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Kapitel 9:

The Moon Will Rise, The Sun Will Set, But I Won't Forget
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"Miss Duvessa! Was haben Sie um diese Uhrzeit in meinem Klassenraum zu suchen?!" Severus mußte sich anstrengen, die Überraschung und Anspannung aus seiner Stimme zu verbannen. Er hatte an diesem Abend nicht mehr mit viel gerechnet, mit Sicherheit ein Fehler, wenn man bedachte, daß gerade er eigentlich so wachsam wie nur eben möglich und auf alles mögliche vorbereitet sein sollte, aber am allerwenigsten hatte mit einer Begegnung mit Aidan gerechnet.

Seine rechte Augenbraue bog sich ganz automatisch hinauf zum Haaransatz. Eine Begegnung mit einer offensichtlich sehr wütenden Aidan.

„Wo bist du den ganzen Tag gewesen?" Die schneidende Antwort lag Severus bereits auf der Zunge, doch er brachte sie einfach nicht heraus. Aidans Stimme, der Ausdruck in ihren Augen, waren sogar noch befremdlicher als ihre Worte. Noch befremdlicher als die Tatsache, daß sie jetzt aufstand und auf ihn zukam, die Hände in die Hüften gestemmt wie eine wütende Ehefrau. Im letzten Moment konnte er sich von einem unwillkürlichen Schritt zurück abhalten. Er straffte sich ein wenig und sein Blick wurde hart. Doch hinter der Fassade rasten seine Gedanken um die Wette. Hatte seine Schülerin getrunken? Oder etwas eingenommen?

„Miss Duvessa, verlassen Sie sofort diesen Raum! Sie dürfen sich längst nicht mehr außerhalb des Gemeinschaftsraums aufhalten." Ein kaltes Lächeln zog über Aidans Lippen und Severus war sofort klar, daß sie seinen kläglichen Versuch als das enttarnt hatte, was er war. Sie machte keinerlei Anstalten, seiner Anweisung zu folgen.

„Schon vergessen? Ich bin Vertrauensschülerin, ich darf mich auch nach der Sperrstunde noch im ganzen Schloß aufhalten."
„Nicht in diesem Klassenraum." Für einen kurzen Moment änderte sich der Ausdruck in ihren Augen. Sie schien überrascht über den warmen Unterton zu sein, den seine Stimme plötzlich angenommen hatte. – Doch anders als er gehofft hatte, wirkte dieser Ton nicht beruhigend auf sie.

„Ich bin kein Kind, Severus! Also rede nicht so mit mir." Beim Klang seines Namens weiteten sich seine Augen ein wenig.

Keiner seiner Schüler wagte es, ihn beim Vornamen zu nennen. Bei ihm noch weniger als bei jedem anderen Lehrer dieser Schule.

„Es reicht jetzt!" Mit voller Wucht schlug die Kälte ein und schien diesmal sogar bis zu Aidan durchzudringen, die einen Moment in ihrer Bewegung inne hielt. Severus wußte nicht, was er als nächstes tun sollte. Er war müde, wollte nichts weiter, als in sein Schlafzimmer gehen und noch ein paar Stunden Schlaf ergattern, bevor er wieder von seinen Träumen geweckt wurde. Doch die junge Slytherin machte nicht den Anschein, daß sie mit seinen Plänen kooperieren würde.

Schülerin und Lehrer starrten sich eine Weile an. Severus wußte, seine eigenen Augen waren frei von jeglicher Emotion, kalt und hart. Doch die Augen seiner Schülerin... in ihnen wirbelten so viele verschiedene Emotionen durcheinander. So viele Gegensätze und Widersprüchlichkeiten.

„Warum stößt du mich fort? Warum glaubst du, daß deine kleine Assistentin dir etwas Besseres zu bieten hat als ich?" Aidan trat noch einen Schritt näher an Severus heran und streckte ihre Hand nach seinem Gesicht aus. Severus wollte ihre Hand abfangen, wollte sie am liebsten an eben jener Hand zur Tür befördern und hinaus werfen, aber sein Körper wollte ihm nicht gehorchen, seine Arme blieben wo sie waren, unbeweglich an seiner Seite hängend.

Er schloß für einen kurzen Moment die Augen, als die warme Hand seiner Schülerin seine Wange berührte.

„Aidan, bitte, Sie wissen ja schon gar nicht mehr, was Sie da reden." Ein wunderschönes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und Severus hätte sich am liebsten selbst in den Hintern getreten, auch wenn er nicht wirklich wußte, mit was er sie nun wieder ermutigt haben konnte.

„Oh doch, das weiß ich sogar sehr genau." Severus machte sich eine mentale Notiz im Hinterkopf, daß er bei Gelegenheit unbedingt wieder einmal eine genauere Kontrolle in seinem Haus durchführen mußte. Er war sich fast sicher, daß er dabei eine Menge verbotene Kräuter und Getränke finden würde. Vielleicht war das der Grund, weshalb Aidan sich so merkwürdig benahm. Er hatte sein Haus zu sehr vernachlässigt, hatte sich zu sehr darauf verlassen, daß seine Vertrauensschüler es unter Kontrolle hatten.

„Gehen Sie schlafen, Miss Duvessa." Sein Ton war wieder härter, der Versuch, keinen Widerspruch zulassen zu wollen, offensichtlich.

„Wir unterhalten uns morgen in aller Ruhe über diese Sache."

„Warum nicht jetzt?" Severus unterdrückte ein Seufzen und endlich gehorchte seine Hand seinen Befehlen und legte sich wie eine Eisenklammer um das Handgelenk seiner Schülerin, deren Hand noch immer auf seiner Wange lag.

„Miss Duvessa, Sie werden jetzt gehen oder Direktor Dumbledore wird an unserem Gespräch morgen teilnehmen." Aidans Miene verdunkelte sich ein wenig bei dem Gedanken an den Direktor und zum wiederholten Male, seit diese unheilvolle Szene ihren Lauf genommen hatte, fragte Severus sich, was im Kopf seiner Schülerin vorgehen mochte.

Er verstand nicht, warum sie das hier tat, verstand absolut nicht, warum sie nicht einen Moment vor all dem hier zurückschreckte, aber er wußte, daß er zu einem Teil die Schuld daran trug, denn er war von Anfang an zu weich gewesen. Gleich bei den ersten verstörenden Signalen hätte er umbarmherzig wie immer sein müssen.

„Warum gibst du nicht endlich zu, daß du gar nicht willst, daß ich gehe?" Aidans Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als sie sich ein wenig näher an ihn lehnte. Severus' Griff um ihr Handgelenk wurde noch ein wenig fester, denn in diesem Moment schrillten sämtliche Alarmglocken in ihm los. Sie würde es nicht noch einmal wagen! So dumm konnte sie nicht wirklich sein.

Mit einer viel kraftvolleren Bewegung, als er eigentlich gewollt hatte, stieß er Aidan von sich. Sie taumelte zurück, stolperte, fand aber gerade noch Halt an der großen, schweren Holztür des Klassenzimmers, bevor sie fiel.

„Du bringst nicht nur mich in größte Gefahr, Mädchen!" knurrte er und schaffte es endlich, daß sie ein wenig vor ihm zurückweichen wollte. Doch der Moment dauerte nur kurz.

„Ich bin deine Chance, Severus. Ich kann dir viel mehr geben als sie. Frieden und Sicherheit zum Beispiel." Severus lachte. Es war ein so rauhes, freudloses Lachen, daß es Aidan kalt den Rücken hinunter lief. Seine schwarzen Augen funkelten eisig.

„Ein wirklich guter Witz, Mädchen. Ich hoffe, daß du das nicht wirklich glaubst, denn sonst ist die Gefahr, in der du selbst dich befindest, sogar noch größer, als ich erst angenommen hatte." Aidan öffnete den Mund, als wollte sie antworten, doch zum ersten Mal, seit sie dieses Spiel begonnen hatte, schienen ihr die Worte zu fehlen. Severus verbarg seine Erleichterung darüber hinter seiner kalten Maske, die noch ein wenig härter, noch ein wenig eisiger wurde. Und obwohl er nicht sicher war, ob es das richtige war, ging er ein paar Schritte auf sie zu, stets darauf bedacht, so düster und bedrohlich wie möglich zu wirken. Sie war nichtsdestotrotz nichts weiter als ein junges Mädchen, richtig? Und selbst sie konnte nicht so blind vor ... was auch immer sein, daß sie sich nicht wenigstens ein kleines bißchen vor ihm fürchtete, wenn er diese Mauer aus Eis und Abweisung um sich errichtete.

„Was willst du mir geben, Aidan?" seine Stimme war wieder sanft, aber emotionslos. Keine Gefühle mehr, sie verstand sie ja doch nur, wie sie es wollte.

„Wenn du mit mir zusammen bist, wird der Dunkle Lord dich nicht länger verfolgen." Ihre Worte kamen in solcher Überzeugung, mit so viel Kraft über ihre Lippen, daß Severus sie nur zu gerne geglaubt hätte, wenn auch nur für einen Moment. Doch er wußte, sie waren ein Traum, eine Lüge, die man ihr in den Kopf gepflanzt hatte. Er würde diesen Frieden niemals erlangen, so lange Voldemort noch existierte und wahrscheinlich darüber hinaus nicht. Nicht einmal mit ihr. Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen.

„Du überschätzt dich, Aidan. Der Dunkle Lord vergibt Verrätern nicht. Niemals." Tränen stiegen in Aidans bis dahin so sichere Augen. Wer hatte recht? Wem von beiden konnte sie glauben? Aislin sagte, er würde durch sie Vergebung erlangen, doch Severus kannte den Dunklen Lord sehr viel länger und sehr viel besser als Aislin. Mußte er es nicht auch besser wissen?

Aber andererseits, Severus hatte dem Dunklen Lord nach dessen Auferstehung den Rücken gekehrt, er wußte nicht, was sich alles verändert hatte. Vielleicht war nicht mehr alles so wie früher. Zeiten änderten sich, nicht wahr?

„Du weißt es nicht. Du könntest es wenigstens versuchen. Er ist nicht mehr so wie früher. Er..." Ein kaltes, grausames Lachen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren und die Worte blieben ihr im Hals stecken. Die eiskalte Verzweiflung in Severus schlug ihr so ungefiltert entgegen, daß sie fast schon geschockt war. Das Lachen erstarb in seiner Kehle und ihr war, als senkte sich mit der Stille auch gleichzeitig eine dicke Frostschicht über den Kerker und jeden, der sich darin befand.

„Niemals Aidan. Und wenn es für dich – noch nicht zu spät sein sollte, dann bitte ich dich, höre auf mich und teste es nicht. Lord Voldemort hat niemals vergeben, vergibt nicht und wird niemals vergeben. Nicht so lange er auf dieser Welt ist. Niemals. Er verlangt absoluten, unangezweifelten Gehorsam. Zweifel und Unsicherheit in sein Wort und seine Tat werden grausam bestraft, der kleinste Verdacht von Verrat ist dein Tod. Du kannst niemandem vertrauen, der in seinen Diensten steht."

„Ich bin es, nicht wahr? Du denkst, ich bin nicht gut genug für dich." Severus widerstand dem Drang, verzweifelt die Arme in die Luft zu werfen, in der Hoffnung, daß seine Fassade so undurchdringlich war, wie er gerade dachte. Fast abwesend rieb er sich die Schläfen, hinter denen er ein unangenehmes, dumpfes Pochen spürte.

„Kind, du bist meine Schülerin. Ich bin dazu da, dich zu schützen, dich zu unterrichten. Und nicht mehr." Es war ein verzweifelter letzter Appell an ihre Vernunft. Er war umsonst, das wußte er schon, noch bevor die Worte ausgesprochen waren, aber es war etwas, was versucht werden mußte, nicht unversucht bleiben durfte.

„Ich warte auf dich." Kalte, schwarze Augen funkelten sie an, eine samtige Stimme holte zum letzten Schlag aus.

„Nein, Aidan." Aidan ließ den Kopf hängen. Die Kälte sank unangenehm in ihre Knochen, betäubte ihre Sinne. Das war sie gewesen, seine letzte Chance, das ganze auf dem angenehmen Weg zu erledigen.

Er hatte sie verstreichen lassen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

„Wie kann man nur so dumm sein?" Ein verzweifelter Blick aus tief violetten Augen traf ihn, doch bevor er etwas darauf erwidern konnte, hatte Aidan den Kopf geschüttelt, den Umhang fester um ihren Körper geschlungen und den Kerker verlassen.

Severus blieb zurück und all seine Hoffnungen auf eine friedliche Nacht und den ersten Tag seit sehr langer Zeit, an dem er ausgeruht sein würde, waren mit einem Schlag in sich zusammen gefallen. Dafür war das ungute, nagende Gefühl zurück, das ihn stets daran erinnerte, wie nah Voldemort ihm war und daß der Tod ihm praktisch im Nacken saß.

Die feinen Härchen in seinem Genick stellten sich auf, die Gänsehaut breitete sich über seinen ganzen Körper aus. Nein, es würde niemals vorbei sein, bis dieses Schreckgespenst endlich für immer vernichtet war. Nichts anderes als Voldemorts Tod würde für ihn selbst das Ende der Angst bedeuten.

Doch er wurde das Gefühl nicht los, daß die Gefahr gerade eben noch ein wenig gestiegen war.

Das Grinsen auf Aislins Gesicht gefiel Aidan nicht. Es war so kalt, so zufrieden. So sollte ihre Freundin nicht aussehen, nachdem sie ihr gerade ihr Herz ausgeschüttet und all ihr Leid geklagt hatte. Nicht einmal, wenn das Leid beinhaltete, daß der Mann, den diese Freundin haßte, sie zurückgewiesen hatte. Schon wieder. Endgültig.

„Du machst mir Angst, Lin." Die Blicke der Freundinnen trafen sich und in den himmelblauen Augen der Freundin glitzerte etwas, das Aidan früher dort nie gesehen hatte. Doch sie konnte nicht sagen, ob es gefährlich war oder nicht. Ob sie es meiden oder ihr vertrauen sollte.

„Du hast keinen Grund, mich zu fürchten, Aidan. – Ich würde dir nie etwas tun, das weißt du. Ich werde sogar etwas für dich tun. Snape hat mir gerade die Möglichkeit in die Hand gegeben."

„Was meinst du?" Aislin schüttelte den Kopf, daß ihre blonden Locken flogen.

„Noch nicht, meine Süße. Laß dich überraschen. Aber es wird dir gefallen, da bin ich mir sicher." Doch damit war Aislin die einzige. Aidan war sich ganz und gar nicht sicher, war es nie gewesen und seit der letzten Begegnungen mit Severus vor wenigen Minuten war sogar das letzte bißchen Sicherheit, mit dem sie ihrer Freundin begegnet war, noch mehr geschrumpft.

Sie wurde das Gefühl nicht los, daß Severus recht hatte und Aislin ihr nicht helfen konnte. – Aber dennoch, Aislin war ihre letzte Chance, ihre einzige. Und sie war nicht wie Severus. Sie ließ ihre Chancen nicht verstreichen. Nicht wenn so viel davon abhing.

Hermine blickte von dem Buch auf, in dem sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr las. Die Seiten hätten schon längst tiefe Brandlöcher haben müssen, von den intensiven Blicken, mit denen sie von ihr durchbohrt wurden.

Es war noch recht früh am Tag, die Schule noch lange beschäftigt mit Unterricht, Schularbeiten und Nachsitzen, während Hermine mal wieder Zuflucht in der Bibliothek gesucht hatte. Doch sie konnte sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren. Nach einer wie erwartet unruhigen Nacht war sie schon den ganzen Tag in Gedanken bei Harry.

Sie lächelte. Immerhin, das war einmal eine Abwechslung. – Doch Hermine wurde das Gefühl nicht los, daß sie gerade auf dem besten Weg war, auf allen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen und daß das bei weitem keine gute Idee war. Nicht, wenn Harry ohnehin schon eifersüchtig auf Severus war und sie noch dazu ganz offensichtlich der Kuppelei für schuldig befunden werden konnte, wenn sich zwischen Severus und Sesha doch noch etwas entwickeln würde.

Und dennoch. Harry war ihr ältester und bester Freund. Die Freundschaft zu ihm war ihr wichtig und sie wollte sie nicht aufs Spiel setzen. Zu lebhaft erinnerte sie sich noch daran, wie sie und Ron sich auseinander gelebt hatten. Von Freundschaft in eine Beziehung, in den konstanten Streit und dann der klägliche Versuch, zurück zur Freundschaft zu gelangen. Es war nicht gelungen und Hermine konnte nicht einmal sagen, daß sie darüber überrascht war.

Um so mehr lag ihr daran, daß es mit Harry jetzt nicht ähnlich ging. Sie mußte für ihn da sein und wenn sie es schon nicht selbst sein konnte, dann mußte sie doch immerhin dafür sorgen, daß es jemand anderes war. Jemand, der sie gebührend ersetzen konnte. – Jemand, der Harry gut kannte, fast so gut, wie sie und Ron.

Hermine lächelte und klappte mit einem bestimmten Nicken das Buch in ihrer Hand zu. Da gab es ja nun wirklich nicht allzu viele Möglichkeiten.

Das Feuer im Kamin brannte langsam herunter und die anderen Lehrer und Belegschaftsmitglieder waren bereits ins Bett gegangen.
Hermine hielt einen großen Kristallkelch in der Hand und blickte ein wenig gedankenverloren in den Rest der rubinroten Flüssigkeit darin. Er war sicherlich der richtige und sie mußte sich keine Vorwürfe machen, daß sie Harry hängen ließ. Dieser Gedanke war einfach lächerlich, auch wenn er Harry sicherlich das eine oder andere Mal kommen würde.

Harry hatte in der letzten Zeit einen Hang zum Lächerlichen, wenn es um seine Rationalität ging, das war nicht nur Severus aufgefallen.

Sie schluckte und blickte mit einer fast schon wilden Entschlossenheit in den Augen auf.

„Fred, ich möchte dich um etwas bitten." Fred hob den rechten Zeigefinger, blickte aber nicht sofort von seinen Notizen, die er ausgepackt hatte, nachdem alle außer Hermine den Raum verlassen hatten, auf. Hermine verstummte.

Nach einer weiteren Minute schweigenden Lesens und einer sehr professorenhaft kraus gezogenen Stirn, blickte Fred schließlich auf.

„Raus damit." Er lächelte so breit, daß sie seine Zähne im warmen Licht der Kerzen, die den Raum erleuchteten, aufblitzen sehen konnte.

„Hast du Harry seit vorgestern gesehen?" Das Lächeln verschwand und Fred nickte ernst.

„Ja, gestern und heute morgen beim Frühstück. Er sah nicht gut aus." Hermine wandte ihren Blick von ihm ab und starrte auf ihre nervös in ihrem Schoß zusammen gefalteten Hände. Ihre Finger hatten sich schon fast krampfhaft um den Stiel des Kelches herum ineinander verknotet. Fred warf ihr einen skeptischen Blick zu.

„Du weißt warum oder, Hermine?" Hermine antwortete nicht und blickte auch noch nicht wieder auf. Sie suchte die passenden Worte und war erstaunt darüber, wie schwer das auf einmal war, obwohl sie doch den ganzen Tag an nichts anderes gedacht hatte, als daran, wie sie Fred bitten würde, sich um Harry zu kümmern und ihm auf sanfte Art den Kopf zurecht zu rücken.

Fred entknotete seine im Schneidersitz verschränkten Beine und stützte sich mit den Ellbogen auf seinen Knien ab, um Hermine eindringlicher ansehen zu können.

„Du weißt, was passiert ist, nachdem er aus der Großen Halle verschwunden ist, hab ich recht? – Jetzt rück schon raus damit." Das Lächeln war zurück auf seinem Gesicht, wenn es auch diesmal nicht ganz so unbefangen wirkte, wie noch vor wenigen Minuten.

Hermine seufzte und straffte ein wenig die Schultern.

„Ich kann dir nicht alles erzählen, weil ich versprechen mußte, über die Geschichte zu schweigen, aber ich kann dir zumindest zum Teil sagen, was passiert ist." Begann sie ein wenig zögerlich, jedes einzelne Wort war mit großer Sorgfalt ausgewählt, um bloß kein Stückchen Information zu viel heraus zu geben und so Severus' hart umkämpftes Vertrauen wieder zu verlieren.

Fred lehnte sich noch ein Stückchen weiter vor und versuchte, ihren Blick aufzufangen.

„Er ist Severus nachgelaufen und die beiden hatten einen ziemlich heftigen Streit. Ich wette, wenn die meisten Schüler nicht noch in der Großen Halle gewesen wären, hätte das ganze Haus Slytherin gehört, was er Harry an den Kopf geworfen hat." Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen bei diesem Gedanken. Den kleinen Schlangen hätte es sicher gefallen, wenn auch nicht unbedingt dem Zaubertrankmeister, der ein bißchen mehr von sich preis gegeben hatte, als irgendein Sterblicher auf dieser Welt jemals hatte erfahren sollen. Geschweige denn, der Junge, der überlebte.

„Er war nicht nett zu ihm, aber er hatte recht. Ich fürchte nur, daß Harry das noch nicht so ganz begreift. Er ist so – dickköpfig und stur geworden. Noch vielmehr als früher. Er sieht Feinde und Gespenster hinter jedem Baum. Sogar ich habe mich ein bißchen überfordert gefühlt, als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe." Fred zog die Augenbrauen zusammen, der fragende Blick auf seinem Gesicht bis ins Letzte ernst und ehrlich besorgt.

„Was soll ich tun?" Hermine hob leicht die Schultern.

„Ich möchte dich bitten, daß du versuchst, ihn erst mal nur zum Reden zu kriegen. Er soll dir die ganze Geschichte erzählen. Wie das mit Cho auseinander ging, warum er nicht um die Beziehung gekämpft hat. – Und wenn er das getan hat, dann mußt du ihm irgendwie klar machen, daß Sesha für ihn unerreichbar ist." Wieder zogen zwei feuerrote Augenbrauen sich zusammen.

„Keine schöne Aufgabe." Hermine nickte.

„Ich weiß, aber ich kann es nicht tun. Er glaubt doch, daß ich Severus ihm vorziehen würde, daß auch ich ihn letztendlich verraten habe. – Das war zumindest die Quintessenz unseres Gesprächs in Hogsmeade." Ein bitteres Lächeln. „Ich weiß, daß es viel verlangt ist, Fred, aber du bist hier in Hogwarts am nächsten dran an einem ‚besten Freund' für Harry. Ron ist weit weg und nach dem, was Percy erzählt hat, ist er ziemlich beschäftigt.

Mach es ihm irgendwie klar und wenn du es noch irgendwo unterbringen kannst, dann versuch doch auch gleich, ihn dazu zu bringen, sich mit Cho in Kontakt zu setzen." Einen langen Moment hing Schweigen in der Luft. Hermine sah Fred nicht an und auch er versuchte nicht länger, ihren Blick aufzufangen. Schließlich hörte Hermine, wie Fred aufstand und leise Schritte ihn zu ihr hinüber trugen. Sie blickte auf und sah in seine warmen, braunen Augen, die ein wenig funkelten.

„Ich versuche es." Er preßte seine Stirn an ihre. „Aber ich verspreche dir nichts. Harry ist ein sturer Esel und ich bin kein Wunderheiler."

„Vielleicht braucht er den ja gar nicht." Entgegnete Hermine mit einem dankbaren Lächeln. Was würde sie nur ohne Fred machen?

„Hi Harry." Harry saß im Klassenzimmer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste auf der Fensterbank und starrte gedankenverloren auf die Ländereien von Hogwarts hinaus. Die letzte Unterrichtsstunde für diesen Tag war bereits seit über einer Stunde vorbei, doch Fred war sich fast sicher, daß sein Freund das Klassenzimmer seit dem Morgen nicht verlassen hatte.

„Dir geht es nicht besonders gut oder?" Harry hob die Schultern, sah Fred aber noch immer nicht an. Immerhin war das schon mal ein Zeichen, daß er ihn überhaupt wahrgenommen hatte, wenn auch nicht viel mehr. Er zog sich den Stuhl vom Lehrerpult an das Fenster heran und setzte sich, die Arme auf der Rückenlehne des Stuhls abgelegt.

„Red drüber, das hilft." Erst schien es so, als würde Harry ihn einfach ignorieren wollen, doch schließlich wandte er doch endlich den Blick vom Fenster ab und sah Fred an. Fred versuchte, nicht zu zeigen, wie überrascht er über Harrys Anblick war. Sein Freund sah aus wie der lebende Tod. Blaß, mit dunklen Ringen unter den Augen. Das Funkeln war aus dem tiefen Grün verschwunden und durch eine stumpfe Traurigkeit ersetzt worden und auf Harrys Wangen zeichneten sich die ersten Spuren von Bartstoppeln ab, die dunkel gegen die sehr helle Haut hervortraten.

„Was soll ich dir erzählen?" fragte Harry so leise, daß Fred ihn kaum verstehen konnte. Seine Stimme klang so heiser, als habe er den ganzen Tag nur geschrieen oder seine Stimme schon seit Jahren nicht mehr zum Sprechen genutzt. Fred hob leicht die Schultern.

„Na ja, probier es doch einfach mal mit der ganzen Geschichte von Anfang an." Harry drehte den Kopf zurück in Richtung Fenster und zog seine Knie etwas enger an seinen Körper. Er wirkte fast wieder wie das unsichere Kind, das Harry in seinem ersten Schuljahr gewesen war, nur daß ihm dieses Mal die Neugierde fehlte, die damals mit seiner Angst vor den ganzen neuen Eindrücken um die Oberhand gekämpft hatte. Diesmal war es nur Angst, was Fred in der Haltung und dem Gesicht seines Freundes sah und es machte ihn traurig.

„Warum zum Beispiel wußte niemand, daß Cho und du ein Kind erwartet? Du hast es nicht einmal Hermine erzählt. Sie ist deine beste Freundin." Harry lehnte den Kopf gegen das eiskalte Fenster und schloß für einen Moment die Augen.

„Sie ist nicht mehr so, wie ich sie in Erinnerung hatte. Das hat mich erschreckt. Ich meine, die Hermine, die ich kannte, die hat Snape nicht als Kollegen oder sogar Freund betrachtet. Die Hermine, mit der ich all die Jahre befreundet war, hatte immer Zeit für mich, wenn ich sie gebraucht habe und war in erster Linie immer zuerst für mich da, wenn etwas war.

Die Hermine, die ich hier in Hogwarts wiedergesehen habe, ist ganz anders. – Ich wollte... na ja, ich wollte erst mal gucken, ob diese Hermine und ich überhaupt noch auf einer Wellenlänge sind, bevor ich so etwas erzähle." Harry fuhr sich durch das zerzauste Haar.

„Und Hermine hat den Test wohl nicht bestanden."

„Ist das denn so unglaublich? Ich meine, ich komme hier her und sehe, daß Hermine sich plötzlich mit Snape gut versteht, daß sie seine Nähe öfter sucht als meine und das, obwohl wir beste Freunde waren und uns seit Jahren nicht mehr gesehen haben. – Ich war eifersüchtig." Er warf Fred einen kurzen Blick zu. Der ältere Mann schien zu verstehen.

„Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein, Harry. Hermine versucht nichts weiter, als für Severus zu sein, was sie auch für dich ist." Er grinste. „Ich weiß, daß es für dich unglaublich klingt, aber sogar Severus ist ein Mensch." Ein kurzes Lächeln zog über Harrys Lippen. Oh ja, das war wirklich unglaublich.

„Sie wollte dir sicher nicht weh tun, Harry. Sie macht sich große Sorgen um dich, traut sich aber nicht, zu dir zu kommen, weil sie Angst hat, du könntest sie wegen Severus zurückstoßen. Sie hat schon Ron verloren, verstehst du?" Ein knappes Nicken war Harrys einzige Antwort, doch Fred wußte, er verstand, was er sagen wollte. Harry hatte die ganze Zeit über zwischen den Fronten gestanden und hatte sich nur für keinen von beiden entscheiden müssen, weil Hermine freiwillig das Feld geräumt hatte. Er wußte sicher nur zu genau, wie Hermine sich damals gefühlt hatte und begriff sicher, daß sie fürchtete, es könne ihr mit Harry nun genauso ergehen.

„Du solltest mit ihr reden. Ich bin mir ziemlich sicher, daß du nicht so dumm bist, eure Freundschaft zu opfern, nur weil du es nicht verkraftest, daß sie auch für Severus eine Freundin geworden ist, oder?" Harry und Fred sahen sich einen Moment in die Augen, bevor Harry den Blick wieder über die Ländereien schweifen ließ.

„Und Snape gewinnen lassen? Mit Sicherheit nicht, Fred. Hermine war zuerst meine beste Freundin und sie wird es auch bleiben." Fred lachte leise über Harrys Wortwahl, die ihn ebenfalls wieder sehr an den Jungen von damals erinnerte, aber er war froh, daß Harry es definitiv nicht so weit kommen lassen wollte.

„Schön, daß das geklärt ist. – Ich bin zwar nicht Hermine, aber du kannst mir trotzdem erzählen, was zwischen Cho und dir passiert ist, Harry. Ich bin für dich genauso da wie Ron und Hermine." Wieder zögerte Harry einen Moment, doch schließlich lehnte er sich ein wenig gegen die kalte Steinmauer in seinem Rücken zurück und begann leise zu erzählen.

„Zwischen Cho und mir hat es schon lange ein wenig gekriselt. Ich weiß gar nicht, wann genau das eigentlich angefangen hat. Wahrscheinlich kam es auch nicht besonders plötzlich. – Ich ... ich war wohl nie richtig gut darin, Zeichen zu lesen." Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. „Es waren die ganze Zeit über lächerliche, kleine Streitereien, nichts wirklich Ernsthaftes. Ich habe es erst für Machtkämpfe oder so gehalten. – Vielleicht weil ich lange geglaubt habe, daß es Cho nicht gefallen hat, ihre Quidditch-Karriere aufgeben zu müssen." Fred hatte den Kopf auf seine Arme gelegt und hörte ihm aufmerksam zu.

„Warum mußte sie ihre Karriere aufgeben? Sie war gut." Das Lächeln auf Harrys Gesicht verlor ein wenig an Bitterkeit und er nickte.

„Ja, sie war großartig. Aber trotzdem hat sie keines der Teams, bei denen sie zum Probetraining erschienen ist, unter Vertrag genommen. Ich kann mir nicht erklären warum, aber die Saison begann und sie gehörte zu keinem Team.

Sie ist danach an die Universität in London gegangen und hat für das Team der Uni gespielt. Damit war sie wieder zurück auf dem Niveau von Schul-Quidditch, aber damals hat sie noch nicht aufgegeben. Sie wollte es wieder probieren, nach dem Studium, und sie war sich sicher, daß sie es dann schaffen konnte, daß alles, was sie brauchte, nur ein wenig mehr Übung war."

„Aber das war wohl nicht so?" Harry hob die Schultern.

„Keine Ahnung. Sie studiert noch immer und jetzt ist auch noch das Kind da. – Das ist auch der Grund, warum ich erst gedacht habe, es sei Quidditch. Ich habe gedacht, sie würde mir die Schuld geben, daß sie jetzt auch noch für ein Kind sorgen muß und sich neben dem Studium bald auf nichts anderes mehr konzentrieren kann." Fred schüttelte ein wenig unwillig den Kopf.

„Nicht alles im Leben dreht sich um Quidditch, Harry. Wenn Cho dieses Kind nicht gewollt hätte, dann hätte es eine Menge Möglichkeiten gegeben. – Ich fürchte, du hast recht, was deine Unfähigkeit Zeichen zu lesen angeht, mein Freund." Harry so am Boden zerstört zu sehen, ging Fred näher, als er zuerst gedacht hatte. Er und Harry waren zwar schon in der Schulzeit Freunde gewesen, aber sein Verhältnis zu ihm war niemals so eng gewesen, wie die Freundschaft zwischen seinem jüngsten Bruder und dem berühmtesten Zauberschüler von Hogwarts. Mit Harry befreundet zu sein, war stets nur eine leichte, fröhliche Angelegenheit gewesen. Für die schwerwiegenden Probleme, bei denen ein Freund gebraucht wurde, war immer Ron zuständig gewesen und so ungern Fred es auch tat, zumindest vor sich selbst mußte er zugeben, daß er sich jetzt doch ein klein wenig überfordert fühlte.

Aber große Erwartungen waren noch nie etwas gewesen, vor denen ein Fred Weasley davongelaufen war. Das mußte er sich nur vorhalten und schon würde er die richtigen Worte finden. – Hoffentlich.

„Mein Leben hat sich aber nun mal immer um Quidditch gedreht. Ich war zu fixiert darauf, um zu erkennen, daß es für Cho längst nicht mehr die Welt war wie für mich."

„Wann ist euer Streit eskaliert?" Harry blinzelte einige Male nachdenklich.

„Vor fünf Monaten etwa. Etwas weniger." Fred schluckte, doch sein Hals war unangenehm trocken.

„Erzähl es mir bitte." Es fiel Harry sichtlich schwer, von dem letzten großen Streit mit Cho zu erzählen. Er hatte es Ron erzählt und eigentlich gehofft, danach nie wieder davon sprechen zu müssen. Aber diese Hoffnung war vermutlich ebenso kindisch und dumm gewesen, wie sein gesamtes Verhalten in den letzten Monaten, wenn er den Worten von Snape trauen durfte.

Fred hörte zu, genau wie Ron es getan hatte. Er ließ ihn erzählen, ohne ihn auch nur einmal zu unterbrechen und auf seinem Gesicht war nicht das geringste Zeichen dafür zu erkennen, daß er Harry für irgend etwas verurteilte. In gewisser Weise war das hier sogar besser, als mit Ron darüber zu reden.

Bei Ron wußte er, daß der Freund immer versuchen würde, so sanft wie möglich mit ihm zu sein. Vielleicht konnte er bei Fred mit ein wenig mehr Objektivität rechnen. Denn so sehr es ihm auch widerstrebte, das zuzugeben, er war einfach schon viel zu oft mit Samthandschuhen angefaßt worden. Es war keine gute Idee, genau wie Snape immer gesagt hatte.

Bei diesen Gedanken fühlte Harry leichten Ärger in sich aufsteigen. Warum mußte der verfluchte Bastard damit recht haben? Hätte es nicht wenigstens ein anderer sein können, der diese weise Erkenntnis aussprach?

Aber irgendwie war es im Endeffekt immer Snape, von dem so etwas kam. Mit präziser Grausamkeit und mitten ins Herz, ohne Zweifel, aber Snapes Erkenntnisse, Worte und Taten waren wohl trotzdem immer noch die, die man als die unverfälschtesten Urteile bezeichnen konnte, weil er sich nicht erlaubte, irgend etwas mit Gefühlen abzuwägen, wie es zum Beispiel seine Freunde traten.

Einzig ein kleines, ironisches Funkeln in Harrys Augen verriet in diesem Moment seine Gedanken. Es war eine Schande, daß das alles nicht genug war, Severus Snape als Freund zu akzeptieren. Mit diesem Mann an der Seite statt im Rücken machte man sicher weniger dumme Potter-Fehler.

Als Harry schließlich mit seiner Erzählung zum Ende kam, saß Fred noch immer bewegungslos auf seinem Stuhl. Einzig sein Gesichtsausdruck hatte sich von unlesbar in nachdenklich gewandelt. Tief in seine Überlegungen versunken, kaute Fred abwesend an seiner Unterlippe.

„Du bist zu stolz." Beendete er schließlich mit einem simplen Satz seine Grübelei und erntete dafür einen verständnislosen Blick von Harry.

„Was soll das jetzt heißen?" Fred grinste und hob leicht die Schultern in einer Geste, die die Offensichtlichkeit der Situation unterstrich.

„Das heißt, daß dein Kopf vollkommen zugemauert ist von deinem blöden Stolz. Sie hat etwas von dir verlangt, du hast dich aus Stolz geweigert. Daraufhin ist sie gegangen und du hast doch gemacht, was sie verlangt hat, warst aber zu stolz, ihr das zu sagen oder sie gar zu bitten, zu dir zurück zu kommen. Jetzt ist dein Kind da und ihr Brief hat eindeutig gezeigt, daß sie dich noch nicht vergessen hat und daß sie eventuell sogar hofft, eure Beziehung zu retten. – Doch du bist wieder zu stolz oder? Wie weit geht dieser kindische Stolz, Harry?" Wieder hatte sich ein trüber Schleier über Harrys grüne Augen gelegt, doch er wandte den Blick diesmal nicht zum Fenster hinaus, sondern ließ Fred sehen, was sich auf seinem Gesicht abspielte. Und er war sich sicher, daß es eine Menge war, denn in ihm überschlug sich förmlich alles. Es war der einzige Weg dem älteren Mann zu zeigen, was er dachte und fühlte, denn die Worte versagten ihm den Dienst.

„Ich kenne dich vielleicht nicht so gut wie Ron, Harry, aber ich bin mir doch über einen Punkt sehr sicher. Das schlimmste, was du dir für dieses Kind vorstellen kannst, ist, daß es aufwächst, wie sein Vater." Harrys überraschter Blick traf Freds und der ältere lächelte ein wenig.

„Ja, ich weiß, Cho ist bei deiner Tochter, was soll da schon passieren. Aber was ist, wenn Cho sich einen neuen Partner sucht? Was ist, wenn der Partner ein Onkel Vernon ist? Was ist, wenn Cho nicht stark genug ist? Sie wäre nicht die erste Frau, der so etwas passiert.

Ich kann dir sagen, was dann ist. Du säßest immer noch hier, würdest sie und das Kind mehr lieben als dich selbst, aber dein Stolz triumphiert über alle. – Das ist es doch oder Harry?" Harry öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Wort kam aus seiner Kehle. Er war wie versteinert. Fred hatte einfach zu recht. Er war fast wie Snape.

„Dachte ich mir. Es ist nicht Sesha, die du willst. Sie war nie wirklich das, was du wolltest." Ein fast triumphierendes Lächeln breitete sich über Freds Gesicht aus. So schlecht war er doch gar nicht in solchen Sachen. Alles, was man brauchte, war Selbstvertrauen.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll, Fred." Fred zog überrascht die Augenbrauen zusammen. Einerseits über Harrys Worte und andererseits über die Hilflosigkeit, in der sie ausgesprochen worden waren. Fühlte Harry sich wirklich so machtlos?

„Wie kämpft man um eine Familie? Ich hab doch nie eine gehabt. Ich weiß nicht, wie das geht." Fred schüttelte den Kopf, stand auf und trat näher an Harry heran. Der jüngere Zauberer blickte ihn an wie ein Kind, das verzweifelt nach einem Weg aus dem dunklen Wald suchte.

„Es ist nicht so schwer, wie du denkst, Harry. – Am besten fängst du damit an, daß du den Kontakt zu ihr suchst. Schreib ihr, verabrede mit ihr einen Termin, um deine Tochter zu sehen.

Ich kenne Cho vielleicht nicht so gut, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß ich sie nicht vollkommen falsch einschätze. Sie wird dir eine Chance geben und du wirst endlich über diesen furchtbaren Schatten deines Egos springen, klar? Stolz ist eine gute Sache, aber wenn er Überhand gewinnt, bringt er nur negative Ergebnisse." Harry ließ den Kopf hängen und dachte einen Moment über Freds Worte nach. Dann nickte er schließlich.

„Darf ich dich um ein klein wenig Hilfe bitten?" Fred lachte und legte Harry freundschaftlich den Arm um die Schultern. Er zog den jüngeren Zauberer ein wenig an sich, in der Hoffnung, daß es Harry zeigen würde, daß er sich immer auf ihn verlassen konnte, wenn es nötig war.

„Muß..." begann Harry, brach aber sofort wieder ab. Röte stieg ihm in die Wangen. „Muß ich Sesha die ganze Sache erklären?" Fred schien über die Frage zunächst ein wenig überrascht, aber nach kurzem Überlegen hatte er auch darauf eine Antwort.

„Nein. Sie wird es wahrscheinlich nicht einmal bemerken, wenn du ab sofort nicht mehr versuchst, dich ihr zu nähern." Harrys Züge verhärteten sich ein wenig, doch was auch immer ihm gerade auf der Zunge lag – es beinhaltete garantiert einen gewissen Meister der Zaubertränke – er behielt es für sich und beschränkte sich auf ein Nicken. Wenigstens einmal durfte er den einfachen Weg nehmen ohne damit alles falsch zu machen. Das war doch schon einmal beruhigend. Daß es ihm nicht gefiel, Sesha kampflos Severus zu überlassen, einem Mann, dem er nach wie vor keinen Meter über den Weg traute, war eine andere Sache.

„Dann sollte ich jetzt wohl einen Brief schreiben, nicht wahr? – Da könnte ich deine Hilfe schon gleich gebrauchen." Fred ließ Harrys Schultern auch nicht los, als Harry von der Fensterbank rutschte und sie sich gemeinsam auf den Weg zu Harrys Privaträumen machten, um Cho einen Brief zu schreiben.

Hermine strich sich verschlafen ein paar Locken aus dem Gesicht und band auf dem Weg zur Tür den Gürtel ihres Morgenmantels zu. Obwohl es noch mitten in der Nacht war, klopfte jemand energisch an ihre Tür und auch wenn Hermine es im ersten Moment wirklich in Betracht gezogen hatte, sie hätte das Klopfen niemals ignorieren können.

Ihr Besucher war hartnäckig.

Sie unterdrückte ein Gähnen und öffnete die Tür. Das breit grinsende Gesicht von Fred Weasley strahlte ihr entgegen.

„Fred?" fragte Hermine verwirrt und rieb sich über die Augen, um ihre Sicht ein wenig zu klären. „Was ist passiert?" Im nächsten Moment riß sie ihre eben noch halb geschlossenen Augen erschrocken auf, als Fred sie mit einer schnellen Bewegung auf den Arm nahm und die Tür mit dem Fuß hinter sich ins Schloß drückte. Reflexartig schlang sie ihre Arme um sein Genick.

„Was wird das, wenn es fertig ist?" lachte sie, als sie sich wieder gefaßt hatte. Fred ließ sich in einen ihrer Sessel fallen, ohne Hermine dabei loszulassen und grinste sie immer noch an.

„Ich hab mit Harry geredet." Spätestens jetzt war Hermine hellwach. Sie setzte sich ein wenig auf seinem Schoß auf.

„Und? Konntest du was erreichen?" Ein geheimnisvolles Funkeln lag in Freds Augen.

„Wenn du mir einen Kuß gibst, sag ich es dir." Hermines Wangen färbten sich augenblicklich tief rot und sie blickte unter sich.

„Du bist unmöglich." Fred hob die Schultern.

„Würde ich jetzt nicht sagen." Hermine wollte widersprechen, doch bevor sie die Chance dazu hatte, griff Fred ihr sanft in die Haare und gab ihr einen tiefen Kuß. Nur für den Bruchteil einer Sekunde verkrampfte Hermine sich ein wenig, bevor sie sich entspannte und seinen Kuß erwiderte.

„Ja, das war in etwa die Belohnung, die ich mir für meine Mühen vorgestellt hatte." Murmelte er mit einem zufriedenen Lächeln, als ihre Lippen sich trennen, und blickte ihr dabei in die rehbraunen Augen.

„Verrätst du mir dann jetzt endlich, wie es gelaufen ist?" Fred lehnte sich im Sessel zurück und schloß seine Arme um Hermine. Sie lehnte sich an ihn. Obwohl sie es noch nie zuvor gemacht hatten, fühlte es sich vollkommen normal an, daß sie auf Freds Schoß saß und er sie festhielt als gäbe es kein Morgen mehr.

„Ich hab mit ihm geredet und dann haben wir zusammen einen langen Brief an Cho geschrieben. Einen sehr langen Brief, um genau zu sein. – Das ist Harry nicht gerade leicht gefallen, darum hat es auch bis eben gerade gedauert, obwohl wir noch vor dem Abendessen angefangen haben."

„Dann versucht er wirklich, sie zurück zu gewinnen." Fred nickte und ganz automatisch hob er eine Hand und strich ihr sanft über die Haare.

„Er liebt sie. Alles, was er bisher auf Sesha projiziert hat, waren eigentlich seine Gefühle für Cho. Er ist stur, viel sturer, als ich bisher dachte. Dazu kam noch, daß sie seinen Stolz verletzt hat. Kein Mann wird gerne verlassen, aber jemand wie Harry, der sein Leben lang immer nur nach Liebe gesucht hat, verkraftet das natürlich noch schlechter."

„Ich weiß. – Ich danke dir, Fred. Ich glaube, wenn ich zu ihm gegangen wäre, hätte es eine Katastrophe gegeben." Fred lachte leise und Hermine blickte ihn fragend an.

„Nur jemand wie du käme auf die Idee, gleichzeitig für Harry und Severus die beste Freundin zu spielen." Hermine zog einen Schmollmund.

„Ich weiß nicht, was daran so verkehrt sein soll." Fred antwortete mit dem gleichen leisen Lachen und drückte sie noch ein wenig fester an sich.

Sesha wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, um den Schweiß daran zu hindern, ihr in die Augen zu laufen. Nach monatelanger Forschung waren sie und Hermine endlich so weit, den ersten Prototypen ihres Giftes zu brauen, ein gleichzeitig großer und spannender Moment für sie beide. Einige der aggressiveren Zutaten des Trankes reagierten in einer Art Nebenreaktion zu einem sehr heißen, blaß violetten Dampf, der aus dem Kessel aufstieg und nicht nur das Atmen sehr erschwerte.

Ihr anfänglicher Enthusiasmus war Sesha deshalb schnell abhanden gekommen. So sehr sie das Forschen und Entwickeln von Tränken und Giften liebte, die Herstellung konnte unter Umständen äußerst unangenehm sein.

Verstohlen wanderte ihr Blick in Severus' Richtung, der ebenfalls über seinen Kessel gebeugt stand, der nicht weniger unangenehme Dämpfe in die Luft stieß.

Ihm schien das überhaupt nichts auszumachen. - Vielleicht war es einfach auch nur eine Sache der Erfahrung? War es irgendwann nicht mehr wichtig, wie unangenehm das Brauen sein konnte, wenn man erst einmal ein solcher Meister war, wie Severus?

Eine lange Haarsträhne fiel Severus ins Gesicht. Mit einer abwesenden Bewegung strich er sie hinter sein Ohr. Wieder löste sie sich und wieder strich er sie fort. Sesha lächelte. Als sich die Haarsträhne ein drittes Mal löste, legte er den großen Löffel, mit dem er den Trank gerührt hatte, zur Seite und verschwand für einen kurzen Moment im Nebenraum. Als er wieder daraus hervorkam, hatte er sein schwarzes Haar zurückgebunden.

„Wenn er jetzt noch seine Brille aufsetzen würde, müßtest du mich festhalten." Flüsterte Hermine ihr mit einem scherzenden Unterton zu. Sesha grinste, errötete dabei aber leicht. Plötzlich runzelte sie die Stirn.

„Woher weißt du eigentlich, daß er... Ich meine, er trägt sie so gut wie nie oder?" Hermine hob die Schultern.

„Ich hab ihn auch erst einmal mit Brille gesehen." Ein verschmitztes Grinsen zog über sein Gesicht. „Wer weiß, vielleicht ist er eitel."

„Sicher ist er das." Erwiderte Sesha und tippte sich an die Stirn. Severus und eitel, das war eine Vorstellung, die fast so unmöglich für Sesha war, wie ihr Wunsch, ihn so gut kennen zu lernen, daß sie eines Tages viel mehr über ihn wußte, als nur das.

Vielleicht sogar so gut, daß sie wußte, für wen er Rosen auf den Turm brachte.

Hermine bemerkte, daß ihre Freundin plötzlich wieder ernst wurde und sie ahnte, daß es wieder einmal mit Severus zusammen hing. Er hatte um Zeit gebeten und soweit Hermine wußte, hatte er sie sich bisher auch genommen. Seit Halloween waren bereits fünf Wochen ins Land gezogen und obwohl es keinen Harry mehr gab, der in irgendeiner Form zwischen Severus und Sesha stand, hatte sich nach Hermines Wissen nicht die geringste Kleinigkeit zwischen ihnen geändert.

Sie wollte es Severus mit Sicherheit nicht zum Vorwurf machen. Die Vergangenheit, an der er immer noch herumkaute, war wirklich nichts, über das man so einfach hinwegsah, um weiter zu machen und vorwärts zu gehen – vor allem nicht, wenn man über zwanzig Jahre alles getan hatte, jedweden Fortschritt in Sachen Bewältigung zu verhindern – aber sie hatte dennoch für Sesha gehofft, daß es alles etwas schneller gehen würde.

Eines hatten Sesha und Severus mit Sicherheit gemeinsam. Sie überspielten ihre Gefühle und taten gerne so, als ob nichts wäre. Und beide schafften es nicht, Hermine zu täuschen. Aus diesem Grund wußte sie auch, daß ihre Freundin bei weitem nicht so gut mit der Nähe des älteren Zauberers zurecht kam, wie sie immer vorgab. Sesha verbrachte den größten Teil des Tages damit, über den Meister der Zaubertränke nachzudenken, auch wenn sie das nicht einmal vor Hermine jemals zugegeben hätte.

Mit einem zischenden Geräusch stieß der Kessel eine noch größere Dampfwolke aus, die ihre Farbe von blaß violett zu leuchtend orange geändert hatte. Hermines Konzentration schwenkte zurück auf das Gift und sie schien zufrieden.

„Jetzt bin ich gespannt, wie es wirkt." Hermine wußte nicht, ob sie sich wegen ihrer Begeisterung jetzt schämen sollte oder nicht. Sie wußte, sie war nur die Wissenschaftlerin, die forschte und entdeckte, um der Welt eventuell etwas in die Hand zu geben, mit der man sie verbessern konnte. Aber das hier war ein Gift, eine tödliche Waffe. Und man würde sie benutzen. Gegen Lord Voldemort, das größte Übel, das im Moment existierte und das war sicher eine gute Sache, aber was war, wenn Lord Voldemort nicht mehr da war? Die Welt würde ihr Gift nicht vergessen und würde es weiterhin einsetzen wollen.

Hermine seufzte und drängte den Gedanken zurück in die Ecke ihres Gewissens, aus dem er gekrochen war.

Sie hatte eine Waffe geschaffen, aber sie würde nur die Waffe aus der Hand geben, niemals aber den Weg, sie herzustellen. Und sie würde es zu verhindern wissen, daß man den Weg herausfinden konnte, indem man die Waffe auseinander nahm.

Das war vielleicht nur ein schwacher Trost, aber es half ihr, sich nicht schuldig zu fühlen, als sie jetzt eine große braune Ratte aus einem Käfig hob und ihr etwas von der orangefarbenen Flüssigkeit verabreichte.

„Jetzt müssen wir warten, wie sie darauf reagiert." Sesha nickte und Hermine schloß den Rattenkäfig mit der vergifteten Ratte wieder.

Hermine saß mit auf ihre Hand gestütztem Kopf vor dem Rattenkäfig und sah dem Tier dabei zu, wie es permanent von einem Ende des Käfigs zum anderen lief. Noch zeigte es keinerlei Reaktion auf das Gift. Vor ihr auf dem Tisch, gleich neben dem Käfig lag ein sehr altes, dickes Buch aufgeschlagen, doch sie las schon eine ganze Weile nicht mehr darin. Ihr Kopf war zu voll und sie konnte sich einfach nicht mehr auf das konzentrieren, was in dem Buch stand.

„Dein Kopf würde Freudensprünge machen, wenn du endlich in dein Bett gehen würdest, Hermine." Die Stille um sie herum war seit Stunden so intensiv gewesen, daß sie heftig erschrak, auch wenn Severus' Stimme, die plötzlich aus der Richtung seines Büros gekommen war, leise und sanft gewesen war.

„Vermutlich." Die Bürotür schloß sich und sie hörte seine leisen Schritte auf sie zukommen.

„Was ist das Problem?" fragte er und ließ sich neben sie auf einen Stuhl fallen. Hermine hob fragend eine Augenbraue, als sie ihn ansah.

„Andere Leute versuchen zumindest, nachts zu schlafen, Hermine." Antwortete er mit einem leichten Lächeln, während sie noch immer damit kämpfte, daß er in Pyjama und Morgenmantel neben ihr saß.

„Scheint nicht geklappt zu haben." Entgegnete sie trocken.

„Wie man es nimmt. Es ist vier Uhr morgens und ich muß schon eine verdammt gute Nacht erwischen, um länger zu schlafen. – Heute war mir das Glück nicht vergönnt." Hermine nickte.

„Das tut mir leid."

„Es gibt schlimmeres. Jetzt rück raus damit, Hermine, was beschäftigt dich immer noch so sehr, daß du dir die ganze Nacht um die Ohren schlägst?" Hermine sah Severus in die Augen.

„Ich möchte einen Zauber auf das Gift legen, damit man dessen Rezeptur nicht entschlüsseln kann, egal, wer es letztendlich in die Finger bekommt. Ich möchte, daß Sesha und ich die einzigen sind, die wissen, wie das Gift gebraut wird. – Leider habe ich bis jetzt noch nichts gefunden, womit ich dieses Ergebnis erreichen könnte." Severus zog nachdenklich die Stirn kraus und blickte konzentriert an die Decke. Hermine saß schweigend neben ihm und beobachtete weiter die Ratte. Sie wußte, daß sie Severus jetzt in seinen Gedanken nicht unterbrechen durfte und wenn es einen entsprechenden Zauber gab, dann wußte er sehr wahrscheinlich davon.

„Warte einen Moment, Hermine. Ich glaube, ich habe etwas derartiges schon mal irgendwo gesehen. Ich muß ein paar meiner Bücher holen." Er verschwand in seinem Büro und es dauerte fast zehn Minuten, bis er mit einem Stapel sehr alter, in Leder gebundener Bücher zurückkam. Er ließ den Stapel vorsichtig auf den Tisch gleiten.

Hermine überflog rasch die Titel der Buchrücken.

„So ein Zauber ist schwarze Magie?" Severus wunderte nicht, daß sie überrascht darüber war, da sie nur an die positiven Möglichkeiten dachte, die dieser Zauber für sie bedeutete.

„Selbstverständlich ist er das. Du machst es damit nicht nur unmöglich, die Rezeptur zu entschlüsseln, um unerwünschte Herstellung des Giftes zu unterbinden, sondern verhinderst damit auch, daß das Gift von einem Opfer erkannt und ein Gegenmittel hergestellt werden kann.

Ein Zauber ist niemals nur schwarz oder weiß, Hermine. Aber man muß in der Lage sein, einzuschätzen, welche Seite überwiegt. Dieser Verschlüsselungszauber, den du suchst, bringt eindeutig mehr schwarze Elemente mit sich, auch wenn du ihn für etwas Gutes einsetzen willst." Hermine nickte. Das war selbstverständlich einleuchtend und eigentlich hätte sie auch selbst darauf kommen können.

Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und blätterten die Bücher durch, auf der Suche nach dem passenden Zauber. Als Severus schließlich zum letzten Buch griff und es aufschlug, hielt Hermine einen Moment inne.

„Severus, gehst du am Wochenende mit uns nach Hogsmeade?" Severus blickte überrascht auf, nicht ganz sicher, in welche Ecke er die Frage einordnen sollte, schüttelte dann aber den Kopf.

„Ich hatte eigentlich andere Pläne, Hermine." Hermine nickte ein wenig enttäuscht und wollte sich wieder ihrem Buch zuwenden, doch irgendwie wollte das nicht so recht gelingen.

„Vielleicht solltest du dir das noch einmal überlegen. Auch du brauchst doch mal eine Pause vom Kerker und den Kesseln und dem ganzen Kram hier unten." Severus lächelte und schob seine Brille zurück in die richtige Position.

„Eigentlich wollte ich Sesha bitten, mich nach Hogsmeade zu begleiten." Hermine blickte überrascht in Severus Gesicht und suchte nach einem Anzeichen, daß das wieder einer seiner kalten, kleinen Scherze war. Doch sie fand keins.

„Die Idee gefällt mir natürlich noch viel besser!" grinste sie und sofort war ihre Laune um einige Stufen angehoben.

„Hoffentlich gefällt dir die Idee auch noch, wenn du nicht nach Hogsmeade kannst, weil du mich wieder aufrichten mußt, nachdem sie mein Angebot abgeschmettert hat."

„Warum sollte sie so etwas tun?" fragte Hermine, ohne von ihrem Buch aufzusehen und blätterte die Seite um.

„Weil ich sie seit Wochen wie Luft behandelt habe." Hermines Mundwinkel hoben sich, doch sie las in aller Ruhe den Absatz zu ende, bevor sie das Buch wieder sinken ließ und ihn ansah.

„Blödsinn. Das ist absolut kein Grund für sie, dein Angebot auszuschlagen und sie wird es nicht tun. Du solltest vielleicht manchmal wenigstens ein klitzekleines bißchen deiner Aufmerksamkeit auf andere Dinge als immer nur den brodelnden Kessel vor dir lenken, dann könnten wir uns dieses Gespräch zum Beispiel ersparen." Severus verschränkte die Arme vor der Brust und richtete sich in seinem Stuhl ein wenig auf.

„Ich wußte nicht, daß du neuerdings ungern mit mir sprichst." Hermine konnte über seinen Versuch, ein beleidigtes Gesicht zu machen nur lachen.

„Ich rede sogar mit jedem Tag lieber mit dir, aber ich bin ein eher pragmatischer Typ und rede ungern über Offensichtlichkeiten." Severus' Miene verdunkelte sich ein wenig.

„Sie beobachtet dich. Immer wenn sie glaubt, daß ihr niemand dabei zusieht, beobachtet sich dich, wie du arbeitest oder Arbeiten korrigierst, den Unterricht vorbereitest. Ich glaube, sie weiß sogar noch genauer als ich, was du den ganzen Tag so tust. – Und sie wird rot, wenn man ihr gegenüber erwähnt, daß du eigentlich gar nicht übel aussiehst." Sie zwinkerte ihm zu und vergrub ihre Nase sofort wieder in dem Buch – gerade so als hätte sie gerade das selbstverständlichste von der Welt gesagt.

Severus war baff. Anders konnte er es nicht beschreiben. Er hatte Seshas Blicke nicht bemerkt, aber wenn man bedachte, daß er stets, wenn er einen Trank vor sich hatte, voll und ganz auf die Flüssigkeit im Kessel konzentriert war und man ihn praktisch von hinten erstechen konnte, ohne daß er auch nur im Entferntesten bemerkte, daß jemand hinter ihm stand, bis das Messer in seinem Rücken steckte, war das nicht weiter verwunderlich. Und dennoch, allein die bloße Vorstellung, daß Sesha ihn beobachtete oder wegen ihm rot wurde und er bemerkte es nicht...

Er schüttelte verwirrt den Kopf und blätterte abwesend um auf die nächste Seite. Sein Blick glitt – ebenfalls hoffnungslos unfokussiert – über die Buchstaben, die in diesem Augenblick gerade gar keinen Sinn für ihn machten.

Er hatte wirklich befürchtet, zu lange gewartet zu haben. Aber wenn Hermine recht hatte und wirklich stimmte, was sie gerade gesagt hatte ... Ja dann gab es vielleicht wirklich noch eine Chance für ihn. Dann konnte es vielleicht wirklich sein, daß er doch noch einmal in seinem Leben einen Weg aus der Dunkelheit fand, in die er sich selbst verbannt hatte.

„Absolut nichts." Seufzte Hermine und schlug das letzte Buch zu. „Und bei dir? Irgendwas gefunden?" Severus blinzelte und versuchte, seine Konzentration wieder zu sammeln und auf das Buch zu lenken.

„Bis jetzt noch nichts, aber ich bin ja noch nicht durch." Er überflog Zeile für Zeile des Textes und schaffte es tatsächlich, den Großteil seiner Gedanken auf das zu richten, was er gerade tat, als er endlich fand, wonach er gesucht hatte.

„Und wieder einmal bestätigt sich, daß man mit dem letzten Buch anfangen sollte. Das hier ist es, Hermine." Er schob Hermine das Buch zu und sie las das Stück Text, auf das er deutete. Als sie zum Ende gekommen war, leuchteten ihre Augen und sie lächelte.

„Perfekt."

Die Ratte starb nicht. Am Nachmittag des nächsten Tages befielen das Tier starke Krämpfe und Schmerzen, doch statt wie erwartet das Ende einzuleiten, zogen sie sich über den Rest des Tages und die halbe Nacht hinweg hin. Und dann war alles vorbei. Statt einer toten Ratte saß ein vollkommen verstörtes, erschöpftes Tier im Käfig, das jedoch ohne Zweifel quicklebendig war.

Weder Hermine noch Sesha konnte behaupten, mit diesem Ergebnis in irgendeiner Weise zufrieden gewesen zu sein, da zum einen natürlich die Krämpfe nicht so lange hatten dauern sollen und zum anderen das absolute Endergebnis mehr als enttäuschend war. Der einzige Erfolg, den sie zu verbuchen gehabt hatten, war die Tatsache, daß zwischen der Verabreichung des Giftes und dem Eintreten der Krämpfe so viel Zeit vergangen war, das vermutlich niemand die Spur würde zurückverfolgen können.

Während Hermine und Sesha wieder jeden Tag für mehrere Stunden die Köpfe zusammensteckten, um den Fehler in der Rezeptur zu suchen, hatten Fred und George mit ihrem Projekt endlich Erfolg.

Severus hielt die kleine Phiole mit der blaß hellblauen Flüssigkeit gegen das Licht der Fackeln an der Wand und schwenkte sie nachdenklich.

„Die Rezeptur ist meines Erachtens nach in Ordnung, meine Herren. Allerdings müssen wir noch einen Versuch am lebenden Objekt durchführen. Haben Sie sich bereits Gedanken gemacht, wer von Ihnen beiden das übernehmen wird?" Fred und George sahen sich einen Moment lang mehr oder weniger skeptisch an. Es war ja nicht so, daß sie ihrem Trank nicht trauten oder daß er gefährlich werden konnte, wenn er doch nicht wirklich funktionierte, aber der Gedanke, daß einer von ihnen beiden sich von Severus Veritasserum würde verabreichen lassen, war ihnen nicht geheuer. Was, wenn er die Gelegenheit nutzen würde, Fragen zu stellen, die sie besser auch heute – Jahre nach ihrer Schulzeit hier – noch nicht beantworten wollten?

Doch schließlich war es George, der sich ein Herz faßte und nickte. Sie hatten jetzt viele Monate an dem Trank gearbeitet, er mußte ganz einfach funktionieren oder er würde sich ohnehin vom höchsten Turm des Schlosses stürzen, egal was Severus aus ihm herauspreßte.

Er griff nach der Phiole in Severus' Hand und ließ zwei Tropfen der bitteren Flüssigkeit auf seine Zunge tropfen. Angewidert verzog er das Gesicht, schluckte den Trank aber hinunter. Fast augenblicklich spürte er eine angenehme Wärme, die sich in wenigen Sekunden in seinem gesamten Körper ausbreitete und er konnte fast fühlen, wie seine geheimen Gedanken hinter dicken Mauern verschlossen wurden, die nicht einmal das stärkste Veritasserum niederreißen konnte. Er lächelte zufrieden und zuversichtlich.

„Spürst du eine Wirkung?" fragte Fred aufgeregt. George nickte. Scheinbar ungerührt von der Begeisterung seiner jungen Kollegen, verschwand Severus für einen Moment in seinem Büro und kam mit einer weiteren Phiole zurück, die das Veritasserum enthielt. Seine eigene Herstellung, ohne Zweifel einwandfrei und sehr stark.

„Dann wollen wir mal sehen, ob Sie beide wirklich zu Forschern taugen. Mund auf, Mr. Weasley." George gehorchte und wieder tropfte eine unangenehm bittere Flüssigkeit auf seine Zunge, die er ebenso widerstrebend schluckte. Severus wartete einen Moment, dann begann er.

„Sagen Sie mir Ihren Namen." George antwortete nicht sofort, sondern lauschte fasziniert dem wirren Kampf der Stimmen in seinem Kopf. Die beiden Seren bekämpften sich im wahrsten Sinne des Wortes und versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen, um die Oberhand zu gewinnen. Er konnte nicht entscheiden, welchen von beiden stärker war, doch er wußte, er würde es erfahren, wenn er sprach. Er blickte Severus in die Augen.

„Harry Potter." Antwortete er fest und unbeirrt und er hätte schwören können, in den Augen des älteren Zauberers einen leichten Hauch von Triumph zu sehen.

„Sind Sie sich sicher, daß Sie nicht George Weasley sind?" George grinste.

„Ich kenne die Familie Weasley nicht." In Severus' Augen blitzte es auf und diesmal war George sich sicher, daß der Giftmischer bereits innerlich triumphierte. Die Sache war ein Erfolg.

„Haben Sie Hausmeister Filch und sämtliche Lehrer dieser Schule jahrelang mit schlechten Scherzen terrorisiert?"

„Nein, Sir." Nur für einen Moment war George aus einem Gefühl des Stolzes heraus versucht gewesen, mit ja zu antworten. Das Veritasserum in ihm war längst komplett verstummt.

Severus nickte zufrieden.

„Fred, George, ich muß sagen, ich bin sehr zufrieden. Wie es scheint, wirkt das Serum hervorragend. George, spüren Sie die typischen Anzeichen des Veritasserums? Schwindel, Benommenheit, als ob Sie von einem dichten Nebel umhüllt wären?" George schüttelte den Kopf.

„Nein, dieses Gefühl war nur ganz am Anfang da und ist fast sofort wieder verschwunden. Ich hatte das Gefühl, daß beide Seren sich nach einem kurzen Kampf gegenseitig vollkommen aufheben. Anfangs war es wie zwei Stimmen, die sich gestritten haben, die eine sagte genau das Gegenteil von der anderen, aber schon nach sehr kurzer Zeit waren die Stimmen stumm." Severus nickte knapp und schlug nachdenklich die Augen nieder.

„Das ist interessant. – Wir müssen bei der eventuellen Anwendung darauf achten, daß man nicht merkt, daß das Serum nicht wirkt. Sie haben mir in die Augen gesehen und sogar gegrinst beim Antworten. Das würden Sie niemals tun, wenn Sie wirklich unter dem Einfluß des Veritasserums stünden." Fred rieb sich nachdenklich am Kinn und kaute auf seiner Unterlippe herum, während er fieberhaft nachdachte.

„Vielleicht..." setzte er an und hatte sofort die volle Aufmerksamkeit seines Bruders und Severus' „sollten wir die Rezeptur ein wenig abwandeln, daß diese Nebenwirkung sozusagen als Nachwirkung übrig bleibt, wenn die Seren sich aufgehoben haben. Als eine Art Teil des Serums, der erst aktiviert wird, sobald alles andere seine Arbeit getan hat."

„Arbeiten Sie daran." Fred und George nickten und machten sich gleich darauf an die Arbeit.

Mehrere Tage später, am Freitag vor dem letzten Hogsmeade-Wochenende in diesem Jahr, starteten Sesha und Hermine den zweiten Versuch mit ihrem Gift. Beide Frauen sahen müde und abgekämpft aus, hatten dunkle Ringe unter den Augen und Severus hätte schwören können, daß die eine oder andere Bewegung, die Hermine machte, schon fast fahrig war. Nicht daß es ihn verwunderte, beide hatten seit dem Fehlschlag einige Tage zuvor fast Tag und Nacht gearbeitet.

Während Sesha ihren Unterricht hielt oder vorbereitete, vergrub Hermine sich unter einem riesigen Stapel uralter Bücher und Schriftrollen in der Bibliothek und sobald Sesha ihre schulischen Pflichten erfüllt hatte, tüftelten sie weiter an ihrem Gift. Hermine war bereits in der Bibliothek oder im Labor, wenn Severus morgens zum Frühstück ging und beide arbeiteten noch, wenn sogar er fand, daß es endlich an der Zeit war, sich ein paar Stunden Ruhe zu gönnen. Ein Lebensrhythmus, den beide trotz ihrer Jugend nicht lange durchhalten konnten.

Und zum ersten Mal in seinem Leben begriff Severus, weshalb Albus manchmal so besorgt um ihn war.

Die beiden hatten den richtigen Geist für die Sache, genug Ehrgeiz und eine nicht enden wollende Energie und er war seltsam stolz, daß er es gewesen war, der das erkannt und richtig eingeschätzt hatte – aber jetzt reichte es erst einmal.

„Miss Shantay, Miss Granger, auf ein Wort bitte." Hermine hatte der Ratte gerade das Gift verabreicht und setzte das quiekende Tier zurück in den Käfig, während Sesha sich über die Augen rieb. Sie war zum Umfallen müde und hoffte inständig, daß Severus nicht noch einen wichtigen Auftrag für sie hatte.

Hermine schloß hinter sich und Sesha die Tür zu Severus' Büro und folgte dem Beispiel der Freundin und setzte sich auf einen der beiden großen Holzstühle vor seinem Schreibtisch. Sie waren Gott sei Dank so höllisch unbequem, daß nicht für eine Sekunde die Gefahr bestand, daß sie einfach einschlafen würde.

Das war wohl das erste Mal, daß Hermine froh über Severus' grausame Methoden seinen Schülern gegenüber war.

„Wie weit sind Sie beide mit Ihrer Versuchsreihe?" kam Severus ohne Umschweife zum Thema. Er faltete die Hände und stützte sein Kinn darauf ab.

„Wir haben den Prototyp ein wenig abgewandelt, nur minimal, aber wir hoffen, daß es dieses Mal den gewünschten Effekt haben wird. Das Versuchstier ist präpariert." Antwortete Hermine und versuchte, so gut es ging, die Müdigkeit aus ihrer Stimme zu verbannen. Severus durchbohrte sie mit seinem undurchdringlichen Blick.

„Ich möchte, daß Sie beide sich dieses Wochenende komplett frei nehmen." Severus konnte sich nicht entscheiden welche von beiden überraschter aussah, aber auf jeden Fall machten beide ein Gesicht, daß sogar Severus einen Moment lang versucht war, darüber zu lachen. – Wenn man bedachte, wie selten solche Worte in den letzten Monaten gehört worden waren, war das vermutlich verständlich.

„Jetzt sehen Sie mich doch nicht so an, als hätte ich Ihre Hinrichtung verkündet. Machen Sie sich zwei möglichst ruhige Tagen, schlafen Sie vielleicht zur Abwechslung mal wieder. Das könnte von Vorteil sein."

„Severus..." Severus hob abwehrend die Hand und brachte Hermine augenblicklich zum Schweigen.

„Miss Granger, das ist kein Akt meiner überschwenglichen Menschenfreundlichkeit, sondern eine Sicherheitsmaßnahme. Ich habe gesehen, daß Ihre Hände bereits zittern, wenn Sie ein Messer halten und mir ist auch nicht entgangen, daß Miss Shantay diese Woche bereits mehrfach über ihren Büchern eingeschlafen ist." Seine Stimme wurde ein wenig sanfter und er versuchte, gleichzeitig die Blicke beider Frauen festzuhalten. „Ich weiß, unter welchem Druck Sie beide stehen – ich habe ihn Ihnen zum Teil selbst auferlegt – aber ich weiß auch, daß es Grenzen der körperlichen Belastung gibt. Ich selbst bin oft genug über diese Grenzen hinaus gegangen, aber das ist eine Möglichkeit, die außer Frage steht, wenn man über eine lange Zeit hinweg dem Druck standhalten muß. Ich brauche Sie beide auch in den kommenden Wochen noch, also wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie einfach tun würden, was ich Ihnen sage, ohne weiter mit mir zu diskutieren. Vor morgen abend sollte sich mit der Ratte ohnehin nichts mehr tun." Es sah erst so aus, als wollte Hermine darauf noch einmal etwas erwidern, doch schließlich nickte sie einfach und schwieg.

Es war ja nicht so, daß sie nicht verstand, was er meinte und ihm nicht in jedem Punkt recht gab. Aber er mußte genauso gut auch verstehen, daß sie nun einmal nicht einfach von jetzt auf gleich vollkommen abschalten konnte, so lange sie ein Problem noch nicht bewältigt hatte. Dazu war er viel zu viel selbst Wissenschaftler mit Leib und Seele.

„Packen Sie alle Unterlagen und Bücher weg und machen Sie Schluß für heute." Setzte er noch einmal mit Nachdruck nach. Als die beiden Frauen aufstanden, um immer noch ein wenig perplex sein Büro zu verlassen, hielt Severus Sesha noch einmal zurück.

„Miss Shantay! Einen Moment noch bitte. Ich würde Sie gerne noch kurz unter vier Augen sprechen, wenn das möglich wäre." Wenn eine Steigerung der Überraschung auf Seshas Gesicht noch möglich gewesen war, dann hatte Hermine sie gerade gesehen. Sie nickte ihrer Freundin kurz zu und verließ die beiden dann geheimnisvoll lächelnd, in der Hoffnung, daß keiner von beiden jetzt noch eine Dummheit machen würde. Das war schließlich durchaus etwas, was man von beiden in jedem Moment erwarten konnte, wenn es um Gefühle ging.

„Sir?" fragte Sesha und die Nervosität in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Severus brauchte nicht einmal von dem Stück Pergament, auf das er hastig einige Notizen kritzelte, aufzusehen, um zu wissen, daß sie genau in diesem Moment wieder am Saum ihres Umhangs herumspielte.

Als er schließlich aufblickte, wurde er nicht enttäuscht. Es war erstaunlich, wie viel besser er ihr Verhalten nach den letzten Wochen, in denen er mehr über sie erfahren hatte, als Sesha überhaupt ahnte, verstehen konnte. Plötzlich nervte ihn die Nervosität nicht mehr, obwohl Nervosität anderer ihm bisher immer unangenehm an den eigenen Nerven genagt hatte. Und er fand es sogar ein wenig – attraktiv. Die Überraschung über diese Erkenntnis verbarg er unter einem leichten, kaum sichtbaren Lächeln. Aber Sesha sah es zweifellos, dem verblüfften Ausdruck ihrer Augen nach.

„Fühlen Sie sich nicht wohl, Miss Shantay?" Das Lächeln wurde noch ein wenig deutlicher. Sesha legte ein wenig skeptisch den Kopf schief.

„Danke, es ist alles in Ordnung. Sir, was wollen Sie noch mit mir besprechen?" Severus stand auf und fühlte den für ihn ungewohnten Drang, irgend etwas in den Händen halten zu müssen, um sich von dem, was er tun wollte und gleichzeitig fürchtete, ablenken zu können.

„Sesha, ich habe mich gefragt..." setzte er an und brach gleich wieder ab. Seshas Nervosität verflog fast augenblicklich, als die Überraschung und Verblüffung das bestimmende Gefühl in ihr wurde. Sie hatte Severus noch nie zuvor in einem ähnlichen Zustand gesehen. Sie kannte ihn eigentlich nur vollkommen frei von jeglicher Emotion oder im besten Fall wütend – nicht nervös und unsicher.

„Ja?" hakte sie nach und versuchte, dabei möglichst ermutigend zu klingen, auch wenn sie nicht wußte, was da eigentlich auf sie zukam.

„Werden Sie am Wochenende nach Hogsmeade gehen?" platzte es aus Severus heraus und er hätte sich im selben Moment noch dafür ohrfeigen können, daß er nicht einmal in der Lage war, Sesha seine Begleitung auf diesem fast schon alltäglichen Ausflug anzubieten, ohne sich lächerlich zu machen.

Im ersten Moment war Sesha so geschockt, daß sie sich nicht einmal rühren konnte, geschweige denn ein Wort herausbringen, doch schließlich rang sie ihre Fassung zurück und lächelte.

„Nachdem Sie mich sozusagen in Zwangsurlaub beordert haben, habe ich mit dem Gedanken gespielt." Severus fühlte, wie die Nervosität ein wenig nachließ. Eine positive Antwort und ein vielversprechender Ton oder etwa nicht? Er räusperte sich und schloß für einen winzigen Augenblick die Augen, um sich zu sammeln.

„Würden Sie mich eventuell begleiten? Ich habe einige Besorgungen in Hogsmeade zu machen und würde mich freuen, wenn Sie mir dabei Gesellschaft leisten würden." Obwohl sie schon gewußt hatte, daß es darauf hinauslaufen würde, war Sesha doch überrascht, als Severus die Worte letztendlich tatsächlich aussprach. Das war definitiv etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatte.

Sie merkte, wie Severus' Blick auf ihr ruhte und erst da bemerkte sie, wie lange er schon auf eine Antwort wartete, während sie ihn erstaunt anstarrte. Sie wurde rot.

„Ja.. ja, sehr gerne." Stotterte sie schließlich und die rote Farbe wurde noch ein wenig dunkler. Es kam Severus so vor, als würde ihm ein Stein von der Größe seines Kessels vom Herzen fallen, als Sesha nach einem fast endlosen Schweigen endlich zusagte. Und obwohl er wußte, daß er breit grinste, war es ihm vollkommen egal. Er fühlte sich glücklich und zum ersten Mal seit langer Zeit wollte er das auch zeigen.

Als Severus und die drei Weasley Brüder wenig später allein im Kerker arbeiteten, verspürte George von Minute zu Minute immer stärker den Drang, das, was er gerade in Händen hielt, in die nächste Ecke zu werfen und schreiend aus dem Kerker zu fliehen. Er kannte seinen Arbeitgeber in vielen Stimmungslagen, von scheinbar tot bis hin zu infernalisch wütend. Er konnte mit jeder einzelnen dieser Stimmungen leben. Doch heute machte der ältere Zauberer ihn fertig und dabei tat er nichts weiter, als mit einem sehr kleinen, aber trotzdem nicht weniger verträumten Lächeln, einen Trank zuzubereiten, den er sonst stets in seiner übelsten Laune braute.

Und als Severus den Werwolftrank für Remus Lupin in drei Glasflaschen abfüllte, um sich anschließend auf den Weg in die Eulerei zu machen und dem alten Feind aus Schultagen das für ihn so wichtige Gebräu zu schicken, hätte er schwören können, daß Severus leise summte.

Am Samstag ging die Sonne strahlend über den gefrorenen Ländereien von Hogwarts auf und tauchte die von Rauhreif bedeckten Wiesen, Bäume und Sträucher in ein magisches Funkeln. Die zugefrorene Oberfläche des Sees glitzerte beinahe schon gleißend hell.

Es war eigentlich kein Morgen, an dem Severus Snape sonst schon so früh außerhalb des Kerkers zu sehen war, doch an diesem Tag war er ungewöhnlich fröhlich aufgewacht. So fröhlich, daß er es selbst schon fast krankhaft nannte und sich plötzlich ansatzweise vorstellen konnte, wie Albus wohl jeden Morgen sein Bett verließ. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, war er im Zwielicht des grauenden Morgens aus dem Schloß spaziert, um sich am Ufer des Sees den Sonnenaufgang anzusehen.

Jetzt war es Zeit fürs Frühstück und auch hier taten sich Abgründe vor ihm auf. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hatte er überhaupt wieder Hunger genug, um sich auf das hervorragende Frühstück zu freuen, das die Hauselfen den Lehrern und Schülern von Hogwarts jeden Tag boten.

War es das gewesen, was Hermine und Albus als den positiven Effekt bezeichneten, den Sesha auf ihn haben würde, wenn er sich nur auf sie einließe? War sie deshalb gut für ihn? – Sehr wahrscheinlich und er mußte lügen, wenn er behaupten wollte, daß es ihm nicht gefiel.

Wie jeden Morgen starrte Aidan stumm unter sich, als Severus die Halle zum Frühstück betrat. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie ihn verstohlen – auch das war inzwischen zu einer Art Ritual geworden – und blickte fast überrascht auf. Severus' Wangen waren vor Kälte gerötet und er wirkte wacher und frischer als in den letzten Monaten. Als er seinen dicken Winterumhang abstreifte und in einer für ihn ungewöhnlich lässigen Bewegung über die Lehne seine Stuhles legte, blickte er sich suchend um. Nur der Schatten eines Lächelns umspielte seine schmalen Lippen, als sein Blick den von Sesha Shantay traf.

Aidan biß sich wütend auf die Lippe und riß den Blick von ihm los. Das brauchte sie sicher noch nicht am frühen Morgen!

Aislin dagegen stellte die kleine Geste zwischen dem Lehrer für Zaubertränke und der Lehrerin für Wahrsagen mit einem zufriedenen, wenn auch knappen Lächeln fest. Bisher hatte sie nachhelfen müssen, um Aidan weis zu machen, daß etwas zwischen den beiden war, doch ganz offensichtlich war Snape ihr da freundlicherweise entgegen gekommen. Mehr konnte man sich ja praktisch gar nicht wünschen.

Und Aislins Tag wurde nahezu perfekt, als wenige Minuten später eine Schar von Eulen durch die Fenster hinein geflattert kam und eine von ihnen einen Brief auf ihren Schoß fallen ließ, der das Siegel von Lucius Malfoy trug.

Aidan registrierte ein wenig verwundert, daß Aislin ihren Brief nach einem kurzen Blick auf den Umschlag, in ihrem Umhang verschwinden ließ und ihr Frühstück fortsetzte, statt ihn, wie auch sonst, gleich zu lesen. Auch das zufriedene Funkeln in den blauen Augen und das dünne, grausame Lächeln waren ihr nicht entgangen, auch wenn beides nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen gewesen war.

Mit einem kleinen Stich im Herzen, wandte sie sich wieder lustlos ihrem Frühstück zu. Tage, die mit Post von den Todessern und einem Lächeln von Severus für Sesha begannen, waren keine guten Tage, mochte der Brief auch noch so harmlos und das Lächeln noch so klein sein.

Als Severus und Sesha zusammen den Weg in Richtung Hogsmeade gingen, fühlte Severus sich gleichzeitig befangen und seltsam leicht. Fast sofort hatten sie in eine eher lockere Konversation gefunden, er fühlte sich nicht ungeschickt oder total fehl am Platz und dennoch – ein wenig Traurigkeit, ein paar bittere Erinnerungen begleiteten ihn auch jetzt wieder. Es war ein weiteres Sakrileg, das er nun zur Seite schob, um Platz für eine andere zu schaffen, denn nie wieder war er zusammen mit einer Frau, die er gerne hatte, nach Hogsmeade gegangen, nachdem Lily nicht mehr da gewesen war.

Severus wußte, es würde noch viele solcher kleinen Dinge geben, die ihn schmerzhaft an Lily erinnerten, aber er wußte, daß er jetzt die Kraft hatte, die Erinnerung einfach Erinnerung sein zu lassen und nichts weiter. Er mußte diese Kraft ganz einfach haben oder er würde niemals aus seinem dunklen Loch hervorkommen können. Das war etwas, wo er Hermine nicht widersprechen konnte.

„Was genau haben Sie zu erledigen, Professor?" fragte Sesha mit einem Lächeln, als sie den Rand des Dorfes erreichten. Severus war einen Moment nicht ganz bei der Sache gewesen, sondern mehr oder weniger abwesend neben ihr hergelaufen. Darum lag ein Hauch von Überraschung in seinem Blick, als er sie ansah.

„Ich muß einige Zutaten in der magischen Apotheke bestellen und anschließend dachte ich, könnte ich Sie noch ein wenig herumführen. Sie haben sicher noch nicht allzu viel von Hogsmeade gesehen. Es ist größer, als man auf den ersten Blick denkt und Potter und seine Freunde verbringen ihre Zeit meist in einem sehr kleinen Kreis von Möglichkeiten." Sesha war ein wenig überrascht, daß Severus zum ersten Mal von Harry ohne Abfälligkeit in der Stimme sprach. Sicher, die Worte waren mal wieder alles andere als überschwänglich freundlich gewesen, aber es war auch keine direkte Beleidigung gewesen. – Viel eher eine Feststellung.

Sesha hatte so eine kleine Vermutung, daß der Professor, wenn er nicht wirklich darüber nachdachte, was er wie sagte, gar nicht wirklich den Haß und die Verachtung für Harry empfand, die er sonst immer vorgab.

Es war aber auch genauso gut möglich, daß sie es sich nur einbildete. – Und genau genommen war es im Moment auch gerade ziemlich unwichtig. Viel wichtiger war, daß Professor Snape sie wirklich gefragt hatte, ob sie mit ihm zusammen nach Hogsmeade gehen würde und sich jetzt so zivil und angenehm mit ihr unterhielt, daß sie, wenn sie es nicht sehr viel besser gewußt hätte, wirklich geglaubt hätte, er würde den ganzen Tag nichts anderes tun.

„Ich habe mich gefragt, ob es in Hogsmeade vielleicht einen Buchladen gibt." Sie blickte ihn fragend an und Severus nickte mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen und einem kaum zu übersehenden Glitzern in den Augen.

„Selbstverständlich. Nicht so groß wie Flourish & Blotts, aber ein ausgesprochen gutes Sortiment an Büchern."

„Hervorragend." Severus hatte das Gefühl, daß ihr Gesicht noch ein wenig heller strahlte.

„Es heißt übrigens Severus, nicht Professor." Severus tat so, als bemerke er ihren überraschten Blick nicht und Sesha schwieg, zu verblüfft und glücklich, um etwas zu sagen.

Die magische Apotheke von Hogsmeade befand sich im hinteren Viertel des Dorfes. Da es hier keine Geschäfte gab, in denen die Schüler Süßigkeiten oder Scherzartikel kaufen konnten, war dieser Teil des Dorfes an den Hogsmeade-Wochenenden eher spärlich besucht. Ein Umstand, für den Severus jedes Mal aufs Neue dankbar war. Sein gerade erst gestarteter Versuch der Sozialisierung mit anderen Menschen mußte ja nicht gleich zu Anfang übertrieben werden.

Während Severus seine lange Bestellung bei dem alten Mann an der Theke aufgab, blickte Sesha sich fasziniert in der Apotheke um. Sie kannte fast alle der Dinge, die diese Apotheke zu bieten hatte, aber es war das erste Mal, daß sie in einem Laden stand, der so viele wunderbare, nützliche und seltene Dinge auf einmal im Angebot hatte. Und die Apotheke in Hogsmeade war noch sehr klein, wenn sie Severus' Worten trauen durfte. Wie war es dann wohl in einer der ganz großen? Zum Beispiel der in der Winkelgasse?
Nachdem er mit seiner Bestellung geendet hatte und der alte Mann im Lagerraum verschwunden war, um die Dinge, die er vorrätig hatte, für Severus abzupacken, beobachtete er seine junge Assistentin ein wenig verstohlen. Sie hatte eine kindliche Unschuld an sich, während sie ein Regal nach dem anderen gründlich inspizierte, die ihn faszinierte. Er konnte sich noch gut erinnern, als er mit vier Jahren selbst zum ersten Mal mit seinem Vater in einer magischen Apotheke gewesen war. Damals war sogar er noch unschuldig und fast kindlich gewesen. Eine Zeit, die lange vorbei und noch länger verloren war.

Und dennoch, daß Sesha sich diese Unschuld trotz allem, was sie erlebt hatte, hatte bewahren können, war für ihn eine schöne Entdeckung und gleichzeitig ein merkwürdig tröstlicher Gedanke, den er sich nicht so recht erklären konnte.

„Haben Sie etwas entdeckt, Sesha?" fragte er und Sesha merkte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Sie hatte schon öfter gehört, daß er diesen warmen, samtweichen Ton zu bestimmten Gelegenheiten benutzte, aber sie hatte noch nie zuvor das Gefühl gehabt, daß es vollkommen unbewußt und aus seinem Herzen heraus geschehen war, so wie jetzt.

„Unendlich viele Dinge!" antwortete sie ebenso fröhlich, wie ihr Gesicht strahlte. „Ich habe noch nie einen Ort gesehen, der so voller Wunder gesteckt hat. Aus allem, was man hier findet, kann man so viele verschiedene Dinge machen." Sie lächelte strahlend und als er in ihre funkelnden Augen blickte, spürte Severus fast so etwas wie Bedauern. Es war so eine Verschwendung!

„Wissen Sie, Sie hätten das Zeug, Meisterin der Zaubertränke zu werden. Sie haben den richtigen Geist dafür, die richtige Einstellung. Wenige haben die Begeisterung, die Sie mitbringen. - Ich unterrichte jetzt mehr als zwanzig Jahre in Hogwarts und in all den Jahren habe ich nur eine einzige Schülerin gehabt, die Ihnen da ähnlich war." Sesha lächelte wissend und ließ ihre Finger vorsichtig über das silbrig glänzende Horn eines Einhornes gleiten.

„Warum hat Hermine den Titel der Meisterin eigentlich noch nicht? Ich bin mir sicher, sie hätte ihn in Rekordzeit schaffen können." Severus nickte und die feine Traurigkeit in seinem Blick sagte Sesha schon fast, was sie wissen wollte.

„Sie hat ihr Studium vorzeitig beendet, um sich uns im Kampf gegen Voldemort anzuschließen. Sie hat das Studium zwar in Rekordzeit absolviert, aber für den Meister hat es nicht mehr gereicht. – Aber wenn wir es eines Tages geschafft haben, wird sie zurück an die Universität gehen und die Sache zu Ende bringen, und wenn ich sie eigenhändig hinschleife." Sesha lachte und nickte.

„Das würden Sie tun, da bin ich mir sicher." Sie riß ihre Aufmerksamkeit von dem Horn los und verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken. „Aber bei Hermine ist das nicht notwendig." Der alte Apotheker kam mit Severus' verpackten Einkäufen zurück. Severus bezahlte die Sachen und die bestellten Zutaten.

„Ich werde die Päckchen gleich zum Schloß hinauf schicken, Professor." Erklärte der alte Mann und Severus antwortete mit einem Nicken, bevor er und Sesha die Apotheke verließen.

Die Luft, die ihnen beim Verlassen der Apotheke entgegen schlug, war eisig kalt. Fast sofort fing Sesha an zu zittern und schlang ihre Arme um ihren Körper, um die Wärme so gut es ging zu halten. Es war doch noch nicht so kalt gewesen, als sie Hogwarts vor einiger Zeit verlassen hatten.

„Wie genau nennt sich das, was sie da tragen?" fragte Severus ein wenig spöttisch und zeigte auf ihren für diese Jahreszeit viel zu dünnen schwarzen Umhang. Einen kurzen Moment blitzte Ärger in Seshas Augen auf. Diese Umhanggeschichte wurde langsam alt.

„Das ist mein Winterumhang." Severus schnaubte verächtlich und öffnete den Verschluß seines eigenen, schweren Umhanges aus Kaschmirwolle.

„Definitiv ungeeignet für einen schottischen Winter." Grummelte er und hängte ihr seinen Umhang um die Schultern. Zu sagen, daß Sesha in diesem Moment absolut sprachlos und wie von Donner gerührt war, war mehr als eine Untertreibung. Unsicher griffen ihre Hände nach dem edlen, dicken Material und zogen den Stoff enger um ihren Körper. Seine Wärme, die noch im Gewebe des Umhanges hing, ging sofort auf sie über und breitete sich angenehm in ihrem Körper aus.

„Ja, aber was ist mit Ihnen?" fragte sie verwirrt. Severus lächelte und schloß die beiden Schnallen des Umhanges.

„Hogsmeade hat auch einen von Madam Malkins Läden zu bieten und ich denke, da werden wir als nächstes hingehen." Sesha wußte zwar nicht genau, was genau das für ein Laden war, denn sie hatte den Namen noch nie gehört, aber es mußte wohl zweifellos etwas mit Umhängen zu tun haben.

„Siehst du, was ich sehe?" fragte Aidan entsetzt und deutete mit dem Kopf nach links. Aislin folgte der Bewegung und entdeckte Sesha und Severus wenige Meter weiter. Sie waren auf dem Weg zu Madam Malkins und so wie es aussah, trug Sesha den Umhang des Professors. Nur schwer konnte Aislin sich ein Grinsen verkneifen. Das lief so viel besser, als sie zu wünschen gewagt hatte!

„Sie wissen schon, daß es sehr unvernünftig von Ihnen war, so überhaupt ins Freie zu gehen." Tadelte Severus Sesha, als er mit ihr gemeinsam das Sortiment an Winterumhängen durchforstete, das der Laden zu bieten hatte.

„Selbst im Schloß muß Ihr Umhang doch längst zu dünn sein." Sesha hob die Schultern.

„Im Kerker merkt man es kaum. Die vielen Kessel heizen den Raum auf. In der Bibliothek ist es immer ein wenig kühl, das stimmt." Da er wußte, daß sie sein Gesicht nicht sehen konnte, lächelte er. Ein wenig kühl war eine klare Untertreibung. Hogwarts war im Winter fast genauso kalt wie die Ländereien drum herum. Einzig die Quartiere und Klassenzimmer waren beheizt.

„Als könnten wir es uns leisten, daß Sie ernsthaft krank werden." Schalt er weiter und Sesha verspürte wirklich langsam ein schlechtes Gewissen. Sie wußte ja, daß es albern gewesen war, aber sie hatte wirklich geglaubt, daß sie sich nur daran gewöhnen mußte. Es war schließlich ihr erster Winter in Schottland und Indien war selbst im Winter der reinste Hölle im Vergleich zu diesem Land.

Oder vielleicht war sie auch nur zu stolz gewesen, jemanden um Hilfe zu bitten, weil sie nicht einmal in der Lage war, sich selbst einen passenden Umhang für den Winter zu suchen. Aber sie hatte sich bis zu ihrer Ankunft hier niemals Gedanken gemacht, daß es einmal Winter werden würde und sie dann solch simplen Besorgungen wie Kleidung machen mußte, um nicht erbärmlich zu erfrieren.

Mit einem triumphierenden Ausdruck auf dem Gesicht, zog Severus einen Umhang aus den Stoffmassen heraus.

„Der hier ist perfekt." Verkündete er. Sesha betrachtete den Umhang. Er war dunkelrot mit einer goldenen Schnalle und einer zweiten, kürzeren Lage Stoff, die nur etwa bis über die Schultern reichte. Diese zweite Lage Stoff war mit einer dünnen goldenen Borte umrahmt. Sesha hob fragend eine Augenbraue an und lächelte.

„Ich finde, die Farbe steht ihnen." Erklärte er mit einem Schulterzucken.

„Aussuchen helfen und beraten ist eine Sache, Severus! Aber gleich bezahlen..." Sesha fehlten die Worte und sie schüttelte den Kopf, als sie gemeinsam mit ihm den Laden verließ. Severus schenkte ihr ein halbes Lächeln und half ihr, den Verschluß ihres neuen Umhanges zu schließen.

„Betrachten Sie es doch einfach als eine Art Bonus für hervorragende Arbeit und Weihnachtsgeschenk in einem." Er zwinkerte, was Sesha vollends aus der Bahn warf. „Und erwarten Sie nicht, daß da noch mehr kommt." Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Es war alles so schnell gegangen. Sie hatte noch vor dem Spiegel gestanden und überlegt, ob sie den Umhang nehmen sollte, denn immerhin war er nicht gerade billig, verschlang fast die Hälfte ihres Lohnes für den Monat, als Severus die Sache auch schon erledigt hatte.

Es war ihr peinlich, daß er ihr so ein teures Geschenk machte.

„Außerdem habe ich mir gedacht, daß Sie Ihr Geld noch gut für den Buchladen gebrauchen können." Setzte er lächelnd nach und machte sich dann zielstrebig auf den Weg zum Buchladen von Hogsmeade. Sesha folgte ein wenig zögerlich.

Severus war heute so anders als sonst. Wenn es nicht Severus gewesen wäre, hätte man sicher gedacht, nur einen distanzieren Mann vor sich zu haben. Aber wer den Meister der Zaubertränke nur ein bißchen kannte, wußte, daß er geradezu enthusiastisch fröhlich war.

Und genau das war es, was Sesha so verunsicherte. Nicht, daß das nicht genau die Seite von Severus war, die sie lieber als alles andere sehen wollte, wenn sie beide zusammen waren, aber das war doch eigentlich schon wieder zu schön, um wahr zu sein. Severus ließ niemanden an sich heran. – Na ja, niemanden außer vielleicht Hermine. Und wenn man bedachte, wie lange Severus und Hermine sich schon kannten und daß er sie nur als Freundin wollte und nicht mehr... Warum ausgerechnet sie? Bedeutete Severus' Verhalten das, was sie hoffte? Würde es halten? Oder war es ebenso schnell vorbei wie alle anderen kurzen Lichtstrahlen in ihrem düsteren Leben?

Severus bemerkte, daß sie verunsichert war und ein wenig zögerte, bevor sie sich ihm auf dem Weg zum Buchladen anschloß. Zu gerne hätte er gewußt, ob das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Lily war nie verunsichert oder zögerlich gewesen. Aber er war auch noch nicht so sehr Snape und so wenig Severus gewesen, als Lily und er sich kennengelernt hatten. Unwillkürlich ballte er die Hand an seiner Seite zur Faust.

Nein, er war kein bißchen Snape. Sein Vater war ein typischer Snape gewesen. Darum war er jetzt tot. Er war es nicht. Darum lebte er. Er war schon immer Severus gewesen und er war es auch geblieben. Das einzige, was sich geändert hatte, war die Dicke der Eisschicht, unter der er sich verkrochen hatte. Sie war mindestens fünfmal so dick wie die, die er zu Lilys Zeiten um sich errichtet hatte.

Doch sein schlafendes Herz war erwacht und Severus hoffte inständig, daß Sesha nicht im letzten Moment noch Angst vor ihm bekam.

Nach einer langen Diskussion über Bücher jeder Art und endlosem Herumstöbern in den Regalen der Buchhandlung von Hogsmeade, verließen Severus und Sesha den Laden und gingen in der einsetzenden Dämmerung zurück nach Hogwarts. Severus trug einen Stapel Bücher unter dem Arm.

„Wissen Sie, Sesha, jetzt weiß ich, warum Sie eingewilligt haben, mich zu begleiten. Sie wußten genau, daß sie einen Packesel brauchen würden." Sesha lachte, ein Klang, der an diesem Tag mehr und mehr zu Musik in seinen Ohren geworden war. Er wollte es immer wieder hören und fühlte sich seltsam glücklich, wenn es wirklich geschah.

„Sie haben mich durchschaut, ich gestehe." Severus antwortete ebenfalls mit einem kleinen, leisen Lachen und setzte seinen Weg schweigend fort. Als sie die Eingangshalle des Schlosses erreicht hatten, nahm Sesha ihm ihre Bücher ab. Die Röte auf ihren Wangen war nicht allein von der Kälte gekommen.

„Das war ein sehr schöner Tag, Severus. – Ich glaube, Sie hatten recht mit dem freien Wochenende." Severus lächelte und sah ihr in die Augen.

„Ich hoffe doch, daß der Tag noch nicht ganz vorbei ist." Sesha blickte ihn fragend an und Severus deutete mit dem Kopf in Richtung Treppe.

„Ich hatte gehofft, Sie würden heute abend vielleicht noch ein wenig ins Kaminzimmer kommen." Seshas Gesicht hellte sich auf.

„Gerne."

„Was glauben die beiden eigentlich, was sie da tun?" fragte Aidan giftig und stocherte wütend in ihrem Essen herum. Aislin grinste verstohlen, setzte dann aber eine möglichst besorgt empörte Miene auf.

„Ich habe dir gesagt, daß er dich nur verletzen wird." Aidan ließ die Schultern hängen, doch schon Sekunden später straffte sie sich wieder.

„Nein, ich hab ihn noch nicht verloren! Sie glaubt vielleicht, daß sie schon gewonnen hat, aber ich bin noch nicht am Ende. – Du mußt mir helfen, Lin." Aislin lächelte und blickte zum Lehrertisch hinauf, an dem Severus gerade wieder einen kurzen, verstohlenen Blick in Richtung Sesha warf. Diese antwortete mit einem kleinen Lächeln, das aber auch genausogut an ihre Tischnachbarin Hermine hätte gerichtet sein können, die ihr gerade etwas erzählte.

Hätte... wäre es nicht so offensichtlich gewesen, daß Severus sich entschlossen hatte, ihr in Sachen Aidan zur Hilfe zu kommen.

„Ich werde dir nach dem Abendessen etwas zeigen, das dir gefallen könnte, Aidan." Flüsterte sie verschwörerisch. Aidan nickte entschlossen. Was auch immer es war, wenn es ihr Severus einbrachte, würde sie alles tun, was Aislin ihr vorschlug.

„Ich will die Schlampe fertig machen." Knurrte sie und starrte Sesha vernichtend an.

„Das wirst du, keine Sorge." Eisige Kälte hatte sich über Aislins Züge gelegt. Endlich war es so weit. Aidan gehörte ihr.

Sesha stand in der geöffneten Tür ihrer Räume und blickte Severus warm lächelnd in die Augen. Es war schon sehr spät und im Schloß war längst kein einziger Laut mehr zu hören. Selbst die Geister waren auffällig still.

„Dann sage ich jetzt noch einmal, daß es ein sehr schöner Tag war, Severus." Severus lächelte und zum wiederholten Mal an diesem Tag, erreichte das Lächeln nicht nur seine Lippen, sondern auch seine tiefschwarzen Augen, die warm leuchteten.

„Der sich hoffentlich irgendwann wiederholen wird." Sesha nickte und schlug die Augen nieder.

„Das hoffe ich auch." Severus mußte sich zwingen, seinen Körper dazu zu bringen, ihm wieder zu gehorchen. Er hätte noch stundenlang hier stehen und sie einfach nur ansehen können, aber er mußte jetzt gehen und Sesha ihren Schlaf lassen. – Oder vielleicht mußte er auch gehen, damit er in dieser Nacht noch in der Lage war, ein wenig Schlaf zu finden. Er wußte es nicht.

„Gute Nacht, Sesha." Sagte er und ging noch einen Schritt näher auf Sesha zu. Sesha war ihm nun so nah, daß sie den Kopf etwas in den Nacken legen mußte, um ihm noch in die Augen sehen zu können.

„Gute Nacht, Severus." Antwortete sie und trat ebenfalls einen winzigen Schritt nach vorne, um die letzte Lücke zwischen ihnen beiden zu schließen.

Ohne wirklich zu wissen, was er tat, beugte Severus sich zu Sesha hinunter und preßte seine Lippen sanft auf ihre. Sie zögerte nicht einen Moment, seinen Kuß zu erwidern und als sie ihre Lippen ein wenig öffnete, um seiner Zunge Einlaß zu gewähren, legte er die Arme um ihren Körper und zog sie in eine fast verzweifelte Umarmung.

Er konnte nicht einen klaren Gedanken mehr fassen, seine Sinne waren benebelt und gleichzeitig ging ein ganzes Feuerwerk in seinem Körper los, als der Kuß immer tiefer wurde, jede Schüchternheit und Vorsicht vom Anfang verlor. Es war wie das Gefühl des Schmerzes. Man konnte es für eine Weile aus seinem Leben verbannen, aber irgendwann kam es doch zurück und dann mit einer Macht, die einem den Verstand raubte. Doch anders als der Schmerz war dieser Kuß, dieses Gefühl der Liebe und geliebt Werdens etwas, was ihn getrost in den Wahnsinn treiben durfte, er würde der glücklichste Verrückte der Welt sein, wenn es so kam.

Es dauerte eine scheinbare Ewigkeit, bis er sich langsam von ihr löste. Beide waren außer Atem, noch nicht wieder fähig, irgend etwas zu sagen, doch Sesha konnte in seinen Augen sehen, daß er so glücklich war wie sie.

„Gute Nacht." Flüsterte er, noch immer ein wenig atemlos und küßte sie sanft auf die Nasenspitze. Dann machte er sich so entschlossen wie möglich von ihr los. Die Aufgabe für die heutige Nacht lautete, so viel zu schlafen wie möglich und er würde daran jetzt nichts mehr ändern, egal, was sein Körper ihm auch gerade für Flüche und Beschimpfungen an den Kopf warf.

Sesha sah ihm nach. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und sie mußte erstaunt zugeben, daß sie traurig war, daß er gegangen war. Aber sie würden das sicher bald wiederholen.

Die Blumen lagen noch immer in der Ecke, in der Severus sie vor einigen Wochen während des Halloween-Festes abgelegt hatte. Sie waren längst vertrocknet und erfroren, aber trotz der braunen Frostflecken waren die weißen Blüten immer noch wunderschön – zumindest für ihn.

Er ließ sich neben den Blumen auf dem kalten Steinboden nieder und saß eine ganze Weile einfach nur schweigend da und blickte hinauf in den klaren Sternenhimmel.

„Ich habe ein schlechtes Gewissen, Lily." Sprach er schließlich kaum hörbar in die stille Dunkelheit hinein. „Weil ich dir doch geschworen hatte, dich für immer zu lieben. – Aber jetzt... Ich weiß auch nicht. Ich bin mir sicher, daß ich... ja, daß ich wirklich in Sesha verliebt bin." Er zog die Knie enger an seinen Körper und umschlang sie mit seinen Armen. Langsam ließ er den Kopf nach vorne sinken, bis seine Stirn seine Knie berührte. Tränen brannten in seinen Augen, aber sie verlangten nicht wirklich, an die Oberfläche gelassen zu werden. Sie waren nur da, um ihn zu erinnern, daß es sie noch gab.

„Ich werde dich nie vergessen, was auch immer passiert. Aber ich bitte dich, mir zu verzeihen, daß ich es nicht geschafft habe, mein Herz vor diesen Gefühlen zu schützen." Er lächelte bitter. „Jetzt ist es zu spät. Jetzt will ich es nicht mehr rückgängig machen." Er stand auf und ging hinüber an die Berüstung des Turms. Wie oft hatte sie hier gestanden, genau wie er jetzt, und dabei in die Sterne hinauf gesehen.

Severus schüttelte den Kopf. Sie stand nicht mehr hier und genau das war das Problem. Und doch hatte er ihr ewige Liebe geschworen und so gut es sich auch anfühlte, was heute alles passiert war, er wurde das Gefühl nicht los, daß er diese Liebe verraten hatte.

„Laß mich los, Lily. Ich bitte dich, laß mich los."

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Author's Note:

Tatü tata, die Post ist da! *g*

Meine ursprüngliche Intention war ja, das Kapitel wirklich schon am Mittwoch hochzuladen, aber da mich im Moment mal wieder die Grippe voll in ihren ekelhaften Klauen hat, war ich gestern leider nicht dazu in der Lage. *Rachendrachen einwerf* Heute ist mein Brummschädel schon nur noch ein Brummschädelchen, also konnte ich mich dazu überreden, mein Bett zu verlassen und das ganze hier hochzuladen ;o)

Ich hoffe, ich werde dafür jetzt nicht gelyncht. Ich lege hiermit auch das hochheilige Versprechen ab, daß Kapitel 10 nächste Woche schon am Mittwoch kommen wird.

Desweiteren seid bitte nachlässig, wenn noch viele Fehler im Kapitel sind bzw ich hier heute Müll laber, aber ich bin echt ziemlich am Ende (wußtet ihr, daß man von Paracetamol ein bißchen "high" wird, wenn man zu viele davon nimmt? O_o)

Leu de Nox: *Doh* Ich hab's doch vergessen, dabei wollte ich die Übersetzung diesmal gleich in der Author's Note mitliefern... sorry. Also, ich schwöre jetzt nicht auf die 100%ige Richtigkeit (ich hatte nämlich auch kein Latein), aber heißen soll es "In der Wahrheit liegt die Freiheit". Ich hab ein paar Lateiner vor die Aufgabe gestellt, aber zeig mir mal einen von denen, der wirklich noch Latein kann *g* Sie hassen es alle und krebsen irgendwo zwischen einer 4- und einer 5 rum *lol*
Unverschämt? Ei jo, nee, was ist denn daran unverschämt. Ich befinde mich seit dem 01. August 2001 in einem Ausbildungsverhältnis in einem IT-Dienstleistungsunternehmen, was leider Gottes auch bedeutet, daß ich insgesamt 13 Wochen pro Ausbildungsjahr in einer sogenannten Bildungseinrichtung, Berufsschule genannt, verbringen muß. Das ist zwar voll für die Füße, denn dieses Bildungsinstitut sagt selbst, daß sie nicht dazu da sind, uns auf unsere Prüfungen vorzubereiten (was auch an sich gelungen ist, sie haben so ziemlich alles gemacht, was wir nicht brauchen), aber ich muß hin.
Jetzt noch eine Woche, dann ist alles wieder für ein paar Wochen vorbei *freu*

mbi13: Ich glaube, das wäre zu langatmig geworden, zumindest für die, die DGH schon kennen und ich glaube, das sind die meisten, die diese Geschichte hier lesen...
Was allerdings Sevs Kindheit angeht, hab ich dazu nichts genaueres gesagt, weil ich zu dem Zeitpunkt selbst noch nicht genau wußte, was da eigentlich alles abgelaufen ist (mal abgesehen von den paar Bröckchen, die ich schon in DGH eingebaut hab)... im Prinzip weiß ich es immer noch nicht, aber ich hab schon ein paar Ideen und das wird mit Sicherheit ein Spinoff werden. Werden also sicher noch alle erfahren, nur wann das sein wird, kann ich auch hier wieder mal nicht vorhersagen ;o)
Das mit dem Laptop hat natürlich nicht so ganz geklappt, wie ich das wollte, ich krieg ihn frühestens am Freitag, aber dann hab ich ihn immerhin volle 2 Wochen, das ist doch schonmal was.

mastermind: *lol* Gott, was mußte ich bei dem Satz "und ist dir aufgefallen, dass Sesha nicht wirklich auftaucht?" lachen. Klar ist mir das aufgefallen, ich hab's doch geschrieben ;o)
Das war Absicht. Erst war das nicht so geplant, aber nachdem sich am Anfang immer so schön zwischen Aidan/Aislin und Severus/Herm abgewechselt hat, hab ich mir gedacht, daß es eigentlich ganz schön wäre, wenn man das in dem Kapitel nicht mehr unterbricht (bis auf die letzte Szene *g*). Deshalb bleibt auch Harry außen vor. Da Kapitel 9 alles in allem ja nur einen einzigen Tag umfaßt, konnte man das mal machen *g*
Aidan ist eigentlich gar nicht soooo übel. The real Bad Girl ist Aislin, auch ganz zum Schluß, wenn die ganze Sache eskaliert. Aidan ist bestenfalls ein bißchen dumm oder verblendet, sie nicht so hart mit ihr ;o)
Ich hoffe mal, daß dein Schleppi bald wieder gesund ist *Daumen drück*

Herm84: Ja, ja, die Liebe, was sie nicht alles aus einer rationalen Slytherin machen kann *g*. Also, da ich das Ende der Story ja schon kenne (-- Silent auf dem fiesen Trip ist *g*), weiß ich ganz sicher, daß Herm und Sev sich hier nicht mehr kriegen, aber es wird eine Herm/Sev Story von mir geben. Irgendwann, feste versprochen.
Danke übrigens für den Review zu "Nicht für die Verdammten". Ich hab mich sehr gefreut, weil die Geschichte doch sehr wenig Beachtung gekriegt hat im Vergleich zu den anderen Kurzgeschichten. (als ich sie damals gepostet hab, kamen ganze 4 Reviews, während z.B. "Our Farewell" innerhalb von wenigen Tagen 16 hatte *g*, so langsam lesen sie wohl auch noch ein paar andere Leute)

Tinuviel: Ich möchte das Risiko ehrlich gesagt nicht eingehen, obwohl ich immer noch sehr gerne eine Katze hätte. Ich weiß, daß ich sie nicht hergeben könnte, wenn ich plötzlich doch anfangen, auch auf sie zu reagieren. Das möchte ich mir ungern antun ;o)
Hm, scheinbar mag keiner außer Kiki und mir dieses Wechselspiel zwischen den zwei Paaren ohne die anderen Figuren reinzubringen so wirklich. Ich fand das total chic und tricky *gg* Na ja, dafür kommen die anderen ja jetzt alle wieder zurück. Wird jetzt auch bald sehr turbulent werden.
Ich werde sogar noch gemeiner zu Aidan *hähä*. Ich hab ja schon gesagt, sie hat es heftiger abgekriegt, als ich erst geplant hatte, aber sie ist im Prinzip in dieser Geschichte wie eine vertrauensseligere Version des jungen Severus, der sich ausgerechnet einen Lucius zum besten Freund/Feind ausgesucht hat. - Allerdings mochte auch ich Aislin zum Schluß richtig gerne, das wird auch noch deutlich in den kommenden Kapiteln, ich hab ihr nämlich ein paar mehr Szenen gegönnt als geplant war *g*
Das nächste Kapitel kommt einen Tag früher, versprochen.

DinoGirl: Bitte keinen Nervenzusammenbruch kriegen, okay? *lächel*
Draco Malfoy kommt noch, genau genommen laufen noch alle 3 Malfoys mehr oder weniger auf. 2 von ihnen haben sich im Vergleich zu ihrem Auftreten in DGH und den original Potterbüchern allerdings ein wenig geändert *hähä*
Okay, exklusiver Spoiler: kein tragisches Ende, versprochen. Kein Friede Freude Eierkuchen Ende, aber auch kein tragisches. Sev findet seinen Frieden und er überlebt diese Story *g*
Harry erfährt es, allerdings (nächster Spoiler) nicht von Sev direkt.
Dobby ist cool. Hoffentlich versucht er nicht, dir das Leben zu retten ^_~
Nein, mein Bärli ist jetzt schon über 4 Jahre tot. Er ist allerdings immerhin 6 Jahre alt geworden. Gut, sie können 10 und älter werden, aber unsere Tierärztin hat eine schwere und seltene Krankheit zu spät erkannt und da die Chancen da nur bei 50% standen, hat mein Süßer sich spontan für die negativen 50% entschieden. Das war wohl alles doch zu viel für so ein kleines Tier.
Ich kriege wieder welche, sobald ich eine eigene Wohnung hab. Meine Eltern wollen keine Tiere mehr, weil sie so an dem Hasen gehangen haben. Für sie war das, als wäre ein Kind gestorben. Mein Schatz hat mir allerdings versprochen, daß ich von ihm 2 Stück zur Einweihung krieg. *freu* Ich hoffe, ich krieg die zwei wieder so zahm.

Graciee: Noch hat die süße Aidan gar keinen Plan, dafür ist sie so rasend eifersüchtig, daß sie schon eine richtige Furie ist *hähä*. Bald habt ihr es geschafft und Harry weiß alles, dauert nicht mehr lange ;o)

So, jetzt brummt der Schädel doch wieder, aber ich kann updaten, das ist doch schonmal was *g*.

In diesem Sinne bis nächsten Mittwoch und: *Hatschi*

SilentRose