederlage um den König herum sehen. 'So schlecht steht es also um uns', dachte er traurig.

Die drückende Stille wurde durch Vegetas gedämpfte Schritte unterbrochen, als der König zu einem der Sessel hinüberging und sich schwer in das mit Leder bezogene Möbel fallen ließ. Endlose Minuten lang ignorierte er den immer noch knienden Raditz und starrte nichtssehend hinaus in die Dunkelheit, bevor er sich sichtlich straffte und sich mit einem Ruck vom Fenster abwandte.

"Goten ist verschwunden", sagte er leise, aber fest und vermied es dem anderen Saiyajin in die Augen zu sehen, als er eine Tasse vom Tisch nahm und an der abkühlenden Flüssigkeit nippte.

Raditz hingegen war fassungslos. Sein Neffe, verschwunden! Das Einzige was ihm, Gohan und dem König noch von Kakarot geblieben war, war verschwunden und Vegeta saß hier und sprach darüber wie über das Wetter. Entrüstet sprang er auf seine Füsse und trat einen Schritt auf den Sitzenden zu.

"Wo ist er?!", verlangte er zu wissen. "Was ist-"

"Höchstwahrscheinlich bei Freezer." Vegeta saß immer noch unbeeindruckt da, starrte wieder nach draussen.

Raditz schnaubte abwertend. "Natürlich ist er auf Freezers Station, dafür hast du mich ihn ja ausbil-" Er unterbrach sich als ihm ein neuerlicher Gedanken kam. "Oh, nein!", hauchte er und fühlte wie ihn eisige Vorahnung überfiel, als er an die Gerüchte dachte, die über den kaltblütigen Despoten kursierten. 'Lass das nicht wahr sein!', flehte er zu einer unsichtbaren Entität, die vielleicht Mitleid mit seinem Neffen haben könnte. Aber der Blick, den Vegeta ihm zuwarf, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

"Ich hatte es gehofft", sprach der König leise, fast wie im Selbstgespräch. "Jetzt haben wir Ruhe vor ihm.. zumindest ein bisschen. Und dann..." Vegetas Stimme verklang und eine drückende, bleischwere Stille breitete sich wie ein Totentuch über den Raum, als Raditz versuchte, die Ungeheuerlichkeit hinter des Königs Worten zu verstehen.

"Du...Du hast..." Der hochgewachsene Mann war nicht in der Lage, seine Gedanken in Worte zu fassen. Zu tief saß der Schock.

"Raditz. Ich möchte, dass du etwas für mich tust." Vegeta hatte die Hände in seinem Schoß gefaltet und sah ruhig zu dem Krieger auf, den die gleichgültige Miene, die der König zur Schau stellte, nur noch mehr in Rage versetzte.

"Wie kommst du darauf, dass ich dir einen Gefallen erweise?!", donnerte er und ließ seinen Schwanz durch die Luft peitschen. "Du kommst einfach hierher und erzählst mir seelenruhig, dass mein Neffe, den ich aufgezogen habe wie meinen eigenen Sohn, irgendwo in Freezers Bordellen verschwunden ist und dass du von Anfang an davon gewusst hast, es sogar plantest?! Und ich soll dir helfen?"

Ein leises Wimmern von der Durchgangstür ließ beide Männer herumwirbeln, und bevor Raditz sich versah, hatte Asparo den kurzen Weg zu ihm zurückgelegt und wieder einmal Hände und Gesicht in den Falten seines Umhangs verborgen. Das Kind zitterte am ganzen Körper, ließ aber trotzdem ein hohes, verwirrtes Schnurren erklingen, das wohl mehr den Sinn hatte sich selbst zu beruhigen, als den Mann, den es in den letzten Tagen als seinen Vater anzuerkennen gelernt hatte. Beruhigend legte der Mann eine Hand auf den Kopf des Jungen, der daraufhin nur noch mehr in seinen Mantelfalten zu verschwinden scheinen wollte und richtete einen verärgerten Blick auf Vegeta.

"Nein", sagte er fest. "Du kannst in meinem Haus bleiben solange du willst, Vegeta no Ou, aber ich werde dir keinen Gefallen erweisen." Er wandte seine Augen zur Seite, unfähig, seinem König in die Augen zu sehen, dem er einst bedingungslose Loyalität geschworen hatte. Aber er war zu wütend auf ihn. Er konnte ihm nicht einfach verzeihen!

Erstaunlich ruhig richtete Vegeta seine schwarzen Augen auf ihn und ließ sie dann hinunter auf Asparo streifen. "Deiner?", fragte er leise.

Ein warnendes Knurren wollte sich Raditz Kehle entringen, aber er konnte es zurückhalten. Vegeta hatte den Jungen nicht bedroht. Noch nicht.

"Nein. Hab ihn unterwegs aufgelesen", presste er zwischen den Zähnen hervor, als er sah, wie Vegeta sich hinhockte und die Hand nach dem Jungen ausstreckte, der ihn neugierig, wenn auch ein wenig verschüchtert, zwischen seinen Strähnen hindurch musterte.

"Seltsam... Er sieht dir ähnlich." Der König hatte zwar mit Raditz gesprochen, aber seine Augen hatten keine einzige Sekunde lang das Gesicht Asparos verlassen, der, wie Raditz in einer Mischung aus Furcht und Raserei feststellte, seinen Umhang losgelassen hatte und nun einen vorsichtigen Schritt auf Vegeta zu machte.

Der kleinere Mann streckte seine Hand noch ein wenig weiter aus und war nun in der Lage, über die Wange des Kindes zu streichen. Eine Berührung, die unglaublich sanft und väterlich wirkte, aber die Asparo verwirrte, weil sie vollkommen jeder Familiarität entbehrte, die er sonst durch die spärlichen Berührungen mit Raditz gewohnt war. Seine Schwanzspitze vibrierte nervös, als seine Instinkte endlich entschieden, in Erscheinung zu treten. Aber seltsamerweise konnte er den Blick nicht von den seltsam traurig- alten Augen des Mannes lösen, und das machte ihm noch mehr Angst.

"Papa..?", schaffte er es schließlich hervorzukrächzen, als der Mann begann, ihm mehr und mehr Angst einzujagen.

"Vegeta!", bellte Raditz und die Augen des Königs flogen sofort zu ihm hinauf.

Langsam richtete er sich auf, legte aber wie zufällig eine Hand auf Asparos Schulter. "Ja?"

Raditz schluckte nervös. Er hasste es, seine einmal getroffene Entscheidung wieder zurücknehmen zu müssen, aber die Bedrohung für das Kind war einfach zu gross, als dass er sich auf Vegetas Mitleid verlassen würde. "Warum bist du überhaupt hier?", fragte er schließlich und wandte sich ein wenig ab, konnte nicht das erleichterte Lächeln sehen, das kurz die Züge des Potentaten kreuzte, als er Asparo losließ und zu seinem Adoptivvater zurücklaufen ließ.

"Ich möchte, dass du dich auf eine neuerliche Reise begibst.. und ich möchte, dass dich jemand dabei begleitet."

"Und wer sollte das sein?" So sehr er sich auch bemühte, er konnte den Sarkasmus aus seiner Stimme nicht verbannen. Ohne auf eine Antwort des Königs zu warten, drehte er sich um, wusste, dass er sein Leben riskierte mit diesem Affront. Aber der Respekt, den er einst für Vegeta empfunden hatte, war verschwunden.

Er beugte sich nieder und blickte Asparo, den er mit sich gezogen hatte, fest in die Augen. "Du gehst die Treppe nach oben und dort in das Zimmer zu deiner linken. Dort wartest du auf mich, verstanden?" Raditz wartete noch, bis der Junge zögernd genickt und sich auf den Weg nach oben gemacht hatte, bevor er zu Vegeta zurückkehrte und die Tür hinter sich schloß.

Einen Moment blieb er noch an der Tür stehen, atmete tief durch und versuchte, der Wut Herr zu werden, die in ihm tobte. Grimmig biss er die Zähne aufeinander, um sich von Reaktionen abzulenken, die sicherlich tödlich für ihn enden würden - wenn er nicht schon längst sein Todesurteil unterschrieben hatte... Aber Vegeta war so anders als der dynamische und kraftvolle König, den er damals gekannt hatte, dass der grossgewachsene Krieger überhaupt nicht mehr wusste, wie er sich verhalten und was er erwarten sollte.

Schließlich drehte Raditz sich zu der schweigenden Figur um, die geduldig auf ihn gewartet und wieder in einem Sessel platzgenommen hatte. Ein kurzer Anflug von Beinahe-Abscheu durchlief ihn als er Vegeta gegenüber in einem anderen Sitz Platz nahm. Er verstand noch immer nicht, warum der andere so.. unbeteiligt wirken konnte! Raditz hingegen hätte alles gegeben, um zu wissen, wie es seinem Neffen ging und was man tun konnte, um ihn zu retten.

Eine flüchtige Bewegung in seinem Augenwinkel ließ ihn seinen Kopf herumreissen. Aber er blickte auf leere Wände. Verdammt! Was war nur los mit ihm?! Der Marsch durch die Berge konnte ihn doch nicht so erschöpft haben...

Eine schwere Hand auf seiner Schulter ließ ihn aufspringen und sich zurückdrehen und sein erschrockener Blick fiel auf Vegeta, der plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, neben ihm stand, der formals gleichgültige Gesichtsausdruck vertauscht gegen ein wütendes Funkeln. Raditz schluckte nervös, als er realisierte, dass er eventuell seine Grenzen überschritten hatte.

"Mach das nicht noch einmal, Raditz", schnarrte der kleinere Mann gefährlich leise. "Ich wandere auf einem schmalen Grat und diejenigen, die sich mir in den Weg stellen, können nur untergehen." Vegeta bekräftigte seine Worte, indem er seine Finger in Raditz' Schulter krallte und den grösseren Mann näher zu sich heranzog. "Und denke nie wieder, dass es mir nichts ausmacht, wenn auch nur einer meines Volkes leidet während das Biest noch atmet."

Mit einem Ruck stieß Vegeta Raditz von sich, der nach hinten stolperte und schwer im Sessel landete. Der kleinere Mann indessen wandte sich ab und trat an den Tisch heran, goss sich ein weiteres Glas des belebenden Tees ein. "Deine Reise wird dich zu den entlegeneren Stämmen führen. Du wirst Wasser und Proviant für die gesamte Zeit zur Verfügung gestellt bekommen. Bei den Stämmen und Clans wirst du Ausschau halten nach potentiellen Kriegern, danach, wer noch in der Lage ist zu kämpfen und welche Ressourcen die einzelnen Familien retten konnten. Waffen, Technologie.. alles, was dir von Nutzen erscheint, wirst du notieren und mir, und nur mir allein, vorlegen, wenn du zurückkehrst." Vegeta setzte das Glas an seine Lippen und stürzte das Getränk hinunter. Dann drehte er sich zu der Stelle herum, an der er seinen Mantel abgelegt hatte und warf ihn sich um die Schultern. Er deutete auf einen Beutel, der unter dem blutroten Stoff gelegen hatte. "Dort drin findest du deine Reiseroute, eine Vollmacht, bei der ich dir allerdings raten würde, sie nicht allzu häufig anzuwenden und zwei gefälschte ID-cards. Komm her."

Raditz blinzelte verwirrt, als er den letzten Befehl hörte. 'Zwei falsche Namen?', überlegte er als er gehorsam zu Vegeta trat.

"Dein Reisebegleiter ist kein Unbekannter, aber er hat Order, sich von allzu belebten Plätzen fernzuhalten."

"Wer ist es?"

"Du wirst ihn erkennen, und jetzt gib mir deinen rechten Arm." Vegeta hatte sich derweil reisefertig gemacht und streckte fordernd seine Hand aus. Er ergriff Raditz Hand als dieser sie ausstreckte und hielt sie in eisernem Griff, als er seine andere Hand auf die Stelle des Indentifikations-Tattoos setzte und sein Ki losließ.

"AAAhhhhh....!" Raditz schrie als sengendes Feuer seine Haut und das Muskelgewebe darunter verbrannte und jeglichen Beweis seiner Identität auslöschte. Funken tanzten vor seinen Augen und sein Magen hob sich bedenklich, als er kaum in der Lage war, mit diesem unerwartetem Schmerz umzugehen. Vegeta ließ seine Hand los und Raditz sank stöhnend zu Boden, umklammerte sein verletztes Körperteil, von dem er Blut zu Boden tropfen hörte. Von Ferne vernahm er, wie die Schritte seines Königs auf dem Parkett verhallten, als er den Raum und dann sein Haus verließ und draussen anfing, Befehle zu erteilen. Seine Sinne fingen an, sich willkürlich ein- und auszuschalten und er hoffte, dass Vegeta keine wirklich lebenswichtigen Teile seiner Anatomie verletzt hatte.

Plözlich fühlte er, wie er sanft aufgehoben und gegen einen breiten Brustkorb gepresst wurde, konnte spüren wie die Person sich durch das Fenster in die Lüfte schwang. Der kühle Nachtwind belebte seine Sinne noch einmal und er konnte einen langgezogenen Klagelaut hören, der ihnen wie ein Bote hinterherflog. 'Scheisse.. Asparo', dachte er mehr verwirrt als besorgt. Irgend jemand im Dorf würde sich schon um den Jungen kümmen, aber was der Kleine jetzt wohl dachte...

Der Flug endete kurze Zeit später auf einem Plateau. Raditz fühlte, wie der Fremde ihn vorsichtig zu Boden gleiten ließ und irgendein weiches Material um seinen Arm wickelte. Die Pein sank zu einem dumpfen, unangenehmen Brennen herab und sein Hirn umwölkte sich schon wieder, aber stur öffnete er die Augen, um wenigstens einen Blick auf denjenigen zu erhaschen, dem er seine "Rettung" und die Pflege zu verdanken hatte.

Zuerst tanzten undeutliche Lichter und Schemen vor seinen Augen, bis er erkannte, dass der Mann ein kleines Feuer entfacht hatte. Die im Schatten liegenden Gesichtszüge kamen langsam näher, als der andere realisierte, dass Raditz noch bei Bewusstsein war und die schwarzen Augen waren das Erste, was der Clanführer sehen konnte. Irgendwie brachten sie eine Saite tief in ihm zum Klingen - der Blick, der aus den feuchten, nachtschwarzen Tiefen sprach kam ihm so vertraut vor.

Dann schob sich die Gestalt weiter in den Lichtschein und ein kleines Lachen entfuhr Raditz, eine Mischung aus Zynismus und Hysterie als er den anderen endlich erkannte.

"Nicht schon wieder du... Kakarott."