Zweites Kapitel: Die Gefangenschaft Nach zwei Stunden brachen sie auf (Pippin hatte ohne Erfolg versucht eine Stunde lang mehr Essen als ging in seinen Rucksack zu quetschen). Die Stimmung war getrübt und kaum einer sagte ein Wort. Sam war am verzweifeltsten von allen, denn Rosie hatte ihm eine riesige Szene gemacht, als er ihr gesagt hatte, dass er für mehrere Wochen weg musste. Sie wollte es nicht verstehen, und als Sam ihr sagte, dass ein sehr guter Freund gestorben sei, hörte sie nicht einmal zu sondern rannte in die Küche und wusch aus Frust das Geschirr. Sam war dann einfach gegangen, zuvor hatte er Rosie aber noch einen Zettel auf den Wohnzimmertisch gelegt.

Tage und Wochen liefen sie in südliche Richtung nach Gondor und bei allen vieren wurden alte Erinnerungen aufgeweckt. Frodo hatte noch mehrere Male den Traum mit dem Auge des dunklen Herrschers, der immer wieder sagte "Ich sehe dich immer noch!" Er vermied allerdings nach wie vor seinen Freunden davon zu erzählen.

Nach Wochen erreichten sie Dunland, sie hatten irgendwann zwischen der zweiten und dritten Woche aufgehört genau zu zählen seit wie vielen Wochen sie unterwegs waren. Nach einem harten Tagesmarsch schlugen sie an einem kleinen Waldstück ihr Lager auf, um dort die Nacht zu verbringen. Alle waren sehr müde und schliefen sofort ein.

In der Nacht wachte Frodo plötzlich auf und starrte unruhig in die Nacht hinein. Irgendwas ist seltsam, dachte er sich und blickte Sam an, der ebenfalls wach zu sein schien. "Habt ihr auch was gehört, Herr Frodo?" flüsterte Sam.

"Nein, du etwa? Ich bin nur aufgewacht, weil irgend etwas merkwürdig ist" gab Frodo leise flüsternd zurück. Plötzlich war ein lautes Rascheln zu hören und Frodo griff instinktiv nach Stich, dass er auch im Schlaf um seine Hüfte trug. Sam blickte auf einmal angsterfüllt zu Frodo. "Herr Frodo, seht, euer Schwert!" Frodo blickte zu dem Schwert. Es leuchtete in hellem blau. "Orks!" zischte Frodo. Dann gab es ein lautes Getöse. Mindestens zehn Orks stürzten sich knurrend und schreiend auf die Hobbits. Merry und Pippin waren die Ersten, die überwältigt wurden, sie hatten immer noch geschlafen und keine Chance sich zu wehren. Frodo wehrte sich heftig und versuchte Stich zu ziehen, doch er hatte keine Möglichkeit dazu. Ein riesiger furchteinflößender Ork nahm ihm das Schwert ab und hielt ihn an den Armen fest. Als Frodo sich dennoch mit den Füßen anfing zu wehren, schlug ihn der Ork mit einem harten Gegenstand bewusstlos. Sam war der letzte, der durch Schlagen und Treten versuchte sich zu verteidigen, aber zwei Orks drückten ihn auf den Boden und er bekam keine Luft mehr. Er hörte auf sich zu wehren und der Ork fesselte ihn und nahm ihn unsanft über die Schulter.

Frodo erwachte als es schon hell war und betastete eine riesige Wunde über seiner Schläfe. Das Blut rann ihm bis hinunter zum Hals und sein Kopf schmerzte unerträglich. Er versuchte sich aufzurichten, doch ein starker Schwindel, der ihn überkam, ließ ihn wieder auf den Boden zurück sinken. Neben ihm kauerte Sam, er war gefesselt und ein Stück weiter hinter ihnen waren Merry und Pippin, Rücken an Rücken aneinander gebunden. Etwa fünf Meter entfernt saßen die Orks und fraßen ein Pferd, dass sie offensichtlich erlegt hatten. Kaum hatten die Orks realisiert, dass Frodo wach geworden war kam einer zu ihm rübergelaufen und fesselte auch Frodo die Hände auf den Rücken. Dann begann er sich wieder über den Kadaver des Pferdes her zu machen.

"Herr Frodo, ist alles in Ordnung?", fragte Sam besorgt, kaum dass der Ork außer Hörweite war.

"Mir ist so schwindlig Sam und die Kopfschmerzen sind unerträglich!" Er verzog sein Gesicht schmerzvoll und wünschte sich nichts mehr, als in seiner Hobbithöhle zu sein und in seinem gemütlichen Bett zu liegen.

"Gib jetzt nicht auf Herr Frodo, gemeinsam sind wir bis jetzt noch aus jeder Situation rausgekommen!"

"Ja Sam, ich weiß. Aber als ich das letzte Mal von Orks gefangen wurde, hatten sie einen Grund mich am Leben zu lassen, ich wüsste nicht welchen Grund sie jetzt hätten. Vielleicht wollen sie uns als Nachspeise zu dem Pferd dahinten."

"Nein Herr Frodo, das glaube ich nicht, sonst hätten sie uns schon getötet. Du weißt doch wie Orks sind, die rennen nicht lange mit ihrem Essen durch die Gegend."

"Ja, ich weiß, wir werden sehen."

Nach einer Weile kam ein Ork zu Sam und Frodo herüber gelaufen. Sein Mund und seine Rüstung waren blutverschmiert und er kaute noch auf einem Teil des Pferdes herum, das ihm halb aus dem Mund hing. Er beugte sich zu Sam und Frodo herunter, so dass er mit seinem Kopf kurz vor ihren Gesichtern war. Von dem Geruch des Blutes drehten sich beiden Hobbits der Magen um. Er blickte die beiden mit seinem hässlichen Gesicht wechselweise an und sagte dann undeutlich: "Wer von euch vier armseligen Kreaturen hat den Ring getragen?" Keiner von beiden antwortete. "Sagt es", wies der Ork sie mit fletschenden Zähnen an. Immer noch sagte keiner ein Wort. Der Ork verzog jetzt sein Gesicht (es sollte wohl ein Grinsen sein). "Na schön, wie ihr wollt, wir werden sehen. Wir bringen euch zum Auge, dann wird sich zeigen, wer der Ringträger war!" Er machte sich knurrend auf den Weg zurück zu dem Platz wo das tote Pferd gelegen hatte (jetzt waren nur noch einige Knochen und eine riesige Blutlache von dem Tier übrig, aber einige Orks waren noch damit beschäftigt selbst das Blut aufzulecken).

Frodo riss die Augen auf. "Sam hast du das gehört? Er hat gesagt er will uns zu dem Auge bringen!"

"Ja Herr Frodo, ich habe es gehört", antwortete Sam mit zitternder Stimme "meint er etwa das Auge des dunklen Herrschers?"

"Was sonst? Aber wie kann das sein, wir beide haben den Ring vernichtet Sam, und damit auch Sauron!"

"Herr Frodo, jetzt bekomme auch ich langsam ein schlechtes Gefühl!"

"Ja Sam, ich weiß. Ich habe dir etwas verschwiegen", sagte Frodo leise. "Ich habe von dem Auge geträumt, es stand über meiner Hobbithöhle und sagte immer wieder es würde mich noch immer sehen!"

Eine Weile trat Schweigen ein. Dann begann Sam wieder zu sprechen. "Du hättest es deinem Sam sagen müssen!"

Frodo sah auf den Boden und antwortete mit zitternder Stimme: "Ich weiß Sam, zuerst wollte ich es auch, aber dann hielt ich es nur für einen nichtssagenden Traum. Ich habe euch damit alle in Gefahr gebracht, es tut mir so leid!"

Sam sah seinen Herrn wehmütig an. "Nein, das ist nicht deine Schuld. Wenn der dunkle Herrscher wirklich wieder da ist und uns haben will, dann wird er uns auch so bekommen, das hat nichts mit deinem Traum zu tun. Ich glaube der war nur eine Vorbotschaft. Leider haben wir nicht auf diese Botschaft reagiert, wir hätten vorsichtiger sein sollen."

Frodo wirkte jetzt zornig und seine Kopfschmerzen wurden dadurch heftiger. "Ja, weil mein Blick nicht weit genug gereicht hat, deshalb haben wir nicht erkannt, dass es eine Botschaft war. Ich hätte es zumindest dir sagen müssen, dann wären wir vielleicht jetzt nicht hier."

Sie wurden in ihrem Gespräch unterbrochen, als einige Orks auf sie zu kamen, ihnen Stricke um die Hälse legten und sie durch lautes Geschrei und wilde Gesten aufforderten aufzustehen und hinter ihnen her zu gehen. Genau das selbe machten die Orks mit Merry und Pippin. Jeder wurde von einem Ork wie ein Hund an der Leine geführt, ihre Hände waren immer noch auf den Rücken gebunden und sie versuchten mühselig mit dem schnellen Schritt der Orks mitzuhalten.

So vergingen Stunden, die Hobbits bekamen nur ein wenig Wasser, das eine bräunliche Farbe hatte und einen unangenehmen Geruch besaß.

Sam machte sich zunehmend Sorgen um Frodo. Er schien sehr verärgert über sich selbst zu sein, und seine Kopfwunde schien ihm arg zu schaffen zu machen. Er taumelte teilweise ganz beunruhigend hin und her, als hätte er ein paar Gläser zu viel von dem guten Wein aus Hobbingen erwischt. Und Sams Sorgen waren nicht unbegründet. Frodo ging es von Stunde zu Stunde schlechter. Während er versuchte immer weiter zu gehen, wurde ihm manchmal schwarz vor Augen. Heftige Stiche im Kopf ließen ihn immer wieder zusammenzucken und manchmal hatte er das Gefühl eine große Hitze würde in seinem Kopf aufsteigen und kurz darauf wieder abebben. Er ging stillschweigend vor sich hin und nahm nur teilweise wahr, was um ihn herum geschah. Er merkte kaum, wie ihn einer der Orks anstieß und er zu Boden fiel. Er rappelte sich wieder auf die Beine und spürte nur noch das heftige Pochen in seinem Kopf.

Als die Sonne schon mit roter Farbe am Himmel stand, sackte Frodo zusammen und blieb regungslos liegen. Sam kniete sich trotz seiner Fesseln neben ihn und versuchte ihn durch sanfte Schubse wieder auf die Beine zu bringen. Doch es war hoffnungslos und auch die Rufe von Merry und Pippin hatten keine Wirkung. Die Orks hielten an und betrachteten Frodo unschlüssig. Einige murmelten etwas von Nachtlager und den Halbling auf den Rücken nehmen. Ein Ork fragte "Ist er tot?" Und ein anderer wollte wissen, ob man ihn fressen darf. Der Ork, der zuvor mit Frodo und Sam hatte reden wollen (offensichtlich der Anführer) herrschte die Horde an ruhig zu sein, sonst würde er jedem einzelnen die Haut abziehen. Dann blickte er mit fletschenden Zähnen um sich und lachte grässlich. "Ich habe eine viel bessere Idee", sagte er an die andren Orks gewand. Er ging hinüber zu Sam und zog an dessen Schlinge, die sich zuzog, und ein Anflug von Panik ereilte den Hobbit. Er band das andere Ende von Sams Schlinge um die Hüfte des regungslosen Frodos und sagte an Sam gewand: "Na los, zieh in, du stinkender Halbling, oder wir lassen ihn gefesselt liegen, dann kann er hier verrecken." Sam gab sich alle Mühe, seinen Herrn vorwärts zu ziehen, denn das Schlimmste für Sam wäre es gewesen, wenn Frodo seinetwegen den Tod finden würde. Die Schlinge um seinen Hals zog sich immer enger und schnitt ihm ins Fleisch, und er jammerte und schluchzte, aus Angst, die Orks würden tatsächlich ihre Drohung war machen und Frodo hier sterben lassen. Hätte er nur die Hände frei gehabt, aber so musste er das Gewicht von Frodo nur mit seinem Hals ziehen. Sam flehte immer wieder: "Frodo, Frodo, du musst aufstehen, bitte." Aber von Frodo gab es keine Regung. Sams Kräfte begannen langsam zu schwinden und er hatte einen ungeheuren Druck im Kopf, durch die viele Anstrengung und den Luftmangel. "Hört sofort auf damit", schrieen Merry und Pippin immer wieder abwechseln, doch sie wurden nicht beachtet. Im Gegenteil: Die Orks drum herum schienen sich köstlich zu amüsieren, es wurde wieder gefragt, ob man den dicken Hobbit fressen darf, wenn er es nicht schafft den anderen zu ziehen, doch wieder wurden sie von dem Anführer angegiftet, und er erklärte ihnen, dass die Hobbits kein Fressen sind. Einer der Orks warf einen kleinen Stein gegen Sams Schläfe und dieser verursachte sofort eine üble Wunde. Der Ork wurde daraufhin von dem Anführer ins Gesicht geschlagen, was ihm zwei Zähne kostete. Er sagte in leisem, aber sehr wütendem Ton: "Ihr sollt sie nicht töten, ihr widerlichen Kreaturen! Sie sind zu wichtig und wenn sie tot sind, dann wird unser Herr uns die Köpfe abreißen!"

Hätte Sam das gehört, hätte er vielleicht aufgehört mit der verzweifelten Bemühung Frodo zu ziehen, so aber packte ihn immer noch die Angst, sein Herr würde hier sterben. Sam versuchte eine letzte große Anstrengung, dann blieb er keuchend und jammernd auf der Erde liegen und rang nach Luft. Der Anführer der Orks kam zu Sam hinübergelaufen und grinste ihn an. "Dummer Halbling! Ihr seit viel zu wichtig, als dass wir euch hier gleich töten, aber es war sehr lustig deine Bemühungen anzugucken!" Sam weinte bitterlich und wurde trotz dem die Schlinge ihm tief in den Hals geschnitten hatte an ihr hochgezogen, so dass er anfing heftig zu schreien vor Schmerz. Der Anführer der Orks fing wieder an zu lachen und das Gelächter breitete sich in der gesamten Orkschar aus. Dann befahl er ein Nachtlager aufzuschlagen, morgen früh würden sie weitergehen und der dreckige Halbling würde gewiss wieder gehen können, dabei deutete er auf Frodo, der immer noch kein Lebenszeichen von sich gab. Die Orks machten daraufhin ein Feuer und ihre Gefangenen wurden an einen Baum gebunden. Obwohl Sam selbst verletzt war und heftige Schmerzen hatte, bettelte er , sie mögen ihn doch bitte nicht festbinden, er wolle sich um seinen Herren kümmern. Die Orks jedoch hörten nicht mal zu und banden ihn ohne Rücksicht an den Baum. Nicht mal Frodo wurde davor verschont. So verbrachten sie die Nacht. Obwohl sie alle eine ziemlich unbequeme Haltung hatten und Sam sich immer noch um seinen Herrn sorgte und wegen seines Halses, der unerträglich brannte, jammerte, übermannte sie schließlich einem nach dem anderen die Müdigkeit und sie fielen in einen unruhigen Schlaf.