Epilog:
Des Giftmischers Glück
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5 Jahre später in Hogwarts....
Severus blickte tief in Gedanken versunken auf den in der Sonne glitzernden See hinaus. Der Riesenkrake planschte ausgelassen durch das angenehm warme Wasser und die Bewegungen seiner Fangarme versetzten die gesamte Oberfläche des Sees in eine Wellenbewegung, die das Glitzern des Sonnenlichts noch intensivierte.
Mit einem Seufzen ließ Severus den Kopf in den Nacken fallen. Die Sonne schien ihm warm, aber noch nicht unangenehm heiß ins Gesicht. Damals war das Wetter ähnlich gewesen.
Lächelnd wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Bogen Pergament in seiner Hand zu. Wieder glitten seine Augen über die Zeilen, die in einer sehr ordentlichen, elegant nüchternen Handschrift zu Papier gebracht worden waren.
Egal wie oft er diesen Brief auch noch las, die Anrede ließ ihn schon über beide Wangen grinsen. Oh ja, sie hatte ihn definitiv ernst genommen, als er ihr in seinem letzten Brief geschrieben hatte, daß die Anrede „lieber Severus" wohl mehr als unpassend für jemanden wie ihn war.
Schreiben offensichtlich schändlichst vernachlässigt habe. Ich bitte, dies zu entschuldigen,
es wird nicht wieder vorkommen. Du siehst mich in tiefster Demut vor Dir im Staube
kriechen...
denn es ist soweit, ich werde nach Hogwarts zurück kommen und meine Drohung wahr
machen! Verabschiede Dich von Deinen geliebten Schülern, Deinen geschätzten
Kollegen, denn jetzt werde ich die neue Zaubertränkelehrerin von Hogwarts!
Die „O"s in diesen beiden Sätzen bekamen Gesichter, während man den Brief las. Und diese Gesichter zwinkerten dem Leser zu oder lachten ihn an. Severus kräuselte ein wenig verächtlich die Lippen. Definitiv färbte ihr Umgang auf sie ab, anders konnte man sich das wohl nicht erklären.
daß es Dich überraschen wird – eher wirst Du es Deinen unglaublich effektiven Lehrmethoden
zuschreiben – aber ich habe sie mit Auszeichnung bestanden.
Überrascht war er sicher nicht. Nichts anderes hatte er von ihr erwartet. Nicht umsonst war sie stets sein ganzer Stolz gewesen, auch wenn er ihr das niemals gesagt hatte. Damals waren die Zeiten einfach unpassend für den Hauslehrer von Slytherin gewesen, wenn es darum ging, ausgerechnet einer Gryffindor den Status der Lieblingsschülerin zu verleihen. Aber er war trotzdem zuversichtlich, daß sie es auch so gewußt hatte oder zumindest geahnt. Er lächelte.
nach Hogwarts zurückkomme, um mit Dir gemeinsam das kommende Jahr vorzubereiten.
Ich hoffe, ich verderbe
keine Überraschung, wenn ich Dir jetzt zur Bewilligung Deiner
Forschungsgelder
gratuliere. Es wurde Zeit, daß sie endlich zugestimmt haben, auch
wenn ich
nicht glaube, daß sie es getan hätten, wenn Dumbledore nicht mächtig Druck
gemacht hätte. Ich habe erst letzte Woche mit Percy gesprochen. Die selben,
alten,
verbohrten Holzköpfe, die immer noch die selben, dummen Vorurteile
haben, sogar
gegen unsere Kriegshelden.
Severus verzog ein wenig das Gesicht. Allerdings hatten sie das. Seit zwei Jahren kämpfte er nun schon gegen das Ministerium an, um endlich jemanden zu bekommen, der die Hälfte seiner Stunden in Hogwarts übernehmen konnte, und natürlich, um seine Forschungsgelder zu erhalten. Beides hatte man ihm bisher verweigert und man mußte kein Genie wie Hermine sein, um darauf zu kommen, daß es immer noch mit seiner angeblichen Vergangenheit als Todesser zusammen hing.
Obwohl in der letzten Zeit so manches für ihn besser lief, Severus konnte so manches Mal nicht anders, als immer noch den Tag zu verfluchen, an dem er den Auftrag Dumbledores angenommen hatte. Es war niemals geplant gewesen, daß er sogar noch sechsundzwanzig Jahre später deswegen nichts als Probleme hatte.
Aber jetzt war nicht die Zeit, sich darüber zu ärgern. Er hatte bekommen, was er wollte, sogar ausnahmslos alles, denn Hermine war ihm so viel mal lieber als irgendein Ersatzlehrer vom Ministerium. Bei ihr wußte er, was er bekam und daß seine Schüler auf seinem Niveau unterrichtet wurden, auch wenn er es nicht selbst tat.
also schon am Donnerstag gegen Abend mit mir rechnen.
Hermine
Severus ließ den Brief wieder sinken und erneut schweifte sein Blick zu einem unsichtbaren Punkt am anderen Ende des Sees und fixierte diesen. Nur noch wenige Tage.
„Ich hoffe, du nutzt dieses wunderbare Wetter nicht, um vor dich hinzubrüten, Severus." Riß die freundliche Stimme des Direktors in gleich wieder aus seinen Gedanken heraus und er blickte in das lächelnde, alte Gesicht des Mannes, der neben ihm stand und ihn ansah. Auch Severus versuchte ein Lächeln und scheinbar gelang es ihm auch ganz gut, denn Albus strahlte zur Antwort noch ein wenig mehr.
„Nein, ich habe nur... Ich habe heute einen Brief von Hermine erhalten." Albus nickte und sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter, als er sich neben Severus auf die Bank setzte.
„Ah ja, Miss Granger. Ich bin sehr erfreut, daß sie wirklich wieder zu uns zurück kommt."
„Geht mir genauso." Albus beantwortete dies mit einem Lachen, das fast schon wie ein glucksendes Kichern klang. Severus warf ihm einen skeptischen Blick zu, sagte jedoch nichts. Eine Weile saßen die beiden schweigend nebeneinander, bis Dumbledore sich schließlich wieder erhob und Severus auffordernd ansah.
„Komm, geh mit mir eine Runde um den See." Severus folgte der Aufforderung und gemächlich schlenderten die beiden den Weg um den See herum entlang.
„Wie geht es dir heute?" fragte Albus und warf einen kurzen Blick auf das rechte Bein des Zaubertrankmeisters, das er auch nach all den Jahren noch ein wenig nachzog beim Laufen. Vor den Schülern versteckte er es so gut es ging und versuchte, seinen alten, schneidenden Gang beizubehalten, doch Albus wußte nur zu genau, daß er noch immer Schmerzen in diesem Knie hatte. Darum war das leichte Hinken auch etwas, was Severus sich nur in seiner Gegenwart erlaubte.
Severus hob die Schultern in einer fast nebensächlich wirkenden Geste.
„Gut. Keine Schmerzen, ein wenig steif wie immer." Albus nickte.
„Ich habe gehört, daß Fred Weasley ebenfalls zu uns zurückkehren wird. ‚Weasleys Zauberhafte Zauberscherze' hat das Geschäft des alten Zonko in Hogsmeade übernommen und da Miss Granger sich entschlossen hat, eine Lehrerstelle bei uns anzunehmen..."
„...dürfen wir uns freuen, ab demnächst auch wieder mit der Anwesenheit einem der infernalischen Weasley Zwillinge beglückt zu werden. – Ich hätte es mir denken können." Bemerkte Severus trocken und erntete ein erneutes Lachen von Albus. Dieser Mann freute sich ganz eindeutig über viel zu viele Dinge, über die man sich nicht freuen sollte. Aber das war ja etwas gewesen, was Severus schon immer gewußt hatte.
„Gibt es auch schon Hochzeitspläne bei den beiden oder darf ich noch hoffen, die beste Schülerin, die ich jemals hatte, vor diesem schlimmen Schicksal bewahren zu können?" Albus grinste über beide bärtigen Backen.
„Ich weiß von nichts dergleichen, aber es würde mich freuen, wenn wir gleich eine Doppelhochzeit ausstatten könnten." Nun war auch das Lächeln auf Severus' Gesicht zurück gekehrt. Noch immer fühlte er, wie sein Herz vor Stolz ein wenig anschwoll bei dem Gedanken daran, daß sein Sohn nun bald heiraten würde.
Er hatte immer gewußt, daß Harry und Cho es schaffen würden, eine vernünftige Basis für ihre Beziehung zu schaffen und nachdem nun auch die skeptische Cho endlich überzeugt war, daß aus dem Kindskopf von einst ein vernünftiger, junger Mann geworden war, hatten die beiden beschlossen, endlich auch den letzten Schritt zu gehen.
Es war die Hochzeit des Jahrhunderts und sie würde in zwei Wochen in Hogwarts stattfinden. Zwar hatte Severus jetzt schon den größten Horror vor dem Rummel, der rund um das Schloß stattfinden würde, aber zu seiner eigenen Verwunderung tat das diesmal seiner Vorfreude auf das Ereignisse kaum Abbruch. Er konnte dabei sein, wurde nicht von diesem Ereignis im Leben seines Sohnes ausgeschlossen, und das war alles, was zählte.
„Ich glaube, daß Hermine es nicht verdient hat, daß ihre eigene Hochzeit so ins Abseits gedrängt wird, Albus. Ihre Freundschaft zu Harry hin oder her, aber das wäre ihr gegenüber sicher nicht fair." Albus blinzelte ein wenig verwirrt, nickte dann aber zustimmend.
„Da hast du wohl recht. Ich vergesse manchmal zu gerne, daß die Reporter immer noch wie die Raubvögel um Harry herumschwirren." Severus lächelte bitter.
„Ich leider nicht." Albus nickte stumm und für ein paar Schritte schwiegen beide. Eine sanfte Brise wehte über den See hinweg und zog leicht an Severus' schwarzen Roben. Für einen Sommertag war es angenehm kühl und trotzdem sonnig.
„Und wie sieht es mit Sesha aus?" Erneut schreckte Severus aus seinen Gedanken auf.
„Sesha?" fragte er ein wenig verwirrt.
„Wird sie es schaffen, zur Hochzeit hier zu sein?" Ein sehr viel ehrlicheres und wärmeres Lächeln legte sich auf Severus' Züge und er nickte.
„Ja, sie hat sich für ein paar Tage von ihren Studien befreien lassen. Es war nicht einfach für sie, aber sie weiß, was dieser Tag mir bedeutet und wie gerne ich sie bei mir hätte."
„Ich wußte von Anfang an, daß sie dir gut tun würde." Severus blickte unter sich, als wolle er nicht, daß Albus in seinen Augen lesen konnte, was er bei diesen Worten empfand. Der alte Zauberer lächelte geheimnisvoll, richtete seinen Blick aber wieder auf den Weg vor sich, um Severus nicht nervös zu machen.
„Und du für sie. – Um ehrlich zu sein, ich habe gleich gehofft, daß du es schaffen könntest, sie dazu zu bringen, noch einmal einen Neuanfang zu starten." Wieder ergriff das warme Lächeln von Severus' Gesicht Besitz, aber da Albus ihn noch immer nicht ansah, war es nicht schlimm.
„Ich mußte sie nicht wirklich dazu überreden, ihren Abschluß nachzuholen. Ein paar aufmunternde Gespräche und sie hat es von ganz allein getan. – Und daß sie danach studieren gehen würde, war mir klar. Sie ist einfach zu klug, um nichts aus dieser Klugheit zu machen." Sie kamen wieder an der Bank an, an der sie ihre Runde begonnen hatten, doch statt sich wieder zu setzen, setzten sie ihren Weg in Richtung des Verbotenes Waldes fort.
„Es ist trotzdem eine nicht zu unterschätzende Hilfe von dir, daß du bereit warst, sie in allem zu unterstützen, obwohl sie dafür zurück nach Indien gehen wollte." Albus hätte schwören können, daß sich bei diesen Worten ein leichter Hauch von Röte auf Severus' Wangen legte, aber er war augenblicklich wieder verschwunden.
„Sie ist ja nicht aus der Welt. Und ich bin der letzte, der aus Egoismus heraus von ihr verlangen würde, hier in England zu bleiben, wenn ihre Möglichkeiten in Indien viel größer sind. Außerdem sind solche Entfernungen in Zeiten von Flohpulver längst kein Problem mehr." Doch Albus ließ sich nicht so einfach von seinem jungen Freund täuschen. Er wußte, daß es ein Opfer war, daß er eigentlich nichts lieber wollte, als Sesha Tag und Nacht um sich zu haben. Aber er wußte auch, daß Severus die Wahrheit sagte, daß er niemals auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde, Sesha von ihren Wünschen und Träumen abzuhalten, nur damit sie bei ihm blieb. So war er und so war er genau richtig.
Aus diesem Grund hatte Albus von Anfang an gewußt, daß die beiden perfekt füreinander waren.
„Wer weiß, wenn sie ihr Studium abgeschlossen hat, denke ich vielleicht darüber nach, ein neues Wahlfach für die Schüler anzubieten." Er zwinkerte Severus zu, der ihn eher skeptisch ansah.
„Du bist ein alter Kuppler, Albus, aber warum verschwendest du deine Energie darauf, Paare zu verkuppeln, die bereits zusammen sind?" Severus' rechter Mundwinkel bog sich langsam nach oben und fast schon sah er wieder aus wie früher, nur daß das halbseitige, gefühllose Lächeln nicht länger eiskalt war.
„Ich weiß nicht. Ich finde, daß die fernöstliche Magie ein sehr interessantes Thema ist. Und wenn es unsere Schüler interessieren könnte, sollten wir es ihnen vorenthalten." Severus murmelte etwas vor sich hin, was Albus nicht verstehen konnte, doch der alte Zauberer wußte sehr genau, daß sein Freund nur so tat, als wäre es ihm nicht recht. In Wahrheit war er dankbar dafür, daß Albus darüber nachdachte, Sesha langfristiger an Hogwarts zu binden als nur die wenigen Tagen oder manchmal sogar nur Stunden, die sie im Moment aufbringen konnte.
Severus hätte sich vermutlich eher einen Arm oder ein Bein abgeschnitten, bevor er es vor Albus oder irgendwem sonst zugegeben hätte, aber er vermißte Sesha schmerzlich und die letzten drei Jahre, in denen sie ihren Schulabschluß nachgeholt und mit ihrem Studium begonnen hatte, waren ihm noch einsamer vorgekommen als die vielen, vielen wirklich einsamen Jahre davor. Denn diesmal war er eigentlich gar nicht länger einsam, auch wenn sein dummes, liebeskrankes Herz ihm das vielleicht vormachen wollte.
„Ich habe übrigens letzte Woche mit Professor Agrimoni gesprochen. Er ist der Leiter der medizinischen Fakultät in London und er war sehr angetan von Harrys Theorien und Ansätzen zum Thema der Therapie von Krankheiten, die sich nicht durch Magie allein behandeln lassen. Er scheint mir von vielen der Ideen sehr überzeugt zu sein. – Ich denke, ich verspreche nicht zu viel, wenn ich sage, daß er in Professor Agrimoni einen hervorragenden Fürsprecher gefunden hat." Wieder fühlte Severus den warmen Stolz, der in ihm aufstieg. Er hatte an Harry geglaubt, von dem Moment an, als er gemerkt hatte, daß Harrys Bemühungen bei ihm selbst große Fortschritte bewirkt hatten und daß seine Ideen so rasch angenommen und unterstützt wurden, war alles, was Severus sich für die berufliche Karriere seines Sohnes hatte wünschen können. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren und Harry würde doch die Chancen erhalten, die er immer für ihn gewollt hatte.
Schon von weitem hörten Albus und Severus das helle Lachen eines kleinen Mädchens, zu dem sich nun der Tiefe Ton von Hagrids Stimme gesellte. So unterschiedlich und doch so perfekt füreinander. Das Lächeln auf Severus' Gesicht wurde unwillkürlich breiter und offener.
Hagrid und Fang spielten vor Hagrids Hütte mit einem kleinen Mädchen fangen. Die Wangen der Kleinen waren stark gerötet, ihre dunklen Augen leuchteten vergnügt, als sie lachend vor Fang davon lief, der mit weit heraushängender Zunge mehr hinter ihr hertrottete als daß er lief und ihre langen schwarzen Haare flogen wild um ihren Kopf herum.
„Professor Snape, Professor Dumbledore." Rief Hagrid den beiden Männern fröhlich zu und blieb stehen, um wieder ein wenig zu Atem zu kommen. Severus' Lächeln bekam einen leicht sarkastischen Touch, als er eine Augenbraue hob und sich den heftig atmenden Hagrid betrachtete.
„Schon aus der Puste, Hagrid?" fragte er mit einem stichelnden Unterton, doch Hagrid strahlte ihn nur an und nickte.
„Ist'n kleiner Wildfang, Professor. Nich zu bremsen, wenn sie mal loslegt." Hagrid konnte den überraschten Ausdruck nicht verbergen, als Severus über diesen Kommentar lachte. So sehr sich der Lehrer für Zaubertränke in den letzten fünf Jahren auch geändert hatte, ein wirklich sozialer Mensch, der seine Gefühle offenherzig zeigte und viel Wert auf Kontakt zu anderen legte, war er immer noch nicht. Dieses Lachen war also durchaus eine Seltenheit.
Hagrids Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück, als Severus sich von ihm abwandte und auf das kleine Mädchen und den Hund zuging. Unmerklich richteten sich seine Augen für einen kurzen Moment gen Himmel. Wenn Lily ihn jetzt so sehen konnte, dann war sie sicher stolz auf ihn. Sie hatte nichts so sehr gewollt, wie sein Glück.
Verstohlen wischte Hagrid sich eine Träne aus den Augen und er war dankbar dafür, daß auch Albus seine Aufmerksamkeit mehr auf den kleinen, schwarzhaarigen Wildfang als auf ihn richtete.
„Papa!" rief das kleine Mädchen, als sie die beiden Männer endlich bemerkte, und rannte auf Severus zu, der sie auffing und durch die Luft wirbelte. Albus warf den beiden noch einen kurzen Blick zu, bevor er sich zu Hagrid umwandte und ihn in seine Hütte zog.
„Wie wäre es mit Tee, mein alter Freund?" plauderte er fröhlich los und Hagrid war nur zu froh, daß er den Direktor mal wieder in seiner Hütte bewirten durfte.
„Papa, kommt Mama heute wieder?" Severus warf seiner Tochter einen tadelnden Blick zu, doch das Lächeln verließ niemals sein Gesicht.
„Du kannst mich das jeden Tag fragen, Aidan, aber davon kommt sie auch nicht schneller wieder und das weißt du ganz genau, du kleiner Quälgeist." Die kleine Aidan zog einen Schmollmund, doch dieser war genauso schnell wieder verschwunden, wie er erschienen war, als ein verschmitztes Glitzern in die Augen ihres Vaters trat und er das kleine Mädchen mit Schwung über seinen Kopf hob und auf seine Schultern setzte.
„Wenn dein Bruder heiratet, kommt deine Mama nach Hause." Sagte er tröstend und machte sich mit Aidan auf den Weg zurück zur Schule. Aidan legte ihre Hände auf seine Stirn, um sich festzuhalten und blickte sich aufgeregt in alle Richtungen um.
Severus, der genau wußte, daß Hagrid sie die meiste Zeit, die er auf sie aufpaßte, genau so durch die Gegend trug, konnte darüber nur lächeln, aber vielleicht war es ja wirklich etwas anderes, wenn der Papa es machte. Sein Vater hatte so etwas nie mit ihm gemacht, also wußte er auch nicht wirklich, welche Dinge Aidan gerade durch den Kopf gingen.
Severus wußte, daß viele seiner Schüler das kleine Mädchen auf seinen Schultern bedauerten, weil sie alleine mit dem furchtbaren Lehrer für Zaubertränke zusammen leben mußte, doch darüber konnte Severus nur innerlich lachen, denn er wußte, daß er ein sehr viel besserer Vater war, als sein eigener Vater es gewesen war. Und er wußte, daß seine Tochter gerne bei ihm war, und manchmal, wenn auch nur ganz selten, schaffte er es sogar, daß sie ihre Mutter für einige Stunden nicht vermißte.
Sollten seine Schüler doch denken, was sie wollten, so lange es Aidan gut ging, war alles in bester Ordnung.
„Wollen wir heute abend vielleicht mit der Mama sprechen?" fragte er und sofort hellte sich die Miene des kleinen Mädchens auf und sie lachte vergnügt. Aufgeregt hüpfte sie auf seiner Schulter herum.
„Au ja!" Severus erlaubte sich ein kurzes Grinsen.
Zwei Wochen später...
Severus konnte sich nicht erinnern, daß in Hogwarts schon einmal ein ähnliches Ritual stattgefunden hatte. Selbstverständlich kannte er die Rituale der alten Religionen, aber auch unter den Zauberern waren sie nach und nach in Vergessenheit geraten, wurden immer weniger praktiziert. Um so überraschter, aber auch glücklicher war Severus, als Harry ihm eine Woche vor der Hochzeit erzählte, daß er und Cho auf klassische Weise heiraten würden.
Während die Leute von der Presse auf das Gelände von Hogwarts keinen Zutritt hatten, füllte sich die Große Halle mit immer mehr Gästen, alle in freudiger Erwartung, denn keiner wußte so wirklich, was auf sie zukommen würde.
Harry war aufgeregt wie ein Schuljunge und rannte mehr als kopflos hin und her. Severus mußte sich sehr beherrschen, über seinen Sohn nicht die ganze Zeit zu lachen oder zu grinsen, aber er war wahrlich ein Anblick für die Götter.
Cho dagegen war ruhig. Zumindest äußerlich. Aber sie war ja auch durch und durch Ravenclaw, hatte ihre Hausaufgaben mit Sicherheit gemacht und fühlte sich sicher. Das Gefühl würde ihr sicherlich bald vergehen.
Als die Gäste schließlich vollzählig waren, führte Dumbledore die ganze Prozession hinaus an den See unter eine riesige Trauerweide. Unter dem Baum stand eine Feuerschale und um die Schale herum waren zwei Kreise gezogen worden. Der innere Kreis bestand aus Lilien und Gräsern, der äußere nur aus Gräsern. Im inneren Kreis war ein kleiner Altar aufgebaut. Einige der Gäste begannen überrascht zu murmeln, als sie das Feuer und die Kreise sahen, einige schienen das Ritual zu erkennen.
Severus lächelte und löste sich mit einem kurzen Handkuß von Sesha, um seine Aufgabe als Kreiswächter wahr zu nehmen.
Unterdessen erklärte Dumbledore den Gästen, wer welchen Platz einnehmen mußte. Als er fertig war, stellten sich Draco, Ginny, Remus, Sirius, Ron, Hermine, Fred, George und Minerva McGonagall in den äußeren Kreis und signalisierten so ihre Bereitschaft, ihre Energie für das Ritual beizusteuern. Die restlichen Gäste nahmen ihren Platz außerhalb des Kreises ein und waren somit für den Rest der Zeremonie nur noch Zuschauer.
Severus atmete tief durch. Plötzlich war auch er schrecklich aufgeregt. Er wußte, was er zu tun hatte und wie er es tun mußte, aber plötzlich war dieses Gefühl da, diese unsagbare Nervosität und nur noch ein einziger Gedanke schwirrte ihm durch den Kopf. Harry heiratete und er spielte eine wichtige Rolle dabei!
Mit etwas wackligen Knien ging er auf den Kreis zu. Jetzt war nicht die Zeit dafür, aufgeregt und nervös zu sein! Doch sein gegen ihn selbst gerichteter Tadel zeigte nicht wirklich Wirkung, wenn er ehrlich sein sollte.
Nachdem er noch einmal tief Luft geholt und sich in Gedanken einen tadelnden Schups gegeben hatte zog Severus den Kreis.
„Der Kreis ist geschlossen. Wir sind zwischen den Welten, jenseits der Grenzen der Zeit, wo Tag und Nacht, Geburt und Tod, Freude und Trauer eins sind" Danach sprach er die traditionellen Verse zur Segnung und Reinigung des Kreises. Die Gäste um ihn herum waren stumm und warteten teilweise gespannt, teilweise skeptisch darauf, was nun geschah. Einigen fragten sich ganz offensichtlich, warum Harry und Cho ausgerechnet Severus als Kreiswächter gewählt hatten. Andere wiederum schienen daran keinen Gedanken zu verschwenden.
Albus, der seinen Platz im Kreis bereits eingenommen hatte, rief die vier Himmelsrichtungen an und während seine Stimme die alten Beschwörungen sicher und fest über die Lichtung trug, hielt auch der letzte Gast die Luft an. Dies hier war eindeutig die Hochzeit des Jahrhunderts, wenn nicht schon vorher, dann wohl jetzt.
Albus' Anrufung der Himmelsrichtungen endete schließlich im Norden und damit war für das Brautpaar der Moment gekommen, in den Kreis einzuziehen. Severus öffnete ihnen das Tor zum Inneren des Kreises und schloß es hinter ihnen wieder. Nachdem Harry und Cho das Feuer halb umrundet hatten, erreichten sie den Altar.
Als das Brautpaar den Altar erreicht hatte, sprach Albus die Verse zur Reinigung und Segnung des Paares und nahm das Band, das auf dem Altar lag und hielt es gut sichtbar für alle.
„Dieses Band, gewidmet der großen Göttin, ist das Symbol der Bindung, das ihr miteinander eingeht." Erklärte er ernst, aber wie immer mit einem verschmitzten Funkeln in den Augen. Dann legte das Band zurück auf den Altar und erhob beide Arme.
„Ich rufe die Große Göttin an, an diesem Ritual teilzunehmen und diesem Paar in seiner Verbindung ihren Segen zu geben!" Auch Severus hielt nun die Luft an, denn er konnte fühlen, wie die Luft um sie herum ein wenig knisterte, sich eine Spannung aufbaute.
Wieder griff Albus nach dem dunkelroten Band und wandte sich Cho zu.
„Willst du, Cho, zu deinem Gefährten?" fragte er und blickte Cho dabei tief in die Augen.
„Ja." Antwortete sie, so fest sie konnte, doch ihre Stimme zitterte eindeutig und Severus konnte nicht verhindern, daß ein leichtes Lächeln auf seine Lippen trat. Hausaufgaben waren eben auch für eine Ravenclaw nicht immer die Lösung. Doch er wurde schlagartig wieder ernst, als Albus sich nun an Harry wandte.
„Willst du, Harry, zu deiner Gefährtin?" Harry hielt Albus' Blick fest und nickte mit einer Entschlossenheit, die Severus überraschte, aber auch sehr stolz machte.
„Ja, das will ich." Albus nickte zufrieden.
„Dann verbinde ich euch im Namen der großen Göttin, der Elemente, der Geister. Ich verbinde euch vor ihrer aller Angesicht und bitte sie alle erneut, euch ihren Segen zu geben, auf das eure Verbindung euch für immer glücklich macht." Cho und Harry reichten sich die rechte Hand und Albus band das dunkelrote Band darum. Der traditionelle Knoten besiegelte den Bund endgültig.
„Eure Verbindung miteinander wurde gesehen und bezeugt." Verkündete Albus schließlich. Harry und Cho sahen sich für einen unendlichen Moment tief in die Augen, bevor sie sich schließlich wieder in Bewegung setzten und das Ritualfeuer langsam umrundeten.
Albus wandte sich unterdessen einer Schale Kekse und einem Krug Wein auf dem Altar zu und segnete beides.
Nachdem das Paar das Feuer insgesamt dreimal umrundet hatten, kamen sie erneut vor dem Altar zum Stehen. Albus reichte ihnen die Schale. Durch die gebundenen Hände mußten Cho und Harry sich gegenseitig füttern, was noch eine relativ einfache Aufgabe war, doch so richtig schwierig wurde es dann mit dem Wein.
Severus hielt unwillkürlich den Atem an, in der verzweifelten Hoffnung, daß die Große Göttin wirklich mit den beiden war und Harry es trotz seiner offensichtlichen Aufregung schaffen würde, Cho einen Schluck Wein trinken zu lassen, ohne ihr die Hälfte des Kruges über zu schütten. Er wußte, daß es passieren konnte. Er hatte selbst schon Hochzeiten beigewohnt, bei denen es passiert war.
Doch scheinbar wurden seines Gebete erhört, denn nichts dergleichen geschah und als die Schale mit den Keksen und der Krug Wein schließlich durch den Kreis der Gäste ging, atmete Severus endlich erleichtert auf.
Harry beugte sich zu Cho hinüber und während er seiner Frau einen langen und sehr liebevollen Kuß gab, hob Albus erneut die Hände gen Himmel und sprach die feierlichen Abschlußworte.
„Ich danke der Großen Göttin und den Geistern für ihre Anwesenheit in unserem Kreis und ihren Segen. Die Energie, die sie Cho und Harry zu diesem wichtigen Anlaß in ihrem Leben geschenkt haben, wird keinen von beiden mehr für den Rest ihres Lebens verlassen." Albus nickte Severus zu, der die heilige Aussegnung des Kreises vornahm und damit die Zeremonie beendete.
Alles schwatzte und lachte munter durcheinander, eine Welle von Glückwünschen brach über das Brautpaar herein und Severus zog sich mit einem Lächeln zurück. Er würde später noch genügend Zeit haben, Harry und Cho zu gratulieren.
„Das war eine wunderbare Zeremonie." Hörte er Seshas Stimme neben sich. Mit einem Lächeln wandte er ihr sein Gesicht zu und legte ihr seinen Arm um die Schultern.
„Sie ist viel atemberaubender als die meisten Hexen und Zauberer zugeben wollen. Viele von uns haben sich längst von den alten Bräuchen und Riten abgewandt, aber immer, wenn ich an einer solchen Zeremonie teilnehme, fühle ich die alten Kräfte der Götter und Göttinnen, die unsere Vorfahren angerufen haben. Das sind die Momente, in denen ich ganz genau weiß, daß es kein alter Aberglaube ist, wie viele behaupten.
Und mal ganz davon abgesehen, ist wohl jede Hochzeitszeremonie, egal aus welcher Kultur sie stammt, ergreifender als eine Hochzeit im Stil des Ministeriums." Bemerkte er trocken, um seiner Rede im letzten Moment doch noch einen Hauch von Snape zu geben. Sesha lachte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
„Wenn ich noch einmal heiraten sollte, werde ich es auch so machen." Severus schnaubte gespielt verächtlich.
„Du hättest nur ja sagen müssen und du hättest jede Art von Hochzeit haben können. – Aber wenn du möchtest, frage ich dich gerne noch einmal." Sesha strahlte über das ganze Gesicht, doch trotzdem schüttelte sie den Kopf.
„Nein, ich habe meine Meinung nicht geändert." Severus seufzte und hob die Schultern in einer geschlagenen Geste. Aber in seinem Inneren verstand er Sesha und ihre Angst davor, sich noch einmal auf diese Weise an einen Mann zu binden, auch wenn er der Mann war. Es war egal, ob sie verheiratet waren oder nicht, das war eine Nebensächlichkeit, die vielleicht für andere eine Rolle spielte, aber für ihn sicher nicht. Sie liebten einander und waren für den anderen da, das war das einzige, was in ihrer Beziehung wirklich wichtig war.
Und wenn sie eines Tages ihre Meinung doch noch ändern sollte, dann war er da und sie wußte es. Kein Grund also, irgend etwas zu überstürzen.
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Author's Note:
Ja, ja, sagt nichts, ich weiß, der Epilog ist einfach nur grauenhaft. Ich weiß auch gar nicht, warum ich ihn eigentlich geschrieben hab. Ach ja, doch, weil die Geschichte einen Prolog hatte und ich der Meinung war, sie müßte dann auch einen Epilog haben. Daraus ist dann dieses komische Ding geworden *Kopf schüttel* Na ja, vergeßt einfach, daß ihr ihn gelesen habt, ist sowieso unwichtig *g*
Heute nehme ich mir auch nochmal Zeit, lang auf die Kommis zu antworten, am Schluß muß das einfach sein.
Einmal weiter ins nächste Kapitel klicken, der Rest ist nämlich sehr lang geworden *g* ---
