Es war der hübsche Elb von gestern Nacht, der hinter ihr stand. „Guten Abend. So trifft man sich wieder" begrüßte er sie mit einem Lächeln. „Guten Abend" erwiderte sie und versuchte auch zu lächeln, um ihre Nervosität zu überspielen. „Darf ich fragen, warum sie heute Abend hier sind?" fragte er und sah ihr in die Augen. „Ich werde heute meinen zukünftigen Ehemann kennen lernen. Mein Vater hat entschlossen mich ohne zu fragen zu verheiraten" antwortete sie und warf einen Blick in den Saal. Ein Grinsen tauchte kurz auf seinem Gesicht auf, aber es erlosch sogleich wieder, als er ihre Antwort hörte. „Ja, das gleiche Schicksal blüht mir auch. Mein Vater meinte, es wäre an der Zeit zu heiraten und seinen Platz einzunehmen" sagte er und folge ihrem Blick. „Wenn man von ihm spricht. Da drüben sitzt er gerade" begann der blonde Elb und wurde sogleich von ihr unterbrochen. „Und mein Vater sitzt gleich daneben." „Ihr Vater ist Thorodon?" fragte er sie etwas ungläubig. „Ja, Thorodon ist mein Vater. Wieso fragen sie?" erwiderte sie. Er wollte schon antworten, aber dann fing er zu lachen an und wollte schon gar nicht mehr aufhören.

Sarah sah ihn etwas verwirrt an und als er noch immer nicht geantwortet hatte, gab sie ihm einen kleinen Schubs. „Was ist daran so komisch?" fragte sie ihn und wartete ungeduldig auf seine Antwort. „Entschuldigung. Wissen sie vielleicht ganz zufällig, wen sie heiraten sollen?" sagte er, nach dem er sich wieder gefangen hatte. „Nicht so genau. Mein Vater hatte nur Andeutungen gemacht, dass er mit Thranduil´s Sohn verheiraten will und schon alles geplant sei." Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht, doch dieses Mal hielt er sich dezent zurück. „Na, dann kennen sie bereits ihren zukünftigen Ehemann" antwortete er und versuche nicht los zu lachen. „Das versteh ich jetzt nicht. Wann hätte ich ihn ihrer Meinung nach treffen sollen?" fragte sie etwas verwirrt. „Gestern Abend. Im Wald" antwortete er knapp und noch immer grinsend. „Was? Dann sind SIE…" weiter kam sie nicht, denn ihr fehlten die Worte.

Auf der anderen Seite des Ballsaals standen Orophin und Haldir und beobachteten die beiden. „Seit wann kennen sich die beiden?" murmelte Orophin und blickte gebannt hinüber. „Das würde mich auch mal interessieren" meinte Haldir. „Apropos interessieren. Du weißt doch, dass Sarah einem anderen versprochen ist und dann fängst du auch noch was mit ihr an. Du solltest lieber die Finger davon lassen" sprach Haldir weiter und sah seinen Bruder durchdringend an. „Misch du dich nicht immer in meine Angelegenheiten ein und kümmere dich lieber um die deinen" fuhr in Orophin an und schnellen Schrittes auf Sarah zu.

Noch etwas perplex drehte sich Sarah von ihm weg und betrat langsam den Ballsaal. Wie betäubt nahm sie die Musik und das Gelächter der anderen Elben wahr. Nicht mal Orophin sah sie auf sich zukommen, der sie am Arm nahm und nach draußen auf die große Terrasse führte. „Was ist los mit dir?" fragte er sie, nachdem sie sich auf einer kleinen Bank niedergelassen hatten. „Ich weiß jetzt wen ich heiraten werde" sagte sie leise. „Und wer ist es? Kenne ich ihn?" „Seinen Namen weiß ich noch nicht, aber es ist der Sohn von Thranduil." „Du sollst Legolas Grünblatt heiraten" rief er aus und als er merkte, dass er zu laut gesprochen hatte, senkte er seine Stimme wieder. „Nicht nur das. Ich glaub sogar, dass er etwas mit einem anderen Elben hat" sprach sie leise weiter. „Und mit wem?" hakte Orophin neugierig nach. „Mit deinem Bruder… Haldir" antwortete sie und sah ihn jetzt das erste Mal an. „Er hat was mit Haldir" begann Orophin und fing zu lachen an.

„Was ist daran so komisch? Ich find das nicht lustig. Einen schwulen Elb soll ich heiraten" wisperte sie und die ersten Tränen liefen ihr übers Gesicht. „Deswegen brauchst du doch nicht weinen. Stell mich dann einfach als Hauptmann im Düsterwald ein und ich kann jeden Tag bei dir sein" redete er tröstend auf sie ein und schloss sie in seine Arme.

„Entschuldigt bitte, aber Sarah, du solltest jetzt mit reinkommen, damit ich dir deinen zukünftigen Ehemann vorstellen kann" sagte Thorodon, der plötzlich neben den beiden stand. Erschrocken fuhr sie hoch und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Ich kann nicht. Es tut mir leid, aber ich werde keinen schwulen Elben heiraten" antwortete sie und wartete auf seine Reaktion. „Woher willst du wissen, dass er schwul ist?" fragte ihr Vater nach und sah sie etwas verwundert an. „Naja, ich hab ihn heute Nachmittag mit einem anderen Elben im Wald gesehen." „Aber das macht ihn doch nicht gleich schwul" erwiderte Thorodon. „Nein, das nicht, aber die Art und Weise, wie sie miteinander geredet haben und miteinander umgegangen sind, hat schon viel verraten" meinte sie und setzte sich wieder auf die kleine Bank.

Orophin war in der Zwischenzeit aufgestanden und zu seinem Bruder reingegangen, der mittlerweile bei Legolas stand und sich mit ihm unterhielt. „Ihr seid aufgeflogen und du sag mir noch was ich zu tun und zu lassen habe" sagte Orophin an Haldir gewandt. „Wie meinst du das mit aufgeflogen?" fragte Haldir nach. „Sarah hat euch zwei im Wald gesehen und hat gerade ihrem Vater gesagt, dass er schwul sei" antwortete er und zeigte auf Legolas. „Ich bin nicht schwul" erwiderte dieser energisch. „Sie hat ihrem Vater davon erzählt. Hoffentlich erzählt er es nicht Thranduil" meinte Haldir entsetzt.

„Das wird aber trotzdem nichts daran ändern, dass du ihn heiraten wirst, egal ob schwul oder nicht" sagte Thorodon und setzte sich zu seiner Tochter auf die Bank. „Aber" begann sie und wurde sogleich von ihrem Vater unterbrochen. „Da gibt es kein wenn und aber. Versteh mich doch, ich werde langsam alt und dein Bruder wird den Thron übernehmen. Willst du die ganze Zeit daheim bleiben und dich zu Tode langweilen?" „Du meinst es wird mir bei ihm besser gehen und ich werde mich dort dann nicht langweilen?" fragte sie nach. „Ich hoffe es. Thranduil meinte schon, dass sein Sohn eine kluge Frau bräuchte und das bist du doch oder etwa nicht?" „Ich glaub schon" antwortete sie sehr leise. „Ich weiß dass du klug und hübsch und intelligent bist. Zeig es ruhig und jetzt lass uns reingehen, es gibt bald was zu Essen und du solltest auch deinen Schwiegervater kennen lernen" erwiderte Thorodon und führte seine Tochter in den Ballsaal.

„Das wäre eine Katastrophe, wenn mein Vater das erfahren würde" rief Legolas aus und blickte sich um, ob sie jemand belauschte. „Bis jetzt wissen es nur ich, Sarah und ihr Vater, aber das kann man sehr schnell ändern" meinte Orophin grinsend. Haldir packte ihn darauf an seinem Hemd und zog ihn ganz nah zu sich hin. „Du wirst dich unterstehen irgendjemanden davon zu erzählen, sonst werde ich das von dir und Sarah erzählen" fuhr er ihn an. „Er hat was mit meiner zukünftigen Frau. Was fällt dir eigentlich ein" mischte sich jetzt Legolas ein. „Jetzt macht mal beide halblang. Jeder von uns hat Dreck am Stecken und sollte dies nicht dem anderen vorhalten. Also, beruhigen wir uns jetzt alle und tun als wäre nie etwas über unsere Lippen gekommen" sagte Orophin ruhig und richtete sein Hemd, nachdem Haldir ihn losgelassen hatte.

Thranduil ging seinen Sohn holen, während Thorodon und Sarah schon am Tisch Platz nahmen. „Das wird schon alles klappen. Du hast ja noch 2 Wochen Zeit, um ihn besser kennen zu lernen" redete Thorodon weiter. Sarah nickte nur und er nahm ihre Hand. Erst jetzt bemerkte er, wie nervös sie war und schenkte ihr daher ein aufmunterndes Lächeln. Legolas und sein Vater nahmen auch am Tisch platz und Thranduil stellte beide einander vor. „Wir kennen uns ja schon, aber bis jetzt wussten wir noch nicht, dass wir heiraten werden" meinte Legolas und lächelte ihr zu. Sarah hingegen blieb stumm und blickte auf ihren Teller. `Oh man ist das alles peinlich. Wieso kann ich nicht einfach aufstehen und gehen` dachte sie sich. Dann wurde das Essen serviert und die zwei stolzen Väter unterhielten sich, während die zwei Verlobten sich weiterhin anschwiegen.

Später, nachdem der Nachtisch abgetragen war, stand Sarah auf, entschuldigte sich bei allen und ging hinaus. Ihr wurde alles langsam aber sicher zuviel und sie brauchte etwas Abstand, wollte alleine sein und über die ganzen Geschehnisse des heutigen Tages nachdenken. So bemerkte sie nicht, dass ihr Legolas folgte. „Wo willst du denn hin?" sprach er sie an. Erschrocken fuhr sie herum und sah ihn mit großen Augen an. „Ich wollte etwas alleine sein und nachdenken" antwortete sie und ging weiter. „Eine junge Dame sollte zu dieser Uhrzeit nicht alleine durch den Wald laufen" erwiderte er und schlenderte hinter ihr her. „Das ist mir egal, ich will jetzt meine Ruhe haben. Ich pack das alles nicht mehr, es war einfach zuviel was heute passiert ist" sagte sie und musste sich zusammenreißen nicht gleich zu weinen. Legolas bemerkte dies, stellte sich vor sie und nahm sie in den Arm. „Ist es wirklich so schlimm gewesen?" fragte er nach und tröstete sie, als sie endgültig in Tränen ausbrach.

Hilflos klammerte sie sich an ihm fest, vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd und weinte bittere Tränen. „Schhhh… ganz ruhig… es wird alles wieder gut… meinetwegen kannst du deinen Orophin so oft sehen, wie du willst" redete er ruhig weiter und strich ihr sanft übers Haar. „Aber das geht doch nicht" schluchzte sie. „Und ob das gehen wird. Es muss ja keiner erfahren" erwiderte er und hielt sie weiterhin fest in seinem Armen.

Etwas weiter abseits standen Orophin und Haldir und beobachteten das Schauspiel. „Na, toll. Wenn die sich jetzt auch noch verlieben, können wir es vergessen" murmelte Haldir und Orophin sah ihn nur etwas ungläubig an. „Das glaubst du doch nicht im ernst oder?" fragte er nach und sah weiter seinen Bruder an. „Das kannst du ruhig glauben. Sobald die verheiratet sind, wird sie mit ihm in den Düsterwald gehen und dann sieht sie dich nicht mehr. Wie heißt es so schön, aus den Augen aus dem Sinn" antwortete Haldir, drehte sich um und ging wieder hinein. „Das kann ich nicht glauben. Sie liebt mich doch" flüsterte Orophin und folgte kurz darauf seinem Bruder.

„Na, geht es wieder?" fragte Legolas, als sich Sarah langsam wieder beruhigte. Sie nickte nur kurz und wollte schon gehen, doch er hielt sie zurück. „Lass uns noch etwas heraußen bleiben oder willst du umbedingt wieder hinein?" sagte er und zog sie wieder zu sich hin. „Nein" antwortete sie und hielt sich an ihm fest. Arm in Arm spazierten sie durch den Goldenen Wald ohne etwas zu sagen. Nach einer halben Stunde kamen sie an eine kleine Marmorbank, auf der sie sich niederließen. „Willst du mir jetzt erzählen, was dich so bedrückt? Ist es wegen Orophin?" fragte er sie vorsichtig. „Nein, nicht nur" antwortete sie ihm und versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Was ist es dann?" hakte er nach und strich ihr dabei sanft über den Rücken. „Alles. Die geplante Hochzeit, Orophin, du... die ganzen letzten Tage. Es war einfach zuviel für mich" erzählte sie mit zitternder Stimme und schon liefen die ersten Tränen über ihr Gesicht. „Nicht weinen" meinte Legolas und wischte die erste Träne von ihrer Wange.

Langsam beugte er sich über sie und küsste die Tränen in ihrem Gesicht weg, bis sich ihre Lippen trafen und zu einem langen Kuss vereinten. Leicht eingeschüchtert und etwas verwirrt sah sie ihn nach dem Kuss an. Sarah wollte schon sagen, brachte aber keinen Ton über ihre Lippen und so beugte er sich abermals zu ihr hinunter und küsste sie ein zweites Mal. Langsam mutiger werden, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn weiter zu sich herunter. Immer leidenschaftlicher wurden seine Küsse und ehe sie sich versahen, lagen sie sich noch immer küssend auf dem weichen Waldboden. Seine Hände begannen zu wandern, über ihren Arm weiter nach unten zu ihren Hüften, an denen er sie noch näher zu sich hin zog. Weiter nach unten wanderten seine Lippen über ihren Hals zu ihrem Dekollté.