Ein ganz großes Sorry, dass ihr so lange warten musstet! Leider, leider zickt der PC ganz schön rum und macht mir das Leben schwer. *sigh* Na ja jetzt geht es aber erst mal weiter!
Großes Dankeschön an die Reviewer: magic_moony, Angel344, hermy24 und yvymaus!
Das wirkliche Ich
~+~+~+~+~
4. Kapitel - Hiobsbotschaften
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Harry verbrachte die kommenden Wochen so oft wie möglich mit seiner Mannschaft auf dem Quidditch-Feld; egal bei welchem Wetter. Den anderen Teil seiner Freizeit verbrachte er mit seinen Hausaufgaben und in der Bibliothek. Manchmal fragte er sich, was sich die Professoren dabei dachten, so viele und vor allem so zeitaufwendige Hausaufgaben zu geben... Und erst die Strafarbeiten, wenn die Hausaufgaben nicht erledigt worden waren!
Seit der einen Nacht, in der Harry den Slytherin-Vertrauensschüler unter Tränen auf dem Astronomieturm vorgefunden hatte, hatte Harry diesen Platz gemieden, weil er nicht wusste, wie er sich Malfoy gegenüber verhalten sollte. Er war sich nicht sicher, ob er sich beherrschen könnte, sollte er den Jungen noch einmal in solchem Zustand vorfinden. Außerdem hatte er im Moment keine Probleme damit durchzuschlafen; jeden Abend fiel er wie ein Stein ins Bett und Ron bekam ihn nur mit Müh und Not und einem kalten Waschlappen am nächsten Tag wach.
Die Zeit verging furchtbar schnell, das Halloweenfest verstrich und schon sprach man von den Weihnachtsferien. Dieses Jahr würde es keinen Ball geben... Nicht, dass Harry dem nachtrauerte, der Weihnachtsball erinnerte ihn immer so ziemlich unangenehm an das 4. Schuljahr, an das Trimagische Turnier und vor allem an Cho und Cedric...
Ron würde über die Ferien nach Hause fahren um mit der Familie zu feiern - Harry war zwar eingeladen, doch er hatte abgelehnt mit der Begründung, seine Schulaufgaben aufzuarbeiten - und Hermine mit ihren Eltern in den Urlaub fahren; Seamus und Dean verbrachten die freie Zeit gemeinsam mit Deans Familie und Neville fuhr zu seiner Großmutter und außerdem seine Eltern im St. Mungos besuchen.
Harry wusste nicht genau, wer noch alles außer ihm dableiben würde, aber es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Endlich würde er mal wieder Zeit nur für sich haben! Kein Quidditchtraining - selbst wenn es noch so viel Spaß machte, es wäre eine Erholung, mal nicht trainieren zu müssen sondern einfach nur zum spaß über Hogwarts zu fliegen -, keine neuen Hausarbeiten, keine Unterrichtsstunden.
Er konnte tun und lassen was er wollte - sprich: Hagrid besuchen und nur die Bücher lesen, die ihn wirklich interessierten; durch die Gänge im Schloss streifen und mit Hilfe der Karte des Rumtreibers vielleicht noch die ein oder anderen ungenutzten Räume des Schlosses 'untersuchen', einfach seiner Neugierde nachgeben. Und mit Remus nach Hogsmead gehen, ein paar Butterbier trinken und sich mal wieder so richtig mit ihm unterhalten.
Schon mehrere Tage vor der Abreise der anderen Schüler herrschte Aufbruchstimmung und wurden Taschen und Koffer gepackt. Ron hatte vor Aufregung ständig rote Ohren, Hermines Augen glänzten, Seamus und Dean schwärmten davon, was sie alles machen würden und Neville versprach den drei Freunden, die Grüße an seine Großmutter weiter zu geben. Nachdem er bemerkt hatte, dass die anderen weder angeekelt oder sonst wie abgestoßen ob der Tatsache, dass seine Eltern im St. Mungos lebten, waren, hatte er schon ein paar mal das ein oder andere von ihnen erzählt. Erinnerungen an eine Kindheit, die Harry fast schon so schlimm vor kam, wie seine eigene bei den Dursleys, vielleicht sogar schlimmer. Was musste das nur für ein Gefühl sein, wenn seine eigenen Eltern einen nicht erkannten, sich nicht einmal daran erinnerten, dass es einen gab?
Der große Schock kam jedoch zwei Tage vor Ferienbeginn.
Hermine bekam noch immer täglich den Tagesprophet per Eulenpost und schon vor dem Frühstück stürmte sie, die Zeitung in der Hand, zu den Jungen in den Schlafsaal. "Schaut euch das an, das müsst ihr gelesen haben!", rief sie, noch ehe sie ganz im Zimmer war und fledderte schon das Papier auseinander. Sie setzte sich auf Harrys Bett und die Jungs guckten ihr neugierig über die Schulter. "Lucius Malfoy wurde offiziell aus Askaban entlassen, weil er die Namen vieler Todesser aus hohen Positionen in verschiedenen wichtigen Einrichtungen des Ministeriums und anderen Organisationen verraten hatte!", fasste sie den Artikel zusammen und blickte die anderen an. "Könnt ihr euch das vorstellen? So einfach geht das! Ist doch nicht zu fassen!"
"Woah! Der Quidditchtrainer von den Tornados ist ein Todesser?! Und der zweite Geschäftsführer von Gringotts?", kam es von Ron, der Hermine die Zeitung abgenommen hatte. "Woah... nicht zu fassen..."
Harry war ein wenig blass geworden und hatte sich einfach neben Hermine auf das Bett fallen lassen. Lucius Malfoy war also ganz offiziell aus Askaban entlassen worden... Der schwarzhaarige Junge konnte einfach nicht glauben, dass das geschehen war. Durch seinen Ausbruch hätte er ruhig den Kuss der Dementoren bekommen können, aber nein... Da konnte man mal wieder sehen, was man durch Geld alles erreichen konnte! Da hatten sicherlich Cornelius Fudge und eine Menge Galleonen ihre Finger im Spiel gehabt. Harry traute dem Zaubereiminister so etwas durchaus zu. Gut, konnte sein, dass er dem Mann damit unrecht tat, aber Fudge hatte nun mal nicht Sympathie in dem Jungen geweckt...
Kopfschüttelnd stand Harry wieder auf. "Los, lasst uns essen gehen. Wir können da ja nichts gegen machen, die im Ministerium müssen schon selber wissen, was sie tun...", grummelte er leise; die anderen wussten jedoch genau, dass ihn das wurmte. Aber sie sprachen ihn nicht darauf an, wenn er reden wollte, würde er schon zu einem von ihnen kommen, dass hatte sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt.
Als sie die große Halle betraten tuschelte man am Slytherintisch schon eifrig, dort hatten auch einige Schüler den Tagespropheten gelesen. Die Ravenclaws und Hufflepuffs hatten es sicherlich auch mitbekommen, allerdings schienen sie sich nicht sonderlich dafür zu interessieren. Harry hielt gezielt nach Malfoy ausschau, doch der Junge war nirgendwo zu sehen. Erst in Zaubertränke begegnete er dem Blondschopf, welcher noch kränker als sonst aussah. Snape schickte ihn auch ohne ein Kommentar zu Madam Pomfrey auf die Krankenstation.
*+*+*
Als Harry am Abend im Krankenflügel auftauchte - er war beim Quidditchtraining gedanklich so abwesend gewesen, dass er mehrmals von den Klatschern getroffen wurde und schlussendlich vom Besen gefallen war und sich ein Bein geprellt und den Arm gebrochen hatte - lag ein kalkweißer, kaum von den Bettlaken zu unterscheidender Draco Malfoy schlafend da. Harrys Blick wanderte während Madam Pomfrey ihn behandelte immer wieder zu dem Slytherin hinüber, bis die Hexe ihn daraufhin ansprach. Der Gryffindor wurde ein wenig rot um die Nase. "Was... was hat er denn?", fragte er schließlich, seine Neugier nicht mehr länger zügelnd, leise.
Madam Pomfrey lächelte leicht, aber dennoch war ihre Besorgnis nicht zu übersehen. "Der arme Junge ist ziemlich übermüdet und auch unterernährt. Nicht zu glauben, bei dem Essen, das es hier gibt! Diese ganze Lernerei ist ihm wohl ein bisschen zu viel geworden. Zig mal hat man ihn schon morgens über den Büchern schlafend in der Bibliothek gefunden. Dabei hat er das doch gar nicht nötig, so gut wie er ist. Sozusagen die männliche Ausgabe von Ihrer Freundin Miss Granger." Madam Pomfrey zwinkerte ihm kurz zu. "Aber keine Sorge, der wird schon wieder werden. Zu hause kann er sich ja ausruhen und erholen", fügte sie noch kopfschüttelnd hinzu.
Letzteres glaubte Harry zwar weniger, aber er hütete sich, das auszusprechen. Allerdings überraschte es ihn ein bisschen, dass Malfoy anscheinend recht gute Noten hatte. Harry wusste, dass er in Zaubertränke einiges zu bieten hatte, aber dass sich das auch auf andere Fächer ausweitete... Er hatte immer geglaubt, das läge nur daran, dass Snape Slytherins von Grund auf bevorzugte.
Er selbst fühlte sich fast schon so mies, wie Malfoy aussah und Madam Pomfrey schickte ihn auch prompt mit den Worten "Und jetzt ab ins Bett, Sie müssen sich ausruhen! Oder wollen Sie die Nacht lieber hier verbringen?" hinaus. Mit einem letzten Blick auf den blonden Jungen verließ er den Krankenflügel und begab sich zum Gryffindor-Turm, wo er Ron und Hermine im Gemeinschaftsraum knutschend antraf. Die beiden schossen schneller auseinander als man 'Hallo' sagen konnte und wurden synchron rot.
"Ähm... Harry... wir.. ich... also", begann Ron stotternd und seine Ohren glühten dabei leuchtend rot wie eine Ampel. In sich hinein grinsend mühte sich Harry darum, ein fassungsloses Gesicht zu machen, denn offiziell wusste er ja noch nicht, dass die beiden ein Paar waren. "Öhm... wir... wollten es dir eigentlich schon länger erzählen... aber... irgendwie... kam immer was dazwischen....", murmelte Hermine, die es vermied, ihn direkt anzugucken. Es war schön, die sonst so schlagfertige und redegewandte Vertrauensschülerin so zu erleben.
Nun grinste Harry wirklich. "Aha.", sagte er. "Dabei dachte ich immer, du hättest gefallen an Viktor Krum gefunden..." Das braunhaarige Mädchen schüttelte den Kopf und Ron rutschte wieder ein bisschen näher zu ihr. "Wie geht's dir?", fragte er um vom Thema abzulenken. Harry zuckte die Achseln. "Na ja, Madam Pomfrey hat mich wieder hin gekriegt... War ja nichts schlimmes." "Nichts schlimmes?!", echote Hermine. "Das sah aus, als hättest du dir den Hals gebrochen, so wie du da kopfüber runtergestürzt bist!"
Harry zuckte erneut die Schultern. "Ich hab Malfoy getroffen", murmelte er dann, ließ sich vor dem Kaminfeuer nieder. "Er liegt noch immer auf der Krankenstation..." "Ach ja?", fragte Ron wenig interessiert. "Wahrscheinlich hatte er schon vor uns gewusst, das sein Vater raus kommt und eine kleine Feier bei den Slytherins gegeben und sich dabei betrunken", mutmaßte er und klang dabei richtig fies. Das es in Hogwarts gar nicht so einfach war, an solch starken Alkohol zu kommen, schob er einfach mal beiseite.
Das war das erste Mal seit der Zugfahrt, dass der Jüngste der Weasleysöhne etwas gemeines über den Vertrauensschüler der Slytherins sagte und Harry fühlte, wie er sich darüber ärgerte. Erkannte Ron denn nicht, dass es Malfoy schon seit Anfang des Schuljahres schlecht ging? Sah er denn nicht, dass der Junge sich verändert hatte?
"Das glaube ich nicht", zischte er ungewollt kalt zurück und Ron zuckte ob des Tonfalls ihm gegenüber leicht zusammen. Hermine starrte den Freund erstaunt an, enthielt sich jedoch eines Kommentars. "Madam Pomfrey sagte, er sei übermüdet und unterernährt." "Was?!", kam es von den beiden gleichzeitig und Harry nickte. "Ist euch nicht aufgefallen, dass er in letzter Zeit aussieht wie sein eigener Schatten? Manchmal frage ich mich, wie er es schafft, nicht im Unterricht einzuschlafen. Oder warum er nicht schon längst zusammengeklappt ist."
Hermine legte nachdenklich den Kopf schief. "Na ja, stimmt schon irgendwie... Er ist merkwürdig ruhig in letzter Zeit. Ich dachte eigentlich, das wäre die Ruhe vor dem Sturm, wie sonst auch...", gab sie zu. "Aber ich hab auch nicht sonderlich auf ihn geachtet..." Ron nickte zustimmend und Harry konnte sich denken, dass die beiden Turteltauben in ihrer Freizeit viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, als dass sie auf andere geachtet hätten. Andererseits sprachen sie hier von Draco Malfoy... Und mit dem beschäftigten sich die Gryffindors eigentlich nur, wenn sie sich über ihn ärgerten.
Vorsichtig wog er den Gedanken ab, ihnen von dem Gespräch zwischen Snape und Malfoy zu erzählen, verwarf es dann aber wieder. Doch er berichtete ihnen von der Nacht, in der er Malfoy weinend auf dem Astronomieturm angetroffen hatte.
Sowohl Hermine als auch Ron waren bestürzt; niemals hätten sie Draco Malfoy eine solche Gefühlsregung zugetraut! Sprachen sie hier wirklich von Mr-ich-bin-kalt-wie-Eis-und-habe-keine-Gefühle?! Aber so gesehen hatte er ja auch geglaubt, auf dem Turm alleine zu sein, da konnte er sich solche Gefühlsausbrüche ohne Imageverlust leisten...
"Und", fragte Hermine nach einem kurzen Augenblick des Schweigens. "was willst du jetzt machen?" Harry zuckte die Achseln. "Was weiß ich? Man kann ihm ja nicht helfen, wenn er nicht sagt, wo genau sein Problem liegt, oder?" "Na ja", warf Ron dazwischen, "glaubst du etwa, er würde ausgerechnet mit einem von UNS reden? Einem Gryffindor? Außerdem... du bist Harry Potter - er hasst dich mindestens so sehr wie Du-weißt-schon-wer! Also eher glaub ich, dass Snape freiwillig darauf verzichten würde, Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste zu werden, als dass Malfoy uns gegenüber auftaut!"
Seine Freundin lächelte ob des Vergleichs und auch Harry sah ein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Draco sich ihnen gegenüber öffnen würde weit mehr als nur sehr gering war. Der Einzige, der etwas tun könnte, gestand Harry sich ein, war wohl Professor Snape, zu dem Draco ja irgendeine persönliche Verbindung hatte, dem belauschten Gespräch im Kerkerzimmer nach zu urteilen. Es wunderte ihn ein wenig, dass er aufgrund dieses Gedankens einen kleinen Stich in seinem Inneren spürte.
Seufzend wischte er dieses unbekannte Gefühl beiseite und nickte. "Ihr habt recht, wir können da gar nichts machen..." Doch noch ehe er sich mehr Gedanken darüber konnten purzelten lachend Colin und Ginny in den Gemeinschaftsraum - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ron hob missbilligend die Augenbrauen und blickte den jüngeren Gryffindor an, als würde er ihm im nächsten Augenblick an die Gurgel springen. Wenn es um seine kleine Schwester ging, verstand der Rotschopf keinen Spaß.
Die beiden jüngeren liefen leicht rosig an und grinsten den drei Freunden zu, ehe sie sich erhoben und - mit angemessenem Abstand zueinander - auf einem der Sofas Platz nahmen. Noch ehe irgend jemand etwas sagen konnte, blickten die beiden sich an und kicherten ungehalten.
"Was ist denn so lustig?", verlangte Ron schließlich zu wissen und sah mehr als ungehalten zwischen Ginny und Colin hin und her. Harry kam er eher wie der Vater einer Braut vor, denn als älterer Bruder, aber er war sich nicht sicher, ob er sich in Rons Situation nicht ähnlich verhalten würde. Für ihn war Ginny ja auch etwas wie eine kleine Schwester, nur machte er sich nicht halb so viele Sorgen und Gedanken um sie wie Ron. Schließlich war Colin in seinen Augen zwar ein wenig nervig, nichts desto trotz jedoch ein sehr netter Junge.
"Nichts, nichts", wehrten die Jüngeren gleichzeitig und viel zu hastig ab, als dass man es ihnen geglaubt hätte. Doch Hermine legte beruhigend eine Hand auf Rons Schulter und so unterließ der emotionale Rotschopf es, weiter zu bohren.
Harry blieb noch ein paar Minuten bei den anderen hocken, doch als dann auch noch Seamus, Neville und Dean auftauchten wurde es ihm zu viel. Er fühlte sich ausgelaugt und müde, daher entschied er sich, Madam Pomfreys Rat zu folgen und gleich ins Bett zu gehen. Er verabschiedete sich von den anderen, wünschte eine gute Nacht und ging die wenigen Stufen zum Schlafsaal der Jungen hoch. Er zog sich aus und schlüpfte in seinen Pyjama, ehe er unter die Decke kroch und den Vorhang seines Himmelbetts zu zog.
Rasch war er eingeschlafen; bekam nicht einmal mehr mit, wie die anderen später polternd und lärmend ebenfalls in ihre Betten krochen.
+++
Bis zur Abfahrt der Heimaturlauber sah man von Malfoy nicht mal die Nasenspitze, nicht einmal Crabbe und Goyle schienen zu wissen, was los war, denn wann immer sie auf Malfoy angesprochen wurden, zuckten sie nur mit dümmlichen Gesichtsausdruck die Achseln. Erst als man in die Kutschen, die sie zum Bahnhof bringen würde, einstieg, kam er aus dem Krankenzimmer.
Harry, der Ron und Hermine begleitet hatte, beobachtete den jungen Slytherin aufmerksam. Er sah nicht sehr viel besser aus, war noch immer kränklich blass. Nur die dunklen Augenringe waren kaum noch zu sehen, also schloss Harry daraus, dass er die letzten zwei Nächte gut geschlafen hatte - wahrscheinlich aber auch nur, weil er einen Zaubertrank verabreicht bekommen hatte, der dies förderte. Nach einem weiteren forschenden Blick stellte der Schwarzhaarige fest, dass Draco wohl doch noch schwächer geworden war, als er angenommen hatte. Er hatte nur einen kleinen Teil seines Gepäcks dabei, alles in einem recht winzigen Rucksack, und doch sah es so aus, als wäre dieser unendlich schwer.
Kurz bevor die Schüler in die Kutschen stiegen sah Harry, wie Snape zu Draco trat, ihm etwas zuflüsterte und dabei seine Hand auf die schmale Schulter legte und leicht drückte. Malfoys Gesicht war ausdruckslos, er nickte kaum merklich und verschwand dann mit Goyle und Crabbe in einer Kutsche, in die sich dann auch noch Pansy Parkinson quetschte.
Harry verabschiedete sich herzlich von Ron und Hermine, nahm das eingepackte Weihnachtsgeschenk entgegen, nicht ohne sich noch einmal das Versprechen abringen zu lassen, es auch wirklich erst an Weihnachten zu öffnen. Harrys Geschenke hatten die beiden schon ihn ihren Koffern sicher verstaut.
Der Schwarzhaarige sah noch zu, wie die Kutschen Hogwarts verließen und Richtung Hogsmead fuhren, dann erst drehte er sich um und ging zurück ins Schloss. Als er in die beinahe menschenleere Große Halle trat fühlte er sich seltsam verloren, obwohl er es doch gewohnt war, die Ferien allein zu verbringen. Doch dieses Jahr fiel es ihm schwerer als sonst, wurde er jetzt doch nicht mehr abgelenkt und konnte so ungehindert an das letztjährige Weihnachtsfest und Sirius denken.
Mitten in Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie Remus Lupin zu ihm trat; erst als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte, blickte er auf. "Na, Harry, warum so traurig?", fragte sein Freund und Professor ihn und lächelte aufmunternd. Harry lächelte zurück, zwar etwas zittrig aber immer hin. "Ich musste an letztes Jahr Weihnachten denken", erklärte er leise und hätte sich am liebsten gleich geohrfeigt, als er sah, wie der fröhliche Gesichtsausdruck des älteren Mannes schwand und unglaublich viel Schmerz und Trauer Platz machte.
"Tut mir leid, Remus!", entschuldigte sich der schwarzhaarige Junge sofort. "Für dich ist es schließlich viel schlimmer und ich wollte ni-"
Remus unterbrach ihn, indem er eine Hand leicht über Harrys Mund legte. "Es ist schon in Ordnung, Harry. Wusstest du, dass Sirius schon Anfang des Jahres das diesjährige Weihnachtsfest plante? Er wollte mit dir verreisen, konnte sich aber überhaupt nicht entscheiden, wohin und ist uns allen damit furchtbar auf die Nerven gegangen. Wenn ich gewusst hätte, dass er... dass er stirbt hätte ich damals nicht so harte Worte benutzt, aber du kennst ihn ja. Er konnte schon ein wenig... nervtötend sein. Elender Dickschädel, der er war. Immer wollte er seinen Kopf durchsetzen, dieser Idiot." Remus' Stimme war immer leiser geworden, hatte aber nichts desto trotz sehr liebevoll geklungen.
"Du hast ihn sehr... gern gehabt, nicht wahr?", fragte Harry genau so leise nach. Sein älterer Freund lächelte nur unergründlich, während es in seinen Augen leicht feucht schimmerte.
~+~+~+~+~
4. Kapitel - Ende
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Sorry!! Schon wieder nur so kurz... Ursprünglich war das 4. Kapitel um einiges Länger, um nicht zu sagen zu lang. Deshalb hab ich hier getrennt, das war noch die beste Möglichkeit, ohne einen gemeinen Cliffhanger einzubauen ^_^
Großes Dankeschön an die Reviewer: magic_moony, Angel344, hermy24 und yvymaus!
Das wirkliche Ich
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4. Kapitel - Hiobsbotschaften
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Harry verbrachte die kommenden Wochen so oft wie möglich mit seiner Mannschaft auf dem Quidditch-Feld; egal bei welchem Wetter. Den anderen Teil seiner Freizeit verbrachte er mit seinen Hausaufgaben und in der Bibliothek. Manchmal fragte er sich, was sich die Professoren dabei dachten, so viele und vor allem so zeitaufwendige Hausaufgaben zu geben... Und erst die Strafarbeiten, wenn die Hausaufgaben nicht erledigt worden waren!
Seit der einen Nacht, in der Harry den Slytherin-Vertrauensschüler unter Tränen auf dem Astronomieturm vorgefunden hatte, hatte Harry diesen Platz gemieden, weil er nicht wusste, wie er sich Malfoy gegenüber verhalten sollte. Er war sich nicht sicher, ob er sich beherrschen könnte, sollte er den Jungen noch einmal in solchem Zustand vorfinden. Außerdem hatte er im Moment keine Probleme damit durchzuschlafen; jeden Abend fiel er wie ein Stein ins Bett und Ron bekam ihn nur mit Müh und Not und einem kalten Waschlappen am nächsten Tag wach.
Die Zeit verging furchtbar schnell, das Halloweenfest verstrich und schon sprach man von den Weihnachtsferien. Dieses Jahr würde es keinen Ball geben... Nicht, dass Harry dem nachtrauerte, der Weihnachtsball erinnerte ihn immer so ziemlich unangenehm an das 4. Schuljahr, an das Trimagische Turnier und vor allem an Cho und Cedric...
Ron würde über die Ferien nach Hause fahren um mit der Familie zu feiern - Harry war zwar eingeladen, doch er hatte abgelehnt mit der Begründung, seine Schulaufgaben aufzuarbeiten - und Hermine mit ihren Eltern in den Urlaub fahren; Seamus und Dean verbrachten die freie Zeit gemeinsam mit Deans Familie und Neville fuhr zu seiner Großmutter und außerdem seine Eltern im St. Mungos besuchen.
Harry wusste nicht genau, wer noch alles außer ihm dableiben würde, aber es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Endlich würde er mal wieder Zeit nur für sich haben! Kein Quidditchtraining - selbst wenn es noch so viel Spaß machte, es wäre eine Erholung, mal nicht trainieren zu müssen sondern einfach nur zum spaß über Hogwarts zu fliegen -, keine neuen Hausarbeiten, keine Unterrichtsstunden.
Er konnte tun und lassen was er wollte - sprich: Hagrid besuchen und nur die Bücher lesen, die ihn wirklich interessierten; durch die Gänge im Schloss streifen und mit Hilfe der Karte des Rumtreibers vielleicht noch die ein oder anderen ungenutzten Räume des Schlosses 'untersuchen', einfach seiner Neugierde nachgeben. Und mit Remus nach Hogsmead gehen, ein paar Butterbier trinken und sich mal wieder so richtig mit ihm unterhalten.
Schon mehrere Tage vor der Abreise der anderen Schüler herrschte Aufbruchstimmung und wurden Taschen und Koffer gepackt. Ron hatte vor Aufregung ständig rote Ohren, Hermines Augen glänzten, Seamus und Dean schwärmten davon, was sie alles machen würden und Neville versprach den drei Freunden, die Grüße an seine Großmutter weiter zu geben. Nachdem er bemerkt hatte, dass die anderen weder angeekelt oder sonst wie abgestoßen ob der Tatsache, dass seine Eltern im St. Mungos lebten, waren, hatte er schon ein paar mal das ein oder andere von ihnen erzählt. Erinnerungen an eine Kindheit, die Harry fast schon so schlimm vor kam, wie seine eigene bei den Dursleys, vielleicht sogar schlimmer. Was musste das nur für ein Gefühl sein, wenn seine eigenen Eltern einen nicht erkannten, sich nicht einmal daran erinnerten, dass es einen gab?
Der große Schock kam jedoch zwei Tage vor Ferienbeginn.
Hermine bekam noch immer täglich den Tagesprophet per Eulenpost und schon vor dem Frühstück stürmte sie, die Zeitung in der Hand, zu den Jungen in den Schlafsaal. "Schaut euch das an, das müsst ihr gelesen haben!", rief sie, noch ehe sie ganz im Zimmer war und fledderte schon das Papier auseinander. Sie setzte sich auf Harrys Bett und die Jungs guckten ihr neugierig über die Schulter. "Lucius Malfoy wurde offiziell aus Askaban entlassen, weil er die Namen vieler Todesser aus hohen Positionen in verschiedenen wichtigen Einrichtungen des Ministeriums und anderen Organisationen verraten hatte!", fasste sie den Artikel zusammen und blickte die anderen an. "Könnt ihr euch das vorstellen? So einfach geht das! Ist doch nicht zu fassen!"
"Woah! Der Quidditchtrainer von den Tornados ist ein Todesser?! Und der zweite Geschäftsführer von Gringotts?", kam es von Ron, der Hermine die Zeitung abgenommen hatte. "Woah... nicht zu fassen..."
Harry war ein wenig blass geworden und hatte sich einfach neben Hermine auf das Bett fallen lassen. Lucius Malfoy war also ganz offiziell aus Askaban entlassen worden... Der schwarzhaarige Junge konnte einfach nicht glauben, dass das geschehen war. Durch seinen Ausbruch hätte er ruhig den Kuss der Dementoren bekommen können, aber nein... Da konnte man mal wieder sehen, was man durch Geld alles erreichen konnte! Da hatten sicherlich Cornelius Fudge und eine Menge Galleonen ihre Finger im Spiel gehabt. Harry traute dem Zaubereiminister so etwas durchaus zu. Gut, konnte sein, dass er dem Mann damit unrecht tat, aber Fudge hatte nun mal nicht Sympathie in dem Jungen geweckt...
Kopfschüttelnd stand Harry wieder auf. "Los, lasst uns essen gehen. Wir können da ja nichts gegen machen, die im Ministerium müssen schon selber wissen, was sie tun...", grummelte er leise; die anderen wussten jedoch genau, dass ihn das wurmte. Aber sie sprachen ihn nicht darauf an, wenn er reden wollte, würde er schon zu einem von ihnen kommen, dass hatte sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt.
Als sie die große Halle betraten tuschelte man am Slytherintisch schon eifrig, dort hatten auch einige Schüler den Tagespropheten gelesen. Die Ravenclaws und Hufflepuffs hatten es sicherlich auch mitbekommen, allerdings schienen sie sich nicht sonderlich dafür zu interessieren. Harry hielt gezielt nach Malfoy ausschau, doch der Junge war nirgendwo zu sehen. Erst in Zaubertränke begegnete er dem Blondschopf, welcher noch kränker als sonst aussah. Snape schickte ihn auch ohne ein Kommentar zu Madam Pomfrey auf die Krankenstation.
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Als Harry am Abend im Krankenflügel auftauchte - er war beim Quidditchtraining gedanklich so abwesend gewesen, dass er mehrmals von den Klatschern getroffen wurde und schlussendlich vom Besen gefallen war und sich ein Bein geprellt und den Arm gebrochen hatte - lag ein kalkweißer, kaum von den Bettlaken zu unterscheidender Draco Malfoy schlafend da. Harrys Blick wanderte während Madam Pomfrey ihn behandelte immer wieder zu dem Slytherin hinüber, bis die Hexe ihn daraufhin ansprach. Der Gryffindor wurde ein wenig rot um die Nase. "Was... was hat er denn?", fragte er schließlich, seine Neugier nicht mehr länger zügelnd, leise.
Madam Pomfrey lächelte leicht, aber dennoch war ihre Besorgnis nicht zu übersehen. "Der arme Junge ist ziemlich übermüdet und auch unterernährt. Nicht zu glauben, bei dem Essen, das es hier gibt! Diese ganze Lernerei ist ihm wohl ein bisschen zu viel geworden. Zig mal hat man ihn schon morgens über den Büchern schlafend in der Bibliothek gefunden. Dabei hat er das doch gar nicht nötig, so gut wie er ist. Sozusagen die männliche Ausgabe von Ihrer Freundin Miss Granger." Madam Pomfrey zwinkerte ihm kurz zu. "Aber keine Sorge, der wird schon wieder werden. Zu hause kann er sich ja ausruhen und erholen", fügte sie noch kopfschüttelnd hinzu.
Letzteres glaubte Harry zwar weniger, aber er hütete sich, das auszusprechen. Allerdings überraschte es ihn ein bisschen, dass Malfoy anscheinend recht gute Noten hatte. Harry wusste, dass er in Zaubertränke einiges zu bieten hatte, aber dass sich das auch auf andere Fächer ausweitete... Er hatte immer geglaubt, das läge nur daran, dass Snape Slytherins von Grund auf bevorzugte.
Er selbst fühlte sich fast schon so mies, wie Malfoy aussah und Madam Pomfrey schickte ihn auch prompt mit den Worten "Und jetzt ab ins Bett, Sie müssen sich ausruhen! Oder wollen Sie die Nacht lieber hier verbringen?" hinaus. Mit einem letzten Blick auf den blonden Jungen verließ er den Krankenflügel und begab sich zum Gryffindor-Turm, wo er Ron und Hermine im Gemeinschaftsraum knutschend antraf. Die beiden schossen schneller auseinander als man 'Hallo' sagen konnte und wurden synchron rot.
"Ähm... Harry... wir.. ich... also", begann Ron stotternd und seine Ohren glühten dabei leuchtend rot wie eine Ampel. In sich hinein grinsend mühte sich Harry darum, ein fassungsloses Gesicht zu machen, denn offiziell wusste er ja noch nicht, dass die beiden ein Paar waren. "Öhm... wir... wollten es dir eigentlich schon länger erzählen... aber... irgendwie... kam immer was dazwischen....", murmelte Hermine, die es vermied, ihn direkt anzugucken. Es war schön, die sonst so schlagfertige und redegewandte Vertrauensschülerin so zu erleben.
Nun grinste Harry wirklich. "Aha.", sagte er. "Dabei dachte ich immer, du hättest gefallen an Viktor Krum gefunden..." Das braunhaarige Mädchen schüttelte den Kopf und Ron rutschte wieder ein bisschen näher zu ihr. "Wie geht's dir?", fragte er um vom Thema abzulenken. Harry zuckte die Achseln. "Na ja, Madam Pomfrey hat mich wieder hin gekriegt... War ja nichts schlimmes." "Nichts schlimmes?!", echote Hermine. "Das sah aus, als hättest du dir den Hals gebrochen, so wie du da kopfüber runtergestürzt bist!"
Harry zuckte erneut die Schultern. "Ich hab Malfoy getroffen", murmelte er dann, ließ sich vor dem Kaminfeuer nieder. "Er liegt noch immer auf der Krankenstation..." "Ach ja?", fragte Ron wenig interessiert. "Wahrscheinlich hatte er schon vor uns gewusst, das sein Vater raus kommt und eine kleine Feier bei den Slytherins gegeben und sich dabei betrunken", mutmaßte er und klang dabei richtig fies. Das es in Hogwarts gar nicht so einfach war, an solch starken Alkohol zu kommen, schob er einfach mal beiseite.
Das war das erste Mal seit der Zugfahrt, dass der Jüngste der Weasleysöhne etwas gemeines über den Vertrauensschüler der Slytherins sagte und Harry fühlte, wie er sich darüber ärgerte. Erkannte Ron denn nicht, dass es Malfoy schon seit Anfang des Schuljahres schlecht ging? Sah er denn nicht, dass der Junge sich verändert hatte?
"Das glaube ich nicht", zischte er ungewollt kalt zurück und Ron zuckte ob des Tonfalls ihm gegenüber leicht zusammen. Hermine starrte den Freund erstaunt an, enthielt sich jedoch eines Kommentars. "Madam Pomfrey sagte, er sei übermüdet und unterernährt." "Was?!", kam es von den beiden gleichzeitig und Harry nickte. "Ist euch nicht aufgefallen, dass er in letzter Zeit aussieht wie sein eigener Schatten? Manchmal frage ich mich, wie er es schafft, nicht im Unterricht einzuschlafen. Oder warum er nicht schon längst zusammengeklappt ist."
Hermine legte nachdenklich den Kopf schief. "Na ja, stimmt schon irgendwie... Er ist merkwürdig ruhig in letzter Zeit. Ich dachte eigentlich, das wäre die Ruhe vor dem Sturm, wie sonst auch...", gab sie zu. "Aber ich hab auch nicht sonderlich auf ihn geachtet..." Ron nickte zustimmend und Harry konnte sich denken, dass die beiden Turteltauben in ihrer Freizeit viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, als dass sie auf andere geachtet hätten. Andererseits sprachen sie hier von Draco Malfoy... Und mit dem beschäftigten sich die Gryffindors eigentlich nur, wenn sie sich über ihn ärgerten.
Vorsichtig wog er den Gedanken ab, ihnen von dem Gespräch zwischen Snape und Malfoy zu erzählen, verwarf es dann aber wieder. Doch er berichtete ihnen von der Nacht, in der er Malfoy weinend auf dem Astronomieturm angetroffen hatte.
Sowohl Hermine als auch Ron waren bestürzt; niemals hätten sie Draco Malfoy eine solche Gefühlsregung zugetraut! Sprachen sie hier wirklich von Mr-ich-bin-kalt-wie-Eis-und-habe-keine-Gefühle?! Aber so gesehen hatte er ja auch geglaubt, auf dem Turm alleine zu sein, da konnte er sich solche Gefühlsausbrüche ohne Imageverlust leisten...
"Und", fragte Hermine nach einem kurzen Augenblick des Schweigens. "was willst du jetzt machen?" Harry zuckte die Achseln. "Was weiß ich? Man kann ihm ja nicht helfen, wenn er nicht sagt, wo genau sein Problem liegt, oder?" "Na ja", warf Ron dazwischen, "glaubst du etwa, er würde ausgerechnet mit einem von UNS reden? Einem Gryffindor? Außerdem... du bist Harry Potter - er hasst dich mindestens so sehr wie Du-weißt-schon-wer! Also eher glaub ich, dass Snape freiwillig darauf verzichten würde, Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste zu werden, als dass Malfoy uns gegenüber auftaut!"
Seine Freundin lächelte ob des Vergleichs und auch Harry sah ein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Draco sich ihnen gegenüber öffnen würde weit mehr als nur sehr gering war. Der Einzige, der etwas tun könnte, gestand Harry sich ein, war wohl Professor Snape, zu dem Draco ja irgendeine persönliche Verbindung hatte, dem belauschten Gespräch im Kerkerzimmer nach zu urteilen. Es wunderte ihn ein wenig, dass er aufgrund dieses Gedankens einen kleinen Stich in seinem Inneren spürte.
Seufzend wischte er dieses unbekannte Gefühl beiseite und nickte. "Ihr habt recht, wir können da gar nichts machen..." Doch noch ehe er sich mehr Gedanken darüber konnten purzelten lachend Colin und Ginny in den Gemeinschaftsraum - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ron hob missbilligend die Augenbrauen und blickte den jüngeren Gryffindor an, als würde er ihm im nächsten Augenblick an die Gurgel springen. Wenn es um seine kleine Schwester ging, verstand der Rotschopf keinen Spaß.
Die beiden jüngeren liefen leicht rosig an und grinsten den drei Freunden zu, ehe sie sich erhoben und - mit angemessenem Abstand zueinander - auf einem der Sofas Platz nahmen. Noch ehe irgend jemand etwas sagen konnte, blickten die beiden sich an und kicherten ungehalten.
"Was ist denn so lustig?", verlangte Ron schließlich zu wissen und sah mehr als ungehalten zwischen Ginny und Colin hin und her. Harry kam er eher wie der Vater einer Braut vor, denn als älterer Bruder, aber er war sich nicht sicher, ob er sich in Rons Situation nicht ähnlich verhalten würde. Für ihn war Ginny ja auch etwas wie eine kleine Schwester, nur machte er sich nicht halb so viele Sorgen und Gedanken um sie wie Ron. Schließlich war Colin in seinen Augen zwar ein wenig nervig, nichts desto trotz jedoch ein sehr netter Junge.
"Nichts, nichts", wehrten die Jüngeren gleichzeitig und viel zu hastig ab, als dass man es ihnen geglaubt hätte. Doch Hermine legte beruhigend eine Hand auf Rons Schulter und so unterließ der emotionale Rotschopf es, weiter zu bohren.
Harry blieb noch ein paar Minuten bei den anderen hocken, doch als dann auch noch Seamus, Neville und Dean auftauchten wurde es ihm zu viel. Er fühlte sich ausgelaugt und müde, daher entschied er sich, Madam Pomfreys Rat zu folgen und gleich ins Bett zu gehen. Er verabschiedete sich von den anderen, wünschte eine gute Nacht und ging die wenigen Stufen zum Schlafsaal der Jungen hoch. Er zog sich aus und schlüpfte in seinen Pyjama, ehe er unter die Decke kroch und den Vorhang seines Himmelbetts zu zog.
Rasch war er eingeschlafen; bekam nicht einmal mehr mit, wie die anderen später polternd und lärmend ebenfalls in ihre Betten krochen.
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Bis zur Abfahrt der Heimaturlauber sah man von Malfoy nicht mal die Nasenspitze, nicht einmal Crabbe und Goyle schienen zu wissen, was los war, denn wann immer sie auf Malfoy angesprochen wurden, zuckten sie nur mit dümmlichen Gesichtsausdruck die Achseln. Erst als man in die Kutschen, die sie zum Bahnhof bringen würde, einstieg, kam er aus dem Krankenzimmer.
Harry, der Ron und Hermine begleitet hatte, beobachtete den jungen Slytherin aufmerksam. Er sah nicht sehr viel besser aus, war noch immer kränklich blass. Nur die dunklen Augenringe waren kaum noch zu sehen, also schloss Harry daraus, dass er die letzten zwei Nächte gut geschlafen hatte - wahrscheinlich aber auch nur, weil er einen Zaubertrank verabreicht bekommen hatte, der dies förderte. Nach einem weiteren forschenden Blick stellte der Schwarzhaarige fest, dass Draco wohl doch noch schwächer geworden war, als er angenommen hatte. Er hatte nur einen kleinen Teil seines Gepäcks dabei, alles in einem recht winzigen Rucksack, und doch sah es so aus, als wäre dieser unendlich schwer.
Kurz bevor die Schüler in die Kutschen stiegen sah Harry, wie Snape zu Draco trat, ihm etwas zuflüsterte und dabei seine Hand auf die schmale Schulter legte und leicht drückte. Malfoys Gesicht war ausdruckslos, er nickte kaum merklich und verschwand dann mit Goyle und Crabbe in einer Kutsche, in die sich dann auch noch Pansy Parkinson quetschte.
Harry verabschiedete sich herzlich von Ron und Hermine, nahm das eingepackte Weihnachtsgeschenk entgegen, nicht ohne sich noch einmal das Versprechen abringen zu lassen, es auch wirklich erst an Weihnachten zu öffnen. Harrys Geschenke hatten die beiden schon ihn ihren Koffern sicher verstaut.
Der Schwarzhaarige sah noch zu, wie die Kutschen Hogwarts verließen und Richtung Hogsmead fuhren, dann erst drehte er sich um und ging zurück ins Schloss. Als er in die beinahe menschenleere Große Halle trat fühlte er sich seltsam verloren, obwohl er es doch gewohnt war, die Ferien allein zu verbringen. Doch dieses Jahr fiel es ihm schwerer als sonst, wurde er jetzt doch nicht mehr abgelenkt und konnte so ungehindert an das letztjährige Weihnachtsfest und Sirius denken.
Mitten in Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie Remus Lupin zu ihm trat; erst als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte, blickte er auf. "Na, Harry, warum so traurig?", fragte sein Freund und Professor ihn und lächelte aufmunternd. Harry lächelte zurück, zwar etwas zittrig aber immer hin. "Ich musste an letztes Jahr Weihnachten denken", erklärte er leise und hätte sich am liebsten gleich geohrfeigt, als er sah, wie der fröhliche Gesichtsausdruck des älteren Mannes schwand und unglaublich viel Schmerz und Trauer Platz machte.
"Tut mir leid, Remus!", entschuldigte sich der schwarzhaarige Junge sofort. "Für dich ist es schließlich viel schlimmer und ich wollte ni-"
Remus unterbrach ihn, indem er eine Hand leicht über Harrys Mund legte. "Es ist schon in Ordnung, Harry. Wusstest du, dass Sirius schon Anfang des Jahres das diesjährige Weihnachtsfest plante? Er wollte mit dir verreisen, konnte sich aber überhaupt nicht entscheiden, wohin und ist uns allen damit furchtbar auf die Nerven gegangen. Wenn ich gewusst hätte, dass er... dass er stirbt hätte ich damals nicht so harte Worte benutzt, aber du kennst ihn ja. Er konnte schon ein wenig... nervtötend sein. Elender Dickschädel, der er war. Immer wollte er seinen Kopf durchsetzen, dieser Idiot." Remus' Stimme war immer leiser geworden, hatte aber nichts desto trotz sehr liebevoll geklungen.
"Du hast ihn sehr... gern gehabt, nicht wahr?", fragte Harry genau so leise nach. Sein älterer Freund lächelte nur unergründlich, während es in seinen Augen leicht feucht schimmerte.
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4. Kapitel - Ende
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Sorry!! Schon wieder nur so kurz... Ursprünglich war das 4. Kapitel um einiges Länger, um nicht zu sagen zu lang. Deshalb hab ich hier getrennt, das war noch die beste Möglichkeit, ohne einen gemeinen Cliffhanger einzubauen ^_^
