Es war späte Nacht, die Sonne war schon vor Stunden hinter dem Horizont verschwunden und weil der Mond hinter dunklen, unheilverkündenden Wolken verborgen war, lag das Meer in tiefer Dunkelheit. Regen fiel vom Himmel, es schien als ob der Himmel bittere Tränen vergießen würde. Man konnte kaum seine Hand vor Augen sehen, sosehr trieb der Wind die Wolken- und Regenmassen vor sich her. Es war ein Wetter, als hätte Gott abermals das Ende der Welt bereitet.

Die Menschen hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert, in der Hoffnung, das viele Wasser würde trotz der vielen Spalten und Ritzen der Wände nicht zu ihnen hinein kommen. Einige beteten noch, während andere schon damit beschäftigt waren, mit Eimern das Wasser aus ihren Kellern wieder hinaus zu schaffen. Ein unsinniges Unterfangen.

Bäume waren umgestürzt, sodass auch kaum Autos unterwegs waren und das Meer tobte, als würde die Welt untergehen.

Noch niemals vorher waren die britischen Inseln in solch einem dunklen Sturm gefangen gewesen!

Ein Mädchen stand auf der Klippe und blickte auf das Wüten des Wassers herab. Sie war durchnässt und zitterte am ganzen Leib, doch bewegte sie sich nicht einen Moment lang. Ab und zu schickte das Meer seine Gischt bis hoch auf die Klippen und hüllte die zierliche Gestalt in einen feinen, kalten Nebel ein.

Sie fröstelte und zog sich ihren dunklen Mantel enger um sich. Schon seit Stunden stand sie hier an diesem abgelegenen Ort draußen im Sturm der Gezeiten und wartete. Doch mit jeder grausam kalten Welle, die das kalte Wasser zu ihr empor schickte, begann sie mehr und mehr an ihrem Entschluss zu zweifeln. In zwei Stunden musste die Sonne aufgehen, um endlich ein Ende zu setzen.

Doch wenn es misslang?

Diese Frage bohrte sich in ihr Bewusstsein und hinterließ einen dumpfen Schmerz in ihrer Brust.

Der Wind zerrte mit eisigen Fingern an ihrer Kapuze, aber sie wollte sich nicht entblößen lassen. Doch sie hatte bereits seit Stunden kein Gefühl mehr in ihren weißen Fingern, auf denen bereits ein hellblauer Schimmer zu erahnen war.

Und dann hatte sie endlich keine Kraft mehr. Das mehr schien brüllend zu triumphieren, als sie sich zu Boden sinken ließ. Tränen stiegen ihr in die hellen Augen. Sie war beinahe am Ende ihrer Kräfte.

"Kein Wunder", flüsterte sie leise in die Wut des Meeres hinein. Sie war schließlich schon seit vielen Stunden auf den Beinen, ohne etwas zu sich genommen zu haben.

Sie starrte wieder auf die Wassermassen und beobachtete fröstelnd, wie der Wasserspiegel weiter anstieg. Der Sturm würde nicht aufhören zu Toben. Nicht jetzt und auch nicht in zwei Stunden, vielleicht auch nicht an diesem Tag oder am nächsten. Sie würde also noch länger in dieser schreienden Dunkelheit warten müssen. Die Sonne würde nicht aufgehen, sie würde ihren Blick nicht in das goldene Antlitz legen können, und das Warten würde nie ein Ende haben.

Die Stimme des Sturms wollte ihre Gedanken unterdrücken, das spürte sie, die Wolken kamen näher, das Wasser ließ sie frieren, es war, als würden die Mächte der Finsternis (oder die Mächte der Gottesgeschöpfe?) sie von ihrem Ziel fernhalten. Sie spürte den Sog des Meeres, der sie stürzen lassen wollte um sie von der reinen Sonne fernzuhalten. Sie musste sich wehren, doch es war nicht einfach. Tausende von Gefühlen und Erinnerungen stürzten auf sie ein. Farben und Eindrücke, alles drohte sie zu verschlingen.

"Nein!!" gellte ihre Stimme durch die Dunkelheit.

Und wieder überspülte sie das Wasser, versuchte sie zu ergreifen. Doch da war noch etwas anderes. Da war eine Hand, die sie bei der Schulter gepackt hatte. Sie spürte sie kaum, denn ihr war viel zu kalt um nach irgend etwas zu spüren. Aber die Hand war da.

Und ihre Kraft war mit dieser fremden Berührung endgültig erloschen, sie spürte noch irgendwie, dass sie das Bewußtsein zu verlieren drohte, doch sie konnte sich nicht mehr dagegen wehren.

Aber sie wusste auch, dass sie es nicht geschafft hatte, sie war immer noch am Leben.

_ _ _

Schön, dass ihr nach dem kurzen Prolog noch weitergelesen habt (reviewt mir bitte wie ihr es findet!!!! das spornt an!!!)

noch ist nicht klar was weiter passieren wird, aber mir war wichtig, dass die geschichte so anfäng...

bai Sataie/Hermes-chan