Wahrheiten
Kapitel 5
Jetzt:
Captain Janeway richtete sich stöhnend auf, doch als sich alles vor ihren Augen drehte, gab sie auf und sank zurück auf den Boden.
Ihr Kopf schmerzte und ihr war schwindelig. Ihr linker Arm tat schrecklich weh, und sie wusste auch ohne einen Tricorder, dass er gebrochen war. Sie versuchte noch einmal langsam, sich aufzusetzten. Diesmal gelang es ihr, und sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Das Shuttle war von hellem Qualm erfüllt, und zuerst konnte sie niemanden sehen.
„Mr. Paris? Fähnrich N'ymes?" rief sie mit schwacher Stimme. „Tom? Desideria, antworten Sie!"
Plötzlich hörte sie ein Stöhnen von der Steuerkonsole. Sie schaffte es schwankend aufzustehen und wankte hinüber. Tom lag bewegungslos vor der Konsole, doch als sie ihn an der Schulter berührte, schlug er langsam die Augen auf.
„Captain? Was...?"
„Bleiben Sie liegen, Tom." Sie drehte sich um, um den Erste-Hilfe-Kasten zu holen, und sah Fähnrich N'ymes regungslos auf dem Boden liegen. Nur die Notbeleuchtung funktionierte, und das rötliche Leuchten des Gaswolken verlieh der Szene eine eigenartige Surrealität. Ein großer Splitter von der wissenschaftlichen Konsole hatte sich in die Schulter des Fähnrichs gebohrt, doch zum Glück war sie ohnmächtig.
Kathryn scannte sie mit dem Tricorder. Desideria hatte mehrere gebrochene Knochen, und unter ihr wurde eine Lache aus hellblauem Blut immer größer.
Tom, der es geschafft hatte aufzustehen, sah nur kurz auf den Tricorder, dann begann er die Blutung zu stoppen. Schon bald waren seine Hände mit Desiderias Blut bedeckt, das durch das Licht des Nebels fast violett aussah.
„Kann ich etwas tun?" fragte Kathryn.
„Geben Sie ihr drei Milligramm Kormant-Trioxil." sagte er. „Ich kann die Blutung halbwegs stoppen, aber um das Ding aus ihrer Schulter zu holen, müsste ich sie operieren. Wir müssen sie in Stasis legen, bis die Voyager uns gefunden hat."
„Wir werden sie nach hinten tragen müssen, der Transporter ist vollkommen zerstört." Genaugenommen war alles zerstört, dachte sie. Es wäre ein Wunder, wenn die Voyager ihr Notsignal empfangen hätte.
Nachdem er Desideria auf das Biobett gelegt hatte und ein Stasisfeld um sie errichtet hatte, ging Tom wieder zum Captain. Sie saß an einer noch intakten Konsole und gab mit der rechten Hand Kommandos ein.
„Captain?" fragte er. Sie drehte sich zu ihm um. „Was immer uns getroffen hat, es war überaus gründlich. Wir haben weder Kommunikation, Sensoren, Schilde oder Waffen. Dasselbe gilt für Warp- oder Impulsantrieb. Nicht mal die Manövriertriebwerke funktionieren noch.. Wir müssen außerdem einen der Plasmastürme gestreift haben, die linke Warpgondel ist aufgerissen. "
„Die gute Nachricht ist, dass Biobett und Stasisfeld von einem extra Generator betrieben werden, der noch volle Energie hat." sagte Tom, der es geschafft hatte, die entsprechenden Energiewerte abzurufen. „Das Stasisfeld wird noch intakt sein, selbst wenn im Rest des Raumes keine Energie oder Luft mehr vorhanden ist."
„Das wird auch nötig sein," erklärte der Captain. „denn das Lebenserhaltungssystem wird in einer halben Stunde versagen."
„Wenn es nicht mehr läuft könnten wir die Raumanzüge anziehen. Damit hätten wir genug Sauerstoff um zu versuchen, die Lebenserhaltung wieder zu reparieren." schlug Tom vor.
„Wir haben etwa 20 Minuten Zeit um herauszufinden, ob sich die Mühe lohnt. Ansonsten können wir nur auf die Voyager warten." sagte sie.
„Das heißt dann wohl ab in die Rettungskapsel?" fragte er.
„Ja. Allerdings sollten wir nicht vom Deltaflyer abdocken, solange es nicht unbedingt nötig ist. Die Voyager hat eine größere Chance, das Shuttle zu finden als die Rettungskapsel. Abgesehen davon reichen die Triebwerke des Kapsel niemals aus, um uns aus diesem Nebel zu bringen. Aber wir können das Peilsignal aussenden, vorrausgesetzt, die Energie reicht dafür aus."
Tom hatte während dem Gespräch begonnen Janeway mit dem Tricorder zu scannen, und holte dann einen Regenerator hervor. „Sie haben nur einen gebrochenen Arm und ein paar geprellte Rippen." erklärte er. „Nichts ernsthaftes."
Während er an ihrem Arm arbeitete, musterte sie ihn sorgfältig. Er hatte keine äußerlichen Verletzungen, aber das musste nichts heißen. „Wie sieht es mit Ihnen aus, Tom?"
Er grinste. „Bis auf eine leichte Gehirnerschütterung fehlt mir nichts weiter. Schätze, mein Dickschädel zahlt sich mal aus. "
Die nächsten 20 Minuten versuchten sie den Schäden an dem Shuttle so gut es ging zu beheben, aber es war schnell klar, dass das Lebenserhaltungssystem, genau wie der Antrieb und die Waffen, irreperabel beschädigt war. Damit blieb ihnen keine andere Wahl, als sich in die Rettungskapsel zurückzuziehen.
