Lieben Dank für die vielen Reviews. Und jetzt auf zur Beantwortung, diesmal, trotz der Länge absichtlich am Anfang des Kapitels:
@M: Tja, schaun wir mal. *smilet und wird rot* Also zumindest hätte ich da einige Ideen. Aber ich weiß nicht, ob ich es schreiben kann. Aber Sparrow hat da weniger ... öhm... Hemmungen, oder so. *ggg*
@Lorelei Lee: Wer sagt denn, dass die Jungs schwul sind? Aber wie heißt es so schön? Ein bisschen bi schad nie. Und du weißt ja sicher wie das ist: Einsamer Seemann, wochen- oder monatelang auf See, keine Frau weit und breit, weil, die bringen ja Unglück... *kicher* Im Hafen ist das dann was anderes. Da hat's ja Frauen.
@Yamica: Tja, nur wenn Jack nix tut, kann er nix anstellen. Aber das weiß er wohl noch nicht. *smile*
@vs. Goliath: Schön dass dir unser Jack gefällt. Wir haben uns auch viel Mühe gegeben. Und wir hoffen inständig, dass er auch weiterhin er selbst bleibt. Ist gar nicht so leicht. Und der Norri wird noch putziger. *nach unten auf neues Kapitel zeigt* Aber auch fieser. *hähä*
@Mimmy: Edward John? Naja, ist ja fast so wie unser Edward James. *ggg* Tja, mal sehen, wie das mit dem Hass weiterhin läuft. Der Norri ist sich ja noch gar nicht sicher, was da los ist, und der Jack.... – ist ein Fall für sich.
@HecateTriformis: Ach halt doch die Klappe! *gnihihit und Hecate ganz doll knuddelt* Auch nach mehrmaligem Durchlesen entgehen einem doch manchmal noch Dopplungen. Wenn du auch hier welche findest, darfste sie behalten. *ätsch* Oh, und schön, dass dir der Commodore gefällt. Der Jack doch hoffentlich auch?
@Lilith: Klar, hätte jeder gerne einen lädierten Jack zuhause. Ich glaube, da sprechen wir für alle. *sich umschaut* Und danke für das Kompliment bezüglich der Charakterisierung. Hoffentlich werden wir auch weiterhin diesen Erwartungen gerecht. *bibber*
@Jinxauthor Mel: So einen Luxus wie Einzelkabinen konnten die sich früher nicht leisten. Die hatten ein paar Hundert Mann (Matrosen + Soldaten) auf diesen verhältnismäßig kleinen Schiffen zusammengequetscht, so dass oftmals viele an Deck schlafen mussten und unten die anderen in Hängematten im Laderaum. Nur wenn's regnete wurde unten zusammengerückt und gekuschelt. Und ja, die anderen Verwundeten wurden wahrscheinlich an Deck behandelt und dann evtl. runtergebracht, während die nicht Verwundeten dafür oben pennen "durften". Nur der Captain und hohe Offiziere bzw. Passagiere (wenn das Schiff dafür ausgelegt war) hatten eigene Kabinen. Und mit der "Gefühlsregung" haben wir natürlich nur dich ärgern wollen. *muhahaha* Du willst also, dass es so weitergeht? Na dann sind wir mal jetzt gespannt, ob es dir auch diesmal gefällt.
@Viper: Wir haben mal Pisa außer Acht gelassen und vorausgesetzt, dass die Leser wissen, was "renitent" bedeutet. *fies grinst* Und wer es nicht weiß, hat entweder einen Duden oder benutzt die Thesaurus-Funktion von Word. Ist eine gute Übung. Ehrlich. *kicher*
@Heitzi: Nö, wieso sollten wir Jacky was ersparen wollen? Wir quälen doch alle unsere Lieblinge gerne. *teuflisch grinst* Und das mit dem Ausbrennen war ja früher mangels Antibiotika, Penicillin etc. üblich und die beste, wenn auch ziemlich schmerzhafte, Methode, schlimmeres zu vermeiden.
@WillsBonnyLass: Da dieses Kapitel recht lang geworden ist, wirst du eventuell gar nicht mehr so lange warten müssen. Nur, anscheinend steht Norri im Moment noch etwas alleine mit seinen neuen Gefühlen da. *smile*
@Arsinoe: Herzlich Willkommen im Piraten-Bereich von ff.net. Und viel Spaß bei der Fortsetzung. Und guck dich mal um. Da haben noch andere Autoren auch feine Sachen geschrieben. Vornehmlich mit Jack und Will, aber es sieht so aus, als hätten unsere Leser inzwischen (wenn sich auch schweren Herzens) akzeptiert, dass dieser hier nicht direkt mit von der Partie ist. *knuddel*
Boah, eine ganze Seite für die Reviewantworten. Dafür kriegt ihr auch ein längeres Kapitel (auch als Entschädigung für das recht kurze Kapitel 2). Und jetzt viel Spaß:
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Kapitel 4
Gibbs, welcher sich wieder auf die Pearl begeben hatte, stand gerade an der Reling und gab einem der Piraten Anweisung die Taue ordnungsgemäß aufzurollen, damit man sie, wenn man sie benötigte, besser zur Hand hatte, als er Norrington sah, welcher hastig aus seiner Kajüte gestürmt kam und dabei fast noch über seine eigenen Füße stolperte.
Der bärtige Seemann ließ von dem Piraten ab, welcher sicher sehr froh darüber war nicht weiter belehrt zu werden, und wandte sich Norrington zu. Doch dieser schien ihn nicht zu bemerken, sondern murmelte irgendetwas vor sich hin und begab sich dann zu einem seiner Soldaten, welcher sofort stramm stand.
„Master Gibbs...", lallte plötzlich jemand hinter dem Seemann, und als er sich umdrehte sah er Thomas mit einer Flasche von Jacks Rum da stehen. „Kommt doch mit zu uns, wir feiern ein klein wenig." Der junge Mann grinste frech und hatte jetzt schon beachtliche Probleme sich auf den Beinen zu halten.
Gibbs schaute sich noch einmal kurz zu Norrington um, welcher gerade dabei war irgendwelche Befehle zu schmettern. Er konnte also getrost feiern gehen, hier würde nichts mehr passieren.
Grinsend nahm er Thomas die Flasche ab und setzte sie sich selbst an die Lippen, ehe er den Arm um die Schultern des Jungen legte.
„Dann lass uns mal feiern..."
Und gemeinsam torkelten bzw. gingen sie unter Deck.
Etliche Stunden später hatte Commodore Norrington endlich die Ordnung wieder hergestellt. Die Blackbead war sicher an der Dauntless vertäut (die Pearl hatte zwischenzeitlich auf der anderen Seite der Dauntless festgemacht), die Überlebenden der Blackbead unter Deck in Ketten gelegt, die Toten waren nach eingehender Untersuchung als Haifischfutter über Bord geworfen worden während die – zum Glück nur wenigen – Toten der Dauntless und der Pearl ein ordentliches Seemannsbegräbnis erhalten hatten (was auf der Pearl natürlich vor dem Besäufnis erledigt worden war). Man hatte sich um die Verwundeten sämtlicher Mannschaften gekümmert und den Piraten der Black Pearl, mit Ausnahme von Gibbs, verboten, ihr Schiff zu verlassen. Norrington wollte lieber kein Risiko eingehen. Er traute Sparrows Leuten nicht und die Dauntless wäre eine zu verlockende Beute, als dass er die Piraten unkontrolliert auf seinem Schiff herumspazieren lassen wollte.
Den Piraten war diese Anordnung im Prinzip egal, sie feierten lieber den Sieg über Roberts und das Überleben ihres Captains. Und dass sich einige Matrosen der Dauntless unter sie mischten und ausgiebig mitfeierten, nahmen sie eher nur am Rande wahr.
Müde betrat der Commodore seine Kajüte. Leider war sein Bett ja belegt – ausgerechnet von Jack Sparrow. Norrington verzog das Gesicht. Wie hatte er das nur anordnen können? Anscheinend hatte er am Ende der Schlacht einen kleinen Anfall von geistiger Umnachtung gehabt. Er musste wohl das Bettzeug verbrennen lassen, wenn der Pirat wieder weg war.
Norrington hatte noch eine kleine Couch in einer Ecke stehen und wenn er sich darauf legte und seine Beine auf einem Sessel platzierte, würde er sogar noch einige Stunden Schlaf kriegen.
Leise schloß er die Tür hinter sich und schaute sich in dem halbdunklen Raum um. Die junge Piratin, Anamaria, saß am Tisch, hatte den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt und schlief anscheinend tief und fest.
Erst wollte der Commodore sie anstoßen und wecken, da sie schließlich hier war, um ihre Pflicht zu erledigen. Er hatte bereits die Hand ausgestreckt, überlegte es sich dann aber anders. Er hatte gesehen, wie tapfer die junge Frau gekämpft hatte und er konnte sich vorstellen, wie erschöpft sie jetzt war.
Stattdessen trat er leise an die Koje heran und schaute nach Sparrow.
Der Pirat schien zu schlafen, aber seine Atmung war noch immer ziemlich unregelmäßig, wie der Commodore am Heben und Senken des Brustkorbs erkennen konnte. Außerdem schwitzte der Mann und warf ab und zu unruhig den Kopf hin und her. Der feuchte Lappen, den die Piratin ihm auf die Stirn gelegt hatte, war zur Seite gerutscht und lag auf dem Kopfkissen.
'Er hat Fieber', dachte der Offizier. 'Das hat mir gerade noch gefehlt.' Für einen Moment dachte er darüber nach, Anamaria doch noch zu wecken, entschied sich dann aber endgültig dagegen – warum, wusste er selbst nicht genau – sondern übernahm es selbst, den Lappen in der Schüssel mit kaltem Wasser auszuwringen und dem Piraten auf die Stirn zu legen. Mit einem anderen feuchten Lappen wischte er ihm Gesicht, Brust und Arme ab.
Wieder nahm er dabei zur Kenntnis, wie anders Sparrow in seiner jetzigen Verfassung wirkte. Verletzlich, harmlos, und auch irgendwie viel jünger, als er vermutlich war. Norrington schätzte, dass sie etwas gleich alt waren.
Unwillkürlich erschienen Sparrows Augen vor Norringtons innerem Blick. Diese dunklen, geheimnisvollen Augen, die auch noch – sehr effektvoll, wie er sich widerwillig eingestehen musste – schwarz umrandet waren, und die meistens spöttisch blickten, aber auch oft genug den Ausdruck eines getretenen Hundebabys annehmen konnten – besonders wenn sich (mal wieder) die Ketten um seine Handgelenke schlossen...
Bei diesen Gedanken verspürte Edward plötzlich ein seltsames Kribbeln im Bauch und ihm wurde kurz heiß.
Verwirrt stand er auf und entledigte sich seines Waffenrocks, den er über eine Stuhllehne hängte, dann nahm er seine weiße Perücke ab und stülpte sie über ein kleines Holzgestell, das extra dafür vorgesehen war. Fahrig fuhr er sich mit den Fingern durch sein dichtes braunes Haar und lockerte es etwas auf, nachdem es den ganzen Tag unter der Perücke geklemmt hatte. Eine Mode, die er furchtbar fand, gegen die er aber nichts machen konnte, da sie Teil der Uniformvorschriften war. Wäre er Zivilist, so wie Turner, würde er auch sein eigenes Haar in einem modischen Zopf im Nacken tragen, was er bei der Länge auch problemlos könnte, aber als Offizier Seiner Majestät war die Perücke Vorschrift – zumindest im Dienst.
Nachdenklich knöpfte Norrington seine Weste auf und hängte sie ebenfalls über die Stuhllehne. Nun trug er nur noch seine weißen Strümpfe und Hosen sowie das weiße Hemd (und natürlich Schuhe), worin er sich gleich viel wohler fühlte.
Jacks Lider lagen schwer auf seinen Augäpfeln. Er versuchte sie aufzuschlagen, und nur mit großem Kraftaufwand und nach schier endloser Zeit gelang ihm das. Verwirrt blinzelte er ein paar Mal, bis sich seine Sicht klärte, und die verschwommenen Bilder Form annahmen.
Er sah auf eine holzverkleidete Decke und versuchte sich aufzusetzen, aber sein Körper schien mit diesem Vorhaben nicht einverstanden, und so blieb er liegen. Langsam drehte er den Kopf zur Seite, und das kühle Tuch, welches auf seiner Stirn lag, rutschte auf das Kissen.
Überrascht nahm Jack es wahr. Er fragte sich wo er sich befand, und was passiert war. Seine Erinnerungen schienen wie ausgelöscht, das Letzte an das er sich erinnerte war, dass er von Norrington festgehalten wurde.
Schwerfällig hob er die Arme um verwundert festzustellen, dass diese nicht gefesselt waren. Skeptisch hob er eine seiner Augenbrauen, ehe er die Augen zu Schlitzen verengte, und sich weiter im Raum umsah.
Anamaria lag mit verkreuzten Armen schlafend am Tisch, und an einem der Stühle stand ein Mann mit dunklem Haare, durch welches er sich gerade mit den Händen fuhr. Jack kniff die Augen noch mehr zusammen, um den Mann zu erkennen. Es war keiner, an den er sich erinnern konnte.
Erst als sich dieser zu ihm umdrehte, und Jacks Blick auf dessen Gesicht fiel, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen... Norrington!?
Erstaunt musterte er den Offizier, mit dem eine wundersame Wandlung passiert zu sein schien, jetzt, wo der weiße Lockenfiffi weg war. Plötzlich sah er fast aus wie.... wie ein Mensch. Unwillkürlich schlich sich ein kleines Grinsen auf Jacks Lippen, was auch sofort zur Kenntnis genommen wurde.
"Endlich wach?", knurrte der Commodore.
'Doch kein Mensch', schoss es Jack durch den Kopf, als der Commodore ihn anknurrte. Er spielte kurz mit dem Gedanken seine Augen wieder zu schließen, alles war besser, als die Gesellschaft dieses Mannes. Doch er verwarf diesen Gedanken wieder, Schwäche wollte er sicher nicht zeigen.
"Aye...", knurrte er genauso freundlich zurück.
Etwas unschlüssig angelte Norrington nach einem der Tücher in der Wasserschüssel. Es wäre ihm bedeutend leichter gefallen, sich um diesen Mann zu kümmern, wenn er schlief, aber jetzt... Andererseits hatte der Pirat noch immer Fieber...
Der Commodore beschloß über seinen Schatten zu springen. Er wrang eines der Tücher aus, beugte sich kurz über Sparrow und legte es ihm auf die Stirn. Das heruntergerutschte Tuch legte er stattdessen in die Schüssel.
Jack beobachtete mit Erstaunen das Tun des Commodore. Skeptisch hob er eine seiner Augenbrauen. Was sollte dieses Gehabe? Dennoch tat das kühle Tuch auf seiner Stirn gut.
Schweigend drehte er den Kopf so, dass das Tuch nicht wieder herunterfiel, während er ein ganz leises "Danke" murmelte.
Norrington nickte nur, unsicher wie er reagieren sollte. Dann fiel ihm eine passende Ausrede ein: "Bildet Euch nichts drauf ein. Ich tu das nur, damit ich schnellstmöglichst meine Kajüte wieder kriege. Außerdem möchte ich ungern die junge Dame wecken. Sie scheint recht erschöpft zu sein." Er nickte in Anamarias Richtung, während er ein Tuch auswrang. "Außerdem ist es ein wirklich seltener Anblick, Euch einmal halbwegs sauber zu sehen", konnte er sich nicht verkneifen hinzuzusetzen. Er wandte sich schnell ab, da er mit einem Grinsen kämpfte.
Jack wollte sich schon erheben, um auf Norringtons Aussage zu reagieren, aber sein Zustand ließ ihn nicht einmal den Kopf aus den Kissen heben. Wie Blei fühlte er sich an und wirkte viel zu schwer. Der Rest seines Körpers zitterte, obwohl ihm die Hitze auf den Wangen stand.
Innerlich schwor er Rache an dem Commodore, er musste hier nur ganz schnell und heil wieder raus kommen, dann würde dieser aufgeblasene Schnösel schon merken, was er von seinen Gemeinheiten hatte.
Jack beschränkte sich zwangsweise darauf kurz zu schnauben und dann so zu tun, als hätte er den Offizier nicht gehört.
"Ihr habt Fieber und wir wollen ja nicht, dass Ihr einfach sterbt, stimmts?", sagte Norrington leise, aber mit unüberhörbarem Sarkasmus in der Stimme.
Jacks Augen blitzen kurz auf. Er hätte es sich ja auch denken können, dass Norrington ihn nicht aus reiner Herzensgüte gesund pflegte. Ganz offensichtlich sollte er nur aufgepäppelt werden, um anschließend in Port Royal am Ende eines Strickes zu baumeln. Er hätte es sich denken können, daß Norrington diesbezüglich seinen Standpunkt nie ändern würde.
Der Pirat funkelte Norrington an. "Denkt Ihr, Ihr schafft es mich bis Port Royal soweit aufzupäppeln, dass ich es bis aufs Schafott schaffe?" erwiderte Jack zynisch.
Norrington stutzte. Daran hatte er nicht mal im Traum gedacht – zumindest dieses Mal nicht. Allerdings.... Das musste er dem Piraten ja nicht auf die Nase binden. Ein spöttisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Keine Sorge, wir sind lange genug unterwegs. Und notfalls stütze ich Euch." Das Spiel gefiel ihm.
'Arschloch..', dachte Jack bei sich, und sah schon vor seinem inneren Auge, wie ihn Norrington höchstpersönlich aufs Schafott schleifen und ihm die Schlinge um den Hals legen würde. Es musste doch eine Möglichkeit geben, wie er dem Commodore entkommen konnte, ehe das Schiff in Port Royal anlegte. Er biss sich auf die Lippe, nur wegen diesem Abklatsch von einen Offizier war er in dieser misslichen Lage. Wäre er nicht so blöd gewesen, diesem Mann das Leben zu retten, würde er hier nicht so machtlos in der Koje liegen und seinem Tod entgegenfahren.
Warum hatte sich überhaupt Norrington seiner Pflege angenommen? Eine bittere Erkenntnis überkam ihn. Das musste bedeuten, dass seine Mannschaft von dem Commodore in Gefangenschaft gehalten wurde. Aber Anamaria... Er blickte sich nach der jungen Frau um, und schaute, ob sie irgendwelche Fesseln oder Eisen trug, als Schutz davor, dass sie türmte. Doch das Licht im Raum war so gedämpft, dass er es nicht wirklich ausmachen konnte.
Norrington folgte Jacks Blick und zog die richtigen Schlüsse. Dann beschloß er, weiter in dieselbe Kerbe zuhauen. "Sie hat sich angeboten, Euch zu pflegen, aber das arme Ding war wohl zu erschöpft", sagte er leise. "Nun ja, sie ist ja schließlich nur eine Frau", fügte er mit einem gewollt abwertenden Klang in der Stimme hinzu. Dann angelte er das Tuch von Jacks Stirn und ersetzte es durch ein frisches. "Habt Ihr Durst?, fragte er dann betont unschuldig und füllte ein Glas mit frischem Wasser.
Jack sah das klare Wasser, in welchem sich der Kerzenschein spiegelten. Seine Kehle war verdammt trocken, und er schluckte seine Spucke schwer herunter.
"Lieber würde ich verdursten, als von Euch eine Gabe anzunehmen", zischte er.
Der Commodore wusste sehr wohl, wie durstig Sparrow sein musste, aber er beschloß, das Spiel weiter mitzuspielen. "Nun gut", zuckte er gleichgültig mit den Schultern und stellte das Glas auf den Tisch – weit außerhalb von Jacks Reichweite, aber gut sichtbar für diesen. Das Spiel gefiel ihm immer mehr – und es lenkte auch ziemlich gut ab: Von Jacks unergründlichen Augen, seiner nackten Brust, seinen.... 'Reiß dich zusammen, Edward James Norrington', rief sich der Commodore zur Ordnung und wrang lieber wieder einen Lappen aus.
Norrington hatte es sich wohl zur Aufgabe gemacht ihn zu quälen. Erneut schluckte Jack schwer und sein Blick lag auf dem Glas Wasser und wirkte schon fast ein klein wenig irre. Er zwang sich wieder an die Decke zu sehen. Aus den Augen aus dem Sinn. Innerlich schwor er sich, wie schon so oft an diesem Abend, dass Norrington jede einzelne Gemeinheit büßen würde, dafür würde er schon sorgen (und wenn er ihn als Geist heimsuchen musste). Der Gedanke gefiel ihm und er musste kichern, was wiederum Norrington veranlasste, verwundert eine Augenbraue hochzuziehen. "Der Gedanke, am Galgen zu baumeln, scheint Euch ja ziemlich zu amüsieren", konnte er es sich nicht verkneifen.
Jack zwang sich weiter an die Decke zu starren, jeder Blickkontakt mit dem Commodore hätte ihn zu Weißglut getrieben. Und doch war er verwundert über das Verhalten des Offiziers. Er hatte nie gemerkt wie sarkastisch oder ironisch Norrington war, eine Seite die Jack diesem biederen Menschen nie zugetraut hatte. Fahrig leckte er sich über die spröden Lippen.
Norrington gab sich einen inneren Ruck. Das Spiel machte zwar wirklich Spaß, und es lenkte auch einigermaßen von für ihn völlig neuen und seltsamen Gefühlen ab, aber Jack war noch immer sein Patient – in gewisser Weise. Er wechselte wortlos den Lappen auf Jacks Stirn, dann nahm er einen anderen Lappen, den er nur ein bisschen auswrang. Damit wischte er über das verschwitzte Gesicht des Piraten, wobei er wie zufällig genau über den Lippen des Mannes so das untere Ende des Tuches drückte, dass etwas Wasser herabtropfte.
Gierig schluckte Jack das bisschen Wasser hinunter. Er hasste Norrington für das was er tat, und vor allem wie er es tat. Er hasste diese Hilflosigkeit, die zugleich Abhängigkeit bedeutete. Der Commodore war nun schon so nahe, und wäre er in einer besseren Verfassung gewesen, hätte Jack ihn leicht überwältigen können, aber seine Arme wirkten seltsam schwer und seine Beine bekam er auch nicht hoch, um ihm einen gezielten Tritt zu verpassen.
Kurz trafen sich ihre Blicke und Jack versuchte in seinen so viel Verachtung wie nur möglich zu legen.
Das allerdings entlockte Norrington gegen seinen Willen ein Schmunzeln, denn Jacks Versuch scheiterte kläglich und nun sah er erst recht wie ein hilfloses Hundebaby aus. Hastig drehte er sich um. Dabei stieß er gegen die Schüssel. Das Wasser schwappte über und ergoß sich über Norringtons Hemd. Mit einem Seufzer legte er das Tuch beiseite und zog das Hemd aus, welches er an einen Haken hängte.
Jack verfolgte jede seiner Bewegungen. Nachdenklich musterte er den Mann und ließ seinen Blick über dessen nackten Oberkörper gleiten. "Wenn ich jetzt eine Waffe hätte, hätte ich mit Euch leichtes Spiel", sinnierte er laut.
Norrington drehte sich um und lächelte schief. "Träumt weiter", meinte er trocken. In dem Moment wurde Anamaria wach. Aber ehe sie wusste wie ihr geschah, packte Norrington die Schüssel, drückte sie ihr in die Hand und schob sie zur Kabine hinaus. Draußen schloß er die Tür und nahm ihr wieder die Schüssel ab. "Ihr solltet auf Euer Schiff gehen und etwas schlafen. Ich kümmere mich um Sparrow", erklärte er und lächelte sie freundlich an.
Die junge Piratin blinzelte ihn verwundert an. Sie war noch nicht ganz wach und fühlte sich im Moment etwas von der Situation überfordert.
"Macht ruhig", setzte Norrington hinzu, als er ihr Zögern bemerkte. "Ich tue das sowieso schon seit mindestens einer Stunde."
Daraufhin senkte sie verlegen den Kopf, denn schließlich hatte sie sich ja um den Captain kümmern wollen. Andererseits war sie wirklich müde und Norrington schien es diesmal wirklich nicht auf das Leben des Captains abgesehen zu haben... Also nickte sie. "Gut, aber ich warne Euch: Krümmt ihm nur ein Haar...." Den Rest der Drohung ließ sie unausgesprochen in der Luft hängen. Doch Norrington verstand sie auch so. Grinsend nickte er. "Keine Sorge, diesmal nicht. Aber beim nächsten Mal...." Er nickte ihr zu. Sie seufzte jedoch nur. "Aye." Dann drehte sie sich um und verließ das Schiff.
Norrington sah ihr einen Moment hinterher, dann holte er frisches Wasser und ging zurück in seine Kajüte.
Jack blickte Norrington hinterher, wie er mit Anamaria den Raum verließ. Ob er sie wieder zurück zu den anderen in die Zelle sperren würde? Sie hatte keine Fesseln getragen, das Klimpern der Eisen hätte er gehört. Aber grob angefasst hatte er sie auch nicht, jedenfalls nicht sonderlich. Wahrscheinlich hielt er wirklich an seiner Behauptung fest, dass eine Frau nicht stark genug war. Jack musste grinsen. Da kannte er diese Frau allerdings sehr schlecht.
Er sah noch immer zur Tür, auch als diese schon ins Schloss gefallen war. Sein Blick streifte das Glas Wasser, welches noch immer auf dem Tisch stand. Zwar hatte Norrington die Schüssel umgeschmissen, aber das Glas war stehen geblieben.
Wenn er all seine Kraft zusammen nehmen würde, dann müsste er es bis zu dem Glas schaffen, ehe diese Missgeburt von einem Offizier wieder zurück kam. Also biss er die Zähne zusammen und hievte sich auf. Seine Schulter schmerzte und er legte eine Handfläche vorsichtig darauf, ehe er mühsam seine Beine aus der Koje brachte. Kurz überkam ihn ein Schwindelgefühl und er schloss kurz die Augen, um klarer im Kopf zu werden.
Als er die Augen öffnete tanzten zwar noch ein paar schwarze Punkte vor ihnen, aber die ignorierte er. Er zog sich am Gestell der Koje hoch und stand für einen Moment auf wackligen Beinen. Es waren vielleicht 5 Schritte bis zu dem Tisch. Als er sich sicher war, dass seine Beine ihn halten würden ließ er seine Stütze los und begann einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das war nicht einfach, aber es ging. Jack hatte unglaubliche Gleichgewichtsprobleme, und das lag ganz sicher nicht an dem starken Seegang der zu herrschen schien, aber einfacher machte er das ganze Unterfangen auch nicht. Selbst nach diesem ersten kleinen Schritt schien er völlig außer Puste zu sein und feine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, die er fahrig mit dem Handrücken wegwischte. Er versuchte sich an dem zweiten Schritt. Sein Herz schlug immer härter gegen die Brust und seine Knie begannen weich zu werden und zu zittern. Das Schwindelgefühl kam wieder und die schwarzen Punkte tanzen lustig vor ihm her. Auf einmal hatte er das Gefühl als würde ihm schlecht werden, alles verschwamm und in seinen Ohren begann es zu rauschen. In dem Moment gaben seine Knie nach und er fiel unsanft zu Boden.
Als Norrington mit der Wasserschüssel an seiner Kajütentür angekommen war, hörte er von drinnen ein lautes Poltern. 'Der hat doch jetzt nicht wirklich versucht zu fliehen?', dachte er sarkastisch, allerdings auch mit einem Hauch von Besorgnis. Schnell öffnete er die Tür, in dem er die Klinke mit einem Ellbogen herunterdrückte, und trat ein.
Sparrow lag neben dem Bett auf dem Boden und schien das Bewusstsein verloren zu haben. Oder hatte er vielleicht nur an das Wasser kommen wollen? Leicht beschämt stellte Norrington die Schüssel auf dem Tisch ab. Das wäre nicht nötig gewesen, wenn er nicht sein albernes Spiel mit Ja.... Sparrow getrieben hätte, schoß es ihm durch den Kopf.
Vorsichtig drehte er den Piraten auf den Rücken. Auf dem Verband zeigte sich jetzt ein kleiner roter Fleck. Reumütig schob Edward einen Arm unter Sparows Knie und den anderen unter seinen Rücken und ob den Bewusstlosen auf, was ihm erstaunlich leicht gelang. 'Die viele Kleidung, die er normalerweise trägt, täuscht darüber hinweg, dass er eigentlich ein bißchen schmächtig ist', dachte er, während er Sparrow vorsichtig auf dem Bett ablegte und die Decke wieder über ihm ausbreitete.
Schlaff fielen Jacks Arme herunter, als ihn Norrington hochhob. Sein Kopf fiel auf die nackte Brust des Commodore. Durch die plötzliche Bewegung des Offiziers, als dieser sich über die Koje beugte um Jack wieder hinein zu legen, erwachte der Pirat aus seiner Ohnmacht. Verschwommen nahm er die Züge eines Mannes wahr. Es dauerte eine Weile bis sein Gehirn wieder arbeitete und er Norrington erkannte. Half dieser ihm schon wieder?
Jack versuchte sich irgendwie bemerkbar zu machen, doch war er zu geschwächt. Sang- und klanglos ließ er sich von ihm in die Koje legen und seufzte erleichtert auf, als er die Kissen wieder unter seinem Kopf spürte.
Norrington nahm das Glas Wasser vom Tisch, hob Sparrows Kopf leicht an und setzte ihm das Glas behutsam an die Lippen. Er ließ ein paar Tropfen zwischen die Lippen des Piraten perlen und wartete ab, bis dieser es bemerkte und schluckte.
Benommen nahm Jack die Kühle des Glases an seinen Lippen wahr und nahm gierig die Flüssigkeit in sich auf. Sie benetzte seine Lippen und rann ihm die Kehle hinunter. In dem Moment war es Jack auch egal, dass es sich bei der helfenden Person um Norrington handelte. Brav schluckte er das Wasser hinunter und lehnte seinen Kopf gegen die stützende Hand.
Als Edward merkte, dass Sparrow das Wasser schluckte, gab er ihm vorsichtig mehr von dem erfrischenden Nass, immer darauf bedacht, dass es nicht zuviel war und der Geschwächte sich verschlucken würde.
Als Sparrow genug getrunken hatte, bettete Norrington seinen Kopf wieder auf das Kissen und untersuchte den Verband. Der Fleck war nicht größer geworden, also bestand kein Grund zur Besorgnis. Er nahm wieder eines der Tücher, befeuchtete es und wischte dem Piraten den Schweiß ab, dann setzte er sich in einen bequemen Sessel neben dem Bett, stützte die Füße gegen den Bettrahmen und war bald darauf eingenickt.
Jack nahm alle Bewegungen von Norrington nur wie durch Watte wahr. Irgendwann war die Wärme des anderen von ihm gewichen und er nahm an, dass sich der Commodore ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen gesucht hatte. Müdigkeit überkam ihn, und die bleischweren Lider fielen wieder ganz zu, ehe er von Morpheus Armen empfangen wurde.
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So, bis hierher erst mal. Und jetzt seid ihr dran. Besonders Sparrow-666 braucht Eure Aufmunterung. Sie liegt mit einer schweren Grippe flach.
