Mit steinernem Gesicht schritt der Prinz die zahllosen Stufen zu den Kerkern der Hauptstadt runter. Mit jedem Schritt wurde es düsterer und obwohl es an der Oberfläche helllichter Tag war, herrschte hier unten ewiges Zwielicht, die Dunkelheit wurde nur von den wenigen Lichtquellen in Schach gehalten, die man hier verteilt hatte.
Ohne das Flehen der anderen Gefangenen zu beachten, die seine Schritte durch die Türen gehört hatten, schritt Vegeta hoch erhobenen Hauptes zu der Zelle am Ende des düsteren Ganges, wo der des Hochverrats beschuldigte eingesperrt war, wie man ihm gesagt hatte. Er tippte den Code ein und die Türen öffneten sich zischend.
Auf der Liege in dem engen, trostlosen Raum lag Kakarott, auf der Seite, eng zusammengerollt, und schlief. Bereits jetzt, nach einem Tag, zeigte sein Körper deutliche Spuren der „Befragungen", die er über sich hatte ergehen lassen müssen. Blutverschmierte Wunden und etliche blaue Flecken verunzierten seinen Körper. Sein Schwanz war mehrfach gebrochen und hing leblos an der Liege hinab.
„Verzeih mir.", murmelte Vegeta. Vielleicht war es gut so, dass Kakarott nicht wach war.
Als hätte er seine Gedanken gehört, schlug Kakarott auf einmal die Augen auf. Er entdeckte Vegeta und richtete sich mühsam auf. „Vegeta-sama. Was führt euch zu mir, mein Prinz?", fragte er höflich.
„Verflucht!", schrie Vegeta. „Hör auf mit diesem Scheiß, Kakarott!" Er riss sich zusammen und fügte wesentlich ruhiger hinzu: „Ich will Antworten!"
„Ich werde meine Freunde nicht verraten. Wenn du Informationen über das Rebellenlager willst..." Vegeta schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht und Kakarott verstummte.
„Du weißt genau, was ich meine, Kakarott. Warum hast du MICH verraten?!"
„Weil ich endlich frei sein will. Ich will nicht töten, ich will nicht, dass meine Kinder töten müssen, meine Enkel... ich will Frieden!", antwortete er fest. „Ich bin der Meinung, dass wir Freezer endlich die Stirn bieten müssen!"
Der Prinz knurrte ungeduldig. „Denkst du nicht, dass ich das längst getan hätte, wenn es irgendeinen Weg gäbe? Freezer ist stärker als wir! Wenn wir ihn jetzt angreifen, dann sterben wir alle! Dann wirst du niemals Kinder HABEN!!!"
„Ich will nicht mehr töten."
„Warum hast du es mir nicht gesagt? Warum hast du mich hintergangen?"
Kakarott sagte: „Weil du es nicht verstanden hättest. Außerdem wollte ich dich da nicht mit hineinziehen."
„Und was willst du jetzt tun?"
„Für meine Überzeugung sterben."
„Du dummer Sturkopf!!!", schrie Vegeta. „Verrate uns die Verstecke der Rebellen, dann kann ich dich retten. Wenn nicht dann werden sie dich hinrichten, hörst du? Hilf mir, damit ich dich retten kann!!"
Wieder lächelte Kakarott. Woher nahm er diese Kraft, und den Glauben an seine Überzeugungen? „Das kann ich nicht." Er stand auf und machte einen Schritt auf ihn zu. „Versteh doch, Vejita, ich..."
„Komm mir nicht zu nahe!", fauchte der Prinz und wich zurück als hätte sein Gegenüber eine ansteckende Krankheit. Kakarott stolperte, weil sein gebrochener Schwanz ihn nicht mehr im Gleichgewicht hielt, und fiel vor Vegeta auf die Knie. Es tat gut, ihn so zu sehen. Es tat gut, ihn ebenfalls zu verletzen, ihm etwas von dem zurückzuzahlen, was er getan hatte. „Komm... mir nicht... zu nahe...", sagte er noch mal.
Kakarott sah ihn mit flehenden Augen an. „Bitte Vejita, du darfst mich nicht hassen. Ich hatte nie die Absicht, dich zu hintergehen. Ich habe einfach an die Motive der Rebellen geglaubt."
Mit frostiger Stimme sagte Vegeta: „Du bist das letzte. Von mir aus verrotte hier und STIRB für deine Prinzipien!!!" Rückwärts verließ er die Zelle und schaute in die verzweifelten Augen des Mannes, den er bis zuletzt wie einen Bruder geliebt hatte, solange, bis sein Gesicht hinter der Tür verschwand. Mit zitternden Händen aktivierte Vegeta das Schloss.
„Mein Prinz? Ist alles in Ordnung?", fragte ein Wachmann, der wahrscheinlich durch sein Gebrüll alarmiert hergekommen war.
Mit jedem bisschen Haltung und Würde, das er sich noch bewahrt hatte, sagte Vegeta fest: „Ihr werdet ihn nicht mehr foltern."
„Aber..."
Wütend funkelte er den Saiyajin an. „Wenn ihm auch nur noch ein Haar gekrümmt wird, puste ich dich in die nächste Dimension. VERSTANDEN???"
„Ja... Verstanden, Vegeta-sama!"
Es dauerte nicht lange, bis König Vegeta sein Urteil gefällt hatte. Kakarott der Rebellenführer, so wurde es beschlossen, sollte öffentlich hingerichtet werden, als abschreckendes Beispiel und um die Rebellen ein für alle mal zu zerschlagen. Vegeta hatte trotz seiner harten Worte alles versucht, seinem alten Freund zu helfen und seinen Vater milde zu stimmen. Es hatte nichts genützt.
Die Frauen waren zutiefst entsetzt. Chichi weinte andauernd und auch Bulma saß ständig traurig auf dem Balkon und suchte nach einer Lösung, über die auch Vegeta sich den Kopf schon tausendmal zerbrochen hatte. Natürlich hatte sie auch versucht, ihn zu überreden, Kakarott zu helfen. Er hatte ihr erklärt dass es keine Möglichkeit gab und der Verräter sich nicht helfen lassen wollte.
Der Tag der Hinrichtung kam und Vegeta wurde von seinem Vater gezwungen, dem blutigen Ritual beizuwohnen, das im Innenhof des Palastes stattfinden sollte. Es waren überraschend viele gekommen, um dem beizuwohnen. Vegeta stand zusammen mit seinem Vater oben auf dem Balkon und beobachtete, wie der Hof sich füllte. Er war ganz ruhig, hatte sich scheinbar damit abgefunden.
Mit wachsamen Augen beobachtete er das „Publikum". Zweifellos waren auch Rebellen unter ihnen, gekommen um ihren Anführer zu befreien. Fast wünschte er sich, es würde ihnen gelingen, aber sein Vater hatte vorgesorgt. Sie würden es nicht schaffen. Kakarott würde hier und heute sterben.
Mit leerem Kopf sah er zu, wie sie Kakarott schließlich in die Mitte des Innenhofs brachten. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, sein nackter Oberkörper zeigte noch Spuren der grausamen Behandlung.
Vegetas Hände schlossen sich fest um die Brüstung des Balkons. Kakarott... Er war sein bester Freund gewesen. Der einzige, dem er wirklich vertraut hatte. Er hätte eigentlich enttäuscht sein müssen, und wütend, aber das einzige was er fühlte war Verzweiflung darüber, dass Kakarott sterben sollte. Vegeta hatte geglaubt, stark genug für das hier zu sein, aber so war es nicht. Könnte er doch nur irgendetwas tun, um Kakarott zu retten...
Der König begann zu sprechen. Im Publikum wurde es still. „Kakarott, Sohn des Bardock! Man hat dich als Verräter entlarvt, und deswegen wirst du heute sterben! Gibt es noch irgendwas, das du zu sagen hast?"
„Ja.", sagte Kakarott hoch erhobenen Hauptes und Vegeta richtete sich auf. „Ich glaube an das, wofür die Rebellen kämpfen! Sie werden auch ohne mich weitermachen und Freezer irgendwann herausfordern! Es gibt nur eins, was ich bedaure..." Er drehte den Kopf, suchte mit seinen dunklen Augen den Palast ab, bis er Vegeta entdeckt hatte. Sie sahen einander an. „Dass ich meinen besten Freund verraten musste. Es tut mir leid."
Die Augen des Prinzen weiteten sich. „Kakarott...", murmelte er. Er konnte den Blick des anderen nicht mehr ertragen und senkte den Blick. Verflucht. Es musste doch eine andere Lösung geben, es musste... Vegeta erschrak. Mit seinen scharfen Augen hatte er jemanden unter den Zuschauern entdeckt. Er hob den Arm und zischte: „Vater! Warte noch!" Ein junger Saiyajin, versteckt unter seiner Kapuze, drängelte sich durch die Menge nach vorne. Jemand hatte ihn angerempelt und nur für einen kurzen Moment hatte Vegeta seine Augen gesehen. Es war Radditz. Und der war sicher nicht gekommen, um sich seelenruhig mitanzusehen, wie sein Bruder starb. Natürlich, die ganze verdammte Familie war in dieses Komplott verstrickt gewesen, vielleicht mit Ausnahme von Hauptmann Bardock, der als einziger nach der Enttarnung seines Sohnes noch auffindbar gewesen war. Radditz und Tales hatte man jedenfalls seit dem nie wieder im Palast gesehen.
Vegeta begriff, dass Radditz vor hatte, seinen Bruder zu befreien. Mit geübten Augen streifte er über die Menge und fand auch noch den zweiten Bruder, der sich dem Gefangenen von der anderen Seite näherte. Sie sind gekommen, um ihm zu helfen! Sie werden ihn befreien! Zu seinem Erstaunen fühlte er eine Welle der Erleichterung über sich hinweg spülen. Seine Hände krallten sich an die Brüstung. Sollte er seinem Vater Bescheid sagen? Es war seine Pflicht als Prinz. Er musste doch...
Radditz hob den Kopf und hatte nun anscheinend Blickkontakt mit Kakarott. Der Rebellenführer war anscheinend keineswegs überrascht, seine Brüder zu sehen. Dann waren garantiert auch noch andere Rebellen hier. Gleich bricht hier die Hölle los, dachte Vegeta bei sich.
Es wäre ihm beinahe nicht aufgefallen. Kakarott schaute seinen Bruder an und fast unmerklich schüttelte er den Kopf. „Was zum...?", entfuhr es Vegeta. Radditz schien sofort zu verstehen, er hielt inne in seinem Vormarsch und in dem Moment blieb auch Tales wie angewurzelt stehen. Was war denn jetzt los? Schlagartig begriff er. Oh Gott, dieser unvorstellbare Narr!
„Gibt es etwas, Sohn?", fragte sein Vater. „Oder können wir das endlich hinter uns bringen?"
„Es ist... nichts...", krächzte Vegeta.
Der König hob den Arm, um den Befehl zu geben, Kakarott mit einem Ki-Blast zu töten. Vegeta schloss die Augen. Wie sollte er das mit ansehen? Wie sollte er tatenlos zusehen, wie sein bester Freund getötet wurde? Warum wehrte Kakarott sich denn nicht? Beim Kampf hatte der Prinz gesehen, wie stark er wirklich war, er hätte sich leicht befreien können, oder sein Ki erhöhen und so den Ki-Blast abfangen können! Aber Vegeta spürte nichts, Kakarott schien sein Ki sogar gesenkt zu haben. Warum nur? Warum??! Warum ließ er sich nicht helfen? Warum befreite er sich nicht? Warum hatte er Radditz und Tales zurückgepfiffen??
Vegeta erschrak, als er die Antwort erkannte. Kakarott tat es für ihn!! Wenn er sich befreit, werden alle von mir erwarten, dass ich ihn aufhalte. Dann geht alles von vorne los, wir müssen kämpfen. Entweder muss ich ihn töten, oder... oder er besiegt mich und demütigt mich damit vor dem ganzen Land. Und das will er vermeiden. Er will weder dass ich ihn töten muss, noch will er mich demütigen. Oh, Kakarott!!!
Der Prinz öffnete seine Augen. Die Hand des Vollstreckers leuchtete schon, und immer noch war Kakarott's Ki verschwindend gering. „Nein...", murmelte Vegeta. Und dann feuerte der Saiyajin den Ki-Strahl ab. „NEIIIIIIINN!!", brüllte er und sprang auf. Sein Vater versuchte, ihn aufzuhalten aber sein Sohn war zu schnell für ihn. Der junge Prinz stürzte sich vom Balkon und flog auf den Gefangenen zu. Bitte, lass es mich noch schaffen!!
Und er schaffte es, im allerletzten Moment. Er warf sich vor Kakarott und dachte erst jetzt daran, sein Ki zu erhöhen und eine Aura um sich herum aufzubauen. Es reichte nicht ganz. Er riss die Arme hoch und fing den Ki-Blast mit bloßen Händen ab. Er wurde nach hinten gedrückt und schrie auf, als die pure Energie sich durch seine Handschuhe fraß und seine Handflächen verbrannte. Dann hatte der andere keine Kraft mehr und der Ki-Strahl versiegte.
Vegeta ließ die Arme sinken. Auf einmal war es totenstill auf dem Platz.
Entsetzt schaute er sich um, blickte in überraschte, entsetzte und auch wütende Augen. Was hatte er getan? Er, der Prinz, hatte sich einer Anweisung seines Vaters widersetzt und einen zum Tode verurteilten Verräter und noch dazu den Anführer der Rebellen gerettet! Hinter ihm kam von Kakarott ein entsetztes: „Vejita..."
Er musste sich etwas einfallen lassen. Sonst würde er für immer sein Gesicht verlieren. Vegeta räusperte sich und sagte dann mit schneidender Stimme: „Ich habe meine Meinung geändert! Dieser Mann wird nicht hingerichtet werden. Das Königshaus fürchtet sich nicht vor den Rebellen." Er drehte sich demonstrativ zu Kakarott um und sagte: „Der Tod ist eine viel zu gnädige Strafe für dich. Hiermit verbanne ich dich, du Verräter. Du wirst dich niemals mehr im Hoheitsgebiet der königlichen Familie blicken lassen. Du wirst dein Hab und Gut, alles was dir etwas bedeutet hat, zurücklassen und für den Rest deines erbärmlichen Lebens einsam sein! Du wirst dein Leben fristen in den alten Ländern der Tsufurujin, denn wenn du jemals in unser Gebiet zurückkehrst, dann wirst du getötet!" Noch immer war es Totenstill. Hatte es funktioniert? Vegeta warf den Wachen einen scharfen Blick zu. „Lasst ihn frei."
Fassungslos starrte Kakarott Vegeta an, während die Wachen die Fesseln um seine Handgelenke lösten. Man drückte ihm einen Mantel in die Hand, der von nun an sein einziger Besitz sein würde. „Vejita...", sagte er unhörbar, der Prinz konnte seinen eigenen Namen von den Lippen des Verbannten lesen. Er hätte Kakarott so gerne Lebwohl gesagt, denn dass sie einander nie mehr wieder sehen würden, stand wohl fest. Aber es sahen zu viele Leute zu. Er nickte fast unmerklich mit dem Kopf. Kakarott verstand. Er schlang er sich den Mantel um den Körper und tauchte in der Menge unter.
Lebwohl, Kakarott... Ich wünsche dir trotz allem Glück.
„Du undankbarer kleiner Bastard!" König Vegeta tigerte wütend im Raum hin und her. „Wie kannst du es wagen, öffentlich meine Befehle zu missachten und mich zu demütigen??"
„Vater. Keiner wusste, wer Kakarotts Tod befohlen hatte. Dafür hast du doch gesorgt.", entgegnete Vegeta kühl.
„Das gibt dir nicht das Recht, dich über meine Befehle hinwegzusetzen!"
Vegeta knurrte. „Ich bin der Prinz. Das gibt mir durchaus das Recht dazu! Ich wollte ihn am Leben lassen, und es ist mir egal was du darüber denkst, Vater. Du hättest ja was dagegen sagen können, aber dazu hattest du nicht den Mut. Denn dann hätte das Volk unsere Schwäche gesehen, nicht wahr?"
„Ich werde dafür sorgen, dass so was nicht noch mal passiert! Ich habe bereits mit den bedeutendsten Häusern des Planeten Verbindung aufgenommen. Eine Frau für dich ist bereits ausgesucht, sie ist im Moment auf einer Mission aber es schon bald kommt sie zurück und dann wirst du verheiratet!"
Der Prinz wollte etwas dagegen sagen, protestieren, aber er hatte sowieso keine Chance. Früher oder später würde das Volk nach einem Erben verlangen. Wozu das ganze noch hinauszögern?
Sein Vater schaute ihn aus funkelnden Augen an. „Und eins lass dir gesagt sein, mein Sohn! Sollte ich diesen Verräter jemals wieder auf unserem Gebiet oder gar in der Nähe des Palastes antreffen, dann werde ich ihn eigenhändig töten und dir seinen Leichnam zur Hochzeit schenken! Ist das klar?!"
„Natürlich Vater. Versuch es ruhig. Kakarott würde dich wie ein lästiges Insekt zertreten.", zischte Vegeta, fuhr auf dem Absatz herum und verließ eilig den Raum. Oh wie er diesen Mann hasste!!
Einsam saß Vegeta auf seinem Bett und starrte nach draußen in die Dunkelheit. Er vermisste seinen Freund, seinen engsten Vertrauten. Er hatte es nicht geschafft, heute zu trainieren. An wem sollte er seine Kräfte denn auch messen? Keiner war ihm gewachsen.
Die Tür öffnete sich und lenkte ihn für einen Moment von seinen trübsinnigen Gedanken ab. Bulma steckte den Kopf durch den Türspalt. Sie hatte den Tag bei Chichi verbracht und versucht, sie zu beruhigen. Sie wusste noch gar nicht, dass Kakarott nicht tot war. „Vegeta...", sagte sie. „Kann ich reinkommen?"
Er nickte finster. Bulma kam langsam zu ihm ans Bett, und er war ihr sehr dankbar, dass sie das Licht nicht anmachte. Er sehnte sich im Moment nach Dunkelheit, so wie es auch in seinem Herzen nun dunkel war. Sie setzte sich zu ihm und schaute ihn mit großen Augen an. Noch ehe sie fragen konnte, sagte er tonlos: „Er lebt. Er lebt und es geht ihm gut."
Bulma atmete ruckartig ein und presste sich dann die Hand vor den Mund. Vegeta war überrascht zu sehen, dass auf einmal Tränen über ihr Gesicht liefen. „Gott sei Dank...", schluchzte sie. „Oh ich bin so froh..."
Der Prinz wusste nicht, wie er reagieren sollte und legte hilflos einen Arm um sie. Als sie sich an ihn lehnte begriff er, dass es genau das war, was sie brauchte. Ihnen allen hatte diese Situation sehr zugesetzt, nur hatte er nie gelernt, seine Gefühle offen zu zeigen. Sie schmiegte sich an seine Brust und weinte ein bisschen. Vegeta sah auf sie herab und horchte in sich hinein, aber er hatte keine Tränen mehr für seinen Bruder, der nun die Mauern des Palastes nie mehr überschreiten und das Mädchen, an das er sich gebunden hatte nie wieder sehen würde. Er war nur irgendwie froh, dass er sie hatte.
Schon sehr bald versiegten ihre Tränen und sie wischte sich übers Gesicht. Sie nahm seine Hand und dabei bemerkte sie etwas. Sie nahm seine linke Hand in ihre und schaute sich die Handfläche an. Ein entsetzter Laut kam über ihre Lippen. „Vegeta! Deine Handflächen sind ja ganz verbrannt!" Sie sprang sofort auf und rief als sie ins Bad lief: „Ich hole schnell Verbandszeug!"
„Bulma...", rief er halbherzig hinter ihr her, aber sie würde sich sowieso nicht aufhalten lassen.
Sie kam mit den weißen Stoffstreifen zurück und setzte sich wieder zu ihm. Gebannt sah er zu, wie sie seine großen Hände in ihre kleinen nahm und sie mit geübten Fingern verband. In ihm kam dieses merkwürdige Gefühl der Wärme auf, das er schon einmal mit ihr erlebt hatte. Er fühlte Dankbarkeit darüber, dass er sie hatte, dass sie ihm so bedingungslos vertraute. War das Zuneigung? Oder war es mehr?
Als sie fertig war, schaute sie ihn an und fragte: „Was ist passiert?"
Er wich ihrem Blick aus. „Sie wollten ihn töten. Ich konnte ihn nicht so sterben lassen, ich konnte es einfach nicht." Er erzählte ihr in kurzen, knappen Worten, was passiert war und sie hörte ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen.
Dann, als er geendet hatte, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und flüsterte: „Ich bin froh, dass du ihn gerettet hast. Ich habe gewusst, dass du ein gutes Herz hast."
„Du verstehst das nicht!", sagte er unwirsch und schob sie weg. „Er wurde verbannt, nun kann er nie mehr in unser Land zurückkehren. Wir werden ihn niemals wieder sehen."
Sie lächelte ihn traurig an. „Mag sein. Aber Kakarott ist mein Freund und ich bin einfach nur froh, dass er noch am Leben ist." Sie stand langsam auf. „Ich gehe und rede mit Chichi. Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?"
„Mh.", machte er und nickte.
Chichi nahm die Nachricht nicht sehr gut auf. Sie war natürlich erleichtert, dass man Kakarott verschont hatte, aber das hieß gleichzeitig, sie würde ihn niemals wieder sehen. Sie weinte die ganze Zeit, wie Bulma Vegeta berichtete. Allein der Prinz wusste, dass das längst nicht alles bleiben würde. Kakarott, dieser Narr, hatte sich an sie gebunden, und dieses Ritual galt nicht umsonst als gefährlich. Wenn man 2 Saiyajin nach so einem Ritual trennte, dann überlebten die das für gewöhnlich nicht. Natürlich hatte er das Bulma nicht gesagt. Das hier war auch ein Ausnahmefall, Chichi war ein Mensch, ihre telepathischen Fähigkeiten waren weit weniger ausgebildet als die der Saiyajin, vielleicht wirkte sich das jetzt zu ihrem Vorteil aus.
Nichtsdestotrotz würde sie leiden. Aber er konnte es nicht ändern. Er hatte alles für Kakarott getan, was in seiner Macht gestanden hatte.
Zu seinem Glück hatte er nicht sehr viel Zeit zum Nachdenken. Wie es ihm sein Vater angekündigt hatte, stand die Ankunft seiner Braut kurz bevor, und es galt nun einige Dinge zu erledigen. Vegeta freute sich fast darüber, hielt ihn diese Arbeit doch zumindest vom Nachdenken ab.
Nur abends, wenn er neben Bulma im Bett lag und hoch zu den Sternen schaute, dann fragte er sich, was Kakarott wohl nun machte, und ob sie einander doch irgendwann einmal wieder sehen würden.
Mit fiebrig glänzenden Augen schaute sie ihn an. Ihre Wangen waren leicht gerötet, die Augen halb geschlossen. Ihre Haut glänzte von den kleinen Schweißperlen, die sie bedeckten. Sie schaute auf ihn herab und bewegte sich vorsichtig nach vorne, trieb ihn damit fast in den Wahnsinn. In seinem Bauch tobte ein seltsamer Schmerz, den er sich nicht erklären konnte.
Sie öffnete den Mund und ein leiser Laut kam über ihre Lippen. Er lächelte und hob den Kopf um diese süßen Lippen zu kosten. Sie öffnete den Mund und er ließ seine Zunge hinein gleiten. Die Gefühle, die dabei über ihn hereinströmten, brachten ihn fast um den Verstand.
Immer schneller trieben sie beide auf den unvermeidlichen Höhepunkt zu, im Schutz der Dunkelheit, nur unter dem Licht eines neuen Mondes. Er wünschte sich, dieser Moment würde nie enden. Sie beugte den Kopf und ihr schwarzes Haar strich über seine nackte Brust. „Ich liebe dich.", flüsterte sie.
Er wollte ihre Worte erwidern, aber aus seinem Mund kam kein Ton. Immer schneller wurden ihrer beider Bewegungen, immer unkontrollierte die leisen Laute, die aus ihrem Mund drangen. Er legte seine Hände auf ihr Gesicht und flüsterte: „Ich will dich nicht verlassen."
Sie öffnete den Mund um zu antworten. Eine Schweißperle tropfte von ihrem Gesicht auf seine Stirn. „Ich... Ich..."
Mit einem Ruck setzte er sich im Bett auf. Im ersten Moment begriff er gar nicht, wo er war, und tastete unruhig nach ihr. Dann begriff er, dass sie nicht da war, und erinnerte sich auch daran, wo er sich befand. Er würde sie nie wieder sehen. Das war nur ein Traum gewesen, ermöglicht durch ihrer beider Verbindung, aber dennoch nichts weiter als ein Schatten, ein Hirngespinst, das ihn unmöglich zufrieden stellen konnte.
Die Tür öffnete sich und eine hochgewachsene Gestalt die ihm verdammt ähnlich sah, näherte sich. „Ah, Kakarott, gut dass du wach bist. Wie fühlst du dich, Bruder?"
„Beschissen, und noch viel schlimmer.", murmelte Kakarott und ließ sich zurück ins Bett fallen. „Ich war bei ihr, im Traum. Tales, ich halte es nicht mehr aus ohne sie."
„Das wirst du müssen, Kakarott! Du wurdest verbannt, du darfst sie nie mehr wieder sehen. Wenn du dich im Palast blicken lässt, töten sie dich, soviel ist sicher."
Kakarott seufzte. „Das kann ich nicht akzeptieren. Das bringt mich noch um." Er setzte sich auf und griff nach seinen Sachen. „Ich werde es riskieren, Tales. Ich besuche Chichi!"
Nächstes Kapitel: Ungebetene Gäste
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An Biest: hab mich über deinen Review sehr gefreut aber ich hab nicht nicht geantwortet weil ich drauf gewartet hab, sondern weil ich im Moment ziemlich im Stress bin. Jetz werde ich dir natürlich zurückschreiben weil ich bei meinem Gedächtnis wahrscheinlich nie dran denke, aber glaub nicht ich antworte dir nur wegen dem Review und hätte dich sonst ignoriert...
