Titel: Nachts war Waffenstillstand...

Teil: 1/4

Grund des Schreibens: Shounen Ai Fanfic Wettbewerb bei Animexx

Platz: 2. (mit denen hab ich's *rofl*)

Genre: Dark ( sehr dark)

Warning: Shounen Ai/yaoi, angst, psycho, horror, sad, depri, dark, death

Pairing: wird erst später verraten (sonst hat der Überraschungseffekt keine Wirkung^^')

Bemerkung: So, jetzt kann ich die Story endlich veröffentlichen. Ob das nun gut oder schlecht ist, weiß ich nicht o.O

Ich glaube, dass war die nervenaufreibendste Story, die ich je geschrieben hab. Mich hat noch nie Geschichte so geschlaucht, hab irgendwann auch nicht mehr gedacht, dass ich sie noch fertig krieg, aber irgendwie hab ich's dann doch geschafft (weiß der Himmel wie^^') Aber ich hab auch über Wochen nur an dem Teil hier geschrieben o.O

Nun ja, wie ihr an den Warnings seht, hat die Story es irgendwie in sich (jedenfalls hoff ich das...).

Sie spielt übrigens in der Timeline von Mirai no Trunks, kurz nach Gohans Tod, Trunks ist also 14 Jahre alt. Sie ist im Grunde so geschrieben, dass man sie in den Handlungsverlauf einbauen könnte, im groben Geschehen wird also nichts verändert.

Okay, das dürfte reichen für's erste. Ich hoffe auf ein paar Kommis^^

Danke: an meine zwei Betaleser, Ishidagirl und Schmendrick *knuffel* und auch an die Veranstalter des Wettbewerbs Natsumi und Saki-san *knuffel* (auch wenn das Ende etwas chaotisch abgelaufen ist^^')

Disclaimer: Weder Dragonball noch seine Charas gehören mir, sondern Akira Toriyama, ich leihe sie mir lediglich aus und mache keinen Profit damit. Die Handlung dieser Story entspringt jedoch meiner Fantasie und sollte sie jemandem nicht gefallen, dann bitte ich sie/ihn diese Geschichte kommentarlos zu ignorieren.

Feedback an: Simbakatha@aol.com oder hier in die Kommentare

Nachts war Waffenstillstand...

~ Mein schöner, kleiner Engel. So jung und unschuldig. Vollkommen unberührt. Nicht so wie er, wie dein Meister. Was ist? Weißt du es denn nicht? Hat er es dir nie erzählt?! Nein, natürlich nicht. So was konnte er dir nicht erzählen, so was musste er für sich behalten. Immerhin war es schmutzig, böse... und er war doch der Inbegriff des Guten. Der, der für diese Welt kämpfte, alles für sie gab. Aber das war er nicht, oh nein, mein Liebling. Auch er war verdorben, unrein. Er tat das alles nur um sein Gewissen zu beruhigen. Aber nachts... Nachts da holte ihn alles wieder ein. Denn nachts war Waffenstillstand... 

       All unser Übel kommt daher, dass wir nicht allein sein können – Arthur Schopenhauer ~

Langsam wachte Trunks auf, einige Sonnenstrahlen kitzelten sein Gesicht, versuchten ihn dazu zu bewegen, die Augen zu öffnen. Aber er sträubte sich, kniff die Lider fest zusammen, wollte nicht zurück in die Realität kehren. Wollte dort bleiben, wo er einzig glücklich sein konnte in seinem grausamen Leben: in seinen Träumen.

Doch so wie alles Schöne einmal - und meist viel zu schnell - endete, rissen ihn die kalten Finger der Wirklichkeit aus seinem Schlaf. Für ein paar Minuten blieb er noch unter der Decke liegen, starrte auf die Fensterscheibe, während er sämtliche Gedanken aus seinem Kopf verbannte. Dann stand er langsam auf, seine Bewegungen wirkten mechanisch. Seine Augen waren rot und unter ihnen zeichneten sich dunkle Ränder ab. Spuren der Tränen, die in der vorangegangenen Nacht ohne Unterlass aus ihnen gedrängt waren.

Er trat ans Fenster, durch das die klaren Sonnenstrahlen eines Sommermorgens fielen. Sein Blick fiel auf den Rasen unter sich, unberührt und herrlich grün. Vögel zwitscherten in den Bäumen, Eichhörnchen tobten unbekümmert in den Ästen herum. Es schien so als wäre die ganze Welt in Frieden eingetaucht.

Eine unbändige Wut drängte sich in Trunks auf. Machte ihn rasend, so rasend, dass seine Haare sich golden und seine Augen bläulich grün verfärbten. Durch diese Veränderung wurde er noch zorniger und mit einem verzweifelten Schrei entlud er seine Kraft.

„Trunks!!", Bulma stürzte in das Zimmer ihres Sohnes, nachdem sie die Explosion gehört hatte. Tränen traten ihr bereits in die Augen, ihre Furcht ihren Sohn auch noch zu verlieren war nach dem gestrigen Tag noch größer geworden. Mit einer für sie ungewöhnlichen Kraft schlug sie die Tür zum Zimmer auf und wollte gerade hineinrennen, als sie der Anblick erstarren ließ.

Trunks, ihr kleiner Junge, stand dort, wo einst das Fenster gewesen war, in Mitten von Trümmern und kleinen Bränden. Die Hände zu Fäusten geballt, in den Augen ein kalter Blick. Seine Haare leuchteten golden. Er war ein SuperSaiyajin.

Bulma war hin- und hergerissen zwischen Freude und Bekümmerung. Freude über die neugewonnene Stärke ihres Sohnes und Bekümmerung darüber, dass sie nun auch nicht sehr viel mehr bringen würde. Wäre er früher zu einem SuperSaiyajin geworden, hätten sie die Cyborgs vielleicht besiegen können. Aber jetzt, da Gohan tot war, brachte auch die Stärke des anderen Halbsaiyajin nicht mehr.

Bulma trat in das Zimmer hinein und als sie auf ihren Sohn zuging, da schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass er aussah wie sein Vater. Stark, stolz und traurig zugleich... nur die glitzernden Tränen, die aus seinen Augen traten, waren bei dem Saiyajinprinzen niemals zu sehen gewesen.

„Trunks", die Frau berührte sanft den Arm des Jungen.

Die Augen des Jungen schweiften langsam zu seiner Mutter, die ihn mit einem gequälten Lächeln bedachte.

„Du hast es geschafft", ihre Stimme klang gedrückt. „Du bist ein SuperSaiyajin." Er konnte den Stolz in ihren Augen sehen, aber es bedeutete ihm nichts. Auch dass er nun ein SuperSaiyajin war, bedeutete ihm nichts, obwohl er sich es vor weniger als 24 Stunden sehnlicher als sonst etwas gewünscht hatte. Aber nun schien es belanglos, geradezu lächerlich... So lange hatte er trainiert, so lange um es erst dann zu schaffen als sein Meister, sein bester Freund, getötet worden war.

Seine Hände wollten sich fester zusammenballen, aber sie hatten keine Kraft mehr. Der goldene Glanz der Haare ging verloren und die Augen nahmen die normale blaue Farbe an, als er sich in die Arme seiner Mutter warf und in einem Weinkrampf zusammenbrach.

~ ~ ~

Die Strahlen der Sonne schienen auch noch am Mittag hell und klar auf die Erde, erwärmten sie und ihre Bewohner, brachten ihnen etwas Hoffnung in ihrer Verzweiflung und ließen sie für einige Augenblicke die Angst vergessen.

Der Wind strich sanft über die weite Ebene in dem abgelegenen Fleckchen Land, das als einer der wenigen Orte noch so aussah wie vor 15 Jahren damals als alles begonnen hatte... Das einzige Fleckchen Land in dem man sich manchmal wägte, in Sicherheit zu sein... manchmal.

Ein Vogel begann ein fröhliches Lied zu zwitschern, aber schon bald fühlte er die Trauer, die erneut über die Ebene glitt, und verstummte. Trauer... früher hätte man dieses Wort nicht in Verbindung mit diesem herrlichen Stück Land gebracht. Früher war es hier wunderschön gewesen, fast das ganze Jahr lang durchgängig sonnig, strahlend blauer Himmel, zwitschernde Vögel, balgende Tiere. Alles schien so friedlich, so harmonisch... so glücklich. Auch heute war am äußeren Erscheinungsbild der Ebene nichts verändert. Die Sonne schien auf sie herab wie eh und je. Der Himmel war blau, Vögel und Tiere lebten noch immer hier. Doch wenn man sich heute diese Ebene betrachtete, dann kam sie ihm nicht mehr so paradiesisch vor, wie sie einst geschienen hatte. Nein, wenn man sie heute betrachtete, dann sah die Sonne verschleiert aus, selbst wenn keine Wolken zu sehen waren. Der Himmel schien getrübt in seiner Farbe und die Vögel sangen nur noch Trauerlieder.

Tiere spielten nicht mehr, verkrochen sich in ihren Behausungen und traten nur dann hervor, wenn sie vom Hunger getrieben Nahrung suchen musste.

Immer wenn Bulma hier war und dieses Verhalten der Tiere sah, dann erinnerte es sie an die Stadt, die sie ihr zuhause nannte. An die Stadt, in der die Menschen lebten, wie die Tiere hier. Verängstigt, traurig und vom Leben enttäuscht.

Unterdrückung und Angst hatten das einst so lebendige Volk der Erde vernichtet und in ein Heer aus lebendigen Toten verwandelt, die ihr Dasein schattenhaft und verängstigt in Höhlen fristeten, in denen sie jeden Moment den erlösenden Tod erwarteten, den sie fürchteten und gleichzeitig doch herbeisehnten.

Wie konnte ein einziger Mann durch eine einzige Erfindung einen Planeten nur so verändern? Bulma stellte sich diese Frage oft. Sie verstand es einfach nicht, würde es wohl nie verstehen, weshalb Dr. Gero sie alle in ein solches Unglück getrieben hatte.

Trunks erhob sich und stellte sich vor sie. Seine Hände griffen nach dem Handtuch, das sie ihm reichte und er wischte sich langsam die dunkle Erde von den Fingern und Handflächen. Seine Bewegungen wirkten noch immer mechanisch, seine Augen blickten verklärt auf den Boden unter sich, in dem sie ein weiteres Opfer der Cyborgs gerade begraben hatten.

Bulma legte die Hände auf die Schultern ihres Sohnes und zog ihn an sich. Sie wusste nichts anderes zu tun außer ihn festzuhalten und ihm zu zeigen, dass sie noch da war. Aber sie wusste, dass dies kein Trost war. Denn in der Welt, in der sie lebten, konnte sie bereits im nächsten Augenblick zu einem der Millionen Toten zählen.

Sie sah zu, wie der Rinderteufel einen einfachen Stein auf das Grab seines Enkels legte, zitternd und mit Tränen in den Augen. Es war immer schlimm ein Kind zu verlieren, aber ein Enkelkind zu verlieren war noch viel schlimmer.

Bulma nahm ihren Blick vom dem schlichten Grabstein und ließ ihn nach links gleiten, den Waldrand entlang über die lange Reihe anderer Steine. Einer für jeden von ihnen. Goku. Kuririn. Yamchu. Tenshinhan. Chao-zu. Piccolo. Und Vegeta. Hier war der Platz, an dem die Kämpfer der Erde ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Bulma hatte gehofft damals mit Vegeta den letzten begraben zu haben. Aber sie hätte wissen müssen, dass solche Hoffnungen nichts weiter als Schall und Rauch sind, die sich im nächstbesten Augenblick auflösen und verschwinden. Zurück kommen sie niemals, sind für immer verloren. Stattdessen kommt die Angst, noch mehr zu verlieren. Das zu verlieren, was man als einziges noch hat. Sie drückte ihren Sohn fester an sich und die Angst ihn zu verlieren trieb ihr die Tränen in die Augen.

Ein Stück neben ihr stand Chichi, den Blick auf das Grab ihres Sohnes gerichtet, ausdruckslos und klar. Sie weinte nicht, hatte schon zu viel geweint in all der langen Zeit und jetzt keine Tränen mehr übrig, die sie noch hätte vergießen können.

Bulma hätte sie gerne getröstet, aber sie wusste, dass sie das nicht konnte. Niemand konnte Chichi mehr trösten. Außerdem hätte die schwarzhaarige Frau am Ende wohl sie trösten müssen. Bulma war einst stark gewesen. Wirklich stark. Doch nun war ihre Stärke nur noch eine Fassade, derer es immer schwerer wurde sie aufrechtzuerhalten. Aber sie musste es schaffen, irgendwie... für ihren Sohn... und für sich.

„Gehen wir." Chichis Stimme war nur ein Flüstern gewesen, kaum hörbar und doch hatten es alle vernommen. Sie hatte sich bereits umgedreht und ging in die Richtung ihres kleinen Hauses, das in einiger Entfernung lag. Der Wind spielte mit ihren langen Haaren, doch sie beachtete es gar nicht.

Der Rinderteufel folgte seiner Tochter, nachdem er einen letzten schmerzerfüllten Blick auf das Grab seines Enkels geworfen hatte. Auch Bulma wandte sich zum Gehen, ihre Hand in der ihres Sohnes. Doch Trunks rührte sich nicht, blickte unverändert starren Blickes auf die Erde, in der Gohans toter Körper nun ruhte.

„Trunks", sanft berührte sie seine Wange, versuchte sein Gesicht zu sich zu drehen, doch er leistete Widerstand und blickte weiter auf das Grab. „Komm... lass uns gehen... bitte..." Ihre Stimme klang brüchig und sie merkte, wie die Tränen sie zu übermannen drohten, würde sie nicht augenblicklich von hier fortgehen. Der Druck ihrer Hand wurde stärker und sie versuchte, den Jungen hinter sich herzuziehen.

Schließlich gab Trunks nach und folgte seiner Mutter. Diese hatte den Blick abgewendet, starrte in die entgegengesetzte Richtung der Gräber. Aber er konnte die Augen nicht abwenden. Er starrte auf Gohans Grab bis es aus seinem Blickfeld verschwand. Nur einmal glitt sein Blick kurz zur Seite und sah auf das Grab seines Vaters...

~ ~ ~

„Trunks?" Bulma versuchte aufrichtig zu lächeln, aber es wirkte eher gequält. „Trunks?", nannte sie ihren Sohn noch ein Mal beim Namen.

Sie befanden sich in seinem neuen Zimmer. Er lag bereits in seinem Bett, Bulma saß auf dessen Rand und hielt die Hand des Jungen. Er hatte den Blick zum Fenster gewandt, starrte mit trüben Augen darauf.

Bulma machte sich Sorgen. Er hatte nicht mehr gesprochen, seit... seit er am vorangegangen Abend, durchnässt und tränenüberströmt zurückgekehrt war, Gohans leblosen Körper im Arm haltend.

Sie strich ihm sanft ein paar Strähnen aus den Augen. Er brauchte Zeit, das wusste sie. Er musste alleine darüber hinwegkommen. Aber es tat so schrecklich weh, seinen Schmerz zu sehen und ihm nicht helfen zu können.

„Trunks?", mit leichtem Druck schob sie das Gesicht des Jungen in ihre Richtung. Schließlich sah er sie an. „Schlaf ein bisschen, ja? Wenn du was brauchst, dann komm zu mir, okay?" Er antwortete nicht.

Bulma lächelte noch ein Mal gequält, beugte sich dann hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Danach verließ sie das Zimmer und löschte dabei das Licht.

Trunks lag in seinem Bett, unbeweglich, starr in die Luft starrend, gar nicht daran denkend zu schlafen. Wie sollte er auch?! Wie konnte er schlafen in der Gewissheit, dass Gohan tot war! Sein bester Freund! Sein Mentor! Sein Lehrer! Wer sollte ihn denn jetzt noch trainieren? Wer sollte denn jetzt noch die Cyborgs aufhalten?

Er selbst?! Lächerlich! Er hatte ja nicht einmal Gohans Tod verhindern können. Und da sollte er sich den Cyborgs stellen, um diese Welt zu retten?!

Erneut strömten Tränen aus den Augen des Jungen. Die Hoffnungslosigkeit seiner Situation trieb sie. Und es wurden immer mehr als er sich der Verantwortung bewusst wurde, die er doch überhaupt nicht haben wollte. Er wollte diese Welt nicht retten, nicht beschützen. Er konnte das doch gar nicht, war viel zu schwach dafür... Aber er war der Einzige, der die Möglichkeit dazu hatte. Wenn er seine Fähigkeiten ausschöpfte, dann hätte er die Möglichkeit dazu... aber trotzdem, Trunks wollte das nicht! Er wollte doch nur ein normales Leben führen...

Ein Windstoß ließ den schluchzenden Jungen innehalten. Das Fenster war doch gar nicht geöffnet. Wie konnte dann der Wind eindringen?

Zögerlich sah er zum Fenster, fast in Erwartung dort etwas zu sehen...

Als Trunks seine Augen auf den Vorhang vor dem Fenster richtete, sah er nur das Huschen einer Silhouette, zu schnell und undeutlich als dass sie jemandem gehört haben könnte... oder?

Langsam stand der Junge auf. Sein Ki erhöhend, zog der den Vorhang beiseite: und sah nur das leicht aufgeschwungene Fenster. Auch als er hinaussah, war dort nichts verdächtiges.

Einige Augenblicke verweilte er an dem Fenster. Dann schloss er es, zog die Vorhänge zu und legte sich wieder ins Bett. Er hatte es sich wohl eingebildet. Vielleicht brauchte er doch etwas Schlaf.

~ ~ ~

Verschwommene Wolken zogen über den nächtlichen Himmel hoch über der Stadt, stahlen ihr das wertvolle silberne Licht des Mondes, das sie in jenen Zeiten ohne Strom und Elektrizität so dringend benötigte. Die Straßen waren leer und erschienen nicht mehr als die dunklen Pfade auf dem Weg zum Tor zur Hölle zu sein, das seinen Schlund aufreißt und die Seelen der Menschen mit seinen Werkzeugen des Todes unerbittlich zu sich zerrt.

Das riesige gelbe Gebäude lag im fahlen Schein des Mondes, still und verlassen. Tiefe Risse durchzogen die ehemals stabilen Wände, doch nun erschien alles nur noch wie eine Ruine. Und doch war sie bewohnt, von zwei Menschen, die nur noch einander hatten und die schon seit ewigen Nächten nicht mehr gut genug schliefen, als dass sie am nächsten Tag erholt genug gewesen wären, sich der Herausforderung zu stellen, das traurige Schicksal der Erde in die Hände zu nehmen und von sich abzuwenden.

Im Garten des einstigen Großunternehmens wucherten die Gräser über herausgebrochene Gebäudeteile, in den Ritzen des kleinen Weges, über die Schwelle in das Haus hinein.

Die Bäume schickten ihre Äste hoch und ungezähmt über die aufgewühlte Erde, standen sich selbst im Weg und kämpften darum, der größte von allen zu sein.

Einer der Bäume stand nahe an der Hauswand und erstreckte seine kräftigen Äste bis über den zweiten Stock. In einer der Gabelungen saß eine mysteriöse Person, die Beine überschlagen, die Arme verschränkt, an den stärkeren Ast hinter sich gelehnt, mit ihren Augen unentwegt auf das Fenster ein wenig unter sich schauend.

Sie hatte schon dort gesessen, als die Frau noch in dem Zimmer war und sich nur einmal kurz bewegt, als der Junge hinausgeschaut hatte. Nun saß sie wieder in der Astgabelung, mit dem diabolischen Lächeln auf den Lippen, den schlafenden Halbsaiyajin durch einen kleinen Schlitz im Vorhang beobachtend.

Es war dunkel im Zimmer und durch die zugezogenen Vorhänge fiel nur wenig Mondlicht hinein auf den Jungen. Doch es genügte um ihn in ein, für die Person, faszinierendes Licht zu tauchen, dass ihn nur schemenhaft erschienen ließ. Fast transparent und körperlos, traurig und schutzlos wie ein verlorener Engel.

Das Lächeln der Person wurde bei diesem Gedanken ein wenig breiter. Leise, ohne ein Knistern in den Blättern des Baumes zu verursachen, schwebte sie langsam zu dem Fenster des Jungen und hatte es mit einer geschickten Bewegung geöffnet.

Der Vorhang flatterte leicht vom Wind, als die Person durch den Rahmen flog und dann landete. Lautlos ging sie die restlichen Schritte bis zum Bett des Jungen. Die Augen sahen ihn eine Weile an, dann bewegte sich die Hand langsam auf das Gesicht des Schlafenden zu. Sanft strich sie ein paar fliederfarbene Haarsträhnen zurück.

„Mein schöner, kleiner Engel", flüsterte die Person fast unhörbar. Sie kniete sich nun neben das Bett und näherte ihr Gesicht dem des anderen, während die Hand fortwährend über dessen Kopf strich. „Bald..." das Lächeln wurde zu einem Grinsen und die Augen funkelten vor Vorfreude. „Bald werde ich dir erzählen, was er dir immer verschwiegen hat. Bald werde ich dir das sagen, was zwischen uns war. Und dann wird das zwischen uns beginnen..."

Trunks schreckte aus einem traumlosen Schlaf hoch. Verwirrt sah er sich um. Er hatte das Gefühl gehabt jemand streiche ihm über den Kopf und rede mit ihm. Aber als er sich umsah war niemand außer ihm in dem dunklen Zimmer. Nur der Wind wehte leise durch das geöffnete Fenster, von dem der Junge sich sicher war, es geschlossen zu haben. *

~ ~ ~

„Ich bin über Nacht weg, Trunks. Ist das okay für dich?" Bulma fragte zögernd, während sie mit ihrem Sohn am Mittagstisch saß. Aber er reagierte nicht und starrte weiter auf sein Essen.

Seit Gohans Tod war inzwischen eine Woche vergangen. Trunks hatte zwar wieder angefangen zu reden, aber wenn er sprach dann nur einsilbig, jedes unnötige Wort vermeidend. Oft saß er einfach nur da und schien in Gedanken versunken. Er erinnerte Bulma in letzter Zeit oft an Vegeta.

Diesen hatte die Frau im Laufe der Jahre zu verstehen gelernt. Früher hatte sie sich über ihn immer nur gewundert oder geärgert. Hatte nicht verstanden, wie man so schrecklich depressiv, mürrisch und nüchtern sein konnte. Heute verstand sie, dass Trauer, Schmerz und Leid seine Seele so stark zerfressen hatten, bis er nichts anderes mehr kannte. Dass er in seiner Depressivität und Emotionslosigkeit den vielleicht einzigen Halt gefunden hatte in seinem Leben.

Bulma hätte ihrem Sohn dieses Schicksal gerne erspart. Hätte ihm gerne erklärt, dass er sich doch freuen sollte, noch am Leben zu sein. Dass es noch so vieles gab, für das es sich zu leben lohnte. Aber sie konnte es nicht. Denn auch sie versank langsam in dem dunklen Sumpf aus Trauer und Leid und hatte schon lange das Licht der Hoffnung aus den Augen verloren.

„Trunks?" Sie berührte leicht die Hand ihres Sohnes. Der schrak daraufhin auf und sah sie verwirrt an. „Ist es okay für dich, wenn ich über Nacht wegbleibe?", fragte sie dann noch einmal.

Einen Augenblick sah der Junge seine Mutter stumm an. Dann nickte er und senkte seinen Blick wieder.

Bulma seufzte lautlos, sagte aber nichts und aß wortlos weiter.

~ ~ ~

Trunks wanderte langsam durch die dunklen verlassenen Hallen der Capsule Corporation. Seine Mutter war vor einer Stunde abgereist zu einem Ziel, das ihn nicht interessierte. Früher wollte er immer wissen, wohin sie ging, aber inzwischen war ihm das egal. Eigentlich war ihm alles egal. Nur eines beschäftigte ihn: Warum das Fenster vor einer Woche, dass er geschlossen hatte, plötzlich aufgewesen war! Sicher, man konnte es von außen öffnen, er hatte es nicht richtig verschlossen, sodass es nicht mehr aufschieben ging. Aber wenn man es von außen öffnen wollte, dann müsste man schon fliegen können. Immerhin lag sein Zimmer im zweiten Stock. Und lautlos hinauf zu kommen war auch nicht einfach. Außer ihm könnten das auf diesem Planeten nur... noch...

Trunks stockte der Atem als ihm der Gedanke kam, dass die Cyborgs das Fenster geöffnet haben könnten... Aber wieso sollten sie das tun? Und warum hatten sie ihn dann nicht getötet? Es wäre doch ein Leichtes gewesen... Ehre kannten diese elendigen Geschöpfe immerhin nicht. Sie kämpften einfach nur so. Um des Spaßes Willen. Und am meisten Spaß machte es ihnen, wenn sie unschuldige Menschen jagen konnten, die keinerlei Chance hatten.

Trunks ballte seine Fäuste und knallte die Tür seines Zimmers hinter sich zu. Wie er diese Cyborgs doch verabscheute!

Tief atmend versuchte er sich zu beruhigen. Er trat an seinen Nachttisch und schaltete die kleine Lampe an. Dann ging er zurück zur Tür um den Schalter für die Deckenbeleuchtung zu betätigen. Ein Windstoß traf ihn in dem Moment, als er ihn umlegte und ließ ihn gleich darauf erstarren. Das Fenster war zu gewesen. Dessen war Trunks sich hundertprozentig sicher.

Leicht zitternd drehte er sich langsam um, versuchend sich auf alles gefasst zu machen, was dort vor ihm stand – doch so sehr er sich auch bemühte, er schrie entsetzt auf als er in C17s kalte blaue Augen sah.

~ ~ ~

Die schwache Glühbirne der kleinen Nachttischlampe war die einzige Lichtquelle, die das Zimmer erhellte. Der Mond war von Wolken verhangen und das restliche Licht, das von draußen hineinfiel, wurde von der Silhouette des Cyborgs abgeschirmt.

Trunks stand, unfähig sich zu bewegen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, an die Tür gepresst und sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf die Person, die dort vor ihm stand.

Auch C17 stand unbeweglich da. Doch im Gegensatz zu Trunks hätte er sich bewegen können, hätte er dies gewollt. Doch um den jungen Halbsaiyajin nicht unnötig zu erschrecken, blieb er still. Er hatte immerhin noch einiges mit ihm vor.

Trunks Atem ging schnell und seine Gedanken rasten. Doch mit der Zeit, verlangsamten sie sich ein wenig und er zog alle Möglichkeiten in Betracht, die er jetzt hatte. Entweder er würde sofort angreifen und kämpfen, doch hätte er in diesem Kampf sicherlich keine Chance. Er könnte auch abwarten und schauen, was C17 mit ihm vorhatte, aber Trunks wusste, dass er das nervlich nicht durchstehen würde. Zu groß war die Angst, die ihm in allen Gliedern saß. Dann gab es noch die letzte Möglichkeit, die ihn zwar zu einem Feigling machen würde, aber die trotz allem die vernünftigste war: fliehen!

Sein Blick glitt flüchtig zu der Tür neben ihm. Er hätte sie schnell geöffnet und C17 in den verwinkelten Gängen, die er besser kannte als jeder andere, sicherlich leicht abschütteln können, aber...

„Denk gar nicht dran. Ich hätte dich schon eingeholt, bevor du die Tür ganz offen hättest."

Die Stimme des Cyborgs klang nicht wirklich drohend. Trotzdem ließ sie Trunks noch stärker zittern.

Dann trat C17 einen Schritt auf ihn zu und dem Jungen blieb das Herz einen Moment stehen. Instinktiv wollte er zurückweichen, doch da war schon die Wand. Stattdessen wich er zur Seite aus.

„Wa... was... willst du...?", fragte der Halbsaiyajin mit zitternder Stimme.

„Nur mit dir reden." Der Cyborg machte einen weiteren Schritt, doch der Junge blieb stehen. Zu sehr verwirrte ihn die Antwort. Mit ihm reden? Was sollte denn das jetzt?

Trunks zog in Erwägung, dass das ein Hinterhalt war und C17 ihn in Wirklichkeit töten wollte. Aber wieso sollte er so was machen? Immerhin brauchte er nur einen Handwink und Trunks wäre vernichtet. Aber das mysteriöse Lächeln auf den Lippen des Cyborgs, ließ den Halbsaiyajin an der Glaubwürdigkeit der vorangegangenen Aussage zweifeln.

„Du glaubst mir nicht, oder?" Trunks antwortete nicht. C17 lächelte jedoch nur weiter. „Verständlich." Er trat einen weiteren Schritt auf den anderen zu. Dieser wich weiter nach links aus. „Aber ich will dir wirklich nichts tun. Jedenfalls nichts Böses." Das Lächeln des Cyborgs verzog sich für einen Augenblick zu einem hinterhältigen Grinsen, doch noch bevor Trunks seine Augen so weit wie möglich aufgerissen hatte, war es schon wieder verschwunden.

„Wir sollten es uns bequem machen, wenn wir reden wollen, oder?" Das Gesicht des schwarzhaarigen blickte den Jungen fast freundlich an. Doch dieser misstraute der Sache noch immer und schwieg.

C17 seufzte leicht. Dann ging er auf das Bett zu und setzte sich ans Fußende. „Komm her." Er löste einen Arm aus seiner Verschränkung und klopfte leicht auf die Matratze. Doch Trunks blieb stehen.

Der Cyborg sah ihn etwas enttäuscht an, lächelte aber noch immer und meinte dann leicht belustigt:

„Jetzt setz dich zu mir – oder soll ich nachhelfen?!"

Erneut weiteten sich die Augen des Jungen. Sein Herz fing wieder an schneller zu schlagen und seine Gedanken rasten erneut. Schließlich kam er zu dem Schluss der Aufforderung des anderen nachzugehen.

Langsam, und am ganzen Körper zitternd, tastete sich Trunks zu seinem Bett vor. Dabei blieb er die ganze Zeit dicht an der Wand um so viel Abstand wie möglich von dem Cyborg zu haben. Auch als er sich schließlich auf sein Bett setzte, tat er das soweit wie möglich am oberen Rand um genug Platz zwischen sich und dem anderen zu haben.

Dieser lächelte wieder belustigt, als er die Bemühungen des Halbsaiyajin sah. Dann meinte er mit freundlicher Stimme:

„Stell dich nicht so an. Ich hab doch gesagt, dass ich dir nichts tun will."

„.... und was willst du dann?"

„Wie bereits gesagt, nur mit dir reden." Noch immer lag das freundliche Lächeln auf den Lippen des Cyborgs.

„Worüber?"

Einige Augenblicke verstrichen, bevor C17 antwortete - mit leicht trauriger Stimme: „Über Gohan."

Nun verstand Trunks gar nichts mehr. Wieso wollte C17 ausgerechnet über Gohan mit ihm reden? Und wieso klang er traurig? Er hatte ihn doch selbst getötet! Wut stieg in dem Jungen hoch.

„Willst du mir erzählen, wie du ihn getötet hast?!", schrie er den Cyborg an. Seine Angst war verschwunden und hatte seiner Wut und Trauer Platz gemacht. Doch diese wichen auch, angesichts der beinah reuevollen Tonlage des anderen:

„Nein. Das will ich nicht. Und ich wollte ihn auch nicht töten. Aber er hat mir keine Wahl gelassen."

„... was..?" Trunks hatte sich wieder beruhigt, und sah den Cyborg nun nur noch fragend an. Er wusste nicht, was dieser meinte.

C17, zuvor die Augen leicht gesenkt, hob sie nun um den Jungen direkt anzublicken. Sein Blick war nicht mehr freundlich. Allerdings auch nicht böse. Er schien fast emotionslos zu sein.

„Um das zu verstehen, müsstest du Gohans Geheimnis kennen. Aber das hat er dir nie erzählt, nicht wahr? Du weißt nicht, wie Gohan wirklich war. Warum er wirklich kämpfte, was er wirklich begehrte. Nie hast du es gewusst, mein Kleiner, nie..."

Trunks war sprachlos. Von was redete dieser Cyborg eigentlich? Ein Geheimnis, das Gohan gehabt hatte? Das er vor ihm verheimlicht hatte?! Und das ausgerechnet C17 wusste!? Das war doch wohl lächerlich! Erneut stieg die Wut in dem jungen Halbsaiyajin hoch.

„Was redest du da eigentlich?!! Das stimmt doch alles gar nicht!!! Gohan hatte kein Geheimnis vor mir! Und wenn doch, wieso sollte er es ausgerechnet dir sagen!!?!"

„Weil es unser Geheimnis war. Weil wir es teilten – in all den vielen Nächten, die wir zusammen verbrachten..."

Fortsetzung folgt...