Autor: ChiaraM

Titel: Die Rückkehr des Prinzen

Disclaimer: Ich kann es kaum fassen, dass ich dieser Story noch immer treu ergeben bin. Normalerweise gehöre ich nicht zu den Menschen, die etwas konsequent durchziehen. :o) Mir gehören keine Schauplätze, Figuren oder Charaktere (© J.R.R. Tolkien).

*************************** Die verschobene Hochzeit *****************************

Alle sahen Galadriel bestürzt an. Niemand zweifelte am Wort der Elbenfrau und insgeheim hatten einige etwas derartiges befürchtet. Allerdings hatten sie bis zuletzt gehofft, sich zu irren. Gandalf nickte:

"Das ist auch meine Befürchtung. Dieser Gegner ist mächtig. Und er nährt seine Macht mit jedem Menschen Gondors, der verschwindet."

"Du meinst...der dunkle Herrscher...er...?" Frodo zitterte und wagte kaum seine Frage zu beenden. Ihm fiel nichts Schlimmeres ein, dass hätte passieren können.

"Nein, das bestimmt nicht" meinte Elrond "Dieses Vorgehen passt nicht zu ihm. Er hat nie ein Geheimnis aus seinen Absichten gemacht." Er schüttelte den Kopf.

Gandalf stimmte ihm zu.

"Elrond hat Recht. Diese Macht ist anders. Aber deshalb nicht weniger dunkel oder gefährlich."

Aragorn seufzte. Das hatte ihm bei seinen Hochzeitsvorbereitungen noch gefehlt. Er hatte sich schon gewundert, warum nach den Schwierigkeiten der letzten Zeit alles so glatt verlaufen war.

"Es hilft nichts: Wir müssen nach Belfalas aufbrechen. Ich wenigstens." Man sah Aragorn an, wie wenig ihm dieser Gedanke behagte.

"Ich komme mit dir!" Dass Gimli sofort Feuer und Flamme war, überraschte Legolas wenig. Doch auch er erkannte eine Chance: Die Möglichkeit unangenehme Entscheidungen bezüglich der nächsten Zeitalter seines Lebens hinauszuschieben und noch einmal ein Abenteuer mit seinen alten Gefährten zu erleben. Selbst auf die Gefahr hin, dass es das letzte war.

"Auch ich werde dich begleiten Aragorn!" sagte er laut. Thranduil fixierte seinen Sohn und machte den Eindruck, als wolle er etwas sagen. Doch er schwieg.

Auch Èomer, Haldir und Faramir erklärten sich bereit. Die Hobbits sahen abwechselnd einander und den Hallenboden an. Keiner von ihnen konnte sich entschließen, Aragorn seine Teilnahme anzubieten. Eigentlich waren sie der Meinung, dass das Ringabenteuer für eine ganze Hobbitgeneration genügte. Schließlich meldete sich jedoch der unter ihnen zu Wort, von dem sie es am wenigsten erwartet hätten: Sam!

"Herr Aragorn ich möchte dich bitte auch begleiten. Ich weiß zwar, dass ich wahrscheinlich mehr im Weg stehe, als das ich nützlich bin, aber ich möchte trotzdem helfen."

Frodo, Merry und Pippin sahen Sam entgeistert an. Sie trauten ihren Ohren nicht. Auch die anderen blickten den Hobbit erstaunt an, worauf dieser dunkelrot anlief. Aus den Augen Aragorns sprach tiefer Respekt.

"Ich danke dir Sam. Zwar kann ich auf einer derartigen Mission jeden brauchen, der mir hilft, aber ich denke, du solltest trotzdem hier bleiben. Niemand sollte mehr riskieren, als nötig. Und außerdem..." Aragorn sah Frodo an und lächelte "Weiß ich ja, dass du ohne Frodo nirgends hingehst."

"Genauso ist es. Und deshalb werde auch ich dich begleiten." Frodo hatte die Worte schon ausgesprochen, bevor noch einmal darüber nachdenken konnte.

"Dann gehen wir auch mit!" riefen Merry und Pippin wie aus einem Mund.

Gandalf blickte die Hobbits an.

"Ihr beweist nicht zum ersten Mal, dass mehr in euch steckt, als man auf den ersten Blick meinen möchte. So sei es denn: Aragorn, Faramir, Haldir, Èomer, Legolas, Gimli und die 4 Hobbits aus dem Auenland werden morgen bei Sonnenaufgang nach Belfalas aufbrechen. Ich werde sie begleiten."

Aragorn nickte. Die Aussicht, Gandalf und die anderen an seiner Seite zu haben, beruhigte ihn.

"So sei es denn. Geht nun. Wir haben alle noch viel vorzubereiten und ich muss mit Elrond sprechen."

Alle schickten sich an, den Raum zu verlassen. Legolas war Gimli fast bis zur Tür gefolgt, als er plötzlich eine sanfte Hand auf seiner Schulter spürte. Er drehte sich um. Es war Galadriel, die ihn aufhielt.

"Legolas du bist betrübt. Dein Leben wird eine entscheidende Wendung nehmen, die über das Schicksal Düsterwalds entscheiden wird. Es liegt bei dir, ob sich alles zum besten wendet. Doch: Diese Entscheidung wird nicht einfach sein und viele Schwierigkeiten werden deinen Weg dahin pflastern."

Galadriel ließ ihn los und verließ den Raum. Legolas sah ihr nach: Es schien, als schwebe sie. Er fühlte noch immer den Abdruck ihrer Hand auf seiner Schulter. Ein Gefühl sagte ihm, dass Galadriel auch dieses Mal Recht behalten würde und er seufzte. Gimli riss ihn aus seinen Gedanken.

"Was ist denn Legolas? Träumst du im Stehen oder ist die Migräne zurück?"

Legolas lächelte schmerzlich. Ihm fiel ein, dass er auch seinen besten Freund nicht sonderlich fair behandelt hatte.

"Entschuldige bitte Gimli. Entschuldige."

Gimli sah Legolas lange und durchdringend an, dann nickte er und lächelte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Gemeinsam verließen sie den Thronsaal und machten sich auf den Weg in den Stall. Es musste viel vorbereitet werden. Das Beschlagen und Bereitmachen der Pferde für den nächsten Tag anzuordnen, war nur eines davon. Gerade als Legolas und Gimli den Garten durchschritten, rief jemand Legolas' Namen. Legolas blickte sich um und erkannte Ràsyla, die auf in zukam. Legolas drehte sich zu Gimli um und bedeutete ihm schon weiterzugehen. Der Zwerg ging kopfschüttelnd davon und murmelte etwas in seinen Bart, das sich verdächtig wie 'diese Elben und ihre ewigen Affären' anhörte.

Schließlich blieb Ràsyla vor Legolas stehen und blickte ihn vorwurfsvoll an. Legolas spürte einmal mehr, dass ihn die Geschehnisse der letzten Nacht einholten. Bei Tageslicht sah sie noch schöner aus, als es sein rotweingetrübtes Gedächtnis von letzter Nacht wiedergab.

"Warum seit ihr so einfach ohne ein Wort des Abschieds verschwunden?"

Legolas spürte, dass hier Erklärungsbedarf bestand. Allerdings fehlte ihm jegliche Erklärung für sein Benehmen.

"Es tut mir sehr leid. Es war nicht richtig, was ich getan habe. Bitte entschuldige vielmals" sagte Legolas leise.

"Was soll ich entschuldigen, wenn ich den Grund nicht kenne?" Ràsyla ließ nicht locker.

Legolas sah sie an. "Mein Vater wünscht, dass ich mich noch in diesem Jahr vermähle und den Thron Düsterwalds besteige. Ich war gestern sehr durcheinander und hatte zuviel getrunken. Es tut mir leid, wie ich euch behandelt habe. Es gibt keinerlei Entschuldigung dafür."

Ràsyla sah ihn an. Er hatte nicht geglaubt, dass sie ihm verzeihen würde, aber aus ihren Augen sprach plötzlich die reine Abscheu.

"So ist das also. Der Herr Prinz ist frustriert und sucht Ablenkung. Und am nächsten Morgen tut er so, als wäre nichts gewesen und mit einer Entschuldigung wieder alles in Ordnung. Ich war ja so dumm!"

Wortlos drehte sich Ràsyla um und lief davon. Legolas sah ihr nach. Er verstand ihre Gefühle, wollte sie aber nicht ohne eine endgültige Klärung und im Zorn gehen lassen. Vielleicht würde es das letzte mal sein, dass er sie sah. Also lief er ihr ohne nachzudenken nach.

"Ràsyla so warte doch!" Schon Nach wenigen Minuten hatte er sie eingeholt und hielt sie an den Schultern fest. Ràsyla stand mit dem Rücken zu ihm und sah ihn nicht an, sondern hielt sich die Hände vor die Augen. Legolas fiel auf, dass sie weinte. Sanft, aber bestimmt drehte er sie zu sich um. Mit einer Hand löste er ihre Hände von ihrem Gesicht, mit der anderen Hand hob er sanft ihr Kinn an, denn sie hielt den Kopf gesenkt. Er zwang sie so, ihn anzusehen.

"Ràsyla ich habe einen Fehler gemacht und das tut mir sehr leid. Aber ich möchte nicht, dass du denkst, du wärst mir egal."

Ràsyla schluchzte noch immer und Tränen rannen über ihr Gesicht. Legolas ließ sie los und reichte ihr ein Taschentuch. Sie schnäuzte sich und wischte sich die Tränen ab.

"Warum sollte ich dir das glauben? Nenn mir bitte nur einen Grund, warum ich dir das glauben sollte" fragte Ràsyla mit belegter Stimme.

Legolas fiel dafür kein plausibler Grund ein. Wenigstens keiner, der sich in ihren Ohren nicht wie kompletter Unsinn angehört hätte. Er schwieg. Zu lange.

"Ich wusste es" meinte sie verächtlich, drehte sich herum und machte erneut Anstalten zu gehen. Mit wenigen Schritten war Legolas bei ihr, drehte sie energisch herum, umfasste ihre Schultern und küsste sie kurz und hart auf den Mund. Ràsyla ließ es verdutzt geschehen, stieß ihn dann aber mit einer ruckartigen Bewegung weg. Legolas sah ihr durchdringend in die Augen und Ràsyla hielt dem Blick stand.

Legolas spürte, dass dies wohl kaum der richtige Weg gewesen war, um Ràsyla davon zu überzeugen, dass er sein Verhalten ernsthaft bereute. Dieses Vorgehen würde maximal dazu führen, dass alles noch schlimmer würde.

"Ràsyla ich werde Minas Tirith morgen verlassen."

Sie sah Legolas erstaunt an, dann trat Schmerz in ihre Augen.

"Warum? Meinetwegen?" presste sie hervor.

"Nein. Ich werde König Aragorn bei einer wichtigen Mission zur Seite stehen. Ich habe es erst vor wenigen Minuten erfahren. Es kann sein, dass wir uns heute zum letzten Mal sehen."

Ràsyla nickte wie im Trance. Der Gedanke Legolas zu verlieren schmerzte, obwohl sie ihn eigentlich noch gar nicht richtig kannte.

Legolas sah sie an und versuchte krampfhaft in ihren Gesichtszügen und Augen zu lesen. Aber alles, was er erkennen konnte, war Schmerz und verletzte Eitelkeit.

"Legolas, lass mich jetzt bitte gehen. Ich wünsche dir alles Glück bei deiner Mission." Ràsyla hielt den Blick gesenkt und atmete tief durch, dann sagte sie: "Nur eines noch: Solltest du zurückkehren, so such mich bitte nicht auf und gib mir auch keine Nachricht." Sie sah ihm direkt in die Augen. Ràsyla wirkte todtraurig, aber auch entschlossen. Legolas kannte diesen Ausdruck gut. Sie drehte sich um und war Minuten später zwischen den Bäumen des Schlossparks verschwunden.

Legolas blieb allein zurück und sah ihr lange nach. Ràsylas Worte hatten ihn tief getroffen. Er wandte sich langsam um und ging bedrückt in Richtung Stall.

Dort angekommen wartete schon ein ungeduldiger Gimli auf ihn.

"Wo bleibst du denn nur? Ich setze schon Spinnweben an!" rief er Legolas schon von weitem entgegen. Erst als er bei ihm war, fiel Gimli Legolas' Gesichtsausdruck auf.

"Ach du meine Güte. Was ist dir denn passiert? Du machst den Eindruck, als hättest du gerade erfahren, dass es die nächsten 1000 Jahre durchregnet."

Legolas lächelte gequält. "So ähnlich Gimli."

"Ist es wegen diesem Mädchen?"

Legolas nickte und erzählte Gimli, was passiert war. Als er fertig war sah ihn Gimli nachdenklich an.

"Vielleicht ist es besser so?"

Legolas verstand nicht, was daran besser sein sollte und das sagte er Gimli auch.

"Legolas, seien wir realistisch: Als Thronfolgerin käme sie nicht in Frage. Und die Thronfolge ist nun mal im Moment dein Hauptanliegen." Gimli fixierte Legolas. "Das ist es doch, oder? Es kommt mir nämlich so vor, als hättest du die falschen Beweggründe für deine Teilnahme an der Reise nach Belfalas."

Legolas schwieg. Er wusste, worauf Gimli anspielte und er wusste, dass der Zwerg Recht hatte. Sein Grund war nicht in erster Linie die Unterstützung Aragorns gewesen....

"Lass uns jetzt zum Schloss zurückkehren." Legolas drehte sich um und sah sich nach wenigen Schritten nach Gimli um, als wolle er ihm bedeuten, ihm zu folgen. Gimli zuckte resigniert mit den Schultern. Lehre ihn einer diesen Elben verstehen!

Vor dem Schlosseingang standen ein betrübter Aragorn und eine blasse Arwen. Er sprach auf sie ein. Arwen wirkte todtraurig. Legolas vermutete richtig, dass er sie bat, ihre Hochzeit aufgrund der Vorgänge in Belfalas zu verschieben.

Gimli und Legolas gingen auf die beiden zu. Aragorn wandte den Blick von Arwen ab und sich den beiden zu.

"Habt ihr den Hufschmieden und Stallknechten Bescheid gegeben?" fragte er.

Gimli und Legolas nickten und sahen Arwen an. Die schöne Elbe hatte sich abgewandt und schien zu weinen. Aragorn wirkte etwas hilflos.

"Arwen es nützt nichts: Wir müssen unsere Heirat verschieben. Ich muss dringend nach Belfalas. Diese Mission duldet keinen Aufschub."

Arwen sah ihn aus großen Augen an und nickte langsam.

"Ich verstehe." antwortete sie und wandte sich ab.

**************** Ende Kapitel 6 ********************