Kapitel 2 - Das Wiedersehen



Aragorn kannte den Palast, doch er war immer wieder erneut überrascht, als er dieses prachtvolle Gebäude erblickte. Der große offene Palast war einfach wunderschön anzusehen. Hohe Bäume erstreckten sich nach oben und hielten ein weißes Marmorhaus, das von bunten Blumen nur so umringt war. Überall glitzerten weiße, helle Steine und beleuchteten das Gebäude von Innen wie von Außen. Eine lange Treppe, die spiralförmig nach oben führte, wurde von mächtigen Säulen gehalten, dessen Fresken nicht zu übersehen waren. Das Marmorhaus, war eine Art Eingang, denn dahinter lag der eigentliche Palast. Hoch war er gebaut und von Pflanzen überdeckt. Es roch nach frischen Blumen und kühlen Wind und Aragorn fühlte wie sein Herz plötzlich zu Pochen begann. Im Gegensatz zu diesen prächtigen Palast, war sein Schloss eher ein einfaches Haus. Der König Gondors musste schmunzeln bei diesen Gedanken, doch als er wieder an seinen blonden Freund dachte, legten sich tiefe Sorgefalten auf seine Stirn. Seufzend und kopfschüttelnd begann er schließlich die schmale Treppe zu besteigen.



Legolas fühlte sich überhaupt nicht gut. Schon allein der Gedanke eine Frau zu heiraten, die er nicht einmal kannte, ließ ihn schwindeln. Sicher, das Volk wünschte sich sehnlichst, dass der Prinz endlich das Amt des Vaters übernahm und eine Frau an seiner Seite hatte, aber er war einfach noch nicht soweit. Er wusste und spürte, dass er als König versagen würde und er hatte einfach angst davor. Doch was sollte er tun...?

Der junge Elb erhob sich von seinem Bett und trat ans Fenster. Mit gesenkten Blick sah er zu den bunten Treiben im Schlosspark hinunter und dann blickte er besorgt in den Westen. Legolas spürte, wie sich in ihm etwas zusammenzog. Hastig drehte sich der Prinz weg. Sein Herz pochte wie wild und am liebsten wäre er jetzt ganz weit weg.



Inzwischen hatte Aragorn den langen Flur im inneren des Schlosses erreicht. Helle, weiße Lichter waren an der Decke angebracht und der König fragte sich immer wieder, warum solche seltsamen Pflanzengebilde so schön leuchten konnten. Aragorn fühlte sich bei diesem sanften Licht irgendwie sicher und geborgen, doch er konnte sich dieses Gefühl nicht erklären. Wahrscheinlich, so dachte er, war es irgendein Elbenzauber. Erfreut und leichtes Herzens ging er den langen Gang weiter bis er schließlich vor der Zimmertüre stand, indem er Legolas vermutete. Entschlossen klopfte er an.



Legolas schreckte auf. Er hatte zum ersten Mal weder gehört noch gespürt, dass jemand vor seiner Tür stand. Verwirrt blickte er zu der verschlossenen Tür und befürchtete, dass ein Diener oder womöglich sein Vater persönlich ihn zum Fest holen wollte. Der Gedanke erschien ihm logisch. Rasch zupfte er seine Kleider zurecht und richtete seine Haare. Schließlich bat er die Person, die vor der Zimmertüre stand, herein.

Zur seiner Überraschung stand der König Gondors im Flur und grinste den jungen Elbenprinzen schief ins Gesicht.



„A...Aragorn!? Aber was machst du denn hier?" man konnte nicht überhören, dass Legolas mehr als nur überrascht war und Aragorn amüsierte sich über das verdutzte Gesicht des Elben. „Na, begrüßt man denn so einen alten Freund. Legolas Grünblatt?" Streng hob er eine Augenbraue und Legolas lächelte. Mit einem Kopfschütteln umarmte Legolas den König freundschaftlich.

„Ich freu mich, dass du hier bist." sagte der blonde Elb und diesmal war es Aragorn der verdutzt dar stand und sich über die seltene Geste von seinen Freund wunderte. Nachdem ersten Schreck aber, erwiderte der König die Umarmung des Elben und war froh, dass Legolas seine Gefühle endlich einmal zu erkennen gab.



Langsam löste sich Legolas wieder von der Umarmung und deutete auf einem Suhl.

„Möchtest du dich nicht setzten?" sagte der Elb mit einem seltsamen Ton, den Aragorn wissen ließ, dass es seinen Freund im Moment nicht gut ging. „Ja, danke!" antwortete Aragorn und setzte sich mit einem kleinen Seufzen. Eine zeitlang sagte keiner etwas von den Beiden. Aragorn sah den blonden Elb besorgt an, denn in dessen Augen konnte er einen verzweifelten Glanz erkennen. Schließlich ergriff der König endlich das Wort.

„Legolas, was bedrückt deine Seele? Ist es die Heirat?"

Es war für den Elb wie ein Stich ins Herz als Aragorn diese Worte aussprach und er zuckte leicht zusammen. Er hatte zwar gewusst, dass sein Freund dieses Thema ansprechen würde, trotzdem war es für Legolas völlig überraschend. Starr blickte er aus den Fenster.

„Legolas?" fragte Aragorn mit hochgezogenen Augenbrauen nach, als der Prinz keine Antwort gab.

Legolas schüttelte dem Kopf und er trat ans Fenster, in welches er hinausgesehen hatte. Mit einer Hand hielt er sich am Fenstersims fest, als ob er Angst hätte hinaus zu fallen. Dann wandte sich er seinen Freund zu und sah ihn in die Augen. Aragorn fühlte sich plötzlich wie durchbohrt.

„Es ist nicht nur die Heirat, Aragorn. Das Amt, das ich übernehmen soll...ich weiß nicht ob ich das schaffe. Mein Vater bürdet mir diese Last auf und verschwindet dann, er lässt mich allein....gerade jetzt...!" Aragorn war überrascht. Hatte Thranduil nicht gesagt, dass Legolas nichts wusste von seiner Entscheidung. Interessiert fragte er nach. „Du, du weißt, dass dein Vater nach Valinor segeln möchte?" „Natürlich weiß ich das..." Der Prinz drehte sich wieder zum Fenster und spähte hinaus. Aragorn war nun etwas verwirrt. Er hatte das Gefühl, als Legolas auf ihn wartete. Neugierig trat er ans Fenster und sah hinaus und plötzlich überkam ihm ein Schauer.

„Siehst du, gerade jetzt möchte mein Vater das ich DAS allein schaffe. Aber DAS da, kann man nicht allein schaffen. Ich werde wohl deine Hilfe brauchen."