Hi,
da bin ich wieder. Yohji ist immer noch OOC - finde ich zumindest. Könnt ihr mir bitte sagen, ob das sonderlich störend auffällt. Und bitte auch alles mitteilen, was euch so aufgefallen ist. Positives und auch Negatives.

Memories of my Love - Teil 2

Yohjis Tagebuch

04. August 1605
Ich bringe ihn um. Ich bringe ihn um. Ich bringe ihn um. Er ist so was von tot. Noch toter geht gar nicht, dann hätte er nämlich nie gelebt.
Was glaubt dieses Arschloch eigentlich, wer er ist? Er ist der verdammte Sohn des Verwalters, also sollte er mich respektieren. Oder? Aber nein, dieser Bastard macht, was ihm einfällt. Und natürlich alles, was Ken von ihm möchte. Aber mich? Ich schwöre, der genießt es förmlich mich leiden zu sehen.

So lieber unbekannter Leser (und Herr Richter). Wenn Aya morgen nicht mehr aufwacht, dann liegt das daran, dass er mir heute Nacht noch mal über den Weg gelaufen ist und mich angesehen hat.
Falls er das Tageslicht doch noch erblickt, hat er Glück gehabt und meine Wut ist vorübergehend verflogen. Aber vermutlich auch nur bis zum morgigen Abend. Der Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn.

Wir sind also heute in aller Herrgottsfrühe aufgebrochen, weil der Herr Verwaltersohn ja so schnell wie möglich wieder in Kyoto sein möchte. Unsere Pferde haben wir an jedem Gasthof gewechselt, damit wir so schnell wir möglich voran kommen konnten.

Bis zum späten Nachmittag ging das soweit auch ganz gut. Wenn man sehr schnell und viel reitet, muss man sich ja nicht unterhalten. Wir hatten also keine Probleme.
Doch die Ruhe war trügerisch, ich hätte ja ahnen müssen, dass es nicht lange so bleiben würde. Und was ist passiert? Ayas Pferd ist gestrauchelt und konnte nur noch langsam weitertraben. Es waren nur noch wenige Meilen bis zur nächsten Station, also haben wir sein Pferd entladen, das Gepäck bei mir aufgeladen und Aya sollte hinter Ken sitzen.

Was mir natürlich die Gelegenheit gab, mal die Beziehung der beiden unter die Lupe zu nehmen. Noch bevor Aya aufsitzen konnte, warf ich einen freundlich gemeinten Hinweis in die Runde. "Ne, KenKen, an deiner Stelle würde ich vorsichtig sein. Wenn Aya so dicht hinter dir sitzt, dann kommt er noch in Versuchung."
Ich fand den Satz richtig witzig. Ken errötete recht stark, es war ihm also nicht egal, wenn ich so was über seine Beziehung zu Aya sagte. Und Aya? Der antwortete mit einem freundlich gezischten "Shi-ne". Nichts Neues also.

Wir sind dann nur noch bis zum nächsten Gasthof geritten und haben dort das Pferd umsorgt. Ken hat für uns die Zimmer bestellt, Essen organisiert und Ähnliches, während Aya und ich im Pferdestall waren.
Offenbar hatte mir mein Lieblingsbastard den Satz von vorhin noch nicht vergeben. Jedenfalls lag ich schneller, als ich denken konnte, im Misthaufen. Ich konnte gerade noch verhindern, dass mein Kopf vollends mit dem Haufen in Kontakt kam, aber Aya konnte ich nicht mehr aufhalten. Der hatte sich verdrückt.

Die vergangen drei Stunden habe ich im Bad verbracht, mir zig Mal die Haare und den Körper gewaschen und mit allerlei Substanzen den Geruch vertrieben. Das ist auch der einzige Grund, warum ich Aya nicht sofort in jeder Ecke gesucht habe. Mit jeder Minute, die verging, wäre dieser eklige Geruch tiefer eingezogen und letztendlich wäre er vielleicht nicht mehr rausgegangen. Jedenfalls dufte ich jetzt frisch wie der junge Morgen. Meinte zumindest die Herrin dieses Gasthofes.
Aya und Ken habe ich noch nicht wiedergesehen. Aber da ein Wiedersehen mit diesem rothaarigen Bastard wohl in einem Mord enden würde, bleibe ich lieber hier in meinem Zimmer und warte auf den nächsten Tag. Ich muss den Namen meiner Familie ja nicht noch weiter in den Dreck ziehen, wenn ich jetzt jemanden töte.
Gute Nacht.

05. August 1605
Wir sind wieder in einem Rasthof. Es ist wieder Abend. Doch diesmal bin ich nicht allein in meinem Zimmer. Unsere Reisegesellschaft besteht auch nicht mehr aus drei Personen, sondern aus vier. Aber ich sollte wohl von vorne anfangen.

Der Tag begann, wie der gestrige auch, mitten in der Nacht. Ich empfand es zumindest so. Es war wohl kurz nach Tagesanbruch, als wir schon auf den Pferden saßen und gen Heimat trabten.
Heute ist keiner gestrauchelt und es hat ebenfalls niemand versucht, mich in einen Misthaufen zu stoßen. Aya redet weiterhin nicht mit mir. Stört mich nicht sonderlich.

Unser Herr Verwaltersohn war nur heute der Meinung, er müsste die Stunden, die wir gestern verloren haben, aufholen. Wir sind also bis kurz nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs gewesen. Weil wir das Rasthaus, das wir gegen kurz nach sechs passiert haben, natürlich nicht nehmen konnten. Wäre ja auch viel zu früh gewesen, um diesen Tag zu beenden. Wir ritten also weiter.

Es wurde langsam dunkler, weit und breit keine Übernachtungsmöglichkeit in Sicht. Ich wurde mit jeder Minute wütender auf Aya. Und dann haben wir sie gefunden.
Ein paar Meter neben dem Straßenrand lag ein junges Mädchen in sehr knapper Kleidung. Ich bin abgestiegen, habe versucht sie anzusprechen, doch sie hat nicht reagiert. Nicht auf meine Worte und auch nicht auf mein Stupsen. Gar nichts, sie wirkte fast wie tot. Doch die Haut war noch warm. Kurzentschlossen habe ich sie hochgehoben und auf mein Pferd gesetzt. Es war doch besser, sie war bei uns, als irgendwo allein am Straßenrand, da konnte ihr doch sonst was passieren.

Sie liegt jetzt keine zwei Meter entfernt von mir auf dem Futon. Wir sind allein. Ken organisiert mal wieder das Essen und Aya bemüht sich um angemessene Kleidung für sie. Zwar war mein Lieblingsfeind nicht sonderlich begeistert, dass wir sie mitgenommen haben, doch auch er ist der Ansicht, dass ein Gasthaus besser ist als die Straße.

Ich habe sie so hingelegt, dass ich in ihre Augen sehen kann. Doch diese sind stumpf. Ich würde zu gerne wissen, was mit ihr passiert ist. Sie ist nicht besonders groß. Vielleicht fünf Fuß und drei Inch. Ich bin fast einen Kopf größer als sie. Kurze blonde Haare und obwohl die Augen so stumpf sind, kann ich die blaue Farbe erkennen, die sie normalerweise haben.

Wir haben sie zugedeckt, denn sie hatte nicht sonderlich viel an. Durch meinen britischen Lehrer weiß ich, was ein Rock ist. Doch ihrer ist viel zu kurz, bedeckt gerade noch die Knie. Das Oberteil ist noch komischer. Es besteht aus weißem, sehr dünn gewebten Stoff und liegt eng am Körper an. Was für Sachen erfinden diese Europäer eigentlich?
Ich habe gerade noch mal die Qualität der Stoffe von Rock und Oberteil überprüft. Es muss sehr teuer gewesen sein, diese zu kaufen. Beide sind sehr fein. Wo bekommt man solche Stoffe zu kaufen?

Und dann die Schuhe. Dergleichen habe ich noch nie gesehen. Auch das Material ist mir völlig unbekannt. Es fühlt sich an wie Leder. Doch wer stellt Leder in knalligem Gelb her. Die Strümpfe von ihr sind ebenfalls aus feinem, weichem Stoff. Und rutschen immer wieder nach unten (das habe ich schon beim Reiten gemerkt). Soll das so sein?

Ihre Augen sind weiterhin stumpf. Gerade fällt mir noch auf, dass sie auch etwas Make-up trägt. Zusammen mit dem kurzen Rock und dem Oberteil... Ob sie dafür bezahlt wird, dass sie Männern Gesellschaft leistet? Ich hoffe nicht, denn sie ist noch viel zu jung dafür.
Ich kann nur schätzen, wie alt sie ist. Vierzehn, vielleicht fünfzehn Jahre? Könnte passen. Sie ist oben herum noch sehr flach, dass ist mir vorhin schon aufgefallen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Muss sie wirklich in diesem Alter schon ihren Körper verkaufen? Bitte nicht. Es gibt genug alte Säcke, die diesen zierlichen Körper nur zu gerne haben und dann misshandeln würde. Ist das die Antwort? Hat jemand sie verletzt und dann dort an der Straße liegen lassen?
Eigentlich will ich es nicht, doch ich muss nachsehen, ob meine Vermutung der Wahrheit entspricht. Ob sie davon wieder wach wird? Wenn jemand sie auf Verletzungen untersucht?

Drei Stunden später
Es ist inzwischen weit nach Mitternacht. Die anderen schlafen schon, glaube ich zumindest.
Nachdem ich vorhin noch geschrieben haben, ich wolle sie untersuchen, haben sich die Ereignisse förmlich überschlagen.

Vorsichtig hatte ich die Decke hochgehoben. Sah abwechselnd in ihre Augen und auf den Körper. Nichts tat sich. Die Augen blickten weiterhin stumpf gerade aus. Ich wollte gerade den Rock etwas nach oben schieben, als mich jemand schlug. Richtig kräftig und mitten ins Gesicht.
Blitzartig zuckte ich zurück, hielt mir die Wange und sah meine schlafende Schönheit an. Nur schlief sie nicht mehr. Ganz im Gegenteil. Sie war hellwach und starrte mich aus sehr wütenden Augen an.
Aus wunderschön leuchtenden blauen Augen, die mich sofort gefangen nahmen. Ich wollte mich darin verlieren, so unergründlich schienen sie mir. Wie tiefe Seen, auf deren Grund ein Geheimnis wartete.
Ich konnte nichts sagen, zu sehr nahm mich ihre Schönheit gefangen. Der zierliche Körper, die weichen, glänzenden blonden Haare und dann die schönsten Augen, die ich je gesehen habe. Noch in diesem Moment habe ich mich in sie verliebt.
Ja, ich weiß, dass sie viel jünger ist als ich. Aber bei diesen Augen... Wer sollte denn da widerstehen?

Und dann machte meine Liebe den Mund auf und schimpfte wie ein Rohrspatz. Sehr laut. "Hast du sie noch alle? Versuch das noch einmal und du bist geliefert."
Sie war wohl nicht sonderlich glücklich darüber, dass ich versucht hatte, ihr unter den Rock zu sehen.
"Es tut mir wirklich leid, aber..."
Ich kam nicht dazu meinen Satz zu beenden. Der kleine Rohrspatz krakelte fröhlich weiter. "Und ob es dir leid tut. Du perverser alter Sack."
"Hey." Sie machte es einem nicht leicht, in sie verliebt zu bleiben. "Ich wollte nur nachsehen, ob dich jemand verletzt hat."
"Klar. Und deswegen schaust du mir unter den Rock." Irgendwie klang das sehr ironisch.
"Aber ich habe es doch nur gut gemeint. Es passiert immer wieder, dass Freudenmädchen missha..." Ich stockte mitten im Satz, denn ihre Augen wurden immer größer, als ich ihren vermeintlichen Beruf geäußert hatte.
Und wieder fing ich mir ein Backpfeife ein. Sie stellte meine Liebe wirklich auf eine harte Probe.

Die Chance, mich zu erklären oder eine Erklärung von ihr zu bekommen, gab es leider nicht, denn in diesem Moment kamen Ken und Aya zurück. Mein ganz persönlicher Liebling Aya hatte mit einem Blick die Situation erfasst und mich aus dem Zimmer geworfen.

Ich konnte dem Gespräch im Raum nur teilweise folgen. Aber Aya schien ihr sehr deutlich zu erklären, dass ihre gegenwärtige Bekleidung unpassend war und darauf schließen ließ, dass sie ihr Geld im horizontalen Gewerbe verdiente. Ihre Antwort konnte ich nicht verstehen.
Doch dann verließ Aya zusammen mit Ken das Zimmer. Unsere unbekannte Schönheit war jetzt allein da drin einem Kimono und wollte diesen anziehen.

Zaghaft streckte sie nach wenigen Minuten den Kopf durch die Tür, deutete auf Aya und bat um seine Hilfe beim Binden des Obi. Ausgerechnet der. Warum durfte ich das nicht machen? Schließlich bin ich doch in sie verliebt. Nun gut, jedenfalls war sie jetzt vernünftig gekleidet und wir saßen zu viert in einem Zimmer für zwei.
Was hieß, sie saß auf dem Futon neben Ken und ich neben Aya auf dem anderen Futon. Wie gerne hätte ich mit Ken getauscht. Aber nein, ich hatte Mr. Arrogant neben mir. Wirklich super.

Es fiel mir zum ersten Mal in meinem Leben schwer, ein Gespräch zu beginnen. Sie starrte mich wütend an, wahrscheinlich, weil sie mir noch nicht vergeben hatte, dass ich sie für eine Dirne gehalten hatte.
"Ähm... ja... Hallo. Ich bin Yohji. Das da neben dir ist Ken und der hier heißt Aya." Nacheinander deutete ich auf uns drei.
Sie nickte einfach nur, sagte aber nichts weiter. Wenn das so weiterging, würde es eine lange Unterhaltung werden. "Und du bist...?"
"Omi...", ein sehr lange Pause folgte, "...ko?" Und dann sah sie mich leicht zweifelnd an. Offenbar war das nicht ihr richtiger Name. Doch das störte mich in diesem Moment nicht sehr. Solange ich überhaupt einen Namen hatte, mit dem ich sie ansprechen konnte. "Omiko also. Ein schöner Name." Ihr Blick sprach Bände, sie wollte wohl nicht wahr haben, dass jemand diesen Namen mögen könnte. Ich jedenfalls mochte ihn, genauso wie alles andere an ihr.

"Warum zum Geier habt ihr mich hierher verschleppt?" Oh, da war er wieder, mein kleiner Rohrspatz. Langsam fing ich an es niedlich zu finden, wenn sie sich aufregte. Ihre Augen blickten zwar wütend, aber die Gesichtszüge ähnelten eher jemanden, der schmollt. Und sie sah dabei einfach zu süß aus.
"Du hast so hilflos am Straßenrand gelegen, also hielt ich es für das Beste, dich in Sicherheit zu bringen und…"
Sie ließ mich gar nicht erst ausreden, hatte es sich wohl zum Standard gemacht, mir immer ins Wort fallen zu müssen. "Ich war keines Wegs hilflos. Es ging mir sehr gut."
Völlig unerwartet für mich sprang Aya ein. "Und weil es dir so gut ging, hast du auch nicht auf uns reagiert. Hör auf zu lügen." Gut, Aya wollte helfen, hatte sie aber gerade beleidigt. Das war wohl sein Spezialgebiet.
"Ich lüge nicht." Und wieder schmollte sie. Niedlich. "Ich konnte mich nur nicht bewegen." Mit jedem Wort wurde sie kleinlauter.

"Also Omiko. Wenn es dir so gut ging, was hast du dann dort gemacht? In diesem Aufzug?" Ich deutete auf ihre Kleidung, die sorgfältig gefaltet auf dem Boden lag.
"Es… ich… das ist meine Sache." Sie wurde richtig nervös, als ich sie fragte. Fing an mit den Händen den Kimono zu malträtieren und blickte stur auf den Boden. Ihre Kleidung hatte ja schon einen Hinweis gegeben, dass etwas mit ihr nicht stimmte, dann der Name und nun wich sie der Frage aus. Für den Moment wollte ich nicht weiter fragen, doch irgendwann würde ich herausfinden, was ihr Geheimnis war.

"Nun gut. Jedenfalls bist du jetzt zumindest in Sicherheit. Es hätte für dich schlimm enden können, so wie du gekleidet warst. Ohne Möglichkeiten zur Verteidigung. Und ich meine damit nicht nur gegen wilde Tiere."
Ihr Kopf schoss nach oben. Scheinbar hatte sie diesen Punkt bisher noch gar nicht betrachtet. Umso besser dass ihr endlich jemand die Augen öffnete. Wunderschöne Augen, aber das sagte ich ja bereits.
"Können wir etwas für dich tun, solange du unter meiner Obhut stehst?" Ja, da lohnte es sich, die Schule des Hochadels durchlaufen zu haben. Jungen Damen in Not bietet man Hilfe an. Selbstlos und völlig uneigennützig, auch wenn die eigenen Pläne darunter leiden. Auch wenn es mich noch länger vom Hof meines Onkels fernhalten würde. Gut, vielleicht nicht völlig uneigennützig.

"Ich brauche eure Hilfe nicht. Ich muss nur nach Tokio. Und dahin findet ja wohl jeder." Sie sagte es so lapidar, als ob man wissen müsste, wo dieser Ort war. Ken, Aya und ich sahen uns nur fragend an.
"Und wo genau ist das, dieses To... kio?"
Man konnte förmlich sehen, wie sich die Denkprozesse in ihrem Kopf in Gang setzen. Als ich fragte, wo diese Ortschaft denn sei, blickte sie mich an, als ob ich total dämlich sei. Dann zeichnete sich eine Erkenntnis in ihrem bildschönen Gesicht ab. "Äh… in der Nähe von Edo." Ich hatte zwei Jahre am Hofe des Kaisers in Edo gelebt, konnte mich aber an ein Tokio nicht erinnern.
"Edo also." Schnell traf ich meine Entscheidung. Wir hatten ziemlich genau zwei Tage von Edo bis nach hier gebraucht. Allein wäre dieses Reise für sie zu gefährlich. "Wir werden dich dorthin bringen. In dieses Tokio. Wohnt dort deine Familie?"
Jetzt sah sie mich vollkommen panisch an. Und immer noch war sie niedlich. "Ihr könnt nicht mitkommen. Das geht nicht. Ich... unmöglich..."

"Hör zu." Ich probierte, sie zu beruhigen. "Wenn du nicht willst, dass deine Familie erfährt, dass du mit anderen Menschen Umgang hattest, dann können wir dich zumindest in die Nähe bringen. Ich will nur nicht, dass dir etwas passiert." All meine Liebe und Zuneigung für sie, die ich bis dahin entwickelt hatte, legte ich in diesen einen Satz. Ich wollte, dass sie mir vertraute.
Der Blick, der dann in ihre Augen trat, war unbeschreiblich. Sie sah mich so verwundert an, als ob sie nicht glauben könnte, was ich gerade gesagt hatte. War es denn wirklich so verwunderlich, dass ich mich um ihre Sicherheit sorgte? Die Verwunderung machte einem Lächeln Platz, welches sie zur schönsten Frau machte, die ich je gesehen habe. Gut, vielleicht haben mich meine Gefühle hier etwas geblendet. Aber sie hat mich definitiv angelächelt. Das war doch schon ein Fortschritt.

"Ihr würdet mich also bis in die Nähe bringen und ohne ein weiteres Wort wieder verschwinden?" Sie schien sich mit dieser Idee anfreunden zu können. Das bedeutete, dass ich weitere zwei Tage mit ihr verbringen konnte. Vielleicht konnte ich sie in dieser Zeit davon überzeugen, meine Frau zu werden. Mein süßer kleiner Rohrspatz. Omiko. Ob ich sie Omittchi nennen durfte? Das schien zu ihr zu passen.
Auch während des Gesprächs war ich an dieser Stelle leicht abgeschweift und musste mich erst wieder auf ihre Frage besinnen. Sie nach Edo und dann sollte wir uns zurückziehen? "Ja. So hatte ich mir das gedacht."
"OK. Ich bin dabei." Eigenartige Wortwahl, aber es sollte wohl ihre Zustimmung zum Ausdruck bringen.

Ich war zufrieden mit mir und der Welt. Zwei Tage mit dem niedlichsten Geschöpf auf Erden. Wenn sie dann noch aufhören würde, leicht ärgerlich in meine Richtung zu starren, dann wäre alles perfekt. Das Lächeln von vorhin stand ihr viel besser.
Oh, ich vergaß, es gab noch etwas, weswegen die Welt nicht perfekt war. Aya sah SEHR ärgerlich in meine Richtung. Hatte ich doch gerade seine Pläne von einer baldigen Heimkehr zerstört. Das ist die Rache dafür, dass er mich in den Misthaufen gestoßen hatte. Geschieht ihm nur recht.

Relativ gemütlich haben wir dann gegessen, was Ken für uns besorgt hatte. Omiko blickte ziemlich skeptisch auf die Sachen, die dort vor ihr standen. Ich meinte ein verzweifelt gemurmeltes "mako donadu" zu verstehen, konnte damit aber nichts anfangen. War das etwas zu essen?

Komisch war, dass sie beim Essen gar nichts mehr sagte. Sie hörte mir nur sehr aufmerksam zu, als ich vom Leben am Hof erzählte. Ich kam mir vor, als ob ich ein Märchen erzählen würde, so wie ihre Augen leuchteten. Aber wenn ich irgendetwas tun kann, damit sie mich so begeistert ansieht, dann werde ich das auch tun.

Es muss jetzt wohl nach ein Uhr nachts sein. Da Omiko sich weigerte, sich ein Zimmer mit mir zu teilen, schläft Ken nun tief und fest neben mir. Und für mich wird es auch langsam Zeit, die Augen zu schließen. Es wird morgen wieder ein anstrengender Tag, wenn Aya uns kurz nach sechs weckt, nur damit wir so schnell wie möglich nach Tokio kommen. Wo immer das auch sein mag.
Gute Nacht. Und schlaf gut, meine geliebte Omiko.

TBC.