Harry Potter und der Orden des Phönix

Chapter 8: Liebe auf den zweiten Blick?!

Die Tage vergingen zäh, fand Harry. Kaum war er am nächsten Tag, einen Sonntag, aufgestanden, den Nachmittag bei Hagrid, den Wildhüter, verbrachte, war es auch schon Abend. Die Zeit schlafen zu gehen.

Die Professoren quälten die Schüler mit den anstehenden ZAGs (Zauber Grad). Besonders schlimm war es bei den beiden Professoren Snape und McGonagall. Die Beiden, so schien es, führten einen Wettbewerb, dessen Ziel die Stabilität der jungen Zauberer und Hexen zu testen.

So auch jetzt.

Minerva McGonagall stand, den Rücken zur Klasse haltend, bei der Tafel und schrieb die Anweisungen, die die Schüler in den beiden Doppelstunden vollbringen sollten.

"Verwandeln Sie ihren Tisch als erstes in ein Karton, dann in ein von Ihnen gewähltes Tier und schließlich zurück in die Ausgangsposition."

Die ersten Versuche gingen gut. Hermine Granger war eine - wie soll's denn auch anders sein? - der Ersten und Wenigen bei der die Verwandlung einbahnfrei funktionierte. Auch Terry Boot und Levander Brown, beide Ravenclaw, gehörten dazu.

Ron Weasleys Tier, ein überdimensionaler Frosch, dessen Größe einer Melone reichte, hatte noch das Muster einer Baumrinde.

Der Körper des Bibers, der Harry Potter verwandelt hatte, war der eines Quarders ähnlich.

"AAAAAAHHHH!" kam es plötzlich aus Semaus Finnigan, Harrys Nachbar und ebenfalls Gryffindor, heraus und wich einige Schritte zurück. Vor ihnen hatte Neville Longbottem sein Tisch in ein Wildschwein verwandelt.

Die Verwandlung schien fast perfekt zu sein, jedoch war der Schwanz noch aus Holz. Und das gefiel dem Vieh anscheinend nicht.

Es schabte zornig mit einem seiner Hinterläufen, grunzte und starrte dabei die Teenager an.

Bevor andere Schüler dieses Missgeschick realisieren könnten, rannte das Tier los und jagte die Kinder hinter her. Eine Weile lang vergnügte es sich nur hinter Harry, Neville, Hermine und Ron nach zu laufen.

Währenddessen stand die Lehrerin für Verwandlung nur da, zu perplex um auch irgendetwas zu unternehmen. Nach einer Ewigkeit (es waren NUR zehn Minuten) richtete sie ihren Zauberstab auf das 'Vieh' und murmelte den Gegenspruch.

Das Wildschwein, das gerade dran war Justin Finch-Fletchey aus dem Klassenzimmer zu verjagen, erstarrte und nahm wieder die Form eines völlig harmlos aussehenden Tisches an. Die Studenten rangen japsend und keuchend nach Luft. Einige von ihnen hatten Seitenstechen.

"Mr. Longbottom, ich glaube, dass Sie mehr Übung gebrauchen könnten", seufzte die Hauslehrerin von Gyffindor und sah den Angesprochenen tadelnd an. "Fünf Punkte Abzug."

Den Rest der Stunde verbrachten die Schüler damit, dass ihre Verwandlungen besser unter Kontrolle hatten als Neville.

Kurz vor Unterrichtsschluss bewertete die Professorin jede Verwandlungsstufe und gab jedem, je nachdem wie gut es gelungen war, Erörterungen bei.

Hermine bekam für ihre Leistung 15 Punkte gut geschreiben, wobei sie stolz rot anlief. Harry und Ron bekamen nur tadelnde Blicke von ihrer Hauslehrerin.

Es läutete, die Schüler suchten schnell ihre Sachen zusammen und verließen den Unterrichtsraum.

Die Ravenclaws schritten in den Kerker hinunter, während die Gryffindors sich auf den Weg zur Kräuterkunde machten. Vor dem Gewächshaus Nummer Vier stand schon Professor Sprout und wartete auf ihre Sprösslinge. Die Hufflepuffs waren schon auf dem Feld versammelt, da sie vorige Stunde Pflege magischer Geschöpfe hatten und darum der Weg zu Professor Sprout kurz war.

"Guten Morgen, meine Schüler", begann die Lehrerin, "wir beginnen heute mit dem Kraut Baldrian. Wer kann mir etwas über diese Pflanze erzählen?"

Hermines Hand schnellte hoch.

"Ja? Miss Granger", sagte die Professorin lächend.

"Baldrian oder auch Valeriana officinalis genannt ist schon seit über 2000 Jahren als Heilpflanze in Europa und Asien bekannt. Man findet dieses Kraut nur in feuchten Gebieten wie zum Beispiel Gräben, Wälder und Wiesen und ist somit eher weniger in den südlichen Staaten vorhanden. Sie wächst nur in den Zeitraum September bis Oktober. Verwendet wird eigentlich nur die Wurzel aus dem (trocken) einen Tee gemacht wird. Sie soll sehr gut gegen Schlafstörungen und Unruhezustände behilflich sein. Der Blütentrieb ist..."

Die Lehrerin unterbrach sie mit den Worten: "Sehr gut, Miss Granger. 10 Punkte für Gryffindor." Dann wandete sie sich zu der Klasse zu. "Dies war nur eine kleine Einführung unseres Themas. Die letzte Stunde ging es um den Katzenschwanz, ebenfalls eine Heilpflanze, wie Sie sich hoffentlich erinnern können. In der heutigen Stunde...."

...pflanzten die Hogwartsstudenten den Baldrian um. Kaum zu glauben, aber Professor Sprout hatte um die 300 Baldrian-Pflanzen, die nur darauf warteten umgegraben zu werden.

Harry wischte sich den Schweiss von der Strin, als er "Macht Schluss, bald ist die Stunde zu Ende! Ihre Hausaufgabe wird es sein mir einen Aufsatz über den Katzenschwanz und den Baldrian zu schreiben. 3 Rollen Pergament..." von Professor Sprout hörte.

Harry, Hermine und Ron packten ihre Sachen und verliessen die Gewächshäuser als ihnen der Klang der Glocke über das Hogwarts-Gelände hörten. Sie hatten noch zwei Stunden Verwandlung gegen die dunklen Künste und dann eine Stunde Pflege magischer Geschöpfe.

"Super Tag heute", murrte Ron, als sie in das Klassenzimmer eintraten und die Stunde beginnen konnte.

~*~

"Komm, ich hab es! Wir müssen uns beeilen!", sagte Hermine und zerrte Harry hoch, der den letzten Schluck seines Getränkes runterschluckte.

"Was'n?", fragte dieser verwirrt.

Hermine starrte ihn wütend an, schob ihn aber weiter Richtung Ausgang. "Später", flüsterte sie leise. Fast drohend.

"Jaja", erwiderte Harry beschwichtigend, hebte seine Arme hoch und riss sich von Hermine los. "Ich kann selber gehen!"

Beide verschwanden aus der Großen Halle und machten sich zur Bücherei. Harry und Hermine wollten sich etwas über Voldemort informieren. Warum, war Harry nicht wirklich klar, aber Hermine meinte, wenn er wiedermal in Schwierigkeiten insbesondere den dunklen Lord wäre, so müsse er schon wissen mit wem er sich da anlegte.

Naja, Harry wusste es ja. Einem der zu meist gefürchteteste Zauberer seit Grindelwald. Und das zu Grund. Denn wer würde sonst so grausam foltern und töten? Nur Lord Voldemort!

Sie erreichten die Bibliothek und rannten zu Madame Pince. Diese sah sie durchdringend an und meinte: "Ihnen müsste bewusst sein, dass Sie auf keinen Fall in die Verbotene Abteilung dürfen?!"

Hermine lächelte fast schon gelassen, suchte etwas in ihrer Umhangtasche und zog schließlich ein kleiner Fetzen Pergament hervor.

"Nicht mal, wenn wir die Bestätigung von Professor Dumbledore haben?"

Harry starrte Hermine eine Weile lang fassungslos an. Wie kam sie dazu, dass Dumbledore einwilligte, Hermine in die Verbotene Abteilung zu lassen? Hatte sie ihn etwa bestochen?

Harry kam sich sofort dämlich vor, als ihm die Gedanken kamen. Nein, Hermine würde Dumbledore niemals bestechen. Oder doch?!

Auch Madame Pince schien Hermine fassungslos an, ja schon fast schockiert. Die riss Hermine ihr das Pergamentblatt aus der Hand, sah es kurz prüfend an und nickte dann.

"Das müsste gehen, ja", murmelte die Bibliothekarin zu sich selbst.

Hermine grinste siegessicher und verschwand dann mit Harry in die Verbotene Abteilung.

"Woher hast du....? Wie...?", fragte Harry Hermine.

"Ach, weisst du, das war ganz einfach...", flüsterte sie nur als Antwort. Mehr bekam er nicht. "Wir sollten uns jetzt an die Arbeit machen!"

Sie arbeiteten fast die ganze Mittagspause durch, mit dem Ergebnis, dass alles was in den Büchern stand, sie schon wussten. Nur, dass die Folterungen detallierter dargestellt wurden.

Grauenhaft, dachte Harry.

"Wir sollten aufbrechen", sagte Harry zu Hermine. Diese nickte und beide verliessen sowohl die Abteilung als auch die Bücherei.

Als die beiden Freunde an einen verlassen Korridor entlang gingen, hörte Harry etwas. Es klang als würde jemand schluchzen. Harry blieb abrupt stehen und versuchte ausfindung zu machen, woher die Geräusche kamen.

Auch Hermine blieb stehen.

"Was hast du?", fragte sie besorgt.

"Hier weint jemand", gab Harry zur Antwort, "hörst du es nicht?"

Sie nickte.

"Pass auf, ich schau nach, wer hier weint und du sagst Professor Flitwick, dass ich später komme, abgemacht?", schlug Harry vor.

Bevor Hermine aber noch antworten konnte, drehte sich Harry um, lief den Gang entlang und verschwand schlißelich hinter der Ecke.

Hermine zukcte nur hilflos mit den Schultern und machte sich auf den Weg noch rechtzeig in das Klassenzimmer zu kommen. Sie wollte wenigstens für Harry aufpassen, wenn es gar länger dauern würde.

Harry nahm gleich zwei Stufen auf einmal.

Das Geräusch wurde stehts lauter.

Schließlich blieb Harry stehen und starrte die Tür an.

Das war der Eingang zum Mädchenklo. Genauer gesagt, wurde es nicht mehr als Toilette benützt.

Dort wohnte die Maulende Myrte.

Harry schluckte, atmete einmal tief durch, setze sich über das große "Defekt"-Schild hinweg und öffnete die Tür.

Es war der düsterste und trostloseste Toilettenraum, den Harry je betreten hatte. Unter einem riesigen gesplitterten und fleckigen Spiegel zog sich eine Reihe angeschlagener Waschbecken entlang. Der Boden war feucht und spiegelte trübe das Licht einiger Kerzenstummel wieder, die in ihren Haltern ausgebrannten; von den zerkratzten Holztüren der Kabinen schälte sich die Farbe ab und eine hing in den Angeln.

Myrte war nicht zu sehen und auch ihre Klagerufe blieben aus. Aber das Schluchzen hörte man jetzt um so deutlicher.

Die Tür der ersten Kabine war offen und ein Schüler - oder doch eine Schülerin?, Harry konnte es nicht erkennen, da die Kabuze tief ins Gesicht hing - saß auf den Deckel des nicht mehr ganz funktionierenden Klos.

In dem Moment, als Harry den Raum betretten hatte und jetzt zu der Gestalt schlich, hob es den Kopf.

Die Kapuze fiel es ihm in den Nacken und die geröteten schwarzen Augen saßen ihm entgegen.