Kapitel 17: Rivalinnen
Am Morgen danach saßen Bulma und Chichi zusammen in Kakarotts Zimmer. Chichi hatte bereits von ihrer Begegnung mit Kakarott berichtet, als Bulma ihr erzählte, dass Vegeta eine Braut hat und sie schon mit ihr Bekanntschaft gemacht hatte.
Aber Chichi merkte, dass sie noch etwas auf dem Herzen hatte. „Du bist so still, Bulma. Was ist los?"
Ihre Freundin senkte den Kopf. „Wegen dieser Peaches haben Vegeta und ich… uns so sehr gestritten. Er hat wirklich vor die zuheiraten. Was soll denn aus mir werden?"
„Nimm es nicht so schwer, Bulma. Du weiß doch, dass er das nur tut, weil es als Prinz seine Pflicht ist. Ich weiß genau dass er dich liebt."
„Aber es reicht mir nicht, nur die Geliebte zu sein und neben einer Furie wie Peaches zu leben. Außerdem… hat sie mich bedroht."
„Sie hat was??", entfuhr es Chichi.
Bulma erwiderte: „Sie hat mir gedroht mich umzubringen, wenn ich Vegeta nicht aufgebe. Ich fürchte mich vor dieser Frau, sie ist gefährlich."
„Mein Gott. Du musst Vegeta davon erzählen! Er wird sie schon zurückpfeifen!"
„Nein!" Entschlossen schüttelte Bulma den Kopf. „Ich will nicht dass er es erfährt. Ich will einfach nur weg von hier… ich hab genug. Ich glaube nicht, dass ich gewinnen kann."
„Warum kommst du denn dann nicht mit?", fragte Chichi enthusiastisch. „Kakarott hat gesagt, Vegeta würde mich vielleicht zur Erde schicken! Vielleicht kannst du ihn bitten, dass er dich mitkommen lässt! Dann kannst du ihn endlich vergessen."
Bulma horchte auf. „Zur Erde? Meinst du er macht das?", fragte sie unsicher. Dabei wusste sie nicht mal, ob sie das überhaupt noch wollte. Allein die Vorstellung, dort in ihr altes Leben zurückzukehren, schnürte ihr die Kehle zu. Sie vermisste ihre Eltern, aber es gab da noch eine andere Sehnsucht, und die zog sie unwillkürlich zum dunklen Prinzen von Vegeta-sei.
Andererseits hatte sie zu viel Stolz, um Vegeta zu teilen. Zumindest in der Hinsicht war sie Peaches ähnlich. Bulma traf eine Entscheidung. Sie würde Vegeta nichts von der Morddrohung erzählen und stattdessen ihn bitten, auf die Erde zurückkehren zu dürfen. Sie hatte einfach keine Kraft, um gegen Peaches einen hoffnungslosen Kampf zu kämpfen. Vegeta würde sich sowieso für die andere entscheiden, einfach weil es seine „Pflicht" war, und die ewige zweite wollte sie sicher nicht sein.
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Wütend tigerte Vegeta im Thronsaal auf und ab. Diese Peaches war noch keinen vollen Tag hier und schon machte sie ihm das Leben schwer. Sie war eine typische Saiyajin – Besitz ergreifend, eifersüchtig, kompromisslos.
Sie verlangte von ihm, dass er seine Frauen aufgab. Generell hatte Vegeta damit kein Problem, seit Bulma da war, hatte er sowieso keine von ihnen mehr zu sich geholt. Aber Peaches machte keine Kompromisse. Sie sah in Bulma eine Rivalin und verlangte, die Menschenfrau aus dem Palast zu verbannen. Aber Vegeta sah das gar nicht ein. Peaches mochte die zukünftige Königin sein, aber er hatte hier immer noch das Sagen. Bulma würde bleiben, und Peaches würde sich damit abfinden müssen.
Aber da war ja auch noch Kakarotts Weib. Mit einer eifersüchtigen Königin und dem Liebhaber irgendwo in der Verbannung hatte sie sicher keinen leichten Stand und ihre Anwesenheit machte Vegeta nur unnötige Probleme, da sie offiziell ja jetzt wieder ihm gehörte. Ihm fiel nur eines ein, nämlich die Frau zurück zu ihrem Heimatplaneten zu schicken. Kakarott hatte diese Idee mal angedeutet bevor er enttarnt worden war, damals hatten sie beide über Vegeta's bevorstehende „Heirat" gesprochen.
Eigentlich war das keine so schlechte Idee. Er hatte den Planeten ja immerhin extra wegen dieser Frauen verschonen lassen. Zumindest das Problem Chichi würde sich damit erledigen.
Als die Tür zum Thronsaal sich öffnete und Bulma den Raum unter den wachsamen Augen der Palastwache betrat, kam es ihm ganz recht. Er begrüßte sie mit einem Kopfnicken, aber sie sah noch wütend aus. „Kann ich mit dir reden, Vegeta?", fragte sie.
Er nickte. Mit einer Handbewegung schickte er seine Leute aus dem Raum, und einmal mehr fragte er sich, wie weit es mit ihm gekommen war, dass er auf jedes Wort von ihr so reagierte. Es war fast als wäre sie seine Frau, mit fast ebensoviel Macht wie er selbst. In jedem Fall hatte sie Macht über ihn, musste er sich eingestehen. „Was willst du?", fragte er schroff.
„Es geht um deine Zukünftige.", antwortete sie. Das letzte Wort hatte sie beinah widerwillig hervorgebracht. „Du hast ja gesehen dass sie etwas gegen mich hat. Was wirst du jetzt tun?"
„Du bleibst hier. Peaches wird sich daran gewöhnen müssen."
Ihre Augen funkelten böse. „Ich will aber nicht hier bleiben! Ich habe dir schon mal gesagt, nur die zweite Frau zu spielen das reicht mir nicht!!"
„Und ich habe dir gesagt dass ich keine andere Wahl habe! Oder soll ich deinetwegen auf den Thron verzichten?", fragte er sie. „Ich müsste den Planeten verlassen!"
„Das will ich nicht.", murmelte sie. „Aber ich kann nicht hier bleiben. Das ist mir zu schmerzhaft, immer nur die zweite zu sein. Bitte, Vegeta. Lass mich mit Chichi zur Erde zurückkehren!"
„Nein! Du bleibst hier, und darüber gibt es keine Diskussion." Er wusste, dass es egoistisch war. Aber er war der Prinz, warum sollte er nicht egoistisch sein? Er wollte diese Frau besitzen und er würde nicht zulassen, dass sie ihn verließ. Sie gehörte ihm, ihm ganz allein.
„Du egoistisches Arschloch!", schrie Bulma und stürmte zur Tür. „Wenn es sein muss dann baue ich mir mit meinen eigenen Händen ein Raumschiff zusammen! Hier bleibe ich jedenfalls nicht. Ich fliege zur Erde und wenn es das letzte ist, was ich tue!!!" Mit einem lauten Krachen flog die Tür ins Schloss. Vegeta seufzte. Jetzt musste er sich nicht nur mit Peaches herumstreiten, sondern auch noch eine wütende Bulma ertragen.
Apropos Peaches… die Türen des Thronsaales flogen auf und eben jene betrat schwungvoll den Raum. „Vegeta.", sagte sie erfreut und stolzierte auf ihn zu. Vegeta seufzte innerlich. Diese Frau war der reinste Alptraum. Und mit dieser… Furie… sollte er den Rest seines Lebens verbringen? Selbstbewusst baute sie sich vor ihm auf. „Es freut mich, dass du dich entschlossen hast, deine Frauen freizulassen. Mir wäre es zwar lieber gewesen, aus ihnen noch etwas Profit zu machen, aber Hauptsache, sie kommen mir nicht mehr in die Quere. Und was ist mit der Menschenfrau? Schickst du sie auch weg?"
„Nein. Sie bleibt hier.", er beobachtete ihre Reaktion ganz genau. Für einen Augenblick entglitten ihr die Gesichtszüge, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. „Und bevor du etwas dazu sagst... ich bin hier der Prinz und ich entscheide. Wenn du es wagst, meine Entscheidungen in Frage zu stellen, wirst du es bereuen. Du bist meine zukünftige Frau, und ich werde tun was meine Pflicht ist. Aber wenn du versuchst mir Vorschriften zu machen oder mich zu hintergehen, dann werde ich nicht zögern, dich aus dem Weg zu räumen. Ich würde mich über so eine Gelegenheit sogar sehr freuen. Ist das klar?"
„Du hast Recht, ich bin die zukünftige Königin! Und ich VERLANGE, meinen König für mich alleine zu haben!"
Vegeta lachte. „Du hast hier gar nichts zu verlangen, Peaches. Was du willst interessiert mich einen feuchten Dreck." Er drehte sich um und machte Anstalten, sie einfach so stehen zulassen.
Aber offensichtlich hatte er mit seinen Worten das Fass zum überlaufen gebracht. Peaches packte ihn an der Schulter, riss ihn herum und hieb ihm mit voller Wucht die Faust ins Gesicht. Der Prinz spürte den Schmerz kaum. Aus einem Reflex heraus riss er den Arm hoch und schlug ihr ebenfalls erbarmungslos ins Gesicht. Peaches knallte auf den Boden, Blut schoss aus ihrer Nase. Lächelnd schaute er auf sie herab. „Leg dich nicht mit mir an, Weib." Er wischte sich den dünnen Strom von Blut vom Kinn und wartete auf ihre Reaktion. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihn schlagen würde. Aber eigentlich passte es zu ihr. Er grinste. Unter anderen Umständen hätte diese Frau ihm sogar gefallen können. Aber nun gab es Bulma in seinem Leben, und so wie für sie würde er nie mehr für eine Saiyajin fühlen können.
Peaches rappelte sich auf und spuckte ihm vor die Füße. Jedem anderen hätte er dafür den Kopf abgerissen, aber in diesem Fall war es nur ein Ausdruck ihrer Niederlage. Sie wagte es nicht, ihn noch mal anzugreifen. Und dieser Triumph schmeckte besser, wenn sie am Leben blieb. Mit hoch erhobenem Kopf stürmte Peaches aus dem Raum und Vegeta feierte seinen Sieg.
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Vollmond. Hellwach lag Vegeta in seinem riesigen Bett und starrte nach draußen. So ein beschissener Tag! Wie konnte es sein, dass ausgerechnet er, der Prinz der Saiyajin, in einer Vollmondnacht allein im Bett lag? Verdammt!
Bulma sprach noch immer nicht mit ihm. Sein Stolz hatte ihn auch weiterhin davon abgehalten, den ersten Schritt zu tun. Aber sie konnte sich ihm nicht ewig verweigern, sie hatte keine Wahl! Er würde sie jedenfalls nicht gehen lassen, und hier im Palast hatte sie sonst niemanden. Chichi würde er schon bald zur Erde schicken, dann würde Bulma hier ganz allein sein und dann würde sie zu ihm zurück gekrochen kommen!
Die Tür öffnete sich und Vegeta richtete sich auf. „Bulma?", fragte er leichtsinnigerweise und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als er den ungebetenen Gast erkannte. „Peaches! Was tust du hier?!"
Als er sah, dass sie fast nichts anhatte, erübrigte sich die Frage. Trotzdem schloss sie die Tür hinter sich und antwortete: „Ich wollte nur meinen Prinzen besuchen."
„Verschwinde.", sagte er ungerührt.
Natürlich ließ sie sich davon nicht abhalten und kam statt dessen zu ihm ans Bett. „Ihr seid an Vollmond allein, mein Prinz?", fragte sie. „Das ist meine Schuld, weil darauf bestanden habe, die Frauen fortzuschicken. Aber ich werde euch dafür entschädigen, keine Angst." Er schaute sie kühl an. Glaubte sie, ihn mit diesen geheuchelten Worten beeindrucken zu können?
Sie setzte sich auf das Bett. Vegeta rührte sich nicht. Diese Frau war nicht sein Geschmack. Er sehnte sich nur nach dem sonderbaren Duft der Menschenfrau, danach, durch ihr blaues Haar zu streicheln, und....
„Denk nicht an sie, Vegeta.", raunte Peaches. „Keine Angst, ich werde dafür sorgen, dass du sie vergisst!" Sie kletterte auf das Bett schlang ihre Arme um seinen Hals. Ihr beinah nackter Körper drückte sich an ihn, und er konnte nicht behaupten, dass sie ihm egal war. Es war Vollmond, und SO sehr hatte er sich nicht unter Kontrolle, dass er eine fast nackte Saiyajinfrau hätte abweisen können, wo die Alternative darin bestand, sich einsam und allein die ganze Nacht im Bett hin und her zu wälzen.
Sie zerrte am Oberteil seines Kampfanzugs und zog es ihm dann über den Kopf. Danach drückte sie ihn nach hinten, bis er wieder auf dem Bett lag, und setzte sich rittlings auf ihn. Vegeta verhielt sich ruhig. Diesen Triumph wollte er ihr nicht überlassen. Sie hatte keine Kontrolle über ihn. Sie war eine Fremde, die man für ihn als Braut ausgesucht hatte, nicht mehr und nicht weniger. Aber Peaches war sich ihres Sieges bereits sicher. Sie beugte sich runter, um mit geübten Fingern über seine nackte Brust zu streichen, dann mit ihren Lippen seinen Hals zu erkunden, bis sie schließlich versuchte, ihn zu küssen.
Aber jetzt drehte Vegeta den Spieß um. Bevor sie es überhaupt richtig begriffen hatte, schob er sie von sich runter. Bevor sie sich aufrichten konnte, war er über ihr, seine Knie links und rechts von ihrem Körper, seine Arme hielten ihre fest. „Du kannst mich nicht manipulieren, Peaches.", raunte er. Aber eigentlich war es nicht die Wahrheit. Sie hatte ihn längst eingefangen in ihrem Netz. Es war Vollmond, und er konnte ihr nicht widerstehen.
Er packte ihr Oberteil, ein Hauch von Nichts, und riss es ihr vom Körper. In ihren Augen las er, dass dies genau das war, was sie wollte. Natürlich. Ein Kind von ihm würde ihre Position nicht nur stärken sondern sie endgültig zur zukünftigen Königin machen. Aber warum auch nicht, früher oder später musste er sowieso einen Erben mit ihr zeugen. Wieso also nicht jetzt?
Seine Hände erkundeten diesen fremden Körper und Peaches stöhnte leise unter seinen fordernden Berührungen. Ja, er wollte sie, hier und jetzt, alles andere war ihm völlig egal! Sie drängte sich ihm entgegen, spürte seine Erregung und endgültiger Triumph flammte in ihren Augen auf. Vegeta beugte sich runter, um ihren Hals zu küssen, und dann wurde er von seinen Instinkten überwältigt. Er bleckte die Zähne, bereit, sie zu beißen, denn sein Körper, seine Hormone, drängten ihn dazu. Sie war eine würdige Gefährtin, nicht wahr? Warum sollte er sich nicht an sie binden? Es war Vollmond. Und sie seine zukünftige Königin.
Er öffnete den Mund, bereit, zuzubeißen, als plötzlich... blaue Augen. Er sah Bulma's blaue Augen vor sich, und hörte sie sagen: „Es reicht mir nicht, immer die zweite zu sein! Wenn du mit mir zusammen sein willst, musst du dich entscheiden!"
„Scheiße!", zischte Vegeta und richtete sich auf.
Peaches sah ihn überrascht an. „Was ist?", fragte sie.
„Ich kann das nicht.", knurrte er und kletterte vom Bett. Ihm war ganz egal was sie jetzt denken musste. Diese Schlampe interessierte ihn nicht.
„Warte!", rief sie und versuchte, ihn festzuhalten. Ungeduldig riss er sich los und verließ den Raum.
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Auch Bulma lag noch wach. Schon seit Tagen konnte sie nicht mehr schlafen. Nachts grübelte sie über wilde Pläne nach, sowohl Möglichkeiten, um den Planeten zu verlassen, als auch um Peaches auszubooten und wieder mit Vegeta zusammenzukommen. Nichts davon hätte auch nur eine kleine Chance gehabt, in die Tat umgesetzt zu werden, aber der Gedanke an Vegeta ließ sie einfach nicht los. Sie liebte ihn, das ließ sich nicht leugnen. Aber gerade deswegen musste sie weg von ihm, vom Palast, von diesem Planeten. Sie brauchte Abstand, und eine Chance, etwas Neues zu beginnen. Ihn dauernd zu sehen war zu schmerzhaft.
Was sollte sie bloß tun? Sie stand auf, vorsichtig, um Chichi nebenan nicht zu wecken, und ging zum Fenster. Traurig schaute sie nach draußen. Wie schön war es gewesen, als er ihr die Stadt gezeigt hatte. Damals war auch Vollmond gewesen. Vollmond... war er sehr einsam heute Nacht?
Vielleicht sollte sie doch zu ihm gehen. Sein Zimmer war nicht weit entfernt. Und sie wusste, dass auch er sich mit ihr versöhnen wollte, auch wenn er zu stolz dazu war. Es war eigentlich so einfach, sie musste nur zu ihm gehen, dann würde alles gut werden... nein, nicht alles. Peaches würde bleiben.
Aber er würde sie wieder in die Arme nehmen und für eine Weile wäre ihre Welt wieder in Ordnung... Barfuss schlich sie zur Tür, doch dann zögerte sie.
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Vegeta stieß einen ziemlich fiesen, saiyanischen Fluch aus. Was war bloß los mit ihm? Diese Frau geisterte in seinem Kopf herum, und er konnte nichts dagegen tun. Trotz Vollmond beherrschte sie seine Gedanken, sie war alles, was er wollte. Er fluchte noch mal, als er merkte, wohin er instinktiv gegangen war. Er stand vor ihrer Tür.
Vielleicht sollte er doch...
Aber er war ein Prinz. Sein Vater hätte ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt, hätte er gewusst dass er auch nur daran dachte, zu einer Frau gekrochen zu kommen, noch dazu zu einer Menschenfrau. Er seufzte leise. Er konnte es nicht. Er war einfach zu stolz. Er würde sich diese Blöße nicht geben, er konnte es einfach nicht.
Zögernd legte er die flache Hand auf die Tür.
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Traurig lehnte Bulma sich gegen die Tür. Sie konnte es nicht. Es würde sie nur noch trauriger machen und den unaufhaltsam näher kommenden Abschied nur noch verschlimmern. Sie durfte ihn nicht wieder sehen. Sie musste ihn aus ihren Gedanken streichen.
Und trotzdem wäre sie gern einfach durch diese Tür gegangen. Er hätte sie sicher mit offenen Armen empfangen.
Aber sie tat es nicht. Langsam schlurfte sie zurück zum Bett und legte sich hin. Eine weitere schlaflose Nacht lag vor ihr.
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Stumm drehte Vegeta sich um. Vielleicht war es besser so. Schlafen würde er sowieso nicht mehr können. Er würde einfach eine nächtliche Trainungseinheit einlegen. Vielleicht würden ihre blauen Augen dann endlich aus seinem Kopf verschwinden. Wenigstens für ein paar Stunden.
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Zehn Tage nach Peaches' Ankunft hatte sich die Situation nicht wirklich verbessert. Bulma und Vegeta sprachen nicht mehr miteinander, er war zu stolz um den ersten Schritt zu tun, und sie würde ihm erst verzeihen, wenn er ein Zugeständnis machen würde. Unterdessen hatte Vegeta beschlossen, Chichi wirklich zur Erde zu schicken. Wie es so seine Art war, hatte er sie vorher natürlich nicht nach ihrer Meinung gefragt, aber als er es ihr gesagt hatte, hatte sie ihm nicht widersprochen. Eigentlich war sie sogar froh gewesen, dass er ihr die Entscheidung abgenommen hatte.
Den tränenreichen Abschied von Bulma hatte Chichi bereits hinter sich gebracht. Sie waren hier auf Vegeta-sei bessere Freundinnen geworden als eine von ihnen es je gedacht hatte. Sie würde ihre Freundin so sehr vermissen. Deswegen hatte sie sich schon heute Morgen verabschiedet. Sie wollte keine lange Abschiedsszene mehr bei ihrem Abflug, sonst hätte sie es sich vielleicht anders überlegt. Und Bulma musste ja hier bleiben, Vegeta hatte es so befohlen. Er war so ein egoistisches Arschloch!
Beim Abschied hatte Chichi zu Bulma gesagt: „Keine Angst, wenn ich nach Hause komme dann sage ich Yamchu und den anderen Bescheid. Dein Vater baut ein Raumschiff, und dann..."
„Nein!", hatte Bulma sie unterbrochen. „Das will ich nicht. Sag meinen Eltern, dass es mir gut geht. Wenn ihr herkommt, dann geratet ihr alle in Gefahr. Ich werde selber zur Erde kommen, so oder so. Vielleicht erlaubt es Vegeta nach der Hochzeit ja doch noch."
Chichi glaubte allerdings nicht daran. Aber Bulma hatte Recht. Keiner von der Erde war stark genug, gegen Vegeta anzukommen, geschweige denn gegen eine ganze Horde von Saiyajin. Alles was sie tun konnte war darauf hoffen, dass Bulma einen Weg fand, Vegeta zu entkommen.
Nun stand sie zusammen mit Vegeta draußen auf der Startrampe für die Space Pods. Sie fühlte sich komisch. Einerseits fast ungeduldig, sie freute sich auf ihren Vater und ihre Heimat, aber andererseits auch traurig. Dieser Palast war fast so was wie ein zu Hause geworden, und sie wollte Bulma als beste Freundin nicht verlieren, und... und außerdem war da noch das Kapitel Kakarott. Die ganze Zeit über hatte sie gehofft, ihn doch noch wieder zu sehen. Dass er vielleicht doch noch gekommen wäre, um sie mitzunehmen.
Die Tür des Space Pod öffnete sich zischend und Vegeta bedeutete ihr mit einer Armbewegung, sich hineinzusetzen. Chichi zögerte. Der Prinz hatte noch kein Wort zu ihr gesagt, außer einem schroffen „Es ist Zeit", als er sie abgeholt hatte. Bulmas Anblick hatte ihn vielleicht irritiert. Die zwei benahmen sich seltsam in der letzten Zeit, es war so als wollten sie sich versöhnen, aber keiner wagte es, den ersten Schritt zu machen.
Sie schaute ihn an. „Also ist es wohl Zeit, was?", seufzte sie. „Bitte, versöhne dich wieder mit Bulma. Sie leidet unter dieser Sache genauso wie du." Er runzelte die Stirn, aber inzwischen wusste sie, dass er ein kluger Mann war und auch wenn er sich nach außen hin so gab als würde er niiiemals den Rat eines anderen annehmen, so hörte er doch genau zu. „Vegeta... so seltsam es klingen mag... ich bin froh, dass es uns auf diesen Planeten verschlagen hat. Ich war eine zeitlang wirklich glücklich mit Kakarott. Und du hast Bulma glücklich gemacht. Vielleicht kann ja wenigstens das wieder so werden wie früher."
„Nicht wenn es nach mir geht.", sagte eine schneidende Stimme und eine weitere Person betrat die Rampe. Chichi's Gesicht verdüsterte sich, ebenso wie das des Prinzen. Peaches! Was wollte die denn hier? „Ich bin gekommen um mich davon zu überzeugen dass du auch wirklich verschwindest." Man sah ihr deutlich an dass sie noch mehr sagen wollte, aber irgendetwas schien sie zurückzuhalten. Vielleicht ihr Respekt vor Vegeta.
Der Prinz war über den Anblick seiner Braut ganz und gar nicht erfreut. „Du scheinst mich zu verfolgen.", zischte er ungehalten.
„Und wenn?", fragte die Saiyajin.
„Du nervst mich.", grollte er. Mit einem Blick auf Chichi sagte er: „Du kommst ja wohl auch ohne mich zurecht. Steig einfach ein, meine Leute machen den Rest. Lebwohl." Damit drehte er sich um und ging.
„Lebwohl!", rief Chichi ihm hinterher. Sie warf Peaches einen bösen Blick zu. Musste diese Tussi ihr auch noch den Abschied verderben? Sie drehte sich um und stieg in den Space Pod. Vorsichtig setzte sie sich und jemand fragte sie, ob sie bereit wäre. Sie nickte.
Peaches kam näher an den Space Pod. Und als die Tür sich bereits schloss, beugte sie sich vor und flüsterte drei Worte auf Saiyago. Chichi erstarrte. Es dauerte einen Moment, bis sie wirklich begriff, was Peaches da eben gesagt hatte. Und dann war es zu spät. Die Tür verschloss sich und von innen ließ sie sich nicht mehr öffnen. „Wartet!!", brüllte Chichi und hämmerte gegen das Glas. „WARTET!" Die Saiyajin konnten sie nicht hören.
Das Raumschiff begann zu zittern als es startete, und dann hob es sich sirrend in die Lüfte. Chichi schrie. Das durfte nicht sein, Peaches würde... das konnte sie nicht... zulassen... wieso... wurde alles so dunkel? Dann erinnerte sie sich daran, was Vegeta gesagt hatte. Das Raumschiff wurde mit Gas gefüllt, um sie in einen Ruhezustand zu bringen. So würde sie die Reise leichter überstehen. Oh nein! Gleich würde sie ohnmächtig werden. Wie hielt man dieses Ding bloß an??
Es gab nur eine Lösung und Chichi betete zu Gott dass sie noch die Kraft fand, es zu tun. Mit aller Macht fokussierte sie einen Gedanken und schickte dann einen Ruf aus, gerichtet an ihren Liebsten Kakarott. „Kakarott... unternimm was...", murmelte sie. Dann fielen ihr die Augen zu und sie verlor das Bewusstsein.
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Mit einem Schrei fuhr Kakarott hoch. Die Männer um ihn herum starrten ihn überrascht an. „Was ist, Kakarott?", fragte sein Bruder.
„Es war Chichi! Sie hat mich gerufen. Ich muss sofort zum Palast! Es geht um Bulma...!" Er fuhr sich über die verschwitzte Stirn. „Peaches wird sie töten!!!"
Nächstes Kapitel : Todesangst
