Interlude 2: Réunion des troncs / Légende de la clé
[Zusammenkunft der Stämme / Die Legende des Schlüssels]

Die Quarra waren in Aufruhr. Nicht ein Klan oder Stamm, nein, alle Quarra.

Ein walisischer Quarra hatte seinen Freund in Irland besuchen wollen, und den gesamten Klan tot aufgefunden. Wenn eben dieser Waliser nicht hätte seinen Freund besuchen wollen, wäre der Tod der Vampire lange Zeit niemandem aufgefallen.
Aber so brauchte es nur ein paar Stunden, um alle Quarra auf der gesamten Welt wachzurütteln.

Wer sollte sie angreifen? Die Quarra waren – abgesehen von ihrer Vernarrtheit in Schmuck und den ‚Beschaffungsproblemen' von diesen – ein friedliches, freundliches und geachtetes Vampirvolk. Wer sollte sie angreifen?

Und dann auch noch einen ganzen Klan? Einzelne Kämpfe unter Vampiren von unterschiedlichen Völkern kamen mal vor, ja.
Vielleicht stritten sich auch mal die ein oder anderen Familien. Aber der ganze Klan?

Das konnte nur eins bedeuten: Eine offene Kriegserklärung gegen die Quarra. Etwas anderes war gar nicht möglich! Dieser Klan stand in keiner Fehde mit einem anderem Klan, und es war auch keine feindlichen Aktivitäten bei anderen Vampirklans, egal welchen Volkes, bekannt. Gegen wen sollte also gekämpft werden?
Und wer war stark genug, einen ganzen Klan einfach von der Erdoberfläche zu tilgen?

Klan und Stammesführer aus aller Welt sammelten sich jetzt im Berliner Untergrund für dunkle Hexen, Zauberer, Kreaturen und ähnliches, in Deutschland. Dort, gut versteckt vor Außenseitern, lag das Versteck des ältesten Quarra Klans.

Dort lebte der ehrwürdige Alte, ein stattlicher Vampir von fast 500 Jahren. Wahre Vampire lebten lange, aber nicht ewig. Und auch wenn ihre Körper ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr alterten, so wurden ihre Geiste trotzdem alt und die Vampire schwächer.

Aber mit dem alter kam auch die Weisheit. Deswegen war der Älteste der Quarras das Oberhaupt ihres gesamten Volkes. Wenn eine Klanfehde bestand, und der ehrwürdige Alte sie als kindisch ansah, wurde die Fehde beendet. Er allein entschied, wann und gegen wen Krieg erklärt wurde, was das Volk der Quarra als gesamtes betrifft.

Und im Moment war er ratloser als nie zuvor.
Deswegen hatte er eine Versammlung mit den vier anderen Führern der größten Stämme und Klans einberufen. Diese vier sollten mit ihm zusammen stellvertretend für das Volk entscheiden, was das beste war.

Die vier Anführer waren gerade erst eingetroffen.

Mao-Li, eine alte Vampirin aus China, vertrat die meisten Vampire Asiens.
Star, der jüngste Vampir im Bunde, stand für die Vampire Americas und Umgebung.
Damien aus Frankreich für die europäischen Vampire und zuletzt
Katsumi, älteste Vampirin Japans.

Diese vier waren gerade in den Gemächern Killians, dem ehrwürdigen alten, eingetroffen.

„Wir grüßen euch, ehrwürdiger Alter." Dieser Satz wurde von allen zusammen gesagt.

Wann immer die Quarra alleine waren, redeten sie in ihrer eigenen Sprache, die nur sie verstanden. Kein Vampir würde seine eigene Volkessprache preisgeben. Ihre Sprachen und speziellen Zauber waren das größte Geheimnis der Vampirvölker.

„Setzt euch, es gibt viel zu bereden."

Ein jeder der Vampire nahm platz auf einem der Sitzkissen im Raume. Sie saßen in einem Halbkreis, dem Ehrwürdigen zugewandt.

„Nun denn, wir müssen herausfinden, wer den Anatatsu-Klan vernichtet hat."

„Gibt es irgendwelche Hinweise?" fragte Mao-Li.

Killian dachte nach. „Wenige. Die Todesart des Klans lässt nicht auf ein anderes Volk oder unsere alten Feinde schließen – es waren zum Teil brutale Verstümmelungen, wie herausgerissene Herzen oder langsam abgetrennte Köpfe, oder schnelle Stich- und Schlitzwunden mit magischen Dolchen, Messern und Schwertern. Teilweise wurde auch nur Magie benutzt, wobei Feuermagie bevorzugt wurde."

Star hatte aufmerksam zugehört. „Chaosdiener?" war seine Frage.

Killians Blick verfinsterte sich. „Es wurden seit über 10000 Jahren keine echten Chaosdiener gesichtet, und Zauberer die mit dem Chaos in Kontakt sind, wären zu schwach, außerdem gibt es zu wenige und diese sind bekannt."

Mao-Li sprach wieder. „Und wenn es doch echte Chaosdiener waren?"

Killian schüttelte den Kopf. „Nein, das Portal in ihre Dimension wurde vor 10000 Jahren geschlossen. Es ist unwahrscheinlich, dass sie es waren."

Wieder sprach Star. „Un wenn das Portal geöffnet wurde?"

Als Antwort schüttelte Killian wieder den Kopf. „Es ist unmöglich, das Portal wieder zu öffnen, es war im höchstem Maße magisch. Einer Legende nach zu urteilen wurde ein Schlüssel erschaffen, aber wie gesagt, es ist nur eine Legende und wenn das Portal geöffnet worden wäre, hätte man es auf der ganzen Welt gespürt. Der magische Energiestoß wäre zu stark gewesen."

„Aber es gab vor ein paar Monaten einen Energiestoß. Er war zwar recht klein, aber…" Star wurde mitten im Satz von Killian unterbrochen.

„Das war die Wiederauferstehung des dunklen Lords in Großbritannien. Aber das ist kein grund zur Sorge, zumindest im Moment noch nicht."

Star starrte vor sich. „Waren es wirklich keine Chaosdiener?"

Killian seufzte. Dieser Junge war zu störrisch. „Nein. Es gibt kaum noch welche, die Kunst des Chaos ist bei den Zauberern noch gefürchteter und vergessener als die Kunst der Finsternis, und selbst deren Namen haben sie mit ‚dunkler Magie' verstellt. Außerdem sind die mächtigsten Chaos-Zauberer zwei Schuljungen. Zwillinge, soweit mir bekannt ist."

Mao-li hatte eine andere Idee bekommen. „Was ist das für eine Schlüssel-Legende? Vielleicht gibt es noch Überlebende Chaosdiener, die den Schlüssel suchen?"

Killian sah die Vampirin an. Das war allerdings eine gute Idee. Er holte Luft und erzählte, was er über den Schlüssel wusste.

„Als das Portal zur Dimension des Chaos geschlossen wurde, bat der oberste Lord der Chaosdiener angeblich einen Finsterling um Hilfe. Dieser Finsterling jedoch konnte selbst nichts tun, laut der Legende soll er einen ‚Diener der Schatten, des Todes und der Nacht', einen ‚Überbringer des Wortes' und eine ‚Furie des Wissens' um Hilfe gebeten haben, unter dem Versprechen ihnen etwas Wertvolles zu geben.

Die drei Wesen – und bevor ihr fragt, ich weiß nicht genau was mit den dreien gemeint ist – sollen eingewilligt haben. Sie sollen den Schlüssel erschaffen haben, bestehend aus der pursten aber auch gefährlichsten, Magie überhaupt: ein Gemisch aus Chaos, Ordnung, Licht und Finsternis. Mit diesem Schlüssel sollte man das Portal wieder öffnen können. Der Finsterling selbst bat sich als Schutz für den Schlüssel an und wurde ‚Wächter des Schatzes' genannt.

Laut der Legende soll es den Dienern der Ordnung nicht gefallen haben, dass die Diener des Chaos wieder hätten frei kommen können. Sie versuchten den Schlüssel zu zerstören, aber die drei wesen und der Finsterling beschützten ihn. Am Ende jedoch, wurden sie verraten und getötet. Doch sie starben nicht ohne Kampf. Dies ist das einzige, woran ich mich noch Wort für Wort erinnere: Der letzte Kampf der unheiligen Vier:

… … …
Und der Rest kommt im nächsten Teil…