Harry Potter und die Verführung des Blutes

Autor: Black Luna

Inhalt: Harry war schon skeptisch, als er das Tier zum ersten Mal sah, doch diese Ereignisse hatte er nicht erwartet. Plötzliche Angriffe aus dem Nichts und Menschen mit dunklen Absichten leiten das neue Jahr ein und prophezeien nichts Gutes. Siegt die Dunkelheit über das Licht?
Feedback: Black.Luna@web.de Bitte, bitte schreibt ganz viel. Lese alles von Lob über Verbesserungsvorschläge bis zur gnadenlosen Kritik

Altersbeschränkung: PG 13 (schätze ich)

Disclaimer: Alle bekannten Figuren gehören Mrs. Joanne K. Rowling und die FF ist nur zur Unterhaltung gedacht und nicht als Einkommensquelle.

Ach ja und den Namen Delany hab ich mir bei Wolfgang Hohlbein ausgeliehen.

Betaleser: Ganz großes Lob an Mystral! Du hast deine Sache fantastisch gemacht!

Kapitel 9: Weihnachten

Man sieht nur mit dem Herzen gut; das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz

„Muss das so ein Mistwetter sein?", äußerte Ron seine Abneigung gegen den kalten Regen.

Harry besah sich seinen dreckigen Umhang, an dem überall der Schlamm hing und seufzte. „Kaum zu glauben, dass bald Weihnachten ist. Es sieht so überhaupt nicht winterlich aus, mehr nach Herbst. Wir sind ja zum Glück gleich in den trockenen Gewächshäusern."

Sie öffneten die Tür und schon schlug ihnen die warme Luft eines Treibhauses entgegen.

„Wir machen heute nichts besonders Schwieriges", begrüßte Professor Sprout die nassen und frierenden Schüler, „wir haben ja vor zwei Wochen in Gewächshaus Nummer Sieben Kartoffeln gepflanzt und magisch gedüngt und die sind jetzt fertig zum ernten. Wer die größte Kartoffel hat, erhält einen Preis. So, jetzt geht jedes Schülerpaar zu der Kartoffel, die es gesät hat. Ihr werdet dann auch sehen, warum immer zwei Schüler nur eine Kartoffel behandelt haben", fügte sie gutgelaunt hinzu.

Und wirklich.

Als Harry und Ron anfingen, die Pflanze auszubuddeln, stellten sie fest, dass es keine normal gewachsene Kartoffel war.

„Die ist ja riesig. So groß wie'n gut gewachsener Kürbis!", ächzte Harry, als er begann, sie aus dem Boden zu ziehen.

„Ganz schön schwer das Biest. Wie soll man die denn essen?"

„So wie jede andere Kartoffel auch, Mr. Weasley. Die meisten magisch gedünkten Pflanzen schmecken nicht mehr, sie sind zu schnell gewachsen und verlieren ihren natürlichen Geschmack. Die Kartoffel ist eins der wenigen Nahrungsmittel, bei dem das nicht so ist."

Am Ende der Stunde wurden alle Pflanzen auf eine Waage gelegt und Hannah Abbott und Ernie Macmillan hatten die schwerste Kartoffel. Jeder bekam eine Packung Schokofrösche.

„Ist das nicht toll?", fragte Hannah freudestrahlend Hermine. „Ich weiß gar nicht, wie Ernie und ich das geschafft haben."

Nathalie, die mit Hermine an einer Kartoffel gearbeitet hatte, sah Hannah mit gespieltem Erstaunen an. „Aber Hannah, wusstest du denn nicht, dass das Maximale Volumen subterraner Agrarprodukte in reziproker Relation zur spirituellen Kapazität des Produzenten steht?"

„Was?"

„Na ja das bedeutet so viel wie: Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln." Sie ging feixend an der sprachlosen Hannah vorbei.

„Das war gerade schon ein bisschen mies oder?", fragte Hermine Ron und Harry, als sie sich wieder durch den Regen zurück zum Schloss kämpften.

Ron hob verächtlich die Augenbrauen. „Vermutlich hat Abbott immer noch nicht verstanden, was Nathalie damit meinte." Bei dem Gedanken an Hannahs verdutztes Gesicht, fing Hermine wieder an zu grinsen.

Beim Mittagsessen bemerkte Harry, wie sich zwei Mädchen über ihre Kleider für den Weihnachtsball unterhielten. Das erinnerte ihn an was. Er sah sich um. Hermine war schon mit Essen fertig und wollte noch mal kurz in die Bibliothek. Gut. Er wollte über dieses Thema lieber mit seinem Freund allein sprechen.

„Ron, weißt du jetzt eigentlich, welches Mädchen du für diesen Ball einladen willst?"

„Hab immer noch keine Ahnung."

„Aber du hast dir doch schon im Sommer Gedanken darüber gemacht."

„Gedanken schon aber ich bin zu keinem vernünftigen Schluss gekommen."

„Warum fragst du nicht einfach Padma Patil? Laut ihrer Schwester steht sie ja auf dich."

„Ich weiß nicht." Ron zuckte die Schultern. „Lief letztes Jahr doch schon nicht so klasse."

Allerdings. Harry erinnerte sich noch gut an den Ball in ihrem vierten Schuljahr, als Ron Padma total ignoriert hatte und die nach kurzer Zeit mit ihrer Schwester, die eigentlich mit Harry da war, und zwei Jungs aus Beauxbatons abgehauen war.

„Ich will dieses Jahr nicht wieder so einen Stress, sondern irgendein nettes Mädchen, mit der man sich normal unterhalten kann."

Im Bett lag Harry noch länger wach und dachte über die Sache nach. Verliebt war er im Moment nicht. Seine Schwärmerei für Cho war seit der Sache mit Cedric vorbei und ansonsten wusste er niemanden.

Vielleicht sollte er mit Ginny hingehen. Rons kleine Schwester war deutlich erwachsener geworden, spielte gut Quidditch und würde wenigstens nicht nein sagen, wenn er sie fragte.

Aber, was wenn er ihr dann wieder Hoffnungen machte? In letzter Zeit war ihm aufgefallen, dass sie endlich mit ihm reden konnte, ohne rot zu werden und ihn behandelte wie einen Freund. Nicht mehr und nicht weniger. Er wollte das nicht zerstören indem er sie zum Ball einlud.

Hermine! Das war die Lösung! Er mochte sie unheimlich gern und sie ihn auch. Sie waren jahrelang Freunde und bei ihr war es ihm weniger peinlich, dass er nicht Tanzen konnte. Ja, er würde gleich morgen früh Hermine fragen.

Zufrieden drehte er sich rum und schlief ein, nicht ahnend, dass Ron im Bett neben ihm auf die gleiche Idee gekommen war.

Früh stand Harry am nächsten Tag im Gemeinschaftsraum. Er wollte nicht, dass ihm in letzter Sekunde noch jemand Hermine wegschnappte.

„Morgen Hermine."

„Morgen Harry", gähnte sie, „warum bist du denn schon so früh wach?"

„Ich wollte dich was fragen, wegen dem Ball. Würdest du mit mir dahin gehen?"

Hermine sah ihn etwas überrascht an. „Warum nicht. Ich hatte ehrlich gesagt schon befürchtet, dass Neville mich wieder fragt und dann hätte ich keine Ausrede gehabt."

„Bin ich froh, dass das geregelt ist. Sag mal, wo ich dich doch gerade so höflich eingeladen habe, könnte ich wohl die Zutaten für den Vergrößerungstrank bei dir abschreiben?"

„Harry!"

„Ja, ja schon gut. War aber 'nen Versuch wert."

„Was war 'nen Versuch wert?" Ron kam, immer noch ziemlich verschlafen, die Treppe runter.

„Hab Hermine gefragt, ob ich abschreiben darf."

„Das funktioniert nie und ich muss es wissen, schließlich frag ich sie das jeden Tag. Aber wo du gerade hier stehst, Hermine, ich wollt dich was fragen."

„Wenn es was mit dem Ball zu tun hat, kommst du leider zu spät, Harry hat schon gefragt."

Ron blickte kurz zu Harry und wieder zu dem Mädchen. „Schätze ich bin wohl doch zu spät aufgestanden."

„Das ist mal wieder typisch für euch. Letztes Jahr falle ich euch in letzter Sekunde als Notlösung ein und dieses Jahr fragt ihr mich beide. Ich muss noch mal ins Badezimmer, wir sehen uns dann beim Frühstück."

Kaum war sie weg, sagte Harry zu Ron: „Bist du jetzt sauer auf mich? Ich wusste ja nicht, dass du mit ihr hingehen wolltest. Und weil ich mit ihr befreundet bin, dachte ich es wäre am einfachsten, sie zu fragen."

„Schon okay, es ist nur so, dass ich mir das auch gedacht habe und jetzt muss ich mir ein anderes Mädchen suchen."

Als die drei nach dem Frühstück gerade das Klassenzimmer für Zauberkunst betreten wollten fiel ihr Blick auf Terry Boot, einen Schüler aus Ravenclaw der vor Nathalie stand und offensichtlich nach den richtigen Worten suchte.

„Ähm, also würdest du wohl vielleicht mit mir zum Ball gehen?" Er wurde knallrot und blickte zu Boden.

„Hm, lass mich überlegen." Sie tat, als würde sie angestrengt nachdenken. „Ähm, nein!" Damit stolzierte sie an ihm vorbei und würdigte ihn keines Blickes mehr.

Der arme Kerl tat Harry wirklich leid, als er mit hängenden Schultern davon schlich. Eine Abfuhr war nie sehr erfreulich aber dann auch noch so direkt. Nathalie konnte eine richtige Zicke sein. Der Junge seufzte. Der Weihnachtsball brachte mehr Ärger als die Endjahresprüfungen.

Abends in den Betten unterhielten sich die Jungen über den Ball und mit wem sie dahin gehen würden.

„Ich bin froh, dass Hannah mit mir hin geht dafür ist Ernie aber reichlich sauer auf mich." Neville grinste etwas schief.

„Hab wie letztes Jahr Lavender gefragt und sie hat zum Glück ja gesagt."

„Ah, Seamus ist unsterblich verliebt", ärgerte Dean seinen Freund.

„Musst du gerade sagen", fauchte der sonst so gutmütige Seamus, „wer hat denn stundenlang mit einer Tür geübt bevor er Ginny gefragt hat, hm?"

Dean schrumpfte zusammen und warf einen beunruhigten Blick Richtung Ron.

Der sah Dean finster an und fragte gefährlich leise: „Du hast also Ginny eingeladen? Und wie kommst du ausgerechnet auf meine kleine Schwester?"

„Na ja ich find sie halt nett", versuchte Dean sich zu verteidigen.

„Und außerdem ist sie verdammt hübsch!", warf Seamus ein. Wenn Blicke töten könnten wäre Ron zum Mörder geworden.

Neville war das wohl auch aufgefallen, er versuchte vom Thema Ginny abzulenken. „Mit wem geht ihr beide denn hin?", fragte er.

„Harry geht mit Hermine und ich weiß noch Keine", knurrte Ron schlecht gelaunt.

Das Thema schien wohl auch nicht gut zu sein, also wechselte Neville noch mal. „Habt ihr gehört, wie Nathalie Terry Boot zur Schnecke gemacht hat und zu einem riesigen Slytherin, der sie auch eingeladen hatte, hat sie was gesagt von wegen sie würde mit Leuten, die den IQ einer Steckrübe haben nicht mal reden, geschweige denn tanzen."

„Ich wusste gar nicht, dass sie bei Jungs so beliebt ist", sagte Harry erstaunt.

„Direkt hübsch ist sie ja nicht aber auch nicht hässlich. Ihre kühle spöttische Art hat auch irgendwie was Anziehendes an sich", überlegte Seamus.

„Ich würd eher sagen, es ist ne Art Mutprobe sie zu fragen", meinte Dean trocken.

„Wieso? So schlimm ist sie doch gar nicht." Wie Harry Ron kannte, hatte der das vermutlich nur gesagt um Dean zu provozieren.

Der erwiderte gereizt: „Nicht so schlimm? Sie lehnt jede Einladung ab und nicht nur das, sie gibt auch noch einen bissigen Kommentar dazu ab. Ich würde es mich nicht trauen, sie einzuladen. Die ist einfach nicht normal und du würdest auch nicht mit ihr zum Ball gehen wollen", schloss Dean.

„Glaubst du! Wenn ihr alle solche Angst vor ihr habt, dann lad ich sie eben ein." Ron machte ein entschlossenes Gesicht.

Harry sah seinen Freund zweifelnd an.

„Na toll! Ich und meine große Klappe! Das wird so peinlich!"

„Ach wird schon. Da vorne ist sie. Ich warte hier und du gehst rüber und fragst sie. Sieh mich nicht so an, du weißt genau, dass ich da nicht mitkommen kann." Harry gab Ron einen Schubs Richtung Nathalie.

Er seufzte noch einmal und ging dann zu ihr. „Hey Nathalie, wart mal."

„Was willst du?"

„Dich fragen, ob du mit mir zum Ball gehst."

„Mit dir? Warum sollte ich?" Ihr überheblicher Gesichtsausdruck machte Ron wahnsinnig.

„Weil du keinen Partner hast und ich auch nicht! Also stell dich nicht so an und sag endlich ja!", schrie Ron sie an.

„Also das ist wirklich die netteste Einladung, die ich je bekommen habe. Du bist so höflich und zuvorkommend. Wie könnte ich da ablehnen."

„Du sagst also ja? Gut. Ich freu mich auf Deans Gesicht", fügte der Junge mit verklärtem Gesicht hinzu.

„Wieso?", fragte sie sofort argwöhnisch.

Ron, der das letzte gar nicht hatte laut sagen wollen, fiel keine bessere Ausrede ein als die Wahrheit. „Er meinte, er würde sich nicht trauen dich einzuladen und darum hab ich gesagt, dass ich es mache."

„Das heißt, du hast mich nur wegen einer blöden Mutprobe gefragt? Nicht um meiner selbst willen? Das bricht mir das Herz. Ach halt, mir hat mal jemand gesagt ich hätte überhaupt keins also kann's wohl auch nicht brechen."

„Es geht nicht nur um die Wette. Ich find dich eigentlich manchmal ganz nett. Und du bist freundlich zu Tieren, sie mögen dich, also musst du wohl doch ein Herz haben." Ron war etwas rot geworden und lächelte sie an.

Sie lächelte zurück.

„Aufwachen ihr Schlafmützen!", brüllte Seamus durch den ganzen Schlafraum.

Harry blinzelte und tastete nach seiner Brille. Das erste was er sah, nachdem er sie aufgesetzt hatte, war ein Stapel Geschenke am Fuße seines Bettes und als er nach draußen blickte, bemerkte er, dass es über Nacht heftig geschneit hatte. Ziemlich spät in diesem Jahr aber gerade noch rechtzeitig für ein weißes Weihnachtsfest.

„Fröhliche Weihnachten, Harry!", strahlte Ron ihn an.

„Fröhliche Weihnachten! Sieh mal, es hat heute Nacht geschneit."

Doch Ron hatte kaum einen Blick für die weiße Pracht, er begann, wie die anderen Jungen, seine Geschenke auszupacken.

„Mum hat mir endlich mal einen Pullover in blau gestrickt! Der sieht um einiges besser aus, als der ewige kastanienbraune."

Harry hatte auch einen Pullover von Mrs. Weasley bekommen. Er betrachtete ihn einen Moment glücklich und legte ihn dann vorsichtig aufs Bett. Das nächste Päckchen war von den Dursleys. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, das in Zeitungspapier eingewickelte Geschenk zu öffnen sondern legte es gleich beiseite.

Das nächste, was er in die Hand nahm, war klein und in grün eingewickelt. Er löste die Schnur und heraus fiel – ein einzelner neuer Quidditch–Handschuh.

„Ron der Handschuh ist toll aber was soll ich mit einem Einzelnen?"

„Die waren so teuer deshalb haben Hermine und ich zusammen geschmissen. Such mal weiter. Da muss irgendwo noch einer von Hermine liegen."

Und wirklich. Unter Hagrids Packet von Schokoladenkeksen lag noch ein weiteres grünes Packet.

„Danke! Die sind echt klasse! Meine alten Lederhandschuhe sind mittlerweile auch fast durchgescheuert. Hermine und ich haben für dein Geschenk übrigens auch zusammengelegt", fügte er hinzu, als Ron das neue Schachspiel auspackte. Er sah sich beinahe ehrfürchtig die kleinen Spielfiguren an.

„Das wär doch nicht nötig gewesen. Danke Harry! Ich zieh mich schon mal um, schließlich muss ich mich ja bei Hermine auch noch bedanken!"

Harry hob das letzte Geschenk, ein kleines, golden eingewickeltes Kästchen hoch. Als er es vorsichtig öffnete, fiel ein Brief heraus.

Lieber Harry", stand da, „diese Uhr hat mal deinem Vater gehört. Ich hab sie ihm damals zum 18. Geburtstag geschenkt. Als ich sie gefunden habe, war sie etwas kaputt aber ich konnte sie wieder reparieren. Ich dachte, da dein Vater sie nicht mehr tragen kann, sollte sie dir gehören. Ich hoffe du freust dich darüber. Lass bald mal wieder was von dir hören! Fröhliche Weihnachten und viele Grüße auch von Remus, Dein Pate Sirius."  

Harry betrachtete stumm die schmale silberne Uhr. Er wusste nicht, wie er Sirius danken sollte. Die Uhr seines Vaters…

„Harry, kommst du? Hermine wartet sicher schon unten!" Ron war bereits fertig angezogen.

„Warte! Ich komme sofort!" Hastig band er sich die Uhr um und folgte Ron.

Hermine stand wirklich schon unten. Sie war bester Laune und umarmte beide Jungs stürmisch.

„Danke für das Armband, Ron! Es ist wirklich schön. Deine Kette ist auch toll Harry, danke. Habt ihr die Teile zusammen gekauft? Sie passen so gut zueinander." Hermine stand das zierliche Armband und die feingliedrige Kette, beide in einem warmen Goldton, wirklich gut. Harry und Ron hatten den Schmuck in einem Laden in Hogsmeade gefunden und sofort gekauft.

Nachmittags veranstalteten sie in dem herrlichen, noch unberührten Schnee eine Schneeballschlacht. Hermine wollte erst lieber nur zusehen aber als sie dann einen Ball von Ron an den Kopf bekam, gab es auch für sie kein Halten mehr. Wenig später kamen auch noch die Weasley Zwillinge und Ginny dazu. Sie tobten ausgelassen durch den Schnee und jeder führte Krieg gegen jeden.

„Wisst ihr nicht, dass das Werfen mit kristallinem H2 O auf dem Areal einer Pädagogischen Institution strengster Prohibition unterliegt?" Nathalie spazierte gelassen über die Wiese, auf der eben noch eine wilde Schlacht statt gefunden hatte. Alle blickten sie nun verblüfft an.

Nur Hermine hatte verstanden. „Sie meint, dass das Werfen von Schneebällen auf dem Schulgelände verboten ist."

„Sehr richtig erkannt", sie nickte zustimmend.

„Und willst du uns jetzt verpetzen?", fragte George, der noch keine Lust hatte die Schlacht zu beenden.

„Dann wirst du nämlich die Rache der gefürchteten Weasley Zwillinge kennen lernen!", fügte sein Bruder hinzu und versuchte möglichst bedrohlich auszusehen.

„Keine Angst, ich hab nicht vor jemanden zu verpetzen. Ihr seht alle so niedlich aus, wenn ihr hier wie die Erstklässler spielt. Aber wie sähe denn die Rache der gefürchteten Weasley Zwillinge aus?", fragte sie mit gespieltem Interesse.

Fred und George sahen sich an, grinsten und Nathalie wurde von zwei riesigen Schneebällen getroffen. Einen Moment lang schien sie wie erstarrt, dann nahm sie eine handvoll Schnee jagte den Zwillingen hinterher, erwischte schließlich Fred und kippte ihm das eiskalte, nasse Zeug in den Kragen. Schon tobte der Kampf erneut und am Ende waren alle nass und durchgefroren.

„Mensch wir müssen los! Der Ball fängt doch in zwei Stunden an!", rief Ginny plötzlich. Harry, Ron und die Zwillinge fanden zwar, dass noch reichlich Zeit war, gingen aber trotzdem mit rein.

Eine halbe Stunde bevor der Ball eröffnet werden sollte, betrachtete sich Harry im Spiegel. Er hatte sich gewaschen und versucht, seine Haare mit viel Gel, das er sich von Seamus ausgeliehen hatte, zu glätten. Das Ergebnis war, dass seine Haare schmierig und völlig zugekleistert aussahen. Also hatte er sie noch mal waschen müssen. Jetzt waren sie zwar wieder zerzaust aber das konnte er auch nicht mehr ändern. Seinen grünen Festumhang hatte er auch schon an und war eigentlich fertig, er wartete nur noch auf Ron. Der trat etwas unsicher neben ihn und sah sich auch im Spiegel an.

„Was meinst du, ist der Umhang okay?", fragte er Harry und zupfte an seinem nachtblauen Umhang rum.

„Doch, sieht gut aus", fand Harry.

„Und meine Haare? Meinst du ich sollte-"

„Du siehst prima aus. Können wir jetzt endlich gehen?"

„Ist ja schon gut! Ich wollte doch nur wissen, ob ich nicht vielleicht doch-"

Er konnte den Satz nicht beenden, da Harry ihn kurzerhand am Ärmel gepackt hatte und in den Gemeinschaftsraum schleifte.

Sie sahen sich suchend nach ihren Partnerinnen um aber weder Hermine noch Nathalie waren zu sehn. Dafür stieg Ginny gerade die Treppe hinunter und wurde von einem strahlenden Dean begrüßt. Ginny sah wirklich hübsch aus, sie trug ein rotes Kleid, welches exakt das gleiche Rot wie ihre Haare hatte. Rons Gesicht verdüsterte sich.

„Hallo Harry, hallo Ron. Gut seht ihr aus", lächelte Hermine, die sich unbemerkt genähert hatte.

„Du siehst auch hübsch aus", murmelte Harry verlegen. Hermine trug ein goldfarbenes Kleid mit kurzen Ärmeln die ihre Schultern freiließen. Man sah deutlich die Kette an ihrem Hals funkeln und an ihrem Handgelenk das Armband. Ihre Haare hatte sie sich aufgesteckt, nur einzelne Locken umrandeten ihr ins Gesicht. Sie war wirklich hübsch.

Dann kam auch Nathalie. Sie trug ein bis zum Knöchel reichendes silbernes Satinkleid mit schmalen Trägern und ihr blondes Haar fiel ihr offen in weichen Wellen um die Schultern.

„Du solltest deine Haare öfter so tragen. Sieht gut aus", meinte Ron.

„Danke aber es stört mich eigentlich, wenn sie meinen Nacken so kitzeln und mir ständig ins Gesicht fallen. Du siehst aber auch gut aus, ehrlich."

Es wurde Zeit in die große Halle zu gehen. Überall waren kleine Tische aufgebaut und es gab wieder eine große Tanzfläche. Harry erinnerte sich noch gut daran, wie er beim letzten Ball als erster mit den anderen drei Champions und deren Partnerinnen hatte tanzen müssen. Heute würde ihm das zum Glück erspart bleiben.

Sie setzten sich zu viert an einen Tisch und beobachteten erst mal die anderen Schüler. Nachdem eine Band angefangen hatte zu spielen, gingen die ersten Mutigen auf die Tanzfläche. Darunter auch Parvati, die mit einem Siebtklässler aus Gryffindor da war. Auch ihre Schwester Padma erhob sich und ging mit einem älteren Ravenclaw, der ihr wie ein Hund folgte, an ihrem Tisch vorbei und zischte Ron zu: „Ich hoffe du hast heute Abend viel Spass mit deiner Begleitung!"

„Was hat die denn?" fragte Hermine erstaunt.

„Schätze sie ist sauer, weil ich ihre Einladung abgelehnt habe", antwortete Ron gleichmütig.

„Du hast einem der hübschesten Mädchen aus Hogwarts abgesagt, um mit mir hier hin zu gehen?" Nathalie sah ihn misstrauisch an.

„Na ja, ich war doch schon mit dir verabredet und außerdem find ich sie gar nicht so toll. Hey, hast du Lust zu tanzen? Das letzte Mädchen mit dem ich bei einem Ball war, hat nämlich ewig nicht mehr mit mir gesprochen, weil ich sie den ganzen Abend nicht aufgefordert habe. War übrigens Padma", erzählte Ron. 

„Wie könnte ich es ertragen, nicht mit dir zu reden? Da tanz ich doch lieber."

Ron grinste und zusammen machten sie sich auf zur Tanzfläche. Harry beobachtete die beiden eine Weile. Es sah nicht wirklich elegant aus aber sie schienen ihren Spaß zu haben. Er betrachtete Hermine, die auch auf die Tanzfläche schaute. Sollte er sie auch auffordern? Aber er konnte überhaupt nicht tanzen. Er würde sich ganz schrecklich blamieren aber andererseits war es Hermine. Hermine, die er nun schon seit einer Ewigkeit kannte und die wusste, wie er tanzte und trotzdem mit ihm hier her gekommen war.

„Hast du auch Lust zu tanzen?", fragte er schnell bevor er den Mut wieder verlor.

„Ja gern." Hermine wurde leicht rot und Harry sah etwas verlegen zu Boden doch sie machten sich auf den Weg zur Tanzfläche.

Harry fühlte sich erst unbeholfen und verkrampft doch nach einer Weile wurde es besser und es fing an, ihm Spaß zu machen.

Irgendwann meinte Hermine, sie hätte Durst und so setzten sie sich wieder an den Tisch. Harry wollte gerade losgehen, um zwei Butterbier zu holen als Ron kam.

„Prima Harry, mir kannst du gleich eins mitbringen." Dann ließ er sich auf den Platz neben Hermine fallen.

Harry kämpfte sich mit den Getränken durch die Masse und kaum saß er, wurde er von Hermine mit dem Ellbogen angestoßen.

„Sieh mal, Professor Snape und McGonagall!", kicherte sie.

Auch Ron hielt sich die Hand vor den Mund und hatte schon Lachtränen in den Augen. Harry drehte sich rum und sah, was so komisch war. Etwas abseits von den Schülern tanzten Snape und McGonagall einen Walzer und Harry schien es, als wenn die Gesichter seiner sonst so ernsten Lehrer dabei weniger streng aussahen wie gewöhnlich. Er war sich bei der Entfernung nicht sicher aber er glaubte, Professor McGonagall lächeln zu sehen.

„Ist das nicht ein schöner Ball?", fragte Hermine glücklich.

„Auf jeden Fall besser als der Letzte", antwortete Harry, „Wo hast du eigentlich Nathalie gelassen?"

„Die unterhält sich gerade mit meinen Zwillingsbrüdern. Scheint so, als würde ich mal wieder übersehen werden." Ron sah etwas verletzt aus.

„Ach Kopf hoch, Ron. Sie kommt schon wieder und wenn nicht, dann hat sie so einen tollen Freund wie dich gar nicht verdient", sagte Hermine mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

„Hermine hat Recht. Wenn Nathalie dich nicht zu schätzen weiß, ist das ihr Problem", stimmte Harry ihr zu.

Ron lächelte etwas schief. „Danke."

Harry dachte an Dinge, die er mit Ron schon erlebt hatte. Wie er sich bei McGonagalls großem Schachspiel selbst geopfert hatte, wie er trotz seiner Angst den Spinnen in den Verbotenen Wald gefolgt war und wie er sich in der Heulenden Hütte mit gebrochenem Bein vor Harry gestellt hatte, um ihn zu beschützen. Ron hatte seine Fehler aber Harry konnte sich keinen besseren Freund vorstellen als ihn. Es gab nur eine einzige Person, die ihm ebenso nahe stand und das war Hermine.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht so lange warten lassen", unterbrach Nathalie Harrys feinsinnige Gedanken.

„Ist schon gut. Wir sind ja schließlich nicht zusammen und ich kann verstehen, dass meine Brüder eine unterhaltsamere Gesellschaft sind", wehrte Ron ab und versuchte möglichst gleichgültig zu klingen.

„Wir sind aber zusammen hier hingekommen, also bleibe ich auch bis zum bitteren Ende mit dir hier. Treue ist eine der wichtigsten Tugenden, sagt meine Mama immer. Und was deine Brüder angeht, sie sind zwar sehr lustig aber du bist auch in Ordnung. Kein Grund zum Selbstmitleid, aber wahrscheinlich kannst du bei deinem Sternzeichen gar nicht anders", stichelte sie.

„Ist gar nicht wahr!", fuhr Ron auf. Harry stöhnte nur.

„Worum geht es hier?", fragte Hermine verständnislos.

„Um Sternzeichen und Trelawney", erklärte Harry.

„Ja, wir haben nämlich gelernt, dass Ron ein Fisch ist und die neigen zum Selbstmitleid und sind empfindlich und romantisch und so gefühlvoll- Au! Lass meinen Arm los!" Ron hatte ihren Arm auf den Rücken gedreht um sie zum Schweigen zu bringen, sie kniff ihm dafür mit der freien Hand in die Rippen.

„Autsch! Na warte!". Er hatte gerade begonnen sie durchzukitzeln als Professor McGonagall plötzlich neben dem Tisch stand. „Weasley! Delany! Gibt es hier irgendein Problem?"

„Nein Professor", antworteten beide in schönster Eintracht und sahen sie unschuldig an. McGonagall warf ihnen noch einen strengen Blick zu, verschwand wieder und ging zu Snape. Als die vier das sahen, kicherten sie los.

„Glaubt ihr, die steht echt auf den?", fragte Harry ungläubig.

„Na hoffentlich nicht", antwortete Hermine mit verzweifeltem Gesicht, „Sie war doch immer mein Vorbild!"

Sie hatten noch eine Menge Spaß zusammen und als Harry im Bett lag, musste er Hermine zustimmen: Es war ein schöner Ball gewesen, viel besser als der Letzte.

Anmerkung: Okay, es war an manchen Stellen etwas kitschig, aber hey, es ist Weihnachten *g*

In der nächsten Folge wird es wieder düsterer mit unheimlichen Visionen und so. Vergesst die Reviews nicht!