Sarah schloss die Augen und plötzlich tauchten Bilder vor ihren inneren Augen auf und sie erinnerte sich an ihre Hochzeitsnacht. Die ganzen Ereignisse von dieser einen Nacht waren wieder da, haben darauf gelauert, wieder in ihr Leben zu treten. Wie ein Schlag ins Gesicht waren die grausamen Bilder für sie und jetzt wusste sie, woher sie die ganzen Kratzer und blauen Flecke hatte. Panisch riss sie sich von ihm los, rutschte zum anderen Ende des Bettes und kauerte sich dort zusammen. Verwirrt über ihre Reaktion setzte er sich auf und sah sie fragend an.

„Was hast du denn? Hab ich was falsch gemacht?" fragte er vorsichtig nach und näherte sich ihr langsam. Die ersten Tränen liefen ihr übers Gesicht und ruckartig sprang sie auf, packte ihr Kleid und zog es an. Legolas hatte keine Change mehr was zu sagen, denn sie war schon aus dem Zimmer gestürmt.

Wie betäubt stand er auf und ging zur Tür, um ihr zu folgen. Er sah wie gerade Orophin und Haldir um die Ecke kamen. Sarah blieb kurz stehen, starrte Haldir an und lief weinend weiter. Als die Zwei Legolas erreicht hatten sahen sie ihn entgeistert an.

„Was hat sie denn?" fragte Orophin ihn.

„Ich weiß nicht, was plötzlich in sie gefahren ist" antwortete er etwas abwesend.

„Ich werde nach ihr sehen" meinte Orophin und beeilte sich ihr zu folgen. Haldir hingegen zuckte nur mit den Armen und drängte zum hinuntergehen, da ja die anderen schon warteten und wenigstens er sich blicken lassen sollte.

Sarah lief und lief, immer weiter, nur weg von hier. Aber so leicht war es nicht, diese schrecklichen Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen. Jetzt waren sie da und peinigten sie, so wie er sie damals gepeinigt habe, ausgenutzt und missbraucht. Sie strauchelte und fiel der Länge nach hin. Kraftlos und unfähig noch irgendetwas zu machen, blieb sie einfach liegen und weinte bittere Tränen. Als sie eine Hand auf ihrem Rücken spürte zuckte sie zusammen und sprang panisch auf.

„Ganz ruhig. Ich bin es. Orophin" redete er auf sie ein und nahm sie in den Arm. Hilflos klammerte sie sich an ihm fest und zog ihn auf den Boden hinunter, wo sie längere Zeit saßen. Nach fast einer halben Stunde hatte sie sich endlich wieder soweit gefangen, dass sie auf Orophins Fragen antworten konnte.

„Was war den vorhin los? Hat er dir wehgetan?" fragte er vorsichtig und strich ihr dabei sanft über den Rücken.

„Ich.. Er.." stotterte sie und fing wieder zu weinen an.

„Schhhhh... ganz ruhig… beruhig dich wieder und dann reden wir darüber" sagte er ruhig zu ihr und wiegte sie ich seinen Armen. Sich langsam beruhigend erzählte sie ihm alles, was sie noch wusste und in dieser einen Nacht vorgefallen war.

„Ich bring ihn um. Wie kann er nur" rief Orophin empört aus und wollte schon ins Haus stürmen, aber sie hielt ihn zurück.

„Nein, bleib hier… nicht jetzt vor allen anderen" sagte sie und zog ihn zu sich herunter.

„O.K. Wie du willst. Weiß es Legolas schon?" fragte er und hielt sie wieder fest in seinen Armen.

„Nein, als mir alles eingefallen ist, bin ich weggelaufen. Er kann es noch nicht wissen" antwortete sie und wischte sich eine Träne weg. „Gut. Dann werden wir jetzt reingehen, so tun als wäre nichts geschehen und später mit ihm reden."

„Ich kann nicht da rein gehen. Ich will ihn nicht sehen. Das schaff ich nicht" schrie sie schon fast und klammerte sich panisch an ihm fest.

„Ja, ist in Ordnung. Du brauchst nicht reingehen. Ich bring dich in dein Zimmer, hol dir was zu essen und werde dich bei den anderen entschuldigen. Später werden wir dann über alles reden. O.K.?" Anstatt zu antworten nickte sie kurz und so brachte er sie hinein in ihr Zimmer.

Währenddessen im großen Speisesaal

Alle waren anwesend, nur Orophin und Sarah fehlten. Haldir saß neben Legolas und aß gemütlich seine Vorspeise, als wäre nichts geschehen. Legolas hingegen wusste nicht so recht was los war und rutschte etwas nervös auf seinem Stuhl hin und her.

„Weißt du was mit ihr los ist?" fragte er nach einer kurzen Zeit Haldir.

„Tut mir leid, ich weiß nicht was in sie gefahren ist, dass sie so hysterisch durchs Haus laufen musste" antwortete er ruhig und widmete sich wieder seinem Essen. Später erschien Orophin im Saal und ging zu Legolas hinüber.

„Sie ist oben in ihrem Zimmer und kann momentan nicht runterkommen" flüsterte er ihm ins Ohr.

„Was hat sie denn?" fragte er etwas lauter nach.

„Das werd ich dir nach dem Essen sagen und jetzt entschuldige mich bitte" antwortete Orophin und verließ den Raum, um in die Küche zu gehen und Sarah was zu Essen zu bringen. Alle am Tisch sahen verwundert zu Legolas hinüber, der kurz aufstand und Sarah für heute Abend entschuldigte. Ihr würde es nicht so gut gehen und daher könnte sie leider nicht an dem wunderbaren Mahl teilnehmen. Haldir hingegen wusste was los war und grinste in sich hinein.

Nach dem Essen ging Legolas sofort zu ihrem Zimmer und klopfte an der Tür. Nach einer kurzen Antwort trat er ein und sah Orophin mit Sarah auf dem Bett sitzen.

„Hallo. Geht es dir wieder besser?" fragte er sie und setzte sich neben sie. Orophin stand auf und ging nach draußen, um die beiden nicht zu stören und seinen werten Bruder zu suchen. Er fand es zwar schade, dass sie nicht mehr zusammen waren, aber mittlerweile hatte er sich damit abgefunden und war froh weiterhin mit ihr befreundet sein zu können.

„Willst du mir sagen, was vorhin war? Hab ich was falsch gemacht? Bitte sag es mir" flehte er sie schon fast an und nahm sie in den Arm.

„Ich kann es nicht. Noch nicht. Es tut mir leid" flüsterte sie und fing zu weinen an. Tröstend fuhr er ihr über den Rücken und so saßen sie noch lange Zeit da, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

Orophin war in der Zwischenzeit fündig geworden und stellte seinen Bruder zur Rede.

„Du kannst mir doch bestimmt sagen, warum Sarah so aufgelöst war und dich vorhin auf dem Flur so entsetzt angesehen hatte" sprach er ihn an und stellte sich demonstrativ vor ihn.

„Woher soll ich wissen, was diese kleine" er unterbrach sich und Orophin hakte sogleich nach.

„Was? Diese kleine? Was wolltest du sagen. Du bist doch wirklich das aller letzte. Nur weil du bei ihm keine Chancen mehr hast, musst du ihr Leben zerstören" schrie er ihn an und verpasste ihn einen Schlag ins Gesicht. Haldir reagierte nicht sonderlich darauf, sondern strich nur kurz über seine Wange.

„Sie hat es verdient. Sie ist schuld, dass er mich nicht mehr will. Sie hat ihre gerechte Strafe bekommen" sagte er mit bebender Stimme.

„Du bist ein Schwein" schrie er so laut er konnte und stürzte sich auf ihn. Sie rauften wie die Wilden und machten solch einen Krach, das andere Elben hinaus kamen, um zu sehen was los sei.

Auch Legolas hörte das Geschrei und stand auf, um nachzusehen, was los sei.

„Ich komm gleich wieder" sagte er zu ihr, hauche ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. Als er aus dem Haus hinaustrat sah er, wie mehrere Elben versuchten, die zwei Streithähne zu trennen. Schnellen Schrittes eilte er zu den anderen und fragte was hier los sei.

„Frag ihn, was los ist. Warum Sarah so fertig ist" sagte Orophin an Legolas gewand und zu Haldir meinte er etwas abfällig

„Und du brauchst dich bei mir nicht mehr blicken lassen. Du bist nicht mehr mein Bruder. Du bist für mich gestorben." Dann drehte er sich um und ging ins Haus zurück, um sich auf sein Zimmer zurück zu ziehen.

Die anderen Elben gingen auch wieder ins Haus zurück, nur Legolas und Haldir standen noch draußen im Wald und sahen sich gespannt an.

„Was meinte Orophin? Und was weißt du über Sarah?" fragte er ihn. Haldir zuckte nur mit den Schultern, drehte sich um und wollte hinein gehen.

„Jetzt sag mir endlich was hier los ist" schrie er ihn an, hielt ihn am Arm fest und riss ihn herum.

„Frag doch deine kleine Frau. Die sollte mittlerweile wieder alles wissen, was in Euerer Hochzeitsnacht passiert ist" erwiderte er grinsend und ging. Verwirrt stand Legolas noch ein paar Minuten im Wald und wusste nicht so recht, was hier gerade los war. Langsam ließ er sich auf dem weichen Waldboden nieder und dachte über die ganzen Geschehnisse von heute und damals noch mal nach.

`Was hat das mit der Hochzeitsnacht zu tun? Da war doch nichts. Wir hatten zuviel getrunken und Haldir hat sie nach oben gebracht und danach mich in mein Zimmer gebracht. Es hat nur etwas gedauert, bis er wieder von Sarah zurückkam. Und woher hatte sie die blauen Flecken und Kratzer gehabt? Und warum verachtet Orophin seinen Bruder auf einmal so sehr, dass sie sich so streiten und gleich zum raufen anfangen? Das war erst nachdem er mit Sarah geredet hatte. Was ha sie ihm erzählt, dass er solch einen Prass auf ihn hat? Und warum ist sie so erschrocken, als ich… Sie hatte Angst gehabt, aber vor was oder eher vor wem? Wie sie danach Haldir auf dem Flur angesehen hatte, als hätte er ihr was getan. Irgendwas stimmt hier nicht. Hochzeitsnacht. Haldir.`

Auf einmal fuhr er auf und rannte so schnell er konnte ins Haus, die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Vor der Tür blieb er stehen, schnappte kurz nach Luft und trat dann ein. Sarah saß still auf dem Bett und starrte an die gegenüberliegende Wand. Langsam ging er zu ihr hin, setzte sich neben sie und strich ihr sanft übers Haar.

„Ich glaub zu wissen, was damals vorgefallen war. Willst du es mir jetzt sagen?" redete er ihr ruhig zu und strich über ihren Rücken. Etwas zögernd begann sie zu erzählen, an was sie sich noch erinnern konnte und als sie fertig war, fing sie wieder zu weinen an. Sofort nahm er sie in den Arm und tröstete sie.

„Es tut mir so leid. Wenn ich damals nicht so betrunken gewesen wäre, wäre das alles nie passiert. Ich hätte gleich mit dir zusammen hinaufgehen sollen und dich nicht von ihm hochbringen lassen" sagte er und tupfte einen Kuss auf ihr Haar.

„Wie kann ich das jemals wieder gut machen?" redete er nach einer kurzen Pause weiter.

„Lass uns hier einfach so schnell wie möglich verschwinden" wisperte sie und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd.

„Wir werden morgen hier abreisen, aber vorher muss ich noch was erledigen" meinte er und wollte schon aufstehen, als sie ihn zurück hielt.

„Was hast du vor?" fragte sie etwas entsetzt.

„Keine Angst, ich werde mich nicht mit ihm prügeln. Das hat Orophin schon gemacht. Ich werde zu Celeborn gehen und ihm alles erzählen. Vielleicht kann er uns weiterhelfen" antwortete er und gab ihr einen Kuss. Sarah nickte und ließ ihn gehen, doch bevor er die Tür hinter sich geschlossen hatte rief sie ihm nach, dass er doch bitte Orophin zu ihr schicken solle, da sie nicht alleine sein wollte.

„Ich werde ihn suchen" meinte er darauf und war verschwunden. Kurze zeit später kam Orophin zu ihr, um ihr Gesellschaft zu leisten.

Legolas berichtete in der Zwischenzeit Celeborn und Galadriel von der besagten Nacht. Sie schicken sofort nach Haldir, um diesen Vorfall endgültig zu klären. Dieser bestätigte die Aussage und so wurde er vorübergehen in Gewahrsam genommen, bis man entschieden hätte, was mit ihm passieren sollte.

Doch etwas erleichtert ging er wieder zu Sarah zurück, wünschte Orophin eine Gute Nacht und bedankte sich auch gleich bei ihm für seine Hilfe. Diese Nacht ließ er sie nicht alleine und am nächsten Tag reisten beide schon sehr früh ab. Nie wieder verlor einer ein Wort darüber und bald war dieser schreckliche Vorfall auch vergessen. Ab und zu besuchte Orophin Sarah und Legolas und berichtete was es neues in Lorien gab. Was aus Haldir wurde, wusste niemand so recht, aber er würde schon seine gerechte Strafe bekommen haben.

Ende

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Noch mal vielen Dank an alle, die die FF gelesen und auch gereviewt haben. Ich hoffe sie hat Euch trotz der vielen Verwirrungen gefallen. Dies wird vorerst die letzte FF von mir sein, aber ihr werdet mich wahrscheinlich eh nicht vermissen. LG. Die Autorin