Autor: Samantha Black „Wo ist eigentlich Hagrid?", fragte Hermine nach einer Weile Harry, als der Halbriese als einziger noch nicht beim Abendbrot aufgetaucht war. „Ich habe keine Ahnung. Beim Frühstück fehlte er doch auch schon, oder?", fragte Harry nach und Hermine nickte besorgt.
„Nicht, dass ihm etwas passiert ist?" Besorgt schaute die Gryffindor zu ihrer Hauslehrerin, die der Konversation gelauscht hatte. „Ich hatte vor, nach dem Essen zu ihm herüber zu gehen. Wenn ihr wollt, könnt ihr mich gerne begleiten.", schlug Professor McGonagall mit einem beruhigendem Lächeln vor und die zwei Gryffindor nickten sichtlich erleichtert. Schließlich schwenkte ihre Unterhaltung ab und sie kamen auf Ron zusprechen.
„Warum musstet ihr euch eigentlich schon wieder so zerstreiten?", fragte Hermine vorwurfsvoll. Sie hatte die Frage bisher aufgrund der Sorgen um Fang und somit Hagrid ruhen lassen, doch jetzt wollte sie endlich eine Antwort erhalten.
Harry seufzte genervt auf. „Bitte Hermine. Wenn er schon so klug war um über Weihnachten nach Hause zu fahren, damit wir eben nicht mehr auf diesen Streit zurückkommen, dann begeh bitte nicht die Dummheit, die er ausnahmsweise nicht mitgenommen hat und verschlechtere unsere Stimmung, ja?"
Bittend sah er sie aus grünen Augen an, bis sie schließlich widerstrebend seufzte und leicht nickte.
Die anderen Personen waren noch in der Großen Halle und ließen sich mit dem Essen Zeit, da sie sonst nichts weiter im Schloss erwartete.
„Wir sollten Hagrid dazu überreden im Schloss zu bleiben. Das Wetter ist wirklich tödlich.", sagte Harry, als er einen Blick durch ein Fenster warf, dass den eisigen Winter widerspiegelte. Er fragte sich, wie Hagrid in dieser Kälte in dieser Hütte leben konnte, ohne zu erfrieren.
„Ok, wir können los.", unterbrach Hermines Stimme Harrys Grübeleien und Professor McGonagall öffnete leicht die Tür, deren eine Seitentür jedoch durch einen sehr starken Windzug aufgeschlagen wurde und die drei Personen sahen sich einer riesigen, ansatzweise vereisten, Schneewand gegenüber gestellt, die fast den gesamten Eingang blockierte.
„Wie soll Hagrid denn jetzt nur wieder ins Schloss zurückkommen?", fragte Harry beunruhigt, als Hermines Schrei seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkte.
Durch den Schnee waren soeben verschiedene Schneeladungen in die Einganghalle geweht wurden sowie einige Eisblöcke und Harrys Blick fand nun den Grund für Hermines Schrei und er schluckte hart, während eine innere Kälte von ihm Besitz nahm.
Zwei der Eisblöcke waren deutlich rot verfärbt und in einem sah man durch das dennoch klare Eis deutlich ein riesiges, jedoch von einigen Bisswunden gezeichnetes, Bein. Wie zur Bestätigung der dunkelsten Vorahnung wehte der Wind nun plötzlich sachte ein Stück Stoff auf eben diesen Eisblock, als wollte es die Schreie von Hermine dämpfen, erreichte jedoch das genaue Gegenteil.
Als Hermine das Stück Stoff eindeutig als die Kapuze von Hagrids Mantel erkannte, gaben ihre Beine nach und sie schluchzte hilflos, ihr Körper von Weinkrämpfen geschüttelt.
„In die Große Halle, sofort.", ordnete sie plötzlich an, als sie aus ihrer Trance erwartete und ging schnelles Schrittes auf die Gryffindor zu, die hilflos auf dem Boden kauerte, zog sie nach oben und schaffte sie aus der Eingangshalle.
McGonagall durfte jetzt keine Trauer über den Verlust des guten Freundes zulassen, sonst würde sie nicht mehr klar denken können und gerade das war jetzt notwendig. Sie spürte genau, dass da draußen etwas lauerte. Etwas, das nur darauf lauerte, in das Schloss zu gelangen.
Severus, Sirius und Remus kamen ihr entgegen und schauten fragend sowie besorgt auf die drei Personen, als sie auf die Hauslehrerin trafen.
„Remus, kümmere dich bitte um Miss Granger und Mister Potter. Severus, Sirius. Wir müssen sofort das Eingangsportal schließen.", sagte sie ernst, keinen Widerspruch duldend.
Als die drei Lehrer in der durch Schnee immer kleiner werdenden Eingangshalle ankamen, spürten auch Severus und Sirius eine unheimliche Gefahr, die von draußen zu kommen schien.
Severus zog scharf die Luft ein, als er das vereiste Bein erblickte, während Sirius merkte, dass sein Mund trocken wurde und sich zu einem stummen Schmerzensschrei formte, den der Seelenschmerz des toten Freundes hervorrief.
Doch die Stimme McGonagalls und dieses Gefühl der Gefahr ließ beide sich schnell von dem Anblick losreißen und sie versuchten gemeinsam, das Eingangsportal zu schließen-
vergeblich.
Als sie erkannten, dass keiner ihrer Zauber weder etwas gegen den Schnee noch die offene Tür hervorriefen, schlossen sie zuerst die eine der zwei Türen, die aus der Eingangshalle herausführten und verschlossen diese mit den stärksten Blockierungszaubern, die sie kannten.
Anschließend verließen sie die immer kälter werdende Eingangshalle zur Tür, welche in die Große Halle führte und verschlossen diese ebenfalls mit den ihnen bekannten Blockierzaubern.
„Habt ihr die Tür gut verschlossen?", fragte Snape noch einmal nach, obwohl er die Antwort kannte, schließlich hatte er selbst mitgeholfen. Doch die Panik, die langsam in ihm hochstieg, wollte er mit aller Macht zurück drängen, was ihm auch einiger Maßen gelang und zurück in die Tiefen seiner kleinen Ansammlung von menschlichen Gefühlen verschwand. „Die stärksten Zauber, die wir kannten.", antwortete die stellvertretende Schuldirektorin, jedoch noch immer sichtlich beunruhigt.
„Ich schlage vor, wir bleiben in der Großen Halle, sodass wir sofort bemerken, wenn die Zauber vielleicht nachlassen.", die angespannte Stimme Professor McGonagall verstummte kurz, „Ich werde Dumbledore umgehend eine Eule schicken und ihm berichten, was passiert ist."
„Das würde mich aber allerdings auch einmal interessieren.", meinte Snape daraufhin nur mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Ich werde es für alle noch einmal erklären.", antwortete sie und drehte sich zu den anderen in der Großen Halle um, die besorgt um Hermine und Harry standen.
„Ich werde Dumbledore umgehend eine Eule schicken.", erklärte sie schließlich, doch Remus widersprach ihr. „Das wird nichts bringen. Es kommt kein einziger Vogel bei diesem Wetter weiter als höchstens 3 Meter, ehe er entweder erfriert oder zuvor noch schnell zurückfliegt.", erklärte er und die Hauslehrerin seufzte, während sie über eine andere Möglichkeit nachdachte, mit Dumbledore in Kontakt zu treten.
„Was ist mit dem Kamin?", fragte sie schließlich, doch der Zaubertrankmeister schüttelte den Kopf. „Man kommt nicht durch. Ich glaube fast, der Schnee hat alle Möglichkeiten der Kommunikation mit der Außenwelt abgeschirmt.", sagte er leise und Professor McGonagall seufzte.
Als sie einen nach dem anderen anschaute, als würde sie auf einen Vorschlag hoffen, wie sie dennoch noch Dumbledore erreichen könnten, jedoch keiner kam, schaute sie schließlich betreten auf ihre Uhr.
Auch wenn es noch nicht all zu spät war, sagte sie schließlich: „Ich denke, das Beste wird sein, wir werden heute alle in der Großen Halle schlafen während immer einer von uns Professoren Wache halten wird, nicht, dass dieses Ungeheuer doch noch einen Weg in das Schloss findet.", meinte sie ernst und obwohl die Weasleyzwillinge sich über die frühe Schlafenszeit beschwerten, schließlich war es erst gegen 22 Uhr, suchten sich nach und nach jeder einen Platz zum Schlafen.
Die Professoren beschworen einige Matratzen und Schlafsäcke hervor, damit sie nicht auf dem kalten Stein schlafen mussten und nachdem auch die Wachzeiten fertig verteilt waren, kehrte allmählich Ruhe in die nun abgedunkelte Halle ein. Auch Hermines Schluchzen wurde mit der Zeit immer leiser und verstummte schließlich ganz.
Die Decke der Großen Halle zeigte das Wetter recht deutlich…noch immer ein undurchdringender Vorhang aus Schnee, der nie zu enden schien.
Schon beim Aufwachen merkte jeder, nicht nur durch die Art des Verlassens des Traumlandes, sondern auch durch einen sehr eigentümlichen Geruch, der durch die Halle zog, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
Bevor die anderen nach Ursache für den Schrei schauten, wunderten sie sich um die sonderbaren Fahnen, die über jedem Haustisch von einem nicht spürbaren Wind leicht hin und her geweht wurden.
Es waren keine Fahnen, wie man sie kannte, sondern waren nahezu durchsichtig, mit merkwürdig strukturierten Oberflächen, hatten einen leichten roséfarbenen Hauch und auch das Material war kein Textil, das man sofort erkannte.
Der Blick wurde schließlich auf die zitternde Frau, deren Gesicht von Tränen überströmt war, geworfen, die mittlerweile in die Knie gegangen war und der eine Arm den Körper schwer über dem kalten Boden hielt, während der andere abwechselnd nach oben und zum Lehrertisch zeigte.
Die Erklärung der Zeichen war schnell geklärt und erschrockene Gesichter zeichneten nun Ungläubigkeit wider, die sich mit dem Schrecken vermischte.
Am Kopf eines jeden Haustisches hang eine spezielle Fahne. Auch sie hatte nicht den normalen Stoff, wie es die Fahnen sonst hatten, sondern wirkte weicher und dicker.
Die Flagge über dem Gryffindortisch war nicht einfach nur rot, sondern blutrot. Dies bezeugte vor allem das Bein, dass am Ende der blutdurchtränkten Flagge hing und das auf dem Fußboden unter diesem schon eine beachtliche Blutlache gebildet hatte.
Ähnliche rote Seen waren unter den Flaggen der anderen drei Häuser abgebildet. Die Schlange war nun ebenfalls rötlich verfärbt und ein abgerissener Arm hielt die nun bräunliche Flagge, auf der das Wappentier der Slytherins abgebildet war, von der Decke, sodass sie sanft durch den nicht erklärbaren Wind hin und her geweht wurde.
Ähnlich gehalten, nur mit dem anderen Arm wurde die Flagge der Ravenclaws, die nun violett schimmerte. Auch hier hatte der Stoff der Fahne gierig das Blut aufgesogen und die Farben miteinander vermischen lassen.
Die orange Fahne der Hufflepuffs, die durch an manchen Stellen stärker mit Blut durchtränk war, wirkte fast wie durch einen Batikdruck gefärbt. Die letzte der Gliedmaßen stand unter der Fahne und hielt sie relativ ruhig, da die Muskeln und Nervenstränge des Beines sich untereinander verknotet haben mussten und eine lange, gespannte Leine bis zum Anfang der Flagge bildeten, an der langsam der rote Lebenssaft herunter floss und schließlich sich zu der bereits unten angekommenen roten Flüssigkeiten gesellte.
Alle Anwesenden waren sprachlos und konnten ihren Blick nicht von diesem grausamen Kunstgebilde aus menschlichen Gliedmaßen lösen.
Doch ein erneutes lautstarkes Aufschluchzen der Hauslehrerin Gryffindors ließ die anderen aus ihrer Trance aufschrecken und schließlich ängstlich umsehen, wen sie vermissten, bis sie sich an die andere Richtung erinnerten, in die die zitternde Hand McGonagall gezeigt hatte.
Der Blick fiel daher langsam, unsicher, ob man wirklich wissen wollte, was man dort erblicken würde, nach vorn zum Lehrertisch, auf dem, auf einem wie ein Kopfkissen geformten weiblichen Oberkörper, einsam der Kopf des Opfers lag.
Ihre Augen waren leer, doch der Mund öffnete sich nun, wo alle Lebenden den Kopf entdeckt hatten. Andere mussten sich sogleich abwenden, da ihre Mägen den nun identifizierten Geruch von Blut, Eingeweiden und vor allem Tod nicht länger ertragen konnten und ihren Inhalt aus sich heraus würgten…. „Wusstet ihr, dass die menschliche Lunge ausgebreitet ein ganzes Fußballfeld einnehmen würde?", hörte man die mechanische Stimme von Hermine sprechen und sich immer wieder wiederholend, während die als Fahnen aufgehängten Überreste ihres ehemaligen Atmungsorgans durch den nicht erklärbaren Wind leicht hin und her geweht wurden….
Schliefen in der Halle.
Eine hängt nun in luft'ger Höh',
acht sitzen in der Falle.
