Autor: ChiaraM
Titel: Die Rückkehr des Prinzen
Disclaimer: 3 Monate sind eine anständige kreative Pause. Jetzt geht's endlich weiter.... Alle Charaktere und Schauplätze, die euch bekannt vorkommen stammen von Großmeister Tolkien!!!!
*************** Morgengrauen *********************
Sie drehte sich wortlos herum und lief den Gang zurück zum Höhleneingang. Legolas blieb verdutzt zurück, besann sich aber und folgte ihr.
Alanedya rupfte wütend die Rest ihrer Verkleidung aus dem Gesicht. Jetzt, wo schon Legolas über ihre wahre Identität im Bilde war, bedurfte sie keiner Verkleidung mehr. König Aragorn und die anderen würden ohnehin bald alles wissen. Einer der Hobbits wusste ja auch schon um ihr Geheimnis. Sie lief schneller und fand sich schon wenige Sekunden später in der Höhle wieder. Sie stieß dabei fast mit Aragorn und Faramir zusammen, die im Begriff waren, den lauten Kampfgeräuschen, die sie vernommen hatten zu folgen.
Die Männer blieben abrupt stehen. Aragorn verengte die Augen zu einem Blinzeln. Er traute seinen Augen kaum. Plötzlich erschien Legolas hinter Alanedya. Er machte einen verwirrten Eindruck. Gimli lugte hinter Aragorn hervor, ohne Zweifel neugierig auf den Grund für dessen plötzliche Bestürzung.
"Was ist das denn?" fragte er wenig taktvoll.
"Das mein Lieber, sollten wir vielleicht in Ruhe besprechen" wandte sich Gandalf an den Zwerg.
Aragorn nickte nur und wies Alanedya mit einer Armbewegung, sich zu ihrem Lager in der Höhle zu begeben. Sie nickte kaum merklich und folgte der Aufforderung. Jetzt war es ohnehin zu spät für Ausflüchte. Wichtig war nur, dass sie weiterritt, um ihrem Bruder zu helfen. Legolas berichtete knapp von den Orks in der Höhle. Schließlich wandte sich Aragorn an Alanedya.
"Ihr habt uns zweifellos einiges zu erklären" Aragorn machte eine Pause, bevor er bedeutungsschwer den Namen aussprach. "Seldon."
Alanedya senkte den Kopf und überlegte, wie sie am besten anfangen sollte. Schließlich erzählte sie atemlos was sie auch schon Pippin erzählt hatte. Legolas beobachtete die hübsche Elbe aufmerksam. Jetzt wurde ihm auch alles klar. Ihre lächerliche Verkleidung, ihr Schweigen und ihre gespielt ruppige Art. Tiefer Respekt für die Entschlossenheit und den Mut Alanedays lag in seinem Blick, als sie den Kopf hob. Sie errötete kaum merklich, als ihr Blick Legolas' streifte und sie sah schnell in eine andere Richtung. Aragorn erhob sich ruckartig und begann in der Höhle auf und ab zu schreiten. Schließlich blieb er stehen und sein Blick blieb auf Alanedya gerichtet.
"Wie stellt ihr euch das weitere Vorgehen vor?" fragte er sie direkt. "Wir haben...nun ja, sehr unterschiedliche Reiseziele."
Alanedya blickte den König stumm an. Ihr wurde klar, dass sie entgegen dessen, was sie Legolas gesagt hatte, gar keinen exakten Plan hatte. Mit der Erlaubnis den König begleiten zu dürfen war die Last der Entscheidung weitgehend von ihren Schultern genommen worden. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie gedacht, dass sich in Belfalas alles irgendwie regeln würde. Die Erkenntnis, dass ihre Probleme erst noch begannen, nahm Alanedya jedweden Mut. Ratlos zuckte sie mit den Schultern.
"Toller Plan" kommentierte Gimli trocken.
Legolas war der Vorgang in Alanedyas Innerem nicht verborgen geblieben. Er ergriff das Wort und wandte sich an Aragorn.
"Es spricht nichts dagegen, wenn sie uns bis Belfalas begleitet und dort ihrer Wege geht, oder?"
Aragorn nickte.
"Einverstanden. Ihr könnt uns begleiten. Nur" er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach "erwartet bitte keine Hilfe bei eurer Mission. Ich werde jeden brauchen, der mir bei der Aufklärung des Verschwindens der Bevölkerung von Belfalas brauchen."
"Vielleicht" konnte man plötzlich Gandalfs ruhige und dunkle Stimme vernehmen "sind eure Reiseziele nicht so unterschiedlich, wie es euch im Moment scheint. Zieht keine voreiligen Schlüsse. Noch wissen wir nicht, was hinter den Vorgängen in Belfalas steckt. Entzweit euch nicht schon auf halbem Weg."
Legolas nickte. Mit jedem Schritt, den sie Belfalas näher kamen, verstärkte sich ein ungutes Gefühl, das ihn schon seit dem Verlassen von Minas Tirith begleitet hatte. Gandalf musste es auch spüren.
"Wie du meinst" antwortete Aragorn. "Wir sollten dennoch etwas ausruhen."
Ein Blick zum Höhlenausgang zeigte, dass der Regen nachgelassen hatte. Die Gefährten beschlossen noch einige Stunden in der Höhle zu rasten. Faramir und Èomer sollten die Wache übernehmen, aber nach dem Orküberfall konnte niemand so recht Ruhe finden. Legolas lag stumm auf seinem Lager, den Blick zur Höhlendecke gerichtet. Er dachte über Alanedya nach. Wie lange hatte sie schon im Palast gedient, ohne dass sie im je aufgefallen war? Die erste gemeinsame Begegnung, die er mit ihr verband, lag kurz nach seiner Rückkehr von seiner Umsegelung Mittelerdes. Außerdem beschäftigten ihn Gandalfs Worte. Waren ihre Reiseziele tatsächlich gar nicht so unterschiedlich? Waren sie am Ende gleicher Natur?
Plötzlich regte sich etwas neben Legolas. Aragorn erhob sich von seinem Lager und schritt unruhig in der Höhle umher. Ein Blick auf die restlichen Gefährten zeigte, dass niemand außer Pippin und Merry, die leise schnarchend in einer Höhlenecke lagen, niemand zur Ruhe gekommen war.
"Dies ist kein Platz, um lange dort zu verweilen. Ich schlage vor, wir reiten weiter" meinte Aragorn schließlich.
Legolas blickte zum Ausgang der Höhle gen Himmel. Dieser hatte sich tiefrot verfärbt und wurde von einzelnen bläulichen Streifen durchzogen. Die Luft war frisch und kühl und Legolas atmete sie tief ein. Er konnte jetzt auch sehen, wo sie sich befanden. Ein großer Wald erstreckte sich zu Füßen des Bergausläufers, in den sie sich geflüchtet hatten. Sie waren nahe an den Gilrain herangelangt und Legolas vermutete, dass sie noch heute den Lauf des Flusses überqueren konnten.
Inzwischen war Sam tatkräftig dabei, Pippin und Merry zu wecken.
"Erstaunlich, dass ihr trotz der Tatsache, dass es in diesem Berg wahrscheinlich von Orks (wenn nicht gar von schlimmeren Kreaturen) wimmelt, so ruhig und zufrieden schlafen könnt!" meinte Sam, während er Pippin den Umhang, mit dem dieser sich zugedeckt hatte, energisch wegzog.
Pippin blinzelte verschlafen.
"Sam, was soll das? Es ist mitten in der Nacht! Wir haben höchstens eine halbe Stunde geschlafen..."
"Drei Stunden mein lieber Herr Tuk" meldete sich Gandalf zu Wort. "Und es ist nun Zeit, dass wir weiterreiten."
Merry gähnte herzhaft, zeigte sich aber einsichtig und rollte sein Lager zusammen. Pippin lieferte sich zuvor noch einen kleinen Schlagabtausch mit Sam, den dieser schließlich für sich entschied.
Sie verließen gemeinsam die Höhle. Alanedya hatte nach den nächtlichen Vorfällen kein Wort mehr verloren. Sie mied' Legolas Blick und wirkte blass und zerbrechlich. Die Pferde standen dicht zusammengedrängt unter dem schützenden Überhang. Ihr Fell glänzte vor Feuchtigkeit und ihr Atem dampfte in der kühlen Morgenluft aus ihren Nüstern.
Die Gefährten besteigen ihre Pferde und machten sich auf den Weg zum Ufer des Gilrain. Die Luft war frisch, aber kalt. Das Atmen tat weh, der Wind peitschte ihnen in das Gesicht. Doch bereits wenige Stunden später erreichten sie das Ufer. Aragorn und Èomer saßen ab, Legolas und Faramir folgten ihnen.
"Wo können wir hier eine Furt finden?" wandte sich Faramir an Gandalf. "An dieser Stelle ist der Fluss zu tief, um ihn überqueren zu können."
"Das wird nicht nötig sein" vernahmen sie plötzlich eine Stimme.
Erschrocken fuhren sie herum, Aragorns Hand wanderte bereits automatisch zu seinem Schwertheft.
"Ich habe euch früher hier erwartet." Die Gestalt trug einen langen schwarzen Mantel, die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, sodass sie nicht zu erkennen war.
"Wer seid ihr? Und woher wollt ihr gewusst haben, dass wir hier vorbeikommen?" fragte Aragorn laut.
"Ich weiß so einiges....Herr König" antwortete die Gestalt.
Legolas zog die Stirn kraus. Er kannte diese Stimme. Ein drohender Unterton und eine ungewohnte Kälte lagen darin. Das war neu und für die anderen vermutlich nicht vernehmlich. Einzig ein kurzer Seitenblick zu Alanedya zeigte ihm, dass auch ihr etwas an dieser Gestalt nicht geheuer vorkam.
"Ich frage euch noch einmal: Wer seid ihr?" wiederholte Aragorn herausfordernd.
Mit einer schnellen Handbewegung riss sich die Gestalt den Umhang herunter.
Die Gesichter der Gefährten waren entgeistert. Vor ihnen stand eine junge Frau mit langem dunklen Haar und nachtschwarzen Augen, die sie durchdringen anblickten.
"Ich kenne euch...." setzte Aragorn an.
"Ràsyla?" fragte Legolas plötzlich.
Er registrierte ein kurzes Aufblitzen in ihren Augen und sie nickte daraufhin.
"Eine Ehre euch wiederzutreffen, Prinz von Düsterwald" trat Ràsyla auf Legolas zu.
Legolas begrüßte sie und blickte in ihre Augen. Er erinnerte sich genau, an die Festnacht in Minas Tirith. Er erinnerte sich an ihren Duft, ihre weiche Haut und ihre weiche Stimme, die fast wie Musik in seinen Ohren geklungen hatte. Doch etwas war anders. In ihren Augen lag eine ihm unbekannte Härte, in ihrer Stimme lag ein lauernder Unterton. Auch ihr Händedruck war nicht wie an jenem Abend.
Legolas spürte zudem, wie er beobachtet wurde.
Alanedya blickte abwechselnd zu Ràsyla und Legolas. Wer war diese Fremde? Und woher kannte sie Legolas? Die Art, wie Legolas sie ansah, versetzte Alanedya einen kleinen Stich.
Gandalf räusperte sich und Legolas schrak zusammen. Schnell fand er zu seinen Manieren zurück.
"Wenn ich vorstellen darf: Das ist Ràsyla. Ich habe sie in Minas Tirith kennen gelernt."
"So könnte man das ausdrücken" warf Pippin trocken ein, was unwillkürlich bei ihm, Merry und Gimli zu einem Erheiterungsausbruch führte, den die drei noch in letzter Minute als Hustenanfall zu tarnen versuchten.
Legolas runzelte die Stirn und warf einen vernichtenden Blick in die Richtung der drei, bevor er fortfuhr.
"Dies sind Aragorn..."
"Ich kenne eure Begleiter" unterbrach ihn Ràsyla. "Darf ich nun von euch erfahren, was ihr hier tut und warum ihr wusstet, dass wir herkommen?" fragte Aragorn.
"Was ich hier tue sagte ich bereits, ich erwartete Majestät und Gefolge. Und das ihr kommen würdet....das wusste ich von ihm!" und Ràsyla deutete auf Legolas.
Legolas runzelte die Stirn. Er hatte ihr gegenüber mit keinem Wort erwähnt, was der Inhalt der Mission sein würde.
Auch Aragorn wirkte unzufrieden und misstrauisch und alles andere als erfreut über dieses "Empfangskomitee".
Ràsyla deutete unbeirrt mit dem Kopf in Richtung Fluss.
"Die Herren und Damen" sie blickte verächtlich zu Alanedya "sind auf der Suche nach einer Furt?"
"Ja, in der Tat" antwortete Faramir. "Wisst ihr eine Stelle?"
"Gleich dort!"
Die Gefährten folgten mit Blicken der Richtung, in die Ràsyla lächelnd deutete. Tatsächlich, wirkte die Stelle flacher und aus dem Nicken Èomers konnte man entnehmen, dass dort eine Flussüberquerung möglich war. Doch in ihren Köpfen blieb eine Frage haften, wie ein unangenehmer Nachgeschmack: Warum hatten sie die Furt vorhin nicht entdeckt?
"Wir danken euch" sagte Aragorn und war im Begriff aufzusitzen.
"Nicht so schnell Herr König. Ich möchte euch begleiten" lächelte Ràsyla.
***************** Ende Kapitel 10 ************************
Titel: Die Rückkehr des Prinzen
Disclaimer: 3 Monate sind eine anständige kreative Pause. Jetzt geht's endlich weiter.... Alle Charaktere und Schauplätze, die euch bekannt vorkommen stammen von Großmeister Tolkien!!!!
*************** Morgengrauen *********************
Sie drehte sich wortlos herum und lief den Gang zurück zum Höhleneingang. Legolas blieb verdutzt zurück, besann sich aber und folgte ihr.
Alanedya rupfte wütend die Rest ihrer Verkleidung aus dem Gesicht. Jetzt, wo schon Legolas über ihre wahre Identität im Bilde war, bedurfte sie keiner Verkleidung mehr. König Aragorn und die anderen würden ohnehin bald alles wissen. Einer der Hobbits wusste ja auch schon um ihr Geheimnis. Sie lief schneller und fand sich schon wenige Sekunden später in der Höhle wieder. Sie stieß dabei fast mit Aragorn und Faramir zusammen, die im Begriff waren, den lauten Kampfgeräuschen, die sie vernommen hatten zu folgen.
Die Männer blieben abrupt stehen. Aragorn verengte die Augen zu einem Blinzeln. Er traute seinen Augen kaum. Plötzlich erschien Legolas hinter Alanedya. Er machte einen verwirrten Eindruck. Gimli lugte hinter Aragorn hervor, ohne Zweifel neugierig auf den Grund für dessen plötzliche Bestürzung.
"Was ist das denn?" fragte er wenig taktvoll.
"Das mein Lieber, sollten wir vielleicht in Ruhe besprechen" wandte sich Gandalf an den Zwerg.
Aragorn nickte nur und wies Alanedya mit einer Armbewegung, sich zu ihrem Lager in der Höhle zu begeben. Sie nickte kaum merklich und folgte der Aufforderung. Jetzt war es ohnehin zu spät für Ausflüchte. Wichtig war nur, dass sie weiterritt, um ihrem Bruder zu helfen. Legolas berichtete knapp von den Orks in der Höhle. Schließlich wandte sich Aragorn an Alanedya.
"Ihr habt uns zweifellos einiges zu erklären" Aragorn machte eine Pause, bevor er bedeutungsschwer den Namen aussprach. "Seldon."
Alanedya senkte den Kopf und überlegte, wie sie am besten anfangen sollte. Schließlich erzählte sie atemlos was sie auch schon Pippin erzählt hatte. Legolas beobachtete die hübsche Elbe aufmerksam. Jetzt wurde ihm auch alles klar. Ihre lächerliche Verkleidung, ihr Schweigen und ihre gespielt ruppige Art. Tiefer Respekt für die Entschlossenheit und den Mut Alanedays lag in seinem Blick, als sie den Kopf hob. Sie errötete kaum merklich, als ihr Blick Legolas' streifte und sie sah schnell in eine andere Richtung. Aragorn erhob sich ruckartig und begann in der Höhle auf und ab zu schreiten. Schließlich blieb er stehen und sein Blick blieb auf Alanedya gerichtet.
"Wie stellt ihr euch das weitere Vorgehen vor?" fragte er sie direkt. "Wir haben...nun ja, sehr unterschiedliche Reiseziele."
Alanedya blickte den König stumm an. Ihr wurde klar, dass sie entgegen dessen, was sie Legolas gesagt hatte, gar keinen exakten Plan hatte. Mit der Erlaubnis den König begleiten zu dürfen war die Last der Entscheidung weitgehend von ihren Schultern genommen worden. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie gedacht, dass sich in Belfalas alles irgendwie regeln würde. Die Erkenntnis, dass ihre Probleme erst noch begannen, nahm Alanedya jedweden Mut. Ratlos zuckte sie mit den Schultern.
"Toller Plan" kommentierte Gimli trocken.
Legolas war der Vorgang in Alanedyas Innerem nicht verborgen geblieben. Er ergriff das Wort und wandte sich an Aragorn.
"Es spricht nichts dagegen, wenn sie uns bis Belfalas begleitet und dort ihrer Wege geht, oder?"
Aragorn nickte.
"Einverstanden. Ihr könnt uns begleiten. Nur" er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach "erwartet bitte keine Hilfe bei eurer Mission. Ich werde jeden brauchen, der mir bei der Aufklärung des Verschwindens der Bevölkerung von Belfalas brauchen."
"Vielleicht" konnte man plötzlich Gandalfs ruhige und dunkle Stimme vernehmen "sind eure Reiseziele nicht so unterschiedlich, wie es euch im Moment scheint. Zieht keine voreiligen Schlüsse. Noch wissen wir nicht, was hinter den Vorgängen in Belfalas steckt. Entzweit euch nicht schon auf halbem Weg."
Legolas nickte. Mit jedem Schritt, den sie Belfalas näher kamen, verstärkte sich ein ungutes Gefühl, das ihn schon seit dem Verlassen von Minas Tirith begleitet hatte. Gandalf musste es auch spüren.
"Wie du meinst" antwortete Aragorn. "Wir sollten dennoch etwas ausruhen."
Ein Blick zum Höhlenausgang zeigte, dass der Regen nachgelassen hatte. Die Gefährten beschlossen noch einige Stunden in der Höhle zu rasten. Faramir und Èomer sollten die Wache übernehmen, aber nach dem Orküberfall konnte niemand so recht Ruhe finden. Legolas lag stumm auf seinem Lager, den Blick zur Höhlendecke gerichtet. Er dachte über Alanedya nach. Wie lange hatte sie schon im Palast gedient, ohne dass sie im je aufgefallen war? Die erste gemeinsame Begegnung, die er mit ihr verband, lag kurz nach seiner Rückkehr von seiner Umsegelung Mittelerdes. Außerdem beschäftigten ihn Gandalfs Worte. Waren ihre Reiseziele tatsächlich gar nicht so unterschiedlich? Waren sie am Ende gleicher Natur?
Plötzlich regte sich etwas neben Legolas. Aragorn erhob sich von seinem Lager und schritt unruhig in der Höhle umher. Ein Blick auf die restlichen Gefährten zeigte, dass niemand außer Pippin und Merry, die leise schnarchend in einer Höhlenecke lagen, niemand zur Ruhe gekommen war.
"Dies ist kein Platz, um lange dort zu verweilen. Ich schlage vor, wir reiten weiter" meinte Aragorn schließlich.
Legolas blickte zum Ausgang der Höhle gen Himmel. Dieser hatte sich tiefrot verfärbt und wurde von einzelnen bläulichen Streifen durchzogen. Die Luft war frisch und kühl und Legolas atmete sie tief ein. Er konnte jetzt auch sehen, wo sie sich befanden. Ein großer Wald erstreckte sich zu Füßen des Bergausläufers, in den sie sich geflüchtet hatten. Sie waren nahe an den Gilrain herangelangt und Legolas vermutete, dass sie noch heute den Lauf des Flusses überqueren konnten.
Inzwischen war Sam tatkräftig dabei, Pippin und Merry zu wecken.
"Erstaunlich, dass ihr trotz der Tatsache, dass es in diesem Berg wahrscheinlich von Orks (wenn nicht gar von schlimmeren Kreaturen) wimmelt, so ruhig und zufrieden schlafen könnt!" meinte Sam, während er Pippin den Umhang, mit dem dieser sich zugedeckt hatte, energisch wegzog.
Pippin blinzelte verschlafen.
"Sam, was soll das? Es ist mitten in der Nacht! Wir haben höchstens eine halbe Stunde geschlafen..."
"Drei Stunden mein lieber Herr Tuk" meldete sich Gandalf zu Wort. "Und es ist nun Zeit, dass wir weiterreiten."
Merry gähnte herzhaft, zeigte sich aber einsichtig und rollte sein Lager zusammen. Pippin lieferte sich zuvor noch einen kleinen Schlagabtausch mit Sam, den dieser schließlich für sich entschied.
Sie verließen gemeinsam die Höhle. Alanedya hatte nach den nächtlichen Vorfällen kein Wort mehr verloren. Sie mied' Legolas Blick und wirkte blass und zerbrechlich. Die Pferde standen dicht zusammengedrängt unter dem schützenden Überhang. Ihr Fell glänzte vor Feuchtigkeit und ihr Atem dampfte in der kühlen Morgenluft aus ihren Nüstern.
Die Gefährten besteigen ihre Pferde und machten sich auf den Weg zum Ufer des Gilrain. Die Luft war frisch, aber kalt. Das Atmen tat weh, der Wind peitschte ihnen in das Gesicht. Doch bereits wenige Stunden später erreichten sie das Ufer. Aragorn und Èomer saßen ab, Legolas und Faramir folgten ihnen.
"Wo können wir hier eine Furt finden?" wandte sich Faramir an Gandalf. "An dieser Stelle ist der Fluss zu tief, um ihn überqueren zu können."
"Das wird nicht nötig sein" vernahmen sie plötzlich eine Stimme.
Erschrocken fuhren sie herum, Aragorns Hand wanderte bereits automatisch zu seinem Schwertheft.
"Ich habe euch früher hier erwartet." Die Gestalt trug einen langen schwarzen Mantel, die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, sodass sie nicht zu erkennen war.
"Wer seid ihr? Und woher wollt ihr gewusst haben, dass wir hier vorbeikommen?" fragte Aragorn laut.
"Ich weiß so einiges....Herr König" antwortete die Gestalt.
Legolas zog die Stirn kraus. Er kannte diese Stimme. Ein drohender Unterton und eine ungewohnte Kälte lagen darin. Das war neu und für die anderen vermutlich nicht vernehmlich. Einzig ein kurzer Seitenblick zu Alanedya zeigte ihm, dass auch ihr etwas an dieser Gestalt nicht geheuer vorkam.
"Ich frage euch noch einmal: Wer seid ihr?" wiederholte Aragorn herausfordernd.
Mit einer schnellen Handbewegung riss sich die Gestalt den Umhang herunter.
Die Gesichter der Gefährten waren entgeistert. Vor ihnen stand eine junge Frau mit langem dunklen Haar und nachtschwarzen Augen, die sie durchdringen anblickten.
"Ich kenne euch...." setzte Aragorn an.
"Ràsyla?" fragte Legolas plötzlich.
Er registrierte ein kurzes Aufblitzen in ihren Augen und sie nickte daraufhin.
"Eine Ehre euch wiederzutreffen, Prinz von Düsterwald" trat Ràsyla auf Legolas zu.
Legolas begrüßte sie und blickte in ihre Augen. Er erinnerte sich genau, an die Festnacht in Minas Tirith. Er erinnerte sich an ihren Duft, ihre weiche Haut und ihre weiche Stimme, die fast wie Musik in seinen Ohren geklungen hatte. Doch etwas war anders. In ihren Augen lag eine ihm unbekannte Härte, in ihrer Stimme lag ein lauernder Unterton. Auch ihr Händedruck war nicht wie an jenem Abend.
Legolas spürte zudem, wie er beobachtet wurde.
Alanedya blickte abwechselnd zu Ràsyla und Legolas. Wer war diese Fremde? Und woher kannte sie Legolas? Die Art, wie Legolas sie ansah, versetzte Alanedya einen kleinen Stich.
Gandalf räusperte sich und Legolas schrak zusammen. Schnell fand er zu seinen Manieren zurück.
"Wenn ich vorstellen darf: Das ist Ràsyla. Ich habe sie in Minas Tirith kennen gelernt."
"So könnte man das ausdrücken" warf Pippin trocken ein, was unwillkürlich bei ihm, Merry und Gimli zu einem Erheiterungsausbruch führte, den die drei noch in letzter Minute als Hustenanfall zu tarnen versuchten.
Legolas runzelte die Stirn und warf einen vernichtenden Blick in die Richtung der drei, bevor er fortfuhr.
"Dies sind Aragorn..."
"Ich kenne eure Begleiter" unterbrach ihn Ràsyla. "Darf ich nun von euch erfahren, was ihr hier tut und warum ihr wusstet, dass wir herkommen?" fragte Aragorn.
"Was ich hier tue sagte ich bereits, ich erwartete Majestät und Gefolge. Und das ihr kommen würdet....das wusste ich von ihm!" und Ràsyla deutete auf Legolas.
Legolas runzelte die Stirn. Er hatte ihr gegenüber mit keinem Wort erwähnt, was der Inhalt der Mission sein würde.
Auch Aragorn wirkte unzufrieden und misstrauisch und alles andere als erfreut über dieses "Empfangskomitee".
Ràsyla deutete unbeirrt mit dem Kopf in Richtung Fluss.
"Die Herren und Damen" sie blickte verächtlich zu Alanedya "sind auf der Suche nach einer Furt?"
"Ja, in der Tat" antwortete Faramir. "Wisst ihr eine Stelle?"
"Gleich dort!"
Die Gefährten folgten mit Blicken der Richtung, in die Ràsyla lächelnd deutete. Tatsächlich, wirkte die Stelle flacher und aus dem Nicken Èomers konnte man entnehmen, dass dort eine Flussüberquerung möglich war. Doch in ihren Köpfen blieb eine Frage haften, wie ein unangenehmer Nachgeschmack: Warum hatten sie die Furt vorhin nicht entdeckt?
"Wir danken euch" sagte Aragorn und war im Begriff aufzusitzen.
"Nicht so schnell Herr König. Ich möchte euch begleiten" lächelte Ràsyla.
***************** Ende Kapitel 10 ************************
