Harry Potter und die Verführung des Blutes
Autor: Black Luna
Inhalt: Harry war schon skeptisch, als er das Tier zum ersten Mal sah,
doch diese Ereignisse hatte er nicht erwartet. Plötzliche Angriffe aus dem
Nichts und Menschen mit dunklen Absichten leiten das neue Jahr ein und
prophezeien nichts Gutes. Siegt die Dunkelheit über das Licht?
Feedback: Black.Luna@web.de
Bitte, bitte schreibt ganz viel. Lese alles von Lob über
Verbesserungsvorschläge bis zur gnadenlosen Kritik
Altersbeschränkung: PG (schätze ich)
Disclaimer: Alle bekannten Figuren gehören Mrs. Joanne K. Rowling und die FF ist nur zur Unterhaltung gedacht und nicht als Einkommensquelle.
Ach ja und den Namen Delany hab ich mir bei Wolfgang Hohlbein ausgeliehen.
Betaleser: Ganz großes Lob an Mystral! Du hast deine Sache fantastisch gemacht!
Kapitel 2: Wieder in Hogwarts
Die Moral der Geschicht':
Was man meint, sagt man nicht!
Was man sagt, meint man nicht!
Man bewahrt sein Gesicht!
(aus dem Musical Jekyll und Hyde)
Endlich war der Tag da! Harry fand die Zeit bei den Weasleys toll, doch er freute sich auch, wieder nach Hogwarts zurückzukehren. Er freute sich auch Hermine wieder zu sehn, die er in den Ferien schon ein bisschen vermisst hatte. Ron erging es nicht anders.
„Wie kommen wir eigentlich zum Bahnhof?", fragte Harry ihn.
„Mit dem Auto. Mein Dad hat sich ein neues zugelegt. Na ja, neu ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck."
Harry war der Wagen noch gar nicht aufgefallen, der da jetzt auf der Straße stand. Ein rostiger, weißer Ford Fiesta.
Die Fahrt zum Bahnhof King's Cross war ziemlich ereignislos. Harry betrachtete die Gegend an der sie vorbei fuhren und unterhielt sich mit Ron und den Zwillingen. Ginny hatte sich in ein Buch vertieft.
Ron und Harry sahen sich, nachdem sie auf dem Bahnsteig 9 ¾ angekommen waren, nach Hermine um.
„Hallo! Hier bin ich!"
Und wirklich, da stand sie. Buschiges braunes Haar, Krummbein unterm Arm und einen riesigen Koffer in der Hand, vermutlich voller Bücher.
„Die Ferien bei meiner Tante waren echt toll. Ich hab ja so viele neue Dinge gelernt. Auch in Russland ist Hexerei weit verbreitet. Ihr hättet mal die riesigen Bibliotheken in Moskau sehen sollen. Und die Sprache dort ist wirklich faszinierend. Die russische Grammatik ist viel komplizierter als die englische, aber ich glaube, ich habe sie jetzt ganz gut verstanden. Und wie waren eure Ferien so?"
Harry brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie mit ihrem Bericht fertig war. Wie konnte ein Mensch in dieser Geschwindigkeit reden?
„Unsere Ferien, äh ja, ja, die waren auch ganz gut", stotterte er.
„Wir haben unsere Zeit allerdings nicht mit dem Lernen einer anderen Sprache verschwendet. Wer mit mir reden will, soll gefälligst Englisch sprechen!"
„Also wirklich Ron! Wie kann ein Mensch so beschränkt sein? Das Erlernen einer völlig anderen Sprache ist total spannend, es ist…"
„Hermine? Ron? Ich unterbreche euren Streit ja nur ungern aber wenn wir uns nicht bald ein Abteil suchen, ist der Zug voll."
Sie fanden dann doch noch ein leeres Abteil, ganz hinten im Zug. Als sie ihre Koffer dort platziert hatten, gingen sie noch mal raus um sich von den Weasleys zu verabschieden. Doch auf dem Weg zu ihnen, blieb Hermine plötzlich stehen.
„Was ist los Hermine?!"
„Sei mal still Ron!", sie lauschte einen Moment. „Doch ich bin mir ganz sicher."
„Was denn? Sagst du uns jetzt vielleicht mal warum wir hier wie die Idioten regungslos auf dem Bahnhof stehn?", fragte Ron ungeduldig.
„Könnte daran liegen, dass ihr Idioten seid!"
Harry kannte diese arrogante Stimme.
„Malfoy!", zischte Ron angewidert.
Malfoy wollte gerade etwas erwidern, als sein Blick auf ein blondes Mädchen fiel, dass etwa 14 oder 15 Jahre alt war. Ohne die drei noch eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er auf sie zu.
„Wer ist dieses Mädchen? Ich hab sie noch nie vorher gesehen", wunderte sich Harry.
„Ist doch egal. Was war denn jetzt vorhin, Hermine?"
„Da hat jemand Russisch gesprochen. Ich bin mir ganz sicher, dass es das blonde Mädchen war. Ist das nicht interessant? Vielleicht ist sie eine Austauschschülerin?"
„Wen interessiert es? Sieh sie dir an. Sie redet mit Malfoy. Damit hat sich der Fall für mich erledigt."
„Wir müssen uns immer noch von deinen Eltern verabschieden", erinnerte Harry, vor allem um einen Streit zu verhindern, denn Hermine wollte schon zu einer wütenden Antwort ansetzten. Es war immer das Gleiche mit den beiden. Sie mochten sich und waren die besten Freunde - zumindest wenn sie gerade keinen Streit hatten.
Während der Fahrt unterhielten sich die drei über Quidditch und dass Ron sich als Hüter bewerben wollte.
„Sag mal Hermine, warum willst du dich nicht als Jäger bewerben?", schlug Harry vor. „Wir brauchen noch einen Ersatz für Angelina."
„Nein Harry, ich seh mir Quidditch lieber an, als dass ich es selbst spiele. Aber warum fragt ihr nicht Ginny?"
„Ich weiß nicht. Als Charlie sie beim Essen gefragt hat, hörte sie sich nicht so begeistert an. Aber vielleicht können wir sie ja doch noch überreden. Ich wette, wenn Harry mit ihr spricht, übernimmt sie den Job. Für ihn würde sie doch alles…Auu! Mensch Harry das tat weh!", jaulte Ron und rieb sich das Schienbein.
„Selber schuld."
Den Rest der Fahrt spielten sie Snape explodiert und am späten Nachmittag hielt der Zug endlich in Hogsmeade. Es standen wie immer die pferdelosen Kutschen bereit, mit Platz für vier Personen, um die Schüler zum Schloss zu bringen.
Harry, Ron und Hermine waren gerade in eine reingeklettert, als das blonde Mädchen, mit dem sich Malfoy unterhalten hatte, zögernd vor der Kutsche stehen blieb.
„Ist bei euch noch ein Platz frei?"
„Aber klar", antwortete Hermine sofort. Ron verzog zwar missbilligend das Gesicht, sagte jedoch nichts als sie einstieg.
Harry beobachtete das Mädchen verstohlen. Sie hatte dünnes, hellblondes Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte. Sie war klein und drahtig. Sie sah nicht direkt schön aus, eher unauffällig. Ihre Augen waren eine Mischung aus grau, blau und grün. Er hätte wirklich nicht sagen können, welche Farbe es genau war. Sie sah eigentlich ziemlich jung aus, doch in ihrem Blick war etwas, das Harry nicht beschreiben konnte. Sie schien bemerkt zu haben, dass er sie anstarrte, denn sie blickte ihm plötzlich direkt ins Gesicht und er drehte sich schnell weg.
Zum Glück fing Hermine gerade an zu sprechen: „Du kommst aus Russland nicht wahr? Wie lange willst du in England bleiben? Kannst du gut Englisch sprechen? Weißt du schon in welches Haus du willst? In welche Klasse kommst du? Und wie heißt du überhaupt?" Typisch Hermine! Doch das blonde Mädchen zeigte keine Spur von Verwunderung über die Fragen oder die Geschwindigkeit, mit der Hermine sie gestellt hatte. Tatsächlich wirkte ihr Gesicht starr und abweisend.
„Ja, ich komme aus Russland und ich werde vermutlich zwei Jahre nach Hogwarts gehen. Ich komme zu den Fünftklässlern. Danach kehre ich nach Russland zurück. Ich kann nicht besonders gut Englisch, darum hat meine Mutter mich mit einem Sprachzauber belegt. Mein Name ist Nathalie und ich weiß noch nicht, in welches Haus ich will."
„Wie wär's denn mit Slytherin? Da kennst du wenigstens schon jemanden", fragte Ron unschuldig. Hermine sah ihn wütend an.
„Ich sagte bereits, dass ich es noch nicht weiß."
„Du hast gesagt, deine Mutter hat dich mit einem Zauber belegt? Dann muss sie eine Hexe sein, oder? Was ist mit deinem Vater? Kann er auch zaubern?"
„Meine Mutter ist eine Hexe. Mein Vater geht euch nichts an!" Sie klang kalt.
„Ist schon gut. Meine Eltern sind beide Muggel", meinte Hermine schnell. Doch Nathalie schwieg einfach weiter. Als die Kutsche hielt, sprang sie ohne ein Wort hinaus und verschwand in der Menschenmenge.
„Die ist eindeutig bescheuert", lautete Rons Urteil.
„Nur weil du sie geärgert hast!", zischte Hermine.
„Wisst ihr, was mir aufgefallen ist?", fragte Harry. Beide schüttelten die Köpfe.
„Sie hat nicht nach unseren Namen gefragt und sie hat nicht einmal auf meine Narbe geglotzt."
Darum war sie Harry, trotz ihres unhöflichen Benehmens, nicht ganz unsympathisch.
Als die Drei die Halle betraten, hatte Harry irgendwie das Gefühl heimzukehren. Sie setzten sich an den Gryffindortisch und warteten gespannt auf den sprechenden Hut.
„Wer unterrichtet dieses Jahr wohl Verteidigung gegen die dunklen Künste?", fragte Ron.
„Hoffentlich nicht Snape! Sonst ist mir alles egal."
„Ich glaube nicht, dass es Snape ist, Harry. Sieh doch mal an den Lehrertisch.
Den Mann dort im braunen Umhang und mit dem grauen Haar, der muss der neue Lehrer sein", sagte Hermine.
„Sieht aber sehr streng aus", mischte sich Neville mit unbehaglichem Gesichtsausdruck ein.
„Schhht! Seit leise da kommen ja schon die Erstklässler. Und Nathalie steht auch da. Ich bin gespannt in welches Haus sie kommt." Hermine sah wirklich ziemlich neugierig aus.
„Ich wette nach Slytherin", murmelte Ron, doch bevor Hermine etwas erwidern konnte, fing auch schon der Hut an zu singen:
„Ein alter Hut bin ich, jawohl!
Doch bin ich noch lang nicht hohl!
Wissen bedeutet Macht,
Also gebt sehr gut Acht,
Denn an Wissen hab ich viel!
Ich sag euch nun mein Ziel:
Ich kenn mich in euren Herzen aus,
Und steck euch ins richtige Haus!
Die Gryffindors sind mutig und stolz,
Aus besonders hartem Holz.
Die Ravenclaws sind stets hellwach,
Machen im Unterricht nie Krach.
Bist du fleißig, gut und treu,
Mach dich auf nach Hufflepuff ohne Scheu.
Weißt du eine gute List noch zu schätzen,
Darfst du dich nach Slytherin setzen.
Habt nur Mut und kommt zum sprechenden Hut!"
Nachdem der Hut geendet hatte, rief Professor McGonagall den ersten Schüler
auf: „Aden, Daniel!"
„Hufflepuff!"
„Amity, Elisabeth!"
„Gryffindor!"
„Borgtown, Valerie!"
„Slytherin!"
Eine Weile später, nach Paul Thackery, kam:
„Thomas, Sina!"
„Ist das etwa deine Schwester Dean?", fragte Seamus Dean Thomas.
„Ja, ich hoffe sie kommt nach Gryffindor."
Doch der sprechende Hut hatte was anderes vor.
„Ravenclaw!"
„Schade. Na ja, Ravenclaw ist auch ok."
Es waren schon fast alle verteilt, als ein blasses Mädchen mit schwarzen Haaren nach Slytherin geschickt wurde.
„Wer war das denn?", fragte Ron, „Die sah ja aus wie ne Leiche!"
Jetzt war nur noch Nathalie übrig, doch als sie nach vorne ging, trat plötzlich McGonagall dazwischen.
„Nathalie kommt aus einer russischen Zauberschule und wird die restlichen zwei Jahre bei uns verbringen. Seid höflich zu ihr und helft ihr, sich in Hogwarts zu Recht zu finden."
Nathalie ließ sich nicht anmerken, ob ihr McGonagalls Ansprache peinlich war. Ihr Gesicht war noch genauso ausdruckslos wie in der Kutsche.
Als sie den Hut aufsetzte, starrten alle Schüler gespannt auf sie. Doch der Hut ließ sich Zeit. Dann ertönte plötzlich:
„Gryffindor!"
„Tja Ron, sieht so aus, als hättest du deine Wette verloren", bemerkte Hermine spitz.
Doch der wurde von dem Festessen abgelenkt, das jetzt auf den Tischen erschien. Es gab wie immer reichlich Auswahl und selbst als er eigentlich das Gefühl hatte er würde gleich platzen, konnte es Harry nicht lassen wenigstens noch von der Schokoladentorte zu probieren.
Nach dem Essen erhob sich Dumbledore: „Ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit euch und hoffe, ihr werdet ebenso viele nützliche Dinge lernen, wie im letzten Jahr. Ich freue mich auch, euch einen neuen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste vorstellen zu können: Professor Venator!"
Der streng aussehende Mann stand kurz auf, damit ihn jeder sehen konnte und setzte sich wieder. Die Schüler applaudierten verhalten.
„Nachdem das geklärt wäre, geht bitte direkt in eure Gemeinschaftsräume damit ihr morgen zum Unterrichtsbeginn frisch seid. Die Vertrauensschüler kennen die neuen Passwörter."
Während sie auf dem Weg zum Gryffindorturm waren, fragte Harry: „Hermine, bist du eigentlich Vertrauensschülerin geworden?"
„Nein, bin ich nicht. Professor McGonagall hat mich gefragt aber ich habe abgelehnt. Es hätte mich zuviel Zeit gekostet und die brauch ich nun mal zum Lernen."
Ron und Harry sahen sich an und unterdrückten nur mit Mühe ein lautes Lachen. Das war mal wieder so typisch Hermine!
„Weißt du, ich bin echt froh, dass du dich nicht verändert hast, Hermine", meinte Ron grinsend.
Harry schlief ein, fast direkt nachdem er sich ins Bett gelegt hatte. Es war schön, wieder zu Hause zu sein.
Beim Frühstück bekamen sie dann ihre Stundenpläne ausgeteilt.
„Wir fangen gleich mit dem neuen Lehrer an", las Harry, „und danach Pflege magischer Geschöpfe."
„Ich tippe auf Chimäras, Drachen oder Seeschlangen. Fällt euch sonst noch ein tödliches Monster zum verhätscheln ein?"
„Ach Ron. Vielleicht hat Hagrid im letzten Jahr dazu gelernt und wir beschäftigen uns mit weniger, ähm, aggressiven Geschöpfen", nahm Hermine Hagrid in Schutz.
„Komm schon Hermine, wir reden von Hagrid! Alles was keine Menschen frisst, ist doch uninteressant und völlig unter unserem Leistungsniveau."
„Na ja, unter deinem Leistungsniveau ist doch schon ein Flubberwurm!" Harry wich lachend Rons Schlag aus.
Hermine hob eine Augenbraue: „Also ehrlich, wie alt seid ihr? Fünfzehn oder fünf?"
„Fünf!", riefen beide gemeinsam. Hermine verdrehte entnervt die Augen.
Dann machten sie sich auf zu Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Dort angekommen setzten sie sich in die zweite Reihe, Hermine neben Nathalie, die schon vor ihnen da war.
„Hallo Nathalie!", fing sie auch gleich ein Gespräch an, „Wie gefällt es dir hier? Freust du dich, dass du jetzt in Gryffindor bist? Ich find es jedenfalls toll, dass du in meinen Schlafsaal gekommen bist und nicht nach Slytherin. Ich hab in den Ferien ein bisschen Russisch gelernt, vielleicht können wir uns ja mal auf Russisch unterhalten?"
„Wie soll ich wissen, ob es mir hier gefällt? Ich bin doch erst seit gestern Abend hier. Und von Gryffindor weiß ich auch nichts."
Ihr kalter Tonfall, ihre Art zu sprechen und der Ausdruck in ihrem Gesicht, diese Verachtung, erinnerten Harry stark an Malfoy. Doch er sah noch etwas anderes, etwas …er konnte es einfach nicht beschreiben was er sah.
„Mir wäre wohler, wenn du jemand anderen anstarren könntest!", sie blickte ihm kühl ins Gesicht und er hatte fast das Gefühl, als würde sie sich direkt in sein Innerstes bohren können.
„'Tschuldigung", sagte er schnell und wurde leicht rot. Zum Glück kam in dem Moment Professor Venator rein.
„Guten Morgen. Ich begrüße sie zu ihrer ersten Unterrichtsstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste. Mein Name ist Professor Venator und ich bin vom Zaubereiminister beauftragt worden, ihnen die Verteidigung gegen die wohl übelste Kreatur auf Erden beizubringen. Den Vampir."
Harry wunderte sich. Der Minister hatte ihn eingestellt? Machte das sonst nicht Dumbledore? Harry konnte sich noch gut an den Minister erinnern, wie er nach dem Trimagischen Turnier mit Dumbledore gesprochen hatte. Er wollte nicht wahrhaben, dass Voldemort zurück war und er wollte Dumbledore, der anderer Meinung war, schärfer im Auge behalten.
„Sie fragen sich sicher, warum ich mit ihnen Vampire durchnehme. Vielleicht sind manche von ihnen auch der Meinung, dass es schlimmere Geschöpfe gibt. Nun ich muss ehrlich gestehen, dass ich kein richtiger Lehrer bin, sondern Vampirjäger im Auftrag des Zaubereiministeriums. Der Vampir ist ein ebenso komplexes, wie tödliches Monster. Weiß jemand von euch schon etwas über Vampire?"
Hermines Hand schoss wie üblich sofort nach oben.
„Ja? Miss, ahm…"
„Granger."
„Ja, Miss Granger bitte."
„Vampire sind sehr alte Wesen, meiden das Sonnenlicht, ernähren sich von Blut und besitzen keine Seele."
„Sehr gut. Fünf Punkte für Gryffindor. Weiß noch jemand etwas? Ja, Sie neben Miss Granger?"
„Nathalie Delany."
„Du bist das also. Was weißt du denn so über Vampire?", er hörte sich jetzt nicht mehr nur streng, sondern kalt und spöttisch an.
Nathalie sah ihn nur starr an und antwortete in ihrem kühlen Ton: „Nicht jeder Vampir ist seelenlos. Es gibt auch durchaus welche mit Seele."
„Das sind eindeutig die Ausnahmen!", jetzt klang der Professor gereizt. „Was versteht ihr denn unter seelenlos? Wie stellt ihr euch eine solche Person vor? Mr. Potter?"
Na klar, seinen Namen kannte der Professor natürlich. „Jemand der von einem Dementor geküsst wird, verliert seine Seele. Er hat keine Erinnerungen und keine Gefühle", versuchte es Harry.
„Richtig. Aber ein Vampir hat noch Erinnerungen, nur keine Gefühle mehr und das macht ihn zum Ungeheuer."
„Vampire haben aber Gefühle! Das ist wissenschaftlich bewiesen. Sie sorgen für einander."
Harry sah Nathalie erstaunt an. Es war nicht besonders klug, einem so streng aussehenden Lehrer gleich in der ersten Stunde zu widersprechen. Kein guter Anfang für sie.
„Miss Delany, ich habe sie nicht nach ihrer Meinung gefragt. Zeigen Sie gefälligst auf. Und fünf Punkte Abzug weil Sie dazwischen geredet haben."
Nathalie funkelte ihn nur wütend an.
Nach der Stunde machten sich Hermine, Harry und Ron auf, zum Pflege magischer Geschöpfe Unterricht, der draußen stattfand.
„Und? Was haltet ihr von Venator?", fragte Harry die anderen beiden.
„Ziemlich streng. Bei dem muss man wahrscheinlich immer die Hausaufgaben machen."
„Das schadet dir gar nichts, Ron. Du tust ohnehin viel zu wenig! Er ist streng aber fair. Nur, ist euch aufgefallen, wie er Nathalie behandelt? Er scheint sie ja nicht gerade zu mögen, oder?"
„Das könnte daran liegen, dass sie eine blöde Kuh ist. Mal ehrlich, die kann in Sachen Arroganz selbst Malfoy noch was beibringen. Überleg mal, wie sie mit dir heute gesprochen hat! An deiner Stelle würde meine Begeisterung für sie allmählich sinken!"
„Du gibst ihr ja nicht mal 'ne Chance, Ron! Vielleicht fühlt sie sich nur einsam hier und ist deshalb so unfreundlich."
„Könntet ihr mit euren ewigen Streitereien jetzt mal aufhören?!", unterbrach
Harry die beiden genervt. „Seht mal lieber, wer da kommt. Wir haben schon wieder mit den Slytherins Unterricht!"
Da standen Malfoy, Crabbe und Goyle. Malfoy beachtete sie jedoch nicht weiter und ging direkt auf Nathalie zu, die etwas entfernt von allen anderen stand.
„Wieso bist du in Gryffindor und nicht in Slytherin?", Malfoy klang als wäre das alles ihre Schuld.
„Könnte daran liegen, dass mich der sprechende Hut dort hingeschickt hat", Nathalie redete so langsam, als wäre Malfoy ein kleines Kind.
„Du bist keine Gryffindor, Süße", grinste der blonde Junge.
„Das geht dich wohl kaum was an. Und wenn du mich noch mal Süße nennst, " sie hätte auch ebenso gut Kakerlake sagen können, so angewidert klang es, „werde ich dir die Nase blutig schlagen müssen!", sie sprach gefährlich ruhig.
„Soll das eine Drohung sein?" Malfoy reckte sein spitzes Kinn und zog höhnisch die Augenbrauen hoch aber er hörte sich leicht nervös an.
„Nein Draco. Das ist keine Drohung. Das ist ein Versprechen!", sie grinste spöttisch.
Malfoy sah etwas blass aus und Ron stand kurz vor einem Lachanfall.
Harry fragte sich, warum Malfoy solche Angst vor dem Mädchen hatte. Schließlich hatten er und Ron Malfoy schon hundertmal angedroht, ihm die Nase zu brechen und nie hatte der Slytherin sie so angesehen.
Bevor Malfoy noch etwas erwidern konnte, kam Hagrid.
„Morgen Kinder! Schön euch wieder zu sehen." Er zwinkerte Harry, Hermine und Ron zu. „Wir werden heute mit unserem ersten Tier anfangen. Keine Angst, nach den Knallrümpfigen Krötern solltet ihr keine Probleme mit ihnen haben."
„Nach den Viechern kann uns gar nichts mehr schocken", flüsterte Ron zu Harry.
„Na, ich weiß nicht. Hagrid findet bestimmt noch eine Steigerung."
Dann beobachteten sie misstrauisch, wie Hagrid eine riesige Badewanne anschleppte, die mit braunem Schlamm gefüllt war.
Die Schüler guckten alle nicht sehr begeistert.
„So, das sind Malimi. Sie kommen vor allem in sumpfigen Gegenden vor. Ein Malimus kann bis zu zehn Kilo schwer werden, aber diese hier wiegen höchstens sechs. Dann hol ich mal einen raus." Hagrid fasste tief in die Wanne rein und zog etwas raus, dass wie eine einmeterlange Riesenschnecke aussah. Nur, dass sie ein Gebiss hatte, das Harry deutlich an einen Hai erinnerte.
Ron starrte fasziniert auf dieses Vieh. „Ich hätte echt nicht gedacht, dass es etwas Widerlicheres, als die Kröter gibt."
„Malimi fressen am liebsten Eichenblätter, die sie mit ihren scharfen Zähnen zu einem Brei zerkauen. Für Menschen sind sie völlig ungefährlich."
„Das würde er bei Drachen auch sagen!", rief Malfoy.
„Mr. Malfoy, möchten sie vielleicht mal versuchen einen Malimus zu füttern?", schlug Hagrid vor.
„Ihh! Nie im Leben fass ich so ein Ding an!"
„Was ist los Malfoy? Du hast doch nicht etwa Angst?" Nathalies Stimme troff nur so vor Hohn. Dann ging sie nach vorne und fragte: „Kann ich es mal versuchen?"
Hagrid strahlte sie an. „Natürlich. Hier, ich zeig dir wie es geht."
Nathalie fütterte den Malimus und streichelte ihn sogar. Sie schien sich überhaupt nicht zu ekeln. Malfoy warf ihr die ganze Zeit zornige Blicke zu.
Am Ende der ersten Woche setzten sich die drei Freunde zusammen in eine Ecke des Gemeinschaftsraumes und unterhielten sich.
„Ich glaube, wir sollten uns diese Nathalie doch mal näher ansehn", fing Ron an.
„Ja war echt gut, wie sie mit Malfoy umging. Sie ist außerdem im Unterricht nicht schlecht", sagte Hermine anerkennend.
„Ich frage mich, warum Malfoy so eine Angst vor ihr hat? Erst schien er doch ganz scharf darauf, sie kennen zu lernen. Irgendwas an ihr ist anders. Ich kann es manchmal sehen." Harry klang nachdenklich.
Ron grinste anzüglich. „Ah, sie ist anders, als alle Mädchen die du vorher kanntest. Hat der junge Harry sich etwa verliebt?"
Harry seufzte entnervt. „Kann man mit dir denn überhaupt nicht ernst reden? Ich kenn sie doch kaum, wie soll ich mich da verliebt haben? Und bis jetzt hab ich noch nicht ein freundliches Wort von ihr gehört."
„Du hast Recht, Harry", stimmte Hermine ihm zu. „Sie ist wirklich nicht sehr freundlich. Aber ich glaube nicht, dass sie sehr anders ist, als andere Mädchen. Das einzige, was an ihr etwas seltsam ist, sind ihre Augen. Ich könnte dir nicht einmal sagen, welche Farbe es ist. So eine komische Mischung aus Blau und Grün."
„Ist mir egal, welche Farbe ihre Augen haben, jedenfalls hat sie Malfoy fast eine geklebt. Das genügt mir. Außerdem geh ich jetzt ins Bett, schließlich ist Samstag die Quidditchauswahl, da muss ich fit sein", gähnte Ron.
„Ach ja, das ist ja morgen. Dann bestimmen wir auch, wer neuer Kapitän wird. Endlich wieder Quidditch spielen!", freute sich Harry.
Hermine schüttelte nur den Kopf. Die Begeisterung der beiden Jungs für Quidditch würde sie nie ganz verstehen können.
