*** Amleth, danke für's Review!!! Solange ich weiß, daß jemand diese Geschichte liest (und wenn es nur einer ist), werde ich gerne weiter übersetzen! Dann weiß ich, daß die Arbeit nicht umsonst ist. Danke!! ***

Die Sonne ging bereits unter, als ein einsamer Reiter mit hoher Geschwindigkeit in Gondor eintraf. Er war von weit her gekommen, nicht nur um der Hochzeitszeremonie beizuwohnen, sondern auch um einen guten Freund wiederzusehen. Endlich die Tore Minas Tiriths erreichend, zwang er sein Pferd sanft dazu langsamer zu laufen. Die Winkel seines Mundes bewegten sich kaum merklich um ein winziges Lächeln zu formen, als er Menschen die Straßen und Häuser für die riesigen Festivitäten, die morgen beginnen sollten, schmücken sah. Langsam betrat er die Stadt.

Er kam nicht weit, bis etwas seine Aufmerksamkeit erweckte. Eine kleine Gruppe von Reitern kam die Straße entlang geprescht und rief den Menschen zu, Platz zu machen. Der einzelne Reiter bewegte sein Pferd zur Seite der Straße wie alle anderen auch, aber als die Gruppe an ihm vorbei kam, trafen seine Augen die von einem der anderen. Augen, die ihm wohl bekannt waren.

"Wartet!" befahl der männliche Mensch seinen Kameraden und brachte sein großes, dunkles Pferd genau neben dem Reiter, der gerade in Minas Tirith angekommen war, zum Stehen.

"Aber wir müssen..." fing einer der anderen zwei Männer an, wurde aber durch eine Handbewegung des Mannes, der sie hatte anhalten lassen, zum Schweigen gebracht.

"Welch eine Freude, dich zu sehen, Legolas mein Freund," sagte Aragorn während der männliche Elb eine respektvolle Bewegung mit dem Kopf machte, um zurück zu grüßen.

"Seid ihr in Not?" fragte Legolas und sah kurz zu den anderen beiden Männern, deren Gesichter besorgte und ungeduldige Ausdrücke an den Tag legten. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf Aragorns Gesicht aus.

"Du bist noch nicht einmal richtig angekommen und bietest bereits deine Hilfe an, nach so einer langen und anstrengenden Reise?" fragte er neckend.

"Selbstverständlich. Also, was ist es, das euch Sorge bereitet?" verlangte Legolas zu wissen.

"Boromir und seine Verlobte, Lady Aerilyn, sind diesen Mittag zu einem Ausritt aufgebrochen. Sie sind bis jetzt noch nicht zurück gekehrt und die Sonne geht bereits unter."

"Verzeiht mir, Aragorn, aber wir verschwenden kostbare Zeit," gab einer der beiden anderen Reiter zu bedenken.

"Ihr sprecht wahre Worte, Lord Atalar. Laßt uns gehen," sagte Aragorn, seine Augen immer noch mit denen von Legolas verbunden.

"Ich werde mich euch anschließen," sagte der Elb sofort und so trieb die Gruppe, die jetzt aus vier Männern bestand, ihre Pferde wieder an.

Es war wenige Stunden später und bereits dunkel, als sie den ersten Hinweis fanden. Sie hatten die Gruppe aufgeteilt, Atalar bei Aragorn lassend während Legolas und Faramir jeweils alleine ritten, aber sie blieben stets in Hörweite.

"Was ist?" wollte Aragorn wissen, als Atalar plötzlich von seinem Pferd sprang und auf dem Waldboden niederkniete. Er hob ein Stück Stoff von violetter Farbe auf.

"Das gehört meiner Schwester," sagte er, sich wieder erhebend und das Kleidungsstück Aragorn zeigend.

"Es ist zerrissen," stellte Aragorn fest. Atalar nickte nur und erklomm eilig sein Pferd.

Legolas bremste sein Pferd als er eine kleine Lichtung erreichte. Seine Augen hatten etwas eingefangen, das seine Aufmerksamkeit erregte; etwas, das im Gras lag, weich schimmernd, obwohl es recht dunkel war. Er stieg ab und näherte sich ihm, langsam zuerst, aber als er erkannte, daß es ein menschlicher Körper war, beschleunigte er seine Schritte.

Sie lag auf ihrer Seite und bewegte sich nicht. Ihre blasse Haut, die einen scharfen Kontrast zu ihrem sehr dunklen, langen Haar bildete, reflektierte sanft den Mondschein. Legolas kniete neben ihr nieder und rollte sie vorsichtig auf den Rücken, ihrer Blöße keine große Beachtung schenkend. Er schluckte, als er den Dolch entdeckte, der tief in ihre Brust getrieben worden war. Das dunkle Blut, das aus der Wunde kam, war noch eher frisch, der Angriff konnte also noch nicht so lange her sein. Legolas sah sich beunruhigt um, bereit, seine Waffe zu ziehen, aber die Wälder blieben still. Er sah hinab zu der jungen Frau und hob dann erneut den Kopf, um nach den anderen zu rufen. Er wollte gerade die Frau und ihre Wunde genauer untersuchen, als Atalar vor Schmerz aufschrie und neben dem reglosen Körper seiner Schwester auf die Knie fiel. Als er ihren Namen sprach und ihr Gesicht berührte, öffnete sie plötzlich ein Stückchen ihre Augen. Sie mußte sehr kämpfen, schaffte es aber, sie für eine kurze Weile offen zu halten.

"Lyn... Sprich, was ist dir zugestoßen?" fragte Atalar sanft, ein Hand über ihre blasse Wange streichend.

"Boromir..." flüsterte sie erschöpft und blinzelte mit großer Anstrengung. Bevor sie ein weiteres Wort herausbringen konnte, hustete sie ein wenig Blut hoch und schloß dann ihre Augen, unfähig sie erneut aufzuschlagen. Legolas streckte eine Hand aus, doch bevor er ihren Hals erreichte, stieß Atalar ihn so heftig, daß er fast auf seinen Rücken fiel.

"Faß sie nicht an, Elb!" rief er.

"Ich wollte bloß..."

"Ich sagte, faß sie nicht an! Und wende deine Augen von ihr ab! Ihr alle!" unterbrach Atalar ihn und eilte sich, seinen Umhang abzustreifen und Aerilyns nackten und verletzten Körper damit zu bedecken.

"Wir müssen Boromir finden," sagte Faramir und wollte wieder auf seinem Pferd aufsitzen, wirbelte dann aber herum als er Atalar sagen hörte: "Wir müssen ihn sehr schnell finden, damit ich ihn für das, was er getan hat, bezahlen lassen kann."

"Wovon redet Ihr?!" zischte Faramir.

Atalar funkelte ihn an, Tränen standen in seinen dunklen Augen. Er erhob sich während er sprach, seine Stimme voller Schmerz und Haß.

"Boromir hat meine Schwester offensichtlich benutzt und sie dann rücksichtslos ermordet!"

"Dafür habt Ihr keinerlei Beweise!" erwiderte Faramir wutentbrannt.

"Keine Beweise sagt Ihr?! Sie sind ganz alleine ausgeritten, niemand sonst, der es getan haben könnte, war bei ihnen! Das letzte Wort meiner Schwester war Boromir!"

"Der Name des Mannes, der ein guter Ehemann für sie sein wollte," sagte Faramir.

"Der Name des Mannes, der ein Mörder für sie war! Bin ich denn der einzige, der die Wahrheit erkennt?!" rief Atalar. "Es ist Boromirs Dolch, der meiner Schwester den Tod gebracht hat! Ist das nicht Beweis genug?!"

"Atalar, beruhigt Euch," sagte Aragorn, aufrichtiges Mitgefühl in seiner Stimme.

"Nein! Boromir hat nicht nur meine Schwester mit dieser entsetzlichen Tat entehrt, sondern auch meine gesamte Familie! Ganz Katalla! Und Ihr müßt zugeben, ganz Gondor ebenfalls! Er verdient, durch meine Hand zu sterben!"

"Dann müßt Ihr zuerst mich töten! Kommt und versucht es!" schrie Faramir und zog sein Schwert.

"Hört auf jetzt!" rief Aragorn und trat zwischen die beiden.

"Es ist noch nicht zu spät!" sagte Legolas plötzlich und lenkte die Aufmerksamkeit aller drei Männer prompt auf sich. Er sah Atalar in die Augen und fuhr fort.

"Eure Schwester ist noch am Leben, sie ist nur ohnmächtig. Wenn wir schnell reiten und sie zu den besten Heilern bringen wird sie vielleicht überleben. Ihr Herz ist jung und stark."

Aragorn nickte.

"Ich werde sie mit mir nehmen, mein Pferd ist das schnellste."

Atalar protestierte nicht, als Aragorn schließlich im Sattel saß, Aerilyns schlaffen, in Atalars Umhang geborgenen Körper sicher in seinen Armen haltend.

"Wir werden wieder in Minas Tirith zusammentreffen. Legolas, paß auf, daß diese zwei sich auf eurem Rückweg nicht gegenseitig umbringen."

"Ja, Aragorn. Viel Glück," erwiderte Legolas.

"Wir werden es brauchen," antwortete Aragorn und war eine Sekunde später verschwunden.