Vielen, vielen Dank für die Reviews... *freu*
Die Geschichte liegt mir persönlich sehr am Herzen und ich liebe sie über alles...
Ob Happy end oder schmerzliches Ende... beurteilt selbst.
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~ Aragorn ~
Jahre sind vergangen. Jahre voller Verantwortung und voller Entscheidungen, die ich zu treffen hatte. Jahre voller Glück und Leid. Und so spaziere ich dem kleinen See entlang, der eingehüllt in dichtem Nebel vor mir liegt. Ich gehe langsam und gebeugt, denn all die Zeit ließ meine Haare ergrauen und meine Kraft schwinden. Ein sehnsüchtiges Lächeln schleicht über meine Lippen, als ich meinen Blick über das Wasser schweifen lasse, dessen Horizont irgendwo in der grauen Unendlichkeit verloren ist.
Ich dachte damals, dass mein Leben zu Ende ist, als du mich verlassen hast, geliebter Legolas, doch ich habe geirrt. Das Leben ging weiter, unbeirrt und unaufhaltsam. Ich habe weiter geatmet und meine Pflicht getan, ich habe geherrscht und die Zukunft des Landes gesichert, ich bin alt und gebrechlich geworden. Doch eines habe ich niemals getan – dich vergessen.
Jeden Tag hast du mich begleitet.
In jeder Sekunde meines Daseins.
Ich bin erschöpft und müde. Ich bin es leid hier auf dieser Welt zu sein und doch habe ich gleichzeitig Angst sie zu verlassen. Ich weiß nicht, was mich nach meinem Tod erwarten wird und ich fürchte weder Körperlosigkeit noch Wiedergeburt. Mein Lächeln wird bitter, als ich mir meiner wahren Angst bewusst werde. Ich stehe nahe am Wasser und atme die klamme Luft tief ein, während ich es mir eingestehe: Die Angst zu vergessen ist es, die mich so quält und mich daran hindert in Frieden zu gehen. Zu vergessen wie es war dich zu lieben, zu vergessen was wir zusammen durchgemacht haben, *dich* zu vergessen. Dich, der du mir den Rücken zugekehrt hast und damals gegangen bist.
Ich ziehe den wärmenden Umhang enger um meinen Körper und lasse mich am Ufer nieder. Mein Gesicht im groben Stoff verborgen muss ich lächeln, denn ich stelle mir vor, wie du dich amüsieren würdest, weil ich den Umhang noch immer besitze. Deinen Umhang, den du mir zum Abschied hier gelassen hast. Jahrelang hat mich die Frage gequält, ob du auch etwas von mir mitgenommen hast, ohne dass ich es bemerkt habe. Ich weiß es nicht und heute finde ich diese Unwissenheit tröstlicher als die Gewissheit, dass dem nicht so ist.
Mit dem abgetragenen Stoff hüllt mich auch dein Geruch ein. Ich atme tief ein und stelle mir vor, dass es mehr als nur Illusion ist, dass du wirklich und wahrhaftig hier bist, dass du zurück gekehrt bist aus den unsterblichen Landen, um mich mit dir zu nehmen. Hoffnungsvoll hebe ich den Kopf und blicke mich um. Doch ich bin alleine. Mein Wunsch hat sich nicht erfüllt.
Abermals schleicht sich ein trauriges Lächeln, angereichert durch Resignation, auf mein Gesicht. Ich hätte es wissen sollen, denn längst bin ich den Kinderschuhen entwachsen und weit entfernt davon noch an Wunder zu glauben. Und doch ist es, als wärst du mir so nah, wenn ich den Umhang fester um meinen Körper ziehe. Als würde nicht mehr länger der dicke Stoff mich wärmen, sondern deine Umarmung, die ich seit Jahren vermisse. Wenigstens das spendet mir ein wenig Trost. Denn ich weiß, solange ich den Umhang besitze, wirst du niemals ganz von mir gegangen sein.
Niemals wirst du mich ganz verlassen.
Die Nebel um mich herum werden dichter und das Atmen fällt mir schwer. Als du gegangen bist, hast du mich verletzt, tödlich verwundet und zurück gelassen zum Sterben. Und damals wusste ich, dass die Wunden nie mehr wieder heilen würden, dass keine Zeit Linderung bringen würde. Und doch ist es gerade dieser Schmerz, von dem mein Herz erfüllt ist, der mich am Leben hält.
Gerne erinnere ich mich daran zurück, wie ich dich das erste Mal gesehen und wie ich mich sofort in dich verliebt habe, an all die Jahre, die wir gemeinsam verbringen durften und wie mich deine Schönheit jeden Tag aufs neue verzaubert hat – dein Licht, dein Strahlen, deine stille Präsenz.
Ja, du hast mich verzaubert und mich für immer für die Liebe der Menschen unempfänglich gemacht. Niemals habe ich das bereut, denn unsere Zeit hat mir mehr gegeben, als es sonst jemand vermocht hätte. Wie gerne wäre ich mit dir gegangen als du mich verlassen hast, doch war ich zu sehr an mein Leben gebunden, an Verpflichtungen und Erwartungen, das Schicksal zu vieler lag in meinen Händen.
In unzähligen Nächten, die seit deinem Aufbruch vergangen sind, habe ich von dir geträumt. Dein Gesicht begleitet mich durch jeden meiner Träume und die wundervolle Melodie deiner Stimme vertreibt jede Angst, die die Dunkelheit der Nacht heraufbeschwört..
Wieder und wieder habe ich versucht mir einzureden, dass du gegangen bist, aber es stimmt nicht. Meine Finger schließen sich fest um den Stoff des Umhanges. Denn noch immer kann ich deine Hand festhalten, wie ich es damals als junger Mann und zukünftiger König getan habe.
Und jetzt endlich nach all den Jahren des Vermissens kann ich dich verstehen. Jetzt wo ich alt und dem Tode nahe bin, kann ich verstehen, weshalb du dein Versprechen gebrochen und mich verlassen hast. Und während ich in das dichte Grau der Nebelschwaden starre, werde ich mir der Erleichterung bewusst, die ich empfinde. Du bist an einem wunderschönen Platz, unsterblich und unter Deinesgleichen.
Auch wenn ich mir so oft gewünscht habe, dich noch an meiner Seite zu haben, so weiß ich doch, dass du es nicht überlebt hättest mich, den Mann, den du geliebt hast, altern und sterben zu sehen. Du hast die richtige Entscheidung getroffen.
Zufrieden lächelnd schweift mein Blick in die Ferne ohne noch etwas zu sehen und der Umhang entgleitet allmählich dem Griff meiner Finger, doch ich fühle die Kälte nicht mehr, der ich jetzt ausgesetzt bin.
So müde.
Ich bin es leid auf dieser Welt zu sein.
Keine Tränen vergieße ich mehr, denn die Zeit des Leidens ist vorüber. Ich verstehe dich und deine Ängste, die du lange genug ausgestanden hast, ehe du dich auf den Weg in ein neues Leben gemacht hast. Ich verstehe dich und weder hege ich Groll gegen dich noch liebe ich dich deshalb weniger.
Die Zeit ist gekommen dir das ein letztes Mal zu sagen, denn ich bin sicher, egal wo du sein magst, meine Worte werden dein Herz erreichen.
Ich bin dein, mein geliebter Elb, bis in alle Ewigkeit, wo auch immer unsere Körper wandeln mögen.
Müde.
~ Ende ~
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Ich persönlich finde, es ist ein Happy End...(wollte ich nur noch anmerken... *tränen aus den Äuglein wisch*)
