Danke für die Reviews von Anyanka3, Tinuviel Morgul (Lieber spät als nie. *Keks in Mund stopf und Dankeschön nuschel* Ginny wirkt arrogant? Mmh .....), curlylein und Schwester Aurelia.

Viel Spaß beim vorletzten Kapitel!

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Am nächsten Tag, an dem die letzten Prüfungen geschrieben wurden, kamen Mr und Mrs Weasley und Mr und Mrs Granger in Hogwarts an. Hermine und Ginny hatten beschlossen, dass sie mit ihren Eltern reden wollten, denn sie hatten Angst, dass die Vier wie Ron reagieren würden, wenn sie es zufällig erfahren sollten. Durch eine Sondererlaubnis von Dumbledore, dem sie alles erzählt hatten, stand diesem Treffen nichts im Wege.

Das Wiedersehen war angespannt. Niemand von den Erwachsenen ahnte, warum sie eigentlich da waren und Hermines Eltern standen zusätzlich der Zaubererwelt etwas misstrauisch gegenüber, da sie etwas vergleichbares noch nie erlebt hatten.

Sie sammelten sich in Dumbledores Büro, der für alle Tee bestellt hatte. Eine Weile schwiegen alle und musterten sich gegenseitig.

"Über was wolltet ihr nun mit uns reden?", fragte Mrs Granger schließlich und konnte einen Hauch von schlechter Laune nicht aus ihrer Stimme verbannen.

Hermine und Ginny wechselten einen Blick und stellten gleichzeitig ihre Teetassen ab.

"Also ....", begann Ginny.

"Es geht darum ..."

"Dass wir ...."

Sie sahen sich noch einmal an. Beiden fiel es schwer, diesen Satz zu sagen. Beide hatten Angst vor den möglichen Konsequenzen.

"Was denn?", fragte Mrs Granger leicht gereizt. Mr Granger legte seiner Frau die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf.

Hermine schien diese Geste zu bestärken. "Wir wollten euch sagen, dass wir ein Paar sind."

Totenstille breitete sich im Raum aus und beide Elternpaare starrten die Mädchen an.

Mrs Granger lachte schnaubend auf. "Das ist doch wohl ein Witz!"

Hermine schüttelte den Kopf. "Es stimmt, Mom. Wir sind schon fast ein Jahr zusammen."

Einen Moment schien Mrs Granger nicht zu realisieren, was ihre Tochter gesagt hatte, doch dann fiel mit einem lauten Scheppern ihre Teetasse auf den Boden. Sie sprang auf. "WAS? Das kann doch nicht sein! Meine Tochter kann doch kein Mädchen lieben! Das kann einfach nicht sein!"

Hermine nahm Ginnys Hand. "Glaube es oder nicht."

Mrs Granger schien einen Nervenzusammenbruch nahe. "Das glaube ich nicht!", kreischte sie und sackte auf ihren Stuhl zusammen. "Das glaube ich einfach nicht", flüsterte sie noch einmal und starrte apathisch auf den Boden.

"Was hast du für ein Problem, Mom?", fragte Hermine und sah ihre Mutter böse an. "Wir lieben uns und sind glücklich. Was gibt es dagegen auszusetzen?"

Mrs Granger fuhr hoch und zerrte ihren Mann am Ärmel. "Hör dir das an! Wie kann eine Tochter so frech zu ihrer Mutter sein? Ich habe sie aufgezogen und ernährt und jetzt muss ich mir anhören, dass sie eine L.... Le.... Ihr - wisst - schon - was ist!"

"Lesbe, Mutter", sagte Hermine plötzlich unglaublich ruhig und sah zu ihrem Vater. "Was sagst du dazu, Dad?"

Mr Granger starrte seine Tochter einen Moment an, dann lächelte er. "Wenn es dich glücklich macht, bin ich es auch."

Dieser Satz schien Mrs Granger wie ein Todesurteil vorzukommen, denn sie sprang wieder auf und brach in Tränen aus. "Wie kannst du so etwas sagen! Ihr gesellschaftlicher Stand sinkt rapide mit diesem .... Laster! Sie wird nie einen ordentlichen Mann abbekommen!"

"Dir liegt nur mein gesellschaftlicher Stand am Herzen? Nicht, dass ich glücklich bin? Was bist du für eine Mutter? Wie kannst du so etwas sagen?" Hermine war von Satz zu Satz immer lauter geworden und sie starrte ihre Mutter zornig an.

Mrs Granger schlug die Hände vor ihr Gesicht. "Ich habe mich so bemüht aus dir eine ordentliche junge Dame zu machen und dann passiert so etwas! Ich hätte dich nie auf diese Schule schicken sollen!" Sie ließ ihre Hände wieder sinken. "Wärst du nicht hierher gekommen, wäre das nie passiert!"

"Du kannst Hogwarts nicht die Schuld geben, Mom! Ich hätte mich in ein anderes Mädchen verliebt, auch wenn ich auf eine staatliche Schule gegangen wäre!"

Mrs Granger schien ihr nicht zuzuhören. "Ich war immer dagegen!", sagte sie und ballte die Fäuste. "Ich war immer dagegen, aber du -" Sie starrte Mr Granger böse an. "Du mit deinem blöden ‚Wenn es dich glücklich macht, geh auf die Schule.' Sie wäre zu einem normalen Mädchen herangewachsen!"

Hermine sah fassungslos aus. "Du denkst ich bin nicht normal?"

"Wie denn, wenn du immer mit diesem blöden Stab herumfuchtelst und Bücher über Zaubertränke liest! Diese Schule hat dich verdorben! Ich erkenne meine eigene Tochter nicht mehr wieder!"

Hermine sprang auf. "Vielleicht bin ich es gar nicht mehr! Wenn du dich nicht all die Jahre gegen die Zauberei gesperrt hättest, würdest du heute anders denken."

"Was soll das heißen?"

"Dass ich mich immer für die Zauberei entscheiden würde!"

Mrs Granger erstarrte und sah Hermine ungläubig an, dann rannte sie laut weinend aus dem Zimmer. Mr Granger sah Hermine einen Moment abschätzend an, dann ging er seiner Frau hinterher.

Ginny hatte während des ganzen Streites ihre Eltern beobachtet. Ihr Vater schien mit der ganzen Situation überfordert und schien sich auch nicht recht entscheiden zu können, ob er dagegen war oder nicht. Er starrte immer von einer Hand zur Hand und bewegte seine Lippen, als ob er die Pros und Kontras der Beziehung lautlos aufzählen würde.

Mrs Weasley war nach der Eröffnung, dass sie ein Paar waren, unheimlich blass geworden und schien seitdem ganz hin und her gerissen. Verschiedene Emotionen spiegelten sich auf ihrem Gesicht wieder und die einzige, die Ginny einigermaßen zuordnen konnte, war ein sanfter Ausdruck, als ob sie an ihre Liebe denken würde. Ginny verwirrte das zutiefst, da ihre Mutter logischerweise nur an ihren Vater denken konnte und das passte gar nicht zur Situation.

Als Mr und Mrs Granger den Raum verlassen hatten, wachten beide aus ihren Gedanken auf und wechselten einen unbehaglichen Blick.

Ginny sah sie ängstlich an. "Was haltet ihr davon?"

Mr Weasley schüttelte sacht den Kopf. "Wenn ich ehrlich sein soll, weiß ich es nicht. Natürlich will ich, dass ihr beide so glücklich wir irgend möglich seid, aber ob ihr das zusammen schafft, ist fraglich."

Ginnys Kopf ruckte in die Richtung ihrer Mutter. "Mom?", fragte sie leise.

Mrs Weasley sah Ginny genauso zögerlich an. "Ich muss sagen, dass ich nicht wirklich dafür bin."

Ginny erstarrte. "Warum?"

Mrs Weasley ergriff die Hand ihrer Tochter. "Im Endeffekt ist es deine Entscheidung. Ich will genauso wie Arthur, dass du glücklich wirst, aber ..." Sie zögerte einen Moment. "Vielleicht solltest du dir überlegen, ob du es mit Hermine wirst."

Ginny zog ihre Hand weg. "Ich kann nur mit Hermine glücklich werden! Ich liebe sie!"

Mrs Weasley sah sie bittend an. "Das glaubst du vielleicht jetzt, aber ..." Sie holte tief Luft. "Schatz, was wirst du tun, wenn plötzlich alle gegen dich, gegen euch, sind? Was wirst du tun, wenn du nicht das bekommt, was du immer wolltest? Wenn das Leben nicht das bereithält, was du erwartest hast? Wird eure Liebe stark genug sein, um das alles zu verkraften? Vielleicht denkst du jetzt, dass sie es sein wird, aber du musst alles genau durchdenken. Mit einem Jungen wird es immer einfacher sein und es gibt wirklich genug nette."

Ginny schüttelte den Kopf. "Ich werde mich immer für Hermine entscheiden!"

Mrs Weasley nahm die Hand ihres Mannes und sah Hermine mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. "Wenn du so denkst, Schatz, kann ich nicht viel tun."

Mr und Mr Weasley beschlossen für ein paar Tage in Hogwarts zu bleiben, um alte Zeiten aufleben zu lassen und Dumbledore stellte ihnen begeistert ein Zimmer zur Verfügung.

Mr und Mrs Granger reisten am gleichen Tag ab und Hermine wechselte kein einziges Wort mit ihrer Mutter, die beleidigt in die Kutsche stieg. Dafür umarmte sie ihren Vater noch inniger als sonst und wünschte sich, dass er bleiben würde.

"Paß auf dich auf, Kleines!", flüsterte er ihr ins Ohr. "Und schreib mal!"

Hermine lächelte traurig. Sie winkte nicht, als die Kutsche abfuhr, blieb aber stehen, bis sie nicht mehr zu sehen war.

Später am abend öffnete Hermine ihren Koffer und zog einen Brief hervor. Sie las ihn durch, obwohl sie genau wusste, was darin stand und nahm dann Feder und Pergament zur Hand.

Auf dem Weg zur Eulerei ließ sie sich viel Zeit und als sie wieder den Gryffindorturm betrat, entdeckte sie Ginny auf einem der vielen Sessel.

Hermine nahm ihre Hand und zog sie wortlos in ihren Schlafraum.

Die gesamte Schule wusste mittlerweile von ihrer Beziehung, da sie keinen Grund mehr gesehen hatten, es zu verleugnen, und somit war es nicht schwer gewesen, Lavendar und Parvati zu bitten, ihr für ein paar Stunden das Zimmer zu überlassen.

Hermine zog Ginny zu sich auf das Bett und begann ihre Schulrobe aufzuknöpfen.

"Hermine, was -"

Sie verschloß ihrer Freundin den Mund mit einem Kuss und kurze Zeit später vergass Ginny ihre Frage.

Mitten in der Nacht schreckte Ginny aus ihrem Schlaf und sah Hermine auf dem Fensterbrett sitzen und in die Nacht hinaus starren. Leise stand sie auf und setzte sich zu ihr.

"Was ist, Schatz?", fragte sie und nahm Hermines Hand.

"Ich konnte nicht schlafen. Ich musste über so viel nachdenken."

"Über was denn? Erzähl es mir."

Hermine zögerte. "Über meinen Schulabschluß und wie es danach weitergeht."

"Ich dachte, du willst Filchs Assistentin werden."

Hermine lächelte schwach. "Ich habe eigentlich überlegt zu studieren."

"Das ist doch toll! Und was?"

"Magische Medizin."

Ginny strahlte. "Super! Das schaffst du bestimmt bei deinen guten Noten! Und wo willst du studieren? Hast du dich schon erkundigt?"

"Ich habe mich schon eingeschrieben."

"Und wo? Mach es doch nicht so spannend!"

Hermine sah auf ihre Hände herab. "In Rom. Ich fahre morgen ab."

Einen Moment schienen im Zimmer keine Geräusche zu existieren und als Hermine den Kopf hob, sah sie in Ginnys entsetztes Gesicht.

"In Rom?", flüsterte sie geschockt. "Warum gerade da? Warum nicht in London?"

"Weil .... Ich weiß es nicht genau. Die Worte deiner Mutter haben mich stutzig gemacht. Ich denke, dass sie Recht hat."

Ginny schüttelte den Kopf. "Du denkst, dass wir getrennt glücklicher sind?"

"Ich denke, dass unsere Liebe eine Probe braucht. Wir waren ein Jahr zusammen und glücklich, aber wir haben alles geheim gehalten und du siehst wie meine Mutter und Ron reagiert haben, als sie es rausfanden." Sie sah Ginny bittend an. "Ich kann es nicht einfach so ertragen und denken, dass Liebe alles überlebt. Es wird immer jemand gegen uns sein und ich will nicht eines Tages feststellen müssen, dass wir beide unzufrieden mit uns und unserem Leben sind, weil wir nicht stark genug sind. Und ich denke ... dass ich es nicht sein werde. Es tut mir Leid."

"Ich kann dich nicht verstehen! Gerade weil wir glücklich sind, sollten wir zusammen bleiben! Was ist, wenn du wiederkommst? Was wird dann sein? Denkst du, wir lieben uns dann immer noch? Du willst nur flüchten, weil du Angst vor den Leuten hast! Du hattest das ganze Jahr Angst vor den Reaktionen, aber wir hätten einfach mit den Konsequenzen leben müssen und uns nicht verkriechen sollen, nur weil etwas nicht so hätte laufen können, wie wir es gewollt haben. Es wird immer jemand gegen uns sein? Und wenn schon! Du liebst mich nicht, wenn du Angst vor solchen Lächerlichkeiten hast!"

"Sag nicht so was! Ich liebe dich über alles!"

"Dann bleib hier."

Hermine schüttelte den Kopf. "Ich habe zugesagt. Ich kann nicht zurück!"

Ginny sprang wütend auf. "Wie fadenscheinig! Man kann eine Zusage immer zurücknehmen, wenn es wichtigeres im Leben gibt!" Sie schüttelte den Kopf. "Wie blind ich doch war. Ich hätte mir vieles ersparen können, wenn ich von vornherein gewußt hätte, wie du wirklich denkst!"

"Bereust du etwas das Jahr?"

"Nein. Es stimmt mich nur traurig, dass du unsere Beziehung so dumm abspeist."

Ginny ging zur Tür und bevor sie verschwand, sah sie Hermine noch einmal grenzenlos enttäuscht an.

Dann fiel die Tür zu.

Wir haben uns gegenseitig leicht gemacht

Sitzen auf `ner Wolke und stürzen nie ab

Hier geht's uns gut denn wir sind auf der Flucht

Bis die Sonne uns am Morgen wieder zurückholt

(Unsterblich by Toten Hosen)