Teil 6

Schöööön. Wie wurde ich also Rikoom los? Sollte ich ihn auf irgendeine Mission schicken - oder nahm ich ihn einfach mit, für Muskeln war er ja zu gebrauchen. Wenn ich ihn einpackte und mit ihm auf Rettungsmission ging, musste ich einfach "Mach Vegeta fertig" sagen und er würde es tun... Oder zumindest versuchen. Eine andere Möglichkeit war, ihn auf das Raumschiff aufpassen zu lassen, weil sich hier ein paar lästige Helden rumtrieben, und man konnte ja nie wissen... Ich entschied, dass das die bessere Idee war, denn dann wussten wir zumindest, wo Rikoom war und konnten ihn umgehen oder holen, wie gerade genehm.

Ausserdem würde Vegeta irgendwann ja auch das Raumschiff sprengen, und wenn Rikoom dann vor Ort war, wären die beiden fröhlich beschäftigt, ohne dass wir uns um den Muskelprotz Sorgen machen müssten.

So weit mein Plan. Als ich Rikoom einen entsprechenden Vorschlag machte, war der erst mal gar nicht begeistert. Er hatte schlicht und ergreifend keine Lust, sich allein im Raumschiff zu langweilen, während sich alle anderen beim Foltern amüsieren durften.


Griffin sagte mir später, ich hätte mich nicht auf Diskussionen einlassen dürfen, sondern sagen müssen ‚Befehl ist Befehl', aber hinterher ist man immer schlauer.

Ich versuchte es mit Logik: ‚Einer muss beim Raumschiff bleiben, als Wache, verstehst du?'

Ich versuchte es mit nett sein: ‚Jetzt komm schon Rikoom, es dauert auch nicht lange.'

Alles nützte nichts.

Ehe ich dazu kam, mir eine weitere Taktik auszudenken, geschah etwas unerwartetes.

Mein Scouter zeigte mir etwas an. Ein einzelner sich bewegender Punkt und daneben eine Abfolge von eigenartigen Zeichen, die zu lesen ich nicht im Stande war.

Rikoom schien die selbe Anzeige zu bekommen.

Rikoom: Schau mal, Baata, wir kriegen Besuch.

War das einer von unseren Leuten, also von der Gruppe? Ich traute mich nicht, Rikoom danach zu fragen. Oder war es vielleicht einer von den Guten? Hatten die vielleicht sogar Ravana und Sunny geplättet und waren jetzt auf dem Weg zu mir, weil sie die Dragonballs suchten? Oder war es Griffin, der mir Bescheid sagte, dass etwas schiefgegangen war?

Keine der möglichen Alternativen gefiel mir. Ich schaute fragend zu Rikoom, was der jetzt machte. Er stand siegessicher neben mir und starrte in den Himmel hinauf. Dann deutete er mit dem ausgestreckten Arm auf einen mikroskopisch kleinen Punkt, der tatsächlich schnell größer wurde.

Als ich erkannte, wer es war, war ich mehr als erstaunt. Ihn hatte ich hier nun überhaupt nicht erwartet.

Ravana: Du greifst gerade ziemlich vor. Bevor wir uns verzetteln, sollten wir mal lieber erklären was noch alles passiert ist. Kann ich noch ein Stück-? Danke, Griffin. Und wer weiss, wie lange ich noch so nett plaudern kann.

Also, gut. Machen wir mal ein paar Stunden früher weiter. Und zwar da, wo Sunny und ich Toko aufgegriffen hatten.

Ravana: Wir flogen also weiter zielstrebig der Scouteranzeige hinterher. Irgendwann musste ja mal das Namekianerdorf mit dem See in Sicht kommen. Wir näherten und besagtem Punkt immer weiter an. Unsere Anspannung wurde immer größer. Schliesslich sagte uns die Technik, dass wir da sein mussten. Die Anzeige behauptete es steif und fest. Aber da war kein Namekianerdorf. Und schon gar kein See. Nur ein paar Klippen und Felsen.

Ich versaute meine Wahrnehmungsprobe gewaltig, aber Sunnys scharfe Augen liessen uns nicht im Stich.

Sunny: Schaut mal, da unten steht doch in Gebäude. Eins von diesen Toriyama Iglus.

Ravana: Du meinst ein Capsule-Haus?

Sunny: Ja genau. Da unten steht's doch. Bist du blind oder was?

Ravana: Ich seh nix. Da sind doch bloß Felsen.

Toko: Sorry Leute, aber ich kann kaum zwei Meter nach vorn gucken. Ich glaub ich brauch 'ne Brille.

Sunny: Ne, bloß eine andere Anatomie.

Toko: Ich weiss.

Ravana: Wo ist denn nun das Haus?

Sunny: Da... Daaha! Neben dem komischen Felsen dahinten.

Ravana: Ach jetzt wo Du es sagst. Jetzt seh' ich's auch. Das ist tatsächlich so eine HoiPoi Hütte. ...

Hmmm. Es gab nur eine Person auf Namek, die mit diesen Kapseln arbeitete. Wir sahen und an und nickten.

Alle: Bulma!

Ravana: Toll, da unten ist jetzt Bulma. Und nun? was machen wir jetzt?

Sunny: Oh Mann, das muss in der Folge sein, wo die den einen Ball bei ihr zwischengelagert haben. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.

Ravana: Ich auch nicht. Ganz toll. Wir haben aber auch echt ein Glück, heute...

Sunny: Da bleibt nur eins. Wir müssen es ihr alles erklären und hoffen, dass sie uns hilft.

Toko: Ich habe ein Idee, wie ich mit den Augen klar komme. Wenn einer von euch mal einen Schal oder ein großes Tuch hätte...?

Ravana: Das glaubst Du doch nicht im Ernst, dass die uns hilft. Geh nur hin, wenn die Frau dich sieht, fällt sie doch gleich in Ohnmacht. Ne, wir müssen uns heimlich anschleichen.

Sunny: Och, menno. Ich hasse es, so groß und hässlich zu sein.

Toko: Habt ihr mir überhaupt zugehört? Also, ein Halstuch würde es wahrscheinlich auch schon tun.

Ravana: Obwohl, wenn sie in Ohnmacht fällt, dann könnten wir uns den Dragonball einfach nehmen. Dann wäre unser Problem immerhin gelöst.

Sunny: Das ist alles bloss deine Schuld, Ravana. Hättest du nicht so grossmäulig ‚Dragonball' gesagt, dann wäre ich jetzt kein widerwärtiges Alien.

Ravana: Jetzt mach aber mal halblang. Wenn hier einer Schuld ist, dann dieser Spinner Keman!

Toko: Hallooo! Ich bin auch noch da! Hört mir hier überhaupt einer zu?

Ravana: Ausserdem bin ich viel widerwärtiger als du, ja! Wenn hier einer die Arschlochkarte gezogen hat, dann ja wohl ich.

Sunny: Du spielst dich doch hier auf als der Chef! Wenn du nicht so voreilig entschieden hättest, dass wir uns trennen, dann wäre Evanda jetzt hier und die wüsste bestimmt viel besser, was zu tun ist.

Toko: Würde endlich mal jemand auf mich achten!!!

Ravana: Wir kommen auch sehr gut ohne Evanda aus. Und wenns dir nicht passt, wie ich die Dinge angehe, dann kannst du von mir aus auch abhauen! Oder gleich mal was sagen und nicht hinterher rumzicken.

Sunny: Du...!

Ravana: ‚Du' mich nicht an, klar! Ich habe auch die Schnauze voll, na und! Interessiert das vielleicht irgend jemand?

Toko: Hey! Ich habe gefragt, ob ihr mal ein Tuch für mich habt!!

Sunny, Ravana: NEEEEEIIIIIIN!!!!

Sunny: Sehen wir so aus, als hätten wir Tücher? Wir tragen doch bloss diese beknackten Rüstungen und Radlerhosen. Von Ravanas knappem Outfit will ich gar nicht erst reden.

Ich wurde rot.

Toko: Das ist kein Grund, mich anzuschreien, ja? Ich kann doch nichts dafür, dass ihr euch so dumm anstellt.

Ravana: Wie bitte? Pass bloss auf, was du sagst, beiss nicht die Hand die dich levitiert.

Toko: Willst du mich erpressen, blöde Kuh? Und im übrigen, bin ich ja wohl das widerlichste Alien, ihr zwei eitlen Schicksen.

Ravana: Sag das noch mal, du hässliche Kröte! Dir bring ich gleich Manieren bei!

Sunny: Da haben wir es. Du spielst dich schon wieder auf!

Da war sie schon die erste grosse Krise.

Eine Krise verlangt, dass man einen kühlen Kopf bewahrt. Dass man nicht überstürzt handelt, sondern sich benimmt, wie ein verantwortungsvoller, vernünftiger Erwachsener.

Wir Rollenspieler wussten das. Wir benahmen uns trotzdem wie ein Haufen Fünfjähriger.

Was tun Heldengruppen am liebsten, wenn es Probleme gibt? Richtig. Sie fetzen sich ordentlich.

Als wir uns also in guter Rollenspielermanier gegenseitig die Schuld gaben, bekamen wir auch prompt die Quittung für unser unüberlegtes Verhalten.

Von unten drang eine kräftige Stimme zu uns hinauf.

"Hey, wer seid ihr Spinner? Was schreit ihr da so herum?"

Hatten wir geschrien? Wir sahen alle plötzlich ganz schuldbewusst aus. Jetzt, wo es zu spät war, begannen wir zu flüstern.

Ravana: Die Stimme kenne ich. Das ist Bulma. So ein Mist, jetzt hat sie uns bemerkt. Das mit der Heimlichkeit können wir wohl vergessen.

Sunny: Tut mir leid, dass ich euch angeschrien hab. Was machen wir nun?

Toko: Mir tuts auch leid.

Ravana: Mir auch. Jetzt müssen wir wohl Farbe bekennen und Deinen Plan durchziehen, Sunny.

Sunny: Das mit dem Anschleichen wäre vielleicht doch besser gewesen.

Ravana: Tja, vorbei ist vorbei.

Wir schwebten sacht nach unten. In Richtung einer wohlbekannten weiblichen Gestalt, die die angestrengt nach oben starrte. Sie konnte uns vermutlich noch nicht richtig erkennen. Ich war gespannt, wie sie reagieren würde, wenn sie uns aus der Nähe sah.

Während wir noch hinab glitten, lächelte Toko auf einmal.

Toko: Ein Gutes hat es. Bulma hat bestimmt einen Schal für mich.

Da war er wieder, der Schweisstropfen. Und nun sah ich ihn auch bei Sunny. Ich musste leise kichern. Auch wenn alles frustrierend war, das Ganze war schon sehr skuril und manchmal fast komisch.

Wir landeten. Vor uns stand sie. Die legendäre Bulma. Ihr blaues Haar reflektierte die unbarmherzige namekianische Sonne, welche auch immer.

Als wir nun endlich in voller Lebensgrösse vor ihr standen, wurden ihre grossen Mangaaugen noch um einiges grösser. Sie machte ein paar Schritte zurück. Ihre Hand fuhr zu Kehle und sie verzog die Lippen wie zum Schrei.

Sunny und ich nickten uns zu. Genau damit hatten wir gerechnet. Wo hatten wir uns da bloss wieder reingeritten?