Kapitel 4

Autowerkstatt

9:00 a.m.

Inzwischen war ein neuer Tag in Metro-City angebrochen und die Sonnenstrahle tauchten Metro in ein fast goldenes Licht, als Stefanie, Felix und Anke die Autowerkstatt betraten. Sie hatten den ganzen gestrigen Abend damit verbracht einen anständigen Abschleppservice zu finden, da sie selbst keinen Führerschein hatten und so nicht fahren durften. Stefanie war sich nicht sicher, ob ihr deutscher Führerschein auch in den USA Gültigkeit hatte und bereute es zu tiefst sich vor ihrem Urlaub nicht informiert zu haben. Aber so war es ihr einfach zu riskannt, wie sie nach einigen Überlegungen beschlossen hatte. Also doch ein Abschleppdienst. Glücklicherweise gehörte zu diesem auch gleich eine Autowerkstatt, so dass ihnen wenigstens erspart blieb auch noch zusätzlich nach einer zu suchen, denn das hätte gedauert und dazu waren die drei viel zu aufgekratzt.

Seit einiger Zeit schraubte der Mechaniker nun an dem Wagen herum. Doch er schien selber ratlos zu sein, da er nicht sagen konnte, was an diesem Wagen eigentlich kaputt war. Und was das überhaupt für ein seltsames Auto war. In den Gesprächen, die er mit den drei Freunden führte stellte er auch ab und zu kleine Fragen - woher man denn solch ein Auto bekäme, und, ob sie denn schon Autofahren können. Die drei jedoch gaben darauf nur kurze, ausweichende Antworten, denn, da das Auto nicht ihnen gehörte und sie es auch nicht fahren konnten, wussten sie nicht was passieren würde, wenn sie ehrlich sein würden. Der Mechaniker, dessen Name im übrigen Steve lautete, fragte nicht weiter als er merkte, dass es keinen Sinn hatte. Er kümmerte sich wieder voll und ganz um den Wagen. Nun standen die drei Freunde verloren in der Werkstatt herum und wussten nicht was sie tun sollten: der Wagen würde noch bis übermorgen dauern, und alle drei wussten, dass es ein schwieriges Unterfangen sein würde, den Besitzer ausfindig zu machen.

"Ob wir ihn doch mal fragen", fragte Anke.

"Was denn?"

"Na ja, wie man - im Falle eines Falles - ein Nummernschild ausfindig machen könnte. So... als Frage nebenbei?"

Felix sah nachdenklich von Anke zum Mechaniker, wieder zurück und meinte dann: "Gute Idee. Du fragst." Er grinste.

Auf diesen Kommentar fiel Anke gleich gar kein Gegenkommentar ein. Ihre Augen, die sich kurz geweitet hatten, nahmen jetzt einen Blick an, der aussagen sollte 'Ha ha, sehr witzig'. Sie entschied sich dafür diesen Kommentar unausgesprochen zu lassen und kam wieder zur Realität zurück.

"Wie bitte? An was denkst du da?" Nun war sie diejenige die grinste.

Anke merkte jedoch, dass Felix nicht gleich was dazu einfiel, also ging sie langsam auf den Mechaniker zu um mit ihm zu reden. Auf dem Weg zu ihm überlegte sie schon krampfhaft wie sie ihn fragen sollte - vor allem, weil sie schüchtern war. Ihr Herz klopfte immer schneller, als sie nun neben ihm stand, es war ihr immer noch nicht klar, was sie fragen sollte...

"Hi Steve.", brachte sie schließlich hervor. Als er sie dann mit seinen blauen Augen lächelnd ansah, ging das Reden, merkwürdigerweise, wie von selbst. "Du hast ja viel mit Autos zu tun. Da weißt du doch sicher wie man durch das Nummernschild einen Autobesitzer finden kann, oder?"

Irgendwie verschwand dann plötzlich das Lächeln des Mechanikers für eine kurze Zeit, kehrte aber sofort wieder in sein Gesicht zurück, er wirkte jedoch immer noch etwas irritiert.

"Ja... Natürlich, aber... Wozu bitte musst du den Besitzer eines Autos identifizieren?"

Anke wurde nun noch nervöser. Was sollte sie ihm jetzt sagen? Doch da kam ihr eine Idee. Sie hoffte, dass es klappen würde.

"Tja, weißt du,", begann Anke lächelnd, "...sagen wir es ist einfach pure Neugier. Ich interessiere mich für Autos und würde halt gern wissen, wie das hier zu Lande gemacht wird." Sie versuchte so charmant wie nur möglich zu lächeln, in der Hoffnung, Steve würde es ihr verraten.

Plötzlich drängelte sich Stefanie neben sie. Sie blinzelte Anke kaum merklich verschwörerisch zu und schenkte Steve nun ihrerseits ein freundliches Lächeln.

"Wir sind nicht von hier...In Amerika ist einfach alles so anders. Und na ja, mein Bruder zu Hause in Deutschland interessiert sich für einfach alles, was mit Autos zu tun hat. Ich fände es einfach cool, wenn ich ihm nach dem ich zurück bin ein paar Sachen auf die Nase binden könnte, die er nicht weiß. Er macht sich immer einen Spaß daraus mich zu übertrumpfen."

Steve legte den Kopf schief und sah sie misstrauisch an.

"Du willst das wissen, um deinen Bruder zu übertrumpfen? Warum hat sie dann gefragt?" Er deutete auf Anke.

Stefanies Gedanken begannen zu Kreisen. Sie hatte Anke wirklich gerne zu Hilfe kommen wollen, doch langsam gingen auch ihr die Ausreden aus.

"Ähm...Ich habe mich ehrlich gesagt nicht getraut zu fragen..." Sie gab sich Mühe verlegen zu wirken und senkte die Augen.

Sie spürte trotzdem nur all zu deutlich, dass Anke neben ihr mühsam ein Lachen unterdrückte. Hinter ihr hustete Felix. Steve schien nichts zu bemerken und Stefanie stellte erleichtert fest, dass er ihr endlich zu glauben schien.

Man sollte sich einmal in die Lage von Steve hineinversetzen. Er, ein Automechaniker, stand nun vor zwei jungen, netten, hübschen Damen, die ihn lächelnd fragten, ob er ihnen nicht etwas erklären könne. Langsam geriet Steve selbst in Verlegenheit, er war nun nicht gerade bekannt dafür, sicher im Umgang mit Personen femininem Geschlechts zu sein; kurzum: er war vom Charme der zwei überwältigt.

"Ok", sagte er lächelnd, "kommt mit."

Stefanie stellte fest, das Felix stehen blieb, anstelle mitzukommen. Sie sah ihn fragend an. *Was hat er denn jetzt schon wieder? Eben war er noch so scharf auf die Infos...und jetzt?* Sie machte ihm unauffällig eine Handbewegung ihnen zu folgen, doch Felix schüttelte nur den Kopf. Stefanie ahnte nichts Gutes. Irgendetwas hatte er vor. Das gab er ihr so deutlich zu verstehen. Sie hoffte nur, dass er keine Dummheiten anstellen würde und schloss schnell zu Anke und dem Mechaniker auf.

Die drei - Anke, Stefanie und Steve - gingen in einen spärlich möblierten Büroraum ihm hinteren Teil der Werkstatt. Steve schritt auf einen Computer zu und begann gleichzeitig eifrig zu erklären.

"Wenn wir zum Beispiel ein Auto abschleppen sollen, das irgendwo herrenlos herumsteht, können wir über diesen Computer den Besitzer ausfindig machen, indem wir das Nummernschild überprüfen."

Er gab ein paar Zahlen und Ziffern ein. "Das ist zum Beispiel die Nummer von meinem Wagen." Er betätigte eine Taste. Nach vielen Sekunden erschienen einige Informationen über den Inhaber des Autos, wo er wohnte, wo der Wagen registriert war und außerdem eine genaue Beschreibung des Wagens.

Eigentlich unterbewusst las Anke die Informationen. Steve fuhr einen alten Pickup, einen gelben... Sie blinzelte, als die Daten plötzlich wieder verschwanden. Es war irgendwie offensichtlich: Steve wollte wohl nicht, dass die beiden zu viel über ihn erfuhren.

"Der Computer ist direkt mit einem Polizeicomputer verbunden. Von dort kriegen wir die Daten."

"Und das ist alles Legal?", wollte Anke wissen.

"Vollkommen, solange wir nichts illegales mit den Informationen anstellen."

Felix beobachtete die Szene aus der Ferne durch einige Fenster, die sich in der Wand zwischen Büro und Werkstatt befanden. Damit die zwei die Informationen über die Viper abrufen konnten, musste Steve verschwinden. Sonst bekam er womöglich mit, dass die Viper jemand anderem gehörte. Eine Ablenkung war gefragt.

Als Felix daran dachte, schüttelte er leicht den Kopf. *Wieso immer ich???* Seine Gedanken rasten, schließlich viel ihm etwas ein. Felix holte tief Luft, und...

...rannte. Währenddessen schrie er so laut, dass Steve ihn hören MUSSTE: "Hey, Sie! Bleiben Sie stehen! Hey! Stehen bleiben!"

Auch Stefanie entging sein Geschrei nicht. Sie sah hinaus und musste sich das Lachen verkneifen, als sie sah, wie Felix in Kreisen durch die Werkstatt rannte und in regelmäßigen Abständen zum Büro sah, um nachzusehen, ob Steve kam. Doch Steve kam nicht. Er erzählte von seinem gelben Pickup, schweifte über zu seinem Chef und kam von Hundertsten ins Tausendste. Er schien Felix' Aktionen nicht einmal bemerkt zu haben.

Sie brauchten einen neuen Plan. Leider hörte Anke wie gebannt den Ausführungen Steves zu. Heimlich stupste Stefanie sie an und deutete auf die Werkstatt.

Anke grinste leicht, fasste sich jedoch schnell wieder. "Hey, Steve! Schau mal, dort drüben! Irgendetwas scheint da nicht zu stimmen!"

Sofort unterbrach er sich, drehte sich um und sah, wie Felix jetzt schnurstracks aus der Werkstatt herauslief. Er öffnete die Tür und rannte hinterher.

Schnell setzten sich Anke und Stefanie an den Computer und tippten das Kennzeichen der Viper ein.

Zuerst passierte gar nichts. Ungeduldig trommelte Stefanie mit den Fingern gegen den Rahmen des Monitors.

"Mach schon, du Mistding", zischte sie leise.

Anke sah sie amüsiert an. "Glaubst du, dass beeindruckt den Computer?"

Stefanie reagierte nicht und starrte nur weiter den Bildschirm an, auf dem immer noch das "Bitte haben Sie einen Moment Geduld. Ihre Daten werden bearbeitet" zu lesen war.

"Komm schon. Ein bisschen schneller! Ist das denn zu viel verlangt?" Stefanie sah sich nervös um. Der Monitor wurde schwarz.

"Hast du irgendeine falsche Taste gedrückt?", fragte Anke unsicher.

"Nein, ich hab gar nichts gemacht. Ich hatte schon immer einen schlechte Einfluss auf Computer", versuchte Stefanie zu scherzen, aber auch sie wurde immer unruhiger.

Beide atmeten auf, als der Bildschirm wieder seine Farbe änderte und eine ewig lang scheinende Zahlenkolonne ausspuckte.

Anke und Stefanie sahen sich verwirrt an. "Was ist den jetzt schon wieder los? Bei Steve eben hat es doch noch funktioniert." Stefanie wollte etwas erwidern, doch die Zahlenkolonne wurde durch eine Fehlermeldung unterbrochen.

"Die von Ihnen angeforderten Daten können nicht geladen werden. Sie versuchen unbefugt Zugriff auf von der Regierung gesicherte Daten zu erlangen. Ihre Anfrage wird automatisch abgebrochen.", las Stefanie vor. "Shit!"

"Dieses Programm hilft uns auch nicht weiter. Lass uns von hier verschwinden", schlug Anke vor. Stefanie nickte. Gemeinsam traten sie aus dem Büroraum in die Werkstatt. Von der Ferne kam Felix angerannt.

"Wo ist den Steve?"

Felix legte einen kleinen Diagnosecomputer auf einen Tisch. "Der ist jetzt ungefähr sieben Straßen weiter auf der Jagd nach dem Ding hier..."

seid gespannt auf das nächste Kapitel =)