Der Regen hatte zwar endlich wieder aufgehört, doch aufgegangen war die Sonne immer noch nicht. Die Wolken hingen tief, es musste ungefähr um die Mittagszeit sein und grauer Dunst hing in den engen Gassen des Londoner Vororts. Andrew hatte seinen Wagen, einen alten Mercedes, dessen Farbe einmal grau gewesen sein musste, auf dem kiesgepflasterten Platz vor einer heruntergekommenen Gaststätte geparkt.

Andrew hatte ihr netterweise die Tür geöffnet und ihr, als er bemerkte wie schwach sie war, den Arm gereicht, an dem sie sich dankbar fest geklammert hatte um auszusteigen.

"Ist zwar nicht gerade das beste hier, aber immer hin wird ein Bett für dich zu haben sein, große Unbekannte." Sie antwortete nichts auf seine Provokation, sie war noch nicht bereit, ihm ihren Namen zu nennen, obwohl er ihr merkwürdig vertraut vorkam.

Während er sie zum Hintereingang des Hauses führte, stellte sie fest wie groß und kräftig ihr Begleiter eigentlich war. Im Auto hatte sie das nicht bemerkt, doch Andrew war gut einen Kopf größer als sie und er wirkte äußerst muskulös - ziemlich untypisch für einen Oxforder Professor.

Andrew klopfte an die hölzerne Tür, in die metallene Muster eingelassen waren, und ein alter, dürrer Mann mit einem Buckel öffnete, wobei er misstrauisch durch sie hindurch schaute. Er war blind.

"Matt," flüsterte Andrew. "Ich bin es."

Das misstrauische Gesicht des Alten hellte sich auf und seine runzeligen Züge verzogen sich zu einer Grimasse, die schon ein wenig einem Lächeln gleich kam.

"Oh," gab der Mann, Matt wie Andrew ihn genannt hatte, zurück. "Andrew! Du warst schon ewig nicht mehr hier, schön dich mal wieder zu sehn!"

Ob Matt diesen Worten eine bestimmte Bedeutung zumaß? Merkwürdig war es allerdings schon, dass ein scheinbar Blinder vom sehen sprach, noch dazu in dem Tonfall in dem es dieser Blinder tat.

"Wielange bleibst du? Sally will dich sicherlich sehen, ich werde ihr Bescheid geben, dass du da bist!"

Der Alte schien sich wirklich zu freuen.

"Nein, tu das nicht." entgegnete Andrew, während er den viel kleineren Mann durch die Tür in das Haus hinein schob und das Mädchen mit sich zog. "Wir werden nicht lange bleiben."

"Wir -?"

"Meine Freundin ist sehr erschöpft, sie muss sich ausruhen, danach brachen wir sofort wieder auf."

Matt nickte, obwohl seiner Freude, Andrew wiederzusehen, ein herber Schlag versetzt worden war. Mitleid keimte vorsichtig in ihr auf.

"Das Zimmer wie immer. Bring sie nach oben. Gute Nacht, Mädchen."

"Vielen Dank," flüsterte sie leise, bevor sie von Andrew die hölzerne Treppe nach oben gezogen wurde. Die Stufen knarrten, wenn man sie belastete und der Aufstieg kam ihr schier endlos vor. Als sie endlich oben an gekommen waren, war sie vollkommen ausser Atem, wahrscheinlich, weil sie so erschöpft war.

Nun standen sie in einem schummrigen Gang, der sich nach links und rechts erstreckte. Sie wandten sich nach links und Andrew steuerte auf die hinterste Tür zu, dann zog er einen kleinen goldenen Schlüssel aus einer seiner Taschen und öffnete damit die Tür.

Sie staunte nicht schlecht, als sie in das Zimmer hinein blickte. Es war nicht das was sie erwartet hatte, ein kleines Kämmerchen genauso schäbig wie der ganze Ort, im Gegenteil. Ein großes Himmelbett stand gegenüber der Tür, der Himmel schien aus heller, glänzender Seide zu bestehen, die in seichten Wellen die Bettpfosten umspielte, die aus schwarzem Ebenholz zu bestehen schienen. Der Bettkasten selbst war ebenfalls dunkel und hölzern, allerdings waren aufwendige Intarsien eingelassen worden. Wie im Kontrast zu Himmel und Erde, waren Bettlaken und Bettwäsche dunkelrot, wie Wein.

Beim Anblick dieses wunderbaren Bettes wurde ihr schlagartig klar, wie erschöpft sie eigentlich war. Doch trotzdem schaute sie sich weiterhin in diesem verwundernden Raum ganz genau um.

Auf der rechten Seite der Tür stand vor dem hohen Fenster ein Tisch aus hellem Holz, der viele kleine und große Schubladen und Kisten und Schatullen beherbergte und ausserdem einen Computer mit allem drum und dran und jeden Menge Papier. Nahtlos an den Tisch anschließend stand ein breiter Kleiderschrank und gegenüber vor der anderen Wand stand eine Couch, ebenfalls mit bordeaux-rotem Stoff bezogen.

"Willkommen in meinem kleinen Reich," begann Andrew nach einigen Sekunden, die ihr wie eine Ewigkeit des Mustern vorgekommen waren. "Es ist nicht besonders komfortabel, aber ich hoffe, es genügt."

Sie nickte. "Es ist wundervoll."

Er schob sie in das Innere des Zimmers, auf dessen Fußboden viele verschiedenfarbige Teppiche lagen, und wies auf das eindrucksvolle Himmelbett.

"Geh zu Bett und schlaf. Nein, sag nichts," fuhr er fort, als sie ihm entgegnen wollte, dass sie doch unmöglich in seinem Bett schlafen konnte. "Ich kann genauso gut auf der Couch schlafen. Ausserdem muss ich noch mal zu Matt runter."

Sie nickte und setzte sich auf das Bett. Der Stoff der Bettdecke war weich und harmonierte wunderbar mit ihrer Haut, so etwas hatte sie noch nie erlebt.

"Gute Nacht," wünschte er ihr und schloß die Tür hinter sich.

"Andrew?"

Er hatte sich schon einige Schritte entfernt und wandte sich nochmals um. Dann steckte er den Kopf durch die Tür. Sie saß immer noch auf dem Bett, der schwarze Mantel, den sie getragen hatte, lag nun neben ihr. Sie lächelte und schaute ihn mit ihren käferschwarzen Augen genau an.

"Mein Name ist Isis."

Auch er lächelte und freute sich innerlich mehr, als er zeigen mochte, darüber, dass sie ihm freiwillig und ohne auch nur die geringste Aufforderung seinerseits ihren Namen nannte.

"Gute Nacht, Isis."

Als die Tür dieses Mal hinter Andrew ins Schloß fiel, entblößte sie sich ihrer klammen Kleider, ließ diese neben dem Bett liegen und rollte sich, nur mit Unterwäsche bekleidet, in die wärmende, weiche Decke. Beinahe sofort war sie eingeschlafen.

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und das war der nächste teil...

Mal wieder nicht so wirklich lang, aber ein bisschen länger als die anderen Teile (das müsst ihr zugeben ^^).

Endlich kommt heraus wie die Süße heißt (ob sie wirklich so süß ist ?? Schwarze Augen und blonde Haare??) und wie es mit Andrew und Isis weitergeht erfahrt ihr vielleicht im nächsten Teil... *g* ich weiß schon was am ende passieren wird, das ist aber ein G e h e i m n i s *fg*

bai bai Hermes-chan/Sataie