Kapitel 14: Noch ein Gast mehr
"Aargh!! Nehmtesweg, nehmtesweg!" Seine Stimme klang fast hysterisch und als Gandalf gerade die Treppe hinunterstürzte, erklang noch ein weiterer erschrockener Schrei.
Gandalf übersprang die letzten Stufen und stolperte in die Mitte des Raumes. Er konnte Elrond nicht sehen, dafür aber um so deutlicher hören und er spürte, dass noch etwas anderes da war. Schnell hob er seinen Stab und leuchtete in die Dunkelheit hinein. Sein Blick fiel auf die Kerze, die der Halbelb hatte fallen lassen und er entzündete sie. Sofort war der Raum von einem hellen, gelben Licht erfüllt, heller als es eigentlich hätte sein dürfen, das fast alle Schatten verbannte.
Ein Zischen war zu hören und der Zauberer bemerkte einen Schemen, der sich so schnell bewegte, dass er ihm mit den Augen kaum folgen konnte. Vorsichtig drehte er sich zu Elrond um, darauf bedacht, dem Wesen, das inzwischen in das Fass zurück gekrochen war, nicht den Rücken zuzukehren. Besorgt musterte er seinen alten Freund. Der Halbelb hatte sich in einer merkwürdigen und für ihn sehr untypischen (weil unwürdigen) Haltung in eine Ecke gekauert, die Knie mit der linken Hand umschlungen und an den Oberkörper gezogen. Mit der Rechten hielt er noch den Besen umklammert. Er hatte ihn abwehrend über seinen Kopf gehoben, so dass die Borsten in Richtung des Zauberers zeigten. Ein blutender Kratzer lief von seiner Nase bis über das Kinn. Jetzt blinzelte Elrond verstört und geblendet in den hellen orangegelben Schein der Kerze und ließ den Besen langsam sinken.
"Alles in Ordnung?", fragte Gandalf und nahm die Kerze so weit herunter, dass sie Elrond zumindest nicht mehr direkt in die Augen schien. Es war eine ziemlich dumme Frage.
"....Äh, was..." Elrond runzelte verwirrt die Stirn, fasste an sein Gesicht und betrachtete einen Moment lang das Blut, das an seinen Fingern klebte. Dann sah er den Besen an, den er noch immer festhielt und die kurze Orientierungslosigkeit war vorüber.
"Ja", sagte er dann fest und richtete sich auf, "Mir geht es gut." Suchend sah er sich um. "Wo...äh...ist *es*?"
"In dem Fass dort drüben", antwortete der Zauberer.
"Gut, dann lass uns mal nachschauen." Elrond nahm den Besen fester und begann gebückt und mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen um das Apfelfass herumzugehen. Als er Gandalfs amüsierten Gesichtsausdruck bemerkte, hielt er inne und wollte den Zauberer fragen, was er denn hier so unheimlich komisch fand, doch dann wurde ihm wieder bewusst, dass sich oben an der Tür ein Gedränge neugieriger Blicke eingefunden hatte. Verlegen räusperte er sich und straffte seine Schultern. Innerlich rief er sich zur Ordnung. Er hatte in der Schlacht des letzten Bündnisses Seite an Seite mit Gil- galad und Isildur gekämpft und fuchtelte jetzt in einem staubigen Keller mit einem alten Besen herum?
Etwas Restwürde wollte er doch noch behalten.
Elrond reichte in einer Bewegung, als ob er das von Anfang an vorgehabt hätte, den Besen an Gandalf weiter, den dieser, immer noch lächelnd, entgegennahm.
Gemeinsam näherten sie sich wieder der fauchenden Kreatur. Als Gandalf diesmal in das Fass hineinleuchtete, war nochmals ein lautes Zischen zu hören, das jedoch in einen Schmerzensschrei überging, so dass Gandalf die Kerze wieder zurücknahm.
"Aaah! Sssssssss....Weg, weg, esss tut unsseren Augen weh, garssstige rote Zungen, gollum!"
Der Zauberer warf einen verwunderten Blick in Elronds Richtung, als er diese Worte zwischen weiterem Gurgeln und Zischen vernahm, und beugte sich noch mehr vor. Nach einer Weile sah er Elrond wieder an und meinte nur in einem beinahe fassungslosen Tonfall, mit einem Schulterzucken und einem Wink auf das Fass: "Tatsächlich, es ist Gollum!"
Zögernd spähte Elrond ebenfalls hinein.
"Fang es!", forderte er dann den Zauberer heftig gestikulierend auf und sprang sicherheitshalber ein paar Schritte zurück. Er konnte sich nicht helfen; er konnte das Geschöpf einfach nicht leiden! Gandalf schüttelte nur verwundert den Kopf, überlegte kurz, womit er das Wessen denn nun eigentlich fangen sollte, und entschied sich dann für seinen Gürtel, den er kurzerhand als Schlinge verwendete und ihn, Gollum wieder mit der "garssstigen" Kerze blendend, ohne viel Mühe über den Kopf stülpte. Er trat einige Schritte zurück, den schreienden und zappelnden Gollum wie an einer Leine aus dem Fass herauszerrend.
"Und was soll ich jetzt bitte machen??", Gandalf hatte Schwierigkeiten, das sich wehrende Geschöpf festzuhalten.
"Was weiß ich.....nimm es weg! Meinetwegen steck ihn zurück in das Fass und mach den Deckel wieder zu, aber diesmal richtig!!" Elrond entfernte sich hastig und angewidert noch ein Stück.
"Wie ist er da überhaupt reingekommen?", sprach Gandalf seine Gedanken laut aus.
Elrond fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. Als er sich wieder etwas gesammelt hatte, antwortete er: "Anscheinend hat er es irgendwie geschafft, aus Thranduils Hallen zu entkommen und ist mit der Warenlieferung aus Thal hierher gelangt. Vielleicht sollten wir ihn an Legolas übergeben, damit der ihn wieder zurück nach Düsterwald bringen kann."
Gandalf schaute ihn zweifelnd an, "Ganz alleine?"
"Natürlich nicht!" , erwiderte der Halbelb. Er hielt kurz inne. "Aragorn könnte ihn begleiten...", meinte er dann hoffnungsvoll.
Er wurde in seinen Gedanken, die ihm eine schöne, längere, aragornfreie Zeit versprachen, gestört, als plötzlich Merry und Pippin, die das Geschehen bis jetzt gespannt von oben verfolgt hatten, die Treppe heruntergepoltert kamen.
"Lasst ihn bitte frei!", rief Pippin an den Zauberer und den Halbelben gewandt, "Er ist ganz harmlos...." Der andere Hobbit nickte bekräftigend.
Elrond hob eine Augenbraue an.
"Herr Elrond!", meinte nun auch Merry flehentlich, "Er ist doch ganz lieb... Lasst ihn uns hier behalten, bitte!"
"Was?!", stieß der Halbelb ungläubig, fast entsetzt hervor, "NEIN! Auf keinen, ich wiederhole, auf KEINEN Fall!!"
"Warum nicht?", quengelte Pippin, "Er hat doch niemandem etwas getan---"
"Niemandem etwas getan? Er hat mich ANGESPRUNGEN!", zischte Elrond und wies auf sein Gesicht.
"Aber doch nur, weil er Angst hatte, nicht wahr, Gollum?", meinte Merry und ging langsam auf diesen zu, um ihn von seinen improvisierten Fesseln zu befreien. Völlig verdattert blickte Elrond auf die beiden Hobbits hinab. Noch vor ein paar Minuten waren sie schreiend aus dem Keller geflohen, und jetzt nahmen sie dieses....dieses....Ding in Schutz!
Sméagol beäugte die Halblinge auch eher misstrauisch als erfreut. Elrond ließ seinen Blick über ihn schweifen, als dieser langsam vor Merry zurückwich.
Er sah aus wie ein Häuflein Elend.
Sméagol war ganz abgemagert, seine dünne, gräuliche, fast durchsichtige Haut spannte sich straff über seinen spitzen Knochen, Geifer troff aus seinem Mund. An einem Finger seiner rechten Hand zeigte sich Blut, in der anderen hielt er einen angebissenen Apfel. Gehetzt sah er abwechselnd immer wieder mit großen Augen zu Gandalf und dem Halbelben auf. Er zitterte.
Plötzlich hatte Elrond Mitleid mit dem Geschöpf.
"Oh, na gut.", sagte er widerstrebend und seufzte. "Nehmt ihn mit rauf.....aber die Fesseln bleiben dran!"
"Prima!", riefen Merry und Pippin wie aus einem Munde, sprangen herum wie zwei kleine Jungen, die gerade einen Hund geschenkt bekommen hatten, entrissen Gandalf den Gürtel und zogen Gollum hinter sich her mit nach oben. Man konnte wirklich nicht sagen, dass Gollum den Eindruck erweckte, mit dieser Veränderung seiner Situation sonderlich glücklich zu sein.
***
So, jetzt gibt es bald noch ein etwas längeres Kapitel und dann ist Ende.....
"Aargh!! Nehmtesweg, nehmtesweg!" Seine Stimme klang fast hysterisch und als Gandalf gerade die Treppe hinunterstürzte, erklang noch ein weiterer erschrockener Schrei.
Gandalf übersprang die letzten Stufen und stolperte in die Mitte des Raumes. Er konnte Elrond nicht sehen, dafür aber um so deutlicher hören und er spürte, dass noch etwas anderes da war. Schnell hob er seinen Stab und leuchtete in die Dunkelheit hinein. Sein Blick fiel auf die Kerze, die der Halbelb hatte fallen lassen und er entzündete sie. Sofort war der Raum von einem hellen, gelben Licht erfüllt, heller als es eigentlich hätte sein dürfen, das fast alle Schatten verbannte.
Ein Zischen war zu hören und der Zauberer bemerkte einen Schemen, der sich so schnell bewegte, dass er ihm mit den Augen kaum folgen konnte. Vorsichtig drehte er sich zu Elrond um, darauf bedacht, dem Wesen, das inzwischen in das Fass zurück gekrochen war, nicht den Rücken zuzukehren. Besorgt musterte er seinen alten Freund. Der Halbelb hatte sich in einer merkwürdigen und für ihn sehr untypischen (weil unwürdigen) Haltung in eine Ecke gekauert, die Knie mit der linken Hand umschlungen und an den Oberkörper gezogen. Mit der Rechten hielt er noch den Besen umklammert. Er hatte ihn abwehrend über seinen Kopf gehoben, so dass die Borsten in Richtung des Zauberers zeigten. Ein blutender Kratzer lief von seiner Nase bis über das Kinn. Jetzt blinzelte Elrond verstört und geblendet in den hellen orangegelben Schein der Kerze und ließ den Besen langsam sinken.
"Alles in Ordnung?", fragte Gandalf und nahm die Kerze so weit herunter, dass sie Elrond zumindest nicht mehr direkt in die Augen schien. Es war eine ziemlich dumme Frage.
"....Äh, was..." Elrond runzelte verwirrt die Stirn, fasste an sein Gesicht und betrachtete einen Moment lang das Blut, das an seinen Fingern klebte. Dann sah er den Besen an, den er noch immer festhielt und die kurze Orientierungslosigkeit war vorüber.
"Ja", sagte er dann fest und richtete sich auf, "Mir geht es gut." Suchend sah er sich um. "Wo...äh...ist *es*?"
"In dem Fass dort drüben", antwortete der Zauberer.
"Gut, dann lass uns mal nachschauen." Elrond nahm den Besen fester und begann gebückt und mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen um das Apfelfass herumzugehen. Als er Gandalfs amüsierten Gesichtsausdruck bemerkte, hielt er inne und wollte den Zauberer fragen, was er denn hier so unheimlich komisch fand, doch dann wurde ihm wieder bewusst, dass sich oben an der Tür ein Gedränge neugieriger Blicke eingefunden hatte. Verlegen räusperte er sich und straffte seine Schultern. Innerlich rief er sich zur Ordnung. Er hatte in der Schlacht des letzten Bündnisses Seite an Seite mit Gil- galad und Isildur gekämpft und fuchtelte jetzt in einem staubigen Keller mit einem alten Besen herum?
Etwas Restwürde wollte er doch noch behalten.
Elrond reichte in einer Bewegung, als ob er das von Anfang an vorgehabt hätte, den Besen an Gandalf weiter, den dieser, immer noch lächelnd, entgegennahm.
Gemeinsam näherten sie sich wieder der fauchenden Kreatur. Als Gandalf diesmal in das Fass hineinleuchtete, war nochmals ein lautes Zischen zu hören, das jedoch in einen Schmerzensschrei überging, so dass Gandalf die Kerze wieder zurücknahm.
"Aaah! Sssssssss....Weg, weg, esss tut unsseren Augen weh, garssstige rote Zungen, gollum!"
Der Zauberer warf einen verwunderten Blick in Elronds Richtung, als er diese Worte zwischen weiterem Gurgeln und Zischen vernahm, und beugte sich noch mehr vor. Nach einer Weile sah er Elrond wieder an und meinte nur in einem beinahe fassungslosen Tonfall, mit einem Schulterzucken und einem Wink auf das Fass: "Tatsächlich, es ist Gollum!"
Zögernd spähte Elrond ebenfalls hinein.
"Fang es!", forderte er dann den Zauberer heftig gestikulierend auf und sprang sicherheitshalber ein paar Schritte zurück. Er konnte sich nicht helfen; er konnte das Geschöpf einfach nicht leiden! Gandalf schüttelte nur verwundert den Kopf, überlegte kurz, womit er das Wessen denn nun eigentlich fangen sollte, und entschied sich dann für seinen Gürtel, den er kurzerhand als Schlinge verwendete und ihn, Gollum wieder mit der "garssstigen" Kerze blendend, ohne viel Mühe über den Kopf stülpte. Er trat einige Schritte zurück, den schreienden und zappelnden Gollum wie an einer Leine aus dem Fass herauszerrend.
"Und was soll ich jetzt bitte machen??", Gandalf hatte Schwierigkeiten, das sich wehrende Geschöpf festzuhalten.
"Was weiß ich.....nimm es weg! Meinetwegen steck ihn zurück in das Fass und mach den Deckel wieder zu, aber diesmal richtig!!" Elrond entfernte sich hastig und angewidert noch ein Stück.
"Wie ist er da überhaupt reingekommen?", sprach Gandalf seine Gedanken laut aus.
Elrond fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. Als er sich wieder etwas gesammelt hatte, antwortete er: "Anscheinend hat er es irgendwie geschafft, aus Thranduils Hallen zu entkommen und ist mit der Warenlieferung aus Thal hierher gelangt. Vielleicht sollten wir ihn an Legolas übergeben, damit der ihn wieder zurück nach Düsterwald bringen kann."
Gandalf schaute ihn zweifelnd an, "Ganz alleine?"
"Natürlich nicht!" , erwiderte der Halbelb. Er hielt kurz inne. "Aragorn könnte ihn begleiten...", meinte er dann hoffnungsvoll.
Er wurde in seinen Gedanken, die ihm eine schöne, längere, aragornfreie Zeit versprachen, gestört, als plötzlich Merry und Pippin, die das Geschehen bis jetzt gespannt von oben verfolgt hatten, die Treppe heruntergepoltert kamen.
"Lasst ihn bitte frei!", rief Pippin an den Zauberer und den Halbelben gewandt, "Er ist ganz harmlos...." Der andere Hobbit nickte bekräftigend.
Elrond hob eine Augenbraue an.
"Herr Elrond!", meinte nun auch Merry flehentlich, "Er ist doch ganz lieb... Lasst ihn uns hier behalten, bitte!"
"Was?!", stieß der Halbelb ungläubig, fast entsetzt hervor, "NEIN! Auf keinen, ich wiederhole, auf KEINEN Fall!!"
"Warum nicht?", quengelte Pippin, "Er hat doch niemandem etwas getan---"
"Niemandem etwas getan? Er hat mich ANGESPRUNGEN!", zischte Elrond und wies auf sein Gesicht.
"Aber doch nur, weil er Angst hatte, nicht wahr, Gollum?", meinte Merry und ging langsam auf diesen zu, um ihn von seinen improvisierten Fesseln zu befreien. Völlig verdattert blickte Elrond auf die beiden Hobbits hinab. Noch vor ein paar Minuten waren sie schreiend aus dem Keller geflohen, und jetzt nahmen sie dieses....dieses....Ding in Schutz!
Sméagol beäugte die Halblinge auch eher misstrauisch als erfreut. Elrond ließ seinen Blick über ihn schweifen, als dieser langsam vor Merry zurückwich.
Er sah aus wie ein Häuflein Elend.
Sméagol war ganz abgemagert, seine dünne, gräuliche, fast durchsichtige Haut spannte sich straff über seinen spitzen Knochen, Geifer troff aus seinem Mund. An einem Finger seiner rechten Hand zeigte sich Blut, in der anderen hielt er einen angebissenen Apfel. Gehetzt sah er abwechselnd immer wieder mit großen Augen zu Gandalf und dem Halbelben auf. Er zitterte.
Plötzlich hatte Elrond Mitleid mit dem Geschöpf.
"Oh, na gut.", sagte er widerstrebend und seufzte. "Nehmt ihn mit rauf.....aber die Fesseln bleiben dran!"
"Prima!", riefen Merry und Pippin wie aus einem Munde, sprangen herum wie zwei kleine Jungen, die gerade einen Hund geschenkt bekommen hatten, entrissen Gandalf den Gürtel und zogen Gollum hinter sich her mit nach oben. Man konnte wirklich nicht sagen, dass Gollum den Eindruck erweckte, mit dieser Veränderung seiner Situation sonderlich glücklich zu sein.
***
So, jetzt gibt es bald noch ein etwas längeres Kapitel und dann ist Ende.....
