Hallo,
und willkommen zu meinem bisherigen Lieblingsteil.
Herzlich Glückwunsch auch allen, die erkannt haben, dass der Unbekannte, der
sich an Omi vergreifen wollte, Schuldig war.
Without further ado, onto the show. (Jepp, der Englisch Nachmittag einmal in
der Woche schlägt sich schon nieder *seufz*)
Memories of my Love - Teil 7
Yohjis Tagebuch
08. August 1605 - noch späterer Abend
Ken ist gerade wieder zurück in sein Zimmer gegangen. Er wollte mich
beruhigen und mir sagen, dass Aya es nicht so gemeint hat. Sicher doch. Dieser
Bastard hat es genau so gemeint, wie er es gesagt hat. Und wenn mir nicht bald
etwas einfällt, wie ich ihn von seiner Meinung abbringe, dann werden die
nächsten Tage sehr interessant.
Ich verstehe aber auch Ken nicht wirklich. Gestern noch war er wegen Aya in
Tränen aufgelöst und jetzt will er mich überzeugen, dass ich auf diesen
arroganten Idioten nicht wütend bin. Er muss sehr starke Gefühle für diesen
Kerl entwickelt haben, wenn er sich so für ihn einsetzt.
Jedenfalls haben Kens Worte bei mir nicht viel ausrichten können. Ich bin
stinksauer auf Aya, weil er einfach Entscheidungen trifft, die meine Zukunft
betreffen. Wer gibt ihm denn das Recht dazu?
Nun denn, wo war ich vorhin stehen geblieben? Omi wurde in Kleidung von Ken
gesteckt und wir sind zum nächsten Gasthof geritten, den wir am späten
Nachmittag erreicht haben.
Wir haben erst mal eine kleine Stärkung zu uns genommen und dann bin ich in das
Dorf gegangen. Aya galt erneut als verschollen. Ich würde nur zu gerne wissen,
wie er es schafft, ständig zu verschwinden und dann immer in den unpassendsten
Momenten wieder aufzutauchen. Wie gut er das kann, hat er vorhin sehr
eindrucksvoll bewiesen.
Ich fragte den Besitzer des Rasthofes, ob er eine gute Schneiderin kannte und
ich hatte Glück. Kurze Zeit später kam ich erfolgreich von ihr zurück. Ich
hatte einen Haori und zwei Kosode gekauft. Einen davon in oliv, diese Farbe
passte so gut zu seinem Teint. Und wenn ich etwas wollte, dann das Omi in seiner
Kleidung lebendig und strahlend aussah.
Ich machte noch einen kurzen Abstecher in die Küche des Gasthofes und ließ mir
etwas Tee zubereiten. Insgeheim hegte ich die Hoffnung, dass Omi vielleicht noch
eine Tasse mit mir trinken würde, bevor wir uns zu Bett begaben. Jeder in
seinem eigenen Zimmer. Leider.
Da stand ich jetzt also mit dem Tablett in der einen Hand und dem Paket mit
den Sachen in der anderen Hand vor der Tür. Vollkommen unbewusst ist mir dann
ein Fehler unterlaufen. Obwohl, wenn man es genau betrachtet, war es vielleicht
gut, dass ich nicht auf das achtete, was ich gesagt habe.
Da stand ich nun also und sagte: "Hallo Omi, ich bin's. Kannst du bitte
aufmachen?" Im Raum hinter der Tür waren Geräusche zu hören, Schritte
näherten sich der Tür und hörten dann plötzlich auf. Fast zeitgleich merkte
ich auch, dass ich "Omi" gesagt hatte und nicht "Omiko". Und
Omi war auch aufgestanden und hatte auf mich reagiert. Bis ihm bewusst wurde,
dass er auf "Omi" gar nicht hätte reagieren dürfen. Nun ja,
wenigstens hatte ich seit dem Moment Klarheit über seinen richtigen Namen. Er
hieß wohl tatsächlich Omi.
In seinem Zimmer herrschte immer noch Stille. Scheinbar wusste er nicht, was
er jetzt tun sollte. Ich entschied mich, die Situation noch weiter zu
verschärfen. Wollte ihm aber gleichzeitig auch sagen, dass er vor mir keine
Angst haben musste. Meine Stimme sollte nachdrücklich wirken, deutlich machen,
dass es ernst war, aber gleichzeitig auch Vertrauen schenken. Ich versuchte all
das in einem Satz auszudrücken. "Mach bitte die Tür auf. Es ist
wichtig."
Für einen Moment tat sich nichts, dann näherten sich zögerliche Schritte. Omi
öffnete die Tür und ließ mich ein. Ohne ein weiteres Wort trat ich ein und
ging zum Tisch hinüber. Ich stellte das Tablett mit dem Tee ab, legte das Paket
daneben und drehte mich dann um.
Omi hatte die Tür wieder geschlossen und stand jetzt mit gesenkten Kopf
mitten im Raum. Ich stellte mich direkt vor ihn hin. Wieder einmal glaubte ich,
dass der direkte Weg der beste sein musste. "Warum? Wieso hast du nicht von
Anfang an gesagt, dass du Omi heißt und ein Junge bist?" Ich konnte sein
Gesicht nicht sehen. Dafür aber sehr wohl, dass er zusammenzuckte. Die Wahrheit
so gesagt zu bekommen, war wohl unangenehm für ihn.
"Wie kommst du darauf, dass ich ein Junge bin?"
Ich löste die Verschnürungen an seinem Kosode und öffnete ihn. Sanft schob
ich den Stoff über die Schultern, bis er wie von selbst zu Boden glitt.
"Deswegen."
Nur mit einem Lendentuch bekleidet, stand er vor mir. Der Anblick war äußerst
verführerisch, doch zu diesem Zeitpunkt wäre es die völlig falsche Reaktion
gewesen, wenn ich versucht hätte, ihn zu berühren oder gar zu küssen. Obwohl
ich nichts lieber tun wollte als das.
Er rührte sich nicht, hatte nicht einmal versucht, mich am Öffnen des
Kosode zu hindern. Wieder schwieg er. Vorsichtig nahm ich sein Kinn in die Hand
und hob sein Gesicht, so dass ich ihm in die Augen sehen konnte. Er blickte mich
etwas verunsichert an, war aber definitiv nicht verängstigt.
Als er dann endlich etwas sagte, war die Herausforderung in seiner Stimme
deutlich zu hören. "Und? Was wirst du jetzt tun?"
"Nichts, was du nicht auch willst." Gut, das war wohl etwas
zweideutig, aber bei einem fast unbekleideten jungen Mann vor mir, konnte ich
einfach nicht widerstehen.
"Das heißt, du wirst es Aya nicht sagen?" Ich zog leicht meine
Augenbraue nach oben. Warum nur war er so besorgt, dass ausgerechnet Aya
herausfand, dass er kein Mädchen war? Unbewusst schüttelte ich meinen Kopf.
Eigentlich nur, weil ich die Antwort auf meine eigene Frage nicht wusste, aber
Omi deutete es gleichzeitig als Antwort auf SEINE Frage. Nun denn, ich hätte
Aya im Leben nicht gesagt, was ich wusste.
"Ich... Danke." Omi kaute etwas auf seiner Unterlippe herum. Ein
leichtes Zeichen des Unbehagens. War ihm inzwischen bewusst geworden, wie leicht
gekleidet er hier vor mir stand? Ich wusste es nicht. Aber abgesehen davon,
forderte mich diese Situation geradezu heraus, ihn auszufragen.
Eigentlich hätte ich ihm ja sagen sollen, dass er sich wieder anziehen
sollte, doch ich konnte mich nicht dazu überwinden, ihm das zu sagen. Zu schön
war der Anblick seines Körpers.
Ich wollte jetzt die Antworten auf die ganzen Fragen, die sich in den letzten
Tagen aufgehäuft hatten. Und dies schien der richtige Augenblick zu sein.
"Wo wir jetzt beide wissen, dass ich die Wahrheit kenne, kann ich dich da
etwas fragen?"
Er zuckte leicht mit den Schultern. Ich hoffte nicht, dass ihm nun alles egal
war, machte er doch gerade genau diesen Anschein. "Warum hast du dich als
Frau verkleidet? Wieso hattest du neulich diese eigenartige Kleidung an?"
Er sah leicht verschämt zur Seite. "Sagen wir einfach, ich habe eine Wette
verloren. Die Sachen gehören eigentlich meiner Schwester. Reicht das?"
"Für den Moment? Ja." Ich wollte damit nur klar stellen, dass ich
früher oder später auch hinter die anderen Geheimnisse kommen würde, die ihn
umgaben.
"Dann bin ich also für Aya und Ken weiterhin eine Frau, die
vorübergehend Männerkleidung trägt?" Ich nickte bestätigend.
Erleichtert blickte er mir in die Augen. Diese wunderbaren blauen Seen strahlten
mich regelrecht an. Ich konnte mich nicht länger zurück halten, musste ihn
jetzt ganz einfach berühren.
Seine Schulter fühlte sich so weich an. Fast so, als ob er wirklich ein
Mädchen wäre. Langsam strich ich an seinem Arm entlang. Am liebsten hätte ich
ihn umarmt und besinnungslos geküsst, doch damit hätte ich wohl sämtliche
Chancen bei ihm verspielt.
Omi blickte mir immer noch in die Augen. Er schien etwas in meine Blick zu
suchen, doch ich hatte keine Ahnung, wonach er suchte.
Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, wie wir da standen. Meine eine Hand auf
seinem Arm, die andere hielt sein Kinn fest. Omi, der mir gegenüber stand und
mich mit seinem Blick gefangen hielt. Ich fühlte mich absolut machtlos. Konnte
mich einfach nicht rühren.
Vorsichtig nahm er meine Hand von seine Kinn, blickte mir weiterhin direkt in
die Augen. Meine Hand hing jetzt an meiner Seite herunter, ich wusste nicht
ganz, was ich mit ihr anfangen sollte. Seine Finger hingegen strichen sanft
über meine Wange. Ich beugte meinen Kopf etwas zur Seite, wollte mir keine
winzige Berührung entgehen lassen. Es war so wunderbar zärtlich, fast wie ein
Feder, die über meine Haut strich.
Immer noch sahen wir uns an. Er hörte auf, mich zu streicheln. Seine Hand glitt
in mein Haar und zog meinen Kopf langsam nach unten. Ich hätte ahnen müssen,
was kommt. Hatte ich doch die gleiche Bewegung oft genug in meinem Leben selbst
durchgeführt. Hatte die Köpfe von anderen zu mir hingezogen. Doch in meinem
Kopf herrschte nur gähnende Leere, als Omi mich so berührte. Ich hatte nicht
die geringste Ahnung, von dem, was kommen würde.
Unsere Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt, als er
seine Arme um meinen Körper schlang und mich dann küsste. Mich. Er hat mich
tatsächlich geküsst. Ohne, dass ich etwas getan oder gesagt hätte. Ohne
Aufforderung.
Es fällt mir so schwer in Worte zu fassen, was ich in diesem Moment fühlte.
Eigentlich möchte ich nur schreiben: Hach. Ich habe in den vergangen Stunden so
oft an diesen Kuss gedacht und immer wieder kommt mir nur ein Seufzer über die
Lippen.
Omis Lippen fühlten sich so wunderbar weich an. Seine Zunge suchte sich
vorsichtig den Weg in meinen Mund und damit war es dann endgültig um mich
geschehen. Auch ich umarmte ihn, zog ihn näher an mich heran.
Dieser Kuss... es fühlte sich so an, als ob es immer so hätte sein sollen. Ich
kann nicht die richtigen Worte dafür finden, aber es war so, als ob man nach
Hause kommen würde. Als ob es nie etwas anderes gegeben hätte. Und für mich
würde es auch nie wieder etwas anderes geben. Omi war alles, was ich je wieder
wollen würde.
Ich kann mir nicht einmal vorstellen, jemals wieder eine andere Person zu
küssen als ihn. Dieser Kuss sagte mir ganz deutlich, dass wir
zusammengehörten. Für einander bestimmt waren.
Ich wünschte, dieser Kuss hätte bis in alle Ewigkeit dauern können, doch
leider tat er das nicht. Omi löste sich wieder von mir und sah mir erneut in
die Augen. Sein Blick war etwas erstaunt, als er mich ansah. Wonach hatte er
vorhin nur gesucht und was hatte ihn jetzt so überrascht?
Ich sitze hier und schreibe die Ereignisse des Tages auf und schüttele ständig
meinen Kopf. Was hatte er gesucht, als er mir in die Augen geblickt hatte?
Wieder kann ich nur seufzen, weil ich einfach nicht dahinter komme.
Ich weiß nicht, ob Omi die Antwort auf seine Frage noch finden konnte, denn
plötzlich wurden wir unterbrochen. Die Tür hinter Omi öffnete sich und Aya
trat ein.
Für ihn musste es ein eindeutiges Bild gewesen sein. Omi, der halbnackt im Raum
stand, den Kosode zu seinen Füßen und meine Arme, die um seinen Körper
geschlungen waren. Es war mehr als eindeutig.
Omi wandte seinen Kopf nach hinten. Erschrocken drehte er sich wieder zurück,
als er Aya erblickte. Schnell bückte er sich, hob den Kosode auf und zog sich
wieder an. Er hatte es wohl gerade noch geschafft zu verhindern, dass Aya sein
wahres Geschlecht erkannte. Die nachfolgenden Ereignisse lassen zumindest darauf
schließen.
Irgendwie geschah in diesem Moment alles gleichzeitig. Aya, der eintrat. Ken,
der hinter ihm auftauchte. Omi, der sich anzog. Aya, der plötzlich vor mir
stand und mir eine schallende Ohrfeige gab. Aya, der es förmlich genoss, mich
in Grund und Boden zu reden.
Ich rieb mir noch die Wange und blickte reichlich irritiert, als er seine Tirade
abließ. Ich hatte nicht einmal die Chance, mich zu rechtfertigen. (Oder ihm
ebenfalls eine reinzuhauen.) "Es reicht. Hast du nicht schon genug Schande
über deine Familie gebracht? Du bist wirklich das Letzte. Dein Onkel hat mich
vor genau solchen Situationen gewarnt. Aber nicht mit mir. Du wirst Omiko nicht
entehren. Wir werden zu ihren Eltern reiten und dort wirst du um ihre Hand
anhalten. Und jetzt scher dich sofort aus diesem Raum."
Das saß. Und zwar ziemlich tief. Aber bevor ich mir von einem hergelaufenen
Verwaltersohn etwas sagen ließ, musste schon einiges passieren. "Den
Teufel werde ich, du hast mir gar nichts zu sagen."
"Und ob ich das habe. Du stehst auf dieser Reise unter meiner Obhut. Und
wenn du vor unseren Augen junge Frauen schändest, dann werde ich das nicht
zulassen. Du wirst ihre Ehre wiederherstellen. Du wirst sie heiraten. Und das
ist ein Befehl. Und jetzt verschwinde von hier."
Das mit dem Schänden war ja wohl reichlich übertrieben. Omi hatte ja noch
nicht einmal auf dem Bett gelegen. Obwohl ich auch dagegen nichts gehabt hätte.
Und dann hätte Aya vielleicht noch recht gehabt. Aber so war sein Wutausbruch
absolut ungerechtfertigt.
Ich blickte hilfesuchend zu Omi. Er konnte doch eigentlich auch nicht wollen, so
mir nichts, dir nichts, verheiratet zu werden. Doch er stand nur sprachlos da.
Da Omi nicht wirklich in der Lage schien, für sich zu sprechen, wollte ich mich
für ihn einsetzen. "Ich glaube nicht, dass Omiko von dieser Idee
sonderlich begeistert ist. Du kannst doch nicht über unsere Köpfe hinweg
entscheiden, was mit uns passiert!" Omi nickte unterstützend.
Aya ging darauf zwar ein, doch an seiner Meinung änderte es wenig. "Es
tut mir leid für Omiko, dass sie einen Bastard wie dich heiraten wird. Doch
ihre Ehre ist wichtiger. Und eigentlich sollte sie das auch verstehen."
Damit hätte er wohl recht gehabt, wäre Omi eine Frau gewesen. Doch das war er
mit Sicherheit nicht. Und die anderen Geheimnisse führten meiner Meinung auch
dazu, dass ihm seine Ehre im Moment nicht sonderlich wichtig war. Nur wie
sollten wir das Aya begreiflich machen?
Ich bekam dazu vorerst keine weitere Chance. Denn Aya schob mich und Ken einfach
aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter uns. "Und wenn du es wagst, dich
heute Abend hier noch einmal sehen zu lassen, dann garantiere ich für nichts
mehr!" Er selbst richtete sich häuslich vor der Tür zu Omis Zimmer ein
und schien diesen Platz auch nicht verlassen zu wollen.
Man konnte einfach nicht mit ihm reden. Für den Augenblick war er
entschlossen, keinen Inch von seiner Meinung abzuweichen. Ich schüttelte
entgeistert den Kopf und ging erst einmal in mein Zimmer. In der Hoffnung, dass
er Morgen wieder vernünftig war und die Angelegenheit mit der Hochzeit fallen
ließ.
Tja, und jetzt sitze ich hier und versuche mir Gründe einfallen zu lassen, die
Aya überzeugen könnten. Bis jetzt ist mir noch nichts Sinnvolles eingefallen,
aber ich habe ja noch die ganze Nacht Zeit.
Und vielleicht hat Ken ja doch recht und Aya hat es nicht so gemeint. Wir werden
ja morgen sehen, ob das der Wahrheit entspricht.
Und noch ein Wort an den Richter. Ist das jetzt ein Punkt, der mich entlastet, weil ich ihn umgebracht habe? Er hätte es wirklich verdient. Sich einfach in mein Leben einmischen und dann über die Zukunft von Omi und mir entscheiden. Bastard
Ich bin wirklich gespannt, wie sich die kommenden Tage entwickeln.
Und dann frage ich mich, was gerade in Omi vorgeht. Ob er mich noch einmal
küssen wird? Ob ihm dieser Kuss überhaupt gefallen hat? Ich hoffe es so sehr.
TBC.
Und jetzt mal bitte alle die Hand heben, denen die Kussszene gefallen hat. Ihr dürft dazu übrigens ein Kommentar schreiben.
