Kapitel 1

Metro Airport

3:48 p.m.

"Wow, gerade mal drei Minuten verspätet gelandet", meinte Felix und sah zu dem Flugzeug zurück, mit dem sie, also Anke, Stefanie und er, soeben in Metro gelandet waren. Die drei kannten sich bisher nur aus dem Internet. Meistens hatten sie sich in Foren und Chat's getroffen. Nun hatten sie sich also zum ersten mal richtig kennengelernt.

Felix' Feststellung blieb unbeantwortet. *Typisch*, dachte er sich, *erst denken, dann sprechen. Es hat mal wieder niemanden interessiert.*

"Hmm...wirklich ein Weltwunder", bemerkte Stefanie trocken. Felix hatte sich kaum von der Überraschung erholt, dass er doch eine, wenn auch nur völlig beiläufige, Antwort bekommen hatte, da wechselte sie auch schon das Thema. "Hat einer von euch eine Ahnung, wo wir eigentlich lang müssen?" Sie sah sich aufmerksam nach Hinweisschildern um. "Ich glaube bei Baggage oder so müssten wir doch richtig sein. Warum sind diese Flughäfen nur so verdammt unübersichtlich?"

Fröhlich, mit ihren beiden Freunden in Metro zu sein, sah sich Anke ebenfalls auf dem großen Flughafen um. "Ich würde vorschlagen, dass wir erst einmal unser Gepäck abholen.", schlug sie vor, noch ein wenig benommen von dem langen Flug. Sie deutete zur Gepäckausgabe vor der sich viele Menschen versammelt hatten.

"Also rein ins Vergnügen", rief Stefanie und schnappte sich einen der herumstehenden Gepäckwagen. "Bin ja mal gespannt, ob unsere Koffer den Flug genauso heil überstanden haben wie wir."

"Ja. Vor allem die Technik", fügte Felix hinzu, und bezog sich in erster Linie auf einen Pocket PC, ein Computer im Taschenformat. Natürlich auch das Handy, die zwei Ladegeräte, die...

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen: "Was ist, soll dein Koffer hier noch ewig kreisen?", fragte ihn Stefanie, die Hände grinsend in die Hüften gestemmt.

"Hatte ich mir eigentlich so vorgenommen", sagte Felix nur, wartete auf seinen Koffer und nahm ihn.

Die drei verließen das Flughafengelände.

Ein paar Stunden später schlenderten sie gut gelaunt und munter erzählend durch Metro. Stefanie sah sich neugierig um. Die deutschen Städte, die sie bisher gekannt hatte waren nichts im Vergleich zu den amerikanischen. Zwar war sie schon ein mal in New York, Washington und ein paar anderen Städten gewesen, aber die Gewaltigkeit überraschte sie immer wieder. Schließlich riss sie sich vom Anblick der Häuser und Straßen los.

"Für heut Abend schon was geplant?", fragte sie die anderen.

"Tja, irgendwas müssen wir ja machen", antwortete Felix, nur beiläufig - er sah sich ebenfalls in der gewaltigen Metropole um. Sein Blick blieb an einem Wagen hängen: blau lackiert, sah _sehr_ gut aus, wenn er denn nicht derartig ramponiert gewesen wäre. "Hey, schaut euch mal den Wagen an", sagte Felix und deutete auf das am Straßenrand abgestellte Auto.

Stefanie wand den Kopf in die angegebene Richtung. "Hat was...aber ich mag lieber Jeeps", erklärte sie dann. "Was soll man den mit so einem Auto? Das wär mir irgendwie zu...sagen wir mal overdressed. Außerdem scheint das hier ja ziemlich im Eimer zu sein..."

"Ja", bestätigte Felix, "sehr ramponiert. Muss mit 100 Stunden gegen eine Mauer gerast sein" - er grinste. "Aber gegen so einen Sportwagen hätte ich nichts!"

"Klar. Das ist ja typisch für euch Jungs." Stefanie lachte. "Sehn wir uns das Ding doch mal näher an. Vielleicht braucht der Fahrer Hilfe."

Neugierig trat sie näher an den Wagen heran und blickte durch die Scheibe. "Niemand drin", berichtete sie dann. "Aber Moment noch..." Etwas an der Tür hatte ihre Aufmerksamkeit erregt und sie legte vorsichtig die Hand auf das kalte Metall. "Seltsam...Sie ist offen", stellte sie fest und sah die anderen erstaunt an.

"Na ja", antwortete Felix, "vielleicht Fahrerflucht oder so was. Ob wir uns mal reinsetzen? Probesitzen?" Er sah die anderen fragend an: hoffentlich war das erlaubt.

Stefanie starrte ihn nur kopfschüttelnd an. "Ich weiß echt nicht, ob das so eine gute Idee ist..." Aber als sie Felix enttäuschten Blick sah, seufzte sie. "Mach doch was du willst." Damit drehte sie sich um und musterte aufmerksam die Straße.

Es schien eine nicht allzu belaufene Straße zu sein, nur ein paar Leute liefen herum, kaum ein Auto fuhr. Es war für alle ein großes Rätsel, warum dieser Wagen dort so herumstand, ohne Fahrer und so demoliert...

"Was zum Kuckuck..." kam plötzlich hinter Stefanies Rücken hervor. Einige seltsame Geräusche ließen sie schließlich herum fahren.

"Was hast du den jetzt schon wieder angestellt, Felix? Ich dacht du..." Der Satz blieb ihr im Hals stecken. Nun, Felix saß im Wagen, wie zu vor. Das einzige Problem war: Es war nicht der Wagen in den er eingestiegen war. So schien es zumindest. Aber wo war dann die blaue Viper?

Felix stieg verwirrt aus einem silbernen Wagen, der noch besser aussah als die alte Viper.

"Hups", meinte er, "ich muss da wohl an einen Schalter mit dem Knie gekommen sein..."

"Was ist denn jetzt los?" Anke, die sich die Geschehnisse erst einmal ohne etwas zu sagen angesehen hatte, meldete sich jetzt auch zu Wort. Verwunderung machte sich auf den Gesichtern der drei Freunde breit. Doch eines wollten sie alle wissen: Was war da gerade passiert?

Wie gelähmt standen Stefanie, Felix und Anke einfach nur da und betrachteten den nun silbernen Wagen, der jetzt anstelle des blauen Autos am Straßenrand parkte. Schließlich lösten die drei sie sich aus ihrer Starre und gingen auf den Wagen zu, der ihre Blicke gefangen hielt und sie wie magisch anzog. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Vier bis fünf Mal gingen sie um das Auto herum und inspizierten es. Irgendwo musste es doch eine Erklärung geben.

Am merkwürdigsten jedoch war die Tatsache, dass das blaue Auto ziemlich zertrümmert gewesen war und der silberne Wagen der nun vor ihnen stand aussah, als wäre er brandneu. Das war die erste von vielen Fragen, die den dreien unweigerlich in den Sinn kamen. Doch eine Antwort auf diese scheinbar unlösbare Frage konnten sie auch noch genauer Betrachtung nicht finden. Und sie waren sich sicher, dass sie dieses Rätsel auch so schnell nicht lösen würden. Dennoch war ihre Abenteuerlust geweckt. Ihr Urlaub schien noch wesentlich interessanter zu werden, als sie geglaubt hatten.

im nächsten Kapitel: ...