Titel: Nachts war Waffenstillstand...
Teil: 2/4
Grund des Schreibens: Shounen Ai Fanfic Wettbewerb bei Animexx
Platz: 2. (mit denen hab ich's *rofl*)
Genre: Dark ( sehr dark)
Warning: Shounen Ai/yaoi, angst, psycho, horror, sad, depri, dark, death
Pairing: GohanXC17 (gewissermaßen)
Bemerkung: Öh... ich habs wohl... vergessen o.O Sorry^^' Nya... viel dazu zu sagen gibt's jetzt nicht... ach lest einfach...
Danke: an alle, die mir einen Kommentar geschrieben haben ^^ *knuffel*
Disclaimer: Weder Dragonball noch seine Charas gehören mir, sondern Akira Toriyama, ich leihe sie mir lediglich aus und mache keinen Profit damit. Die Handlung dieser Story entspringt jedoch meiner Fantasie und sollte sie jemandem nicht gefallen, dann bitte ich sie/ihn diese Geschichte kommentarlos zu ignorieren.
Feedback an: Simbakatha@aol.com oder hier in die Kommentare
Nachts war Waffenstillstand...
Trunks saß bewegungslos auf seinem Bett und konnte nichts anderes tun, als den Cyborg vor sich anzustarren. Er blinzelte einige Male, legte den Kopf etwas schief. Seine Gedanken rasten erneut. Verstanden nicht, was der andere zuvor gemeint hatte und wussten es gleichzeitig doch ganz genau. Aber Trunks konnte, nein er wollte das nicht glauben. Das konnte nicht sein! Es konnte nicht sein, dass.... dass Gohan und C17 ein...
„Oh, nein!", riss ihn die teils überraschte und teils belustigte Stimme des Cyborgs aus seinen Gedanken. „Wir waren kein Paar, wenn du das denkst!" Trunks atmete erleichtert aus. Doch seine Erleichterung sollte nicht lange währen. „Jedenfalls nicht das, was man gemeinhin als Paar bezeichnete. Wir hatten schon eine Art Beziehung. Aber sie war mehr körperlich als seelisch. Verstehst du?"
Trunks verstand sehr wohl... leider... Das konnte doch nicht wahr sein... das DURFTE nicht wahr sein. All die langen Jahre hatte Gohan ihn immer belogen. Ihm immer etwas vorgemacht. Der Mann, den er sein Leben lang bewundert hatte, hatte ihn immer hintergangen.
„Das hat dich jetzt sicherlich geschockt, nicht wahr? Aber du solltest es ihm nicht übel nehmen. Er wollte dir sicherlich nicht weh tun. Darum hat er es dir nicht erzählt. Er wollte deine unschuldige, junge Seele nicht belasten."
Trunks schreckte zurück, als der Cyborg plötzlich sein Kinn berührte. Sein Kopf schlug unsanft gegen die Wand, aber vor Überraschung und Entsetzen fühlte er den Schmerz nicht. Zitternd sah er den anderen auf sich zukommen, bis dieser genau vor ihm kniete, die Hand an sein Kinn gelegt hatte und sich ihre Augen nur wenige Zentimeter von einander entfernt befanden.
„Ja... so jung und unschuldig. Vollkommen unberührt... wie er es damals auch einst gewesen war..." Den Blick verklärt in Trunks Augen verloren, strich der Cyborg mit seiner Hand sanft über dessen Wange. Der Junge wollte zurückweichen, doch war er bereits an die Wand gedrängt. Als er zur Seite ausweichen wollte, hielt ihn die andere Hand des Cyborgs am Handgelenk fest.
„Wa-was... tust du...da...?" Die Stimme des Halbsaiyajin zitterte und seine Augen weiteten sich entsetzt, als C17s Lippen sich den seinen näherten.
Dessen blaue Augen, kniffen sich leicht zusammen und seine Stimme flüsterte verführerisch:
„Weißt du das denn nicht?!"
Trunks schluckte schwer. „Aber... aber, du und Gohan..."
„Wir haben uns nie geliebt. Und jetzt wo er nicht mehr da ist, da brauche ich ein neues Spielzeug..." Die Augen des Cyborgs nahmen einen kalten Glanz an, doch das verführerische Lächeln blieb. Seine Lippen näherten sich weiter.
„Ich will das nicht...", flüsterte Trunks heiser.
„Ich weiß", lächelte C17 sein mystisches Lächeln weiter und legte seine Lippen auf die des jüngeren.
~ ~ ~
Der Mond hatte noch immer sein Antlitz hinter grauen Wolken verborgen und schickte nur wenig Licht hinunter auf die Erde. Die Stadt selbst lag in Dunkelheit. Nur wenige Häuser besaßen Generatoren um Strom zu erzeugen. Das städtische Kraftwerk war schon seit Jahren außer Betrieb.
Einzig und allein in einem kleinen Zimmer im zweiten Stock des großen Gebäudes der Capsule Corporation, flackerte das Licht einer kleinen Nachttischlampe durch die geschlossenen Vorhänge hinaus in die Nacht.
C17s Lippen lagen sanft auf denen des jungen Halbsaiyajin. Der Kuss war flüchtig und dennoch intensiv. Doch Trunks wollte das nicht, wollte sich wehren, aber der Griff des Cyborgs hielt ihn fest und die Angst vor ihm sich nicht bewegen. Der Junge fühlte die Tränen in sich hochsteigen und versuchte sie zu unterdrücken – und dann hörte der Cyborg auf. Nahm seine Lippen langsam von denen des anderen, den Blick jedoch noch in die blauen Augen versenkt. Auf seinem Gesicht lag erneut das verführerische Lächeln.
„Was schaust du denn so entsetzt? Hat es dir nicht gefallen?" Er kicherte kurz. „Gohan war da aber ganz anders..."
Trunks fühlte wieder die Wut in sich hochsteigen. Auf den Cyborg – und auf Gohan. „Ich bin aber nicht Gohan!" Trotzig versuchte er sich loszureißen, was ihm jedoch nicht gelang. Aber C17 löste den Griff danach von selbst und setzte sich zurück.
„Ich weiß", grinste er. „Du bist unschuldiger und naiver als er..." Er wollte erneut Trunks Kinn berühren, als diesen die Erkenntnis plötzlich wie der Schlag traf. Erneut wütend – diesmal jedoch über sich selbst – schlug er die Hand des anderen weg.
„Ich Idiot", zischte er. „Das hätte ich mir auch gleich denken können." C17 sah ihn nur verwundert an, nicht verstehend was sein Gegenüber plötzlich hatte. „Das war alles nur gelogen. Du hast mir irgendwelche Lügen erzählt um mich so weit zu kriegen. Du hast Gohans Andenken beschmutzt!!! VERSCHWINDE!!!"
Die fliederfarbenen Haare färbten sich golden und die blauen Augen nahmen den blaugrünen Glanz des SuperSaiyajin an. C17 wich erstaunt etwas zurück. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Dann lächelte er, erneut das mysteriöse Lächeln.
„Du denkst, ich habe dich belogen?" Er stand auf und stellte sich vor das Bett. Er schüttelte seinen Kopf. „Nein, mein Kleiner. Da irrst du dich. Aber ich kann verstehen, dass du mir nicht glaubst. Wer täte das in deiner Situation schon?!" Der Cyborg wandte sich zum Gehen, hielt aber noch einmal inne, bevor er aus dem Fenster kletterte. „Aber es gibt einen Beweis, dass alles, was ich dir erzählt habe, wahr ist. An einem gewissen Ort. Wenn du genau nachdenkst, dann wirst du wissen, wo er ist. Ich weiß, dass er dir einmal davon erzählt hat.
Wenn du dir sicher bist, dass ich lüge, dann bleib hier. Wenn du aber daran zweifelst, dann geh diesen Ort suchen. Doch sei nicht allzu sehr entsetzt, wenn du merkst, dass alles stimmt..." und mit diesen Worten verschwand der Cyborg, genauso lautlos, wie er gekommen war und ließ einen verstörten Halbsaiyajin zurück, der sich nun nicht mehr sicher war, ob sein Meister, sein bester Freund, wirklich das gewesen war, was er immer vorgegeben hatte zu sein.
~ ~ ~
Der Wind wehte sacht durch das geöffnete Fenster, bewegte leicht die Vorhänge und ließ sie langsam tanzen. Dann wehte er weiter in den Raum hinein, hin zu dem Jungen auf dem Bett, der noch immer unbeweglich darauf saß.
Seit C17 das Zimmer verlassen hatte, war nun schon einige Zeit vergangen, aber Trunks war nicht fähig sich zu bewegen. Zu tief saß der Schock über das soeben Erfahrene und Geschehene. Seine Augen, inzwischen wieder blau, starrten verklärt auf das weiße Bettlaken vor sich, während seine Gedanken wie wild durcheinander rasten, jedoch nur um ein einziges Thema: Gohan und C17!
War es nun wahr, was der Cyborg gesagt hatte? Oder hatte er sich das alles nur ausgedacht? Und wenn er sich das alles nur ausgedacht hatte: warum? Nur um Trunks dazu zu bringen sein ‚Spielzeug', wie er es ausdrückte, zu werden? Doch das würde keinen Sinn ergeben. C17 hatte die Macht jeden jederzeit zu jedweder Tätigkeit zu zwingen. Auch Trunks. Da musste sich der Cyborg keine komplizierte Geschichte ausdenken...
... aber wenn all diese Einwände stimmten, dann gab es nur noch eine Möglichkeit. Und zwar, dass C17 die Wahrheit gesagt hatte! Dass Gohan etwas mit ihm gehabt hatte! Dass Gohan immer nur gelogen hatte!
Aber das konnte doch auch nicht sein! Gohan konnte das nicht getan haben! Das ging doch einfach nicht!
Trunks krallte die Hände in seine Haare und begann zu weinen. Er wusste einfach nicht, was er glauben sollte.
~ ~ ~
Der Morgenhimmel war grau und wolkenverhangen. Nur wenige Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch die schweren Wolken, die das Land unter sich niederdrückten und alle Fröhlichkeit oder Freude, die vielleicht hätte aufkommen können, im Keim ersticken.
Trunks wanderte erneut durch die Gänge der Capsule Corporation. Die Augen geschwollen und schwarze Augenringe darunter. Er hatte die Nacht über nicht viel geschlafen. Außerdem war ihm schlecht.
Nachdem seine Gedanken irgendwann von der ominösen Beziehung zwischen Gohan und C17 weggeglitten waren, war er sich dessen bewusst geworden, was der Cyborg mit ihm gemacht hatte. Er hatte sich daraufhin übergeben müssen und bekam das elendige Gefühl nun nicht mehr los.
„Trunks?", Bulmas Stimme drang aus der Küche und erschreckte ihren Sohn. Er hatte nicht bemerkt, dass sie schon wieder zurück war. „Trunks, bist du das? Bist du schon wach?"
Sie trat einige Schritte aus der Küche hinaus, in die Richtung, aus der sie die Schritte vernommen hatte. Ein wenig befürchtete sie, dass es jemand anderes als ihr Sohn sein konnte, aber mit Erleichterung stellte sie fest, dass ihre Befürchtung nicht wahr gewesen war. Doch als sie den Jungen dann sah, stockte ihr für einen Augenblick vor Schreck der Atem.
„Trunks! Um Himmelswillen! Was ist passiert?"
Der Halbsaiyajin strich sich leicht verlegen über das Gesicht. Er musste wirklich schlimm aussehen.
Er zögerte einige Augenblicke, bevor er seiner Mutter die Frage beantwortete, nicht sicher, ob er ihr die Ereignisse der vergangen Nacht erzählen sollte.
„Nein", meinte er dann schließlich. „Es ist nichts passiert... ich hab nur schlecht geschlafen..."
„Wirklich? Du siehst schlecht aus..." Die Frau befühlte kurz seine Stirn. „Vielleicht wirst du krank....?!"
Trunks wollte schon wiedersprechen, als ihm einfiel, dass das die beste Ausrede war. So musste er sich nicht anstrengen einigermaßen normal zu sein und seine Mutter würde sich nicht sorgen.
„Ja.... vielleicht hab ich mich erkältet... letztens........"
Er musste schlucken als ihm in Erinnerung kam, wie er Gohan im Regen gefunden hatte. Und er musste noch ein Mal schlucken als plötzlich ein Bild von C17 und Gohan Arm in Arm vor ihm auftauchte. Schnell schüttelte er den Kopf um diesen Gedanken loszuwerden – und hatte augenblicklich Bulmas besorgten Blick auf sich gerichtet.
„Du solltest wieder ins Bett gehen. Ich mach dir einen Tee und eine Suppe. Und dann versuchst du zu schlafen. Danach geht es dir vielleicht wieder besser."
Mit sanfter Gewalt schob die Frau ihren Sohn zurück in sein Zimmer.
~ ~ ~
„So, hier ist dein Tee und deine Suppe," Bulma stellte zwei Thermoskannen auf den Nachttisch ihres Sohnes und setzte sich dann auf die Bettkante. „Ich werde den ganzen Tag in der Werkstatt sein. Wenn du was brauchst, dann sag einfach Bescheid." Sie strich ihm sanft über die Wange. „Ich seh heute Abend wieder nach dir, dann kannst du in Ruhe schlafen, ja?" Die Frau lächelte leicht. Danach erhob sie sich um zu gehen.
„Mama?"
Bulma sah zurück zu ihrem Sohn, der sie unsicher ansah.
„Ja?"
Es dauerte einen Augenblick bis er seine Frage stellte. Die, von der Bulma immer gehofft hatte sie nie beantworten zu müssen.
„Hast du Vater geliebt?"
Bulma zögerte. Sie wollte ja sagen, auch wenn sie nicht wusste, ob es wirklich stimmte. Sie hatte sich manches Mal gefragt, ob sie für den stolzen Saiyajinprinzen wirklich Liebe empfunden hatte. Doch immer hatte sie den Gedanken daran dann verdrängt. Sie wollte diese Frage nicht beantworten, nicht einmal sich selbst. Vielleicht aus dem Grund, dass wenn sie sich eingestand, Vegeta wirklich geliebt zu haben, sein Verlust nur noch schwerer auf ihrer Seele lasten würde.
Ihrem Sohn hätte sie gerne gesagt, dass sie seinen Vater geliebt hatte. Doch als sie nun in seine fragenden, traurigen Augen sah, da wusste sie, dass er ihr eine Lüge niemals verzeihen würde.
„Ich weiß nicht...", gab sie dann mit gesenktem Blick leise zu. „Vielleicht war es auch einfach nur Sehnsucht. Oder Leidenschaft.... Ich weiß es nicht... es tut mir Leid, Trunks." Entschuldigend sah sie den Jungen an, doch der hatte den Blick abgewandt und starrte nachdenklich auf das Fenster.
„Kann man das nicht voneinander unterscheiden?"
Er sah sie nicht an, als er die Frage stellte. Bulma setzte sich zurück auf die Bettkante.
„Doch. Aber der Unterschied ist klein und man braucht Zeit um ihn zu kennen. Dein Vater und ich, wir hatten nicht viel Zeit. Er ging zu früh, als dass ich mir sicher sein könnte... Verstehst du?", fügte sie nach einer kurzen Pause noch dazu.
Trunks nickte.
„Okay, aber jetzt schläfst du. Du sollst doch wieder gesund werden." Erneut erhob sie sich zum Gehen. „Schlaf gut, mein Liebling." Sie schloss langsam die Tür. Dann begab sie sich zur Werkstatt. Tränen rannen ihre Wangen hinab. Die alten Wunden waren wieder aufgerissen.
~ ~ ~
Trunks lag auf der Seite und starrte nachdenklich das Fenster an. Er wusste selbst nicht ganz, warum er seine Mutter gefragt hatte, ob sie seinen Vater geliebt hatte. Und er wusste nicht, ob er mit der Antwort zufrieden war. Ob er lieber ein ‚Ja' oder ein ‚Nein' anstelle des ‚Vielleicht' gehört hätte.
Er seufzte und prüfte das Ki seiner Mutter. Sie war inzwischen in der Werkstatt. Es verstrichen noch ein paar Minuten bis der Junge aufstand und sich anzog. Dann öffnete er das Fenster und kletterte hinaus.
Ein Ort jenseits des Meeres, umgeben von verschneiten Bergen und prächtigen Wäldern. Ein Ort, dem Paradies gleich an dem als einzigster noch Frieden herrschte... Davon hatte Gohan ein Mal gesprochen.
Trunks hatte daraufhin gemeint, er wolle diesen Ort gerne sehen. Doch der ältere Halbsaiyajin hatte nur gelächelt und gesagt, dass die Zeit noch nicht reif dafür wäre. Wenn er älter sei, würde er dem fliederhaarigen Jungen das Tal zeigen.
Trunks wandte sich gen Osten, in Richtung des Ozeans. Nun war er wohl alt genug, diesen mysteriösen friedlichen Ort kennen zu lernen, der vielleicht das dunkle Geheimnis seines Mentors barg.
~ ~ ~
Das graue Gestein ragte tausende von Metern weit in den klaren blauen Himmel hinauf. Nur an seinen Spitzen war es verhangen mit reinem Schnee, der selbst in den warmen Sommermonaten nicht schmolz. In einem großen Kreis zogen sich die hohen Berge um das große Tal, wachten darüber, schirmten es vor jeder Gefahr und allem Übel ab. In der Ebene erstreckten sich Bäume, einer grüner und kräftiger als der andere, gen Himmel um die Strahlen der Sonne zu fangen. Das kristallklare Wasser des Sees schimmerte wie ein großer Diamant und zeichnete flimmernde Lichtspiele auf seine Umgebung.
Trunks schwebte weit über diesem Tal in der Luft und betrachtete es aus ausdruckslosen Augen. Das musste das Tal sein, von dem Gohan einst gesprochen hatte. Der Ort, den C17 gemeint hatte.
Einen Augenblick zögerte der Junge. Einen Augenblick überlegte er, wieder umzukehren und Gohan als den Menschen in Erinnerung zu behalten, den er immer gekannt hatte. Gohan nicht mehr zu mistrauen und darauf zu vertrauen, dass er etwas derartiges niemals auch nur in Erwägung gezogen hatte.
Doch der scharfe Zahn der Ungewissheit nagte unerbittlich an ihm und mit einem tiefen Atemzug, glitt Trunks langsam hinunter auf den Boden des Tals.
~ ~ ~
Trunks hatte sich oft ausgemalt wie herrlich die Landschaft um Chichis Haus gewesen sein musste, bevor sie ihre Ausstrahlung verloren hatte und zum Friedhof der großen Kämpfer geworden war. Doch gemessen mit diesem Tal, war sie wohl auch in ihren strahlendsten Zeiten, nicht mehr als ein kleines Licht in dunkler Nacht gewesen.
Dieses Tal jedoch war atemberaubend. Trunks war am Ufer des Sees gelandet und sah sich um. Über ihm prangte ein azurblauer Himmel, den er selten gesehen hatte. In einiger Entfernung umgaben ihn die hohen Klüfte der Berge und in seiner unmittelbaren Umgebung wechselte nur das Kristall des Sees das Grün des Waldes ab.
Der Junge hätte diese ungewohnt strahlende Umgebung gerne genossen, doch lag der Grund seiner Anwesenheit hier zu schwer auf seiner Seele.
Trunks sah sich um. Eigentlich wusste er gar nicht, was er hier finden sollte. Was war dieser ominöse Beweis von dem C17 gesprochen hatte?
Er ging ein paar Schritte das Ufer entlang und ließ seinen Blick über den See, hin an das andere Ufer gleiten.
Da das Gewässer keinem Kreis entsprach, sondern eher einer Kurve, beschloss er weiterzugehen, bis er auch den Bereich einsehen konnte, der von seiner derzeitigen Position nicht auszumachen war.
Auf seinem Weg hörte er das Zwitschern der Vögel, so fröhlich und heiter wie noch nie. Kaninchen hoppelten den Waldrand entlang, einmal glaubte er sogar ein Reh gesehen zu haben – und dann trat er um die Kurve und sah sie, wie sie einsam am anderen Ufer, geschützt von einer Reihe Bäume, stand, mit Blick auf den See: Die Holzhütte, die Trunks Vorstellungen von Gohan entweder bestätigen oder aufs Tiefste erschüttern würde.
~ ~ ~
Die Tür quietschte leicht als Trunks sie vorsichtig aufschob. Sie war nicht verschlossen gewesen und der Junge erwartete fast, dass er im Inneren C17 treffen würde, aber als er durch den Türrahmen hinein sah, sah er nur das Möbiliär und sonst nichts.
Noch einmal einen Blick auf die Umgebung werfend trat Trunks in die Hütte ein. Sie war nicht sehr groß, war wohl auch nicht zum dauerhaften Wohnen, sondern nur für kürzere Aufenthalte gedacht. Links, gleich neben der Eingangstür befand sich eine kleine Kochnische und ein Schrank, der höchstwahrscheinlich Besteck, Teller und Töpfe beinhaltete.
In der hinteren Hälfte der Hütte, stand gegenüber der Küche ein großes Doppelbett. Trunks schluckte als er es sah und versuchte die sich ihm aufdrängenden Gedanken zu vertreiben.
Etwas weiter rechts entdeckte der Junge dann einen Schreibtisch mit einem Stuhl davor. Auf dem Tisch lagen verschiedene Bücher, Schreibutensilien und Papiere.
Zwischen Bett und Tisch war noch ein Kamin in die Wand eingelassen.
Das war alles, was diese Hütte beherbergte und allem Anschein nach schien sie noch bis vor kurzem bewohnt gewesen zu sein. Als der Junge weiter in den Raum hineintrat, überlegte er, ob es vielleicht sein könne, dass hier jemand ganz anderes wohnte. Doch dann fiel ihm eines der Blätter auf dem Schreibtisch auf, das klar und deutlich Gohans Handschrift zeigte.
Trunks seufzte enttäuscht. Also war das wirklich seine Hütte gewesen. Aber nur, weil er hier gewohnt hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass er auch was mit C17 gehabt hätte. Doch Trunks zweifelte daran, dass der Cyborg dieses Haus als Beweis für seine Behauptung gemeint hatte.
Der Halbsaiyajin sah sich um. Wo in dieser Hütte könnte ein glaubhafter Beweis sein?
Sein Blick glitt erneut auf den Schreibtisch und seine Füße setzten sich ganz von allein in Bewegung. Schließlich stand er vor dem Tisch, den Blick auf die Platte gerichtet, auf das dicke Buch mit dem Schriftzug Tagebuch.
Mit zitternden Händen zog Trunks den Stuhl vom Tisch um sich draufzusetzen. Dann nahm er das Buch in die Hände, schlug es langsam auf und begann zu lesen.
~ ~ ~
Die Sonne schien durch das Fenster, direkt über dem Schreibtisch und ermöglichte dem jungen Halbsaiyajin die krakelige Kinderschrift auf den ersten Seiten zu lesen:
Papa ist heute gestorben. Mama hat gesagt, er hatte keine Schmerzen. Ich war nicht da als er gestorben ist.
Alle anderen waren auch da. Und fast alle haben geweint. Ich nicht. Ich weiß nicht warum. Ich konnte es nicht. Ich bin zwar traurig, aber ich kann nicht weinen. Ob Papa deswegen böse auf mich ist?
*
Mama geht es gar nicht gut. Sie weint den ganzen Tag. Aber nur wenn ich nicht da bin. Ich hab es aber trotzdem gemerkt. Ich habe Angst. Papa ist schon weg. Ich will nicht, dass Mama auch noch geht.
*
Wir haben seit gestern neue Feinde. Sie sind ganz plötzlich aufgetaucht und haben eine ganze Stadt zerstört. Als wir hingekommen sind, waren sie schon wieder weg. Überlebende haben erzählt, dass es nur zwei gewesen seien. Eine Frau und ein Mann. Mit einem komischen Zeichen auf der Brust.
Bulma hat erzählt, dass es das Zeichen der Red Ribbon Armee gewesen sei. Ich weiß nicht viel über diese Armee. Nur, dass Papa sie vernichtet hat als er noch ein Kind war. Ich frage mich, warum die plötzlich so stark sind.
*
Wir wissen jetzt, was unsere Gegner sind. Piccolo hat sie getroffen und gefragt. Sie haben gesagt sie seien Cyborgs. Sie wurden von irgendeinem Wissenschaftler der Red Ribbon Armee geschaffen. Warum haben sie aber nicht gesagt.
Piccolo hat ihnen gesagt, sie sollen aufhören Leute umzubringen, aber sie haben nur gelacht. Dann haben sie Piccolo ganz leicht zu Boden geschlagen und die nächste Stadt zerstört. Sie haben gesagt, wir sollen uns aus ihren Angelegenheiten raushalten, sonst würde es uns genauso gehen.
Wir haben uns dann beraten und beschlossen sie trotzdem aufzuhalten. Alle waren dafür.
Ich habe Angst. Ich habe ein ungutes Gefühl. Ich glaube, es wird etwas schlimmes passieren.
Trunks las diese Zeilen mit klopfendem Herzen. Anscheinend hatte Gohan dieses Tagebuch angefangen als Goku gestorben war. Die Einträge waren selten lang und einfach geschrieben. In der Sprache eines Kindes nun mal.
Auch der nächste Eintrag war noch recht kindlich geschrieben, doch bei den darauffolgenden glaubte man Gohan sei um Jahre älter gewesen – obwohl er sie am gleichen Tag geschrieben haben musste.
Sie haben im Fernsehen wieder von einem Angriff berichtet. Die anderen sind gleich los. Ich musste hier bleiben. Piccolo hat gesagt, es sei zu gefährlich. Ich finde das gemein. Ich hätte ihnen gerne geholfen.
Aber einer muss ja auch auf Mama, Bulma und Trunks aufpassen.
Ich habe immer noch ein ungutes Gefühl. Ich gehe jetzt wieder runter zu Mama und Bulma. Sie schauen sich im Fernsehen an, was passiert. Ich hoffe, die anderen können diese Cyborgs besiegen.
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Vielleicht hätte ich Piccolo und den anderen von meinem unguten Gefühl erzählen sollen. Saiyajin scheinen ein Gespür für solcherlei Dinge zu haben. Papa wusste auch immer, wann sein Kampf gut und wann schlecht für ihn ausgehen würde. Aber selbst wenn ich es ihnen gesagt hätte, sie hätten mir entweder nicht geglaubt oder hätten es ignoriert. Sie wären trotz allem gegangen und hätten gekämpft.
Und selbst wenn nicht. Das Schicksal hätte sie irgendwann eingeholt und mit sich genommen.
Bulma, Mama und ich waren vorhin noch in der Stadt. Wir sind sofort losgeflogen als die Fernsehverbindung abgebrochen ist. Aber da war es für die meisten meiner Freunde schon zu spät.
Kuririn war der erste, der sein Leben verlor. Dann kam Yamchu dran. Tenshinhan und Chao-zu verschwanden gleichzeitig. Auch Piccolo wurde kurz darauf getötet...und selbst Vegeta haben diese abscheulichen Kreaturen vernichtet. Ich habe gespürt wie all ihre Auren erloschen sind. Ich habe gespürt wie die Wut in mir aufstieg, aber sie hat nicht gelangt, als dass sie mich zum SuperSaiyajin gemacht hätte und somit zu einer Hilfe für meine Freunde.
Ich schäme mich dafür, dass ich ihnen nicht helfen konnte, obwohl ich genau weiß, dass ich nichts dafür kann.
Als wir in der Stadt ankamen, war nicht mehr viel von ihr übrig. Menschen waren nicht mehr zu sehen, nicht einmal irgendwelche Spuren von ihnen. Das einzige was wir fanden, waren die toten Körper unserer Freunde.
Mama hat angefangen zu weinen und Bulma ist zusammengebrochen. Ich habe nur dagestanden und habe irgendwann damit begonnen ihre Leichen einzusammeln. Ich war zwar traurig, aber ich konnte wieder nicht weinen. Wie damals bei Papa.
Morgen werden wir sie alle begraben. Dort wo auch schon Papa liegt. Dann wird dieser Ort die letzte Ruhestätte der großen Kämpfer sein, von wo sie niemals wieder auferstehen werden. Denn mit Piccolo ist auch Gott gestorben und somit können wir sie nicht mehr wiederbeleben.
Ich werde jetzt nochmal nach Mama, Bulma und Trunks sehen und dann gehe ich ins Bett. Vielleicht kann ich in meinen Träumen ein wenig der Realität entfliehen und die Welt erleben, die ich mir wünsche.
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Jetzt sitze ich wieder hier und schreibe in dieses Buch. So viel habe ich noch nie geschrieben.
Trunks hat gerade geschrieen und ich habe ihn wieder beruhigt. Bulma und Mama sind zu entkräftet, als dass sie es könnten. Der Kleine liegt jetzt bei mir im Bett und schläft wieder friedlich.
Es tut weh das zu sehen. Ich hatte wenigstens neun Jahre mit meinem Vater, er wird seinen niemals kennenlernen. Noch gestern hätte ich beinahe gesagt, dass wäre sogar gut. Vegeta war in meinen Augen nie sonderlich geeignet als Vater. Dafür hatte er uns und dem halben Universum zu schreckliche Dinge angetan. Aber seit heute morgen habe ich meine Meinung geändert.
Ich weiß jetzt, dass keiner von uns Vegeta jemals verstanden oder ihn wirklich gekannt hat.
In den letzten Tagen waren alle hier bei uns gewesen, da die Cyborgs immer die großen Städte angriffen und wir so in der Capsule Corporation nicht sicher genug gewesen wären. Deshalb hatten wir unser Haus zu einer Art Hauptquartier gemacht.
Heute morgen wachte ich ungewöhnlich früh auf. Ich hatte das Gefühl, dass noch jemand im Zimmer war und als ich mich umblickte, sah ich Vegeta auf der Fensterbank sitzen. Sein Gesicht war ungewöhnlich sanft und als ich genauer hinsah bemerkte ich, dass er leicht lächelnd auf die aufgehende Sonne blickte. Ich fragte ihn, was er da tue und was er mir antwortete und dann sagte, werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen:
„Ich habe so selten einen Sonnenaufgang gesehen, darum wollte ich ihn mir heute noch mal anschauen. Ich hatte vergessen, wie friedlich die Welt zu dieser Zeit selbst im Krieg sein kann." Er schwieg eine Weile bevor er fortfuhr.
„Heute wird es soweit sein. Das fühle ich und ich weiß, dass du es auch fühlst. Es ist ein uralter Instinkt, den sich die Saiyajin über Jahrhunderte bewahrt haben.
Ich war nie ein Mann großer Worte, darum werde ich mich kurz fassen. Wenn wir später aufbrechen um gegen die Cyborgs zu kämpfen, dann musst du hier bleiben. Für uns wird das heute der letzte Kampf sein. Wir werden alle unterliegen, denn wir sind nicht stark genug um gegen diese Geschöpfe zu bestehen. Trotzdem werden wir gehen, denn wir alle sterben lieber als hilflos zusehen zu müssen, wie sie alles vernichten.
Ich weiß, dass auch du nicht gerne zusiehst, Gohan, aber einer muss vernünftig sein und genau dies tun. Einer von uns muss überleben, damit diese Welt noch Hoffnung hat.
Heute bist du noch nicht stark genug, aber wenn du hart trainierst, dann kannst du es vielleicht schaffen sie irgendwann zu besiegen. Aber nicht heute, und auch nicht morgen. Trainiere erst so lange bis du stärker bist als wir alle zusammen. Erst dann hast du vielleicht eine Chance, wenn du gegen sie antrittst. Hast du verstanden, Gohan? Unterdrücke deine Wut, wenn du uns fallen siehst und bleibe bei Verstand. Lass uns sterben ohne auch nur einen Finger zu rühren und trainiere bis du stark genug bist. Versprich es mir, Gohan! Versprich es mir!"
In diesem Augenblick hätte ich ihn gerne angeschrieen und geschlagen. Ihm gesagt, dass ich kein Feigling sei und dass ich mitkämpfen würde. Aber... tief in mir, spürte ich, dass er Recht hatte. Dass einer überleben musste. Dass ich das war und dass ich erst trainieren musste, bevor ich kämpfen konnte, selbst wenn das bedeutete alle meine Freunde tatenlos sterben zu lassen.
Ich versprach es ihm schließlich, auch wenn ich mir viel Mühe geben musste nicht zu weinen. Heute morgen hätte ich es noch gekonnt. Nun nicht mehr. Und nachdem ich ihm mein Versprechen gegeben hatte, sagte Vegeta das, was mein Bild von ihm völlig veränderte.
„Ich... habe noch eine Bitte, Gohan. Ich möchte, dass du dich um Bulma und Trunks kümmerst. Sie dürfen nicht auch sterben. Und wenn du kämpfst, dann kämpfe für den Kleinen. Er soll nicht in einer Welt voller Hass und Tod aufwachsen... so wie ich.
Und wenn er nach mir fragt, dann erzähl ihm, was ich getan habe und warum. Erzähl ihm, dass ich ein Mörder war, den nichts kümmerte und der einzig und allein für seine Ehre kämpfte. Erzähl ihm das und nichts anderes! Nur diese Dinge!"
„...Warum?"
„Damit er mich hasst. Damit er niemals den Wunsch verspürt mich gekannt zu haben. Damit es ihm nicht wehtut, wenn er an mich denkt. Denn ich will nicht, dass er meinetwegen weint."
Dann ging er aus dem Zimmer und ließ mich weinend auf dem Bett zurück.
Vegeta... ich habe dich immer mit einem falschen Blick angesehen. Ich hätte mich gerne noch bei dir entschuldigt, doch ich fand keine Zeit mehr dich noch einmal allein zu sprechen. Ich werde dir deinen letzten Wunsch erfüllen, ich werde dafür sorgen, dass dein Sohn dich hasst. Damit er niemals weinen muss, wenn er an seinen stolzen Vater denkt, der in aller Heimlichkeit für die gestorben ist, die er liebte.
Trunks hatte die Arme auf den Tisch gestützt, die Hände vor den Mund gelegt und schluchzte weinend hinein, während seine Augen immer wieder die letzten Zeilen lasen.
Auch wenn er an diesem Tag die Bestätigung für Gohans dunkles Geheimnis finden würde, so hatte er wenigstens auch erfahren, dass sein Vater ihn geliebt und für ihn gekämpft hatte.
