Kapitel 10: Kälte
Bulma traute ihren Augen kaum, als Chichi und Kakarott am folgenden Morgen zum Frühstück kamen. Kakarott hatte den Arm um sie gelegt, sein Schweif (danke Leute für ein alternatives Wort, Schwanz war immer so zweideutig!!) hatte sich um ihren Arm gewickelt.
Und als Vegeta den Kopf hob, verschluckte er sich erstmal und kämpfte geschlagene zwei Minuten gegen den Erstickungstod, während Kakarott und Chichi sich an den Tisch setzten und so taten als wüssten sie nicht, warum er so einen Aufstand machte. (Ihr müsst euch das bildlich vorstellen! Geta hebt den Kopf und dann macht es PLING als er die zwei sieht! Ich seh eine typische Anime-Fratze, und dann einen würgenden Geta, von allen anderen gänzlich unbeachtet. *g*)
Während Vegeta noch hustete, und vergeblich versuchte, dabei würdevoll auszusehen, fragte Bulma: „Ihr zwei... seid ihr jetzt zusammen?"
Kakarott hob die Augenbrauen und sah Chichi fragend an. Die strahlte Bulma dermaßen an, dass die meinte, sich jeden Moment eine Sonnenbrille aufsetzen zu müssen, und sagte: „Sind wir, sind wir!"
Einzig sein Ringen nach Luft hielt Vegeta wohl davon ab, dazu eine bissige Bemerkung zu machen. Aber Bulma lächelte, sie freute sich wirklich ehrlich für ihre Freundin. Auch wenn sie durch ihre Erfahrung mit Vegeta den Saiyajin noch immer misstrauisch begegnete.
Das Frühstück verlief sehr ruhig, und während Vegeta sich aufmachte um zu trainieren, und Bulma ihn begleitete, verzogen sich Kakarott und Chichi wieder auf ihr Zimmer. Vegeta verzog dazu nur abfällig das Gesicht und murmelte etwas wie „Ist ja entsetzlich wenn sich ein Saiyajin von einer Menschenfrau einwickeln lässt..."
Die grelle Sonne schien durch die geschlossenen Vorhänge und tauchte den Raum in gemütliches Licht. Auf dem Bett lagen Kakarott und Chichi Arm in Arm, schon zum zweiten Mal an diesem Tag, und lächelten irgendwie verklärt.
„Das war wirklich schön.", seufzte Kakarott wohlig. „Mit dir ist es einfach was Besonderes."
„Ich weiß, was du meinst.", entgegnete Chichi. Sie strich über seine nackte Brust und ihr Blick wurde ernst. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas hier finden würde, hier auf diesem düsteren Planeten." Seine breiten Hände strichen durch ihr Haar. Der Moment war perfekt. „Kakarott.. ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.", gestand sie ihm leise.
„Was?", fragte er überrascht.
„Kakarott.. liebst du mich?", fragte sie. Sofort merkte sie, dass es die falsche Frage gewesen war. Seine Hand hörte auf, über ihr Haar zu streicheln. „Was ist denn?", fragte Chichi und richtete sich auf. Sein Blick war überraschend kalt geworden. „Hab ich was Falsches gesagt?"
Sein Blick wurde düster. „Saiyajin kennen keine Liebe, das wusstest du.", sagte er. „Versteh mich nicht falsch, ich begehre dich. Wir sind ‚zusammen', wie es deine kleine Freundin gesagt hat. Aber ich kann dich nicht lieben."
Chichi ließ sich auf das Kissen sinken. „So ist das...", murmelte sie ernüchtert.
„Hey!", sagte er und plötzlich strahlten seine Augen wieder diese angenehme Wärme aus. Er legte seinen Arm um sie und zog sie zu sich heran. „Schau nicht so traurig. Wir werden einfach das Leben genießen. Ja, Chichi?"
Sie lächelte zaghaft. „Klar, Kakarott."
Für ihn war die Sache längst wieder vergessen. Er merkte nicht, dass sich ihr Gesichtsausdruck verdüsterte, als sie sich zurück an seine Brust lehnte.
„Mein Gott, Kakarott! Was ist denn mit dir los?", fragte Vegeta zwischen zwei Bissen. Der Tisch vor ihnen bog sich vor Köstlichkeiten, so wie jeden Abend. Aber – und das war ganz erstaunlich – diesmal kaute Kakarott lustlos an seinem Essen rum. Das war wirklich ungewöhnlich. Normalerweise konnte grade er kein Essen stehen sehen.
„Was soll denn los sein, Vejita?", fragte Kakarott und setzte seinen ich-bin-zu-naiv-um-zu-verstehen-was-du-meinst-Blick auf.
„Oh bitte.", machte Vegeta abfällig. „Wie du heute mit dieser Frau zum Frühstück gekommen bist... das war ja zum kotzen! Ich verwette mein Königreich dass deine Laune mit ihr zu tun hat." Kakarott schwieg und Vegeta nickte selbstgefällig.
Kakarott warf ihm einen bösen Blick zu.
Vegeta grinste. Nachdem er sich genug über ihn amüsiert hatte, räusperte er sich und fügte ernst hinzu: „Du solltest dich in Acht nehmen, Kakarott. Du musst aufpassen, dass du dich nicht zu sehr an sie gewöhnst. Sie ist bloß eine kleine Sklavin."
„Weiß ich doch. Außerdem solltest du dich mal an die eigene Nase fassen! Seit deine blauhaarige Frau da ist, hast du keine andere mehr zu dir kommen lassen! Aber mir wirfst du vor, mich zu sehr an sie zu gewöhnen?"
„Das ist was anderes.", antwortete Vegeta. „Ich hasse diese hohlen Weiber die sich mir an den Hals werfen. Ich kann sie nicht mehr sehen. Diese Frau ist anders. Aber wir sprachen von DIR. Was ist da genau gelaufen zwischen euch?"
„Ich habe mit ihr geschlafen!", berichtete Kakarott geduldig.
„Tss. Du bist zu weich, Kakarott. Gestern war Vollmond, du hast dich doch wohl nicht an sie gebunden, oder?" Kakarott sah ihn ernst an und Vegeta blieb der Bissen in der Kehle stecken. Während er hustend und röchelnd um Atem rang – schon wieder - griff Kakarott unbeteiligt nach einem Teller und füllte sich etwas auf. Nachdem Vegeta seine Fassung wiedergewonnen hatte, und sich erschöpft wieder aufrichtete, fragte er: „Du hast doch nicht...?!"
Kakarott tippte sich an die Stirn. „Hältst du mich für blöd?"
„Warum isst du dann nichts? Da ist was faul."
„Sie sagte, sie liebt mich."
Überrascht schaute Vegeta von seinem Teller auf. Dann verfinsterte sich sein Gesicht. „Na und? Schwache Menschen und ihre schwachen Emotionen. Was kümmert uns das?"
„Es kümmert mich ja gar nicht. Pah."
Vegeta schüttelte seinen Kopf. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich tatsächlich annehmen du empfindest etwas für sie."
„Mach dich nicht lächerlich, Vejita."
„Na, Kakarott. Warten wir's ab."
Als Vegeta abends zurück in seinen Raum kam, konnte er die Menschenfrau nirgends entdecken. Er warf einen raschen Blick in ihr Zimmer, aber im Bett war sie nicht, obwohl es schon spät war. Er zuckte gleichgültig die Schultern, obwohl es ihm in Wahrheit gar nicht so egal war. Er ging ins Bad wusch sich übers Gesicht, dann zog er sich aus bis auf die Shorts und wollte sich ins Bett legen. Auf seinem Weg dahin fiel sein Blick aus dem Fenster und erhaschte eine ungewohnte Farbe: türkis.
Erstaunt blieb er stehen und schaute noch mal genauer hin. Oben auf dem Balkon des Turmzimmers saß eine junge Frau mit wehenden, blauen Haaren. Wer außer Bulma konnte das sein? Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Ohne sich die Mühe zu machen sich noch mal ganz anzuziehen, schlüpfte er in seine engen, schwarzen Hosen und verließ das Zimmer.
Sie merkte es gar nicht, als er oben den breiten Balkon betrat. Der Stein unter seinen nackten Füßen war kühl, aber jetzt, da sich der Sturm gelegt hatte, war das Wetter auf Vegeta-sei wieder warm, durchaus warm genug um Spätabends noch ohne Schuhe und Hemd draußen zu sein. Wenigstens für einen Saiyajin. Die Menschen schienen da empfindlicher zu sein.
Mit seinen dunklen Augen beobachtete er die Menschenfrau. Sie saß seitlich auf der breiten Brüstung, ein Bein auf dem kalten Stein, und schaute auf die Stadt runter. Sie trug ihr Haar heute offen, das fiel ihm besonders auf.
Lange stand er so da und beobachtete sie, bis sie plötzlich den Kopf drehte und ihn entdeckte. Sie lächelte. Ihre Augen strahlten im Licht des abnehmenden Mondes. Langsam kam Vegeta zu ihr und fragte: „Wieso bist du hier?"
„Chichi hat mir davon erzählt. Die Aussicht ist sogar noch schöner als von deinem Zimmer aus."
„Hast du keine Angst, runter zufallen?", fragte er mit tiefer Stimme. „Oder glaubst du, irgendwer würde dich auffangen?"
Sie schaute ihn herausfordernd an, ihre vollen Lippen teilten sich für eine freche Antwort: „Na du bestimmt nicht. Dir wäre es sicher egal wenn deine blöde Onna sich das Genick bricht."
„Möchtest du es ausprobieren?" Er stellte sich an die Brüstung, zwischen ihre Beine und drückte seinen nackten Oberkörper an ihre warme Brust. Er lehnte sich so lange nach vorne, bis sie reflexartig die Arme um seinen Nacken schlang, aus Angst hintenüber zu fallen.
So verharrten sie beide einen Moment lang. Er hörte sie an seinem Ohr leise flüstern: „Du bist mir ein Rätsel, weißt du das, Vejita?" Er blinzelte.
„Und warum ist das so, Onna?", fragte er, ohne Spott in der Stimme. Er war heute in einer ganz merkwürdigen Stimmung.
Sie strich über seinen Rücken, spielte mit den feinen Haaren an seinem Nacken. „Du bist oft wütend, so zornig dass ich Angst vor dir habe. Und dann wieder bist du... so wie heute.", raunte sie.
„Und wie bin ich heute?", fragte er und küsste zärtlich die Beuge zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Seine Hand strich durch ihr weiches Haar. Es fühlte sich so anders an als das einer Saiyajin-Frau.
„Du bist... zärtlich... und vorsichtig... und..." Sie seufzte leise. „Wirst du mich morgen wieder anschreien?" Ihre Stimme war noch immer leise und sanft, trotz des versteckten Vorwurfs in ihrer Frage. „Wirst du mir morgen sagen, dass ihr Saiyajin nicht liebt? Dass du mich nicht liebst?"
„Ich bin gern in deiner Nähe. Reicht das nicht?", fragte er leise.
„Nein..." Ihre Arme lösten sich von ihm und er spürte ihre Hände auf seiner Brust, sie drückten ihn weg. „Das reicht mir nicht.", antwortete sie und sah ihn mit traurigen Augen an. Ohne ein weiteres Wort kletterte sie von der Brüstung, schob sich an ihm vorbei und ging zurück in den Palast. Verwundert sah Vegeta ihr nach.
Unbeobachtet, von den Dächern des Palastes aus, hatte ein leuchtendes Augenpaar die Szene genauestens mitverfolgt. Eine dunkle Stimme murmelte: „Das ist ja höchst interessant."
Nachdem sie Vegeta so eiskalt hatte abblitzen lassen, wollte Bulma nicht zurück in ihr Zimmer und ihm gleich wieder begegnen. Sie streifte also noch ein Bisschen durch den Palast, und schaute schließlich zurück zum Balkon, der inzwischen wieder leer war. Vegeta war längst gegangen. Sie seufzte leise und trat nach draußen. Eigentlich schade. Wäre Vegeta ein Mensch, dann wäre alles viel einfacher gewesen.
Sie schaute runter auf die Stadt. Dies würde nie ihre Heimat werden. Sie war eine Fremde, und das würde immer so bleiben.
Schritte auf dem schwarzen Stein lenkten ihre Aufmerksamkeit ab von der Stadt. „Vegeta?", fragte sie leise und drehte sich um. Ein schwarzer Schatten stand dort an der Tür und es war NICHT Vegeta. „Wer...?", fragte sie, dann stürzte der Schatten sich auf sie, packte sie und sprang mit ihr über die Brüstung. Ihre Schreie verhallten ungehört in der Nacht.
Zurück blieb nur ein Stück Papier auf dem Balkon, auf in blutigen Lettern geschrieben stand: Wir haben die Menschenfrau.
Nächstes Kapitel: „Rebellion"
