Wild Thing
Hoshi Sato betrachtete ihr Spiegelbild im Busfenster und runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. An den Frauen in den Zeitschriften sah es toll aus, aber an ihr wirkte es irgendwie seltsam, obwohl sie sich solche Mühe gegeben hatte. Vielleicht hatte sie doch zuviel Lidschatten verwendet. Sie kramte in ihrer Schultasche, zog den Mascara ihrer Mutter heraus und schraubte ihn auf. Das Busfenster als Spiegel benutzend begann sie, den grünen Mascara sorgfältig auf ihre Wimpern aufzutragen, als der Bus plötzlich über ein Schlagloch fuhr.
"Au!" Sie hatte sich ins Auge gepiekt und als sie einen Blick auf ihr Spiegelbild warf, sah sie einen grünen Streifen auf ihrer rechten Wange, wo sie mit dem Mascara abgerutscht war. Ihr Auge war rot und die Schminke völlig verschmiert.
"Verdammter Mist." Hoshi nahm ein Taschentuch aus ihrer Schultasche und versuchte, den Mascara abzuwischen, schaffte es jedoch nur, die grüne Farbe noch gründlicher auf ihrem Gesicht zu verteilen. Wieder betrachtete sie ihr Spiegelbild im Fenster und verzog das Gesicht.
Ganz toll, dachte sie. Jetzt sehe ich aus wie ein Zombie.
Noch einmal versuchte sie, ihr Make-up in Ordnung zu bringen, doch das Taschentuch zerfiel in ihren Händen und sie gab es auf. Frustriert stopfte sie den Mascara wieder in ihre Schultasche, lehnte sich in ihrem Sitz zurück und starrte düster aus dem Fenster, wobei sie versuchte, nicht auf ihr grünliches Spiegelbild zu achten.
Hoshi hasste den Schulbus. Als sie noch auf ihre alte Schule gegangen war, hatte sie nie den Bus nehmen müssen; das Schulgebäude war nur wenige hundert Meter von ihrem Haus entfernt. Und außerdem hatte es Leute gegeben, mit denen sie sich auf dem Schulweg unterhalten konnte, Leute, die nicht nur darüber redeten, wer die teuersten Klamotten, die coolste Frisur oder die neueste Armani-Handtasche hatte. Leute, die nicht von ihrem persönlichen Chauffeur in der Limousine zur Schule gefahren wurden. Normale Leute.
Hoshi erinnerte sich daran, wie sehr sie sich gefreut hatte, als sie vor einem halben Jahr das Stipendium für die beste private Sprachenschule des ganzen Landes gewonnen hatte. Ihre Eltern waren so stolz gewesen, als sie die Direktorin persönlich zu Hause anrief, um ihnen zu mitzuteilen, dass ihre Tochter den Bundeswettbewerb gewonnen hatte. Hoshi hatte natürlich gewusst, dass sie alle ihre alten Freunde zurücklassen musste, wenn sie auf die neue Schule wechselte, doch zu dem Zeitpunkt hatte sie nicht wirklich darüber nachgedacht. Außerdem hätten Mom und Dad ihr ohnehin nie erlaubt, das Stipendium abzulehnen. Inzwischen wünschte Hoshi, sie hätte diesen Wettbewerb niemals gewonnen. An ihrem ersten Tag in der neuen Schule hatte keines der anderen Mädchen mit ihr geredet; sie hatten sie angestarrt, hinter ihrem Rücken herumgekichert und Hoshi hatte gehört, wie sie untereinander tuschelten: "Schaut euch bloß mal ihre Turnschuhe an!" - "Oh Gott, dieses T-Shirt - ich wette, sie hat es second-hand gekauft!"
Jetzt war sie schon die dritte Woche dort und wenn überhaupt, war es nur noch schlimmer geworden. An ihrer alten Schule hatte sie viele Freunde gehabt, aber diese reichen Privatschulzicken waren einfach gräßlich, liefen aufgedonnert wie Models herum und sahen auf jeden herab, der nicht ebenfalls zwei Mal pro Woche zur Pediküre ging. Heute morgen hatte sich Hoshi eingehend im Badezimmerspiegel betrachtet und war zu einem Entschluss gekommen. Ein Versuch konnte ja nicht schaden.
Aber anscheinend hatte sie sich getäuscht. Ihr Auge war immer noch rot und brannte, und sie konnte nicht einmal die Tränen abwischen, denn dadurch würde sie ja den sorgfältig aufgetragenen Eyeliner auch noch verschmieren.
Der Bus hielt an und Hoshi bemerkte zu ihrer Überraschung, dass sie bereits angekommen waren. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie sie wohl aussah, nahm ihre Tasche auf und stieg aus. Zusammen mit den wenigen anderen Schülern, die ebenfalls mit dem Bus zur Schule kamen, überquerte sie den Parkplatz und ging auf das Schulgebäude zu. Wie immer standen kleine Grüppchen von Mädchen vor dem Eingang, und als Hoshi an ihnen vorbeiging, hörte sie sie kichern. Den Blick stur nach vorn gerichtet durchquerte sie die Eingangshalle und lief den Korridor hinunter, bis sie bei ihrem Klassenzimmer angekommen war. Sie warf einen Blick auf ihren Stundenplan und seufzte. Doppelstunde Deutsch. Naja, immerhin besser als Mathe oder Physik, aber im Großen und Ganzen mochte Hoshi von ihren fremdsprachlichen Fächern Französisch am liebsten.
Gerade als sie das Klassenzimmer betrat, ertönte der Schulgong, doch es waren nur wenige Schüler außer ihr bereits da. Hoshi setzte sich an ihren Tisch in der ersten Reihe, nahm ihre Bücher heraus und suchte gerade nach ihrem Kugelschreiber, als sie Mrs. Schönwälders Stimme draußen im Gang hörte.
"Beeilung, Mädchen, die Stunde hat schon angefangen! Los, los, los!"
Die Tür öffnete sich und sieben oder acht Mädchen kamen herein, gefolgt von Mrs. Schönwälder, die mit saurer Miene auf die Uhr über der Tafel blickte. Hoshi ließ ihren Blick über die Mädchen wandern. Jemand fehlte. Schon begann Hoshi zu hoffen - aber nein, hier kam sie, wie immer als Letzte. Patricia Walthers, die Klassenkönigin. Als sie sich betont langsam an ihrem Tisch niederließ, zeigte ihre gelangweilte Miene deutlich, dass sie das Ganze hier für reine Zeitverschwendung hielt. Patricia war dreizehn, ein gutes Jahr älter als die anderen Mädchen der Klasse, und seit sie am ersten Tag ins Klassenzimmer geschlendert war, hatte sie die Klasse fest im Griff gehabt. Sie wurde stets von einer Horde Bewunderern begleitet, die über ihre Witze lachten, ihre teuren Klamotten bestaunten und andächtig ihren Geschichten lauschten. Patricias Lieblingsthemen waren die Autos, Villen oder auch Privatjets, die sich ihr Vater in regelmäßigen Abständen zuzulegen schien. Manchmal berichtete sie ihren eifrigen Zuhörern auch von ihrem letzten Shoppingtrip nach London, Paris oder New York. Ab und zu unterbrach sie ihre Aufzählung der jüngsten Waltherschen Neuerwerbungen und machte höhnische Bemerkungen über Leute, die nicht dreihundert Paar Schuhe zu Hause hatten und im Unterricht tatsächlich aufpassten. Unnötig zu sagen, dass Hoshi Patricia verabscheute.
"Guten Morgen, Mädchen. Bitte nehmt die Bücher heraus, Seite 35." Mrs. Schönwälders Stimme klang noch immer ein wenig gereizt. Als sie sah, dass mehr als die Hälfte der Schüler ihre Bücher nicht dabei hatten, legte sich ihre Stirn in ärgerliche Falten.
"Also, zuerst möchte ich den Text von letzter Stunde wiederholen. Wer kann den ersten Absatz zusammenfassen?"
Mrs. Schönwälder rief eine der Schülerinnen aus der letzten Reihe auf, die schnell die Zeitschrift verschwinden ließ, die sie unter dem Tisch gelesen hatte und hastig in ihrem Textbuch zu blättern begann. Schließlich stotterte sie eine Antwort heraus, wobei sie mehr als einmal über die Worte der fremden Sprache stolperte und immer wieder ihr Buch zu Rate ziehen musste. Hoshi seufzte. Sie überflog den kurzen Textabschnitt und begann aus Langeweile, die einfachen deutschen Sätze ins Französische zu übersetzen. Als sie beim dritten Satz angekommen war, hörte sie Mrs. Schönwälders Stimme, die noch verärgerter klang als zuvor.
"Das nächste Mal lies den Text bitte zu Hause durch, Janine, und nicht erst fünf Minuten vor der Stunde. Bitte blättert jetzt um. Was bedeutet folgende deutsche Redewendung: 'Es liegt auf der Hand'?
Mrs. Schönwälder ließ ihren Blick über die Klasse schweifen. Er blieb an Patricia hängen, die sich mit ihrer Nachbarin unterhielt und sich dabei keine sonderliche Mühe gab, leise zu sprechen.
"Patricia, bestimmt kannst du es uns sagen. Was bedeutet 'Es liegt auf der Hand'?"
Patricia schlug graziös die Beine übereinander. "Ähh... vielleicht, dass jemanden etwas auf die Hand gefallen ist?"
Ein paar Schüler kicherten und Hoshi verdrehte die Augen. Natürlich wusste Patricia nicht, was der Ausdruck bedeutete; er stand in der Vokabelliste, die sie auf heute vorbereiten sollten, aber Hausaufgaben waren schließlich nur etwas für Streber und Gestörte. Mrs. Schönwälder presste die Lippen zusammen.
"Vielleicht solltest du weniger Zeit vor dem Spiegel und mehr Zeit an deinen Hausaufgaben verbringen, Patricia Walthers. Na gut, gibt es irgendjemanden, der die Hausaufgabe *gemacht* hat? Wie wärs mit dir, Hoshi?"
Hoshi fühlte, wie sie rot wurde. Nur weil sie dieses Stipendium gewonnen hatte, schienen die meisten Lehrer sie für eine Art Genie zu halten und riefen immer sie auf, wenn sonst niemand die Frage beantworten konnte. Das Problem war, dass Hoshi die Antwort meistens tatsächlich wusste. Sie räusperte sich verlegen.
"'Es liegt auf der Hand' bedeutet 'Es ist offensichtlich'."
Zum ersten Mal, seit die Stunde angefangen hatte, lächelte Mrs. Schönwälder.
"Richtig, Hoshi. Wie ich bereits sagte, ist 'Es liegt auf der Hand' eine Redewendung; man darf sie nicht wörtlich übersetzen." Sie sah Patricia an. "Es liegt auf der Hand, dass sich einige von euch mehr anstrengen müssen."
Mrs. Schönwälder lächelte dünn und Hoshi verdrehte die Augen.
Und wieder hat der deutsche Humor zugeschlagen, dachte sie mit einem kurzen Blick auf die Uhr. Noch fünfundsiebzig Minuten.
Endlich war die Stunde aus, und die Mädchen strömten aus dem Klassenzimmer. Hoshi packte ihre Bücher weg, nahm ihre Tasche auf und folgte den anderen in Richtung Cafeteria. Als sie an einem der Gangfenster vorbeikam, warf sie einen kurzen Blick auf ihr Spiegelbild. Ihre Wange war noch immer grün verschmiert, und obwohl sie sich alle Mühe gegeben hatte, vorsichtig zu sein, war nun auch der Eyeliner verwischt. Hoshi schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, dass niemand sie allzu genau ansehen oder gar darauf ansprechen würde und stellte sich in der Schlange vor dem Getränkeverkauf an. Sie holte sich einen Erdbeermilchshake und einen Doughnut, stellte beides auf ein Tablett und sah sich nach einem Tisch um. Nach kurzer Suche entdeckte sie einen freien Tisch neben dem Fenster und setzte sich. Während sie in den blauen Sommerhimmel hinausstarrte, nahm sie gedankenverloren einen Schluck von ihrem Getränk. Auf einmal hörte sie gedämpftes Kichern hinter ihrem Rücken. Mit einem unguten Gefühl im Bauch drehte sie sich um und sah Patricia Walthers vor sich stehen, die Hände in die Hüften gestemmt, umringt von ihrem Fanclub, die alle erwartungsvoll grinsten. Hoshi schluckte. Diesmal würde sie sich nicht einschüchtern lassen, egal was Patricia sagte.
"Ist was, Walthers?"
Patricia hob eine ihrer perfekt nachgezogenen Augenbrauen. "Was ist los, Sato, zur Abwechslung mal nicht mit deinen Hausaufgaben beschäftigt? Ach klar, hatte ich ja ganz vergessen, du hast sie alle schon zu Hause erledigt, nicht wahr?"
Die Mädchen kicherten und Hoshi spürte, wie Wut in ihr aufstieg.
"Was geht dich das an?" fragte sie, und ihre Stimme klang aggressiver, als sie beabsichtigt hatte.
"Bist ein bißchen gereizt heute, oder? Was ist denn? Hast du für deine tolle Übersetzung bei der Schönwälder keine Eins gekriegt?" Patricia verschränkte die Arme vor der Brust und ein gemeines Grinsen trat auf ihr Gesicht, als sie fortfuhr. "Nein, ich weiß schon, was los ist. Ich wäre auch sauer, wenn ich so herumlaufen müsste. Was hast du da eigentlich gemacht, hast du versucht, einen Picasso auf deinem Gesicht zu malen, oder was?"
Hoshi stand auf. "Verpiss dich, Walthers."
Patricia musterte sie grinsend. "Wie bist du eigentlich darauf gekommen, roten Lidschatten mit grünem Mascara zu kombinieren? Du schaust aus wie ein verschnupfter Vulkanier."
Patricias Freundinnen kicherten. Hoshi fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden, was sie nur noch wütender machte.
"Es interessiert mich einen Scheißdreck, was du denkst. Du bist so bescheuert, dass du nicht einmal deinen Namen richtig schreiben kannst."
Für einen kurzen Moment trat ein wütender Ausdruck in Patricias Augen, doch ihr höhnisches Lächeln verrutschte nicht.
"Weißt du, Sato, *es liegt auf der Hand*, dass du dich heute zum ersten Mal überhaupt geschminkt hast. Nicht dass du es nicht dringend nötig hättest, aber meiner Meinung nach kannst du es gerade so gut sein lassen. Macht auch keinen Unterschied mehr."
Ohne nachzudenken schnappte sich Hoshi ihren Becher vom Tisch und eine Sekunde später tropfte der Erdbeermilchshake von Patricias pinkem Trägertop. Patricia kreischte, sprang zurück und stieß gegen eine ihrer Freundinnen, die allesamt mit weit aufgerissenen Augen auf Hoshi starrten.
"Du gestörtes Arschloch, du hast mein Top ruiniert!" Mit knallrotem angelaufenem Gesicht, von dem der Milchshake heruntertropfte, ging Patricia auf sie los. Hoshi stand da wie gelähmt. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatte. In dem Moment drängte sich jemand durch die Zuschauermenge und packte Patricia am Arm.
"Walthers! Sato! Was ist hier los?" Mrs. Schönwälder betrachtete voller Unglauben die völlig durchnässte Patricia, die anklagend auf Hoshi deutete.
"Sie hat mir ihren Milchshake drübergeschüttet!" heulte Patricia. "Extra!"
Mrs. Schönwälders Blick fiel auf den leeren Plastikbecher in Hoshis Hand.
"Sato! Was hast du dir nur dabei gedacht? Gerade du - "
Hoshi schluckte. "Ich-"
"Ihr beide kommt jetzt sofort mit mir zum Direktor!"
Mit ihrer anderen Hand packte Mrs. Schönwälder Hoshi am Arm und schleifte sie quer durch die Cafeteria zum Ausgang. Während sie die Treppen hinauf zur Schuldirektion stiegen, regte sich Mrs. Schönwälder schrecklich darüber auf, dass "zwei *Mädchen*, um Himmels Willen", eine Prügelei begannen, doch Hoshi hörte nicht wirklich zu. Sie stand unter Schock. Seit drei Wochen war sie erst an dieser Schule und schon musste sie zum Direktor. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nicht zum Direktor geschickt worden. Was, wenn sie hianusgeworfen wurde? Ihre Eltern würden so enttäuscht sein.
Als sie am Büro des Direktors angekommen waren, ließ Mrs. Schönwälder sie los und klopfte an.
"Herein," sagte eine tiefe Stimme von innen und Hoshi spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte.
Eine Viertelstunde später folgten Hoshi und Patricia einer ziemlich missgelaunten Mrs. Schönwälder aus dem Büro des Direktors. Hoshis Knie zitterten noch immer, doch eigentlich war es gar nicht so schlimm gewesen. Mr. Roberts hatte sich die ganze Geschichte angehört und Hoshi hatte gesehen, wie er sich mehrmals auf die Lippen beißen musste, um nicht zu lachen. Als er sie fragte, warum sie ihre Klassenkameradin mit einem Milchshake attackiert habe, wusste Hoshi nicht, was sie sagen sollte und murmelte nur, dass es ihr schrecklich Leid täte. Patricia sagte überhaupt nichts, schniefte nur weinerlich und fischte kleine Erdbeerstückchen aus ihrem Ausschnitt. Da er anscheinend nicht wusste, was er nun mit ihnen anstellen sollte, schlug Mr. Roberts schließlich etwas hilflos vor, sie sollten zur Strafe eine Woche lang nach der Mittagspause die Cafeteria saubermachen, nahm ihnen das Versprechen ab, das so etwas nicht wieder vorkommen würde und entließ sie.
Mrs. Schönwälder schloss die Tür des Büros und drehte sich zu ihnen um.
"Ich bin sehr enttäuscht von euch. Wenn so etwas nochmal passiert, werde ich dafür sorgen , dass ihr nicht so leicht davonkommt." Sie sah aus, als wolle sie noch etwas hinzufügen, doch dann warf sie ihnen nur noch einen letzten durchdringenden Blick zu und stapfte davon.
Patricia funkelte Hoshi an. "Dafür krieg ich dich dran, Sato, das schwör ich dir," zischte sie mit leiser Stimme, damit Mrs. Schönwälder nichts davon mitbekam.
Hoshi sah sie an und musste plötzlich grinsen. Die ach-so-tolle Patricia Walthers sah mit dem Erdbeerschleim auf ihrem teuren rosa Top wirklich komisch aus.
"Ach, hör auf rumzuzicken, Walthers. Der Milchshake steht dir eigentlich ganz gut."
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Hoshi um und ging den Flur hinunter. Sie holte ihre Tasche aus der Cafeteria und war gerade auf dem Weg zur Tür, als sie hörte, wie jemand ihren Namen rief. Sie wandte den Kopf und sah Janine, eine ihrer Klassenkameradinnen, auf sie zukommen. Zu Hoshis Überraschung grinste sie übers ganze Gesicht.
"Was hat Roberts gesagt?" fragte sie. Hoshi zuckte mit den Schultern.
"Nicht viel. Die Schönwälder war total sauer."
Janine verdrehte die Augen. "Das glaub ich. Ich kann die Frau sowieso nicht ausstehen."Sie lächelte. "Das war echt cool. Als du Walthers das Milchshake drübergeschüttet hast, meine ich. Geschieht ihr ganz Recht, sie hat ja direkt darum gebettelt."
Hoshi spürte, wie ein Lächeln in ihre Mundwinkel trat. "Kann schon sein." Sie sah Janine an. "Was haben wir als nächstes?"
Janine blickte auf ihren Stundenplan. "Französisch."
"Dann gehen wir wohl besser mal."
Zusammen liefen sie den Korridor hinunter und zum ersten Mal, seit sie heute morgen aufgestanden war, hatte Hoshi das Gefühl, als ob sie es vielleicht doch schaffen würde, den Tag zu überstehen.
Merke: Im richtigen Moment auszuflippen kann die Lebensqualität enorm steigern.
