Es war eine milde Sommernacht und Sarah bahnte sich einen Weg durch den goldenen Wald, auf der Suche nach der kleinen Lichtung, die ihr vor ein paar Tagen Orophin gezeigt hatte. Sie waren heute Abend dort verabredet und sie wollte nicht zu spät kommen. Endlich entdeckte sie die kleine Lichtung und trat zögernd ein. Suchend blickte sie sich um, konnte aber Orophin nirgends entdecken. Ein kurzes Rascheln ließ sie herumfahren.
Orophin kam langsam auf sie und schloss sie in seine Arme, als er sie erreichte. „Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr" sagte er und lächelte sie an. „Tut mir leid, aber ich war mir nicht mehr sicher, wo genau ich jetzt hingehen musste" erwiderte sie und schmiegte sich an ihn. „Ja, es ist schon schwer diese Lichtung zu finden, daher sei dir verziehen" meinte er grinsend. „Jetzt sei nicht so selbstgefällig" sprach sie und boxte ihn leicht in die Seite. Sofort schob er sie etwas auf Abstand und sah sie an. Langsam näherte sich sein Gesicht dem ihren und ihre Lippen berührten sich zu einem langen und leidenschaftlichen Kuss. Als er seine Lippen von den ihren löste lächelte er und fuhr mit seiner Hand über ihr Haar.
„Ich hab dich vermisst. Schade, dass wir uns nicht öfters sehen können und wenn wir uns treffen, muss alles so geheim ablaufen" sagte er etwas traurig und zog sie wieder zu sich hin. „Ich weiß und ich finde es auch doof, aber ich bin nun mal jemand anderem versprochen und das seit meiner Geburt. Leider können wir daran nichts ändern und so müssen wir uns halt heimlich treffen" erwiderte sie und hielt sich an ihm fest. Lange standen sie auf der kleinen Lichtung, vom Mond beschienen. Sie dachten, sie wären alleine doch irgendjemand beobachtete die Zwei vom Waldrand aus.
Orophin konnte sich nach einer halben Ewigkeit von ihr losreisen und breitete eine kleine Decke, die er mitgebracht hatte, auf der Lichtung aus. Beide ließen sich darauf nieder und lagen Arm in Arm nebeneinander und beobachteten die Sterne und den Mond, dessen Form, die einer Sichel hatte. „Bald werden wir Vollmond haben" meinte Sarah und blickte gebannt weiter nach oben. „Du sagst es und wenn es soweit ist, werden wir uns hier wieder treffen" erwiderte er und sah zu ihr hinüber. „Bist du dir ganz sicher, dass man nichts gegen die Hochzeit machen kann" begann er nach einer kleinen Pause und als er keine Antwort von ihr bekam, redete er weiter. „Ich mein, du könntest ja mal mit deinem Vater reden."
„Ich soll einfach so mit meinem Vater reden und ihm sagen, dass ich nicht den Prinz, den er für mich vorgesehen hat heiraten werde, sondern dich, einen Elben-Krieger aus Lorien. Weißt du was er darauf sagen wird? Nichts. Er würde mich nur lange ansehen und dann zum Lachen anfangen. Wenn er fertig ist, schickt er mich auf mein Zimmer und gibt mir Hausarrest bis zu meiner Hochzeit. Willst du das?" sagte sie etwas sauer und setzte sich auf.
Orophin sah sie etwas entgeistert an, bevor er sich aufsetzte und ihr antwortete. „Nein, das will ich nicht, sonst sehe ich dich ja gar nicht mehr. Warum muss das nur so kompliziert sein." „Ja, ich wünsche mir auch des Öfteren, dass ich aus einfachen Verhältnissen komme. Dann könnten wir ohne Probleme zu bekommen zusammen sein" sagte sie und legte sich wieder auf die Decke. Orophin legte sich wieder zu ihr und küsste sie.
In der Zwischenzeit an einem anderen geheimen Ort in Lorien.
„Da bist du ja endlich. Wo warst du denn so lange?" „Ich bin Orophin gefolgt und hab was interessantes herausbekommen" antwortete der blonde Elb grinsend. „Ja, dann erzähl endlich und spann mich nicht auf die Folter, wenn du mich schon so lange hast warten lassen" erwiderte der andere Elb. „Ich hab nur rausbekommen, dass sich Orophin mit einer Prinzessin trifft, die einem anderen versprochen ist." „Na, toll, so interessant ist das auch wieder nicht. Mir blüht das gleiche Schicksal und auch nur, weil mein werter Vater das so bestimmt hat" brummte der Elb und setzte sich auf den weichen Waldboden. Der blonde Elb, sein Name war Haldir, setzte sich zu seinem Geliebten und küsste ihn auf den Mund. „Hör auf darüber nachzudenken. Bis dahin ist noch viel Zeit und die sollten wir ausnutzten" meinte Haldir und küsste ihn wieder. Immer fordernder wurden seine Küsse und langsam legten sich beide auf den weichen Boden, um sich ihrer Leidenschaft hinzugeben.
Zu späterer Stunde machten sich Orophin und Sarah auf, getrennten Weges, wieder in ihre Zimmer zu gelangen, um die restliche Nacht noch etwas schlaf zu finden. Unterwegs begegnete sie einem sonderbaren Elben, der wie sie durch den Wald schlich und hoffte nicht gesehen zu werden. Sarah stellte sich aufrecht hin und beobachtete ihn eine zeitlang. Als er sich weiter von ihr entfernte ging sie ihm nach und das nicht gerade sehr lautlos.
Ein kurzes knacken ließ ihn herumfahren und da sah er sie. Ein schönes Lächeln umspielte ihre Lippen und ihre Augen leuchteten im Mondlicht. „Guten Abend. So spät noch unterwegs" sprach sie ihn an und kam langsam auf ihn zu. „Guten Abend. Leider konnte ich keinen Schlaf finden und daher machte ich einen kleinen Spaziergang. Und warum seid ihr noch so spät unterwegs?" erwiderte er und beobachtete sie sehr genau. Sie hatte etwas Besonderes an sich, was einen verzaubert, wenn man sie länger ansah. Ihre Augen waren klar und rein wie ein Gebirgsbach und ihr Haar war hell und blond, wie die Sonne, doch im Mondlicht schimmerte es silbern. „Ich kann wie sie nicht schlafen und so habe ich mir etwas die Füße vertreten, in der Hoffnung Ruhe zu finden" sagte sie und trat ganz an ihn heran. Jetzt standen sie sich gegenüber und beide musterten den anderen ganz genau.
Ihr Blick wanderte von seinem hellblonden Haar über sein schönes Gesicht weiter nach unten. Jeder Zentimeter Haut, den sein Gewand nicht bedeckte, war hell und glatt und lud ein, darüber zu streichen. Langsam hob sie ihre Hand, um ihr zu berühren, doch sie besonn sich eines besseren und ließ sie wieder sinken. „Es ist wohl besser, wenn ich wieder hineingehe" meinte sie und wollte schon gehen, als er ihre Hand ergriff. „Kann ich sie vielleicht zu ihrem Zimmer begleiten? Ein so hübsche junge Dame sollte nicht alleine durch den dunklen Wald spazieren" erwiderte er und sah ihr tief in die Augen, als sie sich zu ihm umdrehte.
„Ich glaube nicht, dass mir hier in Lorien etwas passieren wird, aber wenn sie darauf bestehen, können sie mich gerne begleiten" antwortete sie und so gingen beiden schweigend zurück zum Haus, in dem sich ihre Zimmer befanden. Langsam gingen sie den langen Flur entlang zu ihrem Zimmer, vor dem sie stehen blieb. „Hier sind wir" meinte sie lächelnd und legte eine Hand auf den Türgriff. „Dann wünsche ich ihnen eine gute und geruhsame Nacht" verabschiedete sich der Elb von ihr und ging zu seinem Zimmer, welches genau neben dem ihren lag.
Zögernd öffnete sie die Tür, wendete aber ihren Blick nicht von ihm ab, bis er die Tür geschlossen hatte. Sarah ging in ihr Zimmer und machte sich sogleich fürs Bett fertig. Als sie ihr Nachthemd, das aus reiner Seide war, anhatte, ging sie noch ml auf den Balkon hinaus und sah, dass bei dem hübschen Elb noch das Licht brannte. `Er kann also auch nicht schlafen` dachte sie sich. Mit einem Seufzen ging sie in ihr Zimmer zurück und legte sich in das große Bett zum schlafen.
Der nächste Tag war gerade angebrochen und das Sonnenlicht bahnte sich einen Weg in ihr Zimmer. Durch ein klopfen geweckt, stand sie auf, um die Tür zu öffnen. „Guten Morgen meine Kleine. So spät noch in den Federn? Der Morgen ist wunderbar, es wird Zeit das du dich anziehst und den neuen Tag begrüßt" sagte ihr Vater, als er das Zimmer betrat und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Guten Morgen, Vater. Ich werde mich gleich ankleiden und dir dann Gesellschaft leisten" antwortete sie ihm und wandte sich um. „Ach, wie ich gerade gehört habe ist dein zukünftiger Ehegatte gestern Nacht hier eingetroffen. Du wirst ihn ja heute Abend auf dem kleinen Bankett kennen lernen" meinte Thorodon und verließ das Zimmer. `Er ist da. Jetzt ist es vorbei mit den kleinen Treffen und wenn ich Pech habe, werde ich Orophin nie wieder sehen können` dachte sie sich und zog sich geschwind an. Der Tag war etwas langweilig und ging sehr langsam dem Ende zu.
Nach dem Mittagessen, an dem auch ihr zukünftiger Schwiegervater teilnahm, ging sie noch etwas im Wald spazieren, um die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen. Und da war er wieder, der Elb von gestern Nacht. Zusammen mit dem Hauptmann von Lorien durchstreifte er händchenhaltend den goldenen Wald und bis jetzt hatten sie Sarah noch nicht entdeckt. Schnell versteckte sie sich hinter einem Baum und beobachtete die beiden aus der Ferne. Es war amüsierend, die beiden zu sehen, da sie anscheinend versuchten irgendetwas vor den anderen zu verbergen und sie konnte sich auch schon denken was. So wie es aussah waren beide ein Liebespaar und er musste bald eine andere heiraten.
Gerüchte gingen um, dass viele der Elben sich zu dem gleichen Geschlecht hingezogen fühlten, aber so öffentlich hatte sie es noch nie gesehen. Ein kleines Kichern entkam ihr und schnell drehte sie sich um und lief zurück ins Haus. Der Hauptmann und sein Geliebter hatten sie nicht bemerkt und schlenderten daher weiter durch den Wald.
Am späten Nachmittag kam eine Magd, die ihr beim Ankleiden für das große Bankett heute Abend half. Etwas widerwillig zog Sarah das Kleid an, da sie lieber Hosen trug, doch das hatte ihr Vater verboten. Sie solle hübsch aussehen, wenn sie ihren Ehegatten das erste Mal traf, hatte er gesagt und so ließ sie sich von der Magd die ausgesuchten Kleidungsstücke anziehen. Es war ein schönes cremefarbenes Ballkleid aus Seide, welches mit vielen Stickereien verziert war. Die Magd hängte ihr noch einen dünnen Schal um, steckte ihr die Haare hoch und richtete das Kleid.
Endlich fertig angekleidet ging sie langsam die Treppe zu dem großen Ballsaal hinunter und blieb vor der Tür stehen. Nervös spielte sie mit dem Schal und hätte ihn schon beinahe zerrissen, als sie jemand ansprach.
