So, nach Ewigkeiten des Wartens kommt hier mein zweites Interlude zu „Wild Roses" und damit der offizielle Abschluss des ersten Buches. Ich entschuldige mich besser erst gar nicht, dass es so lange gedauert hat, weil ich dieses Teil in nur drei Tagen geschrieben hab, aber durch Uni und Job einfach keine _Zeit_ und Muße habe und sich an der Situation auch in Zukunft nichts ändern wird.
Aber ich möchte an dieser Stelle allen Leuten danken, die „WR" bis hierher gelesen haben und mir mit ihren freundlichen und aufbauenden Worten immer wieder aufgeholfen haben. Danke!!! *alle an ihre Brust drückt und knuddelt* Wie ich das zweite Buch aufziehen werde, weiß ich noch nicht *erstmal nen Plan aufstellen muss*, denn mir ist klar geworden, dass das so mit dem „einfach Losschreiben" nicht funktioniert, wenn man eine lange Story schreibt und an sich selbst auch qualitative Maßstäbe stellt. Also seid mir nicht böse, wenn die Updates weiterhin so lange dauern, aber dafür kann ich euch versprechen, dass „WR" höchstwahrscheinlich ausgereifter und besser weitergehen wird, als das bis jetzt der Fall war.
*bows deeply* Arigato, Minna-san!!
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zweites Interlude: „Facetten"
Die Grillen im Garten vor ihrem Fenster wollten und wollten keine Ruhe geben, trugen nur noch mehr dazu bei, dass der Schlaf Bulma floh. Sie war mehr als erschöpft und ihr Körper schrie nach Ruhe, nachdem sie in den letzten Tagen durch die Hölle gegangen war. Von überall auf dem Globus hatte sie ihre alten Kampfgefährten zusammengerufen, Treffen mit Botschaftern anderer Sternensysteme mussten vereinbart und neue Kommunikationstechniken geprüft werden, wo keine Möglichkeit für einen direkten Kontakt bestand.
Ständig hatten sie Anfragen und Botschaften erreicht und in den wenigen Ruhestunden, zu denen Yamchu sie gezwungen hatte, konnte sie ihren Geist nicht von den bohrenden Fragen befreien, die sie seit Monaten quälten. Was hatte sie falsch gemacht? Machten sie einen nicht wieder gutzumachenden Fehler und, noch wichtiger, was war mit Trunks geschehen?
Das letzte Gespräch mit ihrem Sohn hatte Bulma die Augen geöffnet und ihr Geist wurde es nicht müde, sich immer neue Szenarien und technische Spielereien auszudenken, die sie in den nachfolgenden Jahren würden gebrauchen können. Wenn es noch Jahre waren, die sie zur Verfügung hatten... Freezer schien gefährlicher zu sein, als sie gedacht hatte und wenn er Trunks einer Gehirnwäsche unterzogen hatte, wusste er nun um die Pläne der Erdenbewohner.
Wie immer in solchen Momenten schoss Angst durch ihre Glieder und drohte, sie zu ersticken. Bulma schloss kurz die Augen, die an eine unsichtbare Decke gestarrt hatten und versuchte, sich zu beruhigen, aber die Angst ließ sie nicht los. Was war, wenn Freezer wusste, dass sie ihm von Anfang an nicht getraut hatten? Was, wenn er schon heimlich zu einem Präventivschlag ausholte? Sie holte zitternd Luft, als sie an die unschuldigen Leben dachte, die sie aufs Spiel setzte. Menschen, die ihr vertrauten und solche, die überhaupt keine Ahnung hatten, unter welcher Bedrohung sie standen, die ihr Leben lebten - mit all den alltäglichen Höhen und Tiefen. Hatte sie überhaupt ein Recht, sie einer solchen Gefahr auszusetzen und einfach zu bestimmen, welchem Schicksal die Erde entgegensah?
Mit der Erkenntnis, dass sie diese Nacht (wieder einmal) nicht würde schlafen können, setzte sich die Wissenschaftlerin auf und schwang die Beine aus dem Bett. „Wer sagt mir, dass ich richtig handle?", fragte sie sich flüsternd.
„Können wir es uns leisten zu warten?", fragte eine Stimme aus dem Dunkel zurück und ließ Bulma zusammenzucken. Sie hatte nicht bemerkt, wie Yamchus gleichmäßige Atemzüge Stille gewichen waren, als der Kämpfer erwacht war. „Bei Red und seinen Schergen lag es klar auf der Hand - eine Bande von Terroristen und Para-Militärs, die versuchten, die Weltherrschaft an sich zu reißen", er lachte bitter, „Aber bei Freezer können wir nicht warten, bis er mit seiner Flotte an unsere Haustür klopft und nett anfragt, ob wir unseren Planeten mal eben für ihn räumen würden." Yamchus Stimme hatte einen bissigen Ton angenommen.
Bulma rollte entnervt mit den Augen - ein Geste, die an die Dunkelheit verschwendet war - denn diese Diskussion führten sie nicht zum ersten Mal. „Aber was für _Beweise_ haben wir, dass er so etwas im Schilde führt?" Sie gestikulierte zum Raum. „Sicher, es hat einige Systeme geben, bei denen er so gehandelt hat, aber bisher hat nichts angezeigt, dass er auch nur das leiseste Interesse an der Erde haben könnte."
Licht durchflutete plötzlich durch den Raum und blendete sie. „Lass uns mal aufzählen", redete Yamchu sich langsam in Rage: „Freezer scheint kein besonderes Interesse an Verbündeten zu haben - wie man an den K't'to und Zhulp gesehen hat. Auch scheinen ihm Verdienste seiner Gefolgsleute egal zu sein - Ínnuar hatte seit seinem Beitritt die Wissenschaft im Imperium um Jahrhunderte voran gebracht - freilich nur bis zu dem Tag, als die kümmerlichen Reste des gesamten Sonnensystem als Schlacke im All trieben. Bulma! Wir haben keine Wahl und das weißt du genau so gut wie ich!", rief er am Schluss und umfasste die Schultern der Frau, die ihre Arme schützend um sich geschlungen hatte.
„Ich hätte kein Problem damit, wenn es nur dich und mich beträfe", sagte sie schließlich leise zitternd und krümmte sich noch weiter zusammen. „Aber die Verantwortung für Millionen von Menschen zu übernehmen... Das ist zu hoch für mich."
Yamchu überlegte sich seine nächsten Worte sehr gut. Er konnte ihre Zweifel verstehen, hatte er sie doch selbst, aber sein Instinkt sagte ihm, dass es falscheste Weg sein würde, nichts zu tun. „Wir leben in einer gefährlichen Welt, Liebste, deshalb bleibt uns nichts weiter übrig als selbst gefährlich zu werden", flüsterte er schließlich heiser in ihr Ohr.
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Leise Tropfen auf Sand und Grün schufen eine Atmosphäre von Leben, die es auf diesem Gebilde aus kaltem Stahl in Eis nicht geben konnte, aber die Einzigen, die dieses künstlichen Wunders gewahr wurden, waren zu sehr in ihre eigenen Welten zurückgezogen, um es zu würdigen.
Der eine mit dem Gesicht zum All, der andere zusammengekauert unter einem Baum, schienen sie auch den jeweils anderen nicht wahrzunehmen - aber dieser Eindruck täuschte: Zumindest Goten konnte die Präsenz des Menschen wie ein glühendes Eisen in seinem Rücken fühlen.
Zwei Tage waren seit _dem_ Moment vergangen - furchtbare Tage für Goten, der sich von Selbstvorwürfen bis hin zur Raserei in alles hineingesteigert hatte. Aber alles konnte ihn nicht davon abbringen, sich in den Augen des Menschen schmutzig zu fühlen. Er hatte nie gewollt, dass Trunks etwas erfuhr - jetzt, wo er darüber nachdachte, schien das Trunks Unwissenheit der einzige Trost zu sein, den er in Freezers Armen gefunden hatte, doch nun...?
„Seid ihr ein Paar?"
Der Saiyajin war so überrascht, Trunks zu hören, dass er im ersten Moment nicht auf die Worte achtete. „Was?"
„Ich habe gefragt, ob ihr ein Liebespaar seid - du und Freezer", antwortete Trunks ein wenig lauter, aber bevor der entsetzte und angeekelte Goten auch nur die Möglichkeit hatte, die Dinge klar zu stellen, sprach der Mensch abwesend weiter. „Ach nein. Ihr habt ja..." Er brachte es nicht über sich, die beiden Schreie zu erwähnen - es war einfach zu enervierend.
Goten beobachtete, wie sich die verschiedensten Gesichtsausdrücke in Trunks Gesicht spiegelten, bevor die allgegenwärtige Ratlosigkeit wieder ihren Platz einnahm. „Eine freundschaftliche, geschweige denn eine private Beziehung mit Freezer einzugehen, ist etwas, dass sich kein Saiyajin auch nur in seinen wildesten Alpträumen vorstellen kann", sagte er schließlich steif, als die Stille zwischen ihnen zu erdrückend wurde. Er fühlte, dass etwas in Trunks anders war seitdem er von seiner Mission zurückgekehrt war, aber durch die lange Trennung hatte er das Gespür für den Menschen verloren. Eines allerdings wusste er: Dass er ihm, wenn er sich von diesem Schlag erholte, nicht völlig fremd sein wollte.
„Aber was seid ihr dann?!" Unverständnis und Ärger schwangen in Trunks Stimme mit, aber Goten ließ sich davon nicht anstecken.
„Ist das denn nicht offensichtlich?", fragte er rau und mit der selben stoischen Ruhe, die ein Gefangener vor seiner Hinrichtung empfinden musste.
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„Ich glaube, das reicht für heute." Schnaufend ließ sich Raditz zurück in das hohe Gras fallen, das hier oben in den Bergen einen der zahlreichen abgelegenen Hänge bedeckte und schloss genüsslich seufzend die Augen, als ein frischer Wind aufkam und seinen schweißbedeckten Körper kühlte. Neben ihm hörte er Kakarott zu Boden fallen und obwohl der andere keine Möglichkeit hatte, sich mitzuteilen, fühlte der langhaarige die Fröhlichkeit seines Bruders in seinen Gedanken.
Die zwei Monate, die sie nun in den Bergen mit Training verbracht hatten, waren nicht spurlos an den beiden Männern vorüber gegangen. Anfangs noch ungeübt und unausgeglichen hatten sie sich mehr als einmal in den Haaren gelegen, bis sie sich schließlich fast gegenseitig getötet hatten und nur ihre eigene Ungeübtheit nicht-wiedergutzumachendes verhindert hatte. Raditz erinnerte sich ungern daran, obwohl er einen heimlichen Stolz verspürte, als er daran dachte, wie gut sich Kakarott damals schon geschlagen hatte. Aber nichtsdestotrotz wäre es eine Verschwendung gewesen.
Mit einem Schnaufen setzte er sich wieder auf und griff blindlinks nach seinem Hemd. Es wurde Zeit zu ihrem Lager zurückzukehren und zu packen - morgen früh würden sie das windige Hochplateau verlassen und sich wieder hinab in die Steppe begeben, um Kakarotts Ausdauer und Zähigkeit zu trainieren. Er wühlte sich gerade durch den Stoff seines Hemdes, als er hörte, wie sich Kakarott ruckartig aufrichtete.
Eine plötzliche Spannung breitete sich in Sekundenbruchteilen zwischen ihnen aus und Raditz beeilte sich, seinen Kopf durch die Kleidung zu bekommen, um zu sehen, was Kakarott beunruhigt hatte. Aber noch bevor er etwas ausmachen konnte, kündigte ein unterschwelliges Brummen den Neuankömmling an, der sich ihrem Aufenthaltsort mit einem Niedriggleiter näherte. Die plumpe, vogelähnliche Stahlkonstruktion schwebte kurze Zeit über ihren Köpfen - lange genug für die beiden Männer, das königliche Emblem auf dem Rumpf zu bemerken - bevor es in unmittelbarer Nähe ihres Lagers niederging.
Beide Männer stürzten den Hang hinab, brennend darauf zu erfahren, was geschehen war, denn bisher hatte Vegeta sie auf ihrem einsamen Zug nicht behelligt. Wenige Meter nach Kakarott erreichte Raditz das Lager und sah sich einem Vegeta gegenüber, der in der innigen Umarmung Kakarotts beinahe versank.
„Was ist passiert?", fragte er den König atemlos und sein Bruder schien Vegeta etwas ähnliches zu fragen, denn die schwarzen Augen ihres Herrschers ruhten zuerst auf seinem Geliebten und drehten sich erst dann zu Raditz, dem es eiskalt den Rücker herunterlief, als er die unterdrückte Panik im Gesichtsausdruck des Älteren sah.
„Es scheint, dass Goten und eine andere Geisel vor zwei Tagen aus Freezers 'Gewahrsam' geflohen sind", berichtete Vegeta leise. „Freezer gab mir in seiner Nachricht zu verstehen, dass wir zwanzig Tage Zeit haben, die beiden unversehrt zu ihm zurück zu schicken, bevor er sich selbst der Sache annimmt..." Beeindruckenderweise schwankte die Stimme des Königs nicht, obgleich diese Nachricht das Todesurteil für ihr Volk bedeutete.
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Von außen gesehen wirkte Goten beinahe desinteressiert als er zusah wie Trunks mit sich rang. Draußen rotierte langsam Freezer IV an den Stationsfenstern vorbei, als der Captain versuchte, die Informationen, die er erhalten hatte, zu einem schlüssigen Ergebnis zu verarbeiten. Schließlich schüttelte er frustriert den Kopf.
„Ich kapier's nicht!", sagte er beinahe aggressiv. „Ich raff nicht, warum ihr miteinander schlaft, wenn ihr beide auf jemand anderen steht?!"
Der junge Saiyajin konnte sich das ironische Lächeln nur schwer verkneifen, dass an seinen Mundwinkeln zuckte. Irgendwie hatte er schon damit gerechnet, dass Trunks' Verstand sich schlicht und einfach weigern würde, das Offensichtliche zu akzeptieren.
„Ist das denn so schwer zu verstehen?", fragte er leise. „Freezer begehrt dich - mehr noch, er ist, so absurd es auch klingt, in dich verliebt, aber da er dich nicht haben kann, tut er, was er schon immer getan hat: Er sucht sich einen Ersatz." Goten sprach ungerührt weiter, obwohl er Trunks ansah, dass der Mensch lieber nicht mehr erfahren wollte. „Sieh mal, für Freezer ist ein Warmblüter so wie der andere, und solange er nur ein Säugetier unter sich hat, ist für ihn die Illusion perfekt..."
Trunks' Hand schnellte nach oben und unterbrach Gotens Redefluss. Der Mensch konnte nicht verstehen, noch _wollte_ er es, wie der junge Botschafter so ruhig und gelassen darüber reden konnte, dass er nur benutzt wurde, um eine Illusion zu erzeugen. Hatte er sich die ganze Zeit über in Goten getäuscht? War der Saiyajin kälter und abgebrühter, als er sich normalerweise gab?
„Aber wie passt du in das Bild?", fragte der Captain, als er einen Fehler in Gotens Geschichte gefunden zu haben glaubte. „Ich verstehe Freezers.. Ausruf, aber warum du auch?" Die Vorstellung, dass beide Männer auf dem Höhepunkt ihres Liebesspiels _seinen_ Namen geschrieen hatten, ließ Trunks nicht los, verwirrte ihn zusätzlich zu den schweren Schlägen, die er in den letzten Tagen erfahren hatte.
Bestürzung huschte kurz über Gotens Gesicht und er füllte Hitze in seine Wangen steigen. Jetzt war es also soweit, dass sein Innerstes offenbart und seine Seele bloßgelegt werden würde.
„Ich...", begann er zögerlich, doch verstummte erstaunt wieder, als ihm gewahr wurde, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Nicht, dass er keine Worte fand - er konnte jedoch keine Wahrheit, keine endgültigen Gefühle in sich finden. Bestürzt senkte er den Blick zu Boden, als seine einzige Sicherheit in dem Gewühl aus Halbwahrheiten und Selbsttäuschung verschwand, aus dem sie geboren worden war.
„Goten?" Trunks war näher herangetreten. „Alles in Ordnung?"
Goten schüttelte den Kopf und sah zu Trunks auf, die offensichtliche Bestürzung war aus seinem Blick verschwunden und durch eine Kühle ersetzt worden, die es dem Captain kalt den Rücken hinunterlaufen ließ. Sein Leben war eine Lüge - eine einzige große Lüge - machte da eine Unwahrheit mehr etwas aus?
„Es ist angenehmer, mir dich vorzustellen, als auch noch in meiner Phantasie mit dem Biest zu schlafen." Er nahm Trunks' ersticktes Keuchen nur peripher wahr, ebenso war die schmerzhafte Miene des Menschen schnell wieder aus seiner bewussten Wahrnehmung verschwunden, aber ein Rest von Unbehagen sollte ihn noch lange begleiten.
„Aber warum ich?! Warum nicht irgendwer anders??", Trunks hatte die Worte fast geschrieen - seine zugeschnürte Kehle erlaubte nur das oder Verstummen. Tränen kratzten am Rand seiner Augen, als gekränkter Stolz und etwas anderes, für das er keinen Namen hatte, seine Ratio hinwegzuspülen drohten und nur schwerlich konnte er seine Enttäuschung verbergen. Warum er so reagierte, konnte er nicht sagen, wollte er nicht wissen. Warum den Geist mit Fragen beschäftigen, die nicht länger relevant waren..?
Enttäuscht wandte er sich zum Gehen, gleichgültig, ob Goten ihm noch etwas zu sagen hatte oder nicht, aber ein unterdrücktes Keuchen ließ ihn den Blick heben und in das erschrockene Antlitz des Saiyajin blicken, der starr auf die Gestalt Zarbons sah, der eben das Arboretum betreten hatte.
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Der Herrscher über tausend Welten parlierte in seinem Thronsaal aus Glas entlang, gefiel sich darin, die einzelnen, spiegelnden Facetten seines Reiches zu betrachten, denn jedes Paneel der kristallenen Pracht war zugleich ein Bildschirm, der ihm Bilder seiner Vasallen und Kolonien zeigte
Er wandelte über Bilder von unglaublicher Farbenpracht, die sich mit dem Anblick öder, mondbeschienener Wüsten ablösten; er beobachtete die unterschiedlichsten Lebewesen, wie sie ihren täglichen Beschäftigungen nachgingen und empfand besonderes Vergnügen wenn er ihnen beim Liebesspiel zusah. Alle Lebewesen, so empfand er, waren sich gerade auf diesem primitiven Level so ähnlich: Jeder nur darauf bedacht seine Gene (oder was auch immer Träger der Erbinformation war) weiterzugeben und der nächsten Generation auf den Weg zu helfen. Parthenogenese hingegen fand er reichlich langweilig, obwohl auch diese Art der Fortpflanzung durchaus interessante, philosophische Fragen aufwarf, wie er feststellte, als er sich schwer in seinen Thron sinken ließ und nach einem Glas Blutwein griff. Als er zusah, wie die ölige Flüssigkeit in dem Glas kreiste und Schlieren über den Kristall zog, fiel ihm ein, dass es gerade das Clonen von Individuen war, dem er seine momentane Befriedigung verdankte und er grinste still in sich hinein.
Mit einem leisen „Pling" setzte er das Glas wieder ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben und setzte sich auf. Den Blick auf den Boden des Saales gerichtet, drückte er einige Knöpfe an der Lehne seines Thrones und beobachtete, wie die Vielzahl der Bilder in Dunkelheit verging und wenige Sekunden später durch ein Bild aus dem Arboretum ersetzt wurde.
Freezer legten den Kopf schief und betrachtete einige Sekunden lang interessiert die sich ausbreitende Szene. Er konnte nicht verstehen, was die beiden miteinander sprachen, da sie außerhalb der akustischen Scanner waren, aber an ihren Gesichtsausdrücken konnte der Gestaltwandler gut absehen, dass es kein erfreulicher Gesprächsstoff war - was ihn nur umso mehr verärgerte. Er konnte nicht das Risiko eingehen, dass Goten aus dem „Nähkästchen plauderte" wie es die Erdbewohner so nett ausdrückten und wenn er es recht besah, war jetzt genauso gut Gelegenheit, es dem Saiyajin in aller Deutlichkeit zu sagen. Und wenn er schon mal da war... Freezers Augen verengten sich zu Schlitzen und ein erregtes Zischen bahnte sich seinen Weg durch seine schwarzen Lippen.
„Zarbon!", befahl er seinem immerwährenden Schatten. „Bring mir meinen Saiyajin."
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Trunks sah wie Zarbon auf den Kiesweg einbog, der zu ihnen führte und obwohl sich der junge Captain fragte, was Freezers Adjutant von ihnen wollen könnte, interessierte ihn mehr die Reaktion Gotens, der sich zwar wieder gesammelt hatte, aber Zarbon nichtsdestotrotz mit der Miene eines zum Tode Verurteilten entgegensah.
Ohne Umschweife trat Freezers rechte Hand zu Goten und sprach kühl: „Lord Freezer wünscht dich zu sehen!", bevor er auf den Hacken kehrt machte und seinen sofortigen Rückzug antrat, so als sei es ihm unangenehm, nicht in der unmittelbaren Umgebung seines Meisters zu sein. So hörte er auch Gotens gemurmelten Fluch nicht - Trunks aber sehr wohl und diese wenigen Worte erzählten ihm mehr über die Beziehung zwischen den beiden, als das gesamte Gespräch, dass sie bis jetzt geführt hatten.
„Was habe ich auch anderes erwartet?!", murmelte Goten bitter und schien die Anwesenheit des Menschen völlig aus seiner Wahrnehmung verdrängt zu haben. Der junge Saiyajin schlang kurz die Arme um seine Schultern, so als sei ihm kalt, und setzte sich dann in Bewegung. Seine ganze Gestalt drückte Niedergeschlagenheit aus und Trunks sah bestürzt wie Gotens Schwanz - sein lebendigstes und redefreudigstes Körperteil - leblos an ihm hing wie tot. Und ehe er es sich versah, war Goten durch die Tür getreten, die sich lautlos hinter ihm schloss und Trunks allein im nächtlichen Arboretum zurückließ.
Mit einem Ruck kam der Captain endlich zu sich und stürzte zum Ausgang. Auf dem Gang, wenige Schritte vor dem nächsten Lift holte er Goten ein, und packte ihn fest an der Schulter. „Geh nicht!", keuchte er außer Atem. „Er kann dich nicht zwingen, wenn du nicht willst", räsonierte er weiter, hielt aber inne, als Goten ihn mit einem bitteren Lachen unterbrach.
„Wie kommst du nur darauf, Trunks?", fragte der Saiyajin spöttisch, nur um den Menschen im nächsten Moment beinahe zu Tode zu erschrecken, als ihm Tränen in die Augen schossen. „Er kann mich zwingen und er hat es auch getan.. Und eigentlich hoffte ich, dass du das niemals erfahren würdest." Die klaren Tropfen rannen an den Wangen des jungen Mannes herunter, während er sprach. „Aber zu spät...", hauchte er tränenerstickt. „Nichts wird sich ändern."
Trunks war einer Panik nahe, als er Goten so sah! Wie konnte es sein, dass sich der junge Mann in den letzten Wochen so sehr verändert hatte?! Welches Unrecht war hier geschehen?? „Nein, Goten!", presste er hitzig hervor. „Du darfst nicht gehen."
„Und wer sagt das?" Resignation und Sarkasmus lagen schwer auf Gotens Stimme.
„Ich", sagte Trunks und fühlte sich unglaublich naiv. Wer war er schon, dass er Goten helfen, geschweige denn ihm in dieser Situation Hoffnung geben konnte? „Ich möchte dir helfen." Und als der andere mit großen, tränenfeuchten Augen zu ihm aufsah, streckte Trunks vorsichtig seine Hand aus, ließ seine Fingerspitzen sacht über die feuchtschimmernde Haut gleiten, bevor er den Jüngeren vorsichtig in seine Arme zog.
Goten lehnte sich schwer an die breite Brust des Captains und wünschte sich, mit dem warmen Duft des Menschen verschmelzen zu können. „Bring mich nach Hause, Trunks", flüsterte er leise in die Dunkelheit.
