*** Dieses Kapitel besteht zum größten Teil aus Rückblenden. Ich hoffe, es ist nicht zu verwirrend. Viel Spaß beim Lesen! ***

Die Augen wieder verbunden und die Hände gefesselt, das Seil um seine Handgelenke fester und schmerzhafter als vorher, ließ Boromir die Zeit, die Aerilyn in Gondor gewesen war, Revue passieren. Die zwei Wochen die sie mehr oder weniger zusammen verbracht hatten bevor der Anschlag sie voneinander fortgerissen hatte. Bloß zwei Wochen. Es war eine so kurze Zeit, jetzt wo er darüber nachdachte. Und am Anfang hatten sie nichts anderes getan als sich zu streiten. Was für eine Verschwendung kostbarer Zeit. Vielleicht würde er sie niemals wieder sehen und diese zwei Wochen würden alles sein, was von ihrer Beziehung übrig blieb. Es lag ihm schwer auf dem Herzen, daß die Hälfte seiner Erinnerungen, die er von ihrer gemeinsamen Zeit hatte, von häßlichen Worten und haßerfüllten Blicken die sie einander an zugeworfen hatten dominiert wurden. Er wünschte, er könne ungeschehen machen, was er zu ihr gesagt hatte als er von seinem arroganten Zorn getrieben wurde. Er wünschte, er könne die Zeit zurückdrehen und zwei Wochen voller Freude mit ihr verbringen. Keine Tränen, keine Streitereien, keine verletzten Gefühle...

//

"Ich habe es mir nicht ausgesucht, dich zu meiner Frau zu nehmen! Es war schließlich nicht ich, der diese absurde Heirat arrangiert hat!" explodierte Boromir, nicht fähig, seine Wut noch länger zu kontrollieren.

"Ich war es auch nicht!" schoß Aerilyn zurück, ein zorniges Funkeln in ihren Augen. "Denkt Ihr etwa, ich sehne mich danach einen Mann zu heiraten, der doppelt so alt ist wie ich?!"

Sie sah, daß er die Zähne zusammenpreßte und ihr mit einem ziemlich geschockten Ausdruck in die Augen starrte. Niemals zuvor hatte sie ihn angeschrien sondern war immer von ihm eingeschüchtert gewesen. Es war das erste Mal, daß sie sich gegen ihn verteidigte und zurückschlug anstatt seine aggressiven Ausbrüche still zu tolerieren. Ihr unerwartet feindliche Reaktion hatte ihn völlig überrumpelt.

"Ich wünsche nicht Euch zu beleidigen, Lord Boromir, aber Ihr seid alt genug mein Vater zu sein," fügte sie etwas leiser, aber immer noch wütend hinzu.

"Ich weiß," preßte er hervor, "du mußt mich nicht darüber unterrichten."

Eine unangenehme Stille entstand zwischen ihnen und als Boromir es nicht mehr ertragen konnte, hob er seine Stimme und sagte:

"Ob wir es mögen und nicht, wie werden bald verheiratet sein. Und ich erwarte von dir, deine Ablehnung dagegen nicht in der Öffentlichkeit zur Schau zu tragen. Ich bin der Sohn des Truchseß und ich habe Leute anzuführen. Ich brauche eine Gemahlin an meiner Seite, zu der mein Volk aufschauen kann und die mich unterstützt, nicht ein kleines Mädchen das sich mir gegenüber aufsässig verhält."

"Ich bin auch ein Nachkomme eines Truchseß! Hört auf Euch zu benehmen als wäret Ihr höher gestellt als ich! Ich verdiene Euren Respekt!" schnappte Aerilyn. Boromir konnte nicht anders als über ihre letzte Bemerkung in leichtes Gelächter auszubrechen.

"Ich finde das überhaupt nicht zum Lachen!" rief sie verärgert und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Naja, ich schon," sagte er, immer noch kichernd.

"Ihr müßt mich ernst nehmen," verlangte Aerilyn. "Wenn Ihr eine Gemahlin wollt die Euch unterstützt, dann müßt Ihr mich mit Respekt und Achtung behandeln."

Er wurde vom einen auf den anderen Moment wieder ernst und durchbohrte sie mit einem Blick, der physischen Schmerz in ihr hervorrief.

"Ich behandele dich angemessen. Solange du dich so eigenartig verhältst wie du es zur Zeit tust verdienst du keine bessere Behandlung," sagte er mit einer harten Stimme.

Sie öffnete den Mund um etwas zu erwidern, aber seine Grobheit machte sie sprachlos. Sie schloß ihren Mund wieder und richtete den Blick zum Fußboden damit er nicht sehen konnte, wie tief verletzt sie war.

"Ich schlage vor, ich lasse dich jetzt alleine damit du darüber nachdenken kannst, was ich dir gerade gesagt habe. Vielleicht wirst du dazu in der Lage sein die Bedeutung meiner Worte zu begreifen, wenn du dich wieder beruhigt hast," hörte sie ihn sagen, seine Stimme arrogant und verletzend.

"Ich bin nicht dumm," erwiderte sie still, ihre eigene Stimme brüchig werdend.

"Ich hoffe, das wirst du mir eines Tages beweisen können," antwortete er kalt.

Aerilyn spürte Tränen in ihre Augen steigen. Egal was sie sagte, er hatte stets eine Antwort parat die sie wie ein Idiot dastehen ließ. Er schaffte es, daß sie sich wertlos fühlte.

"Wir werden morgen weiterreden. Ich sehe keinen Sinn darin, diese Konversation im Moment fortzusetzen," sagte Boromir.

"Ich auch nicht," sagte Aerilyn mit einer sehr leisen Stimme und hob eine Hand zu ihrem Gesicht, um schnell eine einzelne Träne wegzuwischen, die ihrem Auge entflohen war obwohl sie ihr bestes tat, sich zusammenzureißen. Sie würde lieber sterben als vor den Augen dieses furchtbaren Mannes in Tränen auszubrechen.

"Schlaf gut," sagte er mit steifer Höflichkeit und verließ den Raum.

//

//

"Guten Morgen, Aerilyn," sagte Boromir nachdem er sie in einem der großen Ställe entdeckt hatte. Er bemühte sich, seine Stimme freundlicher als gewöhnlich klingen zu lassen, aber scheiterte offensichtlich. Aerilyn wandte sich von dem braunen Pferd bei dem sie war ab und funkelte ihn mit dunklen Augen böse an.

"Sagt es einfach und laßt mich dann allein!" spuckte sie aus, an dem Striegel herum nestelnd, den sie in einer Hand hielt.

"Was sagen?" fragte er, lehnte ich gegen einen der Pfeiler und kreuzte die Arme vor der Brust. Seine Lippen formten ein kleines Lächeln als er ihre Gesichtszüge etwas genauer einfing. Sie war hübsch, wenn sie wütend war.

"Naja," fing sie an und fuhr dann mit einer plötzlichen Veränderung ihrer Tonlage fort, Boromirs Stimme beinahe perfekt nachäffend. "Aerilyn, du dummes kleines Ding, was tust du denn da?! Es ziemt einer Dame nicht, in den Ställen zu arbeiten! Willst du, daß mein Volk hinter unserem Rücken über uns lacht?! Ich brauche eine Gemahlin, die mich unterstützt, die sich den ganzen Tag lang im Haus versteckt und nichts macht außer an Stickereien arbeiten und hübsch aussehen, keine Gemahlin die sich mir gegenüber aufsässig verhält und ihre Tage damit verbringt, den Stallburschen zu helfen!"

"Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du mit mir einen Spaziergang machst," sagte Boromir ruhig als sie fertig war. Er konnte leugnen, daß er zufrieden war als sie errötete, aber er zeigte es nicht. Langsam wurde er ihrer Streitereien müde. Das mußte aufhören, immerhin war sie seine Verlobte und er wollte nicht eine Frau haben, die ihn abgrundtief haßte.

"Oh," sagte Aerilyn überrascht und drehte sich wieder zu dem Pferd, um das sie sich kümmerte, um ihre Verlegenheit über ihren Ausbruch zu verbergen.

"Kommst du?" fragte er die Rückseite ihres Kopfes. Er konnte sie seufzen hören, aber es war schwierig die Art des Seufzers zu bestimmen. Er konnte nicht sagen, ob sie wütend, erleichtert, verunsichert oder etwas anderes war, ohne ihr Gesicht zu sehen. Boromir verlagerte sein Gewicht auf sein anderes Bein und biß auf seine Unterlippe. Nach einem Moment quälender Stille seufzte auch er und zwang sich das Wort zu sagen, das er niemals zuvor zu ihr gesagt hatte, nicht ein einziges Mal.

"Bitte."

Aerilyn drehte sich wieder um, um ihn anzusehen.

"Und, war das jetzt so schwer?" wollte sie mit einem neckischen Lächeln wissen und hob ihre Augenbrauen.

"Ich warne dich, treib es nicht zu weit," erwiderte Boromir düster.

"Oder was?" fragte sie, den Striegel zur Seite legend. Boromir öffnete den Mund um ihr zu sagen, daß sie in großer Gefahr war, die Grenze zu überschreiten indem sie seinen Geduldsfaden zum Reißen brachte, aber entschied dann, es lieber sein zu lassen.

"Laß uns gehen, oder es wird dunkel sein wenn wir fertig sind mit unserer... Diskussion," sagte er nur, sein Bestes versuchend dem Drang zu widerstehen, ihr die Standpauke ihres Lebens zu halten. Anstatt sie zurechtzuweisen bot er ihr seinen Arm an. Sie zögerte für einen Moment, näherte sich ihm aber schließlich und hakte sich bei ihm ein, ihre Berührung leicht und schüchtern.

"Und wohin wollt Ihr mich bringen?" fragte sie neugierig, ihre Laune plötzlich wieder besser. Vielleicht würde dies alles sich doch nicht als so furchtbar herausstellen, wie er es zuerst befürchtet hatte. Sie mochte jung, eigenwillig und aufsässig sein, aber wenigstens schaffte sie es immer wieder ihn zu überraschen. Und eine Sache die er verabscheute war Langeweile, ein Status, der wohl niemals Kontrolle über sein Leben erlangen würde, solange diese unvorhersehbare Frau bei ihm war.

//

//

Sie saßen sich schweigend gegenüber, getrennt durch einen Tisch. Der Raum wurde nur von ein paar Kerzen erleuchtet, die sie beide in ein weiches und schwaches Licht badete. Aerilyn starrte herunter auf ihre Hände, die gefaltet in ihrem Schoß lagen. Sie hatten nicht mehr gestritten seit sie letztens zusammen spazieren gegangen waren, aber es herrschte immer noch eine komische Atmosphäre zwischen ihnen.

"Haben sie dein Hochzeitskleid schon fertiggestellt?" fragte Boromir etwas unbeholfen, aber ihm fiel nichts besseres ein was er hätte sagen können, und er konnte diese ewige Stille einfach nicht ertragen. Aerilyn sah zu ihm auf und nickte langsam.

"Ja, es ist wunderschön," erwiderte sie mit einer leisen Stimme.

"Das glaube ich," sagte Boromir.

Stille.

"Möchtest du morgen einen weiteren Spaziergang machen?" versuchte er noch einmal, eine Unterhaltung zu starten.

"Ja, warum nicht. Es war nett neulich," stimmte Aerilyn zu.

"Ich wünschte bloß, wir könnten gehen ohne von deinem Bruder Atalar begleitet zu werden," sagte Boromir.

"Wir könnten morgen zusammen mit Faramir gehen, wenn Ihr wollt."

"Nein, ich meine ohne irgend jemanden. Wir zwei ganz alleine."

"Das geht jetzt noch nicht, mein Vater würde es nicht erlauben. Das wißt Ihr doch."

Boromir nickte, hob eine Hand zu seiner Schulter und versuchte, den Schmerz aus einem verkrampften Muskel zu reiben.

"Habt Ihr Euch verletzt?" fragte Aerilyn besorgt.

"Nein, nicht wirklich. Ich bin nur ein bißchen steif, das ist alles."

"Zieht Euch aus," sagte Aerilyn und erhob sich.

"W...wie bitte?" stotterte Boromir, sie perplex anstarrend.

"Nicht, was Ihr denkt!" erwiderte Aerilyn mit einem Kichern und errötete leicht. "Wenn Ihr wollt, werde ich Eure Schmerzen ein wenig lindern. Und Ihr braucht nicht Eure Hosen für das ausziehen, was ich vorhabe."

Etwas zögerlich am Anfang, machte er seinen Oberkörper bis auf die letzte Lage frei und sah sie mit einem erwartungsvollen Blick an.

"Na schön, ich denke das wird reichen," seufzte sie als sie realisierte, daß er das letzte Stück Kleidung nicht ausziehen würde, und trat dich hinter ihn. Vorsichtig legte sie ihre Hände auf seine Schultern und begann, ihm eine sanfte Massage zu geben.

"Eure Schultern fühlen sich an, als ob Ihr versuchen würdet, ganz Mittelerdes Last eigenhändig zu tragen," bemerkte sie während sie seinen Rücken und seine Schultern erforschte, die verspannten und gut ausgebildeten Muskeln unter ihren zärtlichen Fingern spürend. Sie konnte auch seine Körperwärme durch den dünnen Stoff spüren, der sie davon abhielt, seine bloße Haut zu berühren. Es fühlte sich unerwartet gut an.

"Du hast Talent," sagte Boromir plötzlich. "Machst du so etwas oft?"

"Naja, ab und zu," antwortete sie in Gedanken und fügte dann eilig hinzu: "Wenn Atalar von seinem Training zurückkommt."

"Du magst deinen Bruder sehr, nicht wahr?"

"Natürlich. Er ist mein Bruder, ich liebe ihn," sagte Aerilyn und bewegte ihre Hände tiefer Boromirs Rücken hinunter. "Ich bin sicher, Ihr liebt Euren Bruder genauso."

"Ja, schon, aber ich massiere ihn nicht wenn er von seinem Training zurückkommt," sagte Boromir. Aerilyn lächelte und arbeitete sich wieder hoch zu seinen Schultern, ihre Berührung fester jetzt.

"Tut es weh?" fragte sie, als er ein winziges Stöhnen verlauten ließ.

"Nein," sagte Boromir, schloß die Augen und konzentrierte sich auf das wundervolle Gefühl ihrer begabten Hände auf seinem Körper. Der Raum wurde wieder von Stille erfüllt, aber diesmal war es angenehm. Nach ein paar Augenblicken spürte er sie mit dem Ausschnitt seines Hemdes spielen, und plötzlich glitten ihre Hände nach vorne zu seiner Brust und fingen an, die Knöpfe zu öffnen. Er blinkte seine Augen wieder auf und sog vor Überraschung einen scharfen Atemzug ein, aber bevor er seine Stimme fand sprach Aerilyn.

"Entspannt Euch," befahl ihre weiche Stimme. "Es wird Euch gut tun."

Ihre Hände wurden unter sein Hemd geschoben, fanden zurück zu seinen Schultern und drückten sie vorsichtig, ihre Finger über seine nackte Haut gleitend.

"Besser?" fragte sie. Boromir machte ein zustimmendes Geräusch und sie arbeitete weiter, seine Haut fest und heiß gegen ihre Finger und Handflächen, die versuchten seine verspannten Muskeln zu lockern. Boromirs Körper entspannte sich nicht so schnell wie der von Atalar es stets tat und Aerilyns Griff wurde fester.

"Au!" rief Boromir als einer ihrer Finger einen scharfen Schmerz in seiner rechten Schulter produzierte.

"Schh! Nicht so laut!" zischte Aerilyn leise. Beide hielten den Atem an und lauschten aufmerksam für ein paar Momente. Gerade, als sie dachten, daß niemand es gehört hatte, näherten sich eilige Schritte Aerilyns Zimmer.

"Oh nein," stöhnte sie und ließ von Boromirs Schultern ab. Bevor Boromir auch nur ein Wort sagen konnte, klopfte es an der Tür.

"Das Fenster," flüsterte sie und durchquerte schnell den Raum.

"Du willst, daß ich da herunterspringe?" fragte Boromir, als er zu Aerilyn getreten war, die eilig das Fenster öffnete. Es sah recht hoch aus von da, wo sie standen.

"Habt Ihr einen besseren Vorschlag?" fragte sie.

"Lyn? Ist alles in Ordnung?" tönte eine männliche Stimme durch die Tür.

"Atalar. Irgendwie wußte ich, daß er es ist," sagte Boromir.

"Er ist ein bißchen überfürsorglich," flüsterte Aerilyn zurück und ging dann zurück zu dem Tisch.

"Mir geht es gut!" rief sie, während sie Boromirs Kleidung aufhob.

"Darf ich hereinkommen?" fragte ihr Bruder. Boromir rollte mit den Augen.

"Ja, in einer Minute! Ich... ich bin nackt!" sagte Aerilyn und kam zurück zu Boromir, der sich bemühte, ein Grinsen zu unterdrücken.

"Was denn?" fragte sie etwas beleidigt, "Mir ist so schnell keine bessere Ausrede eingefallen."

"Meinst du nicht er wird sich fragen warum du nackt warst?"

"Wieso, es ist eine warme Nacht. Und jetzt raus hier. Ich denke nicht, daß es eine gute Idee wäre, Euch im Schrank oder unter meinem Bett zu verstecken."

"Warum nicht?" fragte Boromir.

"Glaubt mir, ich kenne meinen Bruder," erwiderte Aerilyn mit einem Grinsen und warf Boromirs Sachen aus dem Fenster. Sprachlos sah er zu, wie sie hinunter auf die Straße fielen. Dann schüttelte er ungläubig seinen Kopf und seufzte schwer.

"Das ist mit Sicherheit das Lächerlichste, was ich jemals in meinem Leben getan habe," entschied Boromir während er auf die Fensterbank kletterte. Als er Aerilyn kichern hörte sah er zurück zu ihrem Gesicht und entdeckte ein Augenpaar mit dem schönsten Glitzern, das er jemals gesehen hatte. Sie war tatsächlich hübsch, wenn sie wütend war, aber wenn sie fröhlich war, raubte ihr Anblick ihm den Atem.

"Ihr beeilt Euch besser, mein Bruder wird nicht amüsiert darüber sein, Euch halbnackt und mitten in der Nacht in meinem Schlafzimmer vorzufinden," sagte Aerilyn mit einem Grinsen.

Bevor er wußte was er tat, legte Boromir eine Hand um die Rückseite ihres Kopfes und zog sie abrupt an sich. Aerilyns Lächeln verblaßte, ihre Augen weiteten sich und sie keuchte vor Schreck als sie gegen seine breite Brust gedrückt wurde. Bloß eine Sekunde, nachdem er grob ihre Lippen zusammenbracht hatte, brach sie aus seinem Griff und starrte ihn beinahe entsetzt an. Was Boromir nicht wußte war, daß sie nicht über seine plötzliche Annäherung war, sondern über ihre eigenen Gefühle, die er mit diesem schnellen Kuß freigelassen hatte. Es machte alles keinen Sinn, dachte sie. Nur wenige Tage zuvor hatte sie ihn mehr als alles andere gehaßt, und jetzt fühlte sie sich wie elektrisiert durch einen einzigen kurzen und trockenen Kuß von seinen Lippen. Ihr Körper sehnte sich nach mehr. Sie konnte nicht gegen dieses starke Verlangen ankämpfen, egal wie sehr es sie verwirrte und beunruhigte. Gerade, als er sich bei ihr entschuldigen wollte, nahm sie plötzlich sein Gesicht in ihre Hände und brachte ihre Münder zu einer erneuten Kollision. Er fiel beinahe von der Fensterbank hinunter auf die Straße und packte schnell den Fensterrahmen als Halt, während Aerilyn ein Feuer in seinem Herzen entfachte, ihn innig und heiß küssend. Er reagierte mit rauher Leidenschaft, nicht genug von ihren süßen und weichen Lippen bekommend.

"Aerilyn!" zerstörte Atalars Stimme den Moment, gefolgt von einem verärgerten Pochen gegen die Tür.

"Ja, nur eine Sekunde!" rief sie zurück. Sie holte tief Luft und strich ein paar Haarsträhnen nervös hinter ihre Ohren. Ihre Wangen glühten rot und ihr Herz raste so heftig, daß sie fürchtete, selbst Atalat würde es hören, obwohl er noch nicht einmal im Raum war.

"Geht jetzt," flüsterte sie atemlos und streichelte sanft Boromirs rauhe Wange.

"Werden wir uns morgen sehen?" fragte er erwartungsvoll mit einer leisen Stimme. Sie nickte und ihre Lippen formten ein kleines Lächeln.

"Gute Nacht, meine Aerilyn," sagte er und küßte sie ein letztes Mal.

"Gute Nacht, mein Boromir," flüsterte sie glücklich zurück und sah zu, wie er mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Boden landete, seine Kleidung aufsammelte und in der Dunkelheit verschwand.

//

*** Liest überhaupt noch jemand??? Bitte melden, ich brauche Feedback!! Bitteeeee!!!***