Der erste Streich....
Autor: Tentakula
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Der Winter hatte mit großen Schritten Einzug gehalten. Waren die herbstlichen Tage noch angenehm warm gewesen, so schlug die Eiseskälte nun mit voller Stärke zurück. Innerhalb weniger Tage war das Thermometer rapide gesunken, und auch die Schneemassen wollten anscheinend nicht enden. Immer mehr weiße Pracht verteilte sich über die Felder von Hogwarts und ließ die Ländereien in einem unheimlich schönen Glanz erstrahlen.
Es war mittlerweile kurz vor Weihnachten, und das Schloss war seltsam ruhig, nur wenig Lehrpersonal war innerhalb der mittelalterlichen Gemäuer geblieben und noch viel weniger Schüler. Auch der berühmte Direktor der Schule, Albus Dumbledore, war gezwungen gewesen die schützenden Mauern zu verlassen und in die Hauptstadt zu reisen. Die allgegenwärtige Präsenz des Dunklen Lords war mit jedem verstrichenen Monat stärker zu spüren gewesen, und auch das Ministerium schien von dieser unheiligen Gegenwart nicht verschont geblieben zu sein. So war Dumbledore gemeinsam mit dem Hausmeister Filch, und seiner Katze, Miss Norris, nach London zitiert worden, um dort eine schon fast lächerlich anmutende Anhörung über sich ergehen zu lassen. Nach neuesten Statuten sollte es jedem Squib verboten werden wichtige Ämter auszuführen, und besonders die Hausmeisterstelle an der berühmten Zauberschule schien einigen Aristokraten ein Dorn im Auge zu sein. Schließlich, so hieß die Begründung, könnte Filch von seiner Position aus, wichtige Informationen erhalten und womöglich weitergeben. Jedem war jedoch von vorn herein klar, dass es sich um eine reine Schikane handelte. Nicht mehr und nicht weniger.
So war der Direktor gezwungen gewesen wenige Tage vor dem heiligen Fest nach London zu reisen, um dort darzulegen warum Filch weiter seine Stelle behalten sollte, und vor allem, dass er keinerlei Gefahr für das Ministerium darstellte.
Die große Halle war seltsam leer, als Hagrid, mit hängenden Schultern durch die schweren Eingangstüren schritt und seinen Blick auch nicht erhob, als er an seinen Freunden Hermine, Harry und den Zwillingen vorbei ging. Verdutzt sahen sie ihm nach, unschlüssig ob sie ihn darauf ansprechen sollten, ob Fang, sein treuer Saurüde, bereits wieder aufgetaucht war, oder nicht. Doch allein der deprimierte Blick und seine ganze Haltung ließen darauf schließen, dass dem nicht so war.
Fang war schon seit nunmehr drei Tagen spurlos verschwunden, und es gab keinerlei Hinweise, wo er sich aufhalten könnte. Besonders Harry hatte sich an der Suche beteiligt, doch da das Schneetreiben an Stärke immer mehr zugenommen hatte, war es ihnen untersagt worden, das Schloss zu verlassen. Besonders McGonagall hatte sie mehrfach daran erinnert, dass es kaum ratsam war, die wärmenden Mauern von Hogwarts zu verlassen, da dies unweigerlich zu Erfrierungen führen würde, oder Schlimmeren. Und selbst die Zwillinge sahen dies ein, was verwunderlich genug war.
Doch mit der Einstellung der Suchaktionen nach dem Saurüden war auch Hagrids Stimmung mehr und mehr gesunken, und so sehr ihn die anderen Professoren auch aufforderten, er weigerte sich beharrlich seine Hütte am Rande des Verbotenen Waldes zu verlassen. Er vertrat die felsenfeste Meinung, dass Fang doch noch auftauchen würde, und wenn er dann nicht in seiner Hütte war, würde das arme Tier erfrieren. Die Möglichkeit, dass es längst so geschehen war, kam ihm überhaupt nicht. Er klammerte sich verzweifelt daran, dass Fang doch noch zu ihm zurückkehren würde.
Langsam schritt er zur Tafel empor an dem sich auch die Professoren Black, Lupin, Snape und McGonagall eingefunden hatte. Sie hatten sich bereit erklärt ebenfalls über Weihnachten in dem Schloss zu bleiben. Besonders Professor Snape schien die erzwungene Isolation ziemlich aufs Gemüt zu schlagen. Wurde seine Stimmung um Weihnachten prinzipiell schlechter so schien sie dieses Jahr neue Höchststände zu erreichen. Unterstützt wurde diese Vermutung durch den mehr als giftigen Blick den er den anwesenden Schülern zumutete.
‚Wie ich annehmen darf, wurde ihr verlauster Köter...' Snape wagte einen giftigen Seitenblick auf den dunkelhaarigen Professor, der nicht weit von ihm entfernt saß, ‚...noch nicht gefunden!?' Erst jetzt wandte er wieder seine Aufmerksamkeit dem betrübten Halbriesen zu. Der Spott und Hohn in seiner Stimme waren unverkennbar. Er hatte nicht sonderlich viel übrig für die übrigen Anwesenden. Nun, gewisse Ausnahmen bestanden durchaus. Wenigstens der Hausvorsteherin der Gryffindor schien er einen gewissen Respekt entgegen zu bringen, den übrigen Anwesenden zeigte er unverhohlen, dass er wenig bis gar nichts von ihrer Gesellschaft hielt.
Doch auch wenn jeder den Zynismus in der Stimme des schwarzhaarigen Professors gehört hatte, so schien dies an Hagrid vorbei gegangen zu sein. ‚Ja... Fang ist immer noch nicht aufgetaucht... Ich mache mir schon so große Sorgen, schließlich...' doch Snape ließ ihn nicht aussprechen. ‚Verschonen sie mich mit diesem Unsinn. Das Vieh wird irgendwo erfroren sein und wahrscheinlich werden sie erst in den Frühlingsmonaten die Überreste davon finden können.' Mit einem gehässigen Lächeln auf den Lippen stand er auf und schritt mir wehendem Mantel durch einen der Seiteneingänge.
Es war schon fast erstaunlich wie viel Genugtuung der Hausvorstand der Slytherin dabei empfand andere in seiner Umgebung zu demütigen, oder besser gesagt sich an ihrem Elend zu weiden. Glucksend hallte das höhnische Gelächter von Draco Malfoy durch die Halle, der es ebenfalls vorgezogen hatte über die Weihnachtsferien im Schloss zu bleiben. Sehr zum Missfallen der verbliebenden Gryffindor. McGonagall strafte ihn mit einem strengen Blick und er verstummte fast augenblicklich. Auch wenn viele es nicht für möglich hielten, sogar der Sohn von Lucius Malfoy zeigte gegenüber der älteren Hexe Respekt.
Erst jetzt bemerkte der Halbriese, welchen Irrtum er erlegen war. Hatte er wirklich geglaubt Professor Snape würde seine Sorgen teilen? Resignierend schüttelte er den Kopf. Auch wenn er gerne die Worte des Zaubertränkemeisters ignoriert hätte, so wusste er, dass sie wohl der Wahrheit entsprachen. Und doch wollte er nicht glauben, dass Fang irgendwo tot im Schnee lag und erfroren sein sollte. Nein, nicht sein Fang. Er war doch viel zu intelligent!
Er spürte eine Hand, die sich schon fast fürsorglich auf seine Schulter legte. ‚Lass den alten Grisskram. Fang wird sicher bald wieder auftauchen...' Hagrid sah auf und blickte in die gutmütigen Augen von Black, und in gewisser Weise beruhigte in dieser Blick ungemein, die nagenden Zweifel verschwanden nicht, und doch wurden sie erträglicher. Vielleicht... vielleicht bestand doch noch die Hoffnung, dass sein treuer Gefährte zu ihm zurückkehrte. ‚Ja sie haben recht... ich... ich sollte wieder zurück zu meiner Hütte gehen, vielleicht wartet er ja schon auf mich.' Erwiderte Hagrid nicht mehr ganz so bedrückt wie noch wenige Sekunden zuvor.
Ohne auch nur einen Bissen zu sich genommen zu haben, was bereits ungewöhnlich genug war, trottete der Halbriese hinaus aus der Großen Halle.
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Nur am Rande seiner Wahrnehmung bemerkte er, dass es zum ersten Mal seit Tagen aufgehört hatte zu schneien. Doch er war dermaßen in seiner Hoffnung aufgegangen, dass er es nur wenige Augenblicke nach der Feststellung wieder verdrängt hatte. Und so stapfte er schnellen Schrittes durch den Neuschnee immer wieder suchend um sich blickend, ob er nicht doch irgendwo Fang erblicken konnte.
Doch als er die dunkle Silhouette seiner Hütte gegen den weißen Schnee ausmachen konnte, sank auch wieder die Hoffnung. Noch nie zuvor war ihm sein eigenes Domizil so verloren und einsam vorgekommen, wie in den letzten Tagen. Niemand war hier, der ihn freundlich begrüßte, der an ihm hochsprang und versuchte sein Gesicht abzulecken. Richtig trostlos erschienen ihm die eigenen vier Wände, als er von der Winterlandschaft in sein Heim eintrat.
Vorsichtig versuchte er das glimmende Feuer erneut anzufachen und stocherte gedankenverloren in der Glut. Noch immer konnte er sich nicht erklären, warum Fang einfach verschwunden war. Es war nicht seine Art einfach davonzulaufen. Er hatte den Saurüden schließlich aufgenommen, ihn vom Welpen an aufgezogen und ihm niemals etwas Böses angetan. Warum also verschwand er aus unerklärlichen Gründen?
Hagrid ließ sich in seinem überdimensionalen Sessel zurückfallen und kaute auf seiner Unterlippe herum. Harry, Hermine und er hatten immer wieder den Verbotenen Wald durchforstet, um eine auch noch so geringe Spur seines Haustieres zu finden, doch nichts. Absolut nicht hatten sie gefunden. Es war als hätte sich die Erde aufgetan und Fang einfach verschluckt. Wenn er wenigstens wissen würde, was mit dem Saurüden geschehen war, dann hätte er vielleicht endlich Ruhe finden können. Doch diese Ungewissheit nagte fürchterlich an ihm. Die Vorstellungen die sich in seinem Kopf wieder und wieder formierten, brachten ihn fast um den Verstand. Fang, wie er erfroren, halb von weißem Schnee bedeckt auf der Erde lag, jeder Witterung, jedem noch so gefährlichen Raubtier preisgegeben. Oder wie der Saurüde jämmerlich winselte in einer von der Natur geschaffene Falle, die fast schon widerwärtig sein abgewinkeltes Bein umschlungen hielt, verendete.
Jedes Mal, wenn Hagrid die Augen schloss, sah er neue Schreckensszenerien, die sich wie selbstverständlich in seinem Geist bildeten. Wenn er doch wenigstens wüsste, dass Fang nicht leiden hatte müssen, oder das er einfach nur einer läufigen Hündin nicht widerstehen hatte können. Alles... wirklich alles wäre besser gewesen als diese Ungewissheit.
Ein leises Knurren ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Knurren? Das konnte doch nur eines bedeuten, oder? Und außerdem kannte er dieses Geräusch, auch wenn er es erst wenige Male in seinem Leben gehört hatte, dennoch war es unverkennbar Fangs Tonlage. Er war sich so sicher, es konnte gar nicht anders sein!
Überstürzt hechtete er aus seinem Sessel und wäre dabei fast über seine eigenen Füße gestolpert als er versuchte die Türe zu erreichen, doch im letzten Augenblick konnte er sich noch fangen, und öffnete ruckartig die Türe.
Es dauerte nur wenige Augenblicke bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann sah er scharf und erkannte... Nichts. Kein Hund stand vor seiner Tür, auch keiner seiner Freunde. Weit und breit war nichts Lebendiges zu erkennen. Enttäuscht ließ Hagrid erneut die Schultern hängen, doch er ging dennoch hinaus in die klirrende Kälte. Auch wenn ihm frostige Temperaturen nichts sehr viel anhaben konnten, so war dies einer der Winter, in denen auch er sich wünschte in wärmeren Gefilden zu sein.
Er wandte sich noch einmal kurz um und nahm seinen überdimensionalen Mantel vom Hacken und zog ihn sich über. Er raffte ihn so eng wie möglich an sich um der Eiseskälte keine Angriffsfläche zu bieten, doch auch dies mochte das leichte Zittern nicht zu unterdrücken, das seinen gesamten Körper peinigte. Weitaus weniger enthusiastisch schloss er hinter sich die Türe und blickte suchend um sich.
Bedrohlich ragten die dunklen Schatten der uralten Bäume über die schneebedeckten Felder, verliehen der unheimlichen Stimmung auch noch ein furchteinflössendes Flair. Wie langgliedrige Finger streckten sie ihre Wipfel gen Himmel, versuchten ihre Dunkelheit auch bis in die höchsten Höhen zu verbreiten. Wie immer um diese Urzeit schienen tausend Augen ihn zu beobachten, und auch wenn er sonst keinerlei Angst verspürte, so musste sich der Halbriese eingestehen, dass heute etwas anders war.
Er hatte sich noch nie vor den Wesen in dem Verbotenen Wald gefürchtet, bezeichnete einige von ihnen sogar als seine Freunde. Und er hatte niemals geglaubt, dass ein Wesen wirklich böse war. Es gab so etwas wie das Böse einfach nicht, und wenn... dann zeigte es sich vielmehr in menschlicher Gestalt und nicht in der eines Tieres. Doch dieses Mal konnte nicht einmal er das dumpfe Gefühl nahenden Unheils verleugnen. Irgendetwas hatte sich in den Reihen der alten Bäume verändert, etwas war in den Verbotenen Wald gekommen, vor dem selbst die stärksten Bestien andächtig schauderten.
Es gab kaum Zeiten in denen der Wald wirklich andächtig still erschien. Immer hörte man typische Geräusche von knackenden Ästen, oder dem leisen Schnauben eines der Bewohner, doch heute war dies anders. Nichts rührte sich wirklich. Alles lag still, ja schon fast tot vor ihm. Und doch war er sich sicher eine andere Präsenz spüren zu können.
‚Fang?' flüsterte er in die bedrückende Stille während er einen Schritt weiter an die Grenzen des Verbotenen Waldes heranging. ‚Fang...?' wiederholte er noch einmal, diesmal jedoch drängender und flehender. ‚Komm her, alter Junge!' Doch im Grunde seines Herzens wollte er nicht, dass irgendjemand seinem Ruf folgte, denn er glaubte nicht, dass es sein Saurüde sein würde.
Diese Ruhe, die ihn schwammig umgab, ließ sein Herz um einiges schneller schlagen und seine Kehle fühlte sich rau und trocken an. Auch wenn es fast unmöglich schien, ihm brach der kalte Schweiß aus. Gehetzt rieb er immer wieder und wieder seinen Handinnenflächen an dem ansonst wärmenden Pelz seines Mantels, doch diese Geste schien vergebens. Sein aufgewühlter Geist wollte sich einfach nicht beruhigen.
‚Verdammt, Fang! Komm her!' schrie er nunmehr schon fast aus verzweifeltem Zorn. Noch immer war er überzeugt davon, dass sich sein Hund hier irgendwo befinden musste, dass er in ebenso großer Gefahr schwebte wie er selbst. Und er sollte verdammt sein, wenn er nicht wenigstens versuchte sein geliebtes Haustier zu retten. Was auch immer in diesem Wald war, was auch immer sich auf die Lauer gelegt hatte, war für ihn gefährlich. Er konnte es mit jeder Faser seines Körpers spüren, konnte fühlen wie eisige unsichtbare Finger nach ihm griffen, sein Leben forderten. Er wollte weg von hier und das so schnell wie möglich!
Wieder hörte er dieses tiefe grollen, welches nunmehr sehr viel näher schien als noch beim letzten Mal. Und jetzt bemerkte er auch, dass es kein wirkliches Knurren war. Es war vielmehr ein Anzeichen von Gefahr, Laute eines hungrigen Tieres, das seine Beute gewittert hatte.
Der feine Duft trocknenden Blutes stieg ihm in die Nase, er war so zart und doch so deutlich, wie kein anderer Geruch. Dieses bleierne Aroma, das drohend und doch verführerisch immer wieder über ihn wallte, ihn schon fast zu umhüllen schien. Wer auch immer diesen Duft ausströmte, war ihm sehr nahe, so nahe, dass es ihn erneut fröstelte. Mit jeder verstreichenden Sekunde wurde die Intensität stärker und dann mischte sich eine neue Nuance in das Gemisch. Verwesung.
Eine fast übermächtige Übelkeit formierte sich in seinem Magen, ließ ihn trocken würgen. Fanatisch wandte Hagrid sich immer wieder und wieder um, versuchte die Ursache für diese Ausdünstungen zu erkennen, doch nichts zeigte sich vor seinen Augen. Alles war in Dunkelheit gehüllt, als gälte es etwas zu schützen, oder zu verstecken. Etwas das niemals menschliche Augen sehen sollten, dass zu schrecklich war um es offen zu zeigen.
Seinen Blick starr auf den Verbotenen Wald gerichtet, ging Hagrid rückwärts wieder Richtung Hütte. Auch wenn er selbst nicht wirklich begreifen konnte warum, so wollte er nur noch zurück in Domizil, das ihm Sicherheit bieten würde um sich dort fest ein zu schließen. Noch nie zuvor hatte er Angst gehabt in der Nähe des Waldes zu leben, doch jetzt... Etwas Bedrohliches beobachtete ihn, und hatte ihn anscheinend als Beute auserkoren. Und auch wenn er sonst den vielfältigen Geschöpfen die in dem Wald hausten sorglos gegenüberstand, dieses Mal fehlte diese Furchtlosigkeit.
Ein erneutes Knurren ließ ihn mitten in seiner Bewegung erstarren, und sein Herz hämmerte schmerzhaft in seiner Brust. Das Geräusch war nun unmittelbar hinter ihm gewesen. Und er wusste, wenn er sich umdrehte, konnte er in die Fratze des Tieres sehen, dass ihm einen derartigen Schrecken einjagte. Dennoch konnte er nicht. Starr vor Schreck blieb er stehen und betete zu den alten Göttern, dass er sich einfach nur getäuscht hatte.
Der leichte Lufthauch, der seine Nackenhaare aufstehen ließ, zerstreute seinen Hoffnungen in alle Winde. Der modrige Geruch aus Verwesung, Tod und Verderben wehte ekelerregend an ihm vorbei, ließ eisige Schauer seine Wirbelsäule hinabgleiten und verdeutlichte ihm, dass ihm nicht mehr viele Augenblicke auf dieser Welt geblieben waren.
Es war eine dieser unumstößlichen Tatsachen, die es nur sehr selten im Leben gab. Sie brauchten keine Beweise, keine Untermauerungen, es war einfach eine Sicherheit, die keine Zweifel ließ. Und in dem Moment in dem er sich umdrehte, und in das fletschende Maul seines ehemaligen Haustieres sah, wusste er, dass er sterben würde.
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Die Nacht verschluckte fast vollkommen die Schreie und die unnatürlichen Laute von Knochen, die von starken Kiefern durchgebissen wurden. Als wollte die Dunkelheit einen dichten Mantel aus Verborgenheit über die grauenvolle Szenerie ausbreiten, in der das ehemals gutmütige Tier sich auf seinen Herren stürzte. Die ersten Bisse waren nicht lebensbedrohlich, ließen noch das Trugbild auf ein Überleben zu, doch je öfter das Biest auf seinen Besitzer einbiss, färbte sich der weiße, unbefleckte Schnee blutrot und bereitete den umherfliegenden Fetzen aus einer Mischung von Fleisch und Knochen ein ewiges Grab.
Als der letzte verzweifelte Schrei aus der gurgelnden Kehle des sterbenden Mannes drang, begann es erneut zu schneien, als versuchte der Himmel die Abscheulichkeiten zu vertuschen die sich unter seinem Zelt abspielten.
Zehn kleine Zaubermeister
Saßen nachts im Schloss
Einen hat der Hund zerfleischt,
da waren's nur noch neun
Fortsetzung folgt.....
