Hallo,
Nach einer längeren Pause (wegen Referat und Klausur) bin ich wieder da. Diesmal mit einem ziemlich sappigen Teil (zumindest meiner Ansicht nach).
Viel Spaß beim Lesen.
Memories of my Love - Teil 4
06. August 1605 - Mittagspause
Da wir gerade mal Pause machen, habe ich beschlossen, die Ereignisse des
heutigen Vormittags aufzuschreiben. Der Richter wird hier bestimmt noch einige
sehr wichtige Hinweise finden, warum Aya es verdient hat, dass er ermordet
wurde. Langsam und sehr schmerzhaft.
Der Morgen fing relativ ruhig an. Zu meiner eigenen Verwunderung waren Omiko
und ich allein im Aufenthaltsraum und fingen schon mal an zu essen, da von Aya
und Ken weit und breit keine Spur zu sehen war.
Zum ersten Mal sah ich sie im Tageslicht. Sie war noch viel schöner als am
gestrigen Abend. Die blonden Haare glitzerten im Sonnenlicht und dann ihre
Augen... Sie strahlten förmlich. Sie strahlen die pure Freude am Leben aus.
Als Omiko den Raum betrat, hatte sie mich tatsächlich angelächelt. Zwar etwas
schüchtern und zurückhaltend, doch es war ehrlich. Ein ehrliches Lächeln und
es galt mir. Vorläufig schwebte ich auf Wolke sieben und muss wohl ziemlich
dämlich gegrinst haben, denn plötzlich blickte sie nervös weg und nahm auf
der anderen Seite des Tisches Platz.
Wissend, dass wir heute noch nicht losreiten würden, hatte Omiko auf das Übergewand verzichtet. Aya hatte gestern noch zwei weitere Kosode organisiert und auf ihr Zimmer gebracht. Der, den sie gerade trug, war olivgrün und mit gelben Blüten bestickt. Durch diese Farben sah sie noch viel lebendiger aus. Das Gewand stand ihr wirklich gut, auch wenn sie sich immer noch etwas unbeholfen bewegte. Es war mit schon in der Nacht aufgefallen, dass sie mit der Kleidung, die wir ihr gegeben hatten, überhaupt nicht zurecht kam. Als würde sie dergleichen zum ersten Mal tragen.
Von mir aus hätte es gerne so ruhig bleiben können, wie es gerade war, doch das Glück war mir leider nicht Hold. Aya betrat den Zimmer, setzte sich zu uns und schwieg. Gut, er war dabei seine Misosuppe zu essen, doch er hatte nicht mal "Guten Morgen" gesagt. Unfreundlich wie eh und je.
Omiko gestikulierte leicht, wollte mir damit wohl zu verstehen geben, dass ich Aya endlich sagen sollte, dass sich seine Pläne über Nacht geändert hatten. Ich ahnte zwar, dass er die Nachricht von der Verzögerung nicht sonderlich positiv aufnehmen würde, doch seine Reaktion schlug alles, was ich erwartet hatte.
Schließlich reagierte auch er darauf, dass Omiko immer mit dem Kopf wackelte
und mit den Augen zwinkerte. Wütend blickte er sie an. "Was soll das ganze
Rumgezappel?"
"Ich... also..." Leicht eingeschüchtert blickte sie mich an. Konnte
Aya denn nicht einmal zu einer jungen Dame freundlich sein?
"Was Omiko sagen will, ist Folgendes. Sie hat erst einmal in ihrem Leben
auf einem Pferd gesessen und deswe...."
Aya fuhr herum, griff nach ihrem Kragen und zog sich mit sich nach oben.
Wütend starrte er in ihre Augen. "Willst du damit sagen, dass du nicht
reiten kannst?" Sein Tonfall legte schon nahe, dass dem besser nicht so
wäre.
Omiko blickte ihn erschrocken an. Genau wie ich hatte sie nicht damit gerechnet,
dass Aya beinahe explodieren würde. Sie nickte einmal ganz vorsichtig.
Als ob sie ein Stück fauliges Obst wäre, ließ mein persönlicher
Lieblingsfeind von ihr ab. Omiko sackte zu Boden, unfähig sich auf den Beinen
zu halten. Doch damit war der Auftritt von Aya noch lange nicht zu Ende. Er kam
zu mir herum und sah mich von oben herab an. "Ich hoffe, du hast dir
darüber Gedanken gemacht, wie du das Problem", unwirsch deutete er auf
Omiko, "lösen willst. Sie ist eine einzige Belastung. Wir hätten sie
einfach liegen lassen sollen."
Jetzt war es an mir aufzuspringen. Wie konnte Aya es wagen, in ihrer Anwesenheit
so über sie zu sprechen? Wie konnte er auf den Gedanken kommen, dass wir sie
hätten liegen lassen sollen? Nie hätte ich ihn für so kalt und berechnend
gehalten. Mir war klar, dass er wenig Taktgefühl zu haben schien. Er
interessierte sich anscheinend nur für das, was seine Person betraf. Und Ken
eben.
Wenn aber etwas seine Pläne störte, dann wurde er sofort wütend und wollte
das Übel beseitigt sehen. Und wenn dieses Übel in einer Person bestand, dann
musste sie eben verschwinden. Nur dass ich gar keine Lust hatte Omiko
loszuwerden.
Am liebsten hätte ich Aya jetzt windelweich geprügelt, so wütend war ich.
Ich stieß ihn zu Boden und kniete mich über ihn. Hielt seine Hände über
seinem Kopf umklammert und spie meine Wut förmlich auf ihn herab. "Wie
kannst du es wagen... Wie kannst du...?" Mir fehlten einfach die Worte.
"Bastard!"
Er fegte meine Hände zur Seite. Musste wohl doch kräftiger sein, als er
aussieht. Er sah mich aus seinen gefühllosen Augen an. "Ist das die
Lösung des Problems? Du schlägst mich?" Verblüfft starrte ich ihn an.
Wieso reagierte er nicht auf meinen Angriff, sondern ließ alles an sich
abprallen? Er hatte doch wohl nicht auf einmal begriffen, dass ich in der
Hierarchie weit über ihm stand?
"Bist du plötzlich stumm geworden? Was willst du jetzt mit ihr
machen?" Noch immer perplex schwieg ich weiterhin, doch eine junge Stimme
eilte mir zur Hilfe. "Wir... ähm... also... Yohji wollte mir das Reiten
heute beibringen."
Beide schauten wir zu Omiko, deren Anwesenheit ich für einen Moment vergessen
hatte. Sie stand ziemlich verzweifelt auf der anderen Seite des Raumes und
nestelte am Saum ihres Ärmels herum.
"Gut. Sieh zu, dass sie morgen früh soweit ist. Mir ist egal, wie sie
mit dem Pferd klarkommt. Aber noch einen Tag verschiebe ich die Abreise
nicht." Meine Augen müssen die Größe von Untertellern gehabt haben, als
ich diese Worte von dem Mann unter mir vernahm.
Ich löste meine Hände von seinen und blickte ihn immer noch wortlos an.
"Lässt du mich dann endlich gehen?" Seine Stimme verriet immer noch
keine Emotion. Wie konnte er damit durchs Leben kommen? Ohne jegliche Reaktion
auf die Aktionen und Angriffe von mir oder anderen Menschen? Jedenfalls stand
ich auf und trat einen Schritt zurück. Aya verließ den Raum ohne ein weiteres
Wort.
Omiko und ich blickten uns fragend in die Augen. Keiner schien so richtig zu
begreifen, was gerade passiert war. Aber Aya hatte wohl damit auf seine Art und
Weise sagen wollen, dass es in Ordnung war, wenn wir uns diesen Tag nehmen
würden, damit Omiko reiten lernen konnte. Auf einem Pferd natürlich. Obwohl
mir jedes Mal, wenn ich das Wort "reiten" im Zusammenhang mit ihrem
Namen dachte, sehr interessante Bilder in den Kopf kamen. Doch dafür war es
noch zu früh. Aber vielleicht... eines Tages... sehr bald...
Nun ja, wir haben dann unser Frühstück beendet und sind zu den Stallungen
gegangen.
Ich hatte schon am frühen Morgen, eigentlich noch vor dem Aufstehen (für
mich erst recht), mit dem Besitzer des Gasthofes gesprochen. Einige der Pferde
konnte man auch kaufen. Er hatte sie mir gezeigt. Am besten gefiel mir eine
braune Stute. Sie war zwar nicht mehr das jüngste Tier, dafür aber zahm und
gehorchte aufs Wort. Schon bei unserer ersten Begegnung an diesem Morgen hatte
ich mich dafür entschieden, dass Omiko mit ihr wohl sehr gut klar kommen
würde. Sie war schließlich noch absolut unerfahren, was den Umgang mit Pferden
anging und musste dem Tier blind vertrauen können.
Gemeinsam näherten wir uns der Stute, die bei unserem Kommen ihre Nüstern
blähte. Ich gab Omiko etwas Zucker in die Hand und schickte sie nach vorne,
damit sie sich mit dem Tier vertraut machen konnte. Sehr vorsichtig ging sie
voran, die Hand mit dem Zucker weit nach vorne ausgestreckt. "Wie heißt
sie eigentlich?"
"Aiko. Und keine Angst, das wird schon." Irgendwie musste ich sie ja
aufmuntern, schließlich würde dieses Pferd für die nächsten Tage ihre
Begleitung sein. Ich war wirklich erleichtert, als Aiko positiv auf Omiko
reagierte und ihr den Zucker von der Hand knabberte. Mit einem strahlenden
Lächeln sah mich meine blonde Schönheit an und freute sich wie ein Kind.
"Ich glaube, sie mag mich."
"Natürlich. Wer könnte dich nicht mögen?" Ich Lächeln verschwand.
Hatte ich es mal wieder übertreiben? War zu eifrig gewesen, um sie von meiner
Zuneigung zu überzeugen? Oder hatte sie sich gerade nur an die
Auseinandersetzung mit Aya erinnert? Ich wusste es nicht.
Die folgenden Stunden verbrachten wir auf der Wiese hinter dem Rasthof.
Nachdem Omiko und Aiko sich bekannt gemacht hatten und von der Seite des Pferdes
keine Ablehnung kam, sondern vielmehr Zuneigung, hatte ich noch Zaumzeug und
einen Damensattel organisiert.
Ich hatte bis dahin noch nie in einem Damensattel gesessen, deswegen war es für
mich auch nicht leicht, ihr den Umgang damit zu erklären, doch irgendwie schien
sie es zu verstehen. Unbeholfen, wie schon zuvor, saß sie im Sattel und hielt
die Zügel locker in der Hand.
Wieder fiel mir auf, dass ihre Haltung so untypisch für eine Frau war. Meine
Gedanken kreisten ständig um diesen Punkt. Ich wurde mir von Sekunde zu Sekunde
sicherer, dass ich hier einen jungen Mann vor mir hatte, der sich, warum auch
immer, in Frauenkleider gezwängt hatte.
Während Omikos Vertrauen in Aiko wuchs und beide den Schritt fleißig
übten, achtete ich auf jede kleine Geste. Eine kurze Pause brachte mir
schließlich die Antwort auf die quälende Frage.
Omiko hatte sich zurückgezogen, um auf Toilette zu gehen. Mir fiel noch etwas
ein, was ich mit dem Besitzer besprechen wollte, lief deswegen auch in Richtung
Hauptgebäude.
Völlig unbewusst blickte ich zu den Bäumen, die hinter dem Haus standen. Etwas
olivgrünes blitzte dazwischen hervor. Und die Haltung, die Omiko gerade
einnahm, deutete darauf hin, dass sie nicht unbedingt hocken musste, um Wasser
zu lassen. SIE war also eindeutig ein ER. Seitdem bin ich leicht wütend auf
mich, weil ich das nicht sofort gemerkt, sondern nur vermutet habe. Und
außerdem bin ich vollkommen verzweifelt, weil ich nicht den Ansatz einer Ahnung
habe, was ihn dazu getrieben hat, in Frauenkleider zu schlüpfen. Er sieht
jedenfalls nicht danach aus, als ob es ihm Spaß machen würde. Im Übrigen habe
ich seit diesem Moment über seinen richtigen Namen nachgedacht. Als er sich
vorgestellt hat, kam ja ein "Omi... ko?" über seine Lippen. Ob er
tatsächlich Omi heißt? Ich werde es vorerst dabei belassen.
Den Rest des Vormittages, bis zur Pause, hat Omi große Fortschritt im
Schritt gemacht. Ich werde nachher anfangen, ihm den Trab beizubringen. Für die
Reise nach Edo sollte das reichen. Es sind nur zwei Tage. Auf der kurzen Strecke
werden wir keine weiteren Gangarten brauchen.
Für den Nachmittag habe ich noch einen weiteren Plan. Ich muss unbedingt
herausfinden, ob ich als Mann bei ihm Chancen habe. Auch wenn ich ihm noch so
sehr verfallen bin, es bringt nichts, wenn ich mir Hoffnungen machen, ihn von
meiner Zuneigung überzeugen zu können, wenn mir das nie gelingen wird. Obwohl,
eigentlich hat mir noch nie jemand widerstehen können. Es gibt also keinen
Grund, warum mich dieser blonde Engel zurückweisen sollte.
Ich glaube, in meine ganzen Leben war ich bisher noch nie so unsicher. Ich
wusste immer, was ich tun sollte. Wie ich die Person haben konnte, die ich
wollte. Doch nun ist alles anders. Sobald ich ihn sehe, fühlt mein Magen sich
an, als ob eine Horde Schmetterlinge darin ausgebrochen ist. Jede Berührung,
löst einen Stromschlag in mir aus und ich vergesse beinahe, was ich gerade tun
oder sagen wollte. Es ist zum verzweifeln, doch es bleiben mir nur noch
zweieinhalb Tage, die ich mit ihm verbringen werde. Ich muss also endlich
handeln, sonst wird das nichts mehr.
06. August 1605 - Abend
Fangen wir mal mit dem Banalen an. Omi hat auch den Trab gemeistert. Anfangs
hatte er noch Probleme aus dem Sattel zu gehen. Bei dem Damensattel stelle ich
mir das auch verdammt schwierig vor. Mit dem Bein, das um den Knauf geschwungen
wird. Doch nach einer Weile (und einem Hinterteil, dass sich nicht mehr quälen
lassen wollte), hat er dann doch begriffen, dass er hochkommen muss. Ich glaube,
für den morgigen Tag sind wir ganz gut gerüstet.
Und jetzt der viel interessantere, wenn für mich auch nicht so positive,
Teil. Ich glaube nicht, dass ich der Mann bin, der für Omi der richtige ist.
Omi hat sich schon verliebt und vermutlich nicht in mich.
Irgendwann hatte Ken sich blicken lassen, er war auf der Suche nach Aya. Wie er
darauf kam, dass ich wissen konnte, wo der Bastard sich versteckt hatte, ist mir
schleierhaft. Es interessiert mich herzlich wenig, wo Aya ist. Ken jedenfalls
war mittelschwer beunruhigt, weil unser Herr Verwaltersohn nicht auffindbar war.
Für einen Moment hegte ich die Hoffnung, dass Aya sich vielleicht doch alleine
auf den Weg gemacht hatte. Das hieß, er wäre verschwunden. Dann fiel mir aber
ein, dass ich ja sein "Auftrag" war und er mich unmöglich
zurücklassen würde. Nun denn, ich wusste nicht, wo er sich aufhielt und Ken
schlich bedrückt davon.
Omi hatte die Szene beobachtet und setzte sich jetzt neben mich ins Gras.
"Ähm... also... läuft da was?" Er deutete in Richtung Ken.
Ich muss wohl wie ein Eichhörnchen geblickt haben. Was sollte den
"laufen" in diesem Zusammenhang bedeuten? Auf meinen fragenden
Gesichtsausdruck hin, formulierte er die Frage neu, es schien ihn ernsthaft zu
interessieren. "Was ich meine ist... Ken und Aya... sind die beiden...
äh... zusammen?" Auch wenn es für ihn wichtig zu sein schien, mit der
Formulierung seiner Frage hatte er doch so seine Probleme. Als ob es ihm
peinlich wäre, darüber zu reden.
Nur hatte ich damit kein Problem. "Du meinst, ob sie das Bett teilen?"
Omi lief rot an, senkte den Kopf und nickte zaghaft.
"Soweit ich weiß, tun sie es nicht. Obwohl beide wohl gerne würden. Aber
ich kann absolut nicht verstehen, was Ken an diesem Idioten findet."
"Du solltest nicht so über ihn reden. Aya ist sehr nett. Und er hat mir
geholfen." Genau das war die Stelle, die mich leicht unruhig werden ließ.
Hatte Omi etwa eine Schwäche für Aya entwickelt. Bitte nicht. Warum sollte er
sich für DEN entscheiden, wenn er MICH haben konnte?
Aber wenn man ein Hindernis sieht, dann sollte man versuchen, es zu beseitigen.
Mit einer Mischung aus Überraschung und Necken hakte ich bei ihm nach.
"Nach der Aktion von heute morgen verteidigst du ihn noch? Man könnte
meinen, du hast dich verliebt."
Omi schüttelte lächelnd den Kopf. "Mit Sicherheit nicht. Ist nicht
mein Typ. Ich wollte nur mal wegen Ken fragen. Die beiden sind so... ich weiß
nicht... komisch... So, wie sie miteinander umgehen."
Jetzt war ich wirklich beeindruckt. Omi hatte nur den gestrigen Abend mit uns
verbracht und hatte die Beziehung von Ken und Aya doch auf den Punkt gebracht.
Komisch traf es ziemlich genau.
Ich wischte diesen Gedanken kurz zur Seite und kam auf die wesentliche Aussage
in Omis Satz zurück. Aya war also nicht sein Typ. Mir fiel auf, dass Omi
irgendwie ganz automatisch gesagt hatte, dass er Männer mochte. Entweder war er
ein verdammt guter Schauspieler oder es war ihm einfach so rausgerutscht. Ich
betete, dass es letzteres war. "Und wer ist dann so dein Typ?"
Omi ließ sich nach hinten ins Gras fallen. Die Hände unter dem Kopf verschränkt und die Lider leicht geschlossen, blicke er nach oben. "Hmmm... darüber habe ich noch nie so genau nachgedacht. Er sollte ehrlich sein, dass ist ganz wichtig. Es auch ehrlich mit mir meinen. Nicht nur für eine Nacht oder so. Ich muss ihm vertrauen können. Ich glaube, man spürt, ob das so ist oder nicht. Er sollte mich respektieren, als der, der ich bin. Nicht nur, weil er mein Aussehen oder so mag. Dann... er sollte mich überraschen können. Irgendwie, etwas Besonderes sein. Aber ich glaube, wenn man sich verliebt, dann ist der Andere immer etwas ganz Besonderes..." Er schwieg und folgte mit seinen Augen den Wolken.
"Und das Aussehen, gibt es da spezielle Vorstellungen?" Es war mir
klar, dass ich mich gerade auf dünnem Eis bewegte. Aber wer nicht wagt, der
nicht gewinnt.
"Nein, nicht wirklich. Ich weiß nicht, wie er aussieht, aber sein
Kuss..." Vollkommen verträumt sprach er nicht weiter, sah nur nach oben.
"Sein Kuss? Wie meinst du das?"
Aus dem Traum geweckt blickte sie mich an. "Oh, das... Ich habe mal davon
geträumt, dass mich jemand küsst. Es war so, als ob wir uns schon ewig
kannten, obwohl es der erste Kuss war. Ich habe gespürt, dass er es ehrlich mit
mir meint, dass ich nicht nur ein Spielzeug bin. Und genau in diesen Mann will
ich mich verlieben." Ein verzücktes Lächeln folgte diesem Satz.
"Ich hoffe, dass du ihn findest." Und das meinte ich auch so. Jemand,
der so an die Liebe glaubte, dem sollte sein Traum auch erfüllt werden. Nur
schade, dass ich nicht dafür sorgen konnte.
Irgendwie war die Unterhaltung damit beendet. Wir lagen noch eine Weile im
Gras und beobachteten die Schäfchen, Drachen und anderen Tiere, die sich am
Himmel bewegten, doch irgendwann holten uns die Pferde und das Reiten wieder
ein.
Für morgen habe ich jetzt ein ganz gutes Gefühl. Omi scheint in der Lage zu
sein, sich auf dem Pferd zu halten. Ich hoffe nur, dass sein Po die Anstrengung
auch übersteht. Es wird ja das erste Mal sein, dass er so lange und ohne Pause
im Sattel sitzen wird. Nun denn, wir werden sehen.
Gute Nacht.
TBC.
Kommentare? War es zu schmalzig? Oder unlogisch? Oder überhaupt irgendwas?
