Kapitel 8: Der Rat
Gandalf hob verwundert die rechte Augenbraue an. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte es nicht einmal mehr in Betracht gezogen, dass die Hobbits doch noch rechtzeitig beim Rat erscheinen würden. Sie kamen sogar aus eigenem Antrieb. Naja, zugegeben, Pippin wurde von Frodo gezogen, aber immerhin waren sie mehr oder weniger freiwillig hier.
Der Zauberer beobachtete sie eine Weile, wie sie sich abmühten, über den hinteren Pfad die Veranda zu erreichen. Frodo hatte sichtlich Probleme, Pippin hinter sich her zu schleifen, und dass, obwohl Sam so hilfsbereit war und den jüngeren Hobbit von hinten anschob.
Gandalf wies ihnen ihre Plätze zu, vermied es jedoch, sie anzusprechen, denn sie waren immer noch nicht in bester Verfassung.
Zufrieden stemmte er seine Arme in die Hüften und sah sich das Ergebnis seiner Bemühungen an.
Da es inzwischen zu dämmern begonnen hatte, hatte er kleine Lampen aufgehängt, die alles in einem goldenen Licht erstrahlen ließen.
Auf der Veranda waren in einem Halbkreis die verschiedensten Gegenstände angeordnet, die zumindest teilweise nur entfernt als Sitzgelegenheit angesehen werden konnten.
Die Hobbits mussten sich mit einem Baumstamm begnügen, Legolas saß auf einem gelben Plüschkissen auf dem Boden und beschwerte sich ununterbrochen über dessen Farbe und dass es nicht weich genug sei, Gimli saß auf einem Amboß aus Elronds kleiner Schmiede und wirkte recht zufrieden, Boromir hatte als Sitzplatz seinen Schild, der über zwei Steine gelegt worden war, zugeteilt bekommen und Aragorn hockte in einem großen, bis zum Rand mit Blättern gefüllten Korb und maulte lautstark, dass dies einem König nicht würdig sei. Für sich selbst hatte Gandalf einen Sessel aus der Halle des Feuers besorgt und Elrond bekam den Stuhl, der schon den ganzen Tag hier stand.
Der Zauberer lobte sich für seinen Einfallsreichtum. Er hatte einfach keine Stühle bekommen können- sie waren alle zu Elladans und Elrohirs Feier gebracht worden und, obwohl sie dort nicht mehr gebraucht wurden, weil die meisten Gäste sowieso schon von ihnen herunterfielen, konnte Gandalf keinen Stuhl unbemerkt entwenden, und da er einfach keine Lust hatte, sich mit einem betrunkenen Elladan in die Haare zu kriegen, hatte er es aufgegeben.
Auch für seine Sitzordnung lobte er sich. Er hatte extra darauf geachtet, dass Boromir so weit wie nur möglich von Aragorn entfernt saß und dass den Hobbits ausreichend Nahrungsmittel in ihrer unmittelbaren Nähe zur Verfügung standen. Er selbst saß zwischen Legolas und Gimli. Damit glaubte er, die größten Schwierigkeiten beseitigen zu können.
Gandalf stand feierlich auf, hob eine silberne Glocke und schlug einen einzigen klaren Ton.
Das war das Zeichen für den Beginn des Rates, aber es war eigentlich nur eine Formalität und nicht notwendig. Gandalf hielt sich jedoch daran, um Elrond eine Freude zu bereiten. Er bedeutete den anderen, sich aufrecht hinzusetzten und sich gebührend zu verhalten, damit die ganze Angelegenheit zumindest noch ein wenig seriös wirkte.
Es gelang ihm nicht.
Die Hobbits hingen über ihrem Baumstamm, als ob sie jemand dort hingeworfen habe, wobei Merry schon heruntergefallen war und wieder vor sich hin schnarchte. Sam machte sich über die Lebensmittel her, Frodo sah ihm dabei zu. Er wirkte sehr blaß und lief um die Nasenspitze herum leicht grünlich an. Legolas rutschte immer wieder auf dem Kissen hin und her- er erinnerte stark an ein brütendes Huhn-, Gimli sah noch immer etwas abgerissen aus, schien sich aber durch nichts von seiner guten Laune (die er einigen geleerten Bierkrügen verdankte) abbringen zu lassen und grinste von einem Ohr bis zum anderen; ganz im Gegenteil zu Aragorn, der sich immer noch beschwerte und inzwischen einen Kranz aus welken Blättern im Haar trug. Der einzige, der sich angemessen verhielt, war Boromir, doch ab und zu warf er noch böse Blicke in Gandalfs Richtung.
Der Zauberer seufzte, gab seine Versuche auf und begnügte sich statt dessen damit, auf Elrond zu warten.
Der sich Zeit ließ.
Beim Erklingen der Glocke machte er sich langsam auf den Weg.
Elrond versuchte, so viel Würde auszustrahlen wie es ihm möglich war. Inzwischen gelang es ihm auch wieder.
Er hatte sich gewaschen und umgezogen und selbst sein Haar war wieder in Ordnung gebracht worden. Nur einige Sorgenfalten, die zuvor nicht da gewesen waren, und eine angesengte Augenbraue erinnerten noch an den vergangenen Nachmittag.
Elrond schritt um die Ecke auf den vorderen Weg über eine kleine Treppe zur Veranda hinunter, dann zögerte einen Augenblick.
Als er die Anwesenden musterte, überkamen ihn Zweifel und er fragte sich, ob es dies wirklich eine so gute Idee gewesen war, doch als er dann sah, wie sehr Gandalf sich bemühte, die Formalitäten einzuhalten, schaffte er es sogar, ein Lächeln aufzusetzen. Er breitete die Arme als Willkommensgruß aus, setzte sich wieder in Bewegung und sprach:
"Fremde aus fernen Lä.hä..hää..--"
Ein Poltern erklang und dann ein *uaaahaaaa*, dem ein *huammpf* folgte.
Alle anwesenden Zwerge, Menschen, Hobbits (außer Merry), Zauberer und Elben starrten mit offenem Mund (was bei Sam wenig appetitlich war) dorthin, wo Elrond gerade noch gestanden hatte.
Totenstille breitete sich mit einer unheimlichen Geschwindigkeit aus.
Nach einer Weile erklang ein leises Räuspern.
"Öhhm....könnte mit vielleicht jemand aufhelfen? ...Irgend jemand?.......Bitte?"
Sofort sprang Gandalf auf und schlitterte über gefrorenen Tee auf Elrond zu, der sich hoffnungslos im Geländer verknotet hatte.
Den Tee hatte er ja ganz vergessen! Er befreite den Halbelben und setzte ein schiefes Lächeln auf. Elrond richtete nur einen bösen Blick auf ihn, nachdem er seine Gliedmaßen wieder geordnet und sich aufgerichtet hatte, und schaute sich um.
Niemand wagte sich zu rühren:
Aragorn wirkte inzwischen doch zufrieden mit seinem Sitzplatz, denn er maulte nicht mehr und untersuchte mit höchstem Interesse jedes einzelne Blatt des welken Laubes. Die anderen schienen, je nach ihrer Größe, entweder ein plötzliches Gefallen am Himmel oder an den Steinplatten auf dem Boden gefunden zu haben.
Erleichtert seufzte Gandalf darüber, dass niemand so töricht war, einen Kommentar abzugeben, und stahl sich zurück zu seinem Sessel. Inzwischen war Elrond ebenfalls zu seinem Stuhl gegangen und hatte sich steif darauf fallen lassen. Er holte tief Luft, ließ besonders viel Würde in seiner Stimme erklingen und versuchte es ein zweites Mal.
"Fremde aus fernen Ländern, langjährige Freunde! Ihr seid hergerufen worden, damit wir auf die Bedrohung Mordors reagi--"
Er wurde abrupt von Pippin unterbrochen, der laut kicherte, bis Frodo ihm in die Rippen stieß.
Elrond funkelte ihn an.
"Ach was soll's..", zischte er dann, "Hiermit erkläre ich den Rat von Imladris zur Frage des Einen für eröffnet..", er seufzte, "---schon wieder."
Er machte eine Pause, sah nacheinander die Anwesenden mit einem Blick, der nur besonders fiesen Professoren zu eigen war, an, als er auf Anmerkungen wartete und da er freiwillig keine bekam, bedeutete er (auch "Professor- like") Aragorn, der demonstrativ an dem Halbelben vorbei ins Leere starrte, eine Stellungnahme abzugeben.
"Äh..wie jetzt?", fragte der Waldläufer verzweifelt, "...äh...was war noch gleich die Frage?"
Elrond verdrehte die Augen, "Ich habe noch keine gestellt, aber", meinte er, "Wenn du unbedingt eine benötigst, um etwas beizutragen, bitte: Was gedenkst du jetzt zu tun?"
"...abwarten?", antwortete dieser verunsichert.
Elrond seufzte. Diese Antwort war vorhersehbar gewesen. Aragorn wartete immer. Er wartete auf Arwen, er wartete auf seine große Chance; er wartete, bis er *eines Tages* König sein würde....
'Dieser Waldläufer wird vielleicht irgendwann der König der Menschen sein', schoss es ihm durch den Kopf, 'Du meine Güte!'
Er verscheuchte den Gedanken. Damit konnte er sich auch ein anderes mal befassen.
Da er nicht annehmen durfte, einen weiteren produktiven Beitrag von Aragorn zu bekommen, suchte er sich ein anders Opfer. Sein Blick schweifte über die Hobbits. Er ließ ihn weiter schweifen. Wenn von seiner zukünftigen Majestät schon nichts anständiges herüberkam, durfte er bei den Halblingen nicht mit mehr rechnen.
Plötzlich erhob sich Boromir so ruckartig, dass sein Schild klappernd zu Boden fiel.
"Lasst uns den Einen nehmen und ihn gegen den Feind verwenden! Wir können ihn besiegen!"
Elrond machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten, sondern rieb sich den Nasenrücken und seufzte nur, doch Legolas sprang auf.
"Hast du denn das letzte mal nicht aufgepasst? Der Ring muss vernichtet werden!", rief er.
"Ach ihr Elben seid doch alle gleich! Was kümmert es euch überhaupt? Ihr verlasst diese Lande doch sowieso...", erwiderte Boromir.
Gerade noch rechtzeitig, bevor Legolas dazu kommen konnte, sich *wirklich* aufzuregen und Boromir mit einem längeren Vortrag über die Beziehung zwischen Elben und Menschen vollzutexten, räusperte Elrond sich laut und schaute beide scharf an. Sie verstummten und setzten sich. Legolas wirkte ziemlich beleidigt, als er sich auf das gelbe Kissen zurückfallen ließ.
Elrond schüttelte den Kopf, dann sah er Gimli an. Der Zwerg bemerkte es und druckste vor sich hin.
"Nun?", fragte Elrond.
"Ja..äh..", Gimli versuchte krampfhaft, den Nebel, den der Alkohol in seinem Kopf hatte aufsteigen lassen, zu durchdringen und eine brauchbare Antwort finden. Er entdeckte eine, packte sie und klammerte sich daran, wie ein Ertrinkender an eine Planke des gesunkenen Schiffes. "Öhm, also ich denke wir sollten losgehen und, naja, ...äh, den Ring...suchen?"
Elrond sprang auf.
"Ja, ja! Richtig, sehr gut!", rief er, dann räusperte er sich verlegen und setzte sich langsam wieder. "Also", meinte er dann, "Um noch einmal zusammenzufassen, was wir gerade erarbeitet haben: Der Ring muss vernichtet werden, das wissen wir alle.", er hielt kurz inne, "Nicht wahr--Borormir?"
Der Mensch nickte missmutig und wiederstrebend.
"Wie ihr bestimmt alle mitbekommen habt, hattet ihr vor einer Weile die Aufgabe erhalten, genau dies zu tun. ...Nun gut, euer Versuch ist fehlgeschlagen, da kann man jetzt nichts mehr dran ändern, aber", Er sah jeden einzelnen durchdringend an "Ihr hattet eine große Verantwortung und deswegen müsst ihr jetzt die Konsequenzen tragen."
Bei den Worten "Konsequenzen tragen", begannen einige der Gefährten unruhig hin und her zu rutschen. Der Klang dieser Worte missfiel ihnen sehr. Nervös schauten sie Elrond an, während dieser über die "Konsequenzen" nachdachte.
Schließlich wandte er sich wieder an alle:
"Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sich eine Gruppe von fünf aufmachen sollte, mit dem Ziel, den Einen wiederzufinden. Die übrigen werden hier bleiben."
Die Gefährten atmeten erleichtert aus. Das war ja gar nicht so schlimm.
Natürlich wollte trotzdem keiner der Neun Mitglied dieser Fünfergruppe sein, denn die Aufgabe klang zu sehr nach Strafe und es würde auch unheimlich langweilig werden.
Sofort versuchte deshalb jeder, sich der Gruppe anzuschließen, die in Imladris bleiben durfte. Da aber niemand so genau wußte, wer die Gruppen einteilte, und in welcher Ecke der Veranda sich welche Gruppe einzufinden hatte (schließlich hatte Elrond ja auch noch keine Gelegenheit gehabt, sich dazu zu äußern), gab es auf der Stelle ein riesiges Durcheinander, als alle wirr hin und her liefen.
Elrond holte tief Luft. "STOP!", donnerte er.
Erstaunlicherweise wurde auf ihn gehört und die Gefährten unterbrachen sich in ihrer aktuellen Beschäftigung.
"Die Ratssitzung ist hiermit vertagt. Die Einteilung findet morgen vormittag statt."
Ruckartig drehte Elrond sich um und schritt genervt mit langen Schritten ins Haus.
Na, das konnte ja was werden.
***
So, wenn es euch nicht gefallen hat, dann bitte JETZT die Heugabeln und die Fackeln auspacken.........
Achja:
Einen lieben Gruß an einen meiner Lieblingslehrer, bei dem die Gruppeneinteilungen genau so funktioniert haben---Bis auf die Vertagung, versteht sich ;)
Gandalf hob verwundert die rechte Augenbraue an. Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte es nicht einmal mehr in Betracht gezogen, dass die Hobbits doch noch rechtzeitig beim Rat erscheinen würden. Sie kamen sogar aus eigenem Antrieb. Naja, zugegeben, Pippin wurde von Frodo gezogen, aber immerhin waren sie mehr oder weniger freiwillig hier.
Der Zauberer beobachtete sie eine Weile, wie sie sich abmühten, über den hinteren Pfad die Veranda zu erreichen. Frodo hatte sichtlich Probleme, Pippin hinter sich her zu schleifen, und dass, obwohl Sam so hilfsbereit war und den jüngeren Hobbit von hinten anschob.
Gandalf wies ihnen ihre Plätze zu, vermied es jedoch, sie anzusprechen, denn sie waren immer noch nicht in bester Verfassung.
Zufrieden stemmte er seine Arme in die Hüften und sah sich das Ergebnis seiner Bemühungen an.
Da es inzwischen zu dämmern begonnen hatte, hatte er kleine Lampen aufgehängt, die alles in einem goldenen Licht erstrahlen ließen.
Auf der Veranda waren in einem Halbkreis die verschiedensten Gegenstände angeordnet, die zumindest teilweise nur entfernt als Sitzgelegenheit angesehen werden konnten.
Die Hobbits mussten sich mit einem Baumstamm begnügen, Legolas saß auf einem gelben Plüschkissen auf dem Boden und beschwerte sich ununterbrochen über dessen Farbe und dass es nicht weich genug sei, Gimli saß auf einem Amboß aus Elronds kleiner Schmiede und wirkte recht zufrieden, Boromir hatte als Sitzplatz seinen Schild, der über zwei Steine gelegt worden war, zugeteilt bekommen und Aragorn hockte in einem großen, bis zum Rand mit Blättern gefüllten Korb und maulte lautstark, dass dies einem König nicht würdig sei. Für sich selbst hatte Gandalf einen Sessel aus der Halle des Feuers besorgt und Elrond bekam den Stuhl, der schon den ganzen Tag hier stand.
Der Zauberer lobte sich für seinen Einfallsreichtum. Er hatte einfach keine Stühle bekommen können- sie waren alle zu Elladans und Elrohirs Feier gebracht worden und, obwohl sie dort nicht mehr gebraucht wurden, weil die meisten Gäste sowieso schon von ihnen herunterfielen, konnte Gandalf keinen Stuhl unbemerkt entwenden, und da er einfach keine Lust hatte, sich mit einem betrunkenen Elladan in die Haare zu kriegen, hatte er es aufgegeben.
Auch für seine Sitzordnung lobte er sich. Er hatte extra darauf geachtet, dass Boromir so weit wie nur möglich von Aragorn entfernt saß und dass den Hobbits ausreichend Nahrungsmittel in ihrer unmittelbaren Nähe zur Verfügung standen. Er selbst saß zwischen Legolas und Gimli. Damit glaubte er, die größten Schwierigkeiten beseitigen zu können.
Gandalf stand feierlich auf, hob eine silberne Glocke und schlug einen einzigen klaren Ton.
Das war das Zeichen für den Beginn des Rates, aber es war eigentlich nur eine Formalität und nicht notwendig. Gandalf hielt sich jedoch daran, um Elrond eine Freude zu bereiten. Er bedeutete den anderen, sich aufrecht hinzusetzten und sich gebührend zu verhalten, damit die ganze Angelegenheit zumindest noch ein wenig seriös wirkte.
Es gelang ihm nicht.
Die Hobbits hingen über ihrem Baumstamm, als ob sie jemand dort hingeworfen habe, wobei Merry schon heruntergefallen war und wieder vor sich hin schnarchte. Sam machte sich über die Lebensmittel her, Frodo sah ihm dabei zu. Er wirkte sehr blaß und lief um die Nasenspitze herum leicht grünlich an. Legolas rutschte immer wieder auf dem Kissen hin und her- er erinnerte stark an ein brütendes Huhn-, Gimli sah noch immer etwas abgerissen aus, schien sich aber durch nichts von seiner guten Laune (die er einigen geleerten Bierkrügen verdankte) abbringen zu lassen und grinste von einem Ohr bis zum anderen; ganz im Gegenteil zu Aragorn, der sich immer noch beschwerte und inzwischen einen Kranz aus welken Blättern im Haar trug. Der einzige, der sich angemessen verhielt, war Boromir, doch ab und zu warf er noch böse Blicke in Gandalfs Richtung.
Der Zauberer seufzte, gab seine Versuche auf und begnügte sich statt dessen damit, auf Elrond zu warten.
Der sich Zeit ließ.
Beim Erklingen der Glocke machte er sich langsam auf den Weg.
Elrond versuchte, so viel Würde auszustrahlen wie es ihm möglich war. Inzwischen gelang es ihm auch wieder.
Er hatte sich gewaschen und umgezogen und selbst sein Haar war wieder in Ordnung gebracht worden. Nur einige Sorgenfalten, die zuvor nicht da gewesen waren, und eine angesengte Augenbraue erinnerten noch an den vergangenen Nachmittag.
Elrond schritt um die Ecke auf den vorderen Weg über eine kleine Treppe zur Veranda hinunter, dann zögerte einen Augenblick.
Als er die Anwesenden musterte, überkamen ihn Zweifel und er fragte sich, ob es dies wirklich eine so gute Idee gewesen war, doch als er dann sah, wie sehr Gandalf sich bemühte, die Formalitäten einzuhalten, schaffte er es sogar, ein Lächeln aufzusetzen. Er breitete die Arme als Willkommensgruß aus, setzte sich wieder in Bewegung und sprach:
"Fremde aus fernen Lä.hä..hää..--"
Ein Poltern erklang und dann ein *uaaahaaaa*, dem ein *huammpf* folgte.
Alle anwesenden Zwerge, Menschen, Hobbits (außer Merry), Zauberer und Elben starrten mit offenem Mund (was bei Sam wenig appetitlich war) dorthin, wo Elrond gerade noch gestanden hatte.
Totenstille breitete sich mit einer unheimlichen Geschwindigkeit aus.
Nach einer Weile erklang ein leises Räuspern.
"Öhhm....könnte mit vielleicht jemand aufhelfen? ...Irgend jemand?.......Bitte?"
Sofort sprang Gandalf auf und schlitterte über gefrorenen Tee auf Elrond zu, der sich hoffnungslos im Geländer verknotet hatte.
Den Tee hatte er ja ganz vergessen! Er befreite den Halbelben und setzte ein schiefes Lächeln auf. Elrond richtete nur einen bösen Blick auf ihn, nachdem er seine Gliedmaßen wieder geordnet und sich aufgerichtet hatte, und schaute sich um.
Niemand wagte sich zu rühren:
Aragorn wirkte inzwischen doch zufrieden mit seinem Sitzplatz, denn er maulte nicht mehr und untersuchte mit höchstem Interesse jedes einzelne Blatt des welken Laubes. Die anderen schienen, je nach ihrer Größe, entweder ein plötzliches Gefallen am Himmel oder an den Steinplatten auf dem Boden gefunden zu haben.
Erleichtert seufzte Gandalf darüber, dass niemand so töricht war, einen Kommentar abzugeben, und stahl sich zurück zu seinem Sessel. Inzwischen war Elrond ebenfalls zu seinem Stuhl gegangen und hatte sich steif darauf fallen lassen. Er holte tief Luft, ließ besonders viel Würde in seiner Stimme erklingen und versuchte es ein zweites Mal.
"Fremde aus fernen Ländern, langjährige Freunde! Ihr seid hergerufen worden, damit wir auf die Bedrohung Mordors reagi--"
Er wurde abrupt von Pippin unterbrochen, der laut kicherte, bis Frodo ihm in die Rippen stieß.
Elrond funkelte ihn an.
"Ach was soll's..", zischte er dann, "Hiermit erkläre ich den Rat von Imladris zur Frage des Einen für eröffnet..", er seufzte, "---schon wieder."
Er machte eine Pause, sah nacheinander die Anwesenden mit einem Blick, der nur besonders fiesen Professoren zu eigen war, an, als er auf Anmerkungen wartete und da er freiwillig keine bekam, bedeutete er (auch "Professor- like") Aragorn, der demonstrativ an dem Halbelben vorbei ins Leere starrte, eine Stellungnahme abzugeben.
"Äh..wie jetzt?", fragte der Waldläufer verzweifelt, "...äh...was war noch gleich die Frage?"
Elrond verdrehte die Augen, "Ich habe noch keine gestellt, aber", meinte er, "Wenn du unbedingt eine benötigst, um etwas beizutragen, bitte: Was gedenkst du jetzt zu tun?"
"...abwarten?", antwortete dieser verunsichert.
Elrond seufzte. Diese Antwort war vorhersehbar gewesen. Aragorn wartete immer. Er wartete auf Arwen, er wartete auf seine große Chance; er wartete, bis er *eines Tages* König sein würde....
'Dieser Waldläufer wird vielleicht irgendwann der König der Menschen sein', schoss es ihm durch den Kopf, 'Du meine Güte!'
Er verscheuchte den Gedanken. Damit konnte er sich auch ein anderes mal befassen.
Da er nicht annehmen durfte, einen weiteren produktiven Beitrag von Aragorn zu bekommen, suchte er sich ein anders Opfer. Sein Blick schweifte über die Hobbits. Er ließ ihn weiter schweifen. Wenn von seiner zukünftigen Majestät schon nichts anständiges herüberkam, durfte er bei den Halblingen nicht mit mehr rechnen.
Plötzlich erhob sich Boromir so ruckartig, dass sein Schild klappernd zu Boden fiel.
"Lasst uns den Einen nehmen und ihn gegen den Feind verwenden! Wir können ihn besiegen!"
Elrond machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten, sondern rieb sich den Nasenrücken und seufzte nur, doch Legolas sprang auf.
"Hast du denn das letzte mal nicht aufgepasst? Der Ring muss vernichtet werden!", rief er.
"Ach ihr Elben seid doch alle gleich! Was kümmert es euch überhaupt? Ihr verlasst diese Lande doch sowieso...", erwiderte Boromir.
Gerade noch rechtzeitig, bevor Legolas dazu kommen konnte, sich *wirklich* aufzuregen und Boromir mit einem längeren Vortrag über die Beziehung zwischen Elben und Menschen vollzutexten, räusperte Elrond sich laut und schaute beide scharf an. Sie verstummten und setzten sich. Legolas wirkte ziemlich beleidigt, als er sich auf das gelbe Kissen zurückfallen ließ.
Elrond schüttelte den Kopf, dann sah er Gimli an. Der Zwerg bemerkte es und druckste vor sich hin.
"Nun?", fragte Elrond.
"Ja..äh..", Gimli versuchte krampfhaft, den Nebel, den der Alkohol in seinem Kopf hatte aufsteigen lassen, zu durchdringen und eine brauchbare Antwort finden. Er entdeckte eine, packte sie und klammerte sich daran, wie ein Ertrinkender an eine Planke des gesunkenen Schiffes. "Öhm, also ich denke wir sollten losgehen und, naja, ...äh, den Ring...suchen?"
Elrond sprang auf.
"Ja, ja! Richtig, sehr gut!", rief er, dann räusperte er sich verlegen und setzte sich langsam wieder. "Also", meinte er dann, "Um noch einmal zusammenzufassen, was wir gerade erarbeitet haben: Der Ring muss vernichtet werden, das wissen wir alle.", er hielt kurz inne, "Nicht wahr--Borormir?"
Der Mensch nickte missmutig und wiederstrebend.
"Wie ihr bestimmt alle mitbekommen habt, hattet ihr vor einer Weile die Aufgabe erhalten, genau dies zu tun. ...Nun gut, euer Versuch ist fehlgeschlagen, da kann man jetzt nichts mehr dran ändern, aber", Er sah jeden einzelnen durchdringend an "Ihr hattet eine große Verantwortung und deswegen müsst ihr jetzt die Konsequenzen tragen."
Bei den Worten "Konsequenzen tragen", begannen einige der Gefährten unruhig hin und her zu rutschen. Der Klang dieser Worte missfiel ihnen sehr. Nervös schauten sie Elrond an, während dieser über die "Konsequenzen" nachdachte.
Schließlich wandte er sich wieder an alle:
"Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sich eine Gruppe von fünf aufmachen sollte, mit dem Ziel, den Einen wiederzufinden. Die übrigen werden hier bleiben."
Die Gefährten atmeten erleichtert aus. Das war ja gar nicht so schlimm.
Natürlich wollte trotzdem keiner der Neun Mitglied dieser Fünfergruppe sein, denn die Aufgabe klang zu sehr nach Strafe und es würde auch unheimlich langweilig werden.
Sofort versuchte deshalb jeder, sich der Gruppe anzuschließen, die in Imladris bleiben durfte. Da aber niemand so genau wußte, wer die Gruppen einteilte, und in welcher Ecke der Veranda sich welche Gruppe einzufinden hatte (schließlich hatte Elrond ja auch noch keine Gelegenheit gehabt, sich dazu zu äußern), gab es auf der Stelle ein riesiges Durcheinander, als alle wirr hin und her liefen.
Elrond holte tief Luft. "STOP!", donnerte er.
Erstaunlicherweise wurde auf ihn gehört und die Gefährten unterbrachen sich in ihrer aktuellen Beschäftigung.
"Die Ratssitzung ist hiermit vertagt. Die Einteilung findet morgen vormittag statt."
Ruckartig drehte Elrond sich um und schritt genervt mit langen Schritten ins Haus.
Na, das konnte ja was werden.
***
So, wenn es euch nicht gefallen hat, dann bitte JETZT die Heugabeln und die Fackeln auspacken.........
Achja:
Einen lieben Gruß an einen meiner Lieblingslehrer, bei dem die Gruppeneinteilungen genau so funktioniert haben---Bis auf die Vertagung, versteht sich ;)
