*** Erst einmal ein dickes Dankeschön für die Reviews!! *freu* Wäre cool, wenn ihr mir weiterhin eure Meinung mitteilt, ich bin auch immer offen für konstruktive Kritik! Aber gegen Lob habe ich auch nichts... ;o)

Jetzt kommt erstmal ein "Boromir-Kapitel" (und zwar ein kitschiges! Aber es ist ja auch eine Liebesgeschichte...). Im nächsten Kapitel geht es dann um Legolas und Aragorn. Und dann wieder um Boromir, und so weiter... Ach ja, die Zeichen // sind immer vor und nach einer Rückblende. Viel Spaß beim Lesen! ***

Boromir wußte nicht, wie lange sie nun schon unterwegs waren. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit und er fühlte sich mit jeder verstreichenden Minute elender. Er hatte furchtbare Dinge gesehen in seinem Leben, er hatte entsetzliche Schmerzen erfahren, sowohl körperlich als auch seelisch, er hatte viele überwältigende Emotionen durchlebt, positive wie negative. Aber was er jetzt fühlte war neu für ihn. Er war vollkommen hilflos, ein Umstand, der noch nie zuvor Besitz von ihm ergriffen hatte. Es machte ihn wahnsinnig, daß er nichts tun konnte, außer sitzen, warten und hoffen. Er war ein Mann der Taten, und ganz gleich, womit das Schicksal ihn konfrontiert hatte, er hatte stets die nötigen Maßnahmen ergriffen um das Leben seines Volkes, und damit sein eigenes Leben, zum Besseren zu wenden. Sein Herz war tapfer und er hatte keine Furcht vor Schmerzen und dem Tod. Aber der Gedanke daran, nicht eingreifen zu können, nichts unternehmen zu können, machte ihm Angst.

Nach einigen weiteren Stunden, die Boromir wie Tage vorkamen, beschloß die Truppe der Entführer ein Lager aufzuschlagen. Jemand zog ihn von dem Pferd und zerrte ihn mit grober Entschlossenheit ein kurzes Stück, bis er Boromir schließlich runter auf die Knie drückte.

"Nimm dich in acht, Boromir von Gondor," sprach der Mann mit drohender Stimme, "Wir werden dich die ganze Zeit im Auge behalten. Falls du versuchen solltest zu fliehen, ich schwöre dir, dann wirst du den qualvollsten Tod sterben, den du dir vorstellen kannst."

Boromir hörte den Mann zu den anderen gehen, die offensichtlich angefangen hatten, ein Lagerfeuer zu machen. Sie waren nicht sehr nah, aber auch nicht wirklich weit weg. Er wußte, daß es eine sehr närrische Idee sein würde, einen Fluchtversuch zu starten, also blieb er einfach auf dem kalten Boden sitzen und lauschte dem Knistern des Feuers und den Stimmen der Menschen, die ihn seiner Heimat entrissen hatten.

Wieder kam es ihm wie ein niemals endender Moment vor, bis plötzlich einer der Männer zu ihm zurück kam.

"Leg dich hin und schlaf," befahl er. Boromir reagierte nicht. Er konnte sie nicht bekämpfen, aber das hieß nicht, daß er machen mußte, was sie von ihm verlangten. Er würde nicht gehorchen. Er würde ihnen nicht erlauben, ihm das letzte bißchen seiner Würde zu nehmen.

"Leg dich hin, sagte ich! Wir haben morgen noch einen langen Weg vor uns!" schrie der Mann wütend und gab Boromir einen starken Stoß, der ihn auf die Seite fallen ließ, aber er setzte sich nur Sekunden später wieder auf.

Boromirs Trotz wurde mit einem heftigen Schlag ins Gesicht beantwortet. Ein scharfer Schmerz explodierte in seiner Nase und er fühlte Blut von seinen Nasenlöchern bersten. Aber er blieb in Position, nicht bereit sich zu unterwerfen, sehr zum Ärger des Mannes, der auf ihn einschlug.

"Du adeliger Bastard!" schrie er aus purem Haß und trat Boromir in den Bauch. "Leg dich hin und ruh dich aus!"

Boromir versuchte, die Schmerzen zu ignorieren und bemühte sich, das Gleichgewicht zu halten während er zusammengeschlagen wurde, aber einen Moment später brach er durch einen weiteren, sehr starken Tritt zusammen. Die Pein fand kein Ende, auch jetzt nicht, wo er besiegt am Boden lag.

"Hör auf! Willst du ihn umbringen?!" rief ein anderer Mann von etwas weiter weg.

"Warum nicht?!" war die wutentbrannte Antwort, begleitet von noch einem Tritt.

"Nicht jetzt! Nicht hier! Und jetzt hör endlich auf!"

Boromir wurde auf dem Boden liegend zurückgelassen, Flammen des Schmerzes durch seinen Körper leckend. Er bewegte sich nicht und lag einfach ganz still da, die kalten Grashalme die Haut seines Gesichtes kitzeln spürend, das bereits mit Blutergüssen anzuschwellen begann. Er konzentrierte sich auf dieses sanfte und zarte Gefühl und auf die lieblichen Erinnerungen, die dieses Gefühl mit sich brachte. Vielleicht konnten sie ihm helfen, die Schmerzen und Demütigungen zu vergessen...

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Grashalme kitzelten seine nackte Haut, die kühle Brise des Windes wehte über seinen Körper, aber ihm war nicht kalt. Ihre zärtlichen Liebkosungen und liebevollen Küsse wärmten ihn, brachten seinen ganzen Körper dazu, vor Leidenschaft zu glühen. Ihre Haut war so weich, ihr Körper so zierlich. Er inhalierte ihren süßen Duft, genoß ihren himmlischen Geschmack und labte sich an dem Gefühl ihrer Haut auf seiner. Er wußte, sie war jung, aber sie bewies ihm, daß sie in der Tat kein Kind mehr war. Ganz und gar nicht.

Sie beide hatten nicht gewollt, daß es passiert. Nicht jetzt, ein Tag vor ihrer Hochzeit. Sie beide wußten, daß es nicht richtig war. Daß sie warten mußten. Sie beide hatten nicht damit gerechnet, daß letztendlich ihr Verlangen stärker sein würde als ihre Vernunft...

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Das alles war seine Schuld. Wenn er seinen Bruder Faramir und seinen Cousin Ghorid mitgenommen hätte, wie sein Vater es gewünscht hatte, wäre dies alles niemals passiert. Sie waren beide großartige Kämpfer und gemeinsam mit ihnen hätte er Aerilyn beschützen können. Wenn ihr etwas zugestoßen war, würde er sich selbst für alle Zeiten hassen.

Das Blut, das in und aus seiner Nase lief, begann langsam zu trocknen und erschwerte ihm zusätzlich das Atmen, aber er merkte es fast gar nicht. Die Erinnerungen allein füllten seine Gedanken. Alles, woran er denken konnte, war ihr hübsches Gesicht, ihre liebliche Stimme, ihre seidige Haut. Und ihr Lachen, das sein Herz zum Schmelzen brachte. Er fürchtete, daß er es niemals wieder hören würde.

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"Dieser Ort ist wahrhaftig wunderschön," sagte Aerilyn überwältigt.

"Nichts im Vergleich zu deiner Schönheit," erwiderte Boromir. Sie errötete ein wenig und lächelte schüchtern. Sie ritten für eine Weile nebeneinander her, bis sie schließlich sagte: "Können wir schneller reiten, mein Lord? Ich bin nicht auf einem Pferd gesessen seit unserer Ankunft in Gondor."

Als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah fügte sie hinzu: "Ich versichere Euch, ich bin eine ausgezeichnete Reiterin. Ich werde nicht stürzen."

"Ich möchte nicht, daß du dir weh tust."

"Ich werde nicht stürzen," wiederholte sie etwas beleidigt. "Laßt es mich beweisen. Oder habt Ihr Angst, daß meine Reitkünste besser sein könnten als Eure?"

Er lachte und sagte: "Das glaube ich kaum, meine Liebste. Ich bin sehr erfahren auf diesem Gebiet."

"Ist das so? Das will ich sehen. Laßt uns vergleichen," sagte sie neckend, ein kleines Grinsen auf dem Gesicht.

Für eine Sekunde war er sprachlos, aber dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

"Wie Ihr wünscht, meine Dame, wir..."

Er hatte noch nicht einmal seinen Satz beendet, als sie auf ihrem Pferd davon preschte, einen verdutzten Boromir hinter sich lassend. Er beschloß, ihr einen Vorsprung zu geben, damit sie im Vorteil war. Er würde sie sowieso schnell wieder einholen, da war er sich ganz sicher. Als sie schließlich hinter eine Gruppe von Bäumen verschwand und er sie aus den Augen verlor, trieb er sein Pferd hinter ihr her.

Plötzlich ertönte ein Schrei, der große Besorgnis in seinem Herzen aufquellen ließ. Er ritt so schnell wie er konnte und eilte sich, von seinem Pferd zu steigen, als er sie auf dem Boden liegend entdeckte.

"Aerilyn!" rief er, als er neben ihr auf die Knie gefallen war, befürchtend, daß sie von dem Sturz schwer verletzt sein könnte. Ihre Augen waren geschlossen und sie rührte sich nicht. Er sagte erneut ihren Namen, und wieder gab sie keine Reaktion. Vorsichtig schob er seine Arme unter ihren Körper und hob sie mit Leichtigkeit hoch, als er sich wieder aufrichtete.

"Dafür, daß Ihr ein ach so erfahrener Krieger seid, kann man Euch recht leicht hereinlegen," sagte sie plötzlich, ihren Kopf anhebend und ihn mit einem amüsierten Glitzern in den Augen ansehend.

Er wollte etwas erwidern, aber für einen Moment war er so verdattert, daß er kein einziges Wort herausbrachte. Dann fing er an, sich zornig zu fühlen, da sie tatsächlich geschafft hatte, ihn an der Nase herumzuführen. Aber letztendlich war die große Erleichterung am stärksten und er konnte nicht anders als sie weiter auf den Armen zu halten und zu küssen. Während er sie langsam zurück auf den Boden legte, den Kuß nicht unterbrechend, schloß sie ihre Arme um seine Nacken und zog ihn zaghaft noch näher an sich. Nach einigen Momenten voller Zärtlichkeit löste er sich wieder von ihren Lippen und wich ein Stückchen zurück, so daß er ihr Gesicht sehen konnte. Als er seinen Arm bewegte, um mit einer Hand durch ihr lockiges Haar zu fahren, fiel eine Kette aus dem Ausschnitt seines Hemdes und fing an, vor ihrem Gesicht sanft hin und her zu schwingen. Vorsichtig nahm sie das Amulett, das an der Kette befestigt war, in die Hand und sah es sich genauer an. Er beobachtete sie schweigend.

"Dies ist wundervoll," sagte Aerilyn schließlich.

"Es gehörte meiner Mutter," erklärte er, seine Stimme leise. Sie sah auf zu ihm, den Anhänger immer noch in ihrer Hand.

"Erzählt mir von ihr," verlangte sie mit einem sanften Ton in ihrer Stimme.

"Da gibt es nicht viel zu erzählen," sagte Boromir und räusperte sich, als seine Stimme anfing heiser zu werden. Als Aerilyn nichts erwiderte, sondern ihn weiterhin erwartungsvoll anblickte, fuhr er fort.

"Ihr Name war Finduilas und sie war die Tochter von Adrahil, Fürst von Dol Amroth. Sie war sehr hübsch und warmherzig, meinem Vater eine gute Ehefrau und Faramir und mir eine gute Mutter."

"Wann ist sie gestorben?"

"Ich war zehn, Faramir vier."

"Es muß hart für Euch gewesen sein."

"Es war mein Vater, der am meisten gelitten hat." Boromir nahm abrupt das Amulett aus Aerilyns Hand und ließ es wieder in seiner Kleidung verschwinden.

"Ich entschuldige mich dafür, daß ich gefragt habe. Ich habe kein Recht so unverblümt zu sprechen, bitte vergebt mir," sagte Aerilyn und bewegte ihren Kopf zur Seite, um seinem Blick zu entgehen.

"Aerilyn...," sagte er mit einem Seufzen und zwang sie sanft dazu, ihn wieder anzusehen, "du darfst mich fragen, was immer du wünscht zu fragen. Und ich werde immer ehrlich zu dir sein. Sag mir, daß du weißt, daß ich die Wahrheit sage."

"Ja, mein Lord. Ich weiß, Ihr werdet mich mehr als gut behandeln."

"Bitte, nenn mich bei meinem Namen," bat er, seine Hand immer noch auf der Seite ihres Kopfes ruhend.

"Boromir," sagte sie mit einem zaghaften Lächeln, eine Haarsträhne von seinem Gesicht streichend. Er lächelte zurück und sie schloß ihre Augen, als er sich hinunter beugte und seine Lippen auf die ihren drückte um sie hingebungsvoll zu küssen. Diesmal war der Kuß inniger und er zog sie in einer liebevolle Umarmung nah an seinen Körper. Ihr Herz begann zu rasen, da sie niemals zuvor auf diese Art und Weise geküßt worden war. Als er sie sanft gegen seine Lippen stöhnen spürte, schob er eine Hand unter ihre Kleidung und ließ sie zärtlich über ihren nackten Rücken streichen, ihr eine Gänsehaut bereitend.

"Was, wenn jemand vorbei kommt?" fragte sie plötzlich atemlos.

"Niemand wird kommen," erwiderte Boromir, ihr Gesicht küssend.

"Woher wollt Ihr das wissen?"

Er wich erneut zurück und sah ihr in die Augen.

"Du brauchst dich nicht zu fürchten," sagte er, meinte allerdings nicht die Leute, die sie womöglich entdecken konnten. "Ich werde dir nicht weh tun. Niemals."

"Ich weiß," erwiderte sie, "Aber wir sind noch nicht verheiratet. Wir müssen warten."

"Wir werden in weniger als nur einen Tag verheiratet sein. Ich bin es leid zu warten..."

Er beugte sich wieder hinunter und fuhr sanft mit den Lippen über die empfindliche Haut ihres Halses. Sie schloß die Augen und genoß das schöne Gefühl.

"Ich auch. Ich will ganz und gar Euer sein," sagte sie und fügte dann in einem Flüstern hinzu: "Ich möchte Euch Freude bereiten, aber ich weiß nicht wie."

"Sorge dich nicht, Aerilyn. Ich werde es dir zeigen," sagte er und versiegelt dann, bevor sie etwas erwidern konnte, ihren Mund mit einem leidenschaftlichen Kuß.

Das Verlangen übernahm schnell die Kontrolle, und so fuhren sie fort, keinerlei Gedanken daran verschwendend, daß sie noch nicht verheiratet waren oder von jemandem entdeckt werden könnten. Und die Grashalme kitzelten ihre Haut während sie sich liebten...

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Die klaren Erinnerungen verwandelten sich langsam in verschwommene Bilder als er anfing, sich schwindelig zu fühlen, da er nicht genügend Luft zum Atmen bekam. Er kämpfte dagegen an, aber das getrocknete Blut blockierte seine Nase und er spürte, daß er bald ersticken würde. Als er begann sich, in dem Versuch den Knebel loszuwerden, heftig zu bewegen, zog er auf der Stelle die Aufmerksamkeit der Entführer auf sich. Er hörte noch nicht einmal, daß einer der Männer zu ihm kam, zu sehr war er mit seinem Todeskampf beschäftigt. Sobald der Mann ihn von dem Knebel befreit hatte, inhalierte Boromir tiefer, als er es vertragen konnte. Das plötzliche und massive Einatmen ließ ihn heftig husten und die kalte Luft schickte einen stechenden Schmerz seine Kehle hinunter, bis in die Lungen. Als er sich wieder beruhigt hatte und etwas kontrollierter atmete, sprach der Mann zu ihm.

"Wenn ich nur ein Wort von deinen Lippen höre, werde ich dir die Zunge aus dem Mund schneiden."

Wissend, daß die Drohung ernst gemeint war, blieb Boromir still auf dem Boden liegen, aber seine besorgte und gequälte Seele fand diese Nacht keinen Schlaf.