Kapitel 2 - Baku und Fanea - Teil 2

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Seit die Saiyajin auf Xana lebten, hatten sie einige Bräuche der Einhörner übernommen. Einer davon war das Feiern von Geburtstagen, was auf Vegeta-sei nicht üblich gewesen war. Baku war ein wenig aufgeregt, da er heute 25 wurde, hatte Mellon in Leilias Auftrag ein großes Fest organisiert, mit tatkräftiger Unterstützung Pumpkins. Er war gespannt, was die Beiden auf die Beine gestellt hatten.

"Möge der Segen des Hohen Lichtes mit Euch sein, Aran Baku!"

Neben Leilia und Fanea sah er noch einige andere freudestrahlende Xanaidurin zwischen den ernsteren Gesichtern der Saiyajin. Baku war überwältigt. Das Feiern seines Geburtstages war an sich nichts Außergewöhnliches mehr für ihn, aber da die Zahl 25 für das Schöne Volk sehr wichtig war - mit diesem Alter erreichten sie das Erwachsenenalter und ihr Horn begann zu wachsen - hatte die Hohe Herrin diesmal großen Aufwand betrieben. Sogar ein Ring für Wettkämpfe war unweit des Palastes errichtet worden.

Pumpkin machte den Schiedsrichter. Der erste Kampf begann, Parsli trat an gegen einen älteren Saiyajin, der den Fehler machte sie zu unterschätzen. Sie war zwar, für saiyanische Verhältnisse, nicht sehr stark aber das glich sie mit ihrer Gewitztheit aus. Baku hatte sich schon öfters gefragt, wie sie es immer wieder schaffte, die vermeintlichen Stärken ihrer Gegner zu ihrem Vorteil zu nutzen und aus ihren eigenen Schwächen Stärken zu machen. Er wußte, daß Lettis sich genau aus diesem Grund in sie verliebt hatte, nachdem er bei einem Kampf gegen die wesentlich schwächere Kriegerin sehr schnell und sehr... unelegant von ihr aus dem Ring geworfen worden war. Erst war er wütend über seine schändliche Niederlage gewesen und daß sie es wagte ihn, einen Elitekrieger, danach auch noch frech anzugrinsen. Aber als sie ihm danach einfach nicht mehr aus dem Kopf ging...

Ihrem jetzigen Gegner erging es nicht anders als damals Lettis. Und da er ein Elitekrieger war, der noch dazu kurz zuvor mit seiner Stärke und Schnelligkeit geprahlt hatte, erntete er einiges an Gelächter. Lettis strahlte vor Stolz.

Als nächstes stiegen zwei jugendliche Heißspunde in den Ring, die sich gegenseitig nichts schenkten. Pumpkin sah sich gezwungen die beiden zu trennen und den Kampf abzubrechen. Das war zwar nicht üblich, aber die anwesenden Xanaidurin wären sicher nicht sehr angetan gewesen, von zwei Saiyajin, die sich gegenseitig zerfleischten weil sie dem Kampfrausch erlagen.

Tzintzaa stieg in den Ring. Sie war Bakus Mutter und lächelte ihren Sohn herausfordernd an. Der schluckte. Er hatte in letzter Zeit zwar gut trainieren können, vor allem seit Lettis und Parsli sich öfter im Palast blicken ließen, aber er zweifelte, daß es gegen seine Mutter reichen würde. Sie stand mit ihren 48 Jahren mitten im Leben und war wie immer in Höchstform, was kein Wunder war, da sie täglich stundenlang damit beschäftigt war, ihren Körper und ihren Geist zu trainieren. Sie war das Paradebeispiel einer Elitekriegerin. Innerlich seufzend ging er in Stellung und Pumpkin gab das Zeichen zum Beginn des Kampfes.

Um wenigstens eine kleine Chance zu haben, verlor Baku keine Zeit mit Spielchen und griff seine Mutter gleich mit voller Kraft an. Die war zwar kurz überrascht, schaffte es aber mühelos ihn abzuwehren und ihm einen schmerzhaften Tritt gegen die Rippen zu versetzen. Er sog scharf die Luft ein und wehrte einen weiteren Tritt, diesmal gegen sein Knie, ab um dann seinerseits einen kräftigen Schlag in ihren ungeschützten Bauch zu landen. Sie hatte damit gerechnet und die Muskeln angespannt, wodurch der Schlag viel von seiner Wirkung einbüßte, gleichzeitig ließ sie ihren Ellbogen auf seinen Rücken niedersausen. Baku konnte noch rechtzeitig ausweichen, mußte dafür aber wieder einen Tritt gegen die Rippen einstecken. Mit einem Salto brachte er Abstand zwischen sich und Tzintzaa um kurz zu verschnaufen. Sie grinste ihn an.

Fanea verfolgte das Geschehen atemlos. Es war ihr ein Rätsel, wie Mutter und Sohn es über sich brachten, sich gegenseitig Schmerz zuzufügen, aber es schien ihr, als wenn es beiden Spaß machen würde. Nicht dem anderen wehzutun, sondern gegeneinander zu kämpfen, die Kräfte miteinander zu messen. Und der Schmerz gehörte dazu, war Teil des Rituals. Eine Art... Weihe. Nur so wurden die Saiyajin erwachsen und lernten, ihre Kraft zu kontrollieren. Es machte Sinn, auch wenn die brachiale Gewalt, die die beiden jungen Saiyajin vorhin an den Tag gelegt hatten, sie zurückschreckte. Aber auch diese beiden würden lernen ihre Kraft zu kontrollieren und umsichtig einzusetzen.

Baku hatte einen schweren Stand gegen seine Mutter. Aber er schlug sich besser, als er erwartet hätte. Er hatte es sogar geschafft sie zweimal zu Boden zu werfen, worauf er angesichts des Trainingsrückstandes nicht ganz zu unrecht stolz war. Aber es hatte natürlich nichts genützt, sie war jedesmal sofort wieder aufgestanden und hatte ihm keine Gelegenheit zum Nachsetzen gegeben. Er wußte, daß der Kampf gleich zu Ende sein würde, seine Rippen schmerzten höllisch, sein Schädel dröhnte und er hatte den metallischen Geschmack seines eigenen Blutes im Mund. Außerdem wankte er schon bedenklich. Tzintzaa lachte auf, ihre dunkle, weiche Stimme hallte über den Platz.

"Mein Sohn, Du bist stärker geworden, als ich dachte. Obwohl Du wenig Zeit zum Training hast, bist Du um einiges besser, als zuletzt. Ich bin wirklich stolz auf Dich, aber jetzt solltest Du besser aufgeben. Sonst bekommst Du nicht mehr allzuviel mit von Deiner Feier."

Baku nickte und rang sich ein schiefes Grinsen ab. Seine Mutter pflegte mit anerkennenden Worten nicht gerade um sich zu werfen, umso erstaunlicher war es, daß sie ihn vor so vielen Leuten lobte. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als er den Ring verließ. Tzintzaa folgte ihm und legte versöhnlich die Hand auf seine Schulter, während hinter ihnen die nächsten Kämpfer in den Ring traten.

"Komm, Ethaan wird Dich wieder auf die Beine bringen, dann kannst Du den Rest Deiner Feier genießen", meinte sie grinsend.

Wieder war die Antwort ein stummes Nicken und ein nicht sonderlich fröhliches Grinsen. Tzintzaa betrachtete ihren Sohn etwas besorgt. Was hatte er denn? Sonst nahm er es sich auch nicht so zu Herzen, wenn er gegen sie verlor, er wußte ja, daß sie eine höhere Kampfkraft hatte. Aber da er keine Anstalten machte, mit ihr zu reden, ließ sie ihn in Ruhe. Vielleicht war es immer noch die Trauer um seinen Vater. Baku hatte ihr gegenüber zwar nie etwas gesagt, aber sie wußte, daß ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters tief getroffen hatte.

Tzintzaa spürte einen Stich, als plötzlich und ungebeten Caulys Gesicht vor ihr auftauchte. Sie wollte nicht um ihn trauern. Er hatte sie verlassen um nach einem verzogenen Bengel zu suchen, der wahrscheinlich schon längst tot war. Wenn er zurückgekehrt wäre, sie hätte ihn mit offenen Armen empfangen, aber als Leilia versuchte, ihr die schlimme Nachricht schonend beizubringen, breitete sich nur eisige Kälte in ihrem Herzen aus, wo zuvor die Liebe für ihren Gefährten gebrannt hatte. Er hatte sie verlassen. Für immer. Sie verspürte keine Trauer, nur grenzenlose Wut. Und Eifersucht. Sein König, die Treue, die er ihm geschworen hatte, und die nach dem Untergang Vegeta-seis und dem Tod des Königs auf den Prinzen übergegangen war, das alles hatte für Cauly immer an erster Stelle gestanden. Sie selbst und sogar ihr gemeinsamer Sohn, sein einziges Kind, sie waren erst danach gekommen. Weit danach.

Während Tzintzaa ihren Gedanken nachhing war ihr Sohn bereits zum Heiler gegangen. Ethaan hatte seine Verletzungen mit einem sanften Heilzauber kuriert und der Aran kehrte zurück zu seinem Platz an der Festtafel.

"Verzeiht, Prinzessin, daß ich schlecht gekämpft habe", meinte er zu Fanea, die seine Tischnachbarin war.

"Ihr habt gewiss Euer Bestes gegeben, mir ist bekannt, daß Eure Mutter überall großen Respekt als hervorragende Kämpferin genießt."

Überrascht sah Baku die Prinzessin an. Seit wann interessierte sie sich für saiyanische Belange? Fanea quittierte den Ausdruck der Verwirrung in seinem Gesicht mit einem Kichern.

"Wollt ihr Euch nicht setzen, Aran Baku? Oder gefällt es Euch, wenn ich zu Euch aufsehe?", neckte sie den Saiyajin.

- Wem würde das nicht gefallen... -

Er wurde rot und setzte sich. Verlegene Stille trat ein und beide gaben vor, interessiert den weiteren Wettkampf zu verfolgen. Plötzlich wurde laut gerufen, erst vereinzelt, dann fielen immer mehr Stimmen ein, die im Chor immer wieder ein Wort riefen.

"Stiju, Stiju, Stiju!"

Im Ring standen sich nun Lettis und Parsli leicht verlegen gegenüber. Die Beiden hatten es also tatsächlich geschafft. Neugierig stand Fanea auf um sich den Werbungskampf aus der Nähe anzusehen. Baku folgte ihr.

Pumpkin hatte den Ring verlassen. Diesen Kampf durfte nur eine Priesterin leiten. In diesem Fall war es Asper, die erst vor kurzem das Ritual ihrer Weihe vollzogen hatte. Der eintätowierte Blaue Mond zwischen ihren Augenbrauen war noch nicht ganz verheilt, doch sie trat ruhig zwischen das Paar und legte beiden die Hand auf die Stirn. Leise rief sie die Götter an, damit ihr Wohlwollen auf die Verbindung fallen möge. Dann trat sie drei Schritte zurück und nickte zum Zeichen, daß der Stiju beginnen konnte.

Eine Weile standen sich die Beiden einfach nur gegenüber und sahen sich an, ihre Wangen leicht gerötet, die Schwänze aufgeregt hin und her peitschend. Dann griffen sie gleichzeitig an, begannen einen anmutigen Tanz, der bei genauerem Hinsehen nicht viel mit einem echten Kampf zu tun hatte. Fanea verfolgte fasziniert, wie Parsli und Lettis immer wieder aufeinander zu sprangen, ein paar Schläge und Tritte austauschten und sich dann wieder trennten, immer darauf bedacht, den anderen nicht zu verletzen. Dann standen sie minutenlang da, die Hände ineinander verschränkt stemmten sie sich gegeneinander und sahen sich dabei tief in die Augen.

Die Prinzessin war seltsam berührt. Sie hatte das Gefühl, bei etwas sehr intimem zuzusehen. Fragend sah sie zu Baku, der neben ihr stand. Der bemerkte das und beugte sich leicht zu ihr hinunter, ohne jedoch seinen Blick von dem ringenden Paar zu wenden.

"Warum geschieht so etwas... persönliches in der Öffentlichkeit?", fragte sie ihn leise.

"Wie ich Euch bereits auf dem Fest bei Lord Celeritz sagte, sie zeigen damit, daß sie zueinander gehören und nicht mehr frei sind. Jeder der Anwesenden ist Zeuge dieses Rituals und erkennt somit die Verbindung an. In seltenen Fällen legt jemand Widerspruch gegen den Stiju ein, meist sind es die Eltern, wenn sie der Ansicht sind, ihr Sohn oder ihre Tochter sei noch zu jung. Natürlich ist es auch ohne Stiju für ein Paar möglich, zusammen zu sein, aber das kommt eher selten vor."

Fanea wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen im Ring zu. Asper beendete gerade den Kampf, sie nahm Lettis linke Hand und legte Parslis rechte hinein. Die Menge quittierte das mit Hochrufen und das junge Paar wurde simultan rot. Nachdem sie den Segen der Priesterin dankend angenommen hatten, verließen beide den Ring und wurden sofort von den anderen Saiyajin umringt, jeder klopfte ihnen auf die Schultern und wünschte ihnen Glück. Auch die anwesenden Xanaidurin gratulierten den beiden herzlich.

Schließlich legte sich der allgemeine Trubel und die normalen Kämpfe gingen weiter. Baku schnappte sich seinen Freund und rubbelte ihm den Kopf.

"Komm, altes Haus, das müßen wir begießen. Bevor sie Dich mir ganz wegnimmt", meinte er halb scherzhaft und halb wehmütig.

Da Parsli unterdessen von einigen Frauen, darunter auch Fanea und Tzintzaa, entführt wurde, fügte sich Lettis in sein Schicksal. Vom restlichen Fest bekamen sie nicht mehr viel mit.

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Parsli erwachte mit einem gewaltigen Brummschädel und sah sich desorientiert um. Sie lag in einem riesigen Bett, aber nicht alleine. Da waren noch vier Frauen, die allerdings noch tief und fest schliefen. Zwei davon kannte sie, die Prinzessin und Alfiriel. Stöhnend griff sie sich an den Kopf und kämpfte sich aus den weichen Daunen. Sie hatte vergorene Getränke noch nie sehr gut vertragen und gestern hatte sie ganz eindeutig zuviel davon getrunken. Sterbenselend wankte sie auf der Suche nach einem geeigneten Behältnis vom Bett weg. Plötzlich stolperte sie und fiel der Länge nach hin. Fluchend stand sie auf und rieb sich die Stirn.

"Gnnnaa... 's solll 'as??!"

Erschrocken drehte Parsli sich um und sah direkt in die vor Müdigkeit kleinen Augen von Tzintzaa. Mußte ja 'ne tolle Party gewesen sein, wenn sogar Bakus Mutter, die für ihre Trinkfestigkeit geradezu berüchtigt war, so fertig aussah.

"Du sies 'enauso aus, wie ich mich fühl' ", nuschelte Parsli.

Tzintzaa versuchte immer noch, ihre Augen auf die Jüngere zu fokussieren. Schließlich gab sie auf und ließ sich wieder zurückfallen.

"Wennich so ausseh', wii'ch mich fühl', dann geh''s 'ir dreckig."

Parsli nickte und verzog gleich das Gesicht. Das sollte sie vorerst besser sein lassen.

- Hätte nie gedacht, daß die Xanaidurin Getränke haben, die einen so fertigmachen. -

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Pumpkin wachte davon auf, daß ihm jemand ständig gegen den Hinterkopf schlug. Mit einem Knurren drehte er sich um und wurde Spinitz' gewahr, der wohl auf diese Weise versuchte, das leise Hicksen abzustellen, das von Lettis kam. Mit schmerzenden Augen registrierte er, daß es bereits hell war.

- Verdammt, die Pflicht ruft. -

Er stemmte sich hoch und hatte nach kurzem Umsehen Baku entdeckt, der noch, halb auf dem Boden hockend und halb in einem Sessel hängend, selig schlief. Pumpkin wartete bis er sicher stand und ging dann hinüber, um den jungen Aran hochzuzerren und hinter sich her aus dem Raum zu schleifen, was mit unwilligem Knurren quittiert wurde. Dabei mußte er aufpassen, daß er nicht über einen der am Boden liegenden Schlafenden stolperte, unter denen sich auch zwei Xanaidurin befanden: Thenid und sein Freund Oltha lagen eng aneinander gekuschelt vor dem erloschenen Kamin. Grinsend zerrte der alte Krieger seinen Aran weiter hinter sich her. Als die beiden Saiyajin ins Männerbad kamen, war Baku immer noch nicht ganz wach, was sich aber schlagartig änderte, als Pumpkin ihm einen Kübel eiskaltes Quellwasser ins Gesicht klatschte. Er schnappte nach Luft.

"Aaarg, was soll das Pumpkin?!" Empört sah er den Älteren an.

"Die zweite Morgenglocke hat bereits geläutet, Herr. Ihr müßt Eure Pflichten wahrnehmen."

Stöhnend rieb sich Baku die Augen. Er haßte es, aber Pumpkin hatte recht. Leilia wartete sicher schon auf ihn.

"Schon gut, ich mach ja. Warum bist Du eigentlich so fit? Soweit ich mich erinnere, hast Du auch nicht gerade wenig getrunken."

"Ich vertrag eben mehr als Ihr", kam die grinsende Antwort.

- Das stimmt, er hat uns alle unter den Tisch gesoffen. Ein Wettsaufen zwischen ihm und Mutter wäre sicher interessant. -

Nachdem er sich wieder in einem einigermaßen repräsentablen Zustand befand, machte sich Baku auf den Weg zu Leilias Arbeitszimmer. Davor begegnete er Mellon, der sich ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte, als er das verkaterte Gesicht des Saiyajin sah.

"Ihr werdet bereits erwartet, Junger Herr", meinte er und öffnete die Türe für ihn.

Leilia saß an ihrem Schreibtisch und schien aufmerksam einen Datenwürfel zu studieren. Als er eintrat hob sie kurz den Kopf und bedeutete ihm mit einem Nicken Platz zu nehmen. Schließlich wandte sie sich ihm zu.

"Es war wohl eine wilde Feier, letzte Nacht?" Die Hohe Herrin sah ihn mit einem amüsierten Schmunzeln an.

"Ja, ziemlich wild. Entschuldige bitte, ich wollte mich zurückhalten, aber..." Entschuldigend hob er die Schultern und grinste verlegen.

"Soweit ich weiß, ging es in den Räumen meiner Tochter auch nicht weniger heiß her."

"Ach, die Frauen haben bei Fanea gefeiert? Das hab' ich gar nicht mehr mitbekommen."

"Erstaunlich, ich dachte, Du weißt immer ganz genau, wo Fanea ist und was sie tut", neckte ihn Leilia.

Natürlich war ihr nicht entgangen, daß Baku seit einigen Monaten seine spärliche Freizeit vorzugsweise in dem kleinen Lustgarten im südlichen Hof des Palastes verbrachte, wo auch Fanea sich auffallend oft aufhielt. Schnell versuchte Baku das Thema zu wechseln.

"Die Oberhäupter der Clans würden den diesjährigen Großen Stiju gerne auf der Ebene südwestlich der Sümpfe ausrichten. Ich denke der Platz ist gut dafür geeignet, wir könnten einen festen Turnierplatz errichten, der dann auch für andere Wettkämpfe genutzt werden kann."

Leilia dachte kurz nach. Bisher hatte das Fest der Werbungskämpfe immer auf der Insel Naur stattgefunden, doch die wurde mittlerweile zu klein. Unter den Saiyajin, die man damals nach Xana evakuiert hatte, waren viele Kinder und Jugendliche gewesen. Mit jedem Jahr gab es also mehr Saiyajin auf der Suche nach einem Gefährten und nicht jeder Stiju endete mit dem Einverständnis der Priesterinnen. Außerdem war der Große Stiju eine Art Volksfest für die Saiyajin, das hieß, es kamen auch viele Familien und neben den Werbungskämpfen gab es auch das übliche Kampfturnier.

"Ich werde Thavron bitten, sich das Gelände anzusehen. Wenn sie einverstanden ist, bin ich es auch."

"Wenn sie einverstanden ist, kann sie auch gleich anfangen, Pläne zu zeichnen. Damit der neue Turnierplatz auch was hermacht."

"Die Zeit wird etwas knapp werden, warum hast Du nicht früher etwas gesagt?"

"Die Planung des Großen Stiju liegt bei den Clan-Führern. Sie sind erst gestern an mich heran getreten."

"Das wird schon. Thavron arbeitet schnell."

Die Königin lächelte Baku aufmunternd an, da dieser kein besonders glückliches Gesicht machte. Ein kurzes Nicken und ein dünnes Lächeln kamen zurück. Dann wechselten sie das Thema.

"Lord Celeritz hat in letzter Zeit große Probleme mit Waldgnomen. Er befürchtet, daß jemand aus dem Dorf einen der Gnome getötet oder beleidigt haben könnte, da sie sonst nie so weit aus dem Wald kommen. Es wäre gut einen Magier und eine Priesterin hinzuschicken, um zu schlichten."

"Ich werde das veranlassen. Ethaan hat mir hier einen Bericht einer seiner Elevinnen gegeben. In den Siedlungen in der Nähe des Blutmeeres bekommen viele Saiyajin, vor allem ältere, einen Ausschlag. Sie vermutet er hängt mit dem Verzehr einer bestimmten Algenart zusammen. Sie sollten aber auch auf Fische und Krebse verzichten, auf deren Speiseplan die Pflanze steht, hier ist eine Liste."

"Danke, ich werde sie an die Clan-Oberhäupter weiterleiten."

Den ganzen Vormittag besprachen sie weiter die kleinen und großen Probleme des Starken Volkes, dann läutete die erste Mittagsglocke. Leilia hatte endlich Mitleid mit ihrem jungen Freund, der an diesem Tag noch nichts gegessen hatte, und entließ ihn an den Mittagstisch.

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Mehrere Wochen später fand der Große Stiju statt. Es war heiß, die Sonne stand hoch am Himmel und brannte erbarmungslos auf die vielen Zuschauer. Totenstille herrschte über dem Platz, jeder sah gebannt auf das Paar, das sich langsam umkreiste, während die Priesterinnen jeder Bewegung folgten. Die Schwänze der beiden peitschten aufgeregt hin und her und ihre Wangen waren leicht gerötet, was allerdings nicht auf die Sonne zurückzuführen war. Sie hatten einen der letzten Ritualkämpfe dieses Tages zu bestreiten bevor nachher das Turnier der Kinder unter zehn begann. Schließlich griff der Mann an und versuchte seine zukünftige Partnerin aus dem Ring zu drängen. Doch diese hielt ihm stand und schaffte es sogar, ihn ein Stück zurückzudrängen. Begeisterter Beifall toste auf und endlich begannen die Zuschauer auch wieder rhythmisch "Stiju" zu rufen. Was folgte, war ein kurzer Schlagabtausch und dann verschränkten beide wieder ihre Hände und rangen miteinander, wobei sie sich tief in die Augen sahen. Beide lächelten, und schließlich waren die Priesterinnen zufrieden und beendeten den Kampf. Eine Priesterin trat zwischen das Paar.

Die Saiyajin hatten nicht schlecht gestaunt, als sie beim vorletzten Ritualkampf plötzlich ihren Aran und die Prinzessin der Einhörner einander gegenüber stehen sahen. Der Segen der Priesterin, der nun folgte, ging in ohrenbetäubendem Jubel unter.