---Gena befand sich in einer Art Verließ.
Jedenfalls ließen die feuchten Steinwände um sie herum, die Gitterstäbe der Tür vor sich und der Geruch nach Fäulnis und menschlichen Ausdünstungen sie darauf schließen, sich in einer Kerkerzelle zu befinden. Warum sie hier war, spielte in dem Traum keine Rolle. Sie trug Ketten an Händen und Füßen, die alle an der Wand endeten und sie fast bewegungsunfähig machten. Ihre Augen schlossen sich geblendet, als die Tür geöffnet wurde und eine Gestalt mit einer Fackel eintrat.
"Sei gegrüßt, Gena", sagte eine Stimme, die, wären die Umstände andere gewesen, wohl sehr nett und vertrauenserweckend geklungen hätte. Jetzt allerdings schien die warme weibliche Stimme ihr wie ein Hohngelächter in Anbetracht dieser Umgebung. Gena blinzelte und erkannte die schlanke Gestalt einer Elbe mit langen, gewellten roten Haaren. "Wer seid Ihr?"
Die Elbe kam näher, nahm ihr Gesicht und zwang sie, in ihre kalten, pechschwarzen Augen zu sehen. In ihrem blassen Gesicht wirkten diese übernatürlich groß. Der Blick drang ohne Mühe in ihre Gedanken vor. "Du kennst mich, Gena. Ich bin gekommen, um dir die Wahrheit zu eröffnen."
"Grennrey á Lórien", flüsterte Gena, "von welcher Wahrheit sprichst du?"
Noch nie hatte die bloße Anwesenheit einer Person sie so in Furcht versetzt. Dies war also die Hexe, ihr zweites Ich. Sie war so schön und sollte so böse sein?
"Die Wahrheit über dich, Gena. Aber ich glaube, du kennst sie bereits". Sie lächelte wissend. Genas Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. "Nein", flüsterte sie, "verschwinde! Verschwinde endlich aus meinem Kopf!" "Aber wie soll ich das?", wollte Grennrey wiss en, "ich bin du, Gena. Dein Körper ist nichts weiter als eine Hülle. Das, was du bisher gewesen zu sein glaubst, war nichts weiter als eine Illusion."
Gena schüttelte zornig den Kopf. "Ich glaube dir kein Wort. Wenn mein Körper bloß eine Hülle ist, und du demnach der Geist, der ihn füllt- wer war ich dann, all die Jahre, in denen du geschlafen hast? Du bist nicht ich, Grennrey."
Zwischen den schwarzen Augen der Hexe entstand eine tiefe Falte. "Menschlein", zischte sie leise und Gena zuckte erschrocken zusammen, "erdreiste dich nicht, zu glauben, du wüsstest über mich bescheid. Du weißt gar nichts. Du weißt nichts und du bist nichts." "Deine Worte sind Gift", murmelte Gena.
"Das hat dir Galadriel beigebracht, nicht wahr? Ich sehe, sie hat dich nach ihren Wünschen geformt".
Gena sah erbost auf. "Niemand hat mich nach irgendjemandes Wünschen geformt!."
Die Hexe lächelte und trat einen Schritt näher. "Galadriel ist eine Magierin, Mädchen. Ihre Macht ist das Wissen von den Geistern der Menschen und den Wegen, die ihre Gedanken einschlagen. Ein gezieltes Wort hier, ein Hochziehen der Augenbraue im entscheidenden Moment... sie ist geschickt in diesen Dingen."
"Sie hat mich vor dir gewarnt. Der Wächter und du...ihr seid ein Liebespaar. Du wist mich dazu bringen wollen, freiwillig zu ihm zu gehen." "Der Wächter", murmelte Grennrey nachdenklich, "ach ja, so nennen sie ihn jetzt. Ich muss zugeben, der Name hat etwas." "Wer ist er?"
Grennrey hatte den Mund schon geöffnet, dann hielt sie überrascht inne und begann schallend zu lachen. "Du bist eine gute Schülerin, Menschlein", lächelte sie. "Du traust dieser Elbenmagierin, nicht wahr?" Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab. "Natürlich tust du das. Du bist noch jung und kannst nichts dafür. Vermutlich findest du das ganze Elbenvolk furchtbar aufregend und faszinierend."
"Bis auf eine Ausnahme- ja."
Grennrey grinste amüsiert. "Du gefällst mir. Ich sehe, ich habe mir einen guten Wirt gewählt." Gena begriff diese Worte nicht. "Glaube mir Kind, ich bin nicht die einzige meines Volkes, die einige...Fehltritte getan hat.. Letzten Endes sind auch wir bloß Geschöpfe dieser Welt, keine Götter. Nimm doch zum Beispiel Galadriel: Sie lässt dich in Schwerkampf und Bogenschießen unterrichten, nimmt dich als ihre Schülerin auf und gewährt dir Unterschlupf. Hast du geglaubt, das tut sie aus bloßer Freundlichkeit?"
Gena lachte böse. "Was soll das werden? Du schaffst es nicht, mich gegen die Elben aufzubringen". "Das habe ich auch nicht vor. Du sollst bloß anfangen, dein Hirn zu benutzen, du dummes Kind", zischte die Hexe sie verärgert an, "was ist mit diesem Schönling? Legolas . Du magst ihn, nicht wahr? Du kannst mir nichts vormachen- ich bin nämlich ein Teil von dir, schon vergessen?"
Gena schwieg bloß und versuchte, wegzuhören. Sie fühlte sich plötzlich zu schwach, um Grennreys Worten zu folgen. Grennrey kam näher, nahm ihr Gesicht und hob es sanft an. Der Blick ihrer schwarzen Augen bohrte sich in ihren Kopf, las ohne Mühe ihre Gedanken und geheimsten Wünsche und wandte sich gelangweilt wieder ab.
"Mach dir keine Hoffnungen, du junges Ding. Du weißt, wie solche Beziehungen enden." Ein Bild tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Kare, wie sie tot dalag, und daneben Chris, ihr Verlobter. Ein Elb und eine Sterbliche. --------
Mit einem Schrei erwachte sie. Sie hatte geweint.
Jedenfalls ließen die feuchten Steinwände um sie herum, die Gitterstäbe der Tür vor sich und der Geruch nach Fäulnis und menschlichen Ausdünstungen sie darauf schließen, sich in einer Kerkerzelle zu befinden. Warum sie hier war, spielte in dem Traum keine Rolle. Sie trug Ketten an Händen und Füßen, die alle an der Wand endeten und sie fast bewegungsunfähig machten. Ihre Augen schlossen sich geblendet, als die Tür geöffnet wurde und eine Gestalt mit einer Fackel eintrat.
"Sei gegrüßt, Gena", sagte eine Stimme, die, wären die Umstände andere gewesen, wohl sehr nett und vertrauenserweckend geklungen hätte. Jetzt allerdings schien die warme weibliche Stimme ihr wie ein Hohngelächter in Anbetracht dieser Umgebung. Gena blinzelte und erkannte die schlanke Gestalt einer Elbe mit langen, gewellten roten Haaren. "Wer seid Ihr?"
Die Elbe kam näher, nahm ihr Gesicht und zwang sie, in ihre kalten, pechschwarzen Augen zu sehen. In ihrem blassen Gesicht wirkten diese übernatürlich groß. Der Blick drang ohne Mühe in ihre Gedanken vor. "Du kennst mich, Gena. Ich bin gekommen, um dir die Wahrheit zu eröffnen."
"Grennrey á Lórien", flüsterte Gena, "von welcher Wahrheit sprichst du?"
Noch nie hatte die bloße Anwesenheit einer Person sie so in Furcht versetzt. Dies war also die Hexe, ihr zweites Ich. Sie war so schön und sollte so böse sein?
"Die Wahrheit über dich, Gena. Aber ich glaube, du kennst sie bereits". Sie lächelte wissend. Genas Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. "Nein", flüsterte sie, "verschwinde! Verschwinde endlich aus meinem Kopf!" "Aber wie soll ich das?", wollte Grennrey wiss en, "ich bin du, Gena. Dein Körper ist nichts weiter als eine Hülle. Das, was du bisher gewesen zu sein glaubst, war nichts weiter als eine Illusion."
Gena schüttelte zornig den Kopf. "Ich glaube dir kein Wort. Wenn mein Körper bloß eine Hülle ist, und du demnach der Geist, der ihn füllt- wer war ich dann, all die Jahre, in denen du geschlafen hast? Du bist nicht ich, Grennrey."
Zwischen den schwarzen Augen der Hexe entstand eine tiefe Falte. "Menschlein", zischte sie leise und Gena zuckte erschrocken zusammen, "erdreiste dich nicht, zu glauben, du wüsstest über mich bescheid. Du weißt gar nichts. Du weißt nichts und du bist nichts." "Deine Worte sind Gift", murmelte Gena.
"Das hat dir Galadriel beigebracht, nicht wahr? Ich sehe, sie hat dich nach ihren Wünschen geformt".
Gena sah erbost auf. "Niemand hat mich nach irgendjemandes Wünschen geformt!."
Die Hexe lächelte und trat einen Schritt näher. "Galadriel ist eine Magierin, Mädchen. Ihre Macht ist das Wissen von den Geistern der Menschen und den Wegen, die ihre Gedanken einschlagen. Ein gezieltes Wort hier, ein Hochziehen der Augenbraue im entscheidenden Moment... sie ist geschickt in diesen Dingen."
"Sie hat mich vor dir gewarnt. Der Wächter und du...ihr seid ein Liebespaar. Du wist mich dazu bringen wollen, freiwillig zu ihm zu gehen." "Der Wächter", murmelte Grennrey nachdenklich, "ach ja, so nennen sie ihn jetzt. Ich muss zugeben, der Name hat etwas." "Wer ist er?"
Grennrey hatte den Mund schon geöffnet, dann hielt sie überrascht inne und begann schallend zu lachen. "Du bist eine gute Schülerin, Menschlein", lächelte sie. "Du traust dieser Elbenmagierin, nicht wahr?" Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab. "Natürlich tust du das. Du bist noch jung und kannst nichts dafür. Vermutlich findest du das ganze Elbenvolk furchtbar aufregend und faszinierend."
"Bis auf eine Ausnahme- ja."
Grennrey grinste amüsiert. "Du gefällst mir. Ich sehe, ich habe mir einen guten Wirt gewählt." Gena begriff diese Worte nicht. "Glaube mir Kind, ich bin nicht die einzige meines Volkes, die einige...Fehltritte getan hat.. Letzten Endes sind auch wir bloß Geschöpfe dieser Welt, keine Götter. Nimm doch zum Beispiel Galadriel: Sie lässt dich in Schwerkampf und Bogenschießen unterrichten, nimmt dich als ihre Schülerin auf und gewährt dir Unterschlupf. Hast du geglaubt, das tut sie aus bloßer Freundlichkeit?"
Gena lachte böse. "Was soll das werden? Du schaffst es nicht, mich gegen die Elben aufzubringen". "Das habe ich auch nicht vor. Du sollst bloß anfangen, dein Hirn zu benutzen, du dummes Kind", zischte die Hexe sie verärgert an, "was ist mit diesem Schönling? Legolas . Du magst ihn, nicht wahr? Du kannst mir nichts vormachen- ich bin nämlich ein Teil von dir, schon vergessen?"
Gena schwieg bloß und versuchte, wegzuhören. Sie fühlte sich plötzlich zu schwach, um Grennreys Worten zu folgen. Grennrey kam näher, nahm ihr Gesicht und hob es sanft an. Der Blick ihrer schwarzen Augen bohrte sich in ihren Kopf, las ohne Mühe ihre Gedanken und geheimsten Wünsche und wandte sich gelangweilt wieder ab.
"Mach dir keine Hoffnungen, du junges Ding. Du weißt, wie solche Beziehungen enden." Ein Bild tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Kare, wie sie tot dalag, und daneben Chris, ihr Verlobter. Ein Elb und eine Sterbliche. --------
Mit einem Schrei erwachte sie. Sie hatte geweint.
