Kapitel 20: Die Dragonballs

„Wer seid ihr? Und was habt ihr hier zu suchen?"

Vegeta ignorierte die Frage des Glatzkopfs und setzte sich in Bewegung. Wer auch immer diese Kerle waren, sie waren nicht zufällig hier. Ihre Auren verrieten, dass sie stark waren, vermutlich die stärksten Wesen auf dem Planeten. Auch, weil sie sicher nicht alle Erdlinge waren. Der grüne Kerl war offensichtlich ein Namekianer. Er erinnerte sich dunkel daran, dass auch Radditz etwas von einem Namekianer in seinem Bericht erwähnt hatte. Hatte er nicht gesagt, er hätte den Namekianer getötet? Gab es noch mehr davon auf diesem Planeten?

Aber er hatte weder die Zeit, noch die Geduld, sich mit diesen Plagegeistern abzugeben. Alles was er wollte, war es, Chichi und diese Dragonballs zu finden. Er bedachte diese Ansammlungen von Freaks mit einem eisigen Blick und sagte: „Geht mir aus dem Weg."

„Vejita, vielleicht sollten wir...", fing Kakarott an, aber Vegeta schritt direkt auf den glatzköpfigen Knirps zu. Der schaute ihn finster an und weigerte sich, Platz zu machen. Vegeta fackelte nicht lange sondern stieß ihn mit seinem Saiyajin-Schwanz beiseite. Der Typ kullerte meterweit über den Boden, während die anderen auf einmal mit entsetzten Gesichtern zurückwichen.

„Saiyajins!", stieß der Namekianer hervor. „Seid vorsichtig, es sind Saiyajin!"

Vegeta nickte selbstzufrieden. Ihr Ruf war ihnen vorausgeeilt. Anscheinend hatten Radditz und seine Männer einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hinter ihm sagte Kakarott beschwichtigend: „Wir sind nicht gekommen, um euch was zu tun. Wir sind auf der Suche nach einer jungen Frau... ihr Name ist Chichi."

„Woher kennt ihr Chichi?", murmelte ein großer Kerl der ein drittes Auge auf der Stirn hatte.

Bevor Kakarott antworten konnte, hatte ein anderer von ihnen, einer mit einer Narbe im Gesicht, den toten Körper in den Armen von Vegeta entdeckt. Er wurde kreidebleich. „Bulma...", stammelte er. „Was habt ihr Bulma angetan??"

Vegeta begriff. Diese Kerle mussten Freunde von Bulma und Chichi sein. Das war gut, dann wussten sie sicher, wo Chichi steckte. „Wo ist Chichi?", fragte er, nicht gerade diplomatisch. „Ihr wisst es doch, oder?"

„Du Mörder! Was hast du Bulma angetan!?", giftete der Kerl mit der Narbe. „Wir werden dir gar nichts sagen!"

„Dann eben nicht!", knurrte Vegeta. „Ich kann dir auch jeden Knochen einzeln im Leib brechen, solange, bis du..."

„Vejita.", murmelte Kakarott und legte seine Hand auf die Schulter des Prinzen. „Lass mich das regeln, okay?"

Ungeduldig schnaubte der Prinz, nickte dann aber. „Wie du meinst, Kakarott."

***

Es dauerte etwa eine Viertelstunde, in der Kakarott alles so rasch wie möglich erklärte und Vegeta sich ungeduldig aber ruhig im Hintergrund hielt. Er war sich sicher, dass diese Verhandlung Zeitverschwendung war, aber irgendwann nickte der Typ mit der Narbe und sagte: „Na gut, wir vertrauen euch. Chichi hat uns ja von euch erzählt, aber als wir Bulma gesehen haben…"

Kakarott warf Vegeta einen triumphierenden Blick zu und der Prinz verdrehte die Augen. Der kleine Glatzkopf streckte Kakarott sogar die Hand entgegen und sagte: „Hallo! Ich bin Kuririn..."

Verwundert schaute Kakarott die Hand an bis dieser Kuririn ihn einfach bei der Hand packte und sie schüttelte. Vegeta hatte ganz vergessen wie unbedarft Kakarott eigentlich war. Er kannte die Gebräuche anderer Welten nicht.

Aber dafür war auch keine Zeit. „Seid ihr jetzt endlich fertig?", blaffte Vegeta. „Oder wollt ihr noch lange unsere Zeit vertrödeln! Sagt mir endlich, wo Chichi ist und dann führt mich zu den Dragonballs."

Der Namekianer verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir sind sowieso im Moment auf der Suche nach den Dragonballs. Uns fehlen noch drei. Was Chichi betrifft… das geht mich nichts an."

„Was bist du dann noch hier, Namekianer?", giftete Vegeta.

„Ich trau dir nicht, Saiyajin!", knurrte der Grünling.

Vegeta wurde immer wütender. Wieso wagte dieser grüne Spinner es, so mit ihm zu reden? Er kam auf den Namekianer zu. „Ich bin Vegeta, Prinz der Saiyajin. Wie heißt du, du grünes Ungetüm?"

„Piccolo. Und wenn du dich mit mir anlegen willst, das kannst du gern haben!"

„Ach ja? Soll ich dir deine hässliche Visage polieren?"

„Komm doch, wenn du…"

„Ruhe!", schrie Kakarott und stellte sich zwischen sie beide. „Vegeta, deswegen sind wir nicht hergekommen! Suchen wir Chichi, und dann die Dragonballs."

„Na fein. Dem Namekianer kann ich auch später noch das Maul stopfen.", knurrte Vegeta. Er verabscheute den grünen Kerl schon jetzt. Aber Kakarott hatte Recht. Dazu war auch später noch Zeit.

Die Gruppe spaltete sich auf. Der kleine Glatzkopf brachte Kakarott zu Chichi. Der Typ mit der Narbe hatte versprochen, Bulma's Körper an einen sicheren Ort zu bringen. Und mit dem Rest machte Vegeta sich auf die Suche nach diesen ominösen Dragonballs.

***

Aufgeregt flog Kakarott neben Kuririn her. Er wollte so gerne schneller fliegen, aber er wusste, dass der andere mit seiner Geschwindigkeit nicht hätte mithalten können. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto stärker spürte er Chichi. Aber etwas stimmte nicht. Ihr Ki fühlte sich merkwürdig schwach an. War sie etwa krank? Oder verletzt? Er begann, sich Sorgen zu machen.

Irgendwann rief Kuririn: „Da unten ist es!" Sie überflogen gerade eine Stadt und Kuririn zeigte auf ein großes Haus am Rande. Sie landeten Seite an Seite im großen Garten des Anwesens und der kleine Erdling erklärte: „Das ist die Capsule Corporation. Eigentlich hat Bulma hier gewohnt aber wir brachten Chichi hierher, weil es ihr nicht gut ging. Bulmas Vater versucht, herauszufinden was mit ihr los ist."

Kakarott antwortete nicht. Seine Stirn legte sich sorgenvoll in Falten. Konnte es ihre Verbindung sein, die Chichi geschwächt hatte? Aber warum ging es ihm dann gut?

Er folgte dem Erdling ins Haus. Eine blonde Frau und ein Mann saßen in einem der Zimmer. „Kuririn!", rief der Mann. „Schön dich mal wieder hier zu sehen! Wen hast du uns da mitgebracht?"

„Einen Freund von Chichi... denke ich.", antwortete Kuririn.

„Oh, der sieht aber gut aus!", flötete die blonde Frau und begutachtete Kakarott von allen Seiten. Normalerweise wäre ihm das ziemlich unangenehm gewesen aber im Moment hatte er nur einen Gedanken...

„Kann ich Chichi sehen?"

„Komm, ich bringe dich zu ihr."

***

Er schob die Tür auf. Das Zimmer war sehr groß, aber spärlich eingerichtet. Es gab eigentlich nur das Bett, in dem Chichi lag. Er trat ein und kam zu ihr ans Bett. Ihre Augen waren geschlossen, kleine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Sie hatte anscheinend Fieber. Es musste die Verbindung sein. Es war ein typisches Symptom wenn zwei getrennt waren.

Kakarott nahm ihre Hand. Sie fühlte sich heiß an. „Chichi.", sagte er. „Chichi, ich bin hier." Erst glaubte er, sie würde ihn nicht hören, dann drückte sie ganz sacht seine Hand und öffnete ihre Augen.

„Kakarott...?", flüsterte sie. „Ist das kein Traum?"

„Nein. Ich bin jetzt da.", sagte er und küsste sie auf die Stirn. „Es tut mir leid, dass du wegen mir leiden musstest."

Sie lächelte. „Ist schon gut. Ich fühle mich schon wieder viel besser. Ich dachte, ich würde dich nie mehr wieder sehen."

***

Ungeduldig war Vegeta den anderen gefolgt auf der Suche nach einem Dragonball. Er wusste nicht, wie diese Dinger wohl aussahen und deshalb musste er sich dieser Gruppe wohl oder über anschließen. Und das war alles andere als einfach. Sie waren so schwach! In Zeitlupe schienen sie über den Himmel zu fliegen. Er hoffte sehr, dass sich diese mühsame Suche auch lohnen würde. Darüber, was er tun würde, wenn Bulma trotz allem nicht wieder belebt werden könnte, hatte er sich keine Gedanken gemacht.

Es dauerte einen halben Tag, bis sie den ersten Dragonball fanden. Er lag tief unten in einem großen See und während die anderen noch gerätselt hatten, wie sie auf den Grund des Sees kommen sollten, war Vegeta ungeduldig wie er war einfach hineingesprungen und hatte nach etwas Ungewöhnlichem gesucht. Zuerst hatte er die schlichte, orangefarbene Kugel einfach übersehen. Aber als der Grünling ihm beschrieben hatte, wie der Dragonball aussehen musste, hatte er sie an die Oberfläche geholt. Dieses unscheinbare Ding sollte in der Lage sein, Bulma zu retten?

Vegeta wollte nach dem Fund noch weitersuchen, aber die anderen waren müde und notgedrungen musste er ihnen zu ihrer Behausung folgen. Diese war ein großes Gebäude auf dem „Capsule Corporation" stand. Er glaubte sich zu erinnern, dass Bulma manchmal davon geredet hatte. Dort trafen sie auch wieder mit Kakarott zusammen, der natürlich Chichi im Schlepptau hatte. Sie sah blass aus, offensichtlich war ihr die Verbindung nicht so gut bekommen. Aber jetzt wo Kakarott auf der Erde war, würde sie sich schnell erholen.

Kakarott hatte ihr erzählt, was mit Bulma passiert war und dass sie deshalb die Dragonballs brauchten. Chichi war davon überzeugt, dass diese Dragonballs Bulma wieder beleben würden. Vegeta konnte diesen Optimismus nicht teilen. Und Chichi erzählte ihnen, was inzwischen auf der Erde passiert war. Denn anscheinend waren die Dragonballs von den Saiyajin zerstört worden. Ein paar von diesen Figuren waren also zum Planeten Namek geflogen um die dortigen Dragonballs zu nutzen und diesen grünen Typ, der irgendwie mit den Dragonballs in Verbindung stand, wiederzubeleben. Vegeta begriff die Zusammenhänge nicht wirklich, aber es war ihm auch egal. Hauptsache war, dass Bulma wieder zum Leben erweckt wurde. Und insgeheim merkte er sich den Namen dieses Planeten... Namek. Dort gab es also auch diese mächtigen Dragonballs. Vielleicht würde er sie eines Tages noch gebrauchen können...

Jeder von ihnen bekam ein Zimmer in dem riesigen Anwesen und Vegeta war froh darüber, dass seines nicht mal in der Nähe von dem von Kakarott und Chichi lag. Er konnte sich denken, wie die beiden ihr Wiedersehen feiern würden und das mitzuerleben darauf war er wirklich nicht scharf. Seine Gedanken kreisten um Bulma. Aber auch um seinen Heimatplaneten. Was geschah dort wohl gerade? Was würde passieren, wenn Freezer davon Wind bekam, dass er zur Erde geflogen war?

***

Es dauerte zwei Tage, um die restlichen Dragonballs zu finden. Vegeta bewies sehr viel Geduld in diesen zwei Tagen, auch mit Kakarott, der nur noch Augen für Chichi hatte und nie wirklich bei der Sache war.

Dann war es endlich soweit. Die sieben Dragonballs lagen im Garten der Capsule Corporation. Alle hatten sich um sie versammelt. Bulmas Körper lag in einer Art Medi-Tank neben den Dragonballs. Vegeta war neugierig, was jetzt passieren würde. Die sieben Dragonballs waren doch nur sieben unscheinbare Kugeln. Was sollten diese Dinger für Zauberkräfte haben?

Kuririn hob seine Hände über die Dragonballs und sagte: „Shenlong, erwache!"

Shenlong? Hä? Wer war das denn schon wieder? Zuerst leuchteten die Dragonballs. Dann riss Vegeta alarmiert den Kopf hoch, als er sah dass sich der Himmel verdunkelte. „Was passiert jetzt?", entfuhr es ihm. Er traute diesen Erdlingen noch immer nicht.

Und dann erhob sich etwas gigantisches aus den Dragonballs in den Himmel. Zuerst sah es aus wie eine gewaltige Schlange, dann erkannte er es. Ein Drache. Und Kuririn sagte: „Shenlong, wir wünschen uns dass du Bulma wieder zum Leben erweckst!"

Vegetas Hände zitterten. Was würde jetzt passieren? Er schaute auf den Medi-Tank, dessen Deckel der Typ mit der Narbe geöffnet hatte. Jetzt würde sich zeigen, ob die Dragonballs diese Macht besaßen.

Und dann schlug Bulma langsam ihre Augen auf.

Der Prinz traute seinen Augen nicht. Es war wie ein Wunder. Sie war am Leben! Er wollte zu ihr gehen, sie umarmen, ihr sagen, dass er sie liebte, aber... Er kam nicht dazu. Sie setzte sich auf und schaute sich entgeistert um. Ihre Freunde umringten sie, und Chichi fiel ihr um den Hals.

„Chichi? Kuririn? Yamchu?? Aber... was macht ihr denn alle hier??" Aber sie fand sich schnell damit ab und umarmte alle lachend. Vegeta stand daneben, auf seinem Gesicht war keine Regung ablesbar. Eigentlich hätte er sich freuen müssen, aber als er sie sah, lachend mit ihren Freunden, gesund und munter, da änderte sich etwas an seinen Gefühlen. Er war noch immer zutiefst erleichtert darüber, dass sie am Leben war. Aber er begriff auch, dass sie hierher gehörte. Sie hatte nie nach Vegeta-sei gehört. Hier war ihre Familie. Er hatte sich nie Gedanken gemacht, was mit ihnen beiden passieren würde sobald sie wieder zum Leben erweckt worden war.

Ein verbitterter Zug erschien auf seinem Gesicht. Er hatte sich Illusionen gemacht. Sie war jetzt wieder am Leben, aber das änderte gar nichts. Auch wenn er sehr froh war, dass sie noch lebte, konnte er diesen Gedanken nicht ertragen. Die Illusion war geplatzt wie eine Seifenblase und die wirkliche Welt hatte ihn wieder. Vegeta drehte sich um und ging.

Bulma merkte es zu spät. „Vegeta!", schrie sie, doch er hob bereits vom Boden ab und verschwand hinauf in den blauen Himmel. „Was... was hat er denn?", fragte sie verwirrt.

„Er ist nur durcheinander.", sagte Kakarott.

Verunsichert schaute sie ihm nach. „Vegeta..."

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