Disclaimer: Tja, um eine etwas regelmäßigeres Erscheinen dieser Fiction zu
gewährleisten, ist es zu einem Autorenwechsel gekommen oder besser zu einer
Kooperation zwischen neuer und alter Autorin. Da wir beide jetzt drin
rumgeschrieben haben...äähh....lest es einfach. :)
Figuren & Schauplätze © Tolkien.
Kapitel 12
Blitzartiger Rauch und kleine Staubkörnchen stiegen nach Gandalfs Worten wie ein Wirbelwind auf und direkt in die Augen. Das grässliche Lachen dröhnte immer noch in den Ohren aller Beteiligten, die sich die Hände auf die Ohren legten, denn sie befürchteten, das Trommelfell würde platzen. Vor allem die Pferde hatten Angst, sie bäumten sich und suchten allesamt Zuflucht im Wasser.
Legolas kniff die Augen zusammen und versuchte irgend etwas zu erkennen. Schließlich lichtete sich der Rauch. Rasyla war verschwunden. An der Stelle, an der sie gestanden hatte, war ein tiefes Loch im Gras zu erkennen. Gandalf ließ den Stab sinken und seufzte kaum hörbar.
Allein das Loch war für Gimli Grund genug zur Freude.
"Gandalf, alter Freund, das war ein Volltreffer! Eiskalt erwischt die Hexe!"
Legolas verdrehte die Augen. Auf ihn machte Gandalf nicht den Eindruck sonderlich erfreut zu sein.
"Ihr irrt euch Herr Zwerg. Das war keineswegs ein" Gandalf zog die Augenbrauen hoch bei dem Wort "Volltreffer."
Gimli, der vom Pferd gestiegen war, unterbrach seinen Freudentanzabrupt in ließ enttäuscht die Arme sinken.
"Nicht?" Er blickte Gandalf maßlos enttäuscht an.
"Nein Gimli. Ich fürchte, wir werden sie wiedersehen", meinte Gandalf müde.
"Optimistisch wie immer Gandalf der Graue" spöttelte Gimli leicht verärgert.
Legolas unterbrach die beiden und wies auf den Rest der Gruppe, die sich mühten die Pferde wieder unter Kontrolle zu bekommen, was sich als schwieriger erwies, als zu erst angenommen: die Gemüter der Pferde waren nicht so schnell wieder zu beruhigen wie die der Reiter. Es kam sogar so weit, dass Èomer im Wasser mit dem vor ihm sitzenden Merry landete und Faramir, der mit seiner braunen Stute ein kleines Kommunikationsproblem hatte und neben den Kommandos, die er dem Tier gab, laut im gondorianischen Dialekt fluchte, nassgespritzt wurde und noch mehr fluchte.
Das führte letzten Endes zu einer allgemeinen Belustigung, wobei Gimli natürlich am lautesten lachte.
"Bei allen Geistern, war denn das? Ich meine, ich wüsste gerne wem oder was ich es zu verdanken habe, jetzt klatschnass zu sein?", unterbrach Merry das Lachen, wobei nach dieser Frage nichts mehr von dem Lachen übrig blieb, denn alle erinnerten sich an Rasyla, die unter irgendeinem Zauber stand und nicht nur den König beleidigt hatte, sondern sich außerdem versucht hatte dem König und der Gemeinschaft aufzudrängen.
Alle blickten auf Gandalf, der bereits wieder tief in Gedanken versunken schien. Er fuhr sich nachdenklich durch seinen langen weißen Bart.
"Es ist nicht möglich,....nein, das kann nicht sein...unfassbar,...damals sind alle....nein...", sprach er mehr zu sich selbst.
Alle die Gandalf wenigstens etwas kannten, wussten, dass er ihnen manchmal eine Antwort schuldig blieb, solange er sich noch kein klares Bild seiner Vermutungen gemacht hatte, aber die, die ihn nicht oder weniger gut kannten, wollten vielleicht noch keine Antwort, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren.
Mit einer Handbewegung wies Aragorn auf die Brücke, die bald vom Nebel verschlungen werden würde. "Wir sollten und beeilen, wer weiß wie wir ohne die Brücke sonst über den Fluss kommen sollen."
Das Überqueren der Brücke war kein Problem trotz des immer dicker werdenden Nebels. Die Holzbrücke war stabil gebaut und sie konnten, wenn auch nur langsam, zu jeweils vier gleichzeitig die Brücke überqueren.
Erneut konnten die Gefährten nichts sehen, aber Faramir erzählte ihnen, dass sie eine der fruchtbarsten Regionen des Landes Gondor betreten hätten. Aragorn und Faramir bildeten die Spitze der Gemeinschaft und Alanedya mit dem vor ihr sitzenden Pippin die Nachhut.
Nach einem halbstündigen Trott löste sich der Nebel über ihnen auf und sie konnten einen schnelleren Ritt wagen.
Alanedya, nach ihrer Enttarnung durch Legolas in eine allgemeine Ungnade geraten, nahm verstärkt ihre Umbebung wahr und erkannte, dass sie nur noch einen Tagesritt zur Grenze von Belfalas brauchen würden.
Pippin hatte sich bei ihr bedankt, dass sie das Pferd ohne dabei nass zu werden souverän aus dem Wasser herausgeführt hatte und sie daher noch trocken und unverletzt im Sattel saßen. Alanedya hatte nur genickt und sich über das erste freundliche Wort seit zwei Tagen gefreut. Eigentlich hätte sie gern mehr mit ihm gesprochen, doch ihre Furcht, dass ihnen jemand folgen könnte war zu groß. Nach allem was vorgefallen war, würde sie sich weder Konzentrationsfehler noch die kleinste Schwäche leisten können.
Nachdem sie allen von ihren wahren Absichten erzählt hatte, redete sie sich ein, dass alles normal war. Doch in das Verhalten aller sprach ganz eindeutig dagegen.
Sie konnte Legolas nicht in die Augen sehen, denn was sie sah war, dass er sie keinesfalls als vollwertige Gefährtin betrachtete. Er behandelte sie mit Respekt und Achtung, dennoch spürte sie, dass sie einfach nicht zugehörig war. Gandalf, die Hobbits und Aragorn sahen sie meist mitleidig an, während die drei anderen ihr abweisend und misstrauisch begegneten. Alanedya seufzte innerlich. Sie hatte nie gewollt, dass es soweit kam, dass sie den anderen als nutzlose Last erschien und nach ihrer Komödie niemand mehr das geringste Vertrauen in sie hatte.
Alanedya kehrte über ein lautes Knurren in die Gegenwart zurück und stellte fest, dass es Pippins Magen war. Auch sie könnte eine Stärkung gebrauchen. "Warum sagst du denn nicht, dass du Hunger hast, Pippin?", fragte sie ihn sanft.
"Weil wir Hobbits doch sowieso viel essen und ich wollte die anderen nicht stören, ihr seid alle so...konzentriert....", sprach er zögerlich.
"Aragorn? Können wir eine Pause machen?", rief sie zu Aragorn, nachdem sie an Haldir und Legolas vorbeigeprescht war.
Pippin drückte ihren Arm. Tatsächlich, es war kurz nach Mittag, die Sonne stand hoch. Aragorn nickte und gab das Zeichen, dass sie rasten würden. Er verschwand zwischen den Bäumen, um nicht die volle Aufmerksamkeit auf die Gemeinschaft zu lenken, aber dank Rasyla, war ihre Anwesenheit wahrscheinlich sowieso kein Geheimnis mehr. Sie saßen ab und es folgte eine kleine Mahlzeit bestehend aus getrocknetem Fleisch, Brot und getrockneten Früchten.
Ihr Wasserschlauch war unter der starken Sonne, in der sie nach dem dichten Nebel geritten waren, drastisch leerer geworden. Das Wasser würde höchstens bis zum Abend reichen, überlegte Alanedya und bemerkte, dass die anderen Schläuche ihrem glichen. Sie wollte aber nicht schon wieder etwas sagen. Es folgte das übliche Gespräch, bei dem Alanedya wieder ausgeschlossen wurde. Die kurze Zeit nutzte sie, um sich die Beine zu vertreten und die Umgebung, die ihr gleichzeitig vertraut und doch so fremd war, zu genießen.
~"Wer bist du denn?" "Ähm, ich bin Alanedya, und wer bist du?" "Mein Name ist, Dhalia. Ich bin die Tochter vom Schmied Monyc." Sie reichte ihr ein Hand. "Komm ich zeig dir mein Lieblingsweide, sie wird dir bestimmt genauso gefallen wie mir..." Alanedya legte ihre Hand in die ihrer neuen Freundin. Über Jahre hinweg überdauerte ihre Freundschaft alles, was sich in den Weg stellte. Um so größer war die Trauer, als sich die beiden trennen mussten. Sie hatten sich damals die ewige Freundschaft geschworen....~
Alanedya dachte, sie könnte diese Erinnerungen verdrängen, doch sie holten sie seit dem Weg von Minas Tirith nach Belfalas immer wieder ein. Was war aus Dhalia geworden? Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie war froh, dass sie alleine bei den Pferden war und sie dort in deren Schutz die Tränen im Gras vergießen konnte.
*~*
Nachdem sie ihre Tränen getrocknet hatte, kamen die anderen und saßen wieder auf. Es folgte noch ein langer und beschwerlicher Weg, denn das Tal war uneben und die Wege, die seit Jahren nicht beritten wurden, da nur Verbrecher und Einheimische diesen Weg benutzten, schlecht. Die meisten Reisenden fuhren stets mit einem Schiff flussabwärts zu den Häfen. Auf einem der Hügel blieb sie stehen und gönnte ihrem Pferd eine kurze Pause. Alanedya hatte während des Ritts mit Pippin eine ausgelassene Unterhaltung über das Auenland begonnen. Pippin war stolz ein Auenländer zu sein. Auch sie hätte ihm gerne über ihre Herkunft erzählt...Sie sahen sich um und Alanedya bemerkte, wie sehr sie dieses wundervolle Land vermisst hatte. Soweit das Auge reichte, sah sie grünes Weideland und fruchtbare Äcker. Zu ihrer linken Seite erstreckte sich der Gilrain, der sich bald teilen würde und nach Regen oft die Äcker in kleine Sümpfe verwandelte. Es wehte eine warme Brise vom Meer und sie sagte, dass Pippin die Augen schließen solle, um das Gefühl zu genießen.
Die Sonne strahlte warm und sie schob die Ärmel hoch. Dennoch war ihr klar, dass im Tal die gefährlichen und hinterlistigen kalten Böen lauerten, die manchen Bauern schon das Dach über dem Kopf hatte wegfliegen lassen. Die meisten Bewohner waren Bauern und lebten teilweise noch in Stämmen oder in winzig kleinen Dörfern, waren jedoch Fremden gegenüber meist gastfreundlich.
Pippin und sie plauderten während des ganzen Talritts, vorbei an den ersten Siedlungen, davon, dass sie sich ein bequemes Bett und etwas warmes zu Essen wünschten. "Alanedya, sag, was ist dein Leibgericht? Oder bist du wie die meisten Elben, die so etwas nicht kennen?", fragte er mit einem breiten Grinsen.
Alanedya musste lachen. "Nein, ich bin selten mit dem zufrieden was ich hab, ich bin, wie mein Vater immer gesagt hat, viel zu ehrgeizig und will alles perfekt haben." Ihre hellen Augen glänzten bei der Erinnerung an ihren Vater, aber sie mahnte sich zur Ruhe. "Ich weiß nicht, ob du es kennst, aber es ist ein Gericht, dass hier in dieser Gegend Tradition hat. Es nennt sich Faer-thul und bedeutet Geisteratem, weil man nach dem Essen meistens Mundgeruch hat und es unglaublich scharf ist. Das sind große gefüllte Teigtaschen mit scharfem Ziegenkäse, roten Bohnen, jeder Menge Knoblauch und alles in einer klaren Brühe. Ich habe versucht sie selbst zu machen, oder unsere Köche darum gebeten, aber weder ich noch sie waren im Stande sie zu kochen", erzählte sie. "Bist du jetzt schockiert?", sie lachte herzhaft und sie merkte, wie sich auch ihr das Wasser im Mund sammelte. "Was ist dein Lieblingsgericht?", fragte sie.
"Oh, da gibt es viel, aber ich liebe Pellkartoffeln mit Würstchen und der süßen Geheimsoße meiner Oma. Niemand weiß wie sie die Soße zubereitet, doch jedes mal schmeckt es großartig. Meine Großmutter gibt nur bestimmten Personen das Rezept, aber es schmeckt jedes mal anders. Die anderen finden die Soße auch klasse...", er hielt sich die Hand vor den Bauch.
"Ja, ja. Also bist du einfacher zufrieden zu stellen als ich...Leider haben wir noch einen langen Ritt vor uns und wir sollten nicht mehr übers Essen reden. Aragorn hat bestimmt kein Verständnis für eine weitere Rast.", seufzte sie. Er verstand und sie schwiegen eine zeitlang.
Als sie sich gerade über Helden der vergangenen Zeit unterhielten fiel ihr ein schwarzes Pferd hinter ihnen auf. "Pippin, bleib jetzt ruhig, hörst du? Schau mal nach hinten, siehst du auch das schwarze Pferd?" fragte Alanedya leise. Er tat wie ihm gesagt und nickte. "Ja, ich hab es auch gesehen."
Alanedya holte Luft und trieb ihr Pferd an. Sie preschte zu Èomer, der ihr am nächsten war und berichtete ihm, was sie gesehen hatte.
"Kann das denn sein? Hier ist doch nichts als Weide", er runzelte die Stirn und schaute nach hinten. "Ihr müsst euch geirrt haben, denn ich sehe nichts...Wahrscheinlich seid ihr sehr müde..", sprach er und wirkte dabei väterlich, als ob er sagen wollte, dass man den beiden nichts glauben konnte, da sie bereits jetzt mit ihren Kräften am Ende waren.
Pippin wollte protestieren aber Alanedya hinderte ihn daran. "Dort hinten", sie zeigte etwas nach links. "Unser Weg führt uns dort weiter. Das offene Gelände hört dort nach der Biegung auf und wir werden durch einen Wald reiten. Wenn wir ihn noch einmal sehen, dann warte ich auf den Reiter." Um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen griff sie ihr Schwertheft. Èomer sah das Schwert, dass allem Anschein nach nur zum Schlachten oder Trainieren verwendet wurde, schlecht wie es aussah und lächelte anmaßend. Mit diesem Schwert hätte sie niemals eine Chance...
Sie drehte um und bildete wieder die Nachhut.
"Ich kann dich verstehen, Alanedya!" sagte Pippin. In seiner Stimme schwang Empörung mit, weil ihm bewusst wurde, dass man Alanedya ungerecht behandelte. Sie griff seine Hand und drückte sie leicht. Kurz danach sahen sie noch einmal den Reiter auf dem schwarzen Pferd, aber nichts passierte, auch als sie den Wald betraten und doch wussten sowohl Pippin als auch Alanedya, dass etwas nicht stimmte. Èomer schien den anderen nichts von dem Vorfall erzählt zu haben, denn sie redeten weiter, ohne die beiden hinter ihnen zu beachten.
*~*~
"Wie konntest du nur? Bist du dir bewusst, was du getan hast? Du hast alle unsere Karten verspielt!!" rief Vecamion zornig. Als er die Nachricht erhalten hatte, dass seine Tochter in seinem Beratungszimmer wartete, wusste er, dass etwas schief gelaufen war, aber dass seine Tochter eine derart große Dummheit begangen hatte, machte ihn mehr als wütend. Alles worauf er in den letzten Jahren hin gearbeitet hatte, schien durch die zarte Hand seiner Tochter zerstört worden zu sein!
"Was zum Teufel war denn so schwer daran, sich an den Plan zu halten? Du hattest die Aufgabe sie auf den Weg zu bringen und sie so zur Burg zu führen. Aber du bist anscheinend noch nicht einmal fähig das Einfachste zu erledigen, oder kannst du mir das erklären?" schrie er und fasste sich keuchend an die Brust, als glaube er, dass sein Herz dieser Belastung nicht stand halten würde.
"Wie erlaubst du dir eigentlich so mit mir zu sprechen?", entgegnete Rasyla ruhig. Sie hatte ihre dunklen Haare zu einem Zopf gebunden und trug ein bordeauxrotes Kleid, welches sie nach einer langen Reise fast immer wählte. Unter ihren Augen sah man tiefe Ringe, die von der Anstrengung der vergangen Tage zeugten. Ihre Hände zitterten trotz der inneren Ruhe. Ohne Frage war der Vorfall mit König Aragorn nicht spurlos an ihr vorüber gegangen.
"Ich bin dein Vater und der Kopf der Rebellion, ich hätte nie dieses Risiko eingehen sollen, dich zu uns zu holen. Ich hätte dich verheiraten sollen und du wärest in Dummheit gestorben!", schrie er sie an.
"Ach ja, dann hättest du wieder jemanden im Stich gelassen, aber da bist du ja schon immer gut drin gewesen. Wo warst du denn, als Mama dich gebraucht hat? Du bist ein solcher Rabenva...", erwiderte sie, doch sie konnte die verletzenden Worte aussprechen.
Vecamion kam auf sie zu und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Es gab ein plumpes Knallen, als ob ein Apfel aus einer gewaltigen Höhe auf den Boden aufschlagen würde.
"Du solltest erst mal erwachsen werden, du kleine Göre. Ich bin dein Vater und du solltest mir mehr Respekt erweisen. Vor allem solltest du meine Entscheidungen nicht hinterfragen. Ich weiß, dass ich bei dem Tod deiner Mutter nicht an ihrem Bett saß, aber ich war dort, wo deine Mutter und ich unsere Ziele verwirklichen wollten. Ist dir vielleicht bewusst, dass deine Mutter wegen dir gestorben ist? Als sie dich geboren hatte, bildete sich in ihr eine Verhärtung. Wir haben es zu spät gemerkt. Deine Mutter wusste es von Anfang an und hat wir haben immer versucht dir das beste von allem zu geben und was tust du jetzt? Du gibst mir die Schuld. Nein, die Schuldige bist du diesmal! Ich verlange von dir, dass du den zukünftigen Anweisungen ohne Diskussion Folge leistest. Ich warne dich...
Wir sind fast am Ziel und ich lasse mir nichts von dir kaputt machen. Du gehst dir jetzt das Gesicht waschen und danach auf den Übungsplatz, ich werde während dessen versuchen dein Missgeschick auszubügeln." Vecamion erhob sich und schritt wütend zur Tür. Kurz bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal zu ihr um. "Du wirst vorerst keinen neuen Auftrag bekommen."
Bei seinen letzten Worten war Rasyla aufgesprungen und schrie, dass er ihr das nicht antun könne. Doch sie besann sich sofort wieder. Eine erneute Auseinandersetzung mit ihrem Vater würde nur weitere Schwierigkeiten verursachen und dann würde ihr Traum zur Illusion werden . Als er aus dem Zimmer verschwunden war ging sie in ihr Badezimmer, bückte sich über die Silberschale und spritze sich das kühle Wasser ins Gesicht. Tropfend blickte sie in den Spiegel, der über der Schale hing. Ihre Finger krallten sich in den Tisch und sie schien vor Wut fast zu platzen.
"ICH HASSE IHN.....AHHH!!!", schrie sie in den Spiegel und schlug mit der vollen Faust auf den Spiegel, der sofort in tausend Scherben zersprang. Ihr Vater hatte sie nie geschlagen und sie empfand es als Demütigung, noch dazu hatte er sie wie ein kleines verstörtes Kind behandelt. Sie wollte ihm den Hals umdrehen....
Hinter ihr lachte eine tiefe Stimme. "Du weißt doch, dass zerbrochene Spiegel sieben Jahre Unglück bringen, oder?" Wieder lachte die Stimme. Rasyla lief so rot an, wie das Blut, das aus ihrer Hand herausquoll.
"Was sind schon sieben Jahre? Ich werde das auch noch überleben!", rief sie zynisch. "Was willst du eigentlich hier?" "Du brauchst deine Wut nicht an mir auszulassen. Du bist für das, was geschehen ist, selbst verantwortlich. Ich dachte, dass du nun etwas erwachsener bist und dich nicht länger wie ein kleines Kind aufführst. Wie wäre es beispielsweise, wenn du endlich damit anfangen würdest, Haltung zu zeigen. Wenn du dein kleines...ähm...", er lachte leise "sagen wir Missgeschick schon nicht als Unfall darstellen konntest, dann steh wenigstens dazu."
Diese Worte brachten Rasyla noch mehr zur Weißglut und sie nahm eine Scherbe vom Tisch.
Sie wollte ihm die Scherbe in die Rippen rammen, aber er schien ihre Absicht erkannt zu haben und parierte mit einen Gegenschlag, in dem er sie in einem Knebelgriff festhielt und ihr mit der Scherbe in die ohnehin geschundene Wange schnitt. Die Wunde, aus der wenig Blut heraustrat, war zwar klein und nicht tief, aber sie schmerzte umso mehr, da sie Rasyla an die Ohrfeige ihres Vater erinnerte.
"Dein Vater hat mich schon vorgewarnt, als er mich zu dir schickte. Ihm war wohl klar, dass du in einer mordsmäßigen Stimmung bist." Er lachte ausgiebig über seinen eigenen Witz. Rasyla, die nicht lachen konnte, wurde noch wütender. Ihr Vater schickte IHN zu ihr? Sie wollte sich aus dem Griff befreien, doch er hielt sie nur noch fester. Ihre Augen glühten und wollten Vergeltung.
"Das ist doch nur ein Kratzer, aber du hast ja eben deinen Spiegel demoliert, du kannst es ja nicht einmal sehen", sagte er mit einem amüsierten Unterton, der nicht unbedingt dazu geeignet war, Rasylas Wut zu dämpfen. Sie blickte ihn voller Hass an. Er beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte: "Du kannst mich ja auf dem Übungsplatz herausfordern...."
Er ließ sie fallen, wobei sie wie ein Kartoffelsack zu Boden stürzte und verließ das Zimmer ohne ihre Flüche und Beschimpfungen zu beachten.
*~*~
Figuren & Schauplätze © Tolkien.
Kapitel 12
Blitzartiger Rauch und kleine Staubkörnchen stiegen nach Gandalfs Worten wie ein Wirbelwind auf und direkt in die Augen. Das grässliche Lachen dröhnte immer noch in den Ohren aller Beteiligten, die sich die Hände auf die Ohren legten, denn sie befürchteten, das Trommelfell würde platzen. Vor allem die Pferde hatten Angst, sie bäumten sich und suchten allesamt Zuflucht im Wasser.
Legolas kniff die Augen zusammen und versuchte irgend etwas zu erkennen. Schließlich lichtete sich der Rauch. Rasyla war verschwunden. An der Stelle, an der sie gestanden hatte, war ein tiefes Loch im Gras zu erkennen. Gandalf ließ den Stab sinken und seufzte kaum hörbar.
Allein das Loch war für Gimli Grund genug zur Freude.
"Gandalf, alter Freund, das war ein Volltreffer! Eiskalt erwischt die Hexe!"
Legolas verdrehte die Augen. Auf ihn machte Gandalf nicht den Eindruck sonderlich erfreut zu sein.
"Ihr irrt euch Herr Zwerg. Das war keineswegs ein" Gandalf zog die Augenbrauen hoch bei dem Wort "Volltreffer."
Gimli, der vom Pferd gestiegen war, unterbrach seinen Freudentanzabrupt in ließ enttäuscht die Arme sinken.
"Nicht?" Er blickte Gandalf maßlos enttäuscht an.
"Nein Gimli. Ich fürchte, wir werden sie wiedersehen", meinte Gandalf müde.
"Optimistisch wie immer Gandalf der Graue" spöttelte Gimli leicht verärgert.
Legolas unterbrach die beiden und wies auf den Rest der Gruppe, die sich mühten die Pferde wieder unter Kontrolle zu bekommen, was sich als schwieriger erwies, als zu erst angenommen: die Gemüter der Pferde waren nicht so schnell wieder zu beruhigen wie die der Reiter. Es kam sogar so weit, dass Èomer im Wasser mit dem vor ihm sitzenden Merry landete und Faramir, der mit seiner braunen Stute ein kleines Kommunikationsproblem hatte und neben den Kommandos, die er dem Tier gab, laut im gondorianischen Dialekt fluchte, nassgespritzt wurde und noch mehr fluchte.
Das führte letzten Endes zu einer allgemeinen Belustigung, wobei Gimli natürlich am lautesten lachte.
"Bei allen Geistern, war denn das? Ich meine, ich wüsste gerne wem oder was ich es zu verdanken habe, jetzt klatschnass zu sein?", unterbrach Merry das Lachen, wobei nach dieser Frage nichts mehr von dem Lachen übrig blieb, denn alle erinnerten sich an Rasyla, die unter irgendeinem Zauber stand und nicht nur den König beleidigt hatte, sondern sich außerdem versucht hatte dem König und der Gemeinschaft aufzudrängen.
Alle blickten auf Gandalf, der bereits wieder tief in Gedanken versunken schien. Er fuhr sich nachdenklich durch seinen langen weißen Bart.
"Es ist nicht möglich,....nein, das kann nicht sein...unfassbar,...damals sind alle....nein...", sprach er mehr zu sich selbst.
Alle die Gandalf wenigstens etwas kannten, wussten, dass er ihnen manchmal eine Antwort schuldig blieb, solange er sich noch kein klares Bild seiner Vermutungen gemacht hatte, aber die, die ihn nicht oder weniger gut kannten, wollten vielleicht noch keine Antwort, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren.
Mit einer Handbewegung wies Aragorn auf die Brücke, die bald vom Nebel verschlungen werden würde. "Wir sollten und beeilen, wer weiß wie wir ohne die Brücke sonst über den Fluss kommen sollen."
Das Überqueren der Brücke war kein Problem trotz des immer dicker werdenden Nebels. Die Holzbrücke war stabil gebaut und sie konnten, wenn auch nur langsam, zu jeweils vier gleichzeitig die Brücke überqueren.
Erneut konnten die Gefährten nichts sehen, aber Faramir erzählte ihnen, dass sie eine der fruchtbarsten Regionen des Landes Gondor betreten hätten. Aragorn und Faramir bildeten die Spitze der Gemeinschaft und Alanedya mit dem vor ihr sitzenden Pippin die Nachhut.
Nach einem halbstündigen Trott löste sich der Nebel über ihnen auf und sie konnten einen schnelleren Ritt wagen.
Alanedya, nach ihrer Enttarnung durch Legolas in eine allgemeine Ungnade geraten, nahm verstärkt ihre Umbebung wahr und erkannte, dass sie nur noch einen Tagesritt zur Grenze von Belfalas brauchen würden.
Pippin hatte sich bei ihr bedankt, dass sie das Pferd ohne dabei nass zu werden souverän aus dem Wasser herausgeführt hatte und sie daher noch trocken und unverletzt im Sattel saßen. Alanedya hatte nur genickt und sich über das erste freundliche Wort seit zwei Tagen gefreut. Eigentlich hätte sie gern mehr mit ihm gesprochen, doch ihre Furcht, dass ihnen jemand folgen könnte war zu groß. Nach allem was vorgefallen war, würde sie sich weder Konzentrationsfehler noch die kleinste Schwäche leisten können.
Nachdem sie allen von ihren wahren Absichten erzählt hatte, redete sie sich ein, dass alles normal war. Doch in das Verhalten aller sprach ganz eindeutig dagegen.
Sie konnte Legolas nicht in die Augen sehen, denn was sie sah war, dass er sie keinesfalls als vollwertige Gefährtin betrachtete. Er behandelte sie mit Respekt und Achtung, dennoch spürte sie, dass sie einfach nicht zugehörig war. Gandalf, die Hobbits und Aragorn sahen sie meist mitleidig an, während die drei anderen ihr abweisend und misstrauisch begegneten. Alanedya seufzte innerlich. Sie hatte nie gewollt, dass es soweit kam, dass sie den anderen als nutzlose Last erschien und nach ihrer Komödie niemand mehr das geringste Vertrauen in sie hatte.
Alanedya kehrte über ein lautes Knurren in die Gegenwart zurück und stellte fest, dass es Pippins Magen war. Auch sie könnte eine Stärkung gebrauchen. "Warum sagst du denn nicht, dass du Hunger hast, Pippin?", fragte sie ihn sanft.
"Weil wir Hobbits doch sowieso viel essen und ich wollte die anderen nicht stören, ihr seid alle so...konzentriert....", sprach er zögerlich.
"Aragorn? Können wir eine Pause machen?", rief sie zu Aragorn, nachdem sie an Haldir und Legolas vorbeigeprescht war.
Pippin drückte ihren Arm. Tatsächlich, es war kurz nach Mittag, die Sonne stand hoch. Aragorn nickte und gab das Zeichen, dass sie rasten würden. Er verschwand zwischen den Bäumen, um nicht die volle Aufmerksamkeit auf die Gemeinschaft zu lenken, aber dank Rasyla, war ihre Anwesenheit wahrscheinlich sowieso kein Geheimnis mehr. Sie saßen ab und es folgte eine kleine Mahlzeit bestehend aus getrocknetem Fleisch, Brot und getrockneten Früchten.
Ihr Wasserschlauch war unter der starken Sonne, in der sie nach dem dichten Nebel geritten waren, drastisch leerer geworden. Das Wasser würde höchstens bis zum Abend reichen, überlegte Alanedya und bemerkte, dass die anderen Schläuche ihrem glichen. Sie wollte aber nicht schon wieder etwas sagen. Es folgte das übliche Gespräch, bei dem Alanedya wieder ausgeschlossen wurde. Die kurze Zeit nutzte sie, um sich die Beine zu vertreten und die Umgebung, die ihr gleichzeitig vertraut und doch so fremd war, zu genießen.
~"Wer bist du denn?" "Ähm, ich bin Alanedya, und wer bist du?" "Mein Name ist, Dhalia. Ich bin die Tochter vom Schmied Monyc." Sie reichte ihr ein Hand. "Komm ich zeig dir mein Lieblingsweide, sie wird dir bestimmt genauso gefallen wie mir..." Alanedya legte ihre Hand in die ihrer neuen Freundin. Über Jahre hinweg überdauerte ihre Freundschaft alles, was sich in den Weg stellte. Um so größer war die Trauer, als sich die beiden trennen mussten. Sie hatten sich damals die ewige Freundschaft geschworen....~
Alanedya dachte, sie könnte diese Erinnerungen verdrängen, doch sie holten sie seit dem Weg von Minas Tirith nach Belfalas immer wieder ein. Was war aus Dhalia geworden? Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie war froh, dass sie alleine bei den Pferden war und sie dort in deren Schutz die Tränen im Gras vergießen konnte.
*~*
Nachdem sie ihre Tränen getrocknet hatte, kamen die anderen und saßen wieder auf. Es folgte noch ein langer und beschwerlicher Weg, denn das Tal war uneben und die Wege, die seit Jahren nicht beritten wurden, da nur Verbrecher und Einheimische diesen Weg benutzten, schlecht. Die meisten Reisenden fuhren stets mit einem Schiff flussabwärts zu den Häfen. Auf einem der Hügel blieb sie stehen und gönnte ihrem Pferd eine kurze Pause. Alanedya hatte während des Ritts mit Pippin eine ausgelassene Unterhaltung über das Auenland begonnen. Pippin war stolz ein Auenländer zu sein. Auch sie hätte ihm gerne über ihre Herkunft erzählt...Sie sahen sich um und Alanedya bemerkte, wie sehr sie dieses wundervolle Land vermisst hatte. Soweit das Auge reichte, sah sie grünes Weideland und fruchtbare Äcker. Zu ihrer linken Seite erstreckte sich der Gilrain, der sich bald teilen würde und nach Regen oft die Äcker in kleine Sümpfe verwandelte. Es wehte eine warme Brise vom Meer und sie sagte, dass Pippin die Augen schließen solle, um das Gefühl zu genießen.
Die Sonne strahlte warm und sie schob die Ärmel hoch. Dennoch war ihr klar, dass im Tal die gefährlichen und hinterlistigen kalten Böen lauerten, die manchen Bauern schon das Dach über dem Kopf hatte wegfliegen lassen. Die meisten Bewohner waren Bauern und lebten teilweise noch in Stämmen oder in winzig kleinen Dörfern, waren jedoch Fremden gegenüber meist gastfreundlich.
Pippin und sie plauderten während des ganzen Talritts, vorbei an den ersten Siedlungen, davon, dass sie sich ein bequemes Bett und etwas warmes zu Essen wünschten. "Alanedya, sag, was ist dein Leibgericht? Oder bist du wie die meisten Elben, die so etwas nicht kennen?", fragte er mit einem breiten Grinsen.
Alanedya musste lachen. "Nein, ich bin selten mit dem zufrieden was ich hab, ich bin, wie mein Vater immer gesagt hat, viel zu ehrgeizig und will alles perfekt haben." Ihre hellen Augen glänzten bei der Erinnerung an ihren Vater, aber sie mahnte sich zur Ruhe. "Ich weiß nicht, ob du es kennst, aber es ist ein Gericht, dass hier in dieser Gegend Tradition hat. Es nennt sich Faer-thul und bedeutet Geisteratem, weil man nach dem Essen meistens Mundgeruch hat und es unglaublich scharf ist. Das sind große gefüllte Teigtaschen mit scharfem Ziegenkäse, roten Bohnen, jeder Menge Knoblauch und alles in einer klaren Brühe. Ich habe versucht sie selbst zu machen, oder unsere Köche darum gebeten, aber weder ich noch sie waren im Stande sie zu kochen", erzählte sie. "Bist du jetzt schockiert?", sie lachte herzhaft und sie merkte, wie sich auch ihr das Wasser im Mund sammelte. "Was ist dein Lieblingsgericht?", fragte sie.
"Oh, da gibt es viel, aber ich liebe Pellkartoffeln mit Würstchen und der süßen Geheimsoße meiner Oma. Niemand weiß wie sie die Soße zubereitet, doch jedes mal schmeckt es großartig. Meine Großmutter gibt nur bestimmten Personen das Rezept, aber es schmeckt jedes mal anders. Die anderen finden die Soße auch klasse...", er hielt sich die Hand vor den Bauch.
"Ja, ja. Also bist du einfacher zufrieden zu stellen als ich...Leider haben wir noch einen langen Ritt vor uns und wir sollten nicht mehr übers Essen reden. Aragorn hat bestimmt kein Verständnis für eine weitere Rast.", seufzte sie. Er verstand und sie schwiegen eine zeitlang.
Als sie sich gerade über Helden der vergangenen Zeit unterhielten fiel ihr ein schwarzes Pferd hinter ihnen auf. "Pippin, bleib jetzt ruhig, hörst du? Schau mal nach hinten, siehst du auch das schwarze Pferd?" fragte Alanedya leise. Er tat wie ihm gesagt und nickte. "Ja, ich hab es auch gesehen."
Alanedya holte Luft und trieb ihr Pferd an. Sie preschte zu Èomer, der ihr am nächsten war und berichtete ihm, was sie gesehen hatte.
"Kann das denn sein? Hier ist doch nichts als Weide", er runzelte die Stirn und schaute nach hinten. "Ihr müsst euch geirrt haben, denn ich sehe nichts...Wahrscheinlich seid ihr sehr müde..", sprach er und wirkte dabei väterlich, als ob er sagen wollte, dass man den beiden nichts glauben konnte, da sie bereits jetzt mit ihren Kräften am Ende waren.
Pippin wollte protestieren aber Alanedya hinderte ihn daran. "Dort hinten", sie zeigte etwas nach links. "Unser Weg führt uns dort weiter. Das offene Gelände hört dort nach der Biegung auf und wir werden durch einen Wald reiten. Wenn wir ihn noch einmal sehen, dann warte ich auf den Reiter." Um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen griff sie ihr Schwertheft. Èomer sah das Schwert, dass allem Anschein nach nur zum Schlachten oder Trainieren verwendet wurde, schlecht wie es aussah und lächelte anmaßend. Mit diesem Schwert hätte sie niemals eine Chance...
Sie drehte um und bildete wieder die Nachhut.
"Ich kann dich verstehen, Alanedya!" sagte Pippin. In seiner Stimme schwang Empörung mit, weil ihm bewusst wurde, dass man Alanedya ungerecht behandelte. Sie griff seine Hand und drückte sie leicht. Kurz danach sahen sie noch einmal den Reiter auf dem schwarzen Pferd, aber nichts passierte, auch als sie den Wald betraten und doch wussten sowohl Pippin als auch Alanedya, dass etwas nicht stimmte. Èomer schien den anderen nichts von dem Vorfall erzählt zu haben, denn sie redeten weiter, ohne die beiden hinter ihnen zu beachten.
*~*~
"Wie konntest du nur? Bist du dir bewusst, was du getan hast? Du hast alle unsere Karten verspielt!!" rief Vecamion zornig. Als er die Nachricht erhalten hatte, dass seine Tochter in seinem Beratungszimmer wartete, wusste er, dass etwas schief gelaufen war, aber dass seine Tochter eine derart große Dummheit begangen hatte, machte ihn mehr als wütend. Alles worauf er in den letzten Jahren hin gearbeitet hatte, schien durch die zarte Hand seiner Tochter zerstört worden zu sein!
"Was zum Teufel war denn so schwer daran, sich an den Plan zu halten? Du hattest die Aufgabe sie auf den Weg zu bringen und sie so zur Burg zu führen. Aber du bist anscheinend noch nicht einmal fähig das Einfachste zu erledigen, oder kannst du mir das erklären?" schrie er und fasste sich keuchend an die Brust, als glaube er, dass sein Herz dieser Belastung nicht stand halten würde.
"Wie erlaubst du dir eigentlich so mit mir zu sprechen?", entgegnete Rasyla ruhig. Sie hatte ihre dunklen Haare zu einem Zopf gebunden und trug ein bordeauxrotes Kleid, welches sie nach einer langen Reise fast immer wählte. Unter ihren Augen sah man tiefe Ringe, die von der Anstrengung der vergangen Tage zeugten. Ihre Hände zitterten trotz der inneren Ruhe. Ohne Frage war der Vorfall mit König Aragorn nicht spurlos an ihr vorüber gegangen.
"Ich bin dein Vater und der Kopf der Rebellion, ich hätte nie dieses Risiko eingehen sollen, dich zu uns zu holen. Ich hätte dich verheiraten sollen und du wärest in Dummheit gestorben!", schrie er sie an.
"Ach ja, dann hättest du wieder jemanden im Stich gelassen, aber da bist du ja schon immer gut drin gewesen. Wo warst du denn, als Mama dich gebraucht hat? Du bist ein solcher Rabenva...", erwiderte sie, doch sie konnte die verletzenden Worte aussprechen.
Vecamion kam auf sie zu und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Es gab ein plumpes Knallen, als ob ein Apfel aus einer gewaltigen Höhe auf den Boden aufschlagen würde.
"Du solltest erst mal erwachsen werden, du kleine Göre. Ich bin dein Vater und du solltest mir mehr Respekt erweisen. Vor allem solltest du meine Entscheidungen nicht hinterfragen. Ich weiß, dass ich bei dem Tod deiner Mutter nicht an ihrem Bett saß, aber ich war dort, wo deine Mutter und ich unsere Ziele verwirklichen wollten. Ist dir vielleicht bewusst, dass deine Mutter wegen dir gestorben ist? Als sie dich geboren hatte, bildete sich in ihr eine Verhärtung. Wir haben es zu spät gemerkt. Deine Mutter wusste es von Anfang an und hat wir haben immer versucht dir das beste von allem zu geben und was tust du jetzt? Du gibst mir die Schuld. Nein, die Schuldige bist du diesmal! Ich verlange von dir, dass du den zukünftigen Anweisungen ohne Diskussion Folge leistest. Ich warne dich...
Wir sind fast am Ziel und ich lasse mir nichts von dir kaputt machen. Du gehst dir jetzt das Gesicht waschen und danach auf den Übungsplatz, ich werde während dessen versuchen dein Missgeschick auszubügeln." Vecamion erhob sich und schritt wütend zur Tür. Kurz bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal zu ihr um. "Du wirst vorerst keinen neuen Auftrag bekommen."
Bei seinen letzten Worten war Rasyla aufgesprungen und schrie, dass er ihr das nicht antun könne. Doch sie besann sich sofort wieder. Eine erneute Auseinandersetzung mit ihrem Vater würde nur weitere Schwierigkeiten verursachen und dann würde ihr Traum zur Illusion werden . Als er aus dem Zimmer verschwunden war ging sie in ihr Badezimmer, bückte sich über die Silberschale und spritze sich das kühle Wasser ins Gesicht. Tropfend blickte sie in den Spiegel, der über der Schale hing. Ihre Finger krallten sich in den Tisch und sie schien vor Wut fast zu platzen.
"ICH HASSE IHN.....AHHH!!!", schrie sie in den Spiegel und schlug mit der vollen Faust auf den Spiegel, der sofort in tausend Scherben zersprang. Ihr Vater hatte sie nie geschlagen und sie empfand es als Demütigung, noch dazu hatte er sie wie ein kleines verstörtes Kind behandelt. Sie wollte ihm den Hals umdrehen....
Hinter ihr lachte eine tiefe Stimme. "Du weißt doch, dass zerbrochene Spiegel sieben Jahre Unglück bringen, oder?" Wieder lachte die Stimme. Rasyla lief so rot an, wie das Blut, das aus ihrer Hand herausquoll.
"Was sind schon sieben Jahre? Ich werde das auch noch überleben!", rief sie zynisch. "Was willst du eigentlich hier?" "Du brauchst deine Wut nicht an mir auszulassen. Du bist für das, was geschehen ist, selbst verantwortlich. Ich dachte, dass du nun etwas erwachsener bist und dich nicht länger wie ein kleines Kind aufführst. Wie wäre es beispielsweise, wenn du endlich damit anfangen würdest, Haltung zu zeigen. Wenn du dein kleines...ähm...", er lachte leise "sagen wir Missgeschick schon nicht als Unfall darstellen konntest, dann steh wenigstens dazu."
Diese Worte brachten Rasyla noch mehr zur Weißglut und sie nahm eine Scherbe vom Tisch.
Sie wollte ihm die Scherbe in die Rippen rammen, aber er schien ihre Absicht erkannt zu haben und parierte mit einen Gegenschlag, in dem er sie in einem Knebelgriff festhielt und ihr mit der Scherbe in die ohnehin geschundene Wange schnitt. Die Wunde, aus der wenig Blut heraustrat, war zwar klein und nicht tief, aber sie schmerzte umso mehr, da sie Rasyla an die Ohrfeige ihres Vater erinnerte.
"Dein Vater hat mich schon vorgewarnt, als er mich zu dir schickte. Ihm war wohl klar, dass du in einer mordsmäßigen Stimmung bist." Er lachte ausgiebig über seinen eigenen Witz. Rasyla, die nicht lachen konnte, wurde noch wütender. Ihr Vater schickte IHN zu ihr? Sie wollte sich aus dem Griff befreien, doch er hielt sie nur noch fester. Ihre Augen glühten und wollten Vergeltung.
"Das ist doch nur ein Kratzer, aber du hast ja eben deinen Spiegel demoliert, du kannst es ja nicht einmal sehen", sagte er mit einem amüsierten Unterton, der nicht unbedingt dazu geeignet war, Rasylas Wut zu dämpfen. Sie blickte ihn voller Hass an. Er beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte: "Du kannst mich ja auf dem Übungsplatz herausfordern...."
Er ließ sie fallen, wobei sie wie ein Kartoffelsack zu Boden stürzte und verließ das Zimmer ohne ihre Flüche und Beschimpfungen zu beachten.
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