Kapitel 07: Sturm der Gefühle

Als Bulma frühmorgens wach wurde, war das Bett an Vegeta's Seite bereits kalt, und der Prinz verschwunden. Schade einerseits, sie wäre sehr gern in seinen Armen aufgewacht. Auf der anderen Seite hatte sie sich so die Peinlichkeit erspart, in sein grinsendes Gesicht zu sehen, weil sie schwache Frau zu ihm ins Bett gekrochen gekommen war.

Seufzend stand sie auf und nahm erstmal ein langes Bad (ganz selbstverständlich in seiner Wanne, so als wäre das ihr eigenes Badezimmer), und zog sich frische Sachen an. Die Kleidung die man den Frauen hier auf Vegeta-sei brachte war recht gewöhnungsbedürftig, enganliegend ebenso wie die Uniformen der Krieger, figurbetont und wahrscheinlich dafür gedacht, nur dem Prinzen zu gefallen. Pah.

Eigentlich hätte sie jetzt gern mit Chichi die Lage besprochen, aber sie war ja in Vegeta's Zimmer eingeschlossen, und Chichi war sicher auch gar nicht so ungern bei Kakarott. Es war langweilig so allein. Wenn sich dieser Prinz einbildete, seine Gesellschaft allein reichte ihr aus, dann hatte er sich aber geschnitten. Außerdem war er sowieso fast nie da.

Gelangweilt streifte sie durch das Zimmer. Als sie an der Glasfront vorbei kam, wurde ihr erst bewusst, dass draußen noch immer der Sturm tobte, wenn auch diesmal ohne Blitz und Donner. Die Unwetter auf Vegeta-sei mussten ungleich schlimmer sein als die auf der Erde, denn dort unten in der Stadt sah sie absolut niemanden, die Stadt war wie leergefegt. Es war sicher gefährlich, dort draußen jetzt unterwegs zu sein.

Nachdem sie dem Sturm einige Zeit zugesehen hatte, wandte Bulma sich vom Fenster ab und suchte mit neugierigen Blicken das Zimmer ab. Erst jetzt fielen ihr einige merkwürdige Dinge auf. Zum Beispiel, dass es hier nirgendwo einen Spiegel hab. So überzeugt wie Vegeta von sich war, hätte sie ihn für sehr eitel gehalten. Überhaupt war der Raum, auch wenn alles sehr prunkvoll wirkte, ziemlich spartanisch eingerichtet. Das Hauptaugenmerk des Raumes lag auf dem riesigen Bett, in dem sie beide gestern geschlafen hatten. Es musste mindestens doppelt so groß sein wie das Ehebett ihrer Eltern.

Ansonsten gab es nur ein paar Schränke und Kästen, an der Wand hingen abwechselnd merkwürdig anmutende Waffen und weiche Wandteppiche. Was hier fehlte war irgendwie... sie wusste es eigentlich selbst nicht. Dieser riesige Raum mit der meterhohen Decke wirkte für einen Prinzen vielleicht angemessen. Er ließ aber nicht auf eine eingebildete, prunk und protz-süchtige Persönlichkeit schließen.

Nachdem sie mit einem verstohlenen Blick sichergestellt hatte, dass wirklich niemand im Raum war, öffnete sie neugierig die oberste Schublade der Kommode, die ihr am nächsten stand. Nichts besonderes, ein paar gefaltete Kampfanzüge, daneben kleine Messer und ein Scouter. Irgendwie passte das zu den Saiyajin, und auch zu Vegeta. Sie schloss die Schublade wieder und öffnete die nächste. So suchte sie sich neugierig und nicht gerade auf die feine Art durch sein Zimmer.

Nachdem sie schon mindestens eine halbe Stunde damit zugebracht hatte, die verborgenen „Schätze" in Vegeta's Zimmer zu durchsuchen, fand sie schließlich tatsächlich etwas, das sehr ungewöhnlich war. Es war in der untersten Ecke in einem kleinen Kasten gelegen in einer weißen Schachtel. Es war eine silbrig glänzende Kette. Sie wirkte schlicht, trotzdem hatte Bulma das Gefühl, dass sie sehr wertvoll war. Im Anhänger glänzte ein sechseckiger, blauer Stein, der mehr funkelte als alle Steine, die sie je auf der Erde gesehen hatte. Sie merkte schnell, dass es sich um ein Medaillon handelte, und jetzt war sie wirklich SEHR neugierig. Ganz langsam öffnete sie es, und...

„Was FÄLLT DIR EIN!!!!", brüllte plötzlich jemand und erschreckt ließ Bulma die Kette fallen.

Ihr Kopf fuhr herum und hinter ihr stand Vegeta. Sie hatte nicht gemerkt, dass er gekommen war. Seine Augen sprühten förmlich Feuer, so wütend hatte sie ihn noch niemals gesehen. Sie sprang auf und stammelte: „Es tut... mir leid... ich... ich..."

„HALT DEN MUND!", schrie er und holte mit einer ruckartigen Bewegung aus, so als wollte er sie schlagen. Vor Schreck fiel Bulma rücklings auf den Boden und hielt sich instinktiv die Arme vors Gesicht, aber der erwartete Schlag kam nicht. Als sie wieder hinsah, steckte er gerade die Kette wieder weg und fauchte sie an: „Wie kannst du es wagen, in meinen Sachen herumzuschnüffeln? Ist dir eigentlich klar, was du hättest anrichten können???"

„Ich wollte doch nicht..." Weiter kam sie nicht, denn blitzschnell wurde sie am Hals gepackt und gegen die Wand geworfen. Ganz dicht stand er vor ihr, mit wütend funkelnden Augen, und knurrte: „Ich sollte dich auf der Stelle töten, Frau."

„Lass... mich... los..", keuchte Bulma. Er drückte so fest zu, dass sie beinah keine Luft mehr bekam. Sie verstand nicht, was sie so schlimmes getan hatte. Sie hatte Angst, und zwar ganz schreckliche Angst. Vor ihm. Endlich verstand sie, wovor Kakarott sie hatte warnen wollen. Dieser Mann war ein Monster.

Er bleckte die Zähne, und wirkte in dem Moment wie ein gefährliches Raubtier. Sie glaubte, jeden Moment würde er einfach zudrücken und ihr ganz einfach das Genick brechen, aber ganz plötzlich ließ er sie los, packte statt dessen ihr Hemd und riss es der Länge nach auf. „Du bist nur eine Hure.", knurrte er gefährlich leise. „Das solltest du nie mehr vergessen, Weib."

Dann stieß er sie zur Seite und hilflos fiel sie auf den Boden. Sie wollte wütend sein, ihn anschreien, aber sie war starr vor Schreck. Als sie zu ihm hoch sah, begriff sie, dass dies noch nicht beendet war. Ein Flammenkranz bildete sich um seinen Körper, und sie spürte die Hitze, die von ihm ausging. Die Luft wurde dicht und schwer, sie konnte die Macht spüren, die sich um ihn sammelte und dann zerplatzte die große Lampe oben an der Decke.

Im Raum wurde es dunkel. Nur das wenige Licht, das von draußen kam, fiel durch die Fenster und ließ seine Augen bedrohlich leuchten.

„Bitte!", rief Bulma erschreckt. „Es tut mir leid!"

Sein Blick wanderte an ihrem Körper runter und erst jetzt registrierte sie wirklich, dass ihr Oberkörper vollkommen entblößt war. Sie versuchte, das zerrissene Hemd irgendwie um sich zu schlingen, aber sie schaffte es nicht, weil ihre Hände so zitterten. Sie hatte wirklich furchtbare Angst vor ihm, das war kein rationaler Mann mehr, das war ein gefährliches Tier.

Dann war er plötzlich neben ihr auf dem Boden, packte sie beim Hinterkopf und küsste sie brutal, zwang seine Zunge in ihren Mund. Bulma konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Was hatte er denn vor, er wollte...

Abrupt ließ er sie los und zischte: „Du bist mein Eigentum, du hast keine Rechte. Solltest du es noch mal wagen, dich gegen mich aufzulehnen, dann werde ich dich töten. Ich hoffe für dich, dass du das jetzt ein für alle mal begriffen hast!" Er stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Die Tür fiel krachend ins Schloss und ließ Bulma's zitternden Körper auf dem Boden zurück.

Sie verstand nicht mal, was da gerade passiert war. Was hatte sie denn so schlimmes getan? Tränen liefen ihr über das Gesicht. Wie hatte sie nur glauben können, es steckte auch nur ein kleine bisschen Gutes in diesem Mann? Wie hatte sie sich einbilden können, diesen Kerl gern zu haben?

Sie wischte sich übers Gesicht, in ihrem Kopf gab es nur noch einen Gedanken: Ich muss hier weg!!

Ungelenk sprang sie auf und rannte in ihr Zimmer, kramte einen dunklen Mantel hervor und schlang ihn sich um die Schultern. Dann nahm sie sich ein dunkelblaues Handtuch aus dem Bad und wickelte es sich um den Kopf, bis man kein verräterisches blaues Haar mehr sah. Sie nahm sich den Scouter aus seiner Schublade und rannte dann zur Tür.

Zu ihrer Überraschung war sie nicht bewacht. Vor ihr lag nur der düstere Gang, weit und breit war niemand zu sehen. Entschlossen atmete sie tief ein, und rannte dann los. Tut mir leid, Chichi. Ich kann keine Minute länger hier bleiben. Ich rufe Yamchu und dann holen wir dich.

Eine halbe Stunde nach seinem jähzornigen Anfall kehrte Vegeta zurück zu seinem Zimmer. Die Wachen, die er in seinem Zorn fortgeschickt hatte, waren noch immer nicht zurückgekehrt. Langsam klärte sich sein Verstand und er begriff, was er getan hatte.

Die Frau hätte nicht in seinen Sachen schnüffeln dürfen! Aber andererseits hatte er es ihr nie verboten. Er hätte sie nicht so erschrecken dürfen. Sie musste Todesangst gehabt haben. Eigentlich hatte er vermeiden wollen, dass sie sein wahres Ich erblickte. Aber manchmal hatte er seinen Zorn einfach nicht unter Kontrolle. Als er sie mit dem Medaillon gesehen hatte, seiner einzigen Erinnerung an sie, da hatte sein Verstand einfach ausgesetzt. Er hatte ihr zeigen wollen, mit allen Mitteln, dass sie nichts war als seine Sklavin, ein wertloses Etwas das nicht das Recht hatte, sich so zu benehmen.

Er fasste sich an den Kopf. Was hatte er da nur getan? Sie würde ihn sicher niemals wieder mit diesen wütenden Augen anblicken. In Zukunft würde sie ihn nur noch fürchten. Das hatte er doch gar nicht gewollt! Was hatte er getan?

Vielleicht... vielleicht gab es ja noch einen Weg, das wieder gut zu machen... irgendwie...

Er öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Er fand es noch so vor, wie er es verlassen hatte. Düster, ohne Licht, die Scherben der Lampe auf dem Boden. Draußen tobte der Sturm, schlimmer als gestern. Sie musste in ihrem Zimmer sein. Er durchquerte den Raum und öffnete vorsichtig die Tür. Er konnte sie nicht entdecken. Eine tiefe Furche bildete sich auf seiner Stirn. Hastig tastete er nach dem Lichtschalter, doch auch als das Licht aufflammte war sie nirgends zu entdecken.

Er konzentrierte sich, versuchte, ihr Ki in der Nähe zu finden.... nichts! Was zur Hölle...

Nur sehr schwer begriff Vegeta, dass sie abgehauen war. Geflohen. Vor ihm. Sie hatte es gewagt...!

Mit einem wütenden Schrei stürmte er aus der Tür, wild entschlossen diese widerspenstige Frau zu fangen. Die würde nicht weit kommen!

Als die Tür zu seinem Raum aufgestoßen wurde, seufzte Kakarott nur leise. „Vejita. Oi. Was ist denn jetzt schon wieder?"

Diesmal sparte sich der Prinz jegliche Bemerkung über sein „jungfräuliches Gequatsche mit der Menschen-Furie", sondern schrie: „Sie ist geflohen! Sie hat es GEWAGT vor mir davonzulaufen!!"

„Was?", alarmiert sprang Kakarott vom Bett. „Die Menschenfrau ist tatsächlich geflohen?? Was hast du mit ihr gemacht?!"

„Gar nichts! Sie hat das Medaillon befummelt und ich habe sie zurechtgewiesen! Und als ich zurückgekommen bin war sie nicht mehr da!"

„Verdammt!", murmelte Kakarott. „Wenn sie es geschafft hat, den Palast zu verlassen..." Er warf einen Blick aus dem Fenster. „Bei dem Sturm..."

Plötzlich fühlte er etwas an seinem Arm. Es war Chichi. „Bitte, Kakarott! Du musst sie finden!"

Er nickte ihr zu. Dann warf er seinem Freund einen Blick zu. „Komm Vegeta. Ich würde dir nicht helfen, aber wenn sie wirklich da draußen ist, dann ist sie wirklich in Gefahr. Komm, wir gehen sie suchen."

Der dunkle Prinz nickte. „Wenn ich diese Frau finde,..."

Nächstes Kapitel: Lauf nie mehr vor mir weg

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Kommt schon, Leute. Ab und zu nen Review, das wär nicht schlecht. Ihr könnt auch reviewen ohne angemeldet zu sein, nur zur Information... Danke an all meine treuen Reviewer!