Das folgende ist eher ein Experiment. Es ist ein Sichtpunktwechsel. Wird
bei einigen möglicherweise nicht so gut ankommen, aber ich musste es
einfach einmal ausprobieren. Und noch mal schreiben interessiert mich- ganz
ehrlich- nicht . Ach ja, das ist für Vicky23: Sorry, ich hab den totalen
Stress und komm nur kriechend mit deiner FF voran. Bitte hab Geduld mit
mir, wenn ich mich länger nicht melde! Merci!
Etwas stimmte nicht mit Gena.
Aragorn hatte mich herbeigerufen. "Das hier darfst du nicht versäumen!", hatte er gemeint und mir vielsagend zugezwinkert. Erst als ich die große Zuschauermenge entdeckte, die sich um den Übungsplatz versammelt hatte, begann ich zu ahnen, was er mir zeigen wollte.
Ich traute meinen Augen nicht : Haldir und Gena traten gegeneinander an.
Um die Wahrheit zu sagen: Ich setzte gegen sie. Es war nicht, dass ich sie unterschätzte, aber ich hatte zu viele Kämpfe an Haldirs Seite gefochten, um mir ernsthaft einzubilden, sie hätte eine realistische Chance gegen ihn.
Ja, natürlich wusste ich von Aragorn über Genas wunderbare Lernfähigkeit im Umgang mit Waffen Bescheid- und ich hatte sie auch schon öfters miteinander fechten sehen. Sie war erstaunlich gut für einen Menschen. Aber ihr fehlte es an Erfahrung. Und Haldir war kein Mann, der irgendjemanden, und sei es eine Frau, gewinnen hätte lassen.
Ich setzte fünf Goldmünzen auf Haldir, Aragorn setzte dagegen.
"Du hast ja keine Ahnung, wozu sie fähig ist", erklärte er grinsend, während er neun Goldstücke abzählte und in einen ledernen Beutel füllte.
Nein, ich muss gestehen, ich hatte sie unterschätzt.
Denn gerade, als Haldir Gena in eine scheinbar auswegslose Position gedrängt hatte, geschah etwas äußerst Merkwürdiges: Sie hörte auf, sich zu bewegen. Haldir hielt sie weiter fest, schien aber bald selbst zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.
Ich drängte mich nach vor in die vorderste Reihe, vorbei an Aragorn, Celeborn und Galadriel, die offensichtlich noch nicht begriffen hatte, was da vorne gerade vorging.
Ich hingegen schon.
Man brauchte Gena nur genau beobachtet zu haben, um zu erkennen, dass etwas tief in ihr erwacht war, etwas, von dem sie und alle anderen geglaubt hatten, es halbwegs unter Kontrolle gebracht zu haben- Grennrey á Lórien. Jedes Mal, wenn die Hexe Oberhand über sie gewann, verdunkelten sich Genas Augen, wurden tiefschwarz und ausdruckslos. Zum ersten Mal war es mir an jenem Tag am See aufgefallen. Danach jedes Mal, wenn ich sie spätabends, als sie erschöpft von ihrem Training in den Palast zurückgekehrt war, getroffen hatte. Und heute Mittag, als die beiden Ostelben bei ihr waren.
Mein Herz krampfte sich bei dem Gedanken an die Szene zusammen. Ein Bild war mir in Erinnerung geblieben: Gena, mit schreckensweiten Augen, den Blick ins Leere gerichtet. Was immer die beiden Magier ihr gezeigt hatten, es musste furchtbar gewesen sein. Doch ich respektierte, dass es ein Teil ihrer Vergangenheit war, der nur ihr gehörte.
Bisher hatte ich immer geglaubt, ihr Fels zu sein, die einzige Person, bei der sie ihr wirkliches Ich preisgeben konnte. Mir war sie stets wie ein Kind erschienen, auf eine süße Weise naiv. Aber unter ihrem unschuldigen Äußeren schlummerte etwas Dunkles, Böses, und ich begriff nun zu spät, dass dieser furchteinflößende Teil ebenso zu ihr gehörte wie jener, den ich so bezaubernd fand.
"Lle lava?! [Gibst du auf]", hörte ich Haldir erneut fragen, dieses Mal lauter.
Gena- falls die Person, die er festhielt, überhaupt noch Gena war- blieb still. Ich sah auf den Himmel hinauf, wo die Sonne von Wolken verdeckt worden war und uns hier unten in ein unwirkliches Halbdunkel hüllte. Das konnte kein Zufall sein.
Die Elben unter den Zuschauern schienen es ebenso zu spüren wie ich, denn augenblicklich wurde es leiser.
"Haldir!", rief ich durch den aufkommenden Wind.
"Mani naa ta? [Was ist?]"
Er schien als einziger nicht zu begreifen, in welcher Gefahr er schwebte.
"Tampa! [Hör auf]", rief ich, doch ein plötzlicher Windstoß zerriss meine Worte und wehte sie davon.
"Mani?! [Was?]
"Tampa!", schrie ich, dieses Mal aus voller Kraft, denn aus dem Windstoß war inzwischen ein ausgewachsener Sturm geworden. Ich hörte die entsetzten Schreie einiger Gäste, die eiligst in Richtung der elbischen Siedlungen flohen und hörte das Geräusch von zahlreichen Schwertern, die gezogen wurden. Also ob Schwerter in dieser Situation etwas genützt hätten!
Selbst die Zwerge unter den Zuschauern mussten schon begriffen haben, dass das hier alles andere als ein plötzlicher Wetterumschwung war.
Ich begriff, dass weiteres Rufen keinen Sinn hätte, außer, dass ich heiser wurde, kletterte über den provisorisch aufgestellten Holzzaun auf den Kampfplatz und lief zu den beiden hin. Haldir schien angesichts meines Gesichtsausdruckes endlich zu begreifen, was ich wollte, und ließ los. Sie verweilte in ihrer verkrümmten Haltung, selbst ihr Arm blieb auf ihrem Rücken liegen, wo Haldir ihn losgelassen hatte.
Ich griff nach ihrer Schulter, rüttelte sie und rief ihr ins Gesicht: "Gena! Hörst du mich?!"
Sie reagierte nicht. Alles, was sie im Moment getan hätte, hätte mich beruhigt, alles. Aber sie tat nichts. Dann, ganz langsam, hob sie ihren Kopf und fing meinen Blick. Mein Herz stockte. Dies war nicht mehr Gena.
"Diola lle aratoamin [Danke, mein Held]", zischte die Hexe spöttisch. Ich wich einen erschrockenen Schritt zurück und zog gleichzeitig den schmalen Zierdolch, den ich umgehängt hatte. Dies war meine einzige Waffe, schließlich hatte ich nicht damit gerechnet, auf Aragorns Hochzeit kämpfen zu müssen.
Doch ich hielt den Dolch nicht lange in den Händen. Grennrey erhob die Hand, machte eine wegwischende Handbewegung und eine unsichtbare Macht prellte mir die Waffe aus der Hand und ließ sie meterweit davon segeln. Ihre schwarzen Augen musterten mich abfällig, als wäre ich irgendein Insekt, aber gleichzeitig glomm etwas darin auf. Sie trat einen Schritt näher- nein, sie schritt- und streckte ihren Arm nach meinem Gesicht aus. Schnell packte ich ihr Handgelenk und hielt es lange genug fest, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich es nicht schätzte, auf diese Weise von ihr berührt zu werden. Es war eine Ironie des Schicksals: Gena hätte ich mein Gesicht berühren lassen, es hätte mir vermutlich sogar gefallen. Nun tat sie es, und das einzige Gefühl, zu dem ich fähig war, war Abneigung.
"Sie ist eine kleine Närrin, aber sie hat einen guten Geschmack, das muss man ihr lassen", meinte Grennrey und grinste anzüglich. Ich wusste nicht, was zu erwidern sei und schwieg. Der Wind war inzwischen so stark, dass es mir Mühe bereitete, mich auf den Beinen zu halten.
"Achas!", rief Grennrey á Lórien.
Obwohl sie nicht schrie, übertönte ihre Stimme das Heulen des Windes mit Leichtigkeit. Eine schwarze Krähe kam geflogen, und ließ sich auf ihrer Schulter nieder. Der Sturm schien ihr nichts anhaben zu können.
Was hatte sie vor? Sie wollte doch nicht etwa.....mit wachsendem Entsetzen beobachtete ich Grennrey, wie sie beide Arme hob und die Augen schloss. Den Kopf leicht in den Nacken gelegt, begannen ihre Lippen dunkle Worte zu formen, deren Bedeutung ich nicht verstand, sehr wohl aber ihren Zweck begriff: Sie wollte ein Weltentor öffnen. Hier, in Lórien. Mit einem Male wurde mir klar, was sie vorhatte: Kein Ork hatte es je geschafft die Wälder Lóriens zu betreten, geschweige denn bis zu Galadriels Palast vorzudringen. Mit Hilfe des Tores würde es ihnen gelingen. Und Galadriel hatte es die ganze Zeit über gewusst.
Jemand legte seine Hand auf meine Schulter und Aragorns vertraute Stimme rief in mein Ohr: "Wir müssen etwas unternehmen! Sie wird uns noch allen den Untergang bringen!"
Ich nickte, konnte ihm aber nicht sagen, WAS genau zu tun sei. Er hatte gesehen, wie spielerisch sie mich entwaffnet hatte, und ich bezweifelte nicht, dass sie jeden anderen Angriff ebenfalls mühelos abwehren konnte.
"WAS SOLL DAS DENN WERDEN?!", brüllte eine mir wohlbekannte Stimme neben und ein Stück unter mir. Gimli hatte offensichtlich noch härter mit dem Sturm zu kämpfen als ich, denn er konnte nicht einmal mehr ruhig auf einer Stelle stehen bleiben. In seinem Bart hatte sich eine Blumengirlande verfangen, was mir unter anderen Umständen eine entsprechende Bemerkung entlockt hätte- nun aber blieb ich ernst und schrie zurück: "Sie ist eine Magierin! Wir müssen etwas tun, um sie aufzuhalten, ansonsten wimmelt es hier gleich von Orks und anderen Unwesen!"
Eine Magierin! Natürlich! Ich sah mich hastig um. Wo war Galadriel?
Ich entdeckte sie in einem der Pavillons, gemeinsam mit Celeborn. Sie hielt sich an einem Pfosten fest, den Blick starr auf Grennrey gerichtet, deren Finger inzwischen blassgrün zu leuchten begonnen hatten. Uns blieb nicht mehr viel Zeit.
"Geht in den Palast! Ich werde Galadriel holen!", brüllte ich meinen beiden Freunden zu. Sie gehorchten, wenn auch widerwillig. Dies war keine Sache, die mit Schwertern und Äxten ausgetragen werden konnte.
So schnell ich konnte bahnte ich mir meinen Weg zwischen umgeworfenen Tischen, Stühlen und herumliegender Dekoration hindurch zur Magierin und brüllte: "Arwen en amin! Unternehmt etwas!"
Sie blieb ruhig stehen, schien mich nicht einmal zu bemerken. Erst, als ich meine Bitte lautstark wiederholte, blinzelte sie und sah irritiert auf mich herab. Ich erschrak. Was bedeutete dieser furchtbar leere Blick? Dann, endlich kehrte das Leben in sie zurück und sie folgte mir zu Grennrey hin.
"Mani naa ta? [Was ist?]" Sie war schon wieder stehen geblieben. Ich warf einen gehetzten Blick zu Grennrey hin. Wenn ein Weltentor groß, grün und leuchtend war, dann war es genau das, was da vor ihr in der Luft schwebte. Mein Entsetzen wuchs ins Unermessliche.
"Guldur [schwarze Magie]!" hörte ich Celeborn sagen, der uns nachgekommen war.
Galadriel nickte und hob ihre Arme, ließ sie aber gleich darauf wieder sinken. "Ich kann das nicht", erklärte sie kopfschüttelnd. "Ihr müsst es wenigstens versuchen!", flehte ich sie an und hielt ihr die Hand hin, "wir werden alle sterben, wenn Ihr es nicht versucht!" Doch sie schien sich noch immer nicht sicher zu sein. Verdammt, irgendetwas musste geschehen!
Ich sah zu Genas schlankem Körper hin, der in eine Art grünen Nebel eingehüllt dastand und nur noch als dunkler Schemen zu erkennen war. Was, wenn Grennrey nun endgültig Besitz von ihr begriffen hatte?! Dieser Gedanke schien der reinste Horror für mich.
Ich sah Galadriel so fest ich konnte in die Augen und rief beschwörend: "Bitte, haltet sie auf! Ihr wisst, was sonst geschieht!"
Galadriel sah mich auf unergründliche Weise an, dann nickte sie endlich langsam und hob ihre Hände in Richtung des Tores. Sie begann einen Zauber zu weben, mächtiger und kraftaufwändiger als je zuvor. Celeborn packte mich am Arm und zerrte mich in das Pavillon zurück. Ich versuchte, mich loszureißen, aber vergeblich.
"Du kannst nichts für sie tun!", brüllte Celeborn und deutete mir, mich wie er auf den Boden zu kauern und hinter einigen Holzpfosten Schutz zu suchen. Sekundenlang empfand ich nichts als puren Hass ihm gegenüber, sah aber dann ein, dass er recht hatte. Ich konnte nichts für sie tun. Ich war hilflos wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich wollte sehen, was bei den beiden Frauen vorging, aber im selben Moment ertönte ein tiefes, bedrohliches Grollen, als ob ein riesiger Felsen sich in Bewegung gesetzt hätte, und gleichzeitig explodierte irgendetwas dort, wo das Weltentor sich befunden hatte.
Ich schloss geblendet die Augen, als grellweißes Licht die gesamte Umgebung überflutete und hörte Celeborn neben mir vor Schmerz aufstöhnen. Das Licht durchdrang meine Augenlider als existierten diese nicht und fraß sich schmerzhaft in meinen Kopf. Ich brüllte vor Pein und schlug beide Hände vors Gesicht. Für einen Moment war ich sicher, erblindet zu sein.
Dann war es still.
Ich öffnete die Augen und sah zumindest die Umrisse das Pavillons deutlich genug, um aufzustehen und es zu verlassen zu können.
"Gena!"
Ich stolperte beinahe über etwas großes, hölzernes, das vor mir auf dem Boden lag, taumelte jedoch ungehindert weiter auf die beiden reglosen Gestalten am Kampfplatz zu. Meine Augen schmerzten noch immer, aber ich konnte bereits wieder Farben unterscheiden und sah, dass sich weder Galadriel in ihrem weißen noch Gena in ihrem blauen Kleid bewegten.
Angst und Panik wie ich sie noch nie zuvor verspürt hatten, ergriffen von mir Besitz. Hastig tastete ich über Galadriels Hals und stürzte, als ich ihren Puls fühlte, sofort zu Genas verloren daliegender Gestalt weiter.
Sie war totenblass und zitterte am ganzen Körper.
Doch sie lebte.
Mein Herz machte einen fühlbaren Sprung, als ich ihre Brust sich heben und senken sah.
Ich griff nach ihren unglaublich heißen Händen und barg sie in meinen. Sie reagierte nicht.
Ich strich über ihre Wange und sah, dass meine Hände ebenfalls zitterten. Ich schauderte. Was, wenn sie ihre Augen nicht mehr aufschlug? Nein, das durfte nicht sein. Ich kannte sie doch noch gar nicht richtig. Ich wollte sie nicht verlieren, bevor ich die Möglichkeit gehabt hatte, sie kennen zu lernen. Ich hing an meiner Firieth, meiner Sterblichen. Ich würde sie nicht gehen lassen.
"Gena!", rief ich nach ihr und strich über ihren Haaransatz. Mühsam gelang es mir, mich zu konzentrieren und in ihre Bewusstsein einzudringen.
"Gena! Ich bitte dich, wach auf!"
Meine Augen brannten. Ich fand sie nicht. Nein, bitte, sie musste aufwachen!
"Legolas?"
Ihre Augenlider flatterten wie zwei kleine Schmetterlinge, als Gena sie aufschlug. Es war der schönste Anblick, den ich je zu Gesicht bekommen hatte.
"Alae Idril", begrüßte ich sie leise und küsste erleichtert ihre Stirn. Ein Felsbrocken in der Größe eines Hauses fiel mir vom Herzen. Sie sah verwirrt aus, doch als sie mein Gesicht erblickte lächelte sie schwach.
"Diola ile [Danke]", flüsterte sie. Ich verstand nicht ganz, was sie damit meinte, aber es war auch nicht länger wichtig. Sie lebte, und es waren wieder Genas Augen, in die ich blickte. Das war alles, war im Moment zählte.
N a c h w o r t: Wiegesagt, in Experiment......
Etwas stimmte nicht mit Gena.
Aragorn hatte mich herbeigerufen. "Das hier darfst du nicht versäumen!", hatte er gemeint und mir vielsagend zugezwinkert. Erst als ich die große Zuschauermenge entdeckte, die sich um den Übungsplatz versammelt hatte, begann ich zu ahnen, was er mir zeigen wollte.
Ich traute meinen Augen nicht : Haldir und Gena traten gegeneinander an.
Um die Wahrheit zu sagen: Ich setzte gegen sie. Es war nicht, dass ich sie unterschätzte, aber ich hatte zu viele Kämpfe an Haldirs Seite gefochten, um mir ernsthaft einzubilden, sie hätte eine realistische Chance gegen ihn.
Ja, natürlich wusste ich von Aragorn über Genas wunderbare Lernfähigkeit im Umgang mit Waffen Bescheid- und ich hatte sie auch schon öfters miteinander fechten sehen. Sie war erstaunlich gut für einen Menschen. Aber ihr fehlte es an Erfahrung. Und Haldir war kein Mann, der irgendjemanden, und sei es eine Frau, gewinnen hätte lassen.
Ich setzte fünf Goldmünzen auf Haldir, Aragorn setzte dagegen.
"Du hast ja keine Ahnung, wozu sie fähig ist", erklärte er grinsend, während er neun Goldstücke abzählte und in einen ledernen Beutel füllte.
Nein, ich muss gestehen, ich hatte sie unterschätzt.
Denn gerade, als Haldir Gena in eine scheinbar auswegslose Position gedrängt hatte, geschah etwas äußerst Merkwürdiges: Sie hörte auf, sich zu bewegen. Haldir hielt sie weiter fest, schien aber bald selbst zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.
Ich drängte mich nach vor in die vorderste Reihe, vorbei an Aragorn, Celeborn und Galadriel, die offensichtlich noch nicht begriffen hatte, was da vorne gerade vorging.
Ich hingegen schon.
Man brauchte Gena nur genau beobachtet zu haben, um zu erkennen, dass etwas tief in ihr erwacht war, etwas, von dem sie und alle anderen geglaubt hatten, es halbwegs unter Kontrolle gebracht zu haben- Grennrey á Lórien. Jedes Mal, wenn die Hexe Oberhand über sie gewann, verdunkelten sich Genas Augen, wurden tiefschwarz und ausdruckslos. Zum ersten Mal war es mir an jenem Tag am See aufgefallen. Danach jedes Mal, wenn ich sie spätabends, als sie erschöpft von ihrem Training in den Palast zurückgekehrt war, getroffen hatte. Und heute Mittag, als die beiden Ostelben bei ihr waren.
Mein Herz krampfte sich bei dem Gedanken an die Szene zusammen. Ein Bild war mir in Erinnerung geblieben: Gena, mit schreckensweiten Augen, den Blick ins Leere gerichtet. Was immer die beiden Magier ihr gezeigt hatten, es musste furchtbar gewesen sein. Doch ich respektierte, dass es ein Teil ihrer Vergangenheit war, der nur ihr gehörte.
Bisher hatte ich immer geglaubt, ihr Fels zu sein, die einzige Person, bei der sie ihr wirkliches Ich preisgeben konnte. Mir war sie stets wie ein Kind erschienen, auf eine süße Weise naiv. Aber unter ihrem unschuldigen Äußeren schlummerte etwas Dunkles, Böses, und ich begriff nun zu spät, dass dieser furchteinflößende Teil ebenso zu ihr gehörte wie jener, den ich so bezaubernd fand.
"Lle lava?! [Gibst du auf]", hörte ich Haldir erneut fragen, dieses Mal lauter.
Gena- falls die Person, die er festhielt, überhaupt noch Gena war- blieb still. Ich sah auf den Himmel hinauf, wo die Sonne von Wolken verdeckt worden war und uns hier unten in ein unwirkliches Halbdunkel hüllte. Das konnte kein Zufall sein.
Die Elben unter den Zuschauern schienen es ebenso zu spüren wie ich, denn augenblicklich wurde es leiser.
"Haldir!", rief ich durch den aufkommenden Wind.
"Mani naa ta? [Was ist?]"
Er schien als einziger nicht zu begreifen, in welcher Gefahr er schwebte.
"Tampa! [Hör auf]", rief ich, doch ein plötzlicher Windstoß zerriss meine Worte und wehte sie davon.
"Mani?! [Was?]
"Tampa!", schrie ich, dieses Mal aus voller Kraft, denn aus dem Windstoß war inzwischen ein ausgewachsener Sturm geworden. Ich hörte die entsetzten Schreie einiger Gäste, die eiligst in Richtung der elbischen Siedlungen flohen und hörte das Geräusch von zahlreichen Schwertern, die gezogen wurden. Also ob Schwerter in dieser Situation etwas genützt hätten!
Selbst die Zwerge unter den Zuschauern mussten schon begriffen haben, dass das hier alles andere als ein plötzlicher Wetterumschwung war.
Ich begriff, dass weiteres Rufen keinen Sinn hätte, außer, dass ich heiser wurde, kletterte über den provisorisch aufgestellten Holzzaun auf den Kampfplatz und lief zu den beiden hin. Haldir schien angesichts meines Gesichtsausdruckes endlich zu begreifen, was ich wollte, und ließ los. Sie verweilte in ihrer verkrümmten Haltung, selbst ihr Arm blieb auf ihrem Rücken liegen, wo Haldir ihn losgelassen hatte.
Ich griff nach ihrer Schulter, rüttelte sie und rief ihr ins Gesicht: "Gena! Hörst du mich?!"
Sie reagierte nicht. Alles, was sie im Moment getan hätte, hätte mich beruhigt, alles. Aber sie tat nichts. Dann, ganz langsam, hob sie ihren Kopf und fing meinen Blick. Mein Herz stockte. Dies war nicht mehr Gena.
"Diola lle aratoamin [Danke, mein Held]", zischte die Hexe spöttisch. Ich wich einen erschrockenen Schritt zurück und zog gleichzeitig den schmalen Zierdolch, den ich umgehängt hatte. Dies war meine einzige Waffe, schließlich hatte ich nicht damit gerechnet, auf Aragorns Hochzeit kämpfen zu müssen.
Doch ich hielt den Dolch nicht lange in den Händen. Grennrey erhob die Hand, machte eine wegwischende Handbewegung und eine unsichtbare Macht prellte mir die Waffe aus der Hand und ließ sie meterweit davon segeln. Ihre schwarzen Augen musterten mich abfällig, als wäre ich irgendein Insekt, aber gleichzeitig glomm etwas darin auf. Sie trat einen Schritt näher- nein, sie schritt- und streckte ihren Arm nach meinem Gesicht aus. Schnell packte ich ihr Handgelenk und hielt es lange genug fest, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich es nicht schätzte, auf diese Weise von ihr berührt zu werden. Es war eine Ironie des Schicksals: Gena hätte ich mein Gesicht berühren lassen, es hätte mir vermutlich sogar gefallen. Nun tat sie es, und das einzige Gefühl, zu dem ich fähig war, war Abneigung.
"Sie ist eine kleine Närrin, aber sie hat einen guten Geschmack, das muss man ihr lassen", meinte Grennrey und grinste anzüglich. Ich wusste nicht, was zu erwidern sei und schwieg. Der Wind war inzwischen so stark, dass es mir Mühe bereitete, mich auf den Beinen zu halten.
"Achas!", rief Grennrey á Lórien.
Obwohl sie nicht schrie, übertönte ihre Stimme das Heulen des Windes mit Leichtigkeit. Eine schwarze Krähe kam geflogen, und ließ sich auf ihrer Schulter nieder. Der Sturm schien ihr nichts anhaben zu können.
Was hatte sie vor? Sie wollte doch nicht etwa.....mit wachsendem Entsetzen beobachtete ich Grennrey, wie sie beide Arme hob und die Augen schloss. Den Kopf leicht in den Nacken gelegt, begannen ihre Lippen dunkle Worte zu formen, deren Bedeutung ich nicht verstand, sehr wohl aber ihren Zweck begriff: Sie wollte ein Weltentor öffnen. Hier, in Lórien. Mit einem Male wurde mir klar, was sie vorhatte: Kein Ork hatte es je geschafft die Wälder Lóriens zu betreten, geschweige denn bis zu Galadriels Palast vorzudringen. Mit Hilfe des Tores würde es ihnen gelingen. Und Galadriel hatte es die ganze Zeit über gewusst.
Jemand legte seine Hand auf meine Schulter und Aragorns vertraute Stimme rief in mein Ohr: "Wir müssen etwas unternehmen! Sie wird uns noch allen den Untergang bringen!"
Ich nickte, konnte ihm aber nicht sagen, WAS genau zu tun sei. Er hatte gesehen, wie spielerisch sie mich entwaffnet hatte, und ich bezweifelte nicht, dass sie jeden anderen Angriff ebenfalls mühelos abwehren konnte.
"WAS SOLL DAS DENN WERDEN?!", brüllte eine mir wohlbekannte Stimme neben und ein Stück unter mir. Gimli hatte offensichtlich noch härter mit dem Sturm zu kämpfen als ich, denn er konnte nicht einmal mehr ruhig auf einer Stelle stehen bleiben. In seinem Bart hatte sich eine Blumengirlande verfangen, was mir unter anderen Umständen eine entsprechende Bemerkung entlockt hätte- nun aber blieb ich ernst und schrie zurück: "Sie ist eine Magierin! Wir müssen etwas tun, um sie aufzuhalten, ansonsten wimmelt es hier gleich von Orks und anderen Unwesen!"
Eine Magierin! Natürlich! Ich sah mich hastig um. Wo war Galadriel?
Ich entdeckte sie in einem der Pavillons, gemeinsam mit Celeborn. Sie hielt sich an einem Pfosten fest, den Blick starr auf Grennrey gerichtet, deren Finger inzwischen blassgrün zu leuchten begonnen hatten. Uns blieb nicht mehr viel Zeit.
"Geht in den Palast! Ich werde Galadriel holen!", brüllte ich meinen beiden Freunden zu. Sie gehorchten, wenn auch widerwillig. Dies war keine Sache, die mit Schwertern und Äxten ausgetragen werden konnte.
So schnell ich konnte bahnte ich mir meinen Weg zwischen umgeworfenen Tischen, Stühlen und herumliegender Dekoration hindurch zur Magierin und brüllte: "Arwen en amin! Unternehmt etwas!"
Sie blieb ruhig stehen, schien mich nicht einmal zu bemerken. Erst, als ich meine Bitte lautstark wiederholte, blinzelte sie und sah irritiert auf mich herab. Ich erschrak. Was bedeutete dieser furchtbar leere Blick? Dann, endlich kehrte das Leben in sie zurück und sie folgte mir zu Grennrey hin.
"Mani naa ta? [Was ist?]" Sie war schon wieder stehen geblieben. Ich warf einen gehetzten Blick zu Grennrey hin. Wenn ein Weltentor groß, grün und leuchtend war, dann war es genau das, was da vor ihr in der Luft schwebte. Mein Entsetzen wuchs ins Unermessliche.
"Guldur [schwarze Magie]!" hörte ich Celeborn sagen, der uns nachgekommen war.
Galadriel nickte und hob ihre Arme, ließ sie aber gleich darauf wieder sinken. "Ich kann das nicht", erklärte sie kopfschüttelnd. "Ihr müsst es wenigstens versuchen!", flehte ich sie an und hielt ihr die Hand hin, "wir werden alle sterben, wenn Ihr es nicht versucht!" Doch sie schien sich noch immer nicht sicher zu sein. Verdammt, irgendetwas musste geschehen!
Ich sah zu Genas schlankem Körper hin, der in eine Art grünen Nebel eingehüllt dastand und nur noch als dunkler Schemen zu erkennen war. Was, wenn Grennrey nun endgültig Besitz von ihr begriffen hatte?! Dieser Gedanke schien der reinste Horror für mich.
Ich sah Galadriel so fest ich konnte in die Augen und rief beschwörend: "Bitte, haltet sie auf! Ihr wisst, was sonst geschieht!"
Galadriel sah mich auf unergründliche Weise an, dann nickte sie endlich langsam und hob ihre Hände in Richtung des Tores. Sie begann einen Zauber zu weben, mächtiger und kraftaufwändiger als je zuvor. Celeborn packte mich am Arm und zerrte mich in das Pavillon zurück. Ich versuchte, mich loszureißen, aber vergeblich.
"Du kannst nichts für sie tun!", brüllte Celeborn und deutete mir, mich wie er auf den Boden zu kauern und hinter einigen Holzpfosten Schutz zu suchen. Sekundenlang empfand ich nichts als puren Hass ihm gegenüber, sah aber dann ein, dass er recht hatte. Ich konnte nichts für sie tun. Ich war hilflos wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich wollte sehen, was bei den beiden Frauen vorging, aber im selben Moment ertönte ein tiefes, bedrohliches Grollen, als ob ein riesiger Felsen sich in Bewegung gesetzt hätte, und gleichzeitig explodierte irgendetwas dort, wo das Weltentor sich befunden hatte.
Ich schloss geblendet die Augen, als grellweißes Licht die gesamte Umgebung überflutete und hörte Celeborn neben mir vor Schmerz aufstöhnen. Das Licht durchdrang meine Augenlider als existierten diese nicht und fraß sich schmerzhaft in meinen Kopf. Ich brüllte vor Pein und schlug beide Hände vors Gesicht. Für einen Moment war ich sicher, erblindet zu sein.
Dann war es still.
Ich öffnete die Augen und sah zumindest die Umrisse das Pavillons deutlich genug, um aufzustehen und es zu verlassen zu können.
"Gena!"
Ich stolperte beinahe über etwas großes, hölzernes, das vor mir auf dem Boden lag, taumelte jedoch ungehindert weiter auf die beiden reglosen Gestalten am Kampfplatz zu. Meine Augen schmerzten noch immer, aber ich konnte bereits wieder Farben unterscheiden und sah, dass sich weder Galadriel in ihrem weißen noch Gena in ihrem blauen Kleid bewegten.
Angst und Panik wie ich sie noch nie zuvor verspürt hatten, ergriffen von mir Besitz. Hastig tastete ich über Galadriels Hals und stürzte, als ich ihren Puls fühlte, sofort zu Genas verloren daliegender Gestalt weiter.
Sie war totenblass und zitterte am ganzen Körper.
Doch sie lebte.
Mein Herz machte einen fühlbaren Sprung, als ich ihre Brust sich heben und senken sah.
Ich griff nach ihren unglaublich heißen Händen und barg sie in meinen. Sie reagierte nicht.
Ich strich über ihre Wange und sah, dass meine Hände ebenfalls zitterten. Ich schauderte. Was, wenn sie ihre Augen nicht mehr aufschlug? Nein, das durfte nicht sein. Ich kannte sie doch noch gar nicht richtig. Ich wollte sie nicht verlieren, bevor ich die Möglichkeit gehabt hatte, sie kennen zu lernen. Ich hing an meiner Firieth, meiner Sterblichen. Ich würde sie nicht gehen lassen.
"Gena!", rief ich nach ihr und strich über ihren Haaransatz. Mühsam gelang es mir, mich zu konzentrieren und in ihre Bewusstsein einzudringen.
"Gena! Ich bitte dich, wach auf!"
Meine Augen brannten. Ich fand sie nicht. Nein, bitte, sie musste aufwachen!
"Legolas?"
Ihre Augenlider flatterten wie zwei kleine Schmetterlinge, als Gena sie aufschlug. Es war der schönste Anblick, den ich je zu Gesicht bekommen hatte.
"Alae Idril", begrüßte ich sie leise und küsste erleichtert ihre Stirn. Ein Felsbrocken in der Größe eines Hauses fiel mir vom Herzen. Sie sah verwirrt aus, doch als sie mein Gesicht erblickte lächelte sie schwach.
"Diola ile [Danke]", flüsterte sie. Ich verstand nicht ganz, was sie damit meinte, aber es war auch nicht länger wichtig. Sie lebte, und es waren wieder Genas Augen, in die ich blickte. Das war alles, war im Moment zählte.
N a c h w o r t: Wiegesagt, in Experiment......
